Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.Nachbar zu, der ihm ähnlich sah, wie ein nichtssagender Abdruck; "da fehlt's, o, das habe ich schon lange bemerkt." Der Buchhalter, der mit seinem Ohr diese Bemerkung gehört, wandte sich rasch auf seinem runden, hohen Schreibsessel um, sah die faden Gestalten drohend an, und schien im Begriff, ihnen eine Lektion geben zu wollen, als das plötzliche Oeffnen der Thür, die zur Fabrik führte, und der Anblick, der sich ihm hier darbot, ihn alles andere vergessen machte. Zwölf Männer aus der arbeitenden Klasse, dem Greisenalter nah, sichtbar abgemagert, mit eingefallenen, hohlen Augen, den Rücken krumm gezogen durch übermäßiges Arbeiten, die Hände voller Schwielen, um den elenden Leib einige Kleiderfetzen hängend, traten langsam, einer nach dem andern, ein. Es waren die verschiedenen Werkmeister der Oburnschen Fabrik. Kummervoll überschaute Ehrig jede einzelne Figur; doch er suchte seine Rührung zu verbergen, und frug ziemlich barsch: "Nun, was soll das? Warum verlaßt ihr die Fabrik während der Arbeitsstunden? Ich muß euch für diese Nachbar zu, der ihm ähnlich sah, wie ein nichtssagender Abdruck; „da fehlt's, o, das habe ich schon lange bemerkt.“ Der Buchhalter, der mit seinem Ohr diese Bemerkung gehört, wandte sich rasch auf seinem runden, hohen Schreibsessel um, sah die faden Gestalten drohend an, und schien im Begriff, ihnen eine Lektion geben zu wollen, als das plötzliche Oeffnen der Thür, die zur Fabrik führte, und der Anblick, der sich ihm hier darbot, ihn alles andere vergessen machte. Zwölf Männer aus der arbeitenden Klasse, dem Greisenalter nah, sichtbar abgemagert, mit eingefallenen, hohlen Augen, den Rücken krumm gezogen durch übermäßiges Arbeiten, die Hände voller Schwielen, um den elenden Leib einige Kleiderfetzen hängend, traten langsam, einer nach dem andern, ein. Es waren die verschiedenen Werkmeister der Oburnschen Fabrik. Kummervoll überschaute Ehrig jede einzelne Figur; doch er suchte seine Rührung zu verbergen, und frug ziemlich barsch: „Nun, was soll das? Warum verlaßt ihr die Fabrik während der Arbeitsstunden? Ich muß euch für diese <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="114"/> Nachbar zu, der ihm ähnlich sah, wie ein nichtssagender Abdruck; „da fehlt's, o, das habe ich schon lange bemerkt.“</p> <p> Der Buchhalter, der mit seinem Ohr diese Bemerkung gehört, wandte sich rasch auf seinem runden, hohen Schreibsessel um, sah die faden Gestalten drohend an, und schien im Begriff, ihnen eine Lektion geben zu wollen, als das plötzliche Oeffnen der Thür, die zur Fabrik führte, und der Anblick, der sich ihm hier darbot, ihn alles andere vergessen machte. Zwölf Männer aus der arbeitenden Klasse, dem Greisenalter nah, sichtbar abgemagert, mit eingefallenen, hohlen Augen, den Rücken krumm gezogen durch übermäßiges Arbeiten, die Hände voller Schwielen, um den elenden Leib einige Kleiderfetzen hängend, traten langsam, einer nach dem andern, ein. Es waren die verschiedenen Werkmeister der Oburnschen Fabrik. Kummervoll überschaute Ehrig jede einzelne Figur; doch er suchte seine Rührung zu verbergen, und frug ziemlich barsch: „Nun, was soll das? Warum verlaßt ihr die Fabrik während der Arbeitsstunden? Ich muß euch für diese </p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0126]
Nachbar zu, der ihm ähnlich sah, wie ein nichtssagender Abdruck; „da fehlt's, o, das habe ich schon lange bemerkt.“
Der Buchhalter, der mit seinem Ohr diese Bemerkung gehört, wandte sich rasch auf seinem runden, hohen Schreibsessel um, sah die faden Gestalten drohend an, und schien im Begriff, ihnen eine Lektion geben zu wollen, als das plötzliche Oeffnen der Thür, die zur Fabrik führte, und der Anblick, der sich ihm hier darbot, ihn alles andere vergessen machte. Zwölf Männer aus der arbeitenden Klasse, dem Greisenalter nah, sichtbar abgemagert, mit eingefallenen, hohlen Augen, den Rücken krumm gezogen durch übermäßiges Arbeiten, die Hände voller Schwielen, um den elenden Leib einige Kleiderfetzen hängend, traten langsam, einer nach dem andern, ein. Es waren die verschiedenen Werkmeister der Oburnschen Fabrik. Kummervoll überschaute Ehrig jede einzelne Figur; doch er suchte seine Rührung zu verbergen, und frug ziemlich barsch: „Nun, was soll das? Warum verlaßt ihr die Fabrik während der Arbeitsstunden? Ich muß euch für diese
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/126>, abgerufen am 23.07.2024. |