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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LI. Wigandi Streit mit Heshusio.
[Spaltenumbruch] sein zusehen die sache in so ärgerliche weitläuff-
tigkeit hat kommen lassen/ da er wohl gesehen
hat/ wie anfänglich die Pastores auß unver-
stand viel ungereimtes ding de vocabulis ab-
stracti et concreti disput
iret haben. Eben die-
ses wird in denen Actis colloquii oder conven-
tus Herzbergensis
dem D. Wigando mit diesen
worten vorgerücket: Er hat denen unerfahr-
nen Pastoren und kirchen-dienern/ so auß
unverstand und mit falschem grund diesen
streit geführet (welches doch D. Wigando nicht
unbekant seyn können) gestattet und zugese-
hen/ daß sie mit D. Heshusio einen solchen ar-
gerlichen streit angefangen/ vielmehr aber/
daß er sie in solchem unbilligem vornehmen ge-
stärcket. Zum andern verweisen die außlän-
dischen Theologi dem Wigando dieses/ daß
er in dieser sache selbst kläger/ richter und
zeuge gewesen. Denn so schreibet D. Timo-
theus Kirchnerus Anno
1577. im September an
den D. Wigandum selbst: Quod Spiritus S.
vestrum Synodum rexerit, nunquam certe intel-
ligentibus persvadebis. Num Spiritus S. appro-
baret talem processum, quem vos observastis?
Judex, accusator, testis, damnator & omnia fu-
it Wigandus.
Drittens tadeln sie dieses am
vorgenommenen process/ daß Heshusius we-
der citiret noch gehöret sey/ sondern es sey in
etlichen stunden alles verrichtet. Das erste
schreibt Timotheus Kirchnerus in gedachtem
Briefe: Synodo, spricht er/ praefuisti, collegam
condemnasti non citatum, non auditum,
das
letzte hat D. Coelestinus Mislenta, wann er also
schreibet: Ex Politicis primores Synodo intere-
rant, D. Schachius Cancellarius, ubi intra pau-
cas horas de controversia ventilata senrentia fer-
tur contra Heshusium.

P. 475. Die Pastores hatten vorhin von die-
sen vocabulis, abstractum und concretum viel
ungereimtes Dinges vorgebracht/ als da sie
gesagt/ in diesen worten/ caro Christi vel hu-
mana natura in Christo
wären nicht vocabula
abstracta,
sondern concr eta, welches D. Che-
mnitius
für einen groben Jrrthum hält. D. Wi-
gandus
hat auch selbst vor 10. Jahren/ nicht
nur eine ungebräuchliche Rede/ wie Heshu-
sius,
sondern eine offenbahre falsche Lehre in
seinem Büchlein de communicatione Idioma-
tum
auff die Bahn gebracht/ da er geschrieben:
Wann wir nach Anleitung unsers Christli-
chen Glaubens bekennen/ Gott sey gestorben/
das sey nur eine praedicatio secundum dici, das
ist/ es seyn nur blosse worte und reden: aber
im grunde halte es sich nicht also/ weil die
Gottheit unsterblich bleibet. Dergestalt
würde die erlösung menschliches geschlechts
dem Sohn GOTTES allein mit worten
zugeschrieben/ der uns auch nicht erlöset
hätte/ sondern allein die Menschheit Christi
müste uns erlöset haben. Und dieses hat auch
D. Heshusius dem D. Wigando im währen-
den streit vorgeworffen. M. Andreas Pouche-
nius
hält dem Pomesanischen Bischoff Wi-
gando
auch diese worte vor/ und spricht/ wie
ihm das gefallen würde/ wenn jemand auffste-
hen und den Wigandum auff die correctionem
dringen wolte/ mit dem axiomate, dessen er
sich jetzo so keck und so offt wider den Heshusi-
[Spaltenumbruch] um
gebrauchet: Verba illa ita jacent & sonant,
will also damit zu verstehen geben/ daß D. Hes-
husius
gnug gethan/ wenn er sich recht erklä-
ret/ und den irrthum also von sich abgelehnet.
Auß diesem allem ist zu ersehen/ daß D. Wigan-
dus
in seiner relation, von dem Königsbergi-
schen Synodo, wie wir sie auß ihm droben kürtz-
lich beygebracht/ viel sachen gantz und gar ver-
schwiegen/ wenn er gemercket/ daß sie ihm in
seinen kram nicht gedienet/ viel sachen auch
sonst bemänteln wollen/ damit er da die
schuld von sich abwältzen/ und sich also weiß
brennen möchte.

P. 476. Hier müssen wir untersuchen/ was
doch den D. Wigandum dazu bewogen/ daß er
den D. Heshusium also verfolget hat/ da ihm
doch dieser in Preussen beförderlich gewesen?
Einige sagen hier/ daß diese Theologi schon
in Jena mit einander nicht wol gestanden/ und
daß in Preussen der alte haß sich erst recht ge-
äussert. Andere schreiben dieses des D. Wi-
gandi
hochmuth und mißgunst zu. Denn
weil Wigandus in Liebemühl einem geringen
städtgen sich hat behelffen müssen/ hingegen a-
ber das mit seinen augen ansehen muste/ daß
Heshusius in einer vornehmen stadt in Kö-
nigsberg prächtiger als er gelebet/ ja auch den
vorgang vor ihn gehabt/ deß wegen sey Wigan-
dus
auff alle gelegenheit bedacht gewesen/ wie
er den Heshusium auß dem sattel heben/ und
sich selbst hinein setzen könte. Robertus Roberti-
ni,
Preußischer Ober-Secretarius, hat etwa vor
30. Jahren dem D. Latermann diese ursach des
streits beygebracht/ daß kurtz vorher die Für-
stin in die wochen kommen war/ und Wigandus
gehoffet die ehre zu haben/ die Princessin zu
tauffen/ dazu ihm auch unterschiedene vom
hofe haben die hoffnung gemacht. Wie er a-
ber gesehen/ daß wider sein verhoffen Heshusius
ihm darinnen vorgezogen/ habe er wider ihn
einen haß gefasset/ und nach möglichkeit ihn
zu dämpfen gesuchet. Wenn man hier am
glimpflichsten von diesem handel reden wolte/
so könte man sprechen/ daß D. vvigandus von
menschlichen affecten übereylet/ solches seinen
Freunden zu gefallen gethan. Denn von dem
M. Benedicto Morgenstern hat er viel gehalten/
da er noch in Strahlsund Superintendens war/
so daß er auch von dem Morgenstern wider die
Dantziger notul geschrieben/ wie zu seiner
zeit soll gemeldet werden. Der Schloß-Pre-
diger Wedemannus war des Wigandi ander
hertz/ wie drunten mit mehrerm wird zu ver-
nehmen seyn. Conradus Schlüsselburg hatte
des Wigandi frauen schwester zur ehe/ und
war also des Wigandi Schwager. Weil
nun diese alle des wigandi beste Freunde den
streit mit dem Heshusio angefangen/ so schei-
net es/ daß er sie nicht hat wollen verlassen.
Ja er kan auch wol von ihnen auffgebracht
und wieder den Heshusium verhetzet seyn/
daß er mit ihnen auff den Heshusium zuge-
stürmet: Dazu er auch recht zu haben ver-
meinet/ weil doch auch andere Theologi
hernach gestanden/ daß D. Heshusius das
wort abstractum in einer ungebräuchlichen
form in seiner Assertion gesetzet.

P. 479.

Th. IV. Sect. II. Num. LI. Wigandi Streit mit Heshuſio.
[Spaltenumbruch] ſein zuſehen die ſache in ſo aͤrgerliche weitlaͤuff-
tigkeit hat kommen laſſen/ da er wohl geſehen
hat/ wie anfaͤnglich die Paſtores auß unver-
ſtand viel ungereimtes ding de vocabulis ab-
ſtracti et concreti diſput
iret haben. Eben die-
ſes wird in denen Actis colloquii oder conven-
tus Herzbergenſis
dem D. Wigando mit dieſen
worten vorgeruͤcket: Er hat denen unerfahr-
nen Paſtoren und kirchen-dienern/ ſo auß
unverſtand und mit falſchem grund dieſen
ſtreit gefuͤhret (welches doch D. Wigando nicht
unbekant ſeyn koͤnnen) geſtattet und zugeſe-
hen/ daß ſie mit D. Heshuſio einen ſolchen ar-
gerlichen ſtreit angefangen/ vielmehr aber/
daß er ſie in ſolchem unbilligem vornehmen ge-
ſtaͤrcket. Zum andern verweiſen die außlaͤn-
diſchen Theologi dem Wigando dieſes/ daß
er in dieſer ſache ſelbſt klaͤger/ richter und
zeuge geweſen. Denn ſo ſchreibet D. Timo-
theus Kirchnerus Anno
1577. im September an
den D. Wigandum ſelbſt: Quod Spiritus S.
veſtrum Synodum rexerit, nunquam certe intel-
ligentibus perſvadebis. Num Spiritus S. appro-
baret talem procesſum, quem vos obſervaſtis?
Judex, accuſator, teſtis, damnator & omnia fu-
it Wigandus.
Drittens tadeln ſie dieſes am
vorgenommenen proceſs/ daß Heshuſius we-
der citiret noch gehoͤret ſey/ ſondern es ſey in
etlichen ſtunden alles verrichtet. Das erſte
ſchreibt Timotheus Kirchnerus in gedachtem
Briefe: Synodo, ſpricht er/ præfuiſti, collegam
condemnaſti non citatum, non auditum,
das
letzte hat D. Cœleſtinus Miſlenta, wann er alſo
ſchreibet: Ex Politicis primores Synodo intere-
rant, D. Schachius Cancellarius, ubi intra pau-
cas horas de controverſia ventilata ſenrentia fer-
tur contra Heshuſium.

P. 475. Die Paſtores hatten vorhin von die-
ſen vocabulis, abſtractum und concretum viel
ungereimtes Dinges vorgebracht/ als da ſie
geſagt/ in dieſen worten/ caro Chriſti vel hu-
mana natura in Chriſto
waͤren nicht vocabula
abſtracta,
ſondern concr eta, welches D. Che-
mnitius
fuͤr einen groben Jrꝛthum haͤlt. D. Wi-
gandus
hat auch ſelbſt vor 10. Jahren/ nicht
nur eine ungebraͤuchliche Rede/ wie Heshu-
ſius,
ſondern eine offenbahre falſche Lehre in
ſeinem Buͤchlein de communicatione Idioma-
tum
auff die Bahn gebracht/ da er geſchrieben:
Wann wir nach Anleitung unſers Chriſtli-
chen Glaubens bekennen/ Gott ſey geſtorben/
das ſey nur eine prædicatio ſecundum dici, das
iſt/ es ſeyn nur bloſſe worte und reden: aber
im grunde halte es ſich nicht alſo/ weil die
Gottheit unſterblich bleibet. Dergeſtalt
wuͤrde die erloͤſung menſchliches geſchlechts
dem Sohn GOTTES allein mit worten
zugeſchrieben/ der uns auch nicht erloͤſet
haͤtte/ ſondern allein die Menſchheit Chriſti
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D. Heshuſius dem D. Wigando im waͤhren-
den ſtreit vorgeworffen. M. Andreas Pouche-
nius
haͤlt dem Pomeſaniſchen Biſchoff Wi-
gando
auch dieſe worte vor/ und ſpricht/ wie
ihm das gefallen wuͤrde/ wenn jemand auffſte-
hen und den Wigandum auff die correctionem
dringen wolte/ mit dem axiomate, deſſen er
ſich jetzo ſo keck und ſo offt wider den Heshuſi-
[Spaltenumbruch] um
gebrauchet: Verba illa ita jacent & ſonant,
will alſo damit zu verſtehen geben/ daß D. Hes-
huſius
gnug gethan/ wenn er ſich recht erklaͤ-
ret/ und den irꝛthum alſo von ſich abgelehnet.
Auß dieſem allem iſt zu erſehen/ daß D. Wigan-
dus
in ſeiner relation, von dem Koͤnigsbergi-
ſchen Synodo, wie wir ſie auß ihm droben kuͤrtz-
lich beygebracht/ viel ſachen gantz und gar ver-
ſchwiegen/ wenn er gemercket/ daß ſie ihm in
ſeinen kram nicht gedienet/ viel ſachen auch
ſonſt bemaͤnteln wollen/ damit er da die
ſchuld von ſich abwaͤltzen/ und ſich alſo weiß
brennen moͤchte.

P. 476. Hier muͤſſen wir unterſuchen/ was
doch den D. Wigandum dazu bewogen/ daß er
den D. Heshuſium alſo verfolget hat/ da ihm
doch dieſer in Preuſſen befoͤrderlich geweſen?
Einige ſagen hier/ daß dieſe Theologi ſchon
in Jena mit einander nicht wol geſtanden/ und
daß in Preuſſen der alte haß ſich erſt recht ge-
aͤuſſert. Andere ſchreiben dieſes des D. Wi-
gandi
hochmuth und mißgunſt zu. Denn
weil Wigandus in Liebemuͤhl einem geringen
ſtaͤdtgen ſich hat behelffen muͤſſen/ hingegen a-
ber das mit ſeinen augen anſehen muſte/ daß
Heshuſius in einer vornehmen ſtadt in Koͤ-
nigsberg praͤchtiger als er gelebet/ ja auch den
vorgang vor ihn gehabt/ deß wegen ſey Wigan-
dus
auff alle gelegenheit bedacht geweſen/ wie
er den Heshuſium auß dem ſattel heben/ und
ſich ſelbſt hinein ſetzen koͤnte. Robertus Roberti-
ni,
Preußiſcher Ober-Secretarius, hat etwa vor
30. Jahren dem D. Latermann dieſe urſach des
ſtreits beygebracht/ daß kurtz vorher die Fuͤr-
ſtin in die wochen kommen war/ und Wigandus
gehoffet die ehre zu haben/ die Princesſin zu
tauffen/ dazu ihm auch unterſchiedene vom
hofe haben die hoffnung gemacht. Wie er a-
ber geſehen/ daß wider ſein verhoffen Heshuſius
ihm darinnen vorgezogen/ habe er wider ihn
einen haß gefaſſet/ und nach moͤglichkeit ihn
zu daͤmpfen geſuchet. Wenn man hier am
glimpflichſten von dieſem handel reden wolte/
ſo koͤnte man ſprechen/ daß D. vvigandus von
menſchlichen affecten uͤbereylet/ ſolches ſeinen
Freunden zu gefallen gethan. Denn von dem
M. Benedicto Morgenſtern hat er viel gehalten/
da er noch in Strahlſund Superintendens war/
ſo daß er auch von dem Morgenſtern wider die
Dantziger notul geſchrieben/ wie zu ſeiner
zeit ſoll gemeldet werden. Der Schloß-Pre-
diger Wedemannus war des Wigandi ander
hertz/ wie drunten mit mehrerm wird zu ver-
nehmen ſeyn. Conradus Schluͤſſelburg hatte
des Wigandi frauen ſchweſter zur ehe/ und
war alſo des Wigandi Schwager. Weil
nun dieſe alle des wigandi beſte Freunde den
ſtreit mit dem Heshuſio angefangen/ ſo ſchei-
net es/ daß er ſie nicht hat wollen verlaſſen.
Ja er kan auch wol von ihnen auffgebracht
und wieder den Heshuſium verhetzet ſeyn/
daß er mit ihnen auff den Heshuſium zuge-
ſtuͤrmet: Dazu er auch recht zu haben ver-
meinet/ weil doch auch andere Theologi
hernach geſtanden/ daß D. Heshuſius das
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form in ſeiner Aſſertion geſetzet.

P. 479.
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[440/0736] Th. IV. Sect. II. Num. LI. Wigandi Streit mit Heshuſio. ſein zuſehen die ſache in ſo aͤrgerliche weitlaͤuff- tigkeit hat kommen laſſen/ da er wohl geſehen hat/ wie anfaͤnglich die Paſtores auß unver- ſtand viel ungereimtes ding de vocabulis ab- ſtracti et concreti diſputiret haben. Eben die- ſes wird in denen Actis colloquii oder conven- tus Herzbergenſis dem D. Wigando mit dieſen worten vorgeruͤcket: Er hat denen unerfahr- nen Paſtoren und kirchen-dienern/ ſo auß unverſtand und mit falſchem grund dieſen ſtreit gefuͤhret (welches doch D. Wigando nicht unbekant ſeyn koͤnnen) geſtattet und zugeſe- hen/ daß ſie mit D. Heshuſio einen ſolchen ar- gerlichen ſtreit angefangen/ vielmehr aber/ daß er ſie in ſolchem unbilligem vornehmen ge- ſtaͤrcket. Zum andern verweiſen die außlaͤn- diſchen Theologi dem Wigando dieſes/ daß er in dieſer ſache ſelbſt klaͤger/ richter und zeuge geweſen. Denn ſo ſchreibet D. Timo- theus Kirchnerus Anno 1577. im September an den D. Wigandum ſelbſt: Quod Spiritus S. veſtrum Synodum rexerit, nunquam certe intel- ligentibus perſvadebis. Num Spiritus S. appro- baret talem procesſum, quem vos obſervaſtis? Judex, accuſator, teſtis, damnator & omnia fu- it Wigandus. Drittens tadeln ſie dieſes am vorgenommenen proceſs/ daß Heshuſius we- der citiret noch gehoͤret ſey/ ſondern es ſey in etlichen ſtunden alles verrichtet. Das erſte ſchreibt Timotheus Kirchnerus in gedachtem Briefe: Synodo, ſpricht er/ præfuiſti, collegam condemnaſti non citatum, non auditum, das letzte hat D. Cœleſtinus Miſlenta, wann er alſo ſchreibet: Ex Politicis primores Synodo intere- rant, D. Schachius Cancellarius, ubi intra pau- cas horas de controverſia ventilata ſenrentia fer- tur contra Heshuſium. P. 475. Die Paſtores hatten vorhin von die- ſen vocabulis, abſtractum und concretum viel ungereimtes Dinges vorgebracht/ als da ſie geſagt/ in dieſen worten/ caro Chriſti vel hu- mana natura in Chriſto waͤren nicht vocabula abſtracta, ſondern concr eta, welches D. Che- mnitius fuͤr einen groben Jrꝛthum haͤlt. D. Wi- gandus hat auch ſelbſt vor 10. Jahren/ nicht nur eine ungebraͤuchliche Rede/ wie Heshu- ſius, ſondern eine offenbahre falſche Lehre in ſeinem Buͤchlein de communicatione Idioma- tum auff die Bahn gebracht/ da er geſchrieben: Wann wir nach Anleitung unſers Chriſtli- chen Glaubens bekennen/ Gott ſey geſtorben/ das ſey nur eine prædicatio ſecundum dici, das iſt/ es ſeyn nur bloſſe worte und reden: aber im grunde halte es ſich nicht alſo/ weil die Gottheit unſterblich bleibet. Dergeſtalt wuͤrde die erloͤſung menſchliches geſchlechts dem Sohn GOTTES allein mit worten zugeſchrieben/ der uns auch nicht erloͤſet haͤtte/ ſondern allein die Menſchheit Chriſti muͤſte uns erloͤſet haben. Und dieſes hat auch D. Heshuſius dem D. Wigando im waͤhren- den ſtreit vorgeworffen. M. Andreas Pouche- nius haͤlt dem Pomeſaniſchen Biſchoff Wi- gando auch dieſe worte vor/ und ſpricht/ wie ihm das gefallen wuͤrde/ wenn jemand auffſte- hen und den Wigandum auff die correctionem dringen wolte/ mit dem axiomate, deſſen er ſich jetzo ſo keck und ſo offt wider den Heshuſi- um gebrauchet: Verba illa ita jacent & ſonant, will alſo damit zu verſtehen geben/ daß D. Hes- huſius gnug gethan/ wenn er ſich recht erklaͤ- ret/ und den irꝛthum alſo von ſich abgelehnet. Auß dieſem allem iſt zu erſehen/ daß D. Wigan- dus in ſeiner relation, von dem Koͤnigsbergi- ſchen Synodo, wie wir ſie auß ihm droben kuͤrtz- lich beygebracht/ viel ſachen gantz und gar ver- ſchwiegen/ wenn er gemercket/ daß ſie ihm in ſeinen kram nicht gedienet/ viel ſachen auch ſonſt bemaͤnteln wollen/ damit er da die ſchuld von ſich abwaͤltzen/ und ſich alſo weiß brennen moͤchte. P. 476. Hier muͤſſen wir unterſuchen/ was doch den D. Wigandum dazu bewogen/ daß er den D. Heshuſium alſo verfolget hat/ da ihm doch dieſer in Preuſſen befoͤrderlich geweſen? Einige ſagen hier/ daß dieſe Theologi ſchon in Jena mit einander nicht wol geſtanden/ und daß in Preuſſen der alte haß ſich erſt recht ge- aͤuſſert. Andere ſchreiben dieſes des D. Wi- gandi hochmuth und mißgunſt zu. Denn weil Wigandus in Liebemuͤhl einem geringen ſtaͤdtgen ſich hat behelffen muͤſſen/ hingegen a- ber das mit ſeinen augen anſehen muſte/ daß Heshuſius in einer vornehmen ſtadt in Koͤ- nigsberg praͤchtiger als er gelebet/ ja auch den vorgang vor ihn gehabt/ deß wegen ſey Wigan- dus auff alle gelegenheit bedacht geweſen/ wie er den Heshuſium auß dem ſattel heben/ und ſich ſelbſt hinein ſetzen koͤnte. Robertus Roberti- ni, Preußiſcher Ober-Secretarius, hat etwa vor 30. Jahren dem D. Latermann dieſe urſach des ſtreits beygebracht/ daß kurtz vorher die Fuͤr- ſtin in die wochen kommen war/ und Wigandus gehoffet die ehre zu haben/ die Princesſin zu tauffen/ dazu ihm auch unterſchiedene vom hofe haben die hoffnung gemacht. Wie er a- ber geſehen/ daß wider ſein verhoffen Heshuſius ihm darinnen vorgezogen/ habe er wider ihn einen haß gefaſſet/ und nach moͤglichkeit ihn zu daͤmpfen geſuchet. Wenn man hier am glimpflichſten von dieſem handel reden wolte/ ſo koͤnte man ſprechen/ daß D. vvigandus von menſchlichen affecten uͤbereylet/ ſolches ſeinen Freunden zu gefallen gethan. Denn von dem M. Benedicto Morgenſtern hat er viel gehalten/ da er noch in Strahlſund Superintendens war/ ſo daß er auch von dem Morgenſtern wider die Dantziger notul geſchrieben/ wie zu ſeiner zeit ſoll gemeldet werden. Der Schloß-Pre- diger Wedemannus war des Wigandi ander hertz/ wie drunten mit mehrerm wird zu ver- nehmen ſeyn. Conradus Schluͤſſelburg hatte des Wigandi frauen ſchweſter zur ehe/ und war alſo des Wigandi Schwager. Weil nun dieſe alle des wigandi beſte Freunde den ſtreit mit dem Heshuſio angefangen/ ſo ſchei- net es/ daß er ſie nicht hat wollen verlaſſen. Ja er kan auch wol von ihnen auffgebracht und wieder den Heshuſium verhetzet ſeyn/ daß er mit ihnen auff den Heshuſium zuge- ſtuͤrmet: Dazu er auch recht zu haben ver- meinet/ weil doch auch andere Theologi hernach geſtanden/ daß D. Heshuſius das wort abſtractum in einer ungebraͤuchlichen form in ſeiner Aſſertion geſetzet. P. 479.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/736>, abgerufen am 16.07.2024.