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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Frantzosen/ Polen/ Holl- und Engel-
ländern lehret.

50. Andere aber halten davor/ es sey
gar keine
Religion nach der natur/ son-
dern nur nach der kunst/ so wol im regie-
ren/ als im
conversiren/ und sey es nur ei-
ne erfindung listiger und kluger leute etc.

Welche meinungen der Atheisten/ Machiavelli-
sten/ Libertiner und (wie er sie nennet) Cal-
vinisten/ er daselbst weiter ausführet/ und kla-
get/ daß sie meist an höfen und unter den
Politicis im schwange gingen. Dabey er fol-
gendes gar weißlich erinnert: Solche leute
können die warheit fast niemals erlan-
gen/ wo sie GOtt nicht gewaltig an-
greifft/ weil sie sich selbst vor die aller-
klügsten halten/ und sich einbilden/ es sey
eine thorheit etwas anders suchen/ und
komme einfältigen Tropffen zu/ die keine
manier zu leben wüsten/ oder auch solchen
listigen köpffen/ die eine neue religion auf-
richten wolten/ und dar auff ihre herr-
schafft und gewalt gründen.
Welche
greuel er denn daselbst nach einander weitläuff-
tiger entdecket.

51. Er hat aber sonderlich hin und wieder
das elend der Clerisey gründlich gewiesen/ und
unter andern in eben selbigem buche C. l. p. 5. ge-
Von der
Clerisey.
setzet: Die Phariseer/ Schrifftgelehrten/
Heuchler/ und Sophisten sind so gar ge-
wohnet sich vor heilig und weise auszuge-
ben/ und ob sie wol weder weißheit noch
heiligkeit haben/ so halten sie sich dennoch
deswegen vor fromm und klug/ weil sie
etwan
4. sophismata auswendig gelernet
und etwan ein büchlein/ das sie loben/
oder ein oder zwey fragen: Jngleichen/
weil sie etwan GOtt mit ein hauffen bü-
cken/ knien oder entblössung des haubts
bezahlen wollen/ und ein gebet herbrum-
men/ das sie selbst nicht verstehen/ noch
daran dencken. Diese bilden sich ein/ wie
sehr sie Gott dienen/ indem sie ihnen selbst
vor GOtt dienen. Gleichwol wissen ih-
re Obere gar wol/ daß sie sich Gottzu nu-
tze machen/ eben in dem sie sich auffführen
als wären sie GOTT nütze.
Und cap. II.
p.
17. führet er einen politicum ein/ der seine
scrupel also vorträgt: Jch sehe auch ihrer
viel welche die religion mit dem marter-
thum und den wunderwercken der ersten
stiffter beweisen/ gleich wolaber selbsten
keine wunder thun können/ vielweniger
zur marter willig seyn/ sondern rechte
feinde des ereutzes. Sie suchen das irrdi-
sche/ eben indem sie uns das himmlische
anpreisen/ und zwar in allen
secten. Die
Priester sind wie die Zigeuner/ die einen
weisen den himmel anzusehen/ da sie in-
dessen die beutel ausleeren. Sie sind wie
Braminen/ Morobuti/ und
Bongi, oder
wie
Diogenes, der in das essen speyete/ da-
mit ers allein fressen dürffte. Also kom-
men uns die politischen
Clerici vor/ wie
vor diesen dem
Catoni die Flamines, und dem
Diogeni die Hierophantae: die zwar wider
die wollust/ reichthum und ehre predigen/
unterdessen aber sich dieses selbst anmas-
sen/ zur zeit der verfolgung aber davon
lauffen/ und die schafe in stiche lassen/
[Spaltenumbruch] gleichwol aber vor heilige wollen ang ese-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

hen seyn.

52. Man findet aber in seinen schrifften fast
von allen arten der verderbniß sehr nachdenckli-
che und tieffsinnige erinnerungen/ allermeist
aber von dem elend der gemeinen gelehrsamkeit/
und schulweißheit/ nur eines orts zugeden-
cken/ so bekennet er im gedachten buch p. 4. rund
heraus/ er habe zu seiner zeit kaum 4. rechte wei-
se leute gefunden/ die der wahren philosophie
kundig gewesen; denn/ schreibet er/ ich habeVon den
falschen
Philoso.
phis.

diejenigen niemals vor Philosophos gehal-
ten/ welche deswegen
studiren/ daß sie
um ein wenig geld oder ehre wiederum in
schulen oder in gerichten ihre lehre
verkauffen könten. Denn solche ge-
sellen sind wahrhafftig nur
Sophisten/
die gerne vor weise angesehen seyn wol-
ten/ und doch voiler zancksucht/ geld-
und ehrgeitz/ ja so sehr niedergedruckt
sind/ daß sie die wahrheit nicht ver-
stehen können; ja auch diejenigen kön-
nen vom ehrgeitz/ und also auch von
der unwissenheit nicht loßgesprochen
werden/ welche deßwegen
studiren/ da-
mit sie bücher schreiben können. Darum
hab ich
Socratem über alle andere Philoso-
phos
gerühmet/ und andere seines glei-
chen/
(deren er in allen historien nicht über 25.
gefunden zu haben vorher bekennet.)

53. Und aus diesem ist leicht zu erachten/
was er von der Aristotelischen Philosophie
und Theologie geurtheilet habe/ davon man
eben dasselbst p. 7. folgendes findet: Als ichVon Ari-
stotelis

greueln.

Aristotelis philosophie untersuchte/ die
heutiges tages bey vielen herrschet/
fand ich dieselbe in vielen stücken
sophi-
sti
sch (gleichwie auch Augustinus/ Ambrosi-
us
und andere erinnert haben) und der Gött-
lichen macht/ weißheit und güte wider-
sprechend. Was er nicht weiß/ daß kan
er doch listig verstellen/ als die bewe-
gung des himmels/ die seele/ Gottselbst/
und die ewigkeit der welt. Hingegen
verlieret er selber die erkäntniß dessel-
ben/ was er doch weiß;
(welches er mit
exempeln beweiset) er stielet und schreibet
andern ihre meinungen und worte aus/
und verkaufft sie vor das seinige. Er
erzehlet anderer ihre worte aus neid
verleumderischer weise/ wie
Thomas Aqui-
nas
aus Gellio, Eustachio, Simplicio und
Augustino erwiesen hat. Er pflücket
aus allerhand büchern ein eigenes zu-
sammen/ siehet auch nicht/ wie eines
dem andern immer widerspricht etc. ----
Daraus ich erfahren habe/ wie die war-
heit selten bey viel worten stehen könne/
wodurch man sie behaupten will. Jm-
gleichen daß viele
Aristotelem der Bibel
selbst vorziehen/ und viel tausend fanta-
stische glossen anführen/ die
contradicti-
ones
zu conciliiren/ wider welche Augusti-
nus lib. 1. in Genes. c. XIIX. XIX.
und Tho-
mas in opusculo IX. & super Psalm. XLIX.
ei-
fern/ als wider geistliche diebe und ehe-
brecher. Auch habe ich gesehen/ daß die

secten auff einer gaucklerischen leicht-
glaubigkeit gegen ihre
Praeceptores beste-
hen/ und auff einer hartnäckigkeit bey

spitzsin-

Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Frantzoſen/ Polen/ Holl- und Engel-
laͤndern lehret.

50. Andere aber halten davor/ es ſey
gar keine
Religion nach der natur/ ſon-
dern nur nach der kunſt/ ſo wol im regie-
ren/ als im
converſiren/ und ſey es nur ei-
ne erfindung liſtiger und kluger leute ꝛc.

Welche meinungẽ der Atheiſten/ Machiavelli-
ſten/ Libertiner und (wie er ſie nennet) Cal-
viniſten/ er daſelbſt weiter ausfuͤhret/ und kla-
get/ daß ſie meiſt an hoͤfen und unter den
Politicis im ſchwange gingen. Dabey er fol-
gendes gar weißlich erinnert: Solche leute
koͤnnen die warheit faſt niemals erlan-
gen/ wo ſie GOtt nicht gewaltig an-
greifft/ weil ſie ſich ſelbſt vor die aller-
kluͤgſten halten/ und ſich einbilden/ es ſey
eine thorheit etwas anders ſuchen/ und
komme einfaͤltigen Tropffen zu/ die keine
manieꝛ zu leben wuͤſten/ oder auch ſolchen
liſtigen koͤpffen/ die eine neue religion auf-
richten wolten/ und dar auff ihre herꝛ-
ſchafft und gewalt gruͤnden.
Welche
greuel er denn daſelbſt nach einander weitlaͤuff-
tiger entdecket.

51. Er hat aber ſonderlich hin und wieder
das elend der Cleriſey gruͤndlich gewieſen/ und
unter andern in eben ſelbigem buche C. l. p. 5. ge-
Von der
Cleriſey.
ſetzet: Die Phariſeer/ Schrifftgelehrten/
Heuchler/ und Sophiſten ſind ſo gar ge-
wohnet ſich vor heilig und weiſe auszuge-
ben/ und ob ſie wol weder weißheit noch
heiligkeit haben/ ſo halten ſie ſich dennoch
deswegen vor fromm und klug/ weil ſie
etwan
4. ſophiſmata auswendig gelernet
und etwan ein buͤchlein/ das ſie loben/
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cken/ knien oder entbloͤſſung des haubts
bezahlen wollen/ und ein gebet herbrum-
men/ das ſie ſelbſt nicht verſtehen/ noch
daran dencken. Dieſe bilden ſich ein/ wie
ſehr ſie Gott dienen/ indem ſie ihnen ſelbſt
vor GOtt dienen. Gleichwol wiſſen ih-
re Obere gar wol/ daß ſie ſich Gottzu nu-
tze machen/ eben in dem ſie ſich aufffuͤhren
als waͤren ſie GOTT nuͤtze.
Und cap. II.
p.
17. fuͤhret er einen politicum ein/ der ſeine
ſcrupel alſo vortraͤgt: Jch ſehe auch ihrer
viel welche die religion mit dem marter-
thum und den wunderwercken der erſten
ſtiffter beweiſen/ gleich wolaber ſelbſten
keine wunder thun koͤnnen/ vielweniger
zur marter willig ſeyn/ ſondern rechte
feinde des ereutzes. Sie ſuchen das irꝛdi-
ſche/ eben indem ſie uns das himmliſche
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ſecten. Die
Prieſter ſind wie die Zigeuner/ die einen
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deſſen die beutel ausleeren. Sie ſind wie
Braminen/ Morobuti/ und
Bongi, oder
wie
Diogenes, der in das eſſen ſpeyete/ da-
mit ers allein freſſen duͤrffte. Alſo kom-
men uns die politiſchen
Clerici vor/ wie
voꝛ dieſen dem
Catoni die Flamines, und dem
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unterdeſſen aber ſich dieſes ſelbſt anmaſ-
ſen/ zur zeit der verfolgung aber davon
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[Spaltenumbruch] gleichwol aber vor heilige wollen ang eſe-
Jahr
MDC.
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MDCC.

hen ſeyn.

52. Man findet aber in ſeinen ſchrifften faſt
von allen arten der verderbniß ſehr nachdenckli-
che und tieffſinnige erinnerungen/ allermeiſt
aber von dem elend der gemeinen gelehrſamkeit/
und ſchulweißheit/ nur eines orts zugeden-
cken/ ſo bekennet er im gedachten buch p. 4. rund
heraus/ er habe zu ſeiner zeit kaum 4. rechte wei-
ſe leute gefunden/ die der wahren philoſophie
kundig geweſen; denn/ ſchreibet er/ ich habeVon den
falſchen
Philoſo.
phis.

diejenigen niemals vor Philoſophos gehal-
ten/ welche deswegen
ſtudiren/ daß ſie
um ein wenig geld oder ehre wiederum in
ſchulen oder in gerichten ihre lehre
verkauffen koͤnten. Denn ſolche ge-
ſellen ſind wahrhafftig nur
Sophiſten/
die gerne vor weiſe angeſehen ſeyn wol-
ten/ und doch voiler zanckſucht/ geld-
und ehrgeitz/ ja ſo ſehr niedergedruckt
ſind/ daß ſie die wahrheit nicht ver-
ſtehen koͤnnen; ja auch diejenigen koͤn-
nen vom ehrgeitz/ und alſo auch von
der unwiſſenheit nicht loßgeſprochen
werden/ welche deßwegen
ſtudiren/ da-
mit ſie buͤcher ſchreiben koͤnnen. Darum
hab ich
Socratem uͤber alle andere Philoſo-
phos
geruͤhmet/ und andere ſeines glei-
chen/
(deren er in allen hiſtorien nicht uͤber 25.
gefunden zu haben vorher bekennet.)

53. Und aus dieſem iſt leicht zu erachten/
was er von der Ariſtoteliſchen Philoſophie
und Theologie geurtheilet habe/ davon man
eben daſſelbſt p. 7. folgendes findet: Als ichVon Ari-
ſtotelis

greueln.

Ariſtotelis philoſophie unterſuchte/ die
heutiges tages bey vielen herrſchet/
fand ich dieſelbe in vielen ſtuͤcken
ſophi-
ſti
ſch (gleichwie auch Auguſtinus/ Ambroſi-
us
und andere erinnert haben) und der Goͤtt-
lichen macht/ weißheit und guͤte wider-
ſprechend. Was er nicht weiß/ daß kan
er doch liſtig verſtellen/ als die bewe-
gung des himmels/ die ſeele/ Gottſelbſt/
und die ewigkeit der welt. Hingegen
verlieret er ſelber die erkaͤntniß deſſel-
ben/ was er doch weiß;
(welches er mit
exempeln beweiſet) er ſtielet und ſchreibet
andern ihre meinungen und worte aus/
und verkaufft ſie vor das ſeinige. Er
erzehlet anderer ihre worte aus neid
verleumderiſcher weiſe/ wie
Thomas Aqui-
nas
aus Gellio, Euſtachio, Simplicio und
Auguſtino erwieſen hat. Er pfluͤcket
aus allerhand buͤchern ein eigenes zu-
ſammen/ ſiehet auch nicht/ wie eines
dem andern immer widerſpricht ꝛc. ——
Daraus ich erfahren habe/ wie die war-
heit ſelten bey viel worten ſtehen koͤnne/
wodurch man ſie behaupten will. Jm-
gleichen daß viele
Ariſtotelem der Bibel
ſelbſt vorziehen/ und viel tauſend fanta-
ſtiſche gloſſen anfuͤhren/ die
contradicti-
ones
zu conciliiren/ wider welche Auguſti-
nus lib. 1. in Geneſ. c. XIIX. XIX.
und Tho-
mas in opuſculo IX. & ſuper Pſalm. XLIX.
ei-
fern/ als wider geiſtliche diebe und ehe-
brecher. Auch habe ich geſehen/ daß die

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[86/0098] Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Frantzoſen/ Polen/ Holl- und Engel- laͤndern lehret. Jahr MDC. biß MDCC. 50. Andere aber halten davor/ es ſey gar keine Religion nach der natur/ ſon- dern nur nach der kunſt/ ſo wol im regie- ren/ als im converſiren/ und ſey es nur ei- ne erfindung liſtiger und kluger leute ꝛc. Welche meinungẽ der Atheiſten/ Machiavelli- ſten/ Libertiner und (wie er ſie nennet) Cal- viniſten/ er daſelbſt weiter ausfuͤhret/ und kla- get/ daß ſie meiſt an hoͤfen und unter den Politicis im ſchwange gingen. Dabey er fol- gendes gar weißlich erinnert: Solche leute koͤnnen die warheit faſt niemals erlan- gen/ wo ſie GOtt nicht gewaltig an- greifft/ weil ſie ſich ſelbſt vor die aller- kluͤgſten halten/ und ſich einbilden/ es ſey eine thorheit etwas anders ſuchen/ und komme einfaͤltigen Tropffen zu/ die keine manieꝛ zu leben wuͤſten/ oder auch ſolchen liſtigen koͤpffen/ die eine neue religion auf- richten wolten/ und dar auff ihre herꝛ- ſchafft und gewalt gruͤnden. Welche greuel er denn daſelbſt nach einander weitlaͤuff- tiger entdecket. 51. Er hat aber ſonderlich hin und wieder das elend der Cleriſey gruͤndlich gewieſen/ und unter andern in eben ſelbigem buche C. l. p. 5. ge- ſetzet: Die Phariſeer/ Schrifftgelehrten/ Heuchler/ und Sophiſten ſind ſo gar ge- wohnet ſich vor heilig und weiſe auszuge- ben/ und ob ſie wol weder weißheit noch heiligkeit haben/ ſo halten ſie ſich dennoch deswegen vor fromm und klug/ weil ſie etwan 4. ſophiſmata auswendig gelernet und etwan ein buͤchlein/ das ſie loben/ oder ein oder zwey fragen: Jngleichen/ weil ſie etwan GOtt mit ein hauffen buͤ- cken/ knien oder entbloͤſſung des haubts bezahlen wollen/ und ein gebet herbrum- men/ das ſie ſelbſt nicht verſtehen/ noch daran dencken. Dieſe bilden ſich ein/ wie ſehr ſie Gott dienen/ indem ſie ihnen ſelbſt vor GOtt dienen. Gleichwol wiſſen ih- re Obere gar wol/ daß ſie ſich Gottzu nu- tze machen/ eben in dem ſie ſich aufffuͤhren als waͤren ſie GOTT nuͤtze. Und cap. II. p. 17. fuͤhret er einen politicum ein/ der ſeine ſcrupel alſo vortraͤgt: Jch ſehe auch ihrer viel welche die religion mit dem marter- thum und den wunderwercken der erſten ſtiffter beweiſen/ gleich wolaber ſelbſten keine wunder thun koͤnnen/ vielweniger zur marter willig ſeyn/ ſondern rechte feinde des ereutzes. Sie ſuchen das irꝛdi- ſche/ eben indem ſie uns das himmliſche anpreiſen/ und zwar in allen ſecten. Die Prieſter ſind wie die Zigeuner/ die einen weiſen den himmel anzuſehen/ da ſie in- deſſen die beutel ausleeren. Sie ſind wie Braminen/ Morobuti/ und Bongi, oder wie Diogenes, der in das eſſen ſpeyete/ da- mit ers allein freſſen duͤrffte. Alſo kom- men uns die politiſchen Clerici vor/ wie voꝛ dieſen dem Catoni die Flamines, und dem Diogeni die Hierophantæ: die zwar wider die wolluſt/ reichthum und ehre predigen/ unterdeſſen aber ſich dieſes ſelbſt anmaſ- ſen/ zur zeit der verfolgung aber davon lauffen/ und die ſchafe in ſtiche laſſen/ gleichwol aber vor heilige wollen ang eſe- hen ſeyn. Von der Cleriſey. Jahr MDC. biß MDCC. 52. Man findet aber in ſeinen ſchrifften faſt von allen arten der verderbniß ſehr nachdenckli- che und tieffſinnige erinnerungen/ allermeiſt aber von dem elend der gemeinen gelehrſamkeit/ und ſchulweißheit/ nur eines orts zugeden- cken/ ſo bekennet er im gedachten buch p. 4. rund heraus/ er habe zu ſeiner zeit kaum 4. rechte wei- ſe leute gefunden/ die der wahren philoſophie kundig geweſen; denn/ ſchreibet er/ ich habe diejenigen niemals vor Philoſophos gehal- ten/ welche deswegen ſtudiren/ daß ſie um ein wenig geld oder ehre wiederum in ſchulen oder in gerichten ihre lehre verkauffen koͤnten. Denn ſolche ge- ſellen ſind wahrhafftig nur Sophiſten/ die gerne vor weiſe angeſehen ſeyn wol- ten/ und doch voiler zanckſucht/ geld- und ehrgeitz/ ja ſo ſehr niedergedruckt ſind/ daß ſie die wahrheit nicht ver- ſtehen koͤnnen; ja auch diejenigen koͤn- nen vom ehrgeitz/ und alſo auch von der unwiſſenheit nicht loßgeſprochen werden/ welche deßwegen ſtudiren/ da- mit ſie buͤcher ſchreiben koͤnnen. Darum hab ich Socratem uͤber alle andere Philoſo- phos geruͤhmet/ und andere ſeines glei- chen/ (deren er in allen hiſtorien nicht uͤber 25. gefunden zu haben vorher bekennet.) Von den falſchen Philoſo. phis. 53. Und aus dieſem iſt leicht zu erachten/ was er von der Ariſtoteliſchen Philoſophie und Theologie geurtheilet habe/ davon man eben daſſelbſt p. 7. folgendes findet: Als ich Ariſtotelis philoſophie unterſuchte/ die heutiges tages bey vielen herrſchet/ fand ich dieſelbe in vielen ſtuͤcken ſophi- ſtiſch (gleichwie auch Auguſtinus/ Ambroſi- us und andere erinnert haben) und der Goͤtt- lichen macht/ weißheit und guͤte wider- ſprechend. Was er nicht weiß/ daß kan er doch liſtig verſtellen/ als die bewe- gung des himmels/ die ſeele/ Gottſelbſt/ und die ewigkeit der welt. Hingegen verlieret er ſelber die erkaͤntniß deſſel- ben/ was er doch weiß; (welches er mit exempeln beweiſet) er ſtielet und ſchreibet andern ihre meinungen und worte aus/ und verkaufft ſie vor das ſeinige. Er erzehlet anderer ihre worte aus neid verleumderiſcher weiſe/ wie Thomas Aqui- nas aus Gellio, Euſtachio, Simplicio und Auguſtino erwieſen hat. Er pfluͤcket aus allerhand buͤchern ein eigenes zu- ſammen/ ſiehet auch nicht/ wie eines dem andern immer widerſpricht ꝛc. —— Daraus ich erfahren habe/ wie die war- heit ſelten bey viel worten ſtehen koͤnne/ wodurch man ſie behaupten will. Jm- gleichen daß viele Ariſtotelem der Bibel ſelbſt vorziehen/ und viel tauſend fanta- ſtiſche gloſſen anfuͤhren/ die contradicti- ones zu conciliiren/ wider welche Auguſti- nus lib. 1. in Geneſ. c. XIIX. XIX. und Tho- mas in opuſculo IX. & ſuper Pſalm. XLIX. ei- fern/ als wider geiſtliche diebe und ehe- brecher. Auch habe ich geſehen/ daß die ſecten auff einer gauckleriſchen leicht- glaubigkeit gegen ihre Præceptores beſte- hen/ und auff einer hartnaͤckigkeit bey ſpitzſin- Von Ari- ſtotelis greueln.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/98>, abgerufen am 12.05.2024.