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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften.
[Spaltenumbruch] das heisse den stand der Obrigkeit auffheben/
wenn man nach GOttes willen eine sehnliche
und schmertzliche klage führen muß/ daß es gar
nicht in der welt zugehe/ wie es GOtt durch
Christum in seinem liebes-reiche gerne haben
wolte. Richtet selber/ ihr Müntzerische gesellen/
die ihr das schwerdt der Obrigkeit zu erhaltung
eures abgöttischen Gottesdiensts in die hände
geprediget/ und an allem vergossenem blut die
schuld zuforderst habet und traget/ Apoc. 16.
Matth.
5. 24. Ob ihr nicht eure wercke andern
auffbürden wollet? Soll aber das Müntzerisch
seyn/ wann einer über den von euch angerichteten
verkehrten zustand klaget/ und dabey GOttes
gerechtes so sonnenklar in H. Schrifft auch be-
schriebenes gerichte andeutet? so seynd Noah/
Loth/ Moyses/ alle Propheten/ ja CHristus
selber und alle seine Apostel/ insonderheit die
helden GOttes und Jerem. 18. Dan. Esr. im
4. und Johannes in Apoc. ja Münsterisch ge-
wesen? oder meinet ihr/ daß der blutdürstigen
falschen heilande angerichtetes unwesen/ samt
eurem verkehrten urtheil/ Gottes gericht hinter-
treiben/ und zu keiner erfüllung kommen lassen
wird/ wie ihr fälschlich lästert/ und den lohn
eurer lästerung/ wie er euch in der H. Schrifft
für augen gemahlet/ stehet/ deßwegen zu rechter
zeit wol erlangen werdet; Achtet nur nicht
GOttes willen für einen verzug/ er wird euch
viel zu eilig treffen. Ach wer ist doch/ der da sa-
get/ daß die unterthanen rebelliren/ sich auff-
machen und die Obrigkeit vertreiben sollen/ wie
lästerlich geschrieben und geschrieen wird: Jhr
menschen-kinder seyd schuldig/ so wol der bö-
sen zornigen/ als der gütigen liebreichen Obrig-
keit zu gehorsamen/ denn ihr leidet/ was eure
thaten werth seyn. O du menschen-kind hät-
testu ein rechtschaffenes hertz in liebe zu GOtt/
so würde GOtt solches wieder zu dir haben und
tragen. Darum O land/ daß du scorpion-
stiche und harte schläge der treiber empfindest/
seuffze zu GOtt/ daß er dein zorniges/ das ist/
sündhafftiges böses hertz verwandeln/ und
durch CHristum in dir ein neu hertz schaffen
wolle. Siehe/ so wird GOttes hertz und das
hertz der Obrigkeitauch verändertwerden; denn
GOtt hat es in seinen händen/ und will und
kan es bald ändern/ wenn er furcht und ehre von
euch zu gewarten hätte. Er richtet sich nach
euch menschen/ seyd ihr fromm/ so ist er auch
fromm: Seyd ihr liebreich/ so ist er auch lieb-
reich: Seyd ihr barmhertzig und mitleidend/
so ist GOttes vater hertz in gnaden über euch:
Lebet ihr böß/ lieblos/ ungerecht und verkehrt/
so habt ihr auch solchen GOtt nach seiner ge-
rechtigkeit/ Ps. 18. Deut. 28. Es prüfe nun wol
wer prüfen kan/ ob diß eine schrifftmäßige mei-
nung oder eine teuffels-lehre sey? Ob hier-
durch eines einigen menschens schaden/ nach-
theil/ verderb und untergang gesuchet werde/
und hernach richte er. Also ists auch ferner da-
mit beschaffen/ daß man den krieg in rechter
Göttlicher form/ wie davon die H. Schrifft
zeuget/ wolle auffheben (damit aber der heuti-
ge krieg nicht kan compariret werden/ wie un-
schwer aus der H. Schrifft zu erweisenist. Denn
Christliche kriege werden schlechter dinges nach
GOttes recht und gerichte zu erlösung der ar-
men und elenden geführet/ zorn-kriege a-
ber zu bestraffung des unglaubens/ unge-
[Spaltenumbruch] rechtigkeit und abfalls von GOTT/ damit
die leute ihre abgötterey nnd hertzens-boß-
heit an den äussern bildern mögen lernen
erkennen; denn wie der mensch inwendig be-
schaffen/ also ist GOTT bey ihm in der be-
lohnung. O wäret ihr Maul-Christen keine
zornkrieger (als die nach nichts ringen/ lauffen
und rennen/ als wie sie mögen kriegen das zeitli-
che gut/ ehre/ gewalt und übermuth) schinder/ räu-
ber/ plünderer/ ungerechte/ unbarmhertzige und
scheußliche thiere für Gottes angesicht/ wie kön-
ten eures gleichen über euer haupt herfahren/
das wäre ja wieder GOTT und die Heilige
Schrifft (daß man alle handwercker/ ämpter/ etc.
wolle aufheben und verbieten. O lieber mensch
fahe an dich selber heute recht zu reformiren
in deinem stande/ darinn du nicht nach Chri-
sto formiret oder gestalt lebest/ sondern viel-
mehr des teuffels gestalt (es sey nun öffentlich
oder scheinheilig) praesentirest/ so darff niemand
über deinen vorhergeßenden greuel seufftzen/
klagen und denselben straffen. Niemand bilde
ihm ein/ daß ers nicht bedürffe sich zu prüfen/
oder zu reformiren; denn eben damit stürtzet
er sich in die verdammliche hoffart und sicher-
heit/ in meinung/ er stehe so wohl in seinem
vermeintem Christenthum oder stande/ daß er
auch keines reformirns und erinnerns bedürf-
fe; das war des Jüdischen volcks irrthum bey
dem äusserem Gottesdienst und der Heiligen
Schrifft/ dabey sie doch zu grunde giengen/
welchen irrthum der teuffel wieder erwecket/
also/ daß wir auch dabey ferners gäntzlich an
leib und seel zu grunde gehen werden/ wo wir
uns nicht bald in den innern grund kehren wer-
den. O ihr menschenkinder überall/ erkennet es
für ein zeichen der barmhertzigkeit Gottes/ daß
er euch straffen/ warnen und erinnern läst/ von
euren wercke des fleisches/ betrieglichen/ gewinn-
nützige händeln/ list/ geitz/ betrug/ wucher/ fünd-
lein/ practicken/ scheinrecht/ hoffart/ üppigkeit/
stoltziren/ zorn/ feindschaft/ hader/ zancken/ mor-
den/ würgen/ rauben/ plündern/ huren/ bu-
ben/ schändieren/ fressen/ sauffen/ über-
fluß treiben. So all daraus entstan-
den/ daß ihr Christum/ das wort des lebens/
aus euch verlassen/ und äusserliche Abgötterey
getrieben habet/ abzustehen/ ehe die gnaden-
thür wird verschlossen werden. Ein je-
der bespiegele sich/ wie öffters gedacht/ Christi
exempel und der Heiligen Schrifft zeugnis
nach/ so wird er bald gewahr werden/ zu wel-
chem reich er gehöre/ (denn die beyden reiche/
O mensch/ seynd in und nicht ausser dir/ nem-
lich Christi und des teuffels/ darum ist
nur alles an der prüfung/ und gar nicht an
viel schwatzen und wissen gelegen) zu verneh-
men/ was für ein reich in dir offenbar/ und für
ein Herr sey/ der dich innerlich regieret/ und
dem du äusserlich dienest. Aber habe genau
acht auf des teuffels heucheley und scheinhei-
ligkeit/ darinn er sich als ein licht verstellen
kan/ und ist doch eitel finsternis/ dazu alle natur-
wercke mit gehören/ denn die natur ist finsternis/
und kan also auch nichts als finsternis wür-
cken/ wie Johann Arndt heilsamlich in sei-
nem Christenthum cap. 7. lib. 2. andeutet/ und
auch in Glossa selbst 1. Cor. 2. bezeuget wird.

Also ist summenweise/ lieber Leser/ diß der
streit/ der geführet wird/ daß nemlich ein jeder

solle

Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und ſchrifften.
[Spaltenumbruch] das heiſſe den ſtand der Obrigkeit auffheben/
wenn man nach GOttes willen eine ſehnliche
und ſchmertzliche klage fuͤhren muß/ daß es gar
nicht in der welt zugehe/ wie es GOtt durch
Chriſtum in ſeinem liebes-reiche gerne haben
wolte. Richtet ſelber/ ihr Muͤntzeriſche geſellen/
die ihr das ſchwerdt der Obrigkeit zu erhaltung
eures abgoͤttiſchen Gottesdienſts in die haͤnde
geprediget/ und an allem vergoſſenem blut die
ſchuld zuforderſt habet und traget/ Apoc. 16.
Matth.
5. 24. Ob ihr nicht eure wercke andern
auffbuͤrden wollet? Soll aber das Muͤntzeriſch
ſeyn/ wann eineꝛ uͤber den von euch angerichteten
verkehrten zuſtand klaget/ und dabey GOttes
gerechtes ſo ſonnenklar in H. Schrifft auch be-
ſchriebenes gerichte andeutet? ſo ſeynd Noah/
Loth/ Moyſes/ alle Propheten/ ja CHriſtus
ſelber und alle ſeine Apoſtel/ inſonderheit die
helden GOttes und Jerem. 18. Dan. Eſr. im
4. und Johannes in Apoc. ja Muͤnſteriſch ge-
weſen? oder meinet ihr/ daß der blutduͤrſtigen
falſchen heilande angerichtetes unweſen/ ſamt
eurem verkehrten urtheil/ Gottes gericht hinter-
treiben/ und zu keiner erfuͤllung kommen laſſen
wird/ wie ihr faͤlſchlich laͤſtert/ und den lohn
eurer laͤſterung/ wie er euch in der H. Schrifft
fuͤr augen gemahlet/ ſtehet/ deßwegen zu rechter
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GOttes willen fuͤr einen verzug/ er wird euch
viel zu eilig treffen. Ach wer iſt doch/ der da ſa-
get/ daß die unterthanen rebelliren/ ſich auff-
machen und die Obrigkeit vertreiben ſollen/ wie
laͤſterlich geſchrieben und geſchrieen wird: Jhr
menſchen-kinder ſeyd ſchuldig/ ſo wol der boͤ-
ſen zornigen/ als der guͤtigen liebreichen Obrig-
keit zu gehorſamen/ denn ihr leidet/ was eure
thaten werth ſeyn. O du menſchen-kind haͤt-
teſtu ein rechtſchaffenes hertz in liebe zu GOtt/
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tragen. Darum O land/ daß du ſcorpion-
ſtiche und harte ſchlaͤge der treiber empfindeſt/
ſeuffze zu GOtt/ daß er dein zorniges/ das iſt/
ſuͤndhafftiges boͤſes hertz verwandeln/ und
durch CHriſtum in dir ein neu hertz ſchaffen
wolle. Siehe/ ſo wird GOttes hertz und das
hertz der Obrigkeitauch veraͤndertwerden; denn
GOtt hat es in ſeinen haͤnden/ und will und
kan es bald aͤndern/ wenn er furcht und ehre von
euch zu gewarten haͤtte. Er richtet ſich nach
euch menſchen/ ſeyd ihr fromm/ ſo iſt er auch
fromm: Seyd ihr liebreich/ ſo iſt er auch lieb-
reich: Seyd ihr barmhertzig und mitleidend/
ſo iſt GOttes vater hertz in gnaden uͤber euch:
Lebet ihr boͤß/ lieblos/ ungerecht und verkehrt/
ſo habt ihr auch ſolchen GOtt nach ſeiner ge-
rechtigkeit/ Pſ. 18. Deut. 28. Es pruͤfe nun wol
wer pruͤfen kan/ ob diß eine ſchrifftmaͤßige mei-
nung oder eine teuffels-lehre ſey? Ob hier-
durch eines einigen menſchens ſchaden/ nach-
theil/ verderb und untergang geſuchet werde/
und hernach richte er. Alſo iſts auch ferner da-
mit beſchaffen/ daß man den krieg in rechter
Goͤttlicher form/ wie davon die H. Schrifft
zeuget/ wolle auffheben (damit aber der heuti-
ge krieg nicht kan compariret werden/ wie un-
ſchwer aus der H. Schrifft zu erweiſeniſt. Denn
Chriſtliche kriege werden ſchlechter dinges nach
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men und elenden gefuͤhret/ zorn-kriege a-
ber zu beſtraffung des unglaubens/ unge-
[Spaltenumbruch] rechtigkeit und abfalls von GOTT/ damit
die leute ihre abgoͤtterey nnd hertzens-boß-
heit an den aͤuſſern bildern moͤgen lernen
erkennen; denn wie der menſch inwendig be-
ſchaffen/ alſo iſt GOTT bey ihm in der be-
lohnung. O waͤret ihr Maul-Chriſten keine
zornkrieger (als die nach nichts ringen/ lauffen
und rennen/ als wie ſie moͤgen kriegen das zeitli-
che gut/ ehre/ gewalt uñ uͤbermuth) ſchinder/ raͤu-
ber/ pluͤnderer/ ungerechte/ unbarmhertzige und
ſcheußliche thiere fuͤr Gottes angeſicht/ wie koͤn-
ten eures gleichen uͤber euer haupt herfahren/
das waͤre ja wieder GOTT und die Heilige
Schrifft (daß man alle handwercker/ aͤmpter/ ꝛc.
wolle aufheben und verbieten. O lieber menſch
fahe an dich ſelber heute recht zu reformiren
in deinem ſtande/ darinn du nicht nach Chri-
ſto formiret oder geſtalt lebeſt/ ſondern viel-
mehr des teuffels geſtalt (es ſey nun oͤffentlich
oder ſcheinheilig) præſentireſt/ ſo darff niemand
uͤber deinen vorhergeßenden greuel ſeufftzen/
klagen und denſelben ſtraffen. Niemand bilde
ihm ein/ daß ers nicht beduͤrffe ſich zu pruͤfen/
oder zu reformiren; denn eben damit ſtuͤrtzet
er ſich in die verdammliche hoffart und ſicher-
heit/ in meinung/ er ſtehe ſo wohl in ſeinem
vermeintem Chriſtenthum oder ſtande/ daß er
auch keines reformirns und erinnerns beduͤrf-
fe; das war des Juͤdiſchen volcks irrthum bey
dem aͤuſſerem Gottesdienſt und der Heiligen
Schrifft/ dabey ſie doch zu grunde giengen/
welchen irrthum der teuffel wieder erwecket/
alſo/ daß wir auch dabey ferners gaͤntzlich an
leib und ſeel zu grunde gehen werden/ wo wir
uns nicht bald in den innern grund kehren wer-
den. O ihr menſchenkinder uͤberall/ erkennet es
fuͤr ein zeichen der barmhertzigkeit Gottes/ daß
er euch ſtraffen/ warnen und erinnern laͤſt/ von
euren werckē des fleiſches/ betrieglichen/ gewiñ-
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ſtoltziren/ zorn/ feindſchaft/ hader/ zancken/ mor-
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den/ daß ihr Chriſtum/ das wort des lebens/
aus euch verlaſſen/ und aͤuſſerliche Abgoͤtterey
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thuͤr wird verſchloſſen werden. Ein je-
der beſpiegele ſich/ wie oͤffters gedacht/ Chriſti
exempel und der Heiligen Schrifft zeugnis
nach/ ſo wird er bald gewahr werden/ zu wel-
chem reich er gehoͤre/ (denn die beyden reiche/
O menſch/ ſeynd in und nicht auſſer dir/ nem-
lich Chriſti und des teuffels/ darum iſt
nur alles an der pruͤfung/ und gar nicht an
viel ſchwatzen und wiſſen gelegen) zu verneh-
men/ was fuͤr ein reich in dir offenbar/ und fuͤr
ein Herr ſey/ der dich innerlich regieret/ und
dem du aͤuſſerlich dieneſt. Aber habe genau
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kan/ uñ iſt doch eitel finſternis/ dazu alle natur-
wercke mit gehoͤren/ deñ die natur iſt finſternis/
und kan alſo auch nichts als finſternis wuͤr-
cken/ wie Johann Arndt heilſamlich in ſei-
nem Chriſtenthum cap. 7. lib. 2. andeutet/ und
auch in Gloſſa ſelbſt 1. Cor. 2. bezeuget wird.

Alſo iſt ſummenweiſe/ lieber Leſer/ diß der
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[642/0950] Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und ſchrifften. das heiſſe den ſtand der Obrigkeit auffheben/ wenn man nach GOttes willen eine ſehnliche und ſchmertzliche klage fuͤhren muß/ daß es gar nicht in der welt zugehe/ wie es GOtt durch Chriſtum in ſeinem liebes-reiche gerne haben wolte. Richtet ſelber/ ihr Muͤntzeriſche geſellen/ die ihr das ſchwerdt der Obrigkeit zu erhaltung eures abgoͤttiſchen Gottesdienſts in die haͤnde geprediget/ und an allem vergoſſenem blut die ſchuld zuforderſt habet und traget/ Apoc. 16. Matth. 5. 24. Ob ihr nicht eure wercke andern auffbuͤrden wollet? Soll aber das Muͤntzeriſch ſeyn/ wann eineꝛ uͤber den von euch angerichteten verkehrten zuſtand klaget/ und dabey GOttes gerechtes ſo ſonnenklar in H. Schrifft auch be- ſchriebenes gerichte andeutet? ſo ſeynd Noah/ Loth/ Moyſes/ alle Propheten/ ja CHriſtus ſelber und alle ſeine Apoſtel/ inſonderheit die helden GOttes und Jerem. 18. Dan. Eſr. im 4. und Johannes in Apoc. ja Muͤnſteriſch ge- weſen? oder meinet ihr/ daß der blutduͤrſtigen falſchen heilande angerichtetes unweſen/ ſamt eurem verkehrten urtheil/ Gottes gericht hinter- treiben/ und zu keiner erfuͤllung kommen laſſen wird/ wie ihr faͤlſchlich laͤſtert/ und den lohn eurer laͤſterung/ wie er euch in der H. Schrifft fuͤr augen gemahlet/ ſtehet/ deßwegen zu rechter zeit wol erlangen werdet; Achtet nur nicht GOttes willen fuͤr einen verzug/ er wird euch viel zu eilig treffen. Ach wer iſt doch/ der da ſa- get/ daß die unterthanen rebelliren/ ſich auff- machen und die Obrigkeit vertreiben ſollen/ wie laͤſterlich geſchrieben und geſchrieen wird: Jhr menſchen-kinder ſeyd ſchuldig/ ſo wol der boͤ- ſen zornigen/ als der guͤtigen liebreichen Obrig- keit zu gehorſamen/ denn ihr leidet/ was eure thaten werth ſeyn. O du menſchen-kind haͤt- teſtu ein rechtſchaffenes hertz in liebe zu GOtt/ ſo wuͤrde GOtt ſolches wieder zu dir haben und tragen. Darum O land/ daß du ſcorpion- ſtiche und harte ſchlaͤge der treiber empfindeſt/ ſeuffze zu GOtt/ daß er dein zorniges/ das iſt/ ſuͤndhafftiges boͤſes hertz verwandeln/ und durch CHriſtum in dir ein neu hertz ſchaffen wolle. Siehe/ ſo wird GOttes hertz und das hertz der Obrigkeitauch veraͤndertwerden; denn GOtt hat es in ſeinen haͤnden/ und will und kan es bald aͤndern/ wenn er furcht und ehre von euch zu gewarten haͤtte. Er richtet ſich nach euch menſchen/ ſeyd ihr fromm/ ſo iſt er auch fromm: Seyd ihr liebreich/ ſo iſt er auch lieb- reich: Seyd ihr barmhertzig und mitleidend/ ſo iſt GOttes vater hertz in gnaden uͤber euch: Lebet ihr boͤß/ lieblos/ ungerecht und verkehrt/ ſo habt ihr auch ſolchen GOtt nach ſeiner ge- rechtigkeit/ Pſ. 18. Deut. 28. Es pruͤfe nun wol wer pruͤfen kan/ ob diß eine ſchrifftmaͤßige mei- nung oder eine teuffels-lehre ſey? Ob hier- durch eines einigen menſchens ſchaden/ nach- theil/ verderb und untergang geſuchet werde/ und hernach richte er. Alſo iſts auch ferner da- mit beſchaffen/ daß man den krieg in rechter Goͤttlicher form/ wie davon die H. Schrifft zeuget/ wolle auffheben (damit aber der heuti- ge krieg nicht kan compariret werden/ wie un- ſchwer aus der H. Schrifft zu erweiſeniſt. Denn Chriſtliche kriege werden ſchlechter dinges nach GOttes recht und gerichte zu erloͤſung der ar- men und elenden gefuͤhret/ zorn-kriege a- ber zu beſtraffung des unglaubens/ unge- rechtigkeit und abfalls von GOTT/ damit die leute ihre abgoͤtterey nnd hertzens-boß- heit an den aͤuſſern bildern moͤgen lernen erkennen; denn wie der menſch inwendig be- ſchaffen/ alſo iſt GOTT bey ihm in der be- lohnung. O waͤret ihr Maul-Chriſten keine zornkrieger (als die nach nichts ringen/ lauffen und rennen/ als wie ſie moͤgen kriegen das zeitli- che gut/ ehre/ gewalt uñ uͤbermuth) ſchinder/ raͤu- ber/ pluͤnderer/ ungerechte/ unbarmhertzige und ſcheußliche thiere fuͤr Gottes angeſicht/ wie koͤn- ten eures gleichen uͤber euer haupt herfahren/ das waͤre ja wieder GOTT und die Heilige Schrifft (daß man alle handwercker/ aͤmpter/ ꝛc. wolle aufheben und verbieten. O lieber menſch fahe an dich ſelber heute recht zu reformiren in deinem ſtande/ darinn du nicht nach Chri- ſto formiret oder geſtalt lebeſt/ ſondern viel- mehr des teuffels geſtalt (es ſey nun oͤffentlich oder ſcheinheilig) præſentireſt/ ſo darff niemand uͤber deinen vorhergeßenden greuel ſeufftzen/ klagen und denſelben ſtraffen. Niemand bilde ihm ein/ daß ers nicht beduͤrffe ſich zu pruͤfen/ oder zu reformiren; denn eben damit ſtuͤrtzet er ſich in die verdammliche hoffart und ſicher- heit/ in meinung/ er ſtehe ſo wohl in ſeinem vermeintem Chriſtenthum oder ſtande/ daß er auch keines reformirns und erinnerns beduͤrf- fe; das war des Juͤdiſchen volcks irrthum bey dem aͤuſſerem Gottesdienſt und der Heiligen Schrifft/ dabey ſie doch zu grunde giengen/ welchen irrthum der teuffel wieder erwecket/ alſo/ daß wir auch dabey ferners gaͤntzlich an leib und ſeel zu grunde gehen werden/ wo wir uns nicht bald in den innern grund kehren wer- den. O ihr menſchenkinder uͤberall/ erkennet es fuͤr ein zeichen der barmhertzigkeit Gottes/ daß er euch ſtraffen/ warnen und erinnern laͤſt/ von euren werckē des fleiſches/ betrieglichen/ gewiñ- nuͤtzigē haͤndeln/ liſt/ geitz/ betrug/ wucher/ fuͤnd- lein/ practicken/ ſcheinrecht/ hoffart/ uͤppigkeit/ ſtoltziren/ zorn/ feindſchaft/ hader/ zancken/ mor- den/ wuͤrgen/ rauben/ pluͤndern/ huren/ bu- ben/ ſchaͤndieren/ freſſen/ ſauffen/ uͤber- fluß treiben. So all daraus entſtan- den/ daß ihr Chriſtum/ das wort des lebens/ aus euch verlaſſen/ und aͤuſſerliche Abgoͤtterey getrieben habet/ abzuſtehen/ ehe die gnaden- thuͤr wird verſchloſſen werden. Ein je- der beſpiegele ſich/ wie oͤffters gedacht/ Chriſti exempel und der Heiligen Schrifft zeugnis nach/ ſo wird er bald gewahr werden/ zu wel- chem reich er gehoͤre/ (denn die beyden reiche/ O menſch/ ſeynd in und nicht auſſer dir/ nem- lich Chriſti und des teuffels/ darum iſt nur alles an der pruͤfung/ und gar nicht an viel ſchwatzen und wiſſen gelegen) zu verneh- men/ was fuͤr ein reich in dir offenbar/ und fuͤr ein Herr ſey/ der dich innerlich regieret/ und dem du aͤuſſerlich dieneſt. Aber habe genau acht auf des teuffels heucheley und ſcheinhei- ligkeit/ darinn er ſich als ein licht verſtellen kan/ uñ iſt doch eitel finſternis/ dazu alle natur- wercke mit gehoͤren/ deñ die natur iſt finſternis/ und kan alſo auch nichts als finſternis wuͤr- cken/ wie Johann Arndt heilſamlich in ſei- nem Chriſtenthum cap. 7. lib. 2. andeutet/ und auch in Gloſſa ſelbſt 1. Cor. 2. bezeuget wird. Alſo iſt ſummenweiſe/ lieber Leſer/ diß der ſtreit/ der gefuͤhret wird/ daß nemlich ein jeder ſolle

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/950>, abgerufen am 22.12.2024.