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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio.
[Spaltenumbruch] Apostolorum praecise nulla loca vel tempora
excludit.
Jedoch wird ein jeder hierbey dieser
geistlichen klugheit und vorsichtigkeit sich ge-
brauchen/ wann etwa bekant oder vermuthlich/
daß dieser oder jener durch die öffentliche straffe
vielmehr erbittert und erhärtet/ hingegen da
er in geheim vermahnet/ heilsamlich gewonnen
werden mögte/ daß man denn in solchen fällen
zwar mit öffentlicher harter straffe biß zur gehei-
men unterredung vernünfftiglichen inhalte/
immittels aber mit wehmütigen gebärden/ seuf-
zen/ zeitigem weg oder fürübergehen/ und
andern Christlichen anzeigungen des hertzens
mißfallen offenbarlich bezeuge.

IV.

Der nächster muß nach obbeschriebener wei-
se so offt gestraffet werden/ als er sündiget/ und
kan man mit gutem gewissen nicht stillschwei-
gen/ sonderlich da mans täglich vor augen hat;
solte dann auff gebührende einseitige Christ-
brüderliche straffe kein gehör/ sondern nur er-
bitterung erfolgen/ so ist darauff ferner nach
der ermahnung Christi Matth. 18. v. 16. 17.
18. mit zuziehung 2. oder 3. zeugen und so fort-
an in gutem vertrauen und hertzbrünstiger liebe
zu GOtt und dem sündigen bruder gebührlich
zuverfahren.

V.

Alle und jede straffbahre dinge/ als die bey-
wörter/ bey GOTT/ o JEsu etc. haarlocken/
bundfarbiger kleyder-pracht etc. sind obgesetzter
massen billich zu straffen: Vigore mandati Chri-
sti & Pauli,
und ist hierbey allewege auff die be-
schaffenheit des straffwürdigen sonderlich zu se-
hen/ und ob etwa dieses oder jenes/ auß ohnbe-
dacht/ verführung und angenommener böser ge-
wonheit/ oder auß vorbedacht mit frechem/
sicherm und ruchlosem gemüthe begangen
werde/ um die brüderliche straffe darnach entwe-
der zumässigen oder zu schärffen/ mit fleissiger
sorgfalt anzumercken.

VI.

Wann sonsten vorhero alle von Christo
Matth. 18. auch im H. worte GOttes vorge-
schriebene gradus oder staffeln Christlich-brüder-
licher straffe und an derer heilsamer bekehrungs-
mittel gebührlich in acht genommen worden/
und daß solches alles in den wind geschlagen
wird/ so soll man nach der ermahnung des H.
Geistes/ 1. Cor. 5. & alibi, mit solchen weder
essen noch trincken/ noch etwas sonst zu schaffen
haben/ damit man sie durch solche gemeinschafft
nicht im bösen stärcke noch die schwachen ärge-
re/ und sich ihrer sünden theilhafftig mache.

VII.

Wann man die jenige/ so nicht durch recht-
mässigen beruff zum amt kommen/ darzu gott-
loß leben/ der seelen nicht achten/ alle greuel
im beichtstul absolviren, dessen allen mit Christ-
licher bescheidenheit erinnert/ und darauff bey
ihnen keine wahre busse und änderung erfolget/
so hat man zwar das Ministerium oder kirchen-
amt/ das sie führen/ von ihrer person zu unter-
scheiden/ und die krafft des worts und der Sa-
cramenten,
welche bloß und allein von GOtt
kommt/ an und vor sich nicht in zweiffel zu zie-
hen/ sondern vielmehr bey andern/ vornemlich
unwissenden/ schwachen und einfältigen die-
selbe in ihrer verborgenen Göttlichen wirckung
zu lassen: Es ist aber dennoch von bewährten
Christen solcher lehrer und prediger/ als unrei-
[Spaltenumbruch] ner gefässe/ dienstleistung/ insonderheit ihre ab-
solution,
billich zuvermeiden/ und hat man wie-
der gewissen dieselbe Ehrwürdige liebe Herren
nicht zu tituliren, damit sie hierdurch beschä-
met/ das heil. amt vindiciret und gereiniget/
hingegen ihr verkehrtes heilloses wesen offenba-
ret/ geschwächet/ vernichtet/ stinckend und
verhast gemacht werde.

VIII.

Man ist nicht verbunden an den beichtstuel
dergestalt/ daß man einem das heil. Abendmal
schlechter dinge versage/ wo er nicht allda zu
erst erschienen/ sonderlich solchen personen/ die
auß Evangelischen orten gekommen/ da die
beichte nicht im brauch gewesen; denn solcher
gestalt wird auß dem beichtstuel ein gewissens-
zwang werden/ welches keines weges zu billi-
gen/ cum Confessio privata non sit institutio-
nis divinae, sed tantum humanae, nec universa-
lis, sed particularis, ta quoad loca qua tempora.

Wie offt ist der Lutherus ungebeichtet zum heil.
Abendmahl gegangen? Der GOttes-dienst ist
nicht an gewisse örter gebunden/ sondern an allen
örtern kan man ihn im geist und in der warheit
verrichten. Wiewohl unterdessen der rechte und
nützliche gebrauch der bey uns üblichen beichte
nicht zuverwerffen/ sondern von dem hin und
wieder eingerissenem schädlichem leidigem miß-
brauch zu unterscheiden/ auch vorgedachte per-
sonen um verhütung einiges anstosses bey ein-
fältigen und schwachen darzu gütlich zu dis-
poniren
und zuvermahnen sind/ daß sie den
beichtstul besuchen.

IX.

Wann prediger der ihnen anvertrauten see-
len nicht abwarten können oder wollen/ so mag
ein rechtschaffener Christ (oder Christin) welcher
auch sonsten krafft der salbug/ die er in der tauffe
empfangen/ und des daher ihm bey gelegten geistl.
königl. priesterthums zu brüderlicher unterwei-
sung allenthalben und allezeit verbunden/ etliche
versammlete Christen und Christinnen im Cate-
chismo Lutheri,
nach des sel. D. Lutkemans oder
Gesenii anleitung unterrichten/ die betrübten
trösten/ die nothleidenden besuchen/ und heist
solches nicht in ein frembd amt gegriffen/ son-
dern hierdurch wird vielmehr aller mangel/ son-
derlich bey volckreichen gemeinen/ ersetzet/ ge-
treuer hirten fleiß und arbeit befördert/ hinge-
gen was von nachlässigen treulosen dienern ver-
absäumet/ nach gnädiger versehung GOttes
erstattet werden.

X.

An orten/ da man das H. Abendmahl haben
kan/ mag sich kein Christ mit gutem gewissen
deß enthalten/ Necessaria est usurpatio SS. Coenae
Dominicae, necessitate non saltem mandati di-
vini, HOCFACITE, sed & finis ac propriae in-
digentiae;
des Predigers unrechtmässiger beruff
und ärgerlicher wandel vereinigt mit dem abusu
Clavium,
hebt des Sacraments nothwendigkeit/
würde und krafft nicht auff. Auch ist nicht ver-
muthlich/ daß GOtt einer so grossen gemeine/
dieaus so viel 1000. seelen bestehet/ nicht solte einen
treuen hirten gegönnet haben/ dem man könte
mit gutem gewissen seine seele anvertrauen. Er
hat noch überall in allen ständen die seinigen/
die er allein kennet/ quoad interiora, auch den
frommen durch ihre lehre und lebens-früchte zu-
erkennen gibt.

XI. Gleich-

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio.
[Spaltenumbruch] Apoſtolorum præcisè nulla loca vel tempora
excludit.
Jedoch wird ein jeder hierbey dieſer
geiſtlichen klugheit und vorſichtigkeit ſich ge-
brauchen/ wann etwa bekant oder vermuthlich/
daß dieſer oder jener durch die oͤffentliche ſtraffe
vielmehr erbittert und erhaͤrtet/ hingegen da
er in geheim vermahnet/ heilſamlich gewonnen
werden moͤgte/ daß man denn in ſolchen faͤllen
zwar mit oͤffentlicher harter ſtraffe biß zur gehei-
men unterredung vernuͤnfftiglichen inhalte/
immittels aber mit wehmuͤtigen gebaͤrden/ ſeuf-
zen/ zeitigem weg oder fuͤruͤbergehen/ und
andern Chriſtlichen anzeigungen des hertzens
mißfallen offenbarlich bezeuge.

IV.

Der naͤchſter muß nach obbeſchriebener wei-
ſe ſo offt geſtraffet werden/ als er ſuͤndiget/ und
kan man mit gutem gewiſſen nicht ſtillſchwei-
gen/ ſonderlich da mans taͤglich vor augen hat;
ſolte dann auff gebuͤhrende einſeitige Chriſt-
bruͤderliche ſtraffe kein gehoͤr/ ſondern nur er-
bitterung erfolgen/ ſo iſt darauff ferner nach
der ermahnung Chriſti Matth. 18. v. 16. 17.
18. mit zuziehung 2. oder 3. zeugen und ſo fort-
an in gutem vertrauen und hertzbruͤnſtiger liebe
zu GOtt und dem ſuͤndigen bruder gebuͤhrlich
zuverfahren.

V.

Alle und jede ſtraffbahre dinge/ als die bey-
woͤrter/ bey GOTT/ o JEſu ꝛc. haarlocken/
bundfarbiger kleyder-pracht ꝛc. ſind obgeſetzter
maſſen billich zu ſtraffen: Vigore mandati Chri-
ſti & Pauli,
und iſt hierbey allewege auff die be-
ſchaffenheit des ſtraffwuͤrdigen ſonderlich zu ſe-
hen/ und ob etwa dieſes oder jenes/ auß ohnbe-
dacht/ verfuͤhrung und angenom̃ener boͤſer ge-
wonheit/ oder auß vorbedacht mit frechem/
ſicherm und ruchloſem gemuͤthe begangen
werde/ um die bruͤderliche ſtraffe darnach entwe-
der zumaͤſſigen oder zu ſchaͤrffen/ mit fleiſſiger
ſorgfalt anzumercken.

VI.

Wann ſonſten vorhero alle von Chriſto
Matth. 18. auch im H. worte GOttes vorge-
ſchriebene gradus oder ſtaffeln Chriſtlich-bruͤder-
licher ſtraffe und an derer heilſamer bekehrungs-
mittel gebuͤhrlich in acht genommen worden/
und daß ſolches alles in den wind geſchlagen
wird/ ſo ſoll man nach der ermahnung des H.
Geiſtes/ 1. Cor. 5. & alibi, mit ſolchen weder
eſſen noch trincken/ noch etwas ſonſt zu ſchaffen
haben/ damit man ſie durch ſolche gemeinſchafft
nicht im boͤſen ſtaͤrcke noch die ſchwachen aͤrge-
re/ und ſich ihrer ſuͤnden theilhafftig mache.

VII.

Wann man die jenige/ ſo nicht durch recht-
maͤſſigen beruff zum amt kommen/ darzu gott-
loß leben/ der ſeelen nicht achten/ alle greuel
im beichtſtul abſolviren, deſſen allen mit Chriſt-
licher beſcheidenheit erinnert/ und darauff bey
ihnen keine wahre buſſe und aͤnderung erfolget/
ſo hat man zwar das Miniſterium oder kirchen-
amt/ das ſie fuͤhren/ von ihrer perſon zu unter-
ſcheiden/ und die krafft des worts und der Sa-
cramenten,
welche bloß und allein von GOtt
kommt/ an und vor ſich nicht in zweiffel zu zie-
hen/ ſondern vielmehr bey andern/ vornemlich
unwiſſenden/ ſchwachen und einfaͤltigen die-
ſelbe in ihrer verborgenen Goͤttlichen wirckung
zu laſſen: Es iſt aber dennoch von bewaͤhrten
Chriſten ſolcher lehrer und prediger/ als unrei-
[Spaltenumbruch] ner gefaͤſſe/ dienſtleiſtung/ inſonderheit ihre ab-
ſolution,
billich zuvermeiden/ und hat man wie-
der gewiſſen dieſelbe Ehrwuͤrdige liebe Herren
nicht zu tituliren, damit ſie hierdurch beſchaͤ-
met/ das heil. amt vindiciret und gereiniget/
hingegen ihr verkehrtes heilloſes weſen offenba-
ret/ geſchwaͤchet/ vernichtet/ ſtinckend und
verhaſt gemacht werde.

VIII.

Man iſt nicht verbunden an den beichtſtuel
dergeſtalt/ daß man einem das heil. Abendmal
ſchlechter dinge verſage/ wo er nicht allda zu
erſt erſchienen/ ſonderlich ſolchen perſonen/ die
auß Evangeliſchen orten gekommen/ da die
beichte nicht im brauch geweſen; denn ſolcher
geſtalt wird auß dem beichtſtuel ein gewiſſens-
zwang werden/ welches keines weges zu billi-
gen/ cum Confeſſio privata non ſit inſtitutio-
nis divinæ, ſed tantum humanæ, nec univerſa-
lis, ſed particularis, tã quoad loca quã tempora.

Wie offt iſt der Lutherus ungebeichtet zum heil.
Abendmahl gegangen? Der GOttes-dienſt iſt
nicht an gewiſſe oͤrter gebundẽ/ ſondern an allen
oͤrtern kan man ihn im geiſt und in der warheit
verrichten. Wiewohl unterdeſſen der rechte uñ
nuͤtzliche gebrauch der bey uns uͤblichen beichte
nicht zuverwerffen/ ſondern von dem hin und
wieder eingeriſſenem ſchaͤdlichem leidigem miß-
brauch zu unterſcheiden/ auch vorgedachte per-
ſonen um verhuͤtung einiges anſtoſſes bey ein-
faͤltigen und ſchwachen darzu guͤtlich zu diſ-
poniren
und zuvermahnen ſind/ daß ſie den
beichtſtul beſuchen.

IX.

Wann prediger der ihnen anvertrauten ſee-
len nicht abwarten koͤnnen oder wollen/ ſo mag
ein rechtſchaffener Chriſt (oder Chriſtin) welcher
auch ſonſten krafft der ſalbũg/ die er in der tauffe
empfangẽ/ und des daher ihm bey gelegten geiſtl.
koͤnigl. prieſterthums zu bruͤderlicher unterwei-
ſung allenthalben und allezeit verbunden/ etliche
verſammlete Chriſten und Chriſtinnen im Cate-
chiſmo Lutheri,
nach des ſel. D. Lutkemans oder
Geſenii anleitung unterrichten/ die betruͤbten
troͤſten/ die nothleidenden beſuchen/ und heiſt
ſolches nicht in ein frembd amt gegriffen/ ſon-
dern hierdurch wird vielmehr aller mangel/ ſon-
derlich bey volckreichen gemeinen/ erſetzet/ ge-
treuer hirten fleiß und arbeit befoͤrdert/ hinge-
gen was von nachlaͤſſigen treuloſen dienern ver-
abſaͤumet/ nach gnaͤdiger verſehung GOttes
erſtattet werden.

X.

An orten/ da man das H. Abendmahl haben
kan/ mag ſich kein Chriſt mit gutem gewiſſen
deß enthaltẽ/ Neceſſaria eſt uſurpatio SS. Cœnæ
Dominicæ, neceſſitate non ſaltem mandati di-
vini, HOCFACITE, ſed & finis ac propriæ in-
digentiæ;
des Predigers unrechtmaͤſſiger beruff
und aͤrgerlicher wandel vereinigt mit dem abuſu
Clavium,
hebt des Sacraments nothwendigkeit/
wuͤrde und krafft nicht auff. Auch iſt nicht ver-
muthlich/ daß GOtt einer ſo groſſen gemeine/
dieaus ſo viel 1000. ſeelen beſtehet/ nicht ſolte einẽ
treuen hirten gegoͤnnet haben/ dem man koͤnte
mit gutem gewiſſen ſeine ſeele anvertrauen. Er
hat noch uͤberall in allen ſtaͤnden die ſeinigen/
die er allein kennet/ quoad interiora, auch den
frommen durch ihre lehre und lebens-fruͤchte zu-
erkennen gibt.

XI. Gleich-
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[663/0971] Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio. Apoſtolorum præcisè nulla loca vel tempora excludit. Jedoch wird ein jeder hierbey dieſer geiſtlichen klugheit und vorſichtigkeit ſich ge- brauchen/ wann etwa bekant oder vermuthlich/ daß dieſer oder jener durch die oͤffentliche ſtraffe vielmehr erbittert und erhaͤrtet/ hingegen da er in geheim vermahnet/ heilſamlich gewonnen werden moͤgte/ daß man denn in ſolchen faͤllen zwar mit oͤffentlicher harter ſtraffe biß zur gehei- men unterredung vernuͤnfftiglichen inhalte/ immittels aber mit wehmuͤtigen gebaͤrden/ ſeuf- zen/ zeitigem weg oder fuͤruͤbergehen/ und andern Chriſtlichen anzeigungen des hertzens mißfallen offenbarlich bezeuge. IV. Der naͤchſter muß nach obbeſchriebener wei- ſe ſo offt geſtraffet werden/ als er ſuͤndiget/ und kan man mit gutem gewiſſen nicht ſtillſchwei- gen/ ſonderlich da mans taͤglich vor augen hat; ſolte dann auff gebuͤhrende einſeitige Chriſt- bruͤderliche ſtraffe kein gehoͤr/ ſondern nur er- bitterung erfolgen/ ſo iſt darauff ferner nach der ermahnung Chriſti Matth. 18. v. 16. 17. 18. mit zuziehung 2. oder 3. zeugen und ſo fort- an in gutem vertrauen und hertzbruͤnſtiger liebe zu GOtt und dem ſuͤndigen bruder gebuͤhrlich zuverfahren. V. Alle und jede ſtraffbahre dinge/ als die bey- woͤrter/ bey GOTT/ o JEſu ꝛc. haarlocken/ bundfarbiger kleyder-pracht ꝛc. ſind obgeſetzter maſſen billich zu ſtraffen: Vigore mandati Chri- ſti & Pauli, und iſt hierbey allewege auff die be- ſchaffenheit des ſtraffwuͤrdigen ſonderlich zu ſe- hen/ und ob etwa dieſes oder jenes/ auß ohnbe- dacht/ verfuͤhrung und angenom̃ener boͤſer ge- wonheit/ oder auß vorbedacht mit frechem/ ſicherm und ruchloſem gemuͤthe begangen werde/ um die bruͤderliche ſtraffe darnach entwe- der zumaͤſſigen oder zu ſchaͤrffen/ mit fleiſſiger ſorgfalt anzumercken. VI. Wann ſonſten vorhero alle von Chriſto Matth. 18. auch im H. worte GOttes vorge- ſchriebene gradus oder ſtaffeln Chriſtlich-bruͤder- licher ſtraffe und an derer heilſamer bekehrungs- mittel gebuͤhrlich in acht genommen worden/ und daß ſolches alles in den wind geſchlagen wird/ ſo ſoll man nach der ermahnung des H. Geiſtes/ 1. Cor. 5. & alibi, mit ſolchen weder eſſen noch trincken/ noch etwas ſonſt zu ſchaffen haben/ damit man ſie durch ſolche gemeinſchafft nicht im boͤſen ſtaͤrcke noch die ſchwachen aͤrge- re/ und ſich ihrer ſuͤnden theilhafftig mache. VII. Wann man die jenige/ ſo nicht durch recht- maͤſſigen beruff zum amt kommen/ darzu gott- loß leben/ der ſeelen nicht achten/ alle greuel im beichtſtul abſolviren, deſſen allen mit Chriſt- licher beſcheidenheit erinnert/ und darauff bey ihnen keine wahre buſſe und aͤnderung erfolget/ ſo hat man zwar das Miniſterium oder kirchen- amt/ das ſie fuͤhren/ von ihrer perſon zu unter- ſcheiden/ und die krafft des worts und der Sa- cramenten, welche bloß und allein von GOtt kommt/ an und vor ſich nicht in zweiffel zu zie- hen/ ſondern vielmehr bey andern/ vornemlich unwiſſenden/ ſchwachen und einfaͤltigen die- ſelbe in ihrer verborgenen Goͤttlichen wirckung zu laſſen: Es iſt aber dennoch von bewaͤhrten Chriſten ſolcher lehrer und prediger/ als unrei- ner gefaͤſſe/ dienſtleiſtung/ inſonderheit ihre ab- ſolution, billich zuvermeiden/ und hat man wie- der gewiſſen dieſelbe Ehrwuͤrdige liebe Herren nicht zu tituliren, damit ſie hierdurch beſchaͤ- met/ das heil. amt vindiciret und gereiniget/ hingegen ihr verkehrtes heilloſes weſen offenba- ret/ geſchwaͤchet/ vernichtet/ ſtinckend und verhaſt gemacht werde. VIII. Man iſt nicht verbunden an den beichtſtuel dergeſtalt/ daß man einem das heil. Abendmal ſchlechter dinge verſage/ wo er nicht allda zu erſt erſchienen/ ſonderlich ſolchen perſonen/ die auß Evangeliſchen orten gekommen/ da die beichte nicht im brauch geweſen; denn ſolcher geſtalt wird auß dem beichtſtuel ein gewiſſens- zwang werden/ welches keines weges zu billi- gen/ cum Confeſſio privata non ſit inſtitutio- nis divinæ, ſed tantum humanæ, nec univerſa- lis, ſed particularis, tã quoad loca quã tempora. Wie offt iſt der Lutherus ungebeichtet zum heil. Abendmahl gegangen? Der GOttes-dienſt iſt nicht an gewiſſe oͤrter gebundẽ/ ſondern an allen oͤrtern kan man ihn im geiſt und in der warheit verrichten. Wiewohl unterdeſſen der rechte uñ nuͤtzliche gebrauch der bey uns uͤblichen beichte nicht zuverwerffen/ ſondern von dem hin und wieder eingeriſſenem ſchaͤdlichem leidigem miß- brauch zu unterſcheiden/ auch vorgedachte per- ſonen um verhuͤtung einiges anſtoſſes bey ein- faͤltigen und ſchwachen darzu guͤtlich zu diſ- poniren und zuvermahnen ſind/ daß ſie den beichtſtul beſuchen. IX. Wann prediger der ihnen anvertrauten ſee- len nicht abwarten koͤnnen oder wollen/ ſo mag ein rechtſchaffener Chriſt (oder Chriſtin) welcher auch ſonſten krafft der ſalbũg/ die er in der tauffe empfangẽ/ und des daher ihm bey gelegten geiſtl. koͤnigl. prieſterthums zu bruͤderlicher unterwei- ſung allenthalben und allezeit verbunden/ etliche verſammlete Chriſten und Chriſtinnen im Cate- chiſmo Lutheri, nach des ſel. D. Lutkemans oder Geſenii anleitung unterrichten/ die betruͤbten troͤſten/ die nothleidenden beſuchen/ und heiſt ſolches nicht in ein frembd amt gegriffen/ ſon- dern hierdurch wird vielmehr aller mangel/ ſon- derlich bey volckreichen gemeinen/ erſetzet/ ge- treuer hirten fleiß und arbeit befoͤrdert/ hinge- gen was von nachlaͤſſigen treuloſen dienern ver- abſaͤumet/ nach gnaͤdiger verſehung GOttes erſtattet werden. X. An orten/ da man das H. Abendmahl haben kan/ mag ſich kein Chriſt mit gutem gewiſſen deß enthaltẽ/ Neceſſaria eſt uſurpatio SS. Cœnæ Dominicæ, neceſſitate non ſaltem mandati di- vini, HOCFACITE, ſed & finis ac propriæ in- digentiæ; des Predigers unrechtmaͤſſiger beruff und aͤrgerlicher wandel vereinigt mit dem abuſu Clavium, hebt des Sacraments nothwendigkeit/ wuͤrde und krafft nicht auff. Auch iſt nicht ver- muthlich/ daß GOtt einer ſo groſſen gemeine/ dieaus ſo viel 1000. ſeelen beſtehet/ nicht ſolte einẽ treuen hirten gegoͤnnet haben/ dem man koͤnte mit gutem gewiſſen ſeine ſeele anvertrauen. Er hat noch uͤberall in allen ſtaͤnden die ſeinigen/ die er allein kennet/ quoad interiora, auch den frommen durch ihre lehre und lebens-fruͤchte zu- erkennen gibt. XI. Gleich-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/971>, abgerufen am 17.05.2024.