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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio.
[Spaltenumbruch] niemand Gott sehen kan/ Hebr. 12. v. 14. Und
eben daraus wird erkannt/ ob wir in ihm seyn
und bleiben/ indem er uns auch von seinem H.
Geist gegeben hat/ Joh. 4/13. es gilt ja auch
nichtsin Christo Jesu als eine neue creatur gal.
5/15. welche/ wo sie nicht erfolget/ die schädliche
und monstrofische mißgeburth der maul-chri-
sten bringet/ deren die Christenheit jetzund so
voll wimmelt/ wie solches der hocherleuchtete
Joh. Arnd in dem sehr nützlichen und hoch-
nothwendigen tractat, Informatorium Biblicum
genannt/ welches anjetzo in den buchladen all-
hier auffs neue feyl lieget/ gar herrlich und er-
baulich nach der länge außführet; (c) ja wider
alle die jenigen sprüche/ welche bezeugen/ daß
das rechte wahre Christenthum/ so dem heuti-
gem (ach leyder! allzugemeinem/ verdammli-
chem) heuchel-und maul-christenthum gerade
entgegen gesetzet wird/ etwas mehrers auff
sich habe als der grosse hauffe ihm träumenläs-
set/ und daß keiner ohne kämpssen/ ohne rin-
gen/ keiner mit sicherheit und lachendem mun-
de/ sondern mit furchtund zittern/ Phil. 2. v. 12.
Keiner mit vollbringung seines willens oder
zärtelungseines fleisches; sondern biß auff das
blut widerstehen/ Heb. 12. v. 4. über dem
kämpffen wider die sünde/ mit schmertzlicher
tödtung des fleisches/ keiner mit verzagtheit
und allzugrosser kleinmüthigkeit/ sondern mit
überwinden in dem blut des lamms durch das
wort der warheit Gottes in den himmel kom-
men könne. Als wann der Sohn Gottes gar
ernstlich spricht Luc. 13. v. 24./ Ringet darnach/
daß ihr durch die enge pforte eingehet; denn viele
werden/ das sage ich (Jesus Christus die selb-
ständige warheit) euch/ darnach trachten/ wie
sie hinein kommen/ und werdens nicht thun
können. Und im 9. cap. Luc. v. 23. 24. 25.
sagt Christus abermahl: Wer mir nachfolgen
wil/ der verläugne sich selbst/ und nehme sein
creutz auff sich täglich/ und folge mir nach etc.
Also spricht Paulus Phil. 2/ v. 12. Schaffet/
daß ihr selig werdet mit furcht und zittern; und
Gal. 5. v. 24. Die Christum angehören/ die
creutzigen ihr fleisch/ sammt den lüsten und be-
gierden. Man lese auch das 1. cap. in der 1.
Ep. Petr. und gehören hieher die 7. Uberwin-
dungen Ap. 2. v. 3.

§. 3. Weil wir nun solche grosse see-
len-verderbliche unwissenheit und boß-
heit in der conversation mit den leuten ersehen/
auch manch zappelndes zagendes und trostloses
hertz angetroffen/ vielmehr aber noch auß dem
wahren gerücht von dem allen vernommen/
haben wir so grossen seelen-jammer etwas tief-
fer in der furcht des Herrn zu hertzen gezogen/
und Christlich darauf gesonnen/ ob nicht durch
die/ so krafft ihres offentlichen lehr-ampts da-
zu beruffen/ heylsame mittel an die hand ge-
nommen werden könten/ daß solchem grossem
seelen-jammer/ wo nicht in allem/ doch in etwas
möchte gewehret werden können. Haben al-
so für beilsamst erkannt/ derowegen ein ehrw.
Ministerium allhie bittlich zu ersuchen/ daß sie/
als denen es eigentlich obliege/ auff die gemei-
ne Christi/ die er durch sein theures blut er-
worben/ acht haben/ den jetzigen gar zu
grossen schaden Josephs erkennen/ zu her-
tzen nehmen/ und einmütiglich darauff bedacht
seyn wolten/ solche heilsame mittel zuerden-
[Spaltenumbruch] cken/ und vor die hand zu nehmen/ damit doch
ja nicht etwas/ was zur steurung der groben
unwissenheit und allzugrosser bosheit/ als
haupt-quellen alles seelen-verderben dienen
könnte/ unterlassen würde.

§. 4. Haben demnach vorm Jahr am
9. und 24. Octob. Herrn Doctor Mauritium
darüber consuliret, welcher uns aber solches
wiederrathen/ mit dem versprechen/ daß er
schon darzu sehen und dafür sorgen wolte/
worzu wir uns sicherlich verlassen solten.
Auff dieses des Herrn Doctor Mauritil gut-
düncken sind wir auch ein gantzes Jahr mit
diesem vornehmen still gewesen. Es hat
aber indessen unser gewissen nicht ruhen noch
zu frieden seyn wollen/ sonderlich weil wir
gemercket/ daß keine mittel mehr/ als zuvor
geschehen/ obgedachtem seelen-jammer zu
wehren/ vorgenommen würden/ sondern
in der betrachtung gegenwärtigen grossen see-
len-verderbens/ und in dem gebet umb Ab-
wendung desselden uns immerdar verklaget/
daß wir durch unser stillschweigen alles ver-
derbens theilhafftig würden. Dazu dann
kommen die reiffere erwegung so vielfältiger
anmahnung Lutheri/ des tractätleins Doctor
Nicolai Hunnii
(in welchem bewiesen wird/
daß Lutherus zur reformation| des Pabst-
thumbs beruffen) cap. 6. Jngleichen des
tractats Doctor Hulsemanni von der brüderli-
chen bestraffung etc. welche alle einen jeden
Christen bey verluft seiner seligkeit treiben/
auch die geistlichen im fall äuserster noth
zu erinnern/ fleissig für alle und jede seelen
zuwachen; womit denn klar übereinkom-
met der spruch S. Pauli Col. 4. 17. sammt der
Außlegung Doctor Osiandri desselben spruchs.
Nicht weniger haben uns bewogen die vielfäl-
tigen klagen und seufftzer vieler Christglau-
bigen/ ja das treiben unterschiedlicher seelen/
die uns vorhielten die schuldigkeit/ nach un-
serm erkäntnüß auch vor unsere brüder zu
reden/ und alles zu ihrer errettung zu versu-
chen. Darumb wir endlich in der furcht des
HERRN entschlossen/ nach dem wirs GOtt
ernstlich zuvor im gebet vorgetragen/ unser
gewissen/ von dieser beschuldigung zu be-
freyen/ und das so lana bedachte Christliche
vornehmen mit GOTTES beystande ins
werck zu setzen/ und unsere Christenthums-
Pflicht vor GOTTES ehre und unsere
brüder abzulegen/ damit wir der sünden und
der gewiß darauff künfftig erfolgenden zeitli-
chen und ewigen straffen (wo nicht durch
wahre hertzens-busse abwendung geschicht)
dieser gemeine/ deren glieder wir sind/ nicht
mögen theilhafftig werden/ auch in der letz-
ten todes-stunde und am jüngsten tage an
unserer umgekommenen brüder und schwe-
stern blute rein und unschuldig ersunden wer-
den.

§. 5. Ehe und bevor wir aber solche
unsere bittliche erinnerung an ein gantzes
ehrw. Ministerium abgehen liessen/ hielten
wirs für rathsam/ etliche subjectiva Ministerii,
bevorab die Herren Pastores privatim zube-
sprechen/ ob sie dahin zu disponiren wären/
daß sie dieses unser Christliches/ zu GOttes
Ehre und dieser gantzen gemeine seelen-bestem
intendirtes vorhaben bey sichüberlegen/ dem

selben
A. K. H. Vierter Theil. Pp pp

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio.
[Spaltenumbruch] niemand Gott ſehen kan/ Hebr. 12. v. 14. Und
eben daraus wird erkannt/ ob wir in ihm ſeyn
und bleiben/ indem er uns auch von ſeinem H.
Geiſt gegeben hat/ Joh. 4/13. es gilt ja auch
nichtsin Chriſto Jeſu als eine neue creatur gal.
5/15. welche/ wo ſie nicht erfolget/ die ſchaͤdliche
und monſtrofiſche mißgeburth der maul-chri-
ſten bringet/ deren die Chriſtenheit jetzund ſo
voll wimmelt/ wie ſolches der hocherleuchtete
Joh. Arnd in dem ſehr nuͤtzlichen und hoch-
nothwendigen tractat, Informatorium Biblicum
genannt/ welches anjetzo in den buchladen all-
hier auffs neue feyl lieget/ gar herꝛlich und er-
baulich nach der laͤnge außfuͤhret; (c) ja wider
alle die jenigen ſpruͤche/ welche bezeugen/ daß
das rechte wahre Chriſtenthum/ ſo dem heuti-
gem (ach leyder! allzugemeinem/ verdammli-
chem) heuchel-und maul-chriſtenthum gerade
entgegen geſetzet wird/ etwas mehrers auff
ſich habe als der groſſe hauffe ihm traͤumenlaͤſ-
ſet/ und daß keiner ohne kaͤmpſſen/ ohne rin-
gen/ keiner mit ſicherheit und lachendem mun-
de/ ſondern mit furchtund zittern/ Phil. 2. v. 12.
Keiner mit vollbringung ſeines willens oder
zaͤrtelungſeines fleiſches; ſondern biß auff das
blut widerſtehen/ Heb. 12. v. 4. uͤber dem
kaͤmpffen wider die ſuͤnde/ mit ſchmertzlicher
toͤdtung des fleiſches/ keiner mit verzagtheit
und allzugroſſer kleinmuͤthigkeit/ ſondern mit
uͤberwinden in dem blut des lamms durch das
wort der warheit Gottes in den himmel kom-
men koͤnne. Als wann der Sohn Gottes gar
ernſtlich ſpricht Luc. 13. v. 24./ Ringet darnach/
daß ihr durch die enge pforte eingehet; deñ viele
werden/ das ſage ich (Jeſus Chriſtus die ſelb-
ſtaͤndige warheit) euch/ darnach trachten/ wie
ſie hinein kommen/ und werdens nicht thun
koͤnnen. Und im 9. cap. Luc. v. 23. 24. 25.
ſagt Chriſtus abermahl: Wer mir nachfolgen
wil/ der verlaͤugne ſich ſelbſt/ und nehme ſein
creutz auff ſich taͤglich/ und folge mir nach ꝛc.
Alſo ſpricht Paulus Phil. 2/ v. 12. Schaffet/
daß ihr ſelig werdet mit furcht und zittern; und
Gal. 5. v. 24. Die Chriſtum angehoͤren/ die
creutzigen ihr fleiſch/ ſammt den luͤſten und be-
gierden. Man leſe auch das 1. cap. in der 1.
Ep. Petr. und gehoͤren hieher die 7. Uberwin-
dungen Ap. 2. v. 3.

§. 3. Weil wir nun ſolche groſſe ſee-
len-verderbliche unwiſſenheit und boß-
heit in der converſation mit den leuten erſehen/
auch manch zappelndes zagẽdes und troſtloſes
hertz angetroffen/ vielmehr aber noch auß dem
wahren geruͤcht von dem allen vernommen/
haben wir ſo groſſen ſeelen-jammer etwas tief-
fer in der furcht des Herrn zu hertzen gezogen/
und Chriſtlich darauf geſonnen/ ob nicht durch
die/ ſo krafft ihres offentlichen lehr-ampts da-
zu beruffen/ heylſame mittel an die hand ge-
nommen werden koͤnten/ daß ſolchem groſſem
ſeelen-jammer/ wo nicht in allem/ doch in etwas
moͤchte gewehret werden koͤnnen. Haben al-
ſo fuͤr beilſamſt erkannt/ derowegen ein ehrw.
Miniſterium allhie bittlich zu erſuchen/ daß ſie/
als denen es eigentlich obliege/ auff die gemei-
ne Chriſti/ die er durch ſein theures blut er-
worben/ acht haben/ den jetzigen gar zu
groſſen ſchaden Joſephs erkennen/ zu her-
tzen nehmen/ und einmuͤtiglich darauff bedacht
ſeyn wolten/ ſolche heilſame mittel zuerden-
[Spaltenumbruch] cken/ und vor die hand zu nehmen/ damit doch
ja nicht etwas/ was zur ſteurung der groben
unwiſſenheit und allzugroſſer bosheit/ als
haupt-quellen alles ſeelen-verderben dienen
koͤnnte/ unterlaſſen wuͤrde.

§. 4. Haben demnach vorm Jahr am
9. und 24. Octob. Herꝛn Doctor Mauritium
daruͤber conſuliret, welcher uns aber ſolches
wiederrathen/ mit dem verſprechen/ daß er
ſchon darzu ſehen und dafuͤr ſorgen wolte/
worzu wir uns ſicherlich verlaſſen ſolten.
Auff dieſes des Herꝛn Doctor Mauritil gut-
duͤncken ſind wir auch ein gantzes Jahr mit
dieſem vornehmen ſtill geweſen. Es hat
aber indeſſen unſer gewiſſen nicht ruhen noch
zu frieden ſeyn wollen/ ſonderlich weil wir
gemercket/ daß keine mittel mehr/ als zuvor
geſchehen/ obgedachtem ſeelen-jammer zu
wehren/ vorgenommen wuͤrden/ ſondern
in der betrachtung gegenwaͤrtigen groſſen ſee-
len-verderbens/ und in dem gebet umb Ab-
wendung deſſelden uns immerdar verklaget/
daß wir durch unſer ſtillſchweigen alles ver-
derbens theilhafftig wuͤrden. Dazu dann
kommen die reiffere erwegung ſo vielfaͤltiger
anmahnung Lutheri/ des tractaͤtleins Doctor
Nicolai Hunnii
(in welchem bewieſen wird/
daß Lutherus zur reformation| des Pabſt-
thumbs beruffen) cap. 6. Jngleichen des
tractats Doctor Hulſemanni von der bruͤderli-
chen beſtraffung ꝛc. welche alle einen jeden
Chriſten bey verluft ſeiner ſeligkeit treiben/
auch die geiſtlichen im fall aͤuſerſter noth
zu erinnern/ fleiſſig fuͤr alle und jede ſeelen
zuwachen; womit denn klar uͤbereinkom-
met der ſpruch S. Pauli Col. 4. 17. ſammt der
Außlegung Doctor Oſiandri deſſelben ſpruchs.
Nicht weniger haben uns bewogen die vielfaͤl-
tigen klagen und ſeufftzer vieler Chriſtglau-
bigen/ ja das treiben unterſchiedlicher ſeelen/
die uns vorhielten die ſchuldigkeit/ nach un-
ſerm erkaͤntnuͤß auch vor unſere bruͤder zu
reden/ und alles zu ihrer errettung zu verſu-
chen. Darumb wir endlich in der furcht des
HERRN entſchloſſen/ nach dem wirs GOtt
ernſtlich zuvor im gebet vorgetragen/ unſer
gewiſſen/ von dieſer beſchuldigung zu be-
freyen/ und das ſo lana bedachte Chriſtliche
vornehmen mit GOTTES beyſtande ins
werck zu ſetzen/ und unſere Chriſtenthums-
Pflicht vor GOTTES ehre und unſere
bruͤder abzulegen/ damit wir der ſuͤnden und
der gewiß darauff kuͤnfftig erfolgenden zeitli-
chen und ewigen ſtraffen (wo nicht durch
wahre hertzens-buſſe abwendung geſchicht)
dieſer gemeine/ deren glieder wir ſind/ nicht
moͤgen theilhafftig werden/ auch in der letz-
ten todes-ſtunde und am juͤngſten tage an
unſerer umgekommenen bruͤder und ſchwe-
ſtern blute rein und unſchuldig erſunden wer-
den.

§. 5. Ehe und bevor wir aber ſolche
unſere bittliche erinnerung an ein gantzes
ehrw. Miniſterium abgehen lieſſen/ hielten
wirs fuͤr rathſam/ etliche ſubjectiva Miniſterii,
bevorab die Herren Paſtores privatim zube-
ſprechen/ ob ſie dahin zu disponiren waͤren/
daß ſie dieſes unſer Chriſtliches/ zu GOttes
Ehre und dieſer gantzen gemeine ſeelen-beſtem
intendirtes vorhaben bey ſichuͤberlegen/ dem

ſelben
A. K. H. Vierter Theil. Pp pp
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[665/0973] Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio. niemand Gott ſehen kan/ Hebr. 12. v. 14. Und eben daraus wird erkannt/ ob wir in ihm ſeyn und bleiben/ indem er uns auch von ſeinem H. Geiſt gegeben hat/ Joh. 4/13. es gilt ja auch nichtsin Chriſto Jeſu als eine neue creatur gal. 5/15. welche/ wo ſie nicht erfolget/ die ſchaͤdliche und monſtrofiſche mißgeburth der maul-chri- ſten bringet/ deren die Chriſtenheit jetzund ſo voll wimmelt/ wie ſolches der hocherleuchtete Joh. Arnd in dem ſehr nuͤtzlichen und hoch- nothwendigen tractat, Informatorium Biblicum genannt/ welches anjetzo in den buchladen all- hier auffs neue feyl lieget/ gar herꝛlich und er- baulich nach der laͤnge außfuͤhret; (c) ja wider alle die jenigen ſpruͤche/ welche bezeugen/ daß das rechte wahre Chriſtenthum/ ſo dem heuti- gem (ach leyder! allzugemeinem/ verdammli- chem) heuchel-und maul-chriſtenthum gerade entgegen geſetzet wird/ etwas mehrers auff ſich habe als der groſſe hauffe ihm traͤumenlaͤſ- ſet/ und daß keiner ohne kaͤmpſſen/ ohne rin- gen/ keiner mit ſicherheit und lachendem mun- de/ ſondern mit furchtund zittern/ Phil. 2. v. 12. Keiner mit vollbringung ſeines willens oder zaͤrtelungſeines fleiſches; ſondern biß auff das blut widerſtehen/ Heb. 12. v. 4. uͤber dem kaͤmpffen wider die ſuͤnde/ mit ſchmertzlicher toͤdtung des fleiſches/ keiner mit verzagtheit und allzugroſſer kleinmuͤthigkeit/ ſondern mit uͤberwinden in dem blut des lamms durch das wort der warheit Gottes in den himmel kom- men koͤnne. Als wann der Sohn Gottes gar ernſtlich ſpricht Luc. 13. v. 24./ Ringet darnach/ daß ihr durch die enge pforte eingehet; deñ viele werden/ das ſage ich (Jeſus Chriſtus die ſelb- ſtaͤndige warheit) euch/ darnach trachten/ wie ſie hinein kommen/ und werdens nicht thun koͤnnen. Und im 9. cap. Luc. v. 23. 24. 25. ſagt Chriſtus abermahl: Wer mir nachfolgen wil/ der verlaͤugne ſich ſelbſt/ und nehme ſein creutz auff ſich taͤglich/ und folge mir nach ꝛc. Alſo ſpricht Paulus Phil. 2/ v. 12. Schaffet/ daß ihr ſelig werdet mit furcht und zittern; und Gal. 5. v. 24. Die Chriſtum angehoͤren/ die creutzigen ihr fleiſch/ ſammt den luͤſten und be- gierden. Man leſe auch das 1. cap. in der 1. Ep. Petr. und gehoͤren hieher die 7. Uberwin- dungen Ap. 2. v. 3. §. 3. Weil wir nun ſolche groſſe ſee- len-verderbliche unwiſſenheit und boß- heit in der converſation mit den leuten erſehen/ auch manch zappelndes zagẽdes und troſtloſes hertz angetroffen/ vielmehr aber noch auß dem wahren geruͤcht von dem allen vernommen/ haben wir ſo groſſen ſeelen-jammer etwas tief- fer in der furcht des Herrn zu hertzen gezogen/ und Chriſtlich darauf geſonnen/ ob nicht durch die/ ſo krafft ihres offentlichen lehr-ampts da- zu beruffen/ heylſame mittel an die hand ge- nommen werden koͤnten/ daß ſolchem groſſem ſeelen-jammer/ wo nicht in allem/ doch in etwas moͤchte gewehret werden koͤnnen. Haben al- ſo fuͤr beilſamſt erkannt/ derowegen ein ehrw. Miniſterium allhie bittlich zu erſuchen/ daß ſie/ als denen es eigentlich obliege/ auff die gemei- ne Chriſti/ die er durch ſein theures blut er- worben/ acht haben/ den jetzigen gar zu groſſen ſchaden Joſephs erkennen/ zu her- tzen nehmen/ und einmuͤtiglich darauff bedacht ſeyn wolten/ ſolche heilſame mittel zuerden- cken/ und vor die hand zu nehmen/ damit doch ja nicht etwas/ was zur ſteurung der groben unwiſſenheit und allzugroſſer bosheit/ als haupt-quellen alles ſeelen-verderben dienen koͤnnte/ unterlaſſen wuͤrde. §. 4. Haben demnach vorm Jahr am 9. und 24. Octob. Herꝛn Doctor Mauritium daruͤber conſuliret, welcher uns aber ſolches wiederrathen/ mit dem verſprechen/ daß er ſchon darzu ſehen und dafuͤr ſorgen wolte/ worzu wir uns ſicherlich verlaſſen ſolten. Auff dieſes des Herꝛn Doctor Mauritil gut- duͤncken ſind wir auch ein gantzes Jahr mit dieſem vornehmen ſtill geweſen. Es hat aber indeſſen unſer gewiſſen nicht ruhen noch zu frieden ſeyn wollen/ ſonderlich weil wir gemercket/ daß keine mittel mehr/ als zuvor geſchehen/ obgedachtem ſeelen-jammer zu wehren/ vorgenommen wuͤrden/ ſondern in der betrachtung gegenwaͤrtigen groſſen ſee- len-verderbens/ und in dem gebet umb Ab- wendung deſſelden uns immerdar verklaget/ daß wir durch unſer ſtillſchweigen alles ver- derbens theilhafftig wuͤrden. Dazu dann kommen die reiffere erwegung ſo vielfaͤltiger anmahnung Lutheri/ des tractaͤtleins Doctor Nicolai Hunnii (in welchem bewieſen wird/ daß Lutherus zur reformation| des Pabſt- thumbs beruffen) cap. 6. Jngleichen des tractats Doctor Hulſemanni von der bruͤderli- chen beſtraffung ꝛc. welche alle einen jeden Chriſten bey verluft ſeiner ſeligkeit treiben/ auch die geiſtlichen im fall aͤuſerſter noth zu erinnern/ fleiſſig fuͤr alle und jede ſeelen zuwachen; womit denn klar uͤbereinkom- met der ſpruch S. Pauli Col. 4. 17. ſammt der Außlegung Doctor Oſiandri deſſelben ſpruchs. Nicht weniger haben uns bewogen die vielfaͤl- tigen klagen und ſeufftzer vieler Chriſtglau- bigen/ ja das treiben unterſchiedlicher ſeelen/ die uns vorhielten die ſchuldigkeit/ nach un- ſerm erkaͤntnuͤß auch vor unſere bruͤder zu reden/ und alles zu ihrer errettung zu verſu- chen. Darumb wir endlich in der furcht des HERRN entſchloſſen/ nach dem wirs GOtt ernſtlich zuvor im gebet vorgetragen/ unſer gewiſſen/ von dieſer beſchuldigung zu be- freyen/ und das ſo lana bedachte Chriſtliche vornehmen mit GOTTES beyſtande ins werck zu ſetzen/ und unſere Chriſtenthums- Pflicht vor GOTTES ehre und unſere bruͤder abzulegen/ damit wir der ſuͤnden und der gewiß darauff kuͤnfftig erfolgenden zeitli- chen und ewigen ſtraffen (wo nicht durch wahre hertzens-buſſe abwendung geſchicht) dieſer gemeine/ deren glieder wir ſind/ nicht moͤgen theilhafftig werden/ auch in der letz- ten todes-ſtunde und am juͤngſten tage an unſerer umgekommenen bruͤder und ſchwe- ſtern blute rein und unſchuldig erſunden wer- den. §. 5. Ehe und bevor wir aber ſolche unſere bittliche erinnerung an ein gantzes ehrw. Miniſterium abgehen lieſſen/ hielten wirs fuͤr rathſam/ etliche ſubjectiva Miniſterii, bevorab die Herren Paſtores privatim zube- ſprechen/ ob ſie dahin zu disponiren waͤren/ daß ſie dieſes unſer Chriſtliches/ zu GOttes Ehre und dieſer gantzen gemeine ſeelen-beſtem intendirtes vorhaben bey ſichuͤberlegen/ dem ſelben A. K. H. Vierter Theil. Pp pp

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/973>, abgerufen am 22.12.2024.