Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio.
[Spaltenumbruch] solche sicherheit wächst/ ist die verachtung Gött-
liches worts/ dadurch die furcht GOttes in
uns solte gepflantzet werden/ und wir zur be-
trachtung der Ewigkeit geführet werden/ daß
aber das liebe wort GOttes so schnöde verach-
tet wird/ rühret unter andern mit her/ auß
dem sträfflichen und ärgerlichen leben der hir-
ten/ die der seelen nicht achten/ weil sie nicht be-
dencken/ wie sauer sie Christo geworden/ und wie
theuer sie von ihm erkaufft seyn. Sie tragen
kein hertz zu den schafen/ denn sie suchen nur die
milch und wolle. Jhre arbeit gehet nicht da-
hin daß sie Christo den himmel/ sondern ihnen
selbst den beutel und bauchfüllen/ sie wieder-
legen ihre eigene lehre durch ihr leben/ und ma-
chen sich also selbst zu lügnern. Sie legen dem
wort Gottes eine hindernuß/ daß es in den zuhö-
rern nicht wircken kan was es solte. Sie geben är-
gernuß ohne scheu/ und machen/ daß ihr Göttl.
amt verlästert wird. Sie sind feinde des creu-
tzes Christi/ und reissen mit ihrem verfluchten
leben nieder/ was JEsus mit seinem Creutz
hat auffgerichtet. Darüber weinet Paulus, und
die mit Paulo durch Christi geist erleuchtet sind/
bittere thränen/ Phil. 3.

Wie soll man ihm aber thun? ein jeder
Christ ist schuldig/ vermöge der salbung/
die er in der tauffe hat empfangen/ zu arbeiten
an dem verwüsteten Zion GOttes im geist/ da-
mit Christi Reich außgebreitet werde in der
menschen hertzen. Solche arbeit geschicht durch
heilsame lehre und heilsamen wandel/ dahero ich
nicht absehen kan/ wie der Herr zu lästern/ daß er
die einfältige unterrichtet/ und angefochtene trö-
stet/ massen er darinn nichts anders thut/
als/ was ihm als einem getaufften Christen ob-
lieget/ und die Christliche liebe erfordert/ ja
auch das gesetz der natur; quod tibi vis fieri, al-
teri feceris.
Es wäre denn/ daß sich der Herr
entweder 1. zu diesem werck getrungen/ oder 2.
die schaffe von ihrem rechten hirten abgeführet/
und zur verachtung des predigamts anlaß gege-
ben/ da doch ab officio die Personae zu unter-
scheiden/ und ob vitium Personae ipsum
officium, quod Dei est,
nicht zu conculciren.
Ausser diesen fällen ist der Herr vielmehr zu lo-
ben als zu lästern/ daßer sich der seelen ange-
nommen/ die sonst keinen hirten gehabt/ sonder-
lich quoadcorreptionem fraternam, privatam,
eamque piam & modestam,
die in dieser welt-
neige so nöthig ist/ als das liebe tägliche brod/
auch unserm Herrn JESU Christo und
seinen Aposteln befohlen. Vollkommen kön-
nen wir in dieser schwachheit niemand machen/
doch muß ein jeder mit Paulo der vollkommen-
heit nach jagen und von tage zu tage völliger
werden. Stillstehen heist zurück gehen. Wir
müssen dem ziel immer näher kommen/ und
uns drum saur werden lassen/ denn die zeit
ist kurtz/ der weg ist lang und sind der hinter-
nüssen viel; kirchen gehen und HErr HErr sa-
gen wils nicht thun. Viel 1000. seelen sitzen
schon in der höllen/ die viel eyfferiger in solchen
äusserlichen wercken gewesen/ als unsere heu-
tige maul-Christen. Menschen sind wir/ aber
in Christo neue menschen/ gehen einher in der
krafft GOttes/ undkönnen mit Paulo rühmen
Phil. 4. Jch vermag alles etc.

Habe dieses dem Herrn/ als meinem vielge-
liebten freunde im HErrn JEsu/ zu dienlicher
antwort zufertigen wollen. Empfehle ihn samt
[Spaltenumbruch] allen frommen Christen/ so die erscheinung JEsu
(welche numehr vor der thür ist) liebhaben/ Gött-
licher obhut zu aller Gottgelassenen seelen- und
leibes wohlfahrt/ mich aber und meine liebste
gemeine eurer treuhertzigen vorbitte/ der ich bin und
bleibe euer aller im Herrn verbundener freund

P. S. Liebster freund/ Brecklingii bücher
wolte ich wieder zurück senden/ massen ich vor
meine arbeit/ damit ich frommen hertzen im
Herrn diene/ nichts begehre/ habe es aber vor
dißmahl behalten/ damit es nicht das ansehen
habe/ als ob ich ein geschenck außliebe geflos-
sen verschmähete. Bedancke/ mich/ und will
gern mit einem geistreichen büchlein nach
diesem wiederum dienen. Was ich da-
rinn gelesen/ ist mehrentheils die bittere warheit.
Mag aber noch zur zeit kein judicium darvon
geben/ weil ich keine gnugsame zeit gehabt/
sie durch zublättern. Mein Liebes-kuß wird/ ob
GOtt will/ kunfftige ostern in octav. mit neuen
kupffern und einem indice herauß kommen? Li-
bros Cant.
habe ich zwar 6. Jahr geprediget/
weiß aber nicht so viel zeit/ daß ich eine Medita-
tion
davon solte zu papier bringen/ wasvon mei-
ne Fest-Episteln zu hoffen/ kan ich auchnoch
nichtsagen/ JEsus gebe uns allengute erbauung.

Ejusdem D. Henr. Mülleri Theolog. schrifft-
mässige antwort auff beykommende fragen.

I. Kein wahrer Christ kan ohne abbruch des
allgemeinen/ und also auch seines königlichen
geistlichen Priesterthums die Christbrüderliche
straffe unterlassen/ und seinen nächsten mit still-
schweigen neben sich umkommen lassen (das wäre
ein seelen-mord cotra 5. Praecept.) sodernist schul-
dig ihn zu straffen/ damit er nicht eine frembde
schuld auff sich lade/ Lev. 5. Matth. 18. Gal. 6.
und gereichet solche fraterna correptio so wohl
zur erleichterung der hierin den kirchen-dienern
sonderlich obliegender pflicht/ als auch zu mehrer
beförderung ihres öffentlichen kirchenamts in er-
weisungdessen krafft/ wirckung und nachdrucks.

II. Ein privat-Christ ist schuldig einen jeden
bruder/ der da sündiget/ er sey hoch oder nie-
drig/ Prediger oder Obrigkeit/ bekant oder un-
bekant mit Christlicher bescheidenheit und ehr-
erbietung nach eines jeden standes gebühr zu
straffen/ und ihn seines amts und Christen-
thums zu erinnern/ ohnangesehen er drüber
solte in schande/ dürfftigkeit und trübsal/ ja
in gefahr leibes und lebens gerathen/ wann er
nur darbey in seinem hertzen versichert/ daß es
im glauben auß reiner liebe geschicht/ und zur
heiligung des Göttlichen namens und besse-
rung des nächsten bloß und allein angesehen/
auch darzu durch GOttes gnade gedeyen kan/
wiewohl es zufälliger weise werden mögte ein
geruch des todes zum tode/ denen/ die verlohren
werden. Mandatum Christi Matth. 18. & Pauli
Gal. 6. est universale, nec in regno Christi datur
discrimen Personarum, Gal.
3. Wir sind allzu-
mahl einer in Christo.

III. Recht und billich ists/ daß an allen orten/
als in gastereyen/ bey hochzeiten/ auff öffentlichen
gassen und sonsten/ das offenbahre fluchen/ miß-
brauch des Göttlichen namens/ unbilligkeit wie-
der die urmen/ unzüchtige discursen/ fressen/
sauffen/ kleyder-pracht und dergleichen sünden
und ärgerliches leben und wesen öffentlich ge-
strafft wird: Quia Mandatum Christi &

Apostolo-

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio.
[Spaltenumbruch] ſolche ſicherheit waͤchſt/ iſt die verachtung Goͤtt-
liches worts/ dadurch die furcht GOttes in
uns ſolte gepflantzet werden/ und wir zur be-
trachtung der Ewigkeit gefuͤhret werden/ daß
aber das liebe wort GOttes ſo ſchnoͤde verach-
tet wird/ ruͤhret unter andern mit her/ auß
dem ſtraͤfflichen und aͤrgerlichen leben der hir-
ten/ die der ſeelen nicht achten/ weil ſie nicht be-
dencken/ wie ſauer ſie Chriſto gewordẽ/ und wie
theuer ſie von ihm erkaufft ſeyn. Sie tragen
kein hertz zu den ſchafen/ denn ſie ſuchen nur die
milch und wolle. Jhre arbeit gehet nicht da-
hin daß ſie Chriſto den himmel/ ſondern ihnen
ſelbſt den beutel und bauchfuͤllen/ ſie wieder-
legen ihre eigene lehre durch ihr leben/ und ma-
chen ſich alſo ſelbſt zu luͤgnern. Sie legen dem
wort Gottes eine hindernuß/ daß es in den zuhoͤ-
rern nicht wircken kan was es ſolte. Sie gebẽ aͤr-
gernuß ohne ſcheu/ und machen/ daß ihr Goͤttl.
amt verlaͤſtert wird. Sie ſind feinde des creu-
tzes Chriſti/ und reiſſen mit ihrem verfluchten
leben nieder/ was JEſus mit ſeinem Creutz
hat auffgerichtet. Daruͤber weinet Paulus, und
die mit Paulo durch Chriſti geiſt erleuchtet ſind/
bittere thraͤnen/ Phil. 3.

Wie ſoll man ihm aber thun? ein jeder
Chriſt iſt ſchuldig/ vermoͤge der ſalbung/
die er in der tauffe hat empfangen/ zu arbeiten
an dem verwuͤſteten Zion GOttes im geiſt/ da-
mit Chriſti Reich außgebreitet werde in der
menſchen hertzen. Solche arbeit geſchicht durch
heilſame lehre und heilſamen wandel/ dahero ich
nicht abſehen kan/ wie der Herr zu laͤſtern/ daß er
die einfaͤltige unterrichtet/ und angefochtene troͤ-
ſtet/ maſſen er darinn nichts anders thut/
als/ was ihm als einem getaufften Chriſten ob-
lieget/ und die Chriſtliche liebe erfordert/ ja
auch das geſetz der natur; quod tibi vis fieri, al-
teri feceris.
Es waͤre denn/ daß ſich der Herr
entweder 1. zu dieſem werck getrungen/ oder 2.
die ſchaffe von ihrem rechten hirten abgefuͤhret/
und zur verachtung des predigamts anlaß gege-
ben/ da doch ab officio die Perſonæ zu unter-
ſcheiden/ und ob vitium Perſonæ ipſum
officium, quod Dei eſt,
nicht zu conculciren.
Auſſer dieſen faͤllen iſt der Herr vielmehr zu lo-
ben als zu laͤſtern/ daßer ſich der ſeelen ange-
nommen/ die ſonſt keinen hirten gehabt/ ſonder-
lich quoadcorreptionem fraternam, privatam,
eamque piam & modeſtam,
die in dieſer welt-
neige ſo noͤthig iſt/ als das liebe taͤgliche brod/
auch unſerm Herrn JESU Chriſto und
ſeinen Apoſteln befohlen. Vollkommen koͤn-
nen wir in dieſer ſchwachheit niemand machen/
doch muß ein jeder mit Paulo der vollkommen-
heit nach jagen und von tage zu tage voͤlliger
werden. Stillſtehen heiſt zuruͤck gehen. Wir
muͤſſen dem ziel immer naͤher kommen/ und
uns drum ſaur werden laſſen/ denn die zeit
iſt kurtz/ der weg iſt lang und ſind der hinter-
nuͤſſen viel; kirchen gehen und HErr HErr ſa-
gen wils nicht thun. Viel 1000. ſeelen ſitzen
ſchon in der hoͤllen/ die viel eyfferiger in ſolchen
aͤuſſerlichen wercken geweſen/ als unſere heu-
tige maul-Chriſten. Menſchen ſind wir/ aber
in Chriſto neue menſchen/ gehen einher in der
krafft GOttes/ undkoͤñen mit Paulo ruͤhmen
Phil. 4. Jch vermag alles ꝛc.

Habe dieſes dem Herrn/ als meinem vielge-
liebten freunde im HErrn JEſu/ zu dienlicher
antwort zufertigen wollen. Empfehle ihn ſamt
[Spaltenumbruch] allen from̃en Chriſten/ ſo die erſcheinung JEſu
(welche nũmehr vor der thuͤr iſt) liebhabẽ/ Goͤtt-
licher obhut zu aller Gottgelaſſenen ſeelen- und
leibes wohlfahrt/ mich aber und meine liebſte
gemeine eurer treuhertzigẽ vorbitte/ der ich bin uñ
bleibe euer aller im Herrn verbundener freund

P. S. Liebſter freund/ Brecklingii buͤcher
wolte ich wieder zuruͤck ſenden/ maſſen ich vor
meine arbeit/ damit ich frommen hertzen im
Herrn diene/ nichts begehre/ habe es aber vor
dißmahl behalten/ damit es nicht das anſehen
habe/ als ob ich ein geſchenck außliebe gefloſ-
ſen verſchmaͤhete. Bedancke/ mich/ und will
gern mit einem geiſtreichen buͤchlein nach
dieſem wiederum dienen. Was ich da-
rinn geleſen/ iſt mehrentheils die bittere warheit.
Mag aber noch zur zeit kein judicium darvon
geben/ weil ich keine gnugſame zeit gehabt/
ſie durch zublaͤttern. Mein Liebes-kuß wird/ ob
GOtt will/ kunfftige oſtern in octav. mit neuen
kupffern und einem indice herauß kom̃en? Li-
bros Cant.
habe ich zwar 6. Jahr geprediget/
weiß aber nicht ſo viel zeit/ daß ich eine Medita-
tion
davon ſolte zu papier bringen/ wasvon mei-
ne Feſt-Epiſteln zu hoffen/ kan ich auchnoch
nichtſagẽ/ JEſus gebe uns allengute erbauung.

Ejuſdem D. Henr. Mülleri Theolog. ſchrifft-
maͤſſige antwort auff beykommende fragen.

I. Kein wahrer Chriſt kan ohne abbruch des
allgemeinen/ und alſo auch ſeines koͤniglichen
geiſtlichen Prieſterthums die Chriſtbruͤderliche
ſtraffe unterlaſſen/ und ſeinen naͤchſten mit ſtill-
ſchweigen neben ſich umkom̃en laſſen (das waͤre
ein ſeelẽ-mord cõtra 5. Præcept.) ſõderniſt ſchul-
dig ihn zu ſtraffen/ damit er nicht eine frembde
ſchuld auff ſich lade/ Lev. 5. Matth. 18. Gal. 6.
und gereichet ſolche fraterna correptio ſo wohl
zur erleichterung der hierin den kirchen-dienern
ſonderlich obliegender pflicht/ als auch zu mehrer
befoͤrderung ihres oͤffentlichen kirchenamts in er-
weiſungdeſſen krafft/ wirckung und nachdrucks.

II. Ein privat-Chriſt iſt ſchuldig einen jeden
bruder/ der da ſuͤndiget/ er ſey hoch oder nie-
drig/ Prediger oder Obrigkeit/ bekant oder un-
bekant mit Chriſtlicher beſcheidenheit und ehr-
erbietung nach eines jeden ſtandes gebuͤhr zu
ſtraffen/ und ihn ſeines amts und Chriſten-
thums zu erinnern/ ohnangeſehen er druͤber
ſolte in ſchande/ duͤrfftigkeit und truͤbſal/ ja
in gefahr leibes und lebens gerathen/ wann er
nur darbey in ſeinem hertzen verſichert/ daß es
im glauben auß reiner liebe geſchicht/ und zur
heiligung des Goͤttlichen namens und beſſe-
rung des naͤchſten bloß und allein angeſehen/
auch darzu durch GOttes gnade gedeyen kan/
wiewohl es zufaͤlliger weiſe werden moͤgte ein
geruch des todes zum tode/ denen/ die verlohren
werden. Mandatum Chriſti Matth. 18. & Pauli
Gal. 6. eſt univerſale, nec in regno Chriſti datur
diſcrimen Perſonarum, Gal.
3. Wir ſind allzu-
mahl einer in Chriſto.

III. Recht und billich iſts/ daß an allen orten/
als in gaſtereyen/ bey hochzeitẽ/ auff oͤffentlichen
gaſſen und ſonſten/ das offenbahre fluchen/ miß-
brauch des Goͤttlichen namens/ unbilligkeit wie-
der die urmen/ unzuͤchtige diſcurſen/ freſſen/
ſauffen/ kleyder-pracht und dergleichen ſuͤnden
und aͤrgerliches leben und weſen oͤffentlich ge-
ſtrafft wird: Quia Mandatum Chriſti &

Apoſtolo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <floatingText>
                <body>
                  <div>
                    <p><pb facs="#f0970" n="662"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. XIV.</hi> Hamburgi&#x017F;cher Streit mit dem <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;terio.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;olche &#x017F;icherheit wa&#x0364;ch&#x017F;t/ i&#x017F;t die verachtung Go&#x0364;tt-<lb/>
liches worts/ dadurch die furcht GOttes in<lb/>
uns &#x017F;olte gepflantzet werden/ und wir zur be-<lb/>
trachtung der Ewigkeit gefu&#x0364;hret werden/ daß<lb/>
aber das liebe wort GOttes &#x017F;o &#x017F;chno&#x0364;de verach-<lb/>
tet wird/ ru&#x0364;hret unter andern mit her/ auß<lb/>
dem &#x017F;tra&#x0364;fflichen und a&#x0364;rgerlichen leben der hir-<lb/>
ten/ die der &#x017F;eelen nicht achten/ weil &#x017F;ie nicht be-<lb/>
dencken/ wie &#x017F;auer &#x017F;ie Chri&#x017F;to geword&#x1EBD;/ und wie<lb/>
theuer &#x017F;ie von ihm erkaufft &#x017F;eyn. Sie tragen<lb/>
kein hertz zu den &#x017F;chafen/ denn &#x017F;ie &#x017F;uchen nur die<lb/>
milch und wolle. Jhre arbeit gehet nicht da-<lb/>
hin daß &#x017F;ie Chri&#x017F;to den himmel/ &#x017F;ondern ihnen<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t den beutel und bauchfu&#x0364;llen/ &#x017F;ie wieder-<lb/>
legen ihre eigene lehre durch ihr leben/ und ma-<lb/>
chen &#x017F;ich al&#x017F;o &#x017F;elb&#x017F;t zu lu&#x0364;gnern. Sie legen dem<lb/>
wort Gottes eine hindernuß/ daß es in den zuho&#x0364;-<lb/>
rern nicht wircken kan was es &#x017F;olte. Sie geb&#x1EBD; a&#x0364;r-<lb/>
gernuß ohne &#x017F;cheu/ und machen/ daß ihr Go&#x0364;ttl.<lb/>
amt verla&#x0364;&#x017F;tert wird. Sie &#x017F;ind feinde des creu-<lb/>
tzes Chri&#x017F;ti/ und rei&#x017F;&#x017F;en mit ihrem verfluchten<lb/>
leben nieder/ was JE&#x017F;us mit &#x017F;einem Creutz<lb/>
hat auffgerichtet. Daru&#x0364;ber weinet <hi rendition="#aq">Paulus,</hi> und<lb/>
die mit <hi rendition="#aq">Paulo</hi> durch Chri&#x017F;ti gei&#x017F;t erleuchtet &#x017F;ind/<lb/>
bittere thra&#x0364;nen/ <hi rendition="#aq">Phil.</hi> 3.</p><lb/>
                    <p>Wie &#x017F;oll man ihm aber thun? ein jeder<lb/>
Chri&#x017F;t i&#x017F;t &#x017F;chuldig/ vermo&#x0364;ge der &#x017F;albung/<lb/>
die er in der tauffe hat empfangen/ zu arbeiten<lb/>
an dem verwu&#x0364;&#x017F;teten Zion GOttes im gei&#x017F;t/ da-<lb/>
mit Chri&#x017F;ti Reich außgebreitet werde in der<lb/>
men&#x017F;chen hertzen. Solche arbeit ge&#x017F;chicht durch<lb/>
heil&#x017F;ame lehre und heil&#x017F;amen wandel/ dahero ich<lb/>
nicht ab&#x017F;ehen kan/ wie der Herr zu la&#x0364;&#x017F;tern/ daß er<lb/>
die einfa&#x0364;ltige unterrichtet/ und angefochtene tro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tet/ ma&#x017F;&#x017F;en er darinn nichts anders thut/<lb/>
als/ was ihm als einem getaufften Chri&#x017F;ten ob-<lb/>
lieget/ und die Chri&#x017F;tliche liebe erfordert/ ja<lb/>
auch das ge&#x017F;etz der natur; <hi rendition="#aq">quod tibi vis fieri, al-<lb/>
teri feceris.</hi> Es wa&#x0364;re denn/ daß &#x017F;ich der Herr<lb/>
entweder 1. zu die&#x017F;em werck getrungen/ oder 2.<lb/>
die &#x017F;chaffe von ihrem rechten hirten abgefu&#x0364;hret/<lb/>
und zur verachtung des predigamts anlaß gege-<lb/>
ben/ da doch <hi rendition="#aq">ab officio</hi> die <hi rendition="#aq">Per&#x017F;onæ</hi> zu unter-<lb/>
&#x017F;cheiden/ und <hi rendition="#aq">ob vitium Per&#x017F;onæ ip&#x017F;um<lb/>
officium, quod Dei e&#x017F;t,</hi> nicht zu <hi rendition="#aq">conculciren.</hi><lb/>
Au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en fa&#x0364;llen i&#x017F;t der Herr vielmehr zu lo-<lb/>
ben als zu la&#x0364;&#x017F;tern/ daßer &#x017F;ich der &#x017F;eelen ange-<lb/>
nommen/ die &#x017F;on&#x017F;t keinen hirten gehabt/ &#x017F;onder-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">quoadcorreptionem fraternam, privatam,<lb/>
eamque piam &amp; mode&#x017F;tam,</hi> die in die&#x017F;er welt-<lb/>
neige &#x017F;o no&#x0364;thig i&#x017F;t/ als das liebe ta&#x0364;gliche brod/<lb/>
auch un&#x017F;erm Herrn JESU Chri&#x017F;to und<lb/>
&#x017F;einen Apo&#x017F;teln befohlen. Vollkommen ko&#x0364;n-<lb/>
nen wir in die&#x017F;er &#x017F;chwachheit niemand machen/<lb/>
doch muß ein jeder mit <hi rendition="#aq">Paulo</hi> der vollkommen-<lb/>
heit nach jagen und von tage zu tage vo&#x0364;lliger<lb/>
werden. Still&#x017F;tehen hei&#x017F;t zuru&#x0364;ck gehen. Wir<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dem ziel immer na&#x0364;her kommen/ und<lb/>
uns drum &#x017F;aur werden la&#x017F;&#x017F;en/ denn die zeit<lb/>
i&#x017F;t kurtz/ der weg i&#x017F;t lang und &#x017F;ind der hinter-<lb/>
nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en viel; kirchen gehen und HErr HErr &#x017F;a-<lb/>
gen wils nicht thun. Viel 1000. &#x017F;eelen &#x017F;itzen<lb/>
&#x017F;chon in der ho&#x0364;llen/ die viel eyfferiger in &#x017F;olchen<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen wercken gewe&#x017F;en/ als un&#x017F;ere heu-<lb/>
tige maul-Chri&#x017F;ten. Men&#x017F;chen &#x017F;ind wir/ aber<lb/>
in Chri&#x017F;to neue men&#x017F;chen/ gehen einher in der<lb/>
krafft GOttes/ undko&#x0364;n&#x0303;en mit <hi rendition="#aq">Paulo</hi> ru&#x0364;hmen<lb/><hi rendition="#aq">Phil.</hi> 4. Jch vermag alles &#xA75B;c.</p><lb/>
                    <p>Habe die&#x017F;es dem Herrn/ als meinem vielge-<lb/>
liebten freunde im HErrn JE&#x017F;u/ zu dienlicher<lb/>
antwort zufertigen wollen. Empfehle ihn &#x017F;amt<lb/><cb/>
allen from&#x0303;en Chri&#x017F;ten/ &#x017F;o die er&#x017F;cheinung JE&#x017F;u<lb/>
(welche n&#x0169;mehr vor der thu&#x0364;r i&#x017F;t) liebhab&#x1EBD;/ Go&#x0364;tt-<lb/>
licher obhut zu aller Gottgela&#x017F;&#x017F;enen &#x017F;eelen- und<lb/>
leibes wohlfahrt/ mich aber und meine lieb&#x017F;te<lb/>
gemeine eurer treuhertzig&#x1EBD; vorbitte/ der ich bin un&#x0303;<lb/>
bleibe euer aller im Herrn verbundener freund</p><lb/>
                    <closer>
                      <dateline><hi rendition="#aq">Ro&#x017F;toch</hi> den 20. <hi rendition="#aq">Aug.<lb/>
An. 1663. <hi rendition="#et">Henr. Müller. D.</hi></hi></dateline>
                    </closer><lb/>
                    <postscript>
                      <p><hi rendition="#aq">P. S.</hi> Lieb&#x017F;ter freund/ <hi rendition="#aq">Brecklingii</hi> bu&#x0364;cher<lb/>
wolte ich wieder zuru&#x0364;ck &#x017F;enden/ ma&#x017F;&#x017F;en ich vor<lb/>
meine arbeit/ damit ich frommen hertzen im<lb/>
Herrn diene/ nichts begehre/ habe es aber vor<lb/>
dißmahl behalten/ damit es nicht das an&#x017F;ehen<lb/>
habe/ als ob ich ein ge&#x017F;chenck außliebe geflo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ver&#x017F;chma&#x0364;hete. Bedancke/ mich/ und will<lb/>
gern mit einem gei&#x017F;treichen bu&#x0364;chlein nach<lb/>
die&#x017F;em wiederum dienen. Was ich da-<lb/>
rinn gele&#x017F;en/ i&#x017F;t mehrentheils die bittere warheit.<lb/>
Mag aber noch zur zeit kein <hi rendition="#aq">judicium</hi> darvon<lb/>
geben/ weil ich keine gnug&#x017F;ame zeit gehabt/<lb/>
&#x017F;ie durch zubla&#x0364;ttern. Mein Liebes-kuß wird/ ob<lb/>
GOtt will/ kunfftige o&#x017F;tern in <hi rendition="#aq">octav.</hi> mit neuen<lb/>
kupffern und einem <hi rendition="#aq">indice</hi> herauß kom&#x0303;en? <hi rendition="#aq">Li-<lb/>
bros Cant.</hi> habe ich zwar 6. Jahr geprediget/<lb/>
weiß aber nicht &#x017F;o viel zeit/ daß ich eine <hi rendition="#aq">Medita-<lb/>
tion</hi> davon &#x017F;olte zu papier bringen/ wasvon mei-<lb/>
ne Fe&#x017F;t-Epi&#x017F;teln zu hoffen/ kan ich auchnoch<lb/>
nicht&#x017F;ag&#x1EBD;/ JE&#x017F;us gebe uns allengute erbauung.</p><lb/>
                      <p><hi rendition="#aq">Eju&#x017F;dem D. Henr. Mülleri Theolog.</hi> &#x017F;chrifft-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige antwort auff beykommende fragen.</p><lb/>
                      <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Kein wahrer Chri&#x017F;t kan ohne abbruch des<lb/>
allgemeinen/ und al&#x017F;o auch &#x017F;eines ko&#x0364;niglichen<lb/>
gei&#x017F;tlichen Prie&#x017F;terthums die Chri&#x017F;tbru&#x0364;derliche<lb/>
&#x017F;traffe unterla&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;einen na&#x0364;ch&#x017F;ten mit &#x017F;till-<lb/>
&#x017F;chweigen neben &#x017F;ich umkom&#x0303;en la&#x017F;&#x017F;en (das wa&#x0364;re<lb/>
ein &#x017F;eel&#x1EBD;-mord <hi rendition="#aq">cõtra 5. Præcept.</hi>) &#x017F;õderni&#x017F;t &#x017F;chul-<lb/>
dig ihn zu &#x017F;traffen/ damit er nicht eine frembde<lb/>
&#x017F;chuld auff &#x017F;ich lade/ <hi rendition="#aq">Lev. 5. Matth. 18. Gal.</hi> 6.<lb/>
und gereichet &#x017F;olche <hi rendition="#aq">fraterna correptio</hi> &#x017F;o wohl<lb/>
zur erleichterung der hierin den kirchen-dienern<lb/>
&#x017F;onderlich obliegender pflicht/ als auch zu mehrer<lb/>
befo&#x0364;rderung ihres o&#x0364;ffentlichen kirchenamts in er-<lb/>
wei&#x017F;ungde&#x017F;&#x017F;en krafft/ wirckung und nachdrucks.</p><lb/>
                      <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Ein privat-Chri&#x017F;t i&#x017F;t &#x017F;chuldig einen jeden<lb/>
bruder/ der da &#x017F;u&#x0364;ndiget/ er &#x017F;ey hoch oder nie-<lb/>
drig/ Prediger oder Obrigkeit/ bekant oder un-<lb/>
bekant mit Chri&#x017F;tlicher be&#x017F;cheidenheit und ehr-<lb/>
erbietung nach eines jeden &#x017F;tandes gebu&#x0364;hr zu<lb/>
&#x017F;traffen/ und ihn &#x017F;eines amts und Chri&#x017F;ten-<lb/>
thums zu erinnern/ ohnange&#x017F;ehen er dru&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;olte in &#x017F;chande/ du&#x0364;rfftigkeit und tru&#x0364;b&#x017F;al/ ja<lb/>
in gefahr leibes und lebens gerathen/ wann er<lb/>
nur darbey in &#x017F;einem hertzen ver&#x017F;ichert/ daß es<lb/>
im glauben auß reiner liebe ge&#x017F;chicht/ und zur<lb/>
heiligung des Go&#x0364;ttlichen namens und be&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung des na&#x0364;ch&#x017F;ten bloß und allein ange&#x017F;ehen/<lb/>
auch darzu durch GOttes gnade gedeyen kan/<lb/>
wiewohl es zufa&#x0364;lliger wei&#x017F;e werden mo&#x0364;gte ein<lb/>
geruch des todes zum tode/ denen/ die verlohren<lb/>
werden. <hi rendition="#aq">Mandatum Chri&#x017F;ti Matth. 18. &amp; Pauli<lb/>
Gal. 6. e&#x017F;t univer&#x017F;ale, nec in regno Chri&#x017F;ti datur<lb/>
di&#x017F;crimen Per&#x017F;onarum, Gal.</hi> 3. Wir &#x017F;ind allzu-<lb/>
mahl einer in Chri&#x017F;to.</p><lb/>
                      <p><hi rendition="#aq">III.</hi> Recht und billich i&#x017F;ts/ daß an allen orten/<lb/>
als in ga&#x017F;tereyen/ bey hochzeit&#x1EBD;/ auff o&#x0364;ffentlichen<lb/>
ga&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;on&#x017F;ten/ das offenbahre fluchen/ miß-<lb/>
brauch des Go&#x0364;ttlichen namens/ unbilligkeit wie-<lb/>
der die urmen/ unzu&#x0364;chtige <hi rendition="#aq">di&#x017F;cur&#x017F;</hi>en/ fre&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;auffen/ kleyder-pracht und dergleichen &#x017F;u&#x0364;nden<lb/>
und a&#x0364;rgerliches leben und we&#x017F;en o&#x0364;ffentlich ge-<lb/>
&#x017F;trafft wird: <hi rendition="#aq">Quia Mandatum Chri&#x017F;ti &amp;</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Apo&#x017F;tolo-</hi></fw><lb/></p>
                    </postscript>
                  </div>
                </body>
              </floatingText>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[662/0970] Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio. ſolche ſicherheit waͤchſt/ iſt die verachtung Goͤtt- liches worts/ dadurch die furcht GOttes in uns ſolte gepflantzet werden/ und wir zur be- trachtung der Ewigkeit gefuͤhret werden/ daß aber das liebe wort GOttes ſo ſchnoͤde verach- tet wird/ ruͤhret unter andern mit her/ auß dem ſtraͤfflichen und aͤrgerlichen leben der hir- ten/ die der ſeelen nicht achten/ weil ſie nicht be- dencken/ wie ſauer ſie Chriſto gewordẽ/ und wie theuer ſie von ihm erkaufft ſeyn. Sie tragen kein hertz zu den ſchafen/ denn ſie ſuchen nur die milch und wolle. Jhre arbeit gehet nicht da- hin daß ſie Chriſto den himmel/ ſondern ihnen ſelbſt den beutel und bauchfuͤllen/ ſie wieder- legen ihre eigene lehre durch ihr leben/ und ma- chen ſich alſo ſelbſt zu luͤgnern. Sie legen dem wort Gottes eine hindernuß/ daß es in den zuhoͤ- rern nicht wircken kan was es ſolte. Sie gebẽ aͤr- gernuß ohne ſcheu/ und machen/ daß ihr Goͤttl. amt verlaͤſtert wird. Sie ſind feinde des creu- tzes Chriſti/ und reiſſen mit ihrem verfluchten leben nieder/ was JEſus mit ſeinem Creutz hat auffgerichtet. Daruͤber weinet Paulus, und die mit Paulo durch Chriſti geiſt erleuchtet ſind/ bittere thraͤnen/ Phil. 3. Wie ſoll man ihm aber thun? ein jeder Chriſt iſt ſchuldig/ vermoͤge der ſalbung/ die er in der tauffe hat empfangen/ zu arbeiten an dem verwuͤſteten Zion GOttes im geiſt/ da- mit Chriſti Reich außgebreitet werde in der menſchen hertzen. Solche arbeit geſchicht durch heilſame lehre und heilſamen wandel/ dahero ich nicht abſehen kan/ wie der Herr zu laͤſtern/ daß er die einfaͤltige unterrichtet/ und angefochtene troͤ- ſtet/ maſſen er darinn nichts anders thut/ als/ was ihm als einem getaufften Chriſten ob- lieget/ und die Chriſtliche liebe erfordert/ ja auch das geſetz der natur; quod tibi vis fieri, al- teri feceris. Es waͤre denn/ daß ſich der Herr entweder 1. zu dieſem werck getrungen/ oder 2. die ſchaffe von ihrem rechten hirten abgefuͤhret/ und zur verachtung des predigamts anlaß gege- ben/ da doch ab officio die Perſonæ zu unter- ſcheiden/ und ob vitium Perſonæ ipſum officium, quod Dei eſt, nicht zu conculciren. Auſſer dieſen faͤllen iſt der Herr vielmehr zu lo- ben als zu laͤſtern/ daßer ſich der ſeelen ange- nommen/ die ſonſt keinen hirten gehabt/ ſonder- lich quoadcorreptionem fraternam, privatam, eamque piam & modeſtam, die in dieſer welt- neige ſo noͤthig iſt/ als das liebe taͤgliche brod/ auch unſerm Herrn JESU Chriſto und ſeinen Apoſteln befohlen. Vollkommen koͤn- nen wir in dieſer ſchwachheit niemand machen/ doch muß ein jeder mit Paulo der vollkommen- heit nach jagen und von tage zu tage voͤlliger werden. Stillſtehen heiſt zuruͤck gehen. Wir muͤſſen dem ziel immer naͤher kommen/ und uns drum ſaur werden laſſen/ denn die zeit iſt kurtz/ der weg iſt lang und ſind der hinter- nuͤſſen viel; kirchen gehen und HErr HErr ſa- gen wils nicht thun. Viel 1000. ſeelen ſitzen ſchon in der hoͤllen/ die viel eyfferiger in ſolchen aͤuſſerlichen wercken geweſen/ als unſere heu- tige maul-Chriſten. Menſchen ſind wir/ aber in Chriſto neue menſchen/ gehen einher in der krafft GOttes/ undkoͤñen mit Paulo ruͤhmen Phil. 4. Jch vermag alles ꝛc. Habe dieſes dem Herrn/ als meinem vielge- liebten freunde im HErrn JEſu/ zu dienlicher antwort zufertigen wollen. Empfehle ihn ſamt allen from̃en Chriſten/ ſo die erſcheinung JEſu (welche nũmehr vor der thuͤr iſt) liebhabẽ/ Goͤtt- licher obhut zu aller Gottgelaſſenen ſeelen- und leibes wohlfahrt/ mich aber und meine liebſte gemeine eurer treuhertzigẽ vorbitte/ der ich bin uñ bleibe euer aller im Herrn verbundener freund Roſtoch den 20. Aug. An. 1663. Henr. Müller. D. P. S. Liebſter freund/ Brecklingii buͤcher wolte ich wieder zuruͤck ſenden/ maſſen ich vor meine arbeit/ damit ich frommen hertzen im Herrn diene/ nichts begehre/ habe es aber vor dißmahl behalten/ damit es nicht das anſehen habe/ als ob ich ein geſchenck außliebe gefloſ- ſen verſchmaͤhete. Bedancke/ mich/ und will gern mit einem geiſtreichen buͤchlein nach dieſem wiederum dienen. Was ich da- rinn geleſen/ iſt mehrentheils die bittere warheit. Mag aber noch zur zeit kein judicium darvon geben/ weil ich keine gnugſame zeit gehabt/ ſie durch zublaͤttern. Mein Liebes-kuß wird/ ob GOtt will/ kunfftige oſtern in octav. mit neuen kupffern und einem indice herauß kom̃en? Li- bros Cant. habe ich zwar 6. Jahr geprediget/ weiß aber nicht ſo viel zeit/ daß ich eine Medita- tion davon ſolte zu papier bringen/ wasvon mei- ne Feſt-Epiſteln zu hoffen/ kan ich auchnoch nichtſagẽ/ JEſus gebe uns allengute erbauung. Ejuſdem D. Henr. Mülleri Theolog. ſchrifft- maͤſſige antwort auff beykommende fragen. I. Kein wahrer Chriſt kan ohne abbruch des allgemeinen/ und alſo auch ſeines koͤniglichen geiſtlichen Prieſterthums die Chriſtbruͤderliche ſtraffe unterlaſſen/ und ſeinen naͤchſten mit ſtill- ſchweigen neben ſich umkom̃en laſſen (das waͤre ein ſeelẽ-mord cõtra 5. Præcept.) ſõderniſt ſchul- dig ihn zu ſtraffen/ damit er nicht eine frembde ſchuld auff ſich lade/ Lev. 5. Matth. 18. Gal. 6. und gereichet ſolche fraterna correptio ſo wohl zur erleichterung der hierin den kirchen-dienern ſonderlich obliegender pflicht/ als auch zu mehrer befoͤrderung ihres oͤffentlichen kirchenamts in er- weiſungdeſſen krafft/ wirckung und nachdrucks. II. Ein privat-Chriſt iſt ſchuldig einen jeden bruder/ der da ſuͤndiget/ er ſey hoch oder nie- drig/ Prediger oder Obrigkeit/ bekant oder un- bekant mit Chriſtlicher beſcheidenheit und ehr- erbietung nach eines jeden ſtandes gebuͤhr zu ſtraffen/ und ihn ſeines amts und Chriſten- thums zu erinnern/ ohnangeſehen er druͤber ſolte in ſchande/ duͤrfftigkeit und truͤbſal/ ja in gefahr leibes und lebens gerathen/ wann er nur darbey in ſeinem hertzen verſichert/ daß es im glauben auß reiner liebe geſchicht/ und zur heiligung des Goͤttlichen namens und beſſe- rung des naͤchſten bloß und allein angeſehen/ auch darzu durch GOttes gnade gedeyen kan/ wiewohl es zufaͤlliger weiſe werden moͤgte ein geruch des todes zum tode/ denen/ die verlohren werden. Mandatum Chriſti Matth. 18. & Pauli Gal. 6. eſt univerſale, nec in regno Chriſti datur diſcrimen Perſonarum, Gal. 3. Wir ſind allzu- mahl einer in Chriſto. III. Recht und billich iſts/ daß an allen orten/ als in gaſtereyen/ bey hochzeitẽ/ auff oͤffentlichen gaſſen und ſonſten/ das offenbahre fluchen/ miß- brauch des Goͤttlichen namens/ unbilligkeit wie- der die urmen/ unzuͤchtige diſcurſen/ freſſen/ ſauffen/ kleyder-pracht und dergleichen ſuͤnden und aͤrgerliches leben und weſen oͤffentlich ge- ſtrafft wird: Quia Mandatum Chriſti & Apoſtolo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/970
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/970>, abgerufen am 17.05.2024.