Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.Verschweige mir nichts! Denn ich bin strenge und wüthend, wenn Du mich hintergehst!" Am ganzen Körper zitternd und sichtbar mit sich selbst kämpfend, schlug die Frau das Auge scheu zu Boden. Sie war immer wahr gewesen. Ohne daß sie ihren Mann liebte, hielt sie die Ehe doch für so heilig, daß sie aus ihren Erlebnissen ihm nie ein Geheimniß machte. So wollte sie auch jetzt treu die Vorfälle der letzten Nacht schildern; doch als sie erschreckt von dem zornigen Blick ihres Gatten, sich umwandte, sah sie das leere Schmuck-Etui. Wie ein Blitz durchzuckte sie der Gedanke, daß Stein, um ihre Ehre zu retten, mindestens allen Klatschereien, die das Abenteuer nach sich ziehen könnte, vorzubeugen, ihren Schmuck zu sich gesteckt. Sobald ihr diese Absicht klar geworden, stand auch ihr Entschluß fest. Die Farbe vom zartesten Weiß bis zur Purpurglut wechselnd, erwiederte sie erschöpft und zitternd: "In vergangener Nacht müssen hier Diebe eingebrochen sein und meinen Rubinschmuck entwandt haben. Als ich durch das Klirren der Fensterscheiben aus meinem Verschweige mir nichts! Denn ich bin strenge und wüthend, wenn Du mich hintergehst!“ Am ganzen Körper zitternd und sichtbar mit sich selbst kämpfend, schlug die Frau das Auge scheu zu Boden. Sie war immer wahr gewesen. Ohne daß sie ihren Mann liebte, hielt sie die Ehe doch für so heilig, daß sie aus ihren Erlebnissen ihm nie ein Geheimniß machte. So wollte sie auch jetzt treu die Vorfälle der letzten Nacht schildern; doch als sie erschreckt von dem zornigen Blick ihres Gatten, sich umwandte, sah sie das leere Schmuck-Etui. Wie ein Blitz durchzuckte sie der Gedanke, daß Stein, um ihre Ehre zu retten, mindestens allen Klatschereien, die das Abenteuer nach sich ziehen könnte, vorzubeugen, ihren Schmuck zu sich gesteckt. Sobald ihr diese Absicht klar geworden, stand auch ihr Entschluß fest. Die Farbe vom zartesten Weiß bis zur Purpurglut wechselnd, erwiederte sie erschöpft und zitternd: „In vergangener Nacht müssen hier Diebe eingebrochen sein und meinen Rubinschmuck entwandt haben. Als ich durch das Klirren der Fensterscheiben aus meinem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="96"/> Verschweige mir nichts! Denn ich bin strenge und wüthend, wenn Du mich hintergehst!“</p> <p> Am ganzen Körper zitternd und sichtbar mit sich selbst kämpfend, schlug die Frau das Auge scheu zu Boden. Sie war immer <hi rendition="#g">wahr</hi> gewesen. Ohne daß sie ihren Mann liebte, hielt sie die Ehe doch für so heilig, daß sie aus ihren Erlebnissen ihm nie ein Geheimniß machte. So wollte sie auch jetzt treu die Vorfälle der letzten Nacht schildern; doch als sie erschreckt von dem zornigen Blick ihres Gatten, sich umwandte, sah sie das leere Schmuck-Etui. Wie ein Blitz durchzuckte sie der Gedanke, daß Stein, um ihre Ehre zu retten, mindestens allen Klatschereien, die das Abenteuer nach sich ziehen könnte, vorzubeugen, ihren Schmuck zu sich gesteckt. Sobald ihr diese Absicht klar geworden, stand auch ihr Entschluß fest. Die Farbe vom zartesten Weiß bis zur Purpurglut wechselnd, erwiederte sie erschöpft und zitternd:</p> <p> „In vergangener Nacht müssen hier Diebe eingebrochen sein und meinen Rubinschmuck entwandt haben. Als ich durch das Klirren der Fensterscheiben aus meinem </p> </div> </body> </text> </TEI> [96/0108]
Verschweige mir nichts! Denn ich bin strenge und wüthend, wenn Du mich hintergehst!“
Am ganzen Körper zitternd und sichtbar mit sich selbst kämpfend, schlug die Frau das Auge scheu zu Boden. Sie war immer wahr gewesen. Ohne daß sie ihren Mann liebte, hielt sie die Ehe doch für so heilig, daß sie aus ihren Erlebnissen ihm nie ein Geheimniß machte. So wollte sie auch jetzt treu die Vorfälle der letzten Nacht schildern; doch als sie erschreckt von dem zornigen Blick ihres Gatten, sich umwandte, sah sie das leere Schmuck-Etui. Wie ein Blitz durchzuckte sie der Gedanke, daß Stein, um ihre Ehre zu retten, mindestens allen Klatschereien, die das Abenteuer nach sich ziehen könnte, vorzubeugen, ihren Schmuck zu sich gesteckt. Sobald ihr diese Absicht klar geworden, stand auch ihr Entschluß fest. Die Farbe vom zartesten Weiß bis zur Purpurglut wechselnd, erwiederte sie erschöpft und zitternd:
„In vergangener Nacht müssen hier Diebe eingebrochen sein und meinen Rubinschmuck entwandt haben. Als ich durch das Klirren der Fensterscheiben aus meinem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/108 |
Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/108>, abgerufen am 23.07.2024. |