Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio.
[Spaltenumbruch] Apostolorum praecise nulla loca vel tempora
excludit.
Jedoch wird ein jeder hierbey dieser
geistlichen klugheit und vorsichtigkeit sich ge-
brauchen/ wann etwa bekant oder vermuthlich/
daß dieser oder jener durch die öffentliche straffe
vielmehr erbittert und erhärtet/ hingegen da
er in geheim vermahnet/ heilsamlich gewonnen
werden mögte/ daß man denn in solchen fällen
zwar mit öffentlicher harter straffe biß zur gehei-
men unterredung vernünfftiglichen inhalte/
immittels aber mit wehmütigen gebärden/ seuf-
zen/ zeitigem weg oder fürübergehen/ und
andern Christlichen anzeigungen des hertzens
mißfallen offenbarlich bezeuge.

IV.

Der nächster muß nach obbeschriebener wei-
se so offt gestraffet werden/ als er sündiget/ und
kan man mit gutem gewissen nicht stillschwei-
gen/ sonderlich da mans täglich vor augen hat;
solte dann auff gebührende einseitige Christ-
brüderliche straffe kein gehör/ sondern nur er-
bitterung erfolgen/ so ist darauff ferner nach
der ermahnung Christi Matth. 18. v. 16. 17.
18. mit zuziehung 2. oder 3. zeugen und so fort-
an in gutem vertrauen und hertzbrünstiger liebe
zu GOtt und dem sündigen bruder gebührlich
zuverfahren.

V.

Alle und jede straffbahre dinge/ als die bey-
wörter/ bey GOTT/ o JEsu etc. haarlocken/
bundfarbiger kleyder-pracht etc. sind obgesetzter
massen billich zu straffen: Vigore mandati Chri-
sti & Pauli,
und ist hierbey allewege auff die be-
schaffenheit des straffwürdigen sonderlich zu se-
hen/ und ob etwa dieses oder jenes/ auß ohnbe-
dacht/ verführung und angenommener böser ge-
wonheit/ oder auß vorbedacht mit frechem/
sicherm und ruchlosem gemüthe begangen
werde/ um die brüderliche straffe darnach entwe-
der zumässigen oder zu schärffen/ mit fleissiger
sorgfalt anzumercken.

VI.

Wann sonsten vorhero alle von Christo
Matth. 18. auch im H. worte GOttes vorge-
schriebene gradus oder staffeln Christlich-brüder-
licher straffe und an derer heilsamer bekehrungs-
mittel gebührlich in acht genommen worden/
und daß solches alles in den wind geschlagen
wird/ so soll man nach der ermahnung des H.
Geistes/ 1. Cor. 5. & alibi, mit solchen weder
essen noch trincken/ noch etwas sonst zu schaffen
haben/ damit man sie durch solche gemeinschafft
nicht im bösen stärcke noch die schwachen ärge-
re/ und sich ihrer sünden theilhafftig mache.

VII.

Wann man die jenige/ so nicht durch recht-
mässigen beruff zum amt kommen/ darzu gott-
loß leben/ der seelen nicht achten/ alle greuel
im beichtstul absolviren, dessen allen mit Christ-
licher bescheidenheit erinnert/ und darauff bey
ihnen keine wahre busse und änderung erfolget/
so hat man zwar das Ministerium oder kirchen-
amt/ das sie führen/ von ihrer person zu unter-
scheiden/ und die krafft des worts und der Sa-
cramenten,
welche bloß und allein von GOtt
kommt/ an und vor sich nicht in zweiffel zu zie-
hen/ sondern vielmehr bey andern/ vornemlich
unwissenden/ schwachen und einfältigen die-
selbe in ihrer verborgenen Göttlichen wirckung
zu lassen: Es ist aber dennoch von bewährten
Christen solcher lehrer und prediger/ als unrei-
[Spaltenumbruch] ner gefässe/ dienstleistung/ insonderheit ihre ab-
solution,
billich zuvermeiden/ und hat man wie-
der gewissen dieselbe Ehrwürdige liebe Herren
nicht zu tituliren, damit sie hierdurch beschä-
met/ das heil. amt vindiciret und gereiniget/
hingegen ihr verkehrtes heilloses wesen offenba-
ret/ geschwächet/ vernichtet/ stinckend und
verhast gemacht werde.

VIII.

Man ist nicht verbunden an den beichtstuel
dergestalt/ daß man einem das heil. Abendmal
schlechter dinge versage/ wo er nicht allda zu
erst erschienen/ sonderlich solchen personen/ die
auß Evangelischen orten gekommen/ da die
beichte nicht im brauch gewesen; denn solcher
gestalt wird auß dem beichtstuel ein gewissens-
zwang werden/ welches keines weges zu billi-
gen/ cum Confessio privata non sit institutio-
nis divinae, sed tantum humanae, nec universa-
lis, sed particularis, ta quoad loca qua tempora.

Wie offt ist der Lutherus ungebeichtet zum heil.
Abendmahl gegangen? Der GOttes-dienst ist
nicht an gewisse örter gebunden/ sondern an allen
örtern kan man ihn im geist und in der warheit
verrichten. Wiewohl unterdessen der rechte und
nützliche gebrauch der bey uns üblichen beichte
nicht zuverwerffen/ sondern von dem hin und
wieder eingerissenem schädlichem leidigem miß-
brauch zu unterscheiden/ auch vorgedachte per-
sonen um verhütung einiges anstosses bey ein-
fältigen und schwachen darzu gütlich zu dis-
poniren
und zuvermahnen sind/ daß sie den
beichtstul besuchen.

IX.

Wann prediger der ihnen anvertrauten see-
len nicht abwarten können oder wollen/ so mag
ein rechtschaffener Christ (oder Christin) welcher
auch sonsten krafft der salbug/ die er in der tauffe
empfangen/ und des daher ihm bey gelegten geistl.
königl. priesterthums zu brüderlicher unterwei-
sung allenthalben und allezeit verbunden/ etliche
versammlete Christen und Christinnen im Cate-
chismo Lutheri,
nach des sel. D. Lutkemans oder
Gesenii anleitung unterrichten/ die betrübten
trösten/ die nothleidenden besuchen/ und heist
solches nicht in ein frembd amt gegriffen/ son-
dern hierdurch wird vielmehr aller mangel/ son-
derlich bey volckreichen gemeinen/ ersetzet/ ge-
treuer hirten fleiß und arbeit befördert/ hinge-
gen was von nachlässigen treulosen dienern ver-
absäumet/ nach gnädiger versehung GOttes
erstattet werden.

X.

An orten/ da man das H. Abendmahl haben
kan/ mag sich kein Christ mit gutem gewissen
deß enthalten/ Necessaria est usurpatio SS. Coenae
Dominicae, necessitate non saltem mandati di-
vini, HOCFACITE, sed & finis ac propriae in-
digentiae;
des Predigers unrechtmässiger beruff
und ärgerlicher wandel vereinigt mit dem abusu
Clavium,
hebt des Sacraments nothwendigkeit/
würde und krafft nicht auff. Auch ist nicht ver-
muthlich/ daß GOtt einer so grossen gemeine/
dieaus so viel 1000. seelen bestehet/ nicht solte einen
treuen hirten gegönnet haben/ dem man könte
mit gutem gewissen seine seele anvertrauen. Er
hat noch überall in allen ständen die seinigen/
die er allein kennet/ quoad interiora, auch den
frommen durch ihre lehre und lebens-früchte zu-
erkennen gibt.

XI. Gleich-

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio.
[Spaltenumbruch] Apoſtolorum præcisè nulla loca vel tempora
excludit.
Jedoch wird ein jeder hierbey dieſer
geiſtlichen klugheit und vorſichtigkeit ſich ge-
brauchen/ wann etwa bekant oder vermuthlich/
daß dieſer oder jener durch die oͤffentliche ſtraffe
vielmehr erbittert und erhaͤrtet/ hingegen da
er in geheim vermahnet/ heilſamlich gewonnen
werden moͤgte/ daß man denn in ſolchen faͤllen
zwar mit oͤffentlicher harter ſtraffe biß zur gehei-
men unterredung vernuͤnfftiglichen inhalte/
immittels aber mit wehmuͤtigen gebaͤrden/ ſeuf-
zen/ zeitigem weg oder fuͤruͤbergehen/ und
andern Chriſtlichen anzeigungen des hertzens
mißfallen offenbarlich bezeuge.

IV.

Der naͤchſter muß nach obbeſchriebener wei-
ſe ſo offt geſtraffet werden/ als er ſuͤndiget/ und
kan man mit gutem gewiſſen nicht ſtillſchwei-
gen/ ſonderlich da mans taͤglich vor augen hat;
ſolte dann auff gebuͤhrende einſeitige Chriſt-
bruͤderliche ſtraffe kein gehoͤr/ ſondern nur er-
bitterung erfolgen/ ſo iſt darauff ferner nach
der ermahnung Chriſti Matth. 18. v. 16. 17.
18. mit zuziehung 2. oder 3. zeugen und ſo fort-
an in gutem vertrauen und hertzbruͤnſtiger liebe
zu GOtt und dem ſuͤndigen bruder gebuͤhrlich
zuverfahren.

V.

Alle und jede ſtraffbahre dinge/ als die bey-
woͤrter/ bey GOTT/ o JEſu ꝛc. haarlocken/
bundfarbiger kleyder-pracht ꝛc. ſind obgeſetzter
maſſen billich zu ſtraffen: Vigore mandati Chri-
ſti & Pauli,
und iſt hierbey allewege auff die be-
ſchaffenheit des ſtraffwuͤrdigen ſonderlich zu ſe-
hen/ und ob etwa dieſes oder jenes/ auß ohnbe-
dacht/ verfuͤhrung und angenom̃ener boͤſer ge-
wonheit/ oder auß vorbedacht mit frechem/
ſicherm und ruchloſem gemuͤthe begangen
werde/ um die bruͤderliche ſtraffe darnach entwe-
der zumaͤſſigen oder zu ſchaͤrffen/ mit fleiſſiger
ſorgfalt anzumercken.

VI.

Wann ſonſten vorhero alle von Chriſto
Matth. 18. auch im H. worte GOttes vorge-
ſchriebene gradus oder ſtaffeln Chriſtlich-bruͤder-
licher ſtraffe und an derer heilſamer bekehrungs-
mittel gebuͤhrlich in acht genommen worden/
und daß ſolches alles in den wind geſchlagen
wird/ ſo ſoll man nach der ermahnung des H.
Geiſtes/ 1. Cor. 5. & alibi, mit ſolchen weder
eſſen noch trincken/ noch etwas ſonſt zu ſchaffen
haben/ damit man ſie durch ſolche gemeinſchafft
nicht im boͤſen ſtaͤrcke noch die ſchwachen aͤrge-
re/ und ſich ihrer ſuͤnden theilhafftig mache.

VII.

Wann man die jenige/ ſo nicht durch recht-
maͤſſigen beruff zum amt kommen/ darzu gott-
loß leben/ der ſeelen nicht achten/ alle greuel
im beichtſtul abſolviren, deſſen allen mit Chriſt-
licher beſcheidenheit erinnert/ und darauff bey
ihnen keine wahre buſſe und aͤnderung erfolget/
ſo hat man zwar das Miniſterium oder kirchen-
amt/ das ſie fuͤhren/ von ihrer perſon zu unter-
ſcheiden/ und die krafft des worts und der Sa-
cramenten,
welche bloß und allein von GOtt
kommt/ an und vor ſich nicht in zweiffel zu zie-
hen/ ſondern vielmehr bey andern/ vornemlich
unwiſſenden/ ſchwachen und einfaͤltigen die-
ſelbe in ihrer verborgenen Goͤttlichen wirckung
zu laſſen: Es iſt aber dennoch von bewaͤhrten
Chriſten ſolcher lehrer und prediger/ als unrei-
[Spaltenumbruch] ner gefaͤſſe/ dienſtleiſtung/ inſonderheit ihre ab-
ſolution,
billich zuvermeiden/ und hat man wie-
der gewiſſen dieſelbe Ehrwuͤrdige liebe Herren
nicht zu tituliren, damit ſie hierdurch beſchaͤ-
met/ das heil. amt vindiciret und gereiniget/
hingegen ihr verkehrtes heilloſes weſen offenba-
ret/ geſchwaͤchet/ vernichtet/ ſtinckend und
verhaſt gemacht werde.

VIII.

Man iſt nicht verbunden an den beichtſtuel
dergeſtalt/ daß man einem das heil. Abendmal
ſchlechter dinge verſage/ wo er nicht allda zu
erſt erſchienen/ ſonderlich ſolchen perſonen/ die
auß Evangeliſchen orten gekommen/ da die
beichte nicht im brauch geweſen; denn ſolcher
geſtalt wird auß dem beichtſtuel ein gewiſſens-
zwang werden/ welches keines weges zu billi-
gen/ cum Confeſſio privata non ſit inſtitutio-
nis divinæ, ſed tantum humanæ, nec univerſa-
lis, ſed particularis, tã quoad loca quã tempora.

Wie offt iſt der Lutherus ungebeichtet zum heil.
Abendmahl gegangen? Der GOttes-dienſt iſt
nicht an gewiſſe oͤrter gebundẽ/ ſondern an allen
oͤrtern kan man ihn im geiſt und in der warheit
verrichten. Wiewohl unterdeſſen der rechte uñ
nuͤtzliche gebrauch der bey uns uͤblichen beichte
nicht zuverwerffen/ ſondern von dem hin und
wieder eingeriſſenem ſchaͤdlichem leidigem miß-
brauch zu unterſcheiden/ auch vorgedachte per-
ſonen um verhuͤtung einiges anſtoſſes bey ein-
faͤltigen und ſchwachen darzu guͤtlich zu diſ-
poniren
und zuvermahnen ſind/ daß ſie den
beichtſtul beſuchen.

IX.

Wann prediger der ihnen anvertrauten ſee-
len nicht abwarten koͤnnen oder wollen/ ſo mag
ein rechtſchaffener Chriſt (oder Chriſtin) welcher
auch ſonſten krafft der ſalbũg/ die er in der tauffe
empfangẽ/ und des daher ihm bey gelegten geiſtl.
koͤnigl. prieſterthums zu bruͤderlicher unterwei-
ſung allenthalben und allezeit verbunden/ etliche
verſammlete Chriſten und Chriſtinnen im Cate-
chiſmo Lutheri,
nach des ſel. D. Lutkemans oder
Geſenii anleitung unterrichten/ die betruͤbten
troͤſten/ die nothleidenden beſuchen/ und heiſt
ſolches nicht in ein frembd amt gegriffen/ ſon-
dern hierdurch wird vielmehr aller mangel/ ſon-
derlich bey volckreichen gemeinen/ erſetzet/ ge-
treuer hirten fleiß und arbeit befoͤrdert/ hinge-
gen was von nachlaͤſſigen treuloſen dienern ver-
abſaͤumet/ nach gnaͤdiger verſehung GOttes
erſtattet werden.

X.

An orten/ da man das H. Abendmahl haben
kan/ mag ſich kein Chriſt mit gutem gewiſſen
deß enthaltẽ/ Neceſſaria eſt uſurpatio SS. Cœnæ
Dominicæ, neceſſitate non ſaltem mandati di-
vini, HOCFACITE, ſed & finis ac propriæ in-
digentiæ;
des Predigers unrechtmaͤſſiger beruff
und aͤrgerlicher wandel vereinigt mit dem abuſu
Clavium,
hebt des Sacraments nothwendigkeit/
wuͤrde und krafft nicht auff. Auch iſt nicht ver-
muthlich/ daß GOtt einer ſo groſſen gemeine/
dieaus ſo viel 1000. ſeelen beſtehet/ nicht ſolte einẽ
treuen hirten gegoͤnnet haben/ dem man koͤnte
mit gutem gewiſſen ſeine ſeele anvertrauen. Er
hat noch uͤberall in allen ſtaͤnden die ſeinigen/
die er allein kennet/ quoad interiora, auch den
frommen durch ihre lehre und lebens-fruͤchte zu-
erkennen gibt.

XI. Gleich-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <floatingText>
                <body>
                  <div>
                    <postscript>
                      <p><pb facs="#f0971" n="663"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. XIV.</hi> Hamburgi&#x017F;cher Streit mit dem <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;terio.</hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#aq">Apo&#x017F;tolorum præcisè nulla loca vel tempora<lb/>
excludit.</hi> Jedoch wird ein jeder hierbey die&#x017F;er<lb/>
gei&#x017F;tlichen klugheit und vor&#x017F;ichtigkeit &#x017F;ich ge-<lb/>
brauchen/ wann etwa bekant oder vermuthlich/<lb/>
daß die&#x017F;er oder jener durch die o&#x0364;ffentliche &#x017F;traffe<lb/>
vielmehr erbittert und erha&#x0364;rtet/ hingegen da<lb/>
er in geheim vermahnet/ heil&#x017F;amlich gewonnen<lb/>
werden mo&#x0364;gte/ daß man denn in &#x017F;olchen fa&#x0364;llen<lb/>
zwar mit o&#x0364;ffentlicher harter &#x017F;traffe biß zur gehei-<lb/>
men unterredung vernu&#x0364;nfftiglichen inhalte/<lb/>
immittels aber mit wehmu&#x0364;tigen geba&#x0364;rden/ &#x017F;euf-<lb/>
zen/ zeitigem weg oder fu&#x0364;ru&#x0364;bergehen/ und<lb/>
andern Chri&#x017F;tlichen anzeigungen des hertzens<lb/>
mißfallen offenbarlich bezeuge.</p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </p><lb/>
                      <p>Der na&#x0364;ch&#x017F;ter muß nach obbe&#x017F;chriebener wei-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;o offt ge&#x017F;traffet werden/ als er &#x017F;u&#x0364;ndiget/ und<lb/>
kan man mit gutem gewi&#x017F;&#x017F;en nicht &#x017F;till&#x017F;chwei-<lb/>
gen/ &#x017F;onderlich da mans ta&#x0364;glich vor augen hat;<lb/>
&#x017F;olte dann auff gebu&#x0364;hrende ein&#x017F;eitige Chri&#x017F;t-<lb/>
bru&#x0364;derliche &#x017F;traffe kein geho&#x0364;r/ &#x017F;ondern nur er-<lb/>
bitterung erfolgen/ &#x017F;o i&#x017F;t darauff ferner nach<lb/>
der ermahnung Chri&#x017F;ti <hi rendition="#aq">Matth. 18. v.</hi> 16. 17.<lb/>
18. mit zuziehung 2. oder 3. zeugen und &#x017F;o fort-<lb/>
an in gutem vertrauen und hertzbru&#x0364;n&#x017F;tiger liebe<lb/>
zu GOtt und dem &#x017F;u&#x0364;ndigen bruder gebu&#x0364;hrlich<lb/>
zuverfahren.</p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#aq">V.</hi> </p><lb/>
                      <p>Alle und jede &#x017F;traffbahre dinge/ als die bey-<lb/>
wo&#x0364;rter/ bey GOTT/ o JE&#x017F;u &#xA75B;c. haarlocken/<lb/>
bundfarbiger kleyder-pracht &#xA75B;c. &#x017F;ind obge&#x017F;etzter<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en billich zu &#x017F;traffen: <hi rendition="#aq">Vigore mandati Chri-<lb/>
&#x017F;ti &amp; Pauli,</hi> und i&#x017F;t hierbey allewege auff die be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit des &#x017F;traffwu&#x0364;rdigen &#x017F;onderlich zu &#x017F;e-<lb/>
hen/ und ob etwa die&#x017F;es oder jenes/ auß ohnbe-<lb/>
dacht/ verfu&#x0364;hrung und angenom&#x0303;ener bo&#x0364;&#x017F;er ge-<lb/>
wonheit/ oder auß vorbedacht mit frechem/<lb/>
&#x017F;icherm und ruchlo&#x017F;em gemu&#x0364;the begangen<lb/>
werde/ um die bru&#x0364;derliche &#x017F;traffe darnach entwe-<lb/>
der zuma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen oder zu &#x017F;cha&#x0364;rffen/ mit flei&#x017F;&#x017F;iger<lb/>
&#x017F;orgfalt anzumercken.</p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#aq">VI.</hi> </p><lb/>
                      <p>Wann &#x017F;on&#x017F;ten vorhero alle von Chri&#x017F;to<lb/><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 18. auch im H. worte GOttes vorge-<lb/>
&#x017F;chriebene <hi rendition="#aq">gradus</hi> oder &#x017F;taffeln Chri&#x017F;tlich-bru&#x0364;der-<lb/>
licher &#x017F;traffe und an derer heil&#x017F;amer bekehrungs-<lb/>
mittel gebu&#x0364;hrlich in acht genommen worden/<lb/>
und daß &#x017F;olches alles in den wind ge&#x017F;chlagen<lb/>
wird/ &#x017F;o &#x017F;oll man nach der ermahnung des H.<lb/>
Gei&#x017F;tes/ 1. <hi rendition="#aq">Cor. 5. &amp; alibi,</hi> mit &#x017F;olchen weder<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en noch trincken/ noch etwas &#x017F;on&#x017F;t zu &#x017F;chaffen<lb/>
haben/ damit man &#x017F;ie durch &#x017F;olche gemein&#x017F;chafft<lb/>
nicht im bo&#x0364;&#x017F;en &#x017F;ta&#x0364;rcke noch die &#x017F;chwachen a&#x0364;rge-<lb/>
re/ und &#x017F;ich ihrer &#x017F;u&#x0364;nden theilhafftig mache.</p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#aq">VII.</hi> </p><lb/>
                      <p>Wann man die jenige/ &#x017F;o nicht durch recht-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen beruff zum amt kommen/ darzu gott-<lb/>
loß leben/ der &#x017F;eelen nicht achten/ alle greuel<lb/>
im beicht&#x017F;tul <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olviren,</hi> de&#x017F;&#x017F;en allen mit Chri&#x017F;t-<lb/>
licher be&#x017F;cheidenheit erinnert/ und darauff bey<lb/>
ihnen keine wahre bu&#x017F;&#x017F;e und a&#x0364;nderung erfolget/<lb/>
&#x017F;o hat man zwar das <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;terium</hi> oder kirchen-<lb/>
amt/ das &#x017F;ie fu&#x0364;hren/ von ihrer per&#x017F;on zu unter-<lb/>
&#x017F;cheiden/ und die krafft des worts und der <hi rendition="#aq">Sa-<lb/>
cramenten,</hi> welche bloß und allein von GOtt<lb/>
kommt/ an und vor &#x017F;ich nicht in zweiffel zu zie-<lb/>
hen/ &#x017F;ondern vielmehr bey andern/ vornemlich<lb/>
unwi&#x017F;&#x017F;enden/ &#x017F;chwachen und einfa&#x0364;ltigen die-<lb/>
&#x017F;elbe in ihrer verborgenen Go&#x0364;ttlichen wirckung<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en: Es i&#x017F;t aber dennoch von bewa&#x0364;hrten<lb/>
Chri&#x017F;ten &#x017F;olcher lehrer und prediger/ als unrei-<lb/><cb/>
ner gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ dien&#x017F;tlei&#x017F;tung/ in&#x017F;onderheit ihre <hi rendition="#aq">ab-<lb/>
&#x017F;olution,</hi> billich zuvermeiden/ und hat man wie-<lb/>
der gewi&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elbe Ehrwu&#x0364;rdige liebe Herren<lb/>
nicht zu <hi rendition="#aq">tituliren,</hi> damit &#x017F;ie hierdurch be&#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
met/ das heil. amt <hi rendition="#aq">vindiciret</hi> und gereiniget/<lb/>
hingegen ihr verkehrtes heillo&#x017F;es we&#x017F;en offenba-<lb/>
ret/ ge&#x017F;chwa&#x0364;chet/ vernichtet/ &#x017F;tinckend und<lb/>
verha&#x017F;t gemacht werde.</p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> </p><lb/>
                      <p>Man i&#x017F;t nicht verbunden an den beicht&#x017F;tuel<lb/>
derge&#x017F;talt/ daß man einem das heil. Abendmal<lb/>
&#x017F;chlechter dinge ver&#x017F;age/ wo er nicht allda zu<lb/>
er&#x017F;t er&#x017F;chienen/ &#x017F;onderlich &#x017F;olchen per&#x017F;onen/ die<lb/>
auß Evangeli&#x017F;chen orten gekommen/ da die<lb/>
beichte nicht im brauch gewe&#x017F;en; denn &#x017F;olcher<lb/>
ge&#x017F;talt wird auß dem beicht&#x017F;tuel ein gewi&#x017F;&#x017F;ens-<lb/>
zwang werden/ welches keines weges zu billi-<lb/>
gen/ <hi rendition="#aq">cum Confe&#x017F;&#x017F;io privata non &#x017F;it in&#x017F;titutio-<lb/>
nis divinæ, &#x017F;ed tantum humanæ, nec univer&#x017F;a-<lb/>
lis, &#x017F;ed particularis, tã quoad loca quã tempora.</hi><lb/>
Wie offt i&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> ungebeichtet zum heil.<lb/>
Abendmahl gegangen? Der GOttes-dien&#x017F;t i&#x017F;t<lb/>
nicht an gewi&#x017F;&#x017F;e o&#x0364;rter gebund&#x1EBD;/ &#x017F;ondern an allen<lb/>
o&#x0364;rtern kan man ihn im gei&#x017F;t und in der warheit<lb/>
verrichten. Wiewohl unterde&#x017F;&#x017F;en der rechte un&#x0303;<lb/>
nu&#x0364;tzliche gebrauch der bey uns u&#x0364;blichen beichte<lb/>
nicht zuverwerffen/ &#x017F;ondern von dem hin und<lb/>
wieder eingeri&#x017F;&#x017F;enem &#x017F;cha&#x0364;dlichem leidigem miß-<lb/>
brauch zu unter&#x017F;cheiden/ auch vorgedachte per-<lb/>
&#x017F;onen um verhu&#x0364;tung einiges an&#x017F;to&#x017F;&#x017F;es bey ein-<lb/>
fa&#x0364;ltigen und &#x017F;chwachen darzu gu&#x0364;tlich zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;-<lb/>
poniren</hi> und zuvermahnen &#x017F;ind/ daß &#x017F;ie den<lb/>
beicht&#x017F;tul be&#x017F;uchen.</p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#aq">IX.</hi> </p><lb/>
                      <p>Wann prediger der ihnen anvertrauten &#x017F;ee-<lb/>
len nicht abwarten ko&#x0364;nnen oder wollen/ &#x017F;o mag<lb/>
ein recht&#x017F;chaffener Chri&#x017F;t (oder Chri&#x017F;tin) welcher<lb/>
auch &#x017F;on&#x017F;ten krafft der &#x017F;alb&#x0169;g/ die er in der tauffe<lb/>
empfang&#x1EBD;/ und des daher ihm bey gelegten gei&#x017F;tl.<lb/>
ko&#x0364;nigl. prie&#x017F;terthums zu bru&#x0364;derlicher unterwei-<lb/>
&#x017F;ung allenthalben und allezeit verbunden/ etliche<lb/>
ver&#x017F;ammlete Chri&#x017F;ten und Chri&#x017F;tinnen im <hi rendition="#aq">Cate-<lb/>
chi&#x017F;mo Lutheri,</hi> nach des &#x017F;el. <hi rendition="#aq">D. Lutkemans</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Ge&#x017F;enii</hi> anleitung unterrichten/ die betru&#x0364;bten<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;ten/ die nothleidenden be&#x017F;uchen/ und hei&#x017F;t<lb/>
&#x017F;olches nicht in ein frembd amt gegriffen/ &#x017F;on-<lb/>
dern hierdurch wird vielmehr aller mangel/ &#x017F;on-<lb/>
derlich bey volckreichen gemeinen/ er&#x017F;etzet/ ge-<lb/>
treuer hirten fleiß und arbeit befo&#x0364;rdert/ hinge-<lb/>
gen was von nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen treulo&#x017F;en dienern ver-<lb/>
ab&#x017F;a&#x0364;umet/ nach gna&#x0364;diger ver&#x017F;ehung GOttes<lb/>
er&#x017F;tattet werden.</p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#aq">X.</hi> </p><lb/>
                      <p>An orten/ da man das H. Abendmahl haben<lb/>
kan/ mag &#x017F;ich kein Chri&#x017F;t mit gutem gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
deß enthalt&#x1EBD;/ <hi rendition="#aq">Nece&#x017F;&#x017F;aria e&#x017F;t u&#x017F;urpatio SS. C&#x0153;<lb/>
Dominicæ, nece&#x017F;&#x017F;itate non &#x017F;altem mandati di-<lb/>
vini, HOCFACITE, &#x017F;ed &amp; finis ac propriæ in-<lb/>
digentiæ;</hi> des Predigers unrechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger beruff<lb/>
und a&#x0364;rgerlicher wandel vereinigt mit dem <hi rendition="#aq">abu&#x017F;u<lb/>
Clavium,</hi> hebt des <hi rendition="#aq">Sacraments</hi> nothwendigkeit/<lb/>
wu&#x0364;rde und krafft nicht auff. Auch i&#x017F;t nicht ver-<lb/>
muthlich/ daß GOtt einer &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en gemeine/<lb/>
dieaus &#x017F;o viel 1000. &#x017F;eelen be&#x017F;tehet/ nicht &#x017F;olte ein&#x1EBD;<lb/>
treuen hirten gego&#x0364;nnet haben/ dem man ko&#x0364;nte<lb/>
mit gutem gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eine &#x017F;eele anvertrauen. Er<lb/>
hat noch u&#x0364;berall in allen &#x017F;ta&#x0364;nden die &#x017F;einigen/<lb/>
die er allein kennet/ <hi rendition="#aq">quoad interiora,</hi> auch den<lb/>
frommen durch ihre lehre und lebens-fru&#x0364;chte zu-<lb/>
erkennen gibt.</p><lb/>
                      <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">XI.</hi> Gleich-</fw><lb/>
                    </postscript>
                  </div>
                </body>
              </floatingText>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[663/0971] Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio. Apoſtolorum præcisè nulla loca vel tempora excludit. Jedoch wird ein jeder hierbey dieſer geiſtlichen klugheit und vorſichtigkeit ſich ge- brauchen/ wann etwa bekant oder vermuthlich/ daß dieſer oder jener durch die oͤffentliche ſtraffe vielmehr erbittert und erhaͤrtet/ hingegen da er in geheim vermahnet/ heilſamlich gewonnen werden moͤgte/ daß man denn in ſolchen faͤllen zwar mit oͤffentlicher harter ſtraffe biß zur gehei- men unterredung vernuͤnfftiglichen inhalte/ immittels aber mit wehmuͤtigen gebaͤrden/ ſeuf- zen/ zeitigem weg oder fuͤruͤbergehen/ und andern Chriſtlichen anzeigungen des hertzens mißfallen offenbarlich bezeuge. IV. Der naͤchſter muß nach obbeſchriebener wei- ſe ſo offt geſtraffet werden/ als er ſuͤndiget/ und kan man mit gutem gewiſſen nicht ſtillſchwei- gen/ ſonderlich da mans taͤglich vor augen hat; ſolte dann auff gebuͤhrende einſeitige Chriſt- bruͤderliche ſtraffe kein gehoͤr/ ſondern nur er- bitterung erfolgen/ ſo iſt darauff ferner nach der ermahnung Chriſti Matth. 18. v. 16. 17. 18. mit zuziehung 2. oder 3. zeugen und ſo fort- an in gutem vertrauen und hertzbruͤnſtiger liebe zu GOtt und dem ſuͤndigen bruder gebuͤhrlich zuverfahren. V. Alle und jede ſtraffbahre dinge/ als die bey- woͤrter/ bey GOTT/ o JEſu ꝛc. haarlocken/ bundfarbiger kleyder-pracht ꝛc. ſind obgeſetzter maſſen billich zu ſtraffen: Vigore mandati Chri- ſti & Pauli, und iſt hierbey allewege auff die be- ſchaffenheit des ſtraffwuͤrdigen ſonderlich zu ſe- hen/ und ob etwa dieſes oder jenes/ auß ohnbe- dacht/ verfuͤhrung und angenom̃ener boͤſer ge- wonheit/ oder auß vorbedacht mit frechem/ ſicherm und ruchloſem gemuͤthe begangen werde/ um die bruͤderliche ſtraffe darnach entwe- der zumaͤſſigen oder zu ſchaͤrffen/ mit fleiſſiger ſorgfalt anzumercken. VI. Wann ſonſten vorhero alle von Chriſto Matth. 18. auch im H. worte GOttes vorge- ſchriebene gradus oder ſtaffeln Chriſtlich-bruͤder- licher ſtraffe und an derer heilſamer bekehrungs- mittel gebuͤhrlich in acht genommen worden/ und daß ſolches alles in den wind geſchlagen wird/ ſo ſoll man nach der ermahnung des H. Geiſtes/ 1. Cor. 5. & alibi, mit ſolchen weder eſſen noch trincken/ noch etwas ſonſt zu ſchaffen haben/ damit man ſie durch ſolche gemeinſchafft nicht im boͤſen ſtaͤrcke noch die ſchwachen aͤrge- re/ und ſich ihrer ſuͤnden theilhafftig mache. VII. Wann man die jenige/ ſo nicht durch recht- maͤſſigen beruff zum amt kommen/ darzu gott- loß leben/ der ſeelen nicht achten/ alle greuel im beichtſtul abſolviren, deſſen allen mit Chriſt- licher beſcheidenheit erinnert/ und darauff bey ihnen keine wahre buſſe und aͤnderung erfolget/ ſo hat man zwar das Miniſterium oder kirchen- amt/ das ſie fuͤhren/ von ihrer perſon zu unter- ſcheiden/ und die krafft des worts und der Sa- cramenten, welche bloß und allein von GOtt kommt/ an und vor ſich nicht in zweiffel zu zie- hen/ ſondern vielmehr bey andern/ vornemlich unwiſſenden/ ſchwachen und einfaͤltigen die- ſelbe in ihrer verborgenen Goͤttlichen wirckung zu laſſen: Es iſt aber dennoch von bewaͤhrten Chriſten ſolcher lehrer und prediger/ als unrei- ner gefaͤſſe/ dienſtleiſtung/ inſonderheit ihre ab- ſolution, billich zuvermeiden/ und hat man wie- der gewiſſen dieſelbe Ehrwuͤrdige liebe Herren nicht zu tituliren, damit ſie hierdurch beſchaͤ- met/ das heil. amt vindiciret und gereiniget/ hingegen ihr verkehrtes heilloſes weſen offenba- ret/ geſchwaͤchet/ vernichtet/ ſtinckend und verhaſt gemacht werde. VIII. Man iſt nicht verbunden an den beichtſtuel dergeſtalt/ daß man einem das heil. Abendmal ſchlechter dinge verſage/ wo er nicht allda zu erſt erſchienen/ ſonderlich ſolchen perſonen/ die auß Evangeliſchen orten gekommen/ da die beichte nicht im brauch geweſen; denn ſolcher geſtalt wird auß dem beichtſtuel ein gewiſſens- zwang werden/ welches keines weges zu billi- gen/ cum Confeſſio privata non ſit inſtitutio- nis divinæ, ſed tantum humanæ, nec univerſa- lis, ſed particularis, tã quoad loca quã tempora. Wie offt iſt der Lutherus ungebeichtet zum heil. Abendmahl gegangen? Der GOttes-dienſt iſt nicht an gewiſſe oͤrter gebundẽ/ ſondern an allen oͤrtern kan man ihn im geiſt und in der warheit verrichten. Wiewohl unterdeſſen der rechte uñ nuͤtzliche gebrauch der bey uns uͤblichen beichte nicht zuverwerffen/ ſondern von dem hin und wieder eingeriſſenem ſchaͤdlichem leidigem miß- brauch zu unterſcheiden/ auch vorgedachte per- ſonen um verhuͤtung einiges anſtoſſes bey ein- faͤltigen und ſchwachen darzu guͤtlich zu diſ- poniren und zuvermahnen ſind/ daß ſie den beichtſtul beſuchen. IX. Wann prediger der ihnen anvertrauten ſee- len nicht abwarten koͤnnen oder wollen/ ſo mag ein rechtſchaffener Chriſt (oder Chriſtin) welcher auch ſonſten krafft der ſalbũg/ die er in der tauffe empfangẽ/ und des daher ihm bey gelegten geiſtl. koͤnigl. prieſterthums zu bruͤderlicher unterwei- ſung allenthalben und allezeit verbunden/ etliche verſammlete Chriſten und Chriſtinnen im Cate- chiſmo Lutheri, nach des ſel. D. Lutkemans oder Geſenii anleitung unterrichten/ die betruͤbten troͤſten/ die nothleidenden beſuchen/ und heiſt ſolches nicht in ein frembd amt gegriffen/ ſon- dern hierdurch wird vielmehr aller mangel/ ſon- derlich bey volckreichen gemeinen/ erſetzet/ ge- treuer hirten fleiß und arbeit befoͤrdert/ hinge- gen was von nachlaͤſſigen treuloſen dienern ver- abſaͤumet/ nach gnaͤdiger verſehung GOttes erſtattet werden. X. An orten/ da man das H. Abendmahl haben kan/ mag ſich kein Chriſt mit gutem gewiſſen deß enthaltẽ/ Neceſſaria eſt uſurpatio SS. Cœnæ Dominicæ, neceſſitate non ſaltem mandati di- vini, HOCFACITE, ſed & finis ac propriæ in- digentiæ; des Predigers unrechtmaͤſſiger beruff und aͤrgerlicher wandel vereinigt mit dem abuſu Clavium, hebt des Sacraments nothwendigkeit/ wuͤrde und krafft nicht auff. Auch iſt nicht ver- muthlich/ daß GOtt einer ſo groſſen gemeine/ dieaus ſo viel 1000. ſeelen beſtehet/ nicht ſolte einẽ treuen hirten gegoͤnnet haben/ dem man koͤnte mit gutem gewiſſen ſeine ſeele anvertrauen. Er hat noch uͤberall in allen ſtaͤnden die ſeinigen/ die er allein kennet/ quoad interiora, auch den frommen durch ihre lehre und lebens-fruͤchte zu- erkennen gibt. XI. Gleich-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/971
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/971>, abgerufen am 22.12.2024.