Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.11. Im Comtoir des Fabrikherrn Oburn war wenige Monate nach seiner Rückkehr vom Bade unter den Commis eine große Unruhe und Unthätigkeit wahrzunehmen. Die Feder hinter das Ohr geklemmt, sahen sie entweder neugierig in die nahe Fabrik, die von den Fenstern des Comtoirs zu übersehen war, oder auf den Buchhalter Ehrig, und flüsterten sich dabei verstohlen einige Worte in's Ohr. Das Gesicht des Herrn Ehrig gab ihnen indeß nicht den gewünschten Commentar -- es war heute so undurchdringlich ernst, wie es immer zu sein pflegte. Nur die hohe, tiefgefurchte Stirn war noch etwas finsterer als gewöhnlich zusammengezogen, und die schwarzen intelligenten Augen verschlangen gleichsam die Zahlen des vor ihm aufgeschlagenen Hauptkassenbuchs. "Da muß es nicht richtig sein," lispelte einer der pomade-duftigen Comotoristen seinem 11. Im Comtoir des Fabrikherrn Oburn war wenige Monate nach seiner Rückkehr vom Bade unter den Commis eine große Unruhe und Unthätigkeit wahrzunehmen. Die Feder hinter das Ohr geklemmt, sahen sie entweder neugierig in die nahe Fabrik, die von den Fenstern des Comtoirs zu übersehen war, oder auf den Buchhalter Ehrig, und flüsterten sich dabei verstohlen einige Worte in's Ohr. Das Gesicht des Herrn Ehrig gab ihnen indeß nicht den gewünschten Commentar — es war heute so undurchdringlich ernst, wie es immer zu sein pflegte. Nur die hohe, tiefgefurchte Stirn war noch etwas finsterer als gewöhnlich zusammengezogen, und die schwarzen intelligenten Augen verschlangen gleichsam die Zahlen des vor ihm aufgeschlagenen Hauptkassenbuchs. „Da muß es nicht richtig sein,“ lispelte einer der pomade-duftigen Comotoristen seinem <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0125" n="113"/> <div n="1"> <head>11.</head><lb/> <p> Im Comtoir des Fabrikherrn Oburn war wenige Monate nach seiner Rückkehr vom Bade unter den Commis eine große Unruhe und Unthätigkeit wahrzunehmen. Die Feder hinter das Ohr geklemmt, sahen sie entweder neugierig in die nahe Fabrik, die von den Fenstern des Comtoirs zu übersehen war, oder auf den Buchhalter Ehrig, und flüsterten sich dabei verstohlen einige Worte in's Ohr. Das Gesicht des Herrn Ehrig gab ihnen indeß nicht den gewünschten Commentar — es war heute so undurchdringlich ernst, wie es immer zu sein pflegte. Nur die hohe, tiefgefurchte Stirn war noch etwas finsterer als gewöhnlich zusammengezogen, und die schwarzen intelligenten Augen verschlangen gleichsam die Zahlen des vor ihm aufgeschlagenen Hauptkassenbuchs. „Da muß es nicht richtig sein,“ lispelte einer der pomade-duftigen Comotoristen seinem </p> </div> </body> </text> </TEI> [113/0125]
11.
Im Comtoir des Fabrikherrn Oburn war wenige Monate nach seiner Rückkehr vom Bade unter den Commis eine große Unruhe und Unthätigkeit wahrzunehmen. Die Feder hinter das Ohr geklemmt, sahen sie entweder neugierig in die nahe Fabrik, die von den Fenstern des Comtoirs zu übersehen war, oder auf den Buchhalter Ehrig, und flüsterten sich dabei verstohlen einige Worte in's Ohr. Das Gesicht des Herrn Ehrig gab ihnen indeß nicht den gewünschten Commentar — es war heute so undurchdringlich ernst, wie es immer zu sein pflegte. Nur die hohe, tiefgefurchte Stirn war noch etwas finsterer als gewöhnlich zusammengezogen, und die schwarzen intelligenten Augen verschlangen gleichsam die Zahlen des vor ihm aufgeschlagenen Hauptkassenbuchs. „Da muß es nicht richtig sein,“ lispelte einer der pomade-duftigen Comotoristen seinem
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/125>, abgerufen am 23.07.2024. |