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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio.
[Spaltenumbruch] zuverstehen/ gibt ihre und ihres mannes
schrifftlich bekäntnüß gnug zu versteyen] zu
dem sagte Stephanus, habe ich nicht schlechter
dings vor den Deputirten des Raths gesaget/
daß das wahr wäre/ mit Hn. Edzardi und der
andern Fr. An. Dahmen/ sondern darzu gese-
tzet diese worte/ wie fie mich berichtet/ worüber
meine beyde Mit-Brüder M. Volsch und
Holtzhausen meine zeugen/ daß aber Stephanus
nicht die unwahrheit hierinnen vorgebracht/
beweiset selbiger frauen wiederholte außsage
in beyseyn unterschiedlicher personen/ die wir
schrifftlich haben. [NB. Da doch die Herren
Prediger uns nit auff beweiß solcher und der-
gleichen dinge so hart treiben solten/ sinte-
mahl es ja gnug bekant/ und wir ihnen gnug
von unterschiedlichen darthunkönten/ wann
es nicht gantz von unserm zweck und Christ-
lichem beginnen abgienge/ nach welchem wir im
geringsten nicht die Prediger dieses orts zu be-
schimpffen gesuchet/ sondern nur bittlich zu er-
innern mit mehrerm fleiß und ernst für die see-
len zu wachen.]

§. 16. Hierauff fuhr der Herr Senior
weiter fort: Was unternehmet ihr euch uns
unsers amps zuerinnern/ da ihr doch keinen of-
fentlichen beruff/ nit geschick und bestand gnug
habt/ und solche leute seyd/ die mit dem ersten
spies lauffen/ annoch in der ersten hitze seyd/ kei-
ne erfahrung habt/ nicht wisset/ was das Pre-
dig-Ampt all auff sich hat/ mit einem wort
Splitter-richter seyd/ die unsere splitter sehen/
und ihrer eigenen balcken nicht gewahr wer-
den. Und da ihr euch ja auff D. Hulsemanns
Tractat. de Corrept. Fraterna
beruffet/ so wisset
ihr wol/ daß krafft dessen der inferior superio-
rem
zu erinnern keinen fug habe/ es sey dann
in extremo necessitatis casu. Darauff antwor-
tete M. Volsch: Solte das nicht ein extremus
necessitatis casus
seyn/ da man vor augen sie-
het/ wie so viel seelen/ durch unwissenheit/ so
viel auch durch bosheit verlohren gehen. Dar-
auff sprach M. Casp. Müller des Senioris bru-
der: Sind wir dann Prediger daran schuld?
Da sprach M. Volsch: Jch halte dafür/ aus
und nach GOttes wort/ daß die Prediger
auff alle orden und stände vermöge ihres hir-
ten-ampts zu sehen schuldig sind/ und was sie
bey einem jeden stande versehen/ daß sie dafür
dermahleins müssen rechenschafft geben.

§. 17. Da wolte man uns einiger rot-
terey beschuldigen/ als zu dem ende M. Casp.
Müller aus der kirchen-ordnung uns vorlaß/
daß niemand sich unterstehen solte in den häu-
sern zu lehren/ dadurch rotterey und faction
zu machen/ M. Volsch: Das weiß der from-
me GOtt/ daß uns nie in den sinn kommen/
einige rotterey im geringsten zu verurfachen/
viel mehr wenn die leute etwas hartes wider
die Prediger reden/ vermahnen sie wir ihres
ampts zu schonen/ für sie zu beten/ und da sie
was ihnen zu sagen haben/ es ihnen fein selbst
beybringen/ nicht aber hinter ihren rücken sie zu
schmählern/ M. Casp. Müller zu Volschen:
So viel traue ich dem Herrn wol zu/ daß er
oder sie solche gedancken nicht gehabt/ aber
es könte durch ihre veranlassung leicht darzu
kommen. Volsch: Das sehe ich nicht/ wie
hierdurch einige rotterey sich anspinnen kön-
te/ zumahl die schrifft einen jeden Christen
[Spaltenumbruch] vermahnet vid. 1. Thess. 5. v. 11/ 14. Ja sprach
Volsch ferner/ solten die Herren uns können
ins hertz sehen/ würden sie befinden/ daß wir
nichts als GOttes ehre vieler seelen wolfarth
und des Ministerii eigene würde suchen. Der
Hr. Senior: Das haben auch vor diesem wol
andere Ketzer und Schwermer gesagt. Volsch:
Das wären aber Ketzer und Schwermer in
der that/ wir aber halten uns an der reinen
lauteren Lutherischen Evangelischen Wahr-
heit/ in und nach allen Glaubens-Articuln/
wie sie in der H. Schrifft und in den Libris Sym-
bolicis
verfasset. Der Herr Senior: Jhr sech-
tet aber mit ihren der irrigen Lehrer waffen.
Volsch: Das thun wir nicht/ sondern wir
fechten mit GOttes wort. D. Müller: Wo
habt ihr GOttes wort? Volsch: Jm hertzen
und in der bibel. Sonsten wolte man uns
damahls auch überweisen/ als wären wir zu
dem ende zu denen einfältigen weiblein gan-
gen/ nur die Prediger bey ihnen schwartz zu
machen/ uns aber in sonderliche gunst zu brin-
gen. Ja wir hätten auch dieser unserer ge-
schehenen erinnerung halben an das Ministe-
rium
uns auff der Universität Giessen beleh-
ren lassen/ deren keines/ wie GOTT weiß/
wir es auch zur gnüge darthun können/ wann
es von uns gefordert wird/ von uns geschehen.
Wann wir aber in erwas ernstlich uns ver-
antworteten/ und etwa zugleich unsere rede
führeten/ sprach D. Müller: Was soll das
bauren-geschrey? Worauff Volsch: (weil es
unterschiedlichemahl von D. Müllern gesaget
ward) ich sehe wol/ wann wir hierunten uns
mit ernst verantworten/ daß muß bauren-ge-
schrey seyn/ wann sie aber droben dergleichen
thun/ das muß lauter Göttlich seyn.

§. 18. Hiernechst fuhr der Herr Senior
ferner fort/ zu M. Volsch sprechend: Der Herr
hat sich auch beklaget/ daß er dieser sachen hal-
ben viel leiden müsse/ er solte aber wissen/ daß
er dißfals nicht leide als ein Christ/ sondern
als einer der in ein frembd ampt greiffet.
1. Pet. 4. v. 15. Volsch: Das muß noch be-
wiesen werden/ daß wir/ und wodurch wir in
ein frembd ampt gegriffen. Und anietzo zu-
geschweigen/ daß man sich an uns so vielfältig
durch den bann/ durch das verklagen/ durch
das schelten und verdammen auff der cantzel
gerochen; weil ich anietzo/ sprach Volsch zum
Herrn Senior, nur dis berichten/ daß sein Herr
Sohn M. Müller eben diesesmahl daran
schuld/ daß ich aufs neu in meine elende haupt-
kranckheit gerathen/ indem er so überaus harte
worte (vid. §. 11.) wider meine Mit-Brüder
geredt/ welche worte mich von hertzen geär-
gert/ und mein inwendiges gantz umb gekeh-
ret. Darauff sprach der Hr. Senior, der Herr
hat ihm auch hart gnug darauff geantwortet/
und muß man wissen/ daß obsessio satanae du-
plex
sey/ alia est spiritualis alia corporalis. [NB.
Es explicirte und aplicirte aber der Herr Se-
nior
diese Distinction nicht/ weil andere reden
dar zwischen fielen/ so sehen wir auch nicht/ wie
durch diese Distinction sothane rauhe rede
könne beschöniget werden.]

§. 19. Was? fieng M. Müller an/
wolt ihr dann so gar nicht gestehen/ daß ihr
habt in ein frembd ampt gegriffen/ wie wolt
ihr dann das entschuldigen/ daß einer unter

euch
A. K. H. Vierter Theil. Qq qq

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio.
[Spaltenumbruch] zuverſtehen/ gibt ihre und ihres mannes
ſchrifftlich bekaͤntnuͤß gnug zu verſteyen] zu
dem ſagte Stephanus, habe ich nicht ſchlechter
dings vor den Deputirten des Raths geſaget/
daß das wahr waͤre/ mit Hn. Edzardi und der
andern Fr. An. Dahmen/ ſondern darzu geſe-
tzet dieſe worte/ wie fie mich berichtet/ woruͤber
meine beyde Mit-Bruͤder M. Volſch und
Holtzhauſen meine zeugen/ daß aber Stephanus
nicht die unwahrheit hierinnen vorgebracht/
beweiſet ſelbiger frauen wiederholte außſage
in beyſeyn unterſchiedlicher perſonen/ die wir
ſchrifftlich haben. [NB. Da doch die Herren
Prediger uns nit auff beweiß ſolcher und der-
gleichen dinge ſo hart treiben ſolten/ ſinte-
mahl es ja gnug bekant/ und wir ihnen gnug
von unterſchiedlichen darthunkoͤnten/ wann
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lichem begiñen abgienge/ nach welchem wir im
geringſten nicht die Prediger dieſes orts zu be-
ſchimpffen geſuchet/ ſondern nur bittlich zu er-
innern mit mehrerm fleiß und ernſt fuͤr die ſee-
len zu wachen.]

§. 16. Hierauff fuhr der Herꝛ Senior
weiter fort: Was unternehmet ihr euch uns
unſers amps zuerinnern/ da ihr doch keinen of-
fentlichen beruff/ nit geſchick und beſtand gnug
habt/ und ſolche leute ſeyd/ die mit dem erſten
ſpies lauffen/ annoch in der erſten hitze ſeyd/ kei-
ne erfahrung habt/ nicht wiſſet/ was das Pre-
dig-Ampt all auff ſich hat/ mit einem wort
Splitter-richter ſeyd/ die unſere ſplitter ſehen/
und ihrer eigenen balcken nicht gewahr wer-
den. Und da ihr euch ja auff D. Hulſemanns
Tractat. de Corrept. Fraterna
beruffet/ ſo wiſſet
ihr wol/ daß krafft deſſen der inferior ſuperio-
rem
zu erinnern keinen fug habe/ es ſey dann
in extremo neceſſitatis caſu. Darauff antwor-
tete M. Volſch: Solte das nicht ein extremus
neceſſitatis caſus
ſeyn/ da man vor augen ſie-
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auff ſprach M. Caſp. Muͤller des Senioris bru-
der: Sind wir dann Prediger daran ſchuld?
Da ſprach M. Volſch: Jch halte dafuͤr/ aus
und nach GOttes wort/ daß die Prediger
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§. 17. Da wolte man uns einiger rot-
terey beſchuldigen/ als zu dem ende M. Caſp.
Muͤller aus der kirchen-ordnung uns vorlaß/
daß niemand ſich unterſtehen ſolte in den haͤu-
ſern zu lehren/ dadurch rotterey und faction
zu machen/ M. Volſch: Das weiß der from-
me GOtt/ daß uns nie in den ſinn kommen/
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die Prediger reden/ vermahnen ſie wir ihres
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So viel traue ich dem Herꝛn wol zu/ daß er
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es koͤnte durch ihre veranlaſſung leicht darzu
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hierdurch einige rotterey ſich anſpinnen koͤn-
te/ zumahl die ſchrifft einen jeden Chriſten
[Spaltenumbruch] vermahnet vid. 1. Theſſ. 5. v. 11/ 14. Ja ſprach
Volſch ferner/ ſolten die Herren uns koͤnnen
ins hertz ſehen/ wuͤrden ſie befinden/ daß wir
nichts als GOttes ehre vieler ſeelen wolfarth
und des Miniſterii eigene wuͤrde ſuchen. Der
Hr. Senior: Das haben auch vor dieſem wol
andere Ketzer und Schwermer geſagt. Volſch:
Das waͤren aber Ketzer und Schwermer in
der that/ wir aber halten uns an der reinen
lauteren Lutheriſchen Evangeliſchen Wahr-
heit/ in und nach allen Glaubens-Articuln/
wie ſie in der H. Schrifft und in den Libris Sym-
bolicis
verfaſſet. Der Herꝛ Senior: Jhr ſech-
tet aber mit ihren der irrigen Lehrer waffen.
Volſch: Das thun wir nicht/ ſondern wir
fechten mit GOttes wort. D. Muͤller: Wo
habt ihr GOttes wort? Volſch: Jm hertzen
und in der bibel. Sonſten wolte man uns
damahls auch uͤberweiſen/ als waͤren wir zu
dem ende zu denen einfaͤltigen weiblein gan-
gen/ nur die Prediger bey ihnen ſchwartz zu
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gen. Ja wir haͤtten auch dieſer unſerer ge-
ſchehenen erinnerung halben an das Miniſte-
rium
uns auff der Univerſitaͤt Gieſſen beleh-
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wir es auch zur gnuͤge darthun koͤnnen/ wann
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Wann wir aber in erwas ernſtlich uns ver-
antworteten/ und etwa zugleich unſere rede
fuͤhreten/ ſprach D. Muͤller: Was ſoll das
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ward) ich ſehe wol/ wann wir hierunten uns
mit ernſt verantworten/ daß muß bauren-ge-
ſchrey ſeyn/ wann ſie aber droben dergleichen
thun/ das muß lauter Goͤttlich ſeyn.

§. 18. Hiernechſt fuhr der Herꝛ Senior
ferner fort/ zu M. Volſch ſprechend: Der Herꝛ
hat ſich auch beklaget/ daß er dieſer ſachen hal-
ben viel leiden muͤſſe/ er ſolte aber wiſſen/ daß
er dißfals nicht leide als ein Chriſt/ ſondern
als einer der in ein frembd ampt greiffet.
1. Pet. 4. v. 15. Volſch: Das muß noch be-
wieſen werden/ daß wir/ und wodurch wir in
ein frembd ampt gegriffen. Und anietzo zu-
geſchweigen/ daß man ſich an uns ſo vielfaͤltig
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das ſchelten und verdammen auff der cantzel
gerochen; weil ich anietzo/ ſprach Volſch zum
Herꝛn Senior, nur dis berichten/ daß ſein Herꝛ
Sohn M. Muͤller eben dieſesmahl daran
ſchuld/ daß ich aufs neu in meine elende haupt-
kranckheit gerathen/ indem er ſo uͤberaus harte
worte (vid. §. 11.) wider meine Mit-Bruͤder
geredt/ welche worte mich von hertzen geaͤr-
gert/ und mein inwendiges gantz umb gekeh-
ret. Darauff ſprach der Hr. Senior, der Herꝛ
hat ihm auch hart gnug darauff geantwortet/
und muß man wiſſen/ daß obſeſſio ſatanæ du-
plex
ſey/ alia eſt ſpiritualis alia corporalis. [NB.
Es explicirte und aplicirte aber der Herꝛ Se-
nior
dieſe Diſtinction nicht/ weil andere reden
dar zwiſchen fielen/ ſo ſehen wir auch nicht/ wie
durch dieſe Diſtinction ſothane rauhe rede
koͤnne beſchoͤniget werden.]

§. 19. Was? fieng M. Muͤller an/
wolt ihr dann ſo gar nicht geſtehen/ daß ihr
habt in ein frembd ampt gegriffen/ wie wolt
ihr dann das entſchuldigen/ daß einer unter

euch
A. K. H. Vierter Theil. Qq qq
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[673/0981] Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio. zuverſtehen/ gibt ihre und ihres mannes ſchrifftlich bekaͤntnuͤß gnug zu verſteyen] zu dem ſagte Stephanus, habe ich nicht ſchlechter dings vor den Deputirten des Raths geſaget/ daß das wahr waͤre/ mit Hn. Edzardi und der andern Fr. An. Dahmen/ ſondern darzu geſe- tzet dieſe worte/ wie fie mich berichtet/ woruͤber meine beyde Mit-Bruͤder M. Volſch und Holtzhauſen meine zeugen/ daß aber Stephanus nicht die unwahrheit hierinnen vorgebracht/ beweiſet ſelbiger frauen wiederholte außſage in beyſeyn unterſchiedlicher perſonen/ die wir ſchrifftlich haben. [NB. Da doch die Herren Prediger uns nit auff beweiß ſolcher und der- gleichen dinge ſo hart treiben ſolten/ ſinte- mahl es ja gnug bekant/ und wir ihnen gnug von unterſchiedlichen darthunkoͤnten/ wann es nicht gantz von unſerm zweck und Chriſt- lichem begiñen abgienge/ nach welchem wir im geringſten nicht die Prediger dieſes orts zu be- ſchimpffen geſuchet/ ſondern nur bittlich zu er- innern mit mehrerm fleiß und ernſt fuͤr die ſee- len zu wachen.] §. 16. Hierauff fuhr der Herꝛ Senior weiter fort: Was unternehmet ihr euch uns unſers amps zuerinnern/ da ihr doch keinen of- fentlichen beruff/ nit geſchick und beſtand gnug habt/ und ſolche leute ſeyd/ die mit dem erſten ſpies lauffen/ annoch in der erſten hitze ſeyd/ kei- ne erfahrung habt/ nicht wiſſet/ was das Pre- dig-Ampt all auff ſich hat/ mit einem wort Splitter-richter ſeyd/ die unſere ſplitter ſehen/ und ihrer eigenen balcken nicht gewahr wer- den. Und da ihr euch ja auff D. Hulſemanns Tractat. de Corrept. Fraterna beruffet/ ſo wiſſet ihr wol/ daß krafft deſſen der inferior ſuperio- rem zu erinnern keinen fug habe/ es ſey dann in extremo neceſſitatis caſu. Darauff antwor- tete M. Volſch: Solte das nicht ein extremus neceſſitatis caſus ſeyn/ da man vor augen ſie- het/ wie ſo viel ſeelen/ durch unwiſſenheit/ ſo viel auch durch bosheit verlohren gehen. Dar- auff ſprach M. Caſp. Muͤller des Senioris bru- der: Sind wir dann Prediger daran ſchuld? Da ſprach M. Volſch: Jch halte dafuͤr/ aus und nach GOttes wort/ daß die Prediger auff alle orden und ſtaͤnde vermoͤge ihres hir- ten-ampts zu ſehen ſchuldig ſind/ und was ſie bey einem jeden ſtande verſehen/ daß ſie dafuͤr dermahleins muͤſſen rechenſchafft geben. §. 17. Da wolte man uns einiger rot- terey beſchuldigen/ als zu dem ende M. Caſp. Muͤller aus der kirchen-ordnung uns vorlaß/ daß niemand ſich unterſtehen ſolte in den haͤu- ſern zu lehren/ dadurch rotterey und faction zu machen/ M. Volſch: Das weiß der from- me GOtt/ daß uns nie in den ſinn kommen/ einige rotterey im geringſten zu verurfachen/ viel mehr wenn die leute etwas hartes wider die Prediger reden/ vermahnen ſie wir ihres ampts zu ſchonen/ fuͤr ſie zu beten/ und da ſie was ihnen zu ſagen haben/ es ihnen fein ſelbſt beybringen/ nicht aber hinter ihren ruͤcken ſie zu ſchmaͤhlern/ M. Caſp. Muͤller zu Volſchen: So viel traue ich dem Herꝛn wol zu/ daß er oder ſie ſolche gedancken nicht gehabt/ aber es koͤnte durch ihre veranlaſſung leicht darzu kommen. Volſch: Das ſehe ich nicht/ wie hierdurch einige rotterey ſich anſpinnen koͤn- te/ zumahl die ſchrifft einen jeden Chriſten vermahnet vid. 1. Theſſ. 5. v. 11/ 14. Ja ſprach Volſch ferner/ ſolten die Herren uns koͤnnen ins hertz ſehen/ wuͤrden ſie befinden/ daß wir nichts als GOttes ehre vieler ſeelen wolfarth und des Miniſterii eigene wuͤrde ſuchen. Der Hr. Senior: Das haben auch vor dieſem wol andere Ketzer und Schwermer geſagt. Volſch: Das waͤren aber Ketzer und Schwermer in der that/ wir aber halten uns an der reinen lauteren Lutheriſchen Evangeliſchen Wahr- heit/ in und nach allen Glaubens-Articuln/ wie ſie in der H. Schrifft und in den Libris Sym- bolicis verfaſſet. Der Herꝛ Senior: Jhr ſech- tet aber mit ihren der irrigen Lehrer waffen. Volſch: Das thun wir nicht/ ſondern wir fechten mit GOttes wort. D. Muͤller: Wo habt ihr GOttes wort? Volſch: Jm hertzen und in der bibel. Sonſten wolte man uns damahls auch uͤberweiſen/ als waͤren wir zu dem ende zu denen einfaͤltigen weiblein gan- gen/ nur die Prediger bey ihnen ſchwartz zu machen/ uns aber in ſonderliche gunſt zu brin- gen. Ja wir haͤtten auch dieſer unſerer ge- ſchehenen erinnerung halben an das Miniſte- rium uns auff der Univerſitaͤt Gieſſen beleh- ren laſſen/ deren keines/ wie GOTT weiß/ wir es auch zur gnuͤge darthun koͤnnen/ wann es von uns gefordert wird/ von uns geſchehen. Wann wir aber in erwas ernſtlich uns ver- antworteten/ und etwa zugleich unſere rede fuͤhreten/ ſprach D. Muͤller: Was ſoll das bauren-geſchrey? Worauff Volſch: (weil es unterſchiedlichemahl von D. Muͤllern geſaget ward) ich ſehe wol/ wann wir hierunten uns mit ernſt verantworten/ daß muß bauren-ge- ſchrey ſeyn/ wann ſie aber droben dergleichen thun/ das muß lauter Goͤttlich ſeyn. §. 18. Hiernechſt fuhr der Herꝛ Senior ferner fort/ zu M. Volſch ſprechend: Der Herꝛ hat ſich auch beklaget/ daß er dieſer ſachen hal- ben viel leiden muͤſſe/ er ſolte aber wiſſen/ daß er dißfals nicht leide als ein Chriſt/ ſondern als einer der in ein frembd ampt greiffet. 1. Pet. 4. v. 15. Volſch: Das muß noch be- wieſen werden/ daß wir/ und wodurch wir in ein frembd ampt gegriffen. Und anietzo zu- geſchweigen/ daß man ſich an uns ſo vielfaͤltig durch den bann/ durch das verklagen/ durch das ſchelten und verdammen auff der cantzel gerochen; weil ich anietzo/ ſprach Volſch zum Herꝛn Senior, nur dis berichten/ daß ſein Herꝛ Sohn M. Muͤller eben dieſesmahl daran ſchuld/ daß ich aufs neu in meine elende haupt- kranckheit gerathen/ indem er ſo uͤberaus harte worte (vid. §. 11.) wider meine Mit-Bruͤder geredt/ welche worte mich von hertzen geaͤr- gert/ und mein inwendiges gantz umb gekeh- ret. Darauff ſprach der Hr. Senior, der Herꝛ hat ihm auch hart gnug darauff geantwortet/ und muß man wiſſen/ daß obſeſſio ſatanæ du- plex ſey/ alia eſt ſpiritualis alia corporalis. [NB. Es explicirte und aplicirte aber der Herꝛ Se- nior dieſe Diſtinction nicht/ weil andere reden dar zwiſchen fielen/ ſo ſehen wir auch nicht/ wie durch dieſe Diſtinction ſothane rauhe rede koͤnne beſchoͤniget werden.] §. 19. Was? fieng M. Muͤller an/ wolt ihr dann ſo gar nicht geſtehen/ daß ihr habt in ein frembd ampt gegriffen/ wie wolt ihr dann das entſchuldigen/ daß einer unter euch A. K. H. Vierter Theil. Qq qq

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/981>, abgerufen am 17.05.2024.