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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische händel wegen Crypto. Calvinismi.
[Spaltenumbruch] solches einstellen wolte/ und unserm HErrn
GOTT befehlen. Wolte ihnen auch gerne
verzeihen/ was sie gethan hätten/ wie es
dann allbereits bey ihm verziehen wäre/ er
besorgte aber bey unserm HErrn GOtt wür-
de es nicht vergessen seyn/ dem möchten sie
es abbitten/ und solten die sunde erken-
nen/ so solte es an Christlicher versöhnung
gar nicht mangeln.

Darauff antwortete das ministerium,
daß sie aus des Herrn Autumni erklärung
vernommen/ wie er sie allerley beschuldigte/
und diese versöhnung dahin verstehen wolte/
als daß sie ihm etwas depreciren solten.

Nun hätten sie sich aber zuvor erkläret/
daß sie das jenige/ was sie in dieser sache ge-
than/ nicht aus vorwitz/ noch aus ihrem
gutdüncken/ auch nicht JJ. GG. zu
nachtheil/ sondern aus noth/ und mit erhol-
tem rath fürnehmer und gelährter Theolo-
gen/ auch JJ. GG. Kirchen und rechten
zum besten gethan/ derowegen sie daselbe ge-
gen GOTT/ JJ. GG. und männiglich
mit gutem gewissen wohl könten und wol-
ten verantworten/ und wüsten nicht/ was
sie dißfals depreciren solten. Ja wenn sie
es so genau suchen wolten/ hätten sie sich
mehr über den Herrn Autumnum, als er
sich über das ministerium zubeschweren.
Stelleten aber dasselbige an seinen orth/
und woltens umb geliebtes friedes willen
nicht eiffern; Bäten derohalben man wol-
te sie mit dieser anmuthung verschonen;
solte es aber nicht geschehen/ und der Herr
Autumnus wolte auf seiner meinung beru-
hen/ so bäten sie JJ. GG. wolten die hand-
lung jetzo einstellen/ und ihnen geraume be-
denckzeit gnädig vergönnen/ wolten sie sich
mit einander unterreden/ und gleichwohl
auch raths hierinnen gebrauchen/ und mit
unterthäniger antwort sich hinwieder erklä-
ren.

Da wurden JJ. GG. stutzig/ rede-
ten dem Herrn Autumno mit ernst ein/ und
vermahneten die partheyen allerseits zur
versöhnung. Da erklärte sich Autumnus
endlich: Er wäre für seine person zu frie-
den/ wolte es unserm HErrn GOTT be-
fehlen/ und die sache nicht mehr eiffern/ es
möchte ein jeder das seine verantworten/ er
wäre erböthig/ sich Christlich und brüder-
lich mit dem ministerio zuversühnen.

Gleicher gestalt erklärte sich das mini-
sterium
auch/ gaben einander darauff die
hände/ und wurden mit einander versüh-
net/ also daß aller widerwille beygelegt/
und die sache zu grunde vertragen seyn sol-
te/ und hiervon von einem und dem andern
theile weder öffentlich noch heimlich in un-
gutem/ oder dem andern theile zu nachtheil
nichts mehr geeiffert noch gedacht wer-
den.

Und erklärten sich insonderheit die an-
wesenden Herren Graffen/ so wohl der ab-
wesenden räthe und diener/ weil sich die
Herren allerseits auf JJ. GG. gnädiges
begehren zu gütlicher vergleichung gehor-
samlich erzeiget hätten/ wolten auch JJ.
GG. was sie deßfals mit einem oder dem
andern theil zu reden/ gnädigfallen lassen/
[Spaltenumbruch] und in ungnade ferner nichts gedencken noch
eiffern/ sondern ihre gnädige Herren seyn/
wie sie auch dißfals zu JJ. GG. sich an-
derst nichts versehen solten. Und sagte Wie-
sener insonderheit/ es würde seine gnädi-
ge Fürstin und frau hieran ein sonderlich ge-
fallen haben/ wie ers denn gegen J. F. G.
wolte rühmen/ und solten sich J. F. G. Predi-
diger auch gegen derselben nichts zubefahren
haben.

Den 9. Maji kompt Henricus Braun
anher in Wieseners Hauß zum Herrn Au-
tumno,
zeiget ihm Fürstl. Magdeburgische
befehliche/ daß er sich zum Superintendenten
ampt bey vermeidung höchster ungnade
nicht solte gebrauchen lassen/ sonst wäre
J. F. G. mit seiner person wohl zu frie-
den zum Decanat ampt. Solchen befehlig
nimbt der Herr Autumnus ad referendum
an/ stelts auf S. G. H. verantwortung/
will gleichwohl nicht wieder nach Mans-
feld; sondern bleibt zu Eißleben/ dieweil er
nun mehr daselbst meinet sicher zu seyn/ biß
er nach dem abzuge Seidleri zum Superin-
tenden
ten ampt vollkömlich confirmirt
würde.

Den 10. Maji anno 92. Mitwochen
vor Pfingsten wolten die Herrn Graffen den
Herrn Autumnum in S. Andreas kirchen
zu Eißleben introduciren/ und mit wieder-
holung voriger anweisung confirmiren las-
sen/ solte auch in JJ. GG. gegenwart die
predigt verrichten. Da trat M. Seitler
trutzig in seinen stuhl/ und wolte selber pre-
digen/ ungeachtet/ daß ihm die Herren
Graffen den dienst auffkündigen lassen.

Da beschickten ihn die Herren Graffen
in der kirchen durch JJ. GG. Räthe/
liessen ihn warnen/ daß er nicht predigen
solte. Er bittet hinwieder/ daß JJ. GG.
mit der introduction Autumni nicht verfah-
ren wolten/ sagt zu/ wann ihm vom Herrn
Administratore der Chur-Sachsen/ oder
vom Oberaufseher sein abschied gegeben
würde/ daß er willig weichen wolte. Jm-
massen er sich auch hiebevor auch schrifft-
lich gegen JJ. GG. erkläret. Unterdessen
hat Autumnus bedencken/ daß er die predigt
thun solte/ da liessen die Herren Graffen
M. Augustinum Thom-pfarrherrn zu S.
Andreas ansprechen/ daß er die predigt
verrichten solte/ ob er aber wohl sich gantz
und gar nicht drauff praeparirt, jedoch läst
er sich durch emsiges anhalten darzu ver-
mögen/ verrichtet dieselbe den Herren
Graffen zu gehorsam/ und andern schimpff
in der kirchen zu verhüten/ ex tempore,
nimbt darzu partem ex 17. Cap. Johannis
de concordia recte docentium &c.
und stel-
leten die Herren Graffen den Actum ein/
damit Seidleri person vom ungehaltenen
pöbel nicht ein unglück möchte zugefüget
werden. Welches dann gewiß gesche-
hen wäre/ da der Actus seinen fortgang
haben sollen. Es gieng aber Seitler bald
anfangs der predigt mitten durchs weiber-
volck aus der kirchen.

Liessen also die Herrn Graffen den
glimpff bey sich bestehen/ jedoch befahlen
die vor der Ortischen Herren Graffen

als

Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto. Calviniſmi.
[Spaltenumbruch] ſolches einſtellen wolte/ und unſerm HErrn
GOTT befehlen. Wolte ihnen auch gerne
verzeihen/ was ſie gethan haͤtten/ wie es
dann allbereits bey ihm verziehen waͤre/ er
beſorgte aber bey unſerm HErrn GOtt wuͤr-
de es nicht vergeſſen ſeyn/ dem moͤchten ſie
es abbitten/ und ſolten die ſunde erken-
nen/ ſo ſolte es an Chriſtlicher verſoͤhnung
gar nicht mangeln.

Darauff antwortete das miniſterium,
daß ſie aus des Herrn Autumni erklaͤrung
vernommen/ wie er ſie allerley beſchuldigte/
und dieſe verſoͤhnung dahin verſtehen wolte/
als daß ſie ihm etwas depreciren ſolten.

Nun haͤtten ſie ſich aber zuvor erklaͤret/
daß ſie das jenige/ was ſie in dieſer ſache ge-
than/ nicht aus vorwitz/ noch aus ihrem
gutduͤncken/ auch nicht JJ. GG. zu
nachtheil/ ſondern aus noth/ und mit erhol-
tem rath fuͤrnehmer und gelaͤhrter Theolo-
gen/ auch JJ. GG. Kirchen und rechten
zum beſten gethan/ derowegen ſie daſelbe ge-
gen GOTT/ JJ. GG. und maͤnniglich
mit gutem gewiſſen wohl koͤnten und wol-
ten verantworten/ und wuͤſten nicht/ was
ſie dißfals depreciren ſolten. Ja wenn ſie
es ſo genau ſuchen wolten/ haͤtten ſie ſich
mehr uͤber den Herrn Autumnum, als er
ſich uͤber das miniſterium zubeſchweren.
Stelleten aber daſſelbige an ſeinen orth/
und woltens umb geliebtes friedes willen
nicht eiffern; Baͤten derohalben man wol-
te ſie mit dieſer anmuthung verſchonen;
ſolte es aber nicht geſchehen/ und der Herr
Autumnus wolte auf ſeiner meinung beru-
hen/ ſo baͤten ſie JJ. GG. wolten die hand-
lung jetzo einſtellen/ und ihnen geraume be-
denckzeit gnaͤdig vergoͤnnen/ wolten ſie ſich
mit einander unterreden/ und gleichwohl
auch raths hierinnen gebrauchen/ und mit
unterthaͤniger antwort ſich hinwieder erklaͤ-
ren.

Da wurden JJ. GG. ſtutzig/ rede-
ten dem Herrn Autumno mit ernſt ein/ und
vermahneten die partheyen allerſeits zur
verſoͤhnung. Da erklaͤrte ſich Autumnus
endlich: Er waͤre fuͤr ſeine perſon zu frie-
den/ wolte es unſerm HErrn GOTT be-
fehlen/ und die ſache nicht mehr eiffern/ es
moͤchte ein jeder das ſeine verantworten/ er
waͤre erboͤthig/ ſich Chriſtlich und bruͤder-
lich mit dem miniſterio zuverſuͤhnen.

Gleicher geſtalt erklaͤrte ſich das mini-
ſterium
auch/ gaben einander darauff die
haͤnde/ und wurden mit einander verſuͤh-
net/ alſo daß aller widerwille beygelegt/
und die ſache zu grunde vertragen ſeyn ſol-
te/ und hiervon von einem und dem andern
theile weder oͤffentlich noch heimlich in un-
gutem/ oder dem andern theile zu nachtheil
nichts mehr geeiffert noch gedacht wer-
den.

Und erklaͤrten ſich inſonderheit die an-
weſenden Herren Graffen/ ſo wohl der ab-
weſenden raͤthe und diener/ weil ſich die
Herren allerſeits auf JJ. GG. gnaͤdiges
begehren zu guͤtlicher vergleichung gehor-
ſamlich erzeiget haͤtten/ wolten auch JJ.
GG. was ſie deßfals mit einem oder dem
andern theil zu reden/ gnaͤdigfallen laſſen/
[Spaltenumbruch] und in ungnade ferner nichts gedencken noch
eiffern/ ſondern ihre gnaͤdige Herren ſeyn/
wie ſie auch dißfals zu JJ. GG. ſich an-
derſt nichts verſehen ſolten. Und ſagte Wie-
ſener inſonderheit/ es wuͤrde ſeine gnaͤdi-
ge Fuͤrſtin und frau hieran ein ſonderlich ge-
fallen haben/ wie ers denn gegen J. F. G.
wolte ruͤhmen/ und ſolten ſich J. F. G. Predi-
diger auch gegen derſelben nichts zubefahren
haben.

Den 9. Maji kompt Henricus Braun
anher in Wieſeners Hauß zum Herrn Au-
tumno,
zeiget ihm Fuͤrſtl. Magdeburgiſche
befehliche/ daß er ſich zum Superintendenten
ampt bey vermeidung hoͤchſter ungnade
nicht ſolte gebrauchen laſſen/ ſonſt waͤre
J. F. G. mit ſeiner perſon wohl zu frie-
den zum Decanat ampt. Solchen befehlig
nimbt der Herr Autumnus ad referendum
an/ ſtelts auf S. G. H. verantwortung/
will gleichwohl nicht wieder nach Mans-
feld; ſondern bleibt zu Eißleben/ dieweil er
nun mehr daſelbſt meinet ſicher zu ſeyn/ biß
er nach dem abzuge Seidleri zum Superin-
tenden
ten ampt vollkoͤmlich confirmirt
wuͤrde.

Den 10. Maji anno 92. Mitwochen
vor Pfingſten wolten die Herrn Graffen den
Herrn Autumnum in S. Andreas kirchen
zu Eißleben introduciren/ und mit wieder-
holung voriger anweiſung confirmiren laſ-
ſen/ ſolte auch in JJ. GG. gegenwart die
predigt verrichten. Da trat M. Seitler
trutzig in ſeinen ſtuhl/ und wolte ſelber pre-
digen/ ungeachtet/ daß ihm die Herren
Graffen den dienſt auffkuͤndigen laſſen.

Da beſchickten ihn die Herren Graffen
in der kirchen durch JJ. GG. Raͤthe/
lieſſen ihn warnen/ daß er nicht predigen
ſolte. Er bittet hinwieder/ daß JJ. GG.
mit der introduction Autumni nicht verfah-
ren wolten/ ſagt zu/ wann ihm vom Herrn
Adminiſtratore der Chur-Sachſen/ oder
vom Oberaufſeher ſein abſchied gegeben
wuͤrde/ daß er willig weichen wolte. Jm-
maſſen er ſich auch hiebevor auch ſchrifft-
lich gegen JJ. GG. erklaͤret. Unterdeſſen
hat Autumnus bedencken/ daß er die predigt
thun ſolte/ da lieſſen die Herren Graffen
M. Auguſtinum Thom-pfarrherrn zu S.
Andreas anſprechen/ daß er die predigt
verrichten ſolte/ ob er aber wohl ſich gantz
und gar nicht drauff præparirt, jedoch laͤſt
er ſich durch emſiges anhalten darzu ver-
moͤgen/ verrichtet dieſelbe den Herren
Graffen zu gehorſam/ und andern ſchimpff
in der kirchen zu verhuͤten/ ex tempore,
nimbt darzu partem ex 17. Cap. Johannis
de concordia recté docentium &c.
und ſtel-
leten die Herren Graffen den Actum ein/
damit Seidleri perſon vom ungehaltenen
poͤbel nicht ein ungluͤck moͤchte zugefuͤget
werden. Welches dann gewiß geſche-
hen waͤre/ da der Actus ſeinen fortgang
haben ſollen. Es gieng aber Seitler bald
anfangs der predigt mitten durchs weiber-
volck aus der kirchen.

Lieſſen alſo die Herrn Graffen den
glimpff bey ſich beſtehen/ jedoch befahlen
die vor der Ortiſchen Herren Graffen

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[456/0761] Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto. Calviniſmi. ſolches einſtellen wolte/ und unſerm HErrn GOTT befehlen. Wolte ihnen auch gerne verzeihen/ was ſie gethan haͤtten/ wie es dann allbereits bey ihm verziehen waͤre/ er beſorgte aber bey unſerm HErrn GOtt wuͤr- de es nicht vergeſſen ſeyn/ dem moͤchten ſie es abbitten/ und ſolten die ſunde erken- nen/ ſo ſolte es an Chriſtlicher verſoͤhnung gar nicht mangeln. Darauff antwortete das miniſterium, daß ſie aus des Herrn Autumni erklaͤrung vernommen/ wie er ſie allerley beſchuldigte/ und dieſe verſoͤhnung dahin verſtehen wolte/ als daß ſie ihm etwas depreciren ſolten. Nun haͤtten ſie ſich aber zuvor erklaͤret/ daß ſie das jenige/ was ſie in dieſer ſache ge- than/ nicht aus vorwitz/ noch aus ihrem gutduͤncken/ auch nicht JJ. GG. zu nachtheil/ ſondern aus noth/ und mit erhol- tem rath fuͤrnehmer und gelaͤhrter Theolo- gen/ auch JJ. GG. Kirchen und rechten zum beſten gethan/ derowegen ſie daſelbe ge- gen GOTT/ JJ. GG. und maͤnniglich mit gutem gewiſſen wohl koͤnten und wol- ten verantworten/ und wuͤſten nicht/ was ſie dißfals depreciren ſolten. Ja wenn ſie es ſo genau ſuchen wolten/ haͤtten ſie ſich mehr uͤber den Herrn Autumnum, als er ſich uͤber das miniſterium zubeſchweren. Stelleten aber daſſelbige an ſeinen orth/ und woltens umb geliebtes friedes willen nicht eiffern; Baͤten derohalben man wol- te ſie mit dieſer anmuthung verſchonen; ſolte es aber nicht geſchehen/ und der Herr Autumnus wolte auf ſeiner meinung beru- hen/ ſo baͤten ſie JJ. GG. wolten die hand- lung jetzo einſtellen/ und ihnen geraume be- denckzeit gnaͤdig vergoͤnnen/ wolten ſie ſich mit einander unterreden/ und gleichwohl auch raths hierinnen gebrauchen/ und mit unterthaͤniger antwort ſich hinwieder erklaͤ- ren. Da wurden JJ. GG. ſtutzig/ rede- ten dem Herrn Autumno mit ernſt ein/ und vermahneten die partheyen allerſeits zur verſoͤhnung. Da erklaͤrte ſich Autumnus endlich: Er waͤre fuͤr ſeine perſon zu frie- den/ wolte es unſerm HErrn GOTT be- fehlen/ und die ſache nicht mehr eiffern/ es moͤchte ein jeder das ſeine verantworten/ er waͤre erboͤthig/ ſich Chriſtlich und bruͤder- lich mit dem miniſterio zuverſuͤhnen. Gleicher geſtalt erklaͤrte ſich das mini- ſterium auch/ gaben einander darauff die haͤnde/ und wurden mit einander verſuͤh- net/ alſo daß aller widerwille beygelegt/ und die ſache zu grunde vertragen ſeyn ſol- te/ und hiervon von einem und dem andern theile weder oͤffentlich noch heimlich in un- gutem/ oder dem andern theile zu nachtheil nichts mehr geeiffert noch gedacht wer- den. Und erklaͤrten ſich inſonderheit die an- weſenden Herren Graffen/ ſo wohl der ab- weſenden raͤthe und diener/ weil ſich die Herren allerſeits auf JJ. GG. gnaͤdiges begehren zu guͤtlicher vergleichung gehor- ſamlich erzeiget haͤtten/ wolten auch JJ. GG. was ſie deßfals mit einem oder dem andern theil zu reden/ gnaͤdigfallen laſſen/ und in ungnade ferner nichts gedencken noch eiffern/ ſondern ihre gnaͤdige Herren ſeyn/ wie ſie auch dißfals zu JJ. GG. ſich an- derſt nichts verſehen ſolten. Und ſagte Wie- ſener inſonderheit/ es wuͤrde ſeine gnaͤdi- ge Fuͤrſtin und frau hieran ein ſonderlich ge- fallen haben/ wie ers denn gegen J. F. G. wolte ruͤhmen/ und ſolten ſich J. F. G. Predi- diger auch gegen derſelben nichts zubefahren haben. Den 9. Maji kompt Henricus Braun anher in Wieſeners Hauß zum Herrn Au- tumno, zeiget ihm Fuͤrſtl. Magdeburgiſche befehliche/ daß er ſich zum Superintendenten ampt bey vermeidung hoͤchſter ungnade nicht ſolte gebrauchen laſſen/ ſonſt waͤre J. F. G. mit ſeiner perſon wohl zu frie- den zum Decanat ampt. Solchen befehlig nimbt der Herr Autumnus ad referendum an/ ſtelts auf S. G. H. verantwortung/ will gleichwohl nicht wieder nach Mans- feld; ſondern bleibt zu Eißleben/ dieweil er nun mehr daſelbſt meinet ſicher zu ſeyn/ biß er nach dem abzuge Seidleri zum Superin- tendenten ampt vollkoͤmlich confirmirt wuͤrde. Den 10. Maji anno 92. Mitwochen vor Pfingſten wolten die Herrn Graffen den Herrn Autumnum in S. Andreas kirchen zu Eißleben introduciren/ und mit wieder- holung voriger anweiſung confirmiren laſ- ſen/ ſolte auch in JJ. GG. gegenwart die predigt verrichten. Da trat M. Seitler trutzig in ſeinen ſtuhl/ und wolte ſelber pre- digen/ ungeachtet/ daß ihm die Herren Graffen den dienſt auffkuͤndigen laſſen. Da beſchickten ihn die Herren Graffen in der kirchen durch JJ. GG. Raͤthe/ lieſſen ihn warnen/ daß er nicht predigen ſolte. Er bittet hinwieder/ daß JJ. GG. mit der introduction Autumni nicht verfah- ren wolten/ ſagt zu/ wann ihm vom Herrn Adminiſtratore der Chur-Sachſen/ oder vom Oberaufſeher ſein abſchied gegeben wuͤrde/ daß er willig weichen wolte. Jm- maſſen er ſich auch hiebevor auch ſchrifft- lich gegen JJ. GG. erklaͤret. Unterdeſſen hat Autumnus bedencken/ daß er die predigt thun ſolte/ da lieſſen die Herren Graffen M. Auguſtinum Thom-pfarrherrn zu S. Andreas anſprechen/ daß er die predigt verrichten ſolte/ ob er aber wohl ſich gantz und gar nicht drauff præparirt, jedoch laͤſt er ſich durch emſiges anhalten darzu ver- moͤgen/ verrichtet dieſelbe den Herren Graffen zu gehorſam/ und andern ſchimpff in der kirchen zu verhuͤten/ ex tempore, nimbt darzu partem ex 17. Cap. Johannis de concordia recté docentium &c. und ſtel- leten die Herren Graffen den Actum ein/ damit Seidleri perſon vom ungehaltenen poͤbel nicht ein ungluͤck moͤchte zugefuͤget werden. Welches dann gewiß geſche- hen waͤre/ da der Actus ſeinen fortgang haben ſollen. Es gieng aber Seitler bald anfangs der predigt mitten durchs weiber- volck aus der kirchen. Lieſſen alſo die Herrn Graffen den glimpff bey ſich beſtehen/ jedoch befahlen die vor der Ortiſchen Herren Graffen als

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/761>, abgerufen am 22.12.2024.