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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen
[Spaltenumbruch] "Christum für seiner bekehrung nicht für ei-
"nen wahren GOTT achten/ und zwang noch
"andere mitzulästern/ welchen grad wir bey die-
"sem armen Peter nicht finden; Wer solte ge-
"meinet haben/ welches auch von dem gläu-
"bigen Anania nicht wolte geglaubet wer-
"den/ daß in diesem lästerer ein auserwehlter
"rüstzeug solte verborgen seyn gewesen? oder
"wer ist so kühn gewesen/ daß er/ nach dem er
"nach seiner bekehrung erkante/ daß er Chri-
"stum gelästert habe/ 1. Tim. I. 13. ex puncto,
"daß er doch vormahls ein lästerer gewesen/
"das urtheil des todes solte über ihn gefället
"haben? wolte man sagen/ es wäre ein grosser
"unterschied zwischen Paulo und diesem Petro,
"weil Paulus vorhin in der Phariseischen
"nacht gewesen/ dieser aber wäre als ein ge-
"tauffter Christ so lange in dem Christenthum
"gestanden/ und hätte auch Christum vor den
"wahren GOTT gehalten; so antworte ich
"drauff/ daß er von den dreyen Personen in
"der Gottheit einen falschen Concept gehabt/
"und wahrhafftig drey unterschiedliche Göt-
"ter geglaubet hat/ und ob er gleich mit dem
"munde gestanden/ und offtmahls gesagt: Es
"ist nur ein GOTT/ aber drey perso-
"nen/ Vater/ Sohn/ und H. Geist/
so ist es
"doch bey ihm/ wie auch bey vielen seyn mag/
"nur ein auswendig gelerntes formular ge-
"wesen/ da das hertz nichts davon gewust hat.
"Dieses falsche Concept stehet ihm nun noch
"immer für augen/ und fürchtet sich/ daß wenn
"er wieder solte glauben/ daß der Sohn und
"Heilige Geist GOTT wäre/ er von neuem
"drey Götter würde anbeten/ worinnen seine
"von ihm/ wie er sagt/ gesehene feuer-seule/ und
"ober derselben ein heller stehender schein ihn
"bekräfftiget/ da er dieses (welches er doch mit
"ausschliessung des Sohnes nicht thun solte/
"als der da ist der Morgenstern) zum beweiß
"des einigen GOTTes/ wiewohl durch eine
"falsche folge angezogen hat/ und dahero man
"desto mehr mitleiden mit ihm haben solte/ je
"mehr man siehet/ mit wie vielen kräfftigen
"banden er verstricket ist/ unter welche auch sei-
"ne grosse dummheit gehöret/ da er meinet/ die
"Jesuiten/ weil sie sich den namen von Jhm
"gäben/ kämen von JESU her/ und wenn er
"JESUM anbetete/ so müste er auch/ wie
"er ausdrücklich sagt/ die schelmischen Jesui-
"ten anbeten/ welches er eben zu der zeit sagte/
"als er bekannte/ daß da er drey Götter geglau-
"bet hätte/ da wäre er Gottloß gewest/ da er
"aber den einigen GOTT erkant/ da wäre er
"besser worden/ und hätte beten können. Wel-
"ches alles dahin gehet/ zu beweisen/ daß/ ob er
"gleich getaufft/ doch durch das ruchlose le-
"ben/ wie derer so viel tausend unter uns sind/
"aus dem Tauffbund gefallen/ und als ein
"handwercks-gesell bey der rohen gesellschafft
"sich je und je aufgehalten/ und auch solche
"rohe Concepte von den drey Göttern gefas-
"set/ welches falsche bildnis er verwirfft/ und
"also eigentlich Christi hohe Gottheit nicht
"lästert/ als den er nicht kennet/ auch nie in ei-
"nem reinen Glauben gekant hat/ welchen
"Christum er eben so wohl wie den Vater
"mit gebogenen knien anbeten und verehren
"würde/ wenn er erkente/ daß er samt dem Va-
"ter wahrer GOTT wäre.

[Spaltenumbruch]

Der dritte Sendbrieff lautet an einen ge-
wissen Prediger selbiger stadt/ und hält gleich-
falls viel motiven in sich/ warum auch er
und seine Collegen in dieses Blut-urtheil nicht
willigen solten. Die worte hievon sind folgen-
de: Wir wollen nicht hoffen/ daß die Geist-"
lichen ihres orts/ absonderlich der liebe Herr"
Pastor, zulassen werden/ daß man einem sol-"
chen den weg verkürtzen solte/ den er zu sei-"
ner bekehrung/ so lang ihm GOTT das le-"
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liches werck/ zu glauben/ daß JEsus Chri-"
stus Gottes Sohn ist/ sondern von des Va-"
ters Geist muß geoffenbaret werden/ und wer"
weiß/ in welcher stunde noch solche offenba-"
rung aus der barmhertzigkeit Gottes in dem"
armen und grosser erbarmung würdigem her-"
tzen aufgehen mag/ daß er nachmals tausend-"
mahl besser werde/ als viele tausend/ die anitzo"
mit vollem halse in Lübeck den namen Christi"
bey aller ihrer ungerechtigkeit nennen/ und"
mit dem munde bekennen/ daß sie an Jhn"
gläuben/ und doch die welt in keinem stück"
überwinden/ ja wo sie nur zum wahren nach-"
dencken kommen solten/ nicht besser von"
CHristo glauben würden/ als der arme Peter"
thut/ daß sie aber so frey bekennen/ daß er der"
HErr JEsus der wahre GOtt sey/ ist/ daß sie"
es auswendig gelernet/ und ihm weiter nicht"
nach dencken/ ob sie 3. Götter glauben oder in"
einem GOtt den Vater/ Sohn und H. Geist"
bekennen/ solte die anfechtung vielen kom-"
men/ als diesem Peter geschehen/ es würden"
sich so viel seines gleichen finden/ daß man wol"
nicht schwerdter gnug haben möchte zu ihrer"
enthauptung. Das exempel des lieben Pau-"
li,
der nicht allein ein lästerer vor sich war/"
sondern auch andere zu lästern zwang/ machet"
mir eine grosse hoffnung zu der bekehrung des"
Peters/ und gibt mir eine völlige versiche-"
rung/ daß der Jünger CHristi art nicht ist/"
solche zu tödten/ sondern mit grosser gedult ihre"
bekehrung zu erwarten von dem/ der allein die"
bekehrung in händen/ und in dem lieben Paulo"
so kräfftig gewürcket hat/ daß er nachmals ein"
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Eben dieselbige gnade stehet ja noch allen ar-"
men sündern offen; darum ist mein hertzliches"
wünschen zu GOtt/ daß er denrathschlag sei-"
nes todes kräfftiglich hindern wolle/ damit"
dem feind aller bekehrung seine anstifftung zu"
nichte werde/ und der H. Rath GOttes an"
dem armen Peter zu vieler erbauung hoch ge-"
lobet und gepriesen werde in zeit und ewigkeit!"
Wir haben zwar das exempel in H. Schrifft/"
daß Gotteslästerer gesteiniget worden/ aber"
es ist den sabbaths-brechern/ so holtz gelesen/"
nicht besser ergangen/ und müste man also"
auch die tödten/ so den sabbath entheiligen."
Wiewol ich die lästerung des Peters nicht"
für eine Gotteslästerung halten kan/ nicht"
daß meinen hochgelobten Heiland solte gerin-"
ge halten/ oder nicht vor den wahren GOtt"
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ne seele einen eckel hat an allen fragen oder dis-"
putir
en/ so gegen seine Gottheit lauffen/ und"
ihn den grossen Heiland in meines hertzen"
grund vorden wahrhafftigen GOtt und das"
ewige leben erkenne/ und anbete/ und mir ein"
schmertzen ist/ daß er nicht von aller welt da-"

für

Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen
[Spaltenumbruch] „Chriſtum fuͤr ſeiner bekehrung nicht fuͤr ei-
„nen wahren GOTT achten/ und zwang noch
„andere mitzulaͤſtern/ welchen grad wir bey die-
„ſem armen Peter nicht finden; Wer ſolte ge-
„meinet haben/ welches auch von dem glaͤu-
„bigen Anania nicht wolte geglaubet wer-
„den/ daß in dieſem laͤſterer ein auserwehlter
„ruͤſtzeug ſolte verborgen ſeyn geweſen? oder
„wer iſt ſo kuͤhn geweſen/ daß er/ nach dem er
„nach ſeiner bekehrung erkante/ daß er Chri-
„ſtum gelaͤſtert habe/ 1. Tim. I. 13. ex puncto,
„daß er doch vormahls ein laͤſterer geweſen/
„das urtheil des todes ſolte uͤber ihn gefaͤllet
„haben? wolte man ſagen/ es waͤre ein groſſer
„unterſchied zwiſchen Paulo und dieſem Petro,
„weil Paulus vorhin in der Phariſeiſchen
„nacht geweſen/ dieſer aber waͤre als ein ge-
„tauffter Chriſt ſo lange in dem Chriſtenthum
„geſtanden/ und haͤtte auch Chriſtum vor den
„wahren GOTT gehalten; ſo antworte ich
„drauff/ daß er von den dreyen Perſonen in
„der Gottheit einen falſchen Concept gehabt/
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„nen/ Vater/ Sohn/ und H. Geiſt/
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„aus dem Tauffbund gefallen/ und als ein
„handwercks-geſell bey der rohen geſellſchafft
„ſich je und je aufgehalten/ und auch ſolche
„rohe Concepte von den drey Goͤttern gefaſ-
„ſet/ welches falſche bildnis er verwirfft/ und
„alſo eigentlich Chriſti hohe Gottheit nicht
„laͤſtert/ als den er nicht kennet/ auch nie in ei-
„nem reinen Glauben gekant hat/ welchen
„Chriſtum er eben ſo wohl wie den Vater
„mit gebogenen knien anbeten und verehren
„wuͤrde/ wenn er erkente/ daß er ſamt dem Va-
„ter wahrer GOTT waͤre.

[Spaltenumbruch]

Der dritte Sendbrieff lautet an einen ge-
wiſſen Prediger ſelbiger ſtadt/ und haͤlt gleich-
falls viel motiven in ſich/ warum auch er
und ſeine Collegen in dieſes Blut-urtheil nicht
willigen ſolten. Die worte hievon ſind folgen-
de: Wir wollen nicht hoffen/ daß die Geiſt-“
lichen ihres orts/ abſonderlich der liebe Herr“
Paſtor, zulaſſen werden/ daß man einem ſol-“
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Peters/ und gibt mir eine voͤllige verſiche-“
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Eben dieſelbige gnade ſtehet ja noch allen ar-“
men ſuͤndern offen; darum iſt mein hertzliches“
wuͤnſchen zu GOtt/ daß er denrathſchlag ſei-“
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daß Gotteslaͤſterer geſteiniget worden/ aber“
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[488/0796] Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen „Chriſtum fuͤr ſeiner bekehrung nicht fuͤr ei- „nen wahren GOTT achten/ und zwang noch „andere mitzulaͤſtern/ welchen grad wir bey die- „ſem armen Peter nicht finden; Wer ſolte ge- „meinet haben/ welches auch von dem glaͤu- „bigen Anania nicht wolte geglaubet wer- „den/ daß in dieſem laͤſterer ein auserwehlter „ruͤſtzeug ſolte verborgen ſeyn geweſen? oder „wer iſt ſo kuͤhn geweſen/ daß er/ nach dem er „nach ſeiner bekehrung erkante/ daß er Chri- „ſtum gelaͤſtert habe/ 1. Tim. I. 13. ex puncto, „daß er doch vormahls ein laͤſterer geweſen/ „das urtheil des todes ſolte uͤber ihn gefaͤllet „haben? wolte man ſagen/ es waͤre ein groſſer „unterſchied zwiſchen Paulo und dieſem Petro, „weil Paulus vorhin in der Phariſeiſchen „nacht geweſen/ dieſer aber waͤre als ein ge- „tauffter Chriſt ſo lange in dem Chriſtenthum „geſtanden/ und haͤtte auch Chriſtum vor den „wahren GOTT gehalten; ſo antworte ich „drauff/ daß er von den dreyen Perſonen in „der Gottheit einen falſchen Concept gehabt/ „und wahrhafftig drey unterſchiedliche Goͤt- „ter geglaubet hat/ und ob er gleich mit dem „munde geſtanden/ und offtmahls geſagt: Es „iſt nur ein GOTT/ aber drey perſo- „nen/ Vater/ Sohn/ und H. Geiſt/ ſo iſt es „doch bey ihm/ wie auch bey vielen ſeyn mag/ „nur ein auswendig gelerntes formular ge- „weſen/ da das hertz nichts davon gewuſt hat. „Dieſes falſche Concept ſtehet ihm nun noch „immer fuͤr augen/ und fuͤrchtet ſich/ daß wenn „er wieder ſolte glauben/ daß der Sohn und „Heilige Geiſt GOTT waͤre/ er von neuem „drey Goͤtter wuͤrde anbeten/ worinnen ſeine „von ihm/ wie er ſagt/ geſehene feuer-ſeule/ und „ober derſelben ein heller ſtehender ſchein ihn „bekraͤfftiget/ da er dieſes (welches er doch mit „ausſchlieſſung des Sohnes nicht thun ſolte/ „als der da iſt der Morgenſtern) zum beweiß „des einigen GOTTes/ wiewohl durch eine „falſche folge angezogen hat/ und dahero man „deſto mehr mitleiden mit ihm haben ſolte/ je „mehr man ſiehet/ mit wie vielen kraͤfftigen „banden er verſtricket iſt/ unter welche auch ſei- „ne groſſe dum̃heit gehoͤret/ da er meinet/ die „Jeſuiten/ weil ſie ſich den namen von Jhm „gaͤben/ kaͤmen von JESU her/ und wenn er „JESUM anbetete/ ſo muͤſte er auch/ wie „er ausdruͤcklich ſagt/ die ſchelmiſchen Jeſui- „ten anbeten/ welches er eben zu der zeit ſagte/ „als er bekañte/ daß da er drey Goͤtter geglau- „bet haͤtte/ da waͤre er Gottloß geweſt/ da er „aber den einigen GOTT erkant/ da waͤre er „beſſer worden/ und haͤtte beten koͤnnen. Wel- „ches alles dahin gehet/ zu beweiſen/ daß/ ob er „gleich getaufft/ doch durch das ruchloſe le- „ben/ wie derer ſo viel tauſend unter uns ſind/ „aus dem Tauffbund gefallen/ und als ein „handwercks-geſell bey der rohen geſellſchafft „ſich je und je aufgehalten/ und auch ſolche „rohe Concepte von den drey Goͤttern gefaſ- „ſet/ welches falſche bildnis er verwirfft/ und „alſo eigentlich Chriſti hohe Gottheit nicht „laͤſtert/ als den er nicht kennet/ auch nie in ei- „nem reinen Glauben gekant hat/ welchen „Chriſtum er eben ſo wohl wie den Vater „mit gebogenen knien anbeten und verehren „wuͤrde/ wenn er erkente/ daß er ſamt dem Va- „ter wahrer GOTT waͤre. Der dritte Sendbrieff lautet an einen ge- wiſſen Prediger ſelbiger ſtadt/ und haͤlt gleich- falls viel motiven in ſich/ warum auch er und ſeine Collegen in dieſes Blut-urtheil nicht willigen ſolten. Die worte hievon ſind folgen- de: Wir wollen nicht hoffen/ daß die Geiſt-“ lichen ihres orts/ abſonderlich der liebe Herr“ Paſtor, zulaſſen werden/ daß man einem ſol-“ chen den weg verkuͤrtzen ſolte/ den er zu ſei-“ ner bekehrung/ ſo lang ihm GOTT das le-“ ben friſtet/ hat/ indem es ja nicht ein menſch-“ liches werck/ zu glauben/ daß JEſus Chri-“ ſtus Gottes Sohn iſt/ ſondern von des Va-“ ters Geiſt muß geoffenbaret werden/ und wer“ weiß/ in welcher ſtunde noch ſolche offenba-“ rung aus der barmhertzigkeit Gottes in dem“ armen und groſſer erbarmung wuͤrdigem her-“ tzen aufgehen mag/ daß er nachmals tauſend-“ mahl beſſer werde/ als viele tauſend/ die anitzo“ mit vollem halſe in Luͤbeck den namen Chriſti“ bey aller ihrer ungerechtigkeit nennen/ und“ mit dem munde bekennen/ daß ſie an Jhn“ glaͤuben/ und doch die welt in keinem ſtuͤck“ uͤberwinden/ ja wo ſie nur zum wahren nach-“ dencken kommen ſolten/ nicht beſſer von“ CHriſto glauben wuͤrden/ als der arme Peter“ thut/ daß ſie aber ſo frey bekennen/ daß er der“ HErꝛ JEſus der wahre GOtt ſey/ iſt/ daß ſie“ es auswendig gelernet/ und ihm weiter nicht“ nach dencken/ ob ſie 3. Goͤtter glauben oder in“ einem GOtt den Vater/ Sohn und H. Geiſt“ bekennen/ ſolte die anfechtung vielen kom-“ men/ als dieſem Peter geſchehen/ es wuͤrden“ ſich ſo viel ſeines gleichen finden/ daß man wol“ nicht ſchwerdter gnug haben moͤchte zu ihrer“ enthauptung. Das exempel des lieben Pau-“ li, der nicht allein ein laͤſterer vor ſich war/“ ſondern auch andere zu laͤſtern zwang/ machet“ mir eine groſſe hoffnung zu der bekehrung des“ Peters/ und gibt mir eine voͤllige verſiche-“ rung/ daß der Juͤnger CHriſti art nicht iſt/“ ſolche zu toͤdten/ ſondern mit groſſer gedult ihre“ bekehrung zu erwarten von dem/ der allein die“ bekehrung in haͤnden/ und in dem lieben Paulo“ ſo kraͤfftig gewuͤrcket hat/ daß er nachmals ein“ auserwehlter ruͤſtzeug GOttes geworden:“ Eben dieſelbige gnade ſtehet ja noch allen ar-“ men ſuͤndern offen; darum iſt mein hertzliches“ wuͤnſchen zu GOtt/ daß er denrathſchlag ſei-“ nes todes kraͤfftiglich hindern wolle/ damit“ dem feind aller bekehrung ſeine anſtifftung zu“ nichte werde/ und der H. Rath GOttes an“ dem armen Peter zu vieler erbauung hoch ge-“ lobet und geprieſen werde in zeit und ewigkeit!“ Wir haben zwar das exempel in H. Schrifft/“ daß Gotteslaͤſterer geſteiniget worden/ aber“ es iſt den ſabbaths-brechern/ ſo holtz geleſen/“ nicht beſſer ergangen/ und muͤſte man alſo“ auch die toͤdten/ ſo den ſabbath entheiligen.“ Wiewol ich die laͤſterung des Peters nicht“ fuͤr eine Gotteslaͤſterung halten kan/ nicht“ daß meinen hochgelobten Heiland ſolte gerin-“ ge halten/ oder nicht vor den wahren GOtt“ erkennen/ welches er am beſten weiß/ daß mei-“ ne ſeele einen eckel hat an allen fragen oder diſ-“ putiren/ ſo gegen ſeine Gottheit lauffen/ und“ ihn den groſſen Heiland in meines hertzen“ grund vorden wahrhafftigen GOtt und das“ ewige leben erkenne/ und anbete/ und mir ein“ ſchmertzen iſt/ daß er nicht von aller welt da-“ fuͤr

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/796>, abgerufen am 05.06.2024.