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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung.
[Spaltenumbruch] weg vor jedermans wissen/ noch auch gegen-
wärtig von keinen menschen bewandelt/ denn
er war voll dornen und disteln und sehr
wüst und wild bewachsen/ daß man keinen
gang sahe oder erkannt und er ritte allein da-
hin. Die beyläuffer (meyn ich wol) verliessen
ihn und rieffen ihm auff allerhand weise sehr
spöttlich/ schändlich und schmählich nach/ wie
er so verirret und verlohren lieffe. Aber er hörte
nicht auff ihr ruffen/ sondern folgte seinem ge-
müthe (doch als ein blinder) nach/ und wuste
doch nicht vollkommen/ was es vor ein weg
war als durch die erfahrung. Und siehe/ als
sie ihm so nachrieffen/ schrien und mit diesem
und jenem nachschlugen und warffen/ stunden
sie endlich stille und sahen ihm lange zeit nach/
biß ihnen endlich offenbahr ward/ daß sie alle
denselben weg ein müsten/ wenn sie nicht wol-
ten verlohren gehen.

Seine mutter aber behielt dis in ihrem her-
tzen und sagte nichts davon/ biß daß sie die zeit
in der lehre befand/ die eben so/ und nicht an-
ders anzusehen war/ allda offenbahrte sie es
ihm/ wie sie dasselbe im gesichte also gesehen hät-
te mit andern umständen mehr. Zu der zeit
hatte er von vielen (die doch fern von ihm wa-
ren) viele versuchung. Denn das gerüchte be-
gonn zu erschallen/ da sich doch erstlich inson-
derheit viel unerfahrne ungeschickte oder unvor-
sichtige zungen fanden/ darauf die böse art und der
antichristische geist oder diese welt sehr laurete
und gleich einen reissenden thiere nachjagte und
einen versuch thät/ ja der treffliche hauptmann
Batenburg/ deme der David vermeynte eine
freude und wilkommen zu seyn und gerne selbst
(so es hätte seyn können) gesprochen hätte und
auch geschehen wäre/ wo es Gott nicht verweh-
ret hätte; Aber da wäre er in die hand seines
grössesten feindes gefallen/ denn er so neidisch
und böse auff ihm war/ daß er ihn wol solte mit
den zähnen zerrissen haben und redete überauß
gottloß und greulich von ihm/ nemlich Dav.
wäre ein hur-kind/ und widerstritte am aller-
meisten Gott und seinem reiche und stünde ihm
(als der Absolom) nach dem leben/ und wolte
das reich vor ihm einnehmen. Denn es schien/
daß er/ Batenberg/ ohngefehr einen monat
weniger oder mehr vorher verstand bekommen
oder ihm ein liecht auffgegangen war/ dadurch
er sich vermeynte von GOtt auffgeweckt oder
gesandt zu seyn/ Gottes werck auszurichten;
Derer sich hier und dar wol mehr hervor thä-
thäten/ aber keinen fortgang hatten/ und hatte
darneben einen besondern traum gehabt/ darinn
ihm solches solte gesagt worden seyn/ daß er der
Gideon solte seyn/ der das volck Gottes erret-
ten solte. Darum hielt er kein volck vor ein
volck/ als die ihm wolten zu willen und gehor-
sam werden/ welches genung offenbahr ist/
worinn daß es war. Dieser machte es so grob
mit drohen/ daß es dem Dav. Jor. vor die oh-
ren kam und sich verbergen muste. Denn Ba-
tenberg merckte/ daß ihm Dav. mit seiner lehre
zuwider war/ und kein kriegsmann/ noch ca-
pabel
wäre ihm seine rachgierigkeit und vorneh-
men außzuführen helffen/ sondern im gegen-
theil den leuten mit allen tugenden und wol-
thaten vorzukommen/ zu leiden/ zu dulden und
[Spaltenumbruch] nicht rach gierig zu seyn haben wolte und wider
des Batenbergs gantzes vornehmen rieth und
hefftig entgegen lehrte/ nicht aus haß und neid
sondern bloß aus einem Christlichen gemüthe.
Deswegen sagte er auch vor gewiß/ daß er ei-
nen ausgemacht hätte/ der ihm versprochen/
den David zu erstechen/ so bald er zu ihm kä-
me. Man sagte/ daß er auch einmal kommen
wäre und sich vor seinen bruder ausgeben wol-
len; Etliche sagten/ daß es gewiß geschehen
sey; Etliche/ daß er schon ins hauß gewest/ aber
des konte sich der gute mann D. J. nicht be-
sinnen/ noch es glauben. Summa/ David
thät so viel/ daß sein böses vornehmen ihm in
seinem hertzen gewehret wurde und ers bleiben
liesse.

David Joris ward auch gewarnet/ daß er
doch solte zusehen/ wem er die hand und den kuß
der bruder-liebe gäbe. Ja von des Mennonis
Schülern droheten ihn auch viele tod zuschla-
gen/ wo sie ihn nur ertappen könten/ sampt
grossen lästerungen/ die sie ihm auff den halß
warffen. Desgleichen die von Münster/ etli-
che von Straßburg und Engelland/ benebenst
der gantze welt und andere babylonische ver-
kehrte gelehrten/ von welchen sich hernach etli-
che (als von den Baten bergern und Menniten)
zu Dav. Jor. kehreten und anmuthig und lieb-
reich wurden/ derer etliche ihr bekänntnüs thä-
ten und straffe begehrten/ aber es ward ihnen
alles vergeben. Durch deren abfall nun/ kam
noch desto mehr haß über den guten mann/ also/
daß er sich überall hüten und vorsehen muste.
Wiederum waren andere/ die von sich selbst 10.
20. oder 25. meilen zu fuß gelauffen kamen/
und zu 10. oder 12. stücke goldes (so und so)
brachten/ welches er mit danck und verwunde-
rung annahm. Aber ehe es so weit kam/ wur-
de ihm kaum einmal ein halber fauler geläbter
käse gegeben/ und weiß nicht ob einmal brod
dabey war/ und dann ward ihm ein halber oder
gantzer kopff von einer kuh und allerhand stück-
lein (als es anzusehen war/ wars etwan von ei-
ner kuh oder ochsen/ und dazu sehr stinckend)
nicht 3. groot. oder stüyver wehrt gegeben/ daß
einem übel wurde/ wenn manns roch/ und
konts nicht essen/ sondern muste es wegwerf-
fen und noch danck dazu sagen. Und also gieng
Gott mit ihn um. Darnach waren einer oder
zwey/ die ihm einen weißpfenning/ einige dann
mehr/ einige weniger gaben. Wie sich aber die
natur im geblüte verändert und seine farbe ver-
fallen/ das ist Gott offenbahr und hier nicht
zu beschreiben.

Es fiel zwar seiner frauen härter als ihm/
doch wars ihm auch hart und verdrießlich ge-
nug/ daß er in solch verächtlich/ beschämtes/
verworffenes und elendes wesen kommen mu-
ste; Aber er tröstete sich mit dem HErrn Chri-
sto/ und wenn er an den gedacht/ wie er in sei-
ner unehre so groß worden/ war es ihm leicht
zu dulden. Darnach wurden ihm sechs An-
gelotten gegeben/ und das war das meiste/ und
das dauchte ihn zu der zeit gar ein grosser
reichthum; Summa/ der HErr ließ es mit
ihn nicht so weit kommen/ daß wenn

sein

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung.
[Spaltenumbruch] weg vor jedermans wiſſen/ noch auch gegen-
waͤrtig von keinen menſchen bewandelt/ denn
er war voll dornen und diſteln und ſehr
wuͤſt und wild bewachſen/ daß man keinen
gang ſahe oder erkannt und er ritte allein da-
hin. Die beylaͤuffer (meyn ich wol) verlieſſen
ihn und rieffen ihm auff allerhand weiſe ſehr
ſpoͤttlich/ ſchaͤndlich und ſchmaͤhlich nach/ wie
er ſo verirret und verlohren lieffe. Aber er hoͤrte
nicht auff ihr ruffen/ ſondern folgte ſeinem ge-
muͤthe (doch als ein blinder) nach/ und wuſte
doch nicht vollkommen/ was es vor ein weg
war als durch die erfahrung. Und ſiehe/ als
ſie ihm ſo nachrieffen/ ſchrien und mit dieſem
und jenem nachſchlugen und warffen/ ſtunden
ſie endlich ſtille und ſahen ihm lange zeit nach/
biß ihnen endlich offenbahr ward/ daß ſie alle
denſelben weg ein muͤſten/ wenn ſie nicht wol-
ten verlohren gehen.

Seine mutter aber behielt dis in ihrem her-
tzen und ſagte nichts davon/ biß daß ſie die zeit
in der lehre befand/ die eben ſo/ und nicht an-
ders anzuſehen war/ allda offenbahrte ſie es
ihm/ wie ſie daſſelbe im geſichte alſo geſehen haͤt-
te mit andern umſtaͤnden mehr. Zu der zeit
hatte er von vielen (die doch fern von ihm wa-
ren) viele verſuchung. Denn das geruͤchte be-
gonn zu erſchallen/ da ſich doch erſtlich inſon-
derheit viel unerfahrne ungeſchickte oder unvor-
ſichtige zungen fandẽ/ darauf die boͤſe art uñ der
antichriſtiſche geiſt oder dieſe welt ſehr laurete
und gleich einen reiſſenden thiere nachjagte und
einen verſuch thaͤt/ ja der treffliche hauptmann
Batenburg/ deme der David vermeynte eine
freude und wilkommen zu ſeyn und gerne ſelbſt
(ſo es haͤtte ſeyn koͤnnen) geſprochen haͤtte und
auch geſchehen waͤre/ wo es Gott nicht verweh-
ret haͤtte; Aber da waͤre er in die hand ſeines
groͤſſeſten feindes gefallen/ denn er ſo neidiſch
und boͤſe auff ihm war/ daß er ihn wol ſolte mit
den zaͤhnen zerriſſen haben und redete uͤberauß
gottloß und greulich von ihm/ nemlich Dav.
waͤre ein hur-kind/ und widerſtritte am aller-
meiſten Gott und ſeinem reiche und ſtuͤnde ihm
(als der Abſolom) nach dem leben/ und wolte
das reich vor ihm einnehmen. Denn es ſchien/
daß er/ Batenberg/ ohngefehr einen monat
weniger oder mehr vorher verſtand bekommen
oder ihm ein liecht auffgegangen war/ dadurch
er ſich vermeynte von GOtt auffgeweckt oder
geſandt zu ſeyn/ Gottes werck auszurichten;
Derer ſich hier und dar wol mehr hervor thaͤ-
thaͤten/ aber keinen fortgang hatten/ und hatte
darneben einen beſondern traum gehabt/ dariñ
ihm ſolches ſolte geſagt worden ſeyn/ daß er der
Gideon ſolte ſeyn/ der das volck Gottes erret-
ten ſolte. Darum hielt er kein volck vor ein
volck/ als die ihm wolten zu willen und gehor-
ſam werden/ welches genung offenbahr iſt/
worinn daß es war. Dieſer machte es ſo grob
mit drohen/ daß es dem Dav. Jor. vor die oh-
ren kam und ſich verbergen muſte. Denn Ba-
tenberg merckte/ daß ihm Dav. mit ſeiner lehre
zuwider war/ und kein kriegsmann/ noch ca-
pabel
waͤre ihm ſeine rachgierigkeit und vorneh-
men außzufuͤhren helffen/ ſondern im gegen-
theil den leuten mit allen tugenden und wol-
thaten vorzukommen/ zu leiden/ zu dulden und
[Spaltenumbruch] nicht rach gierig zu ſeyn haben wolte und wider
des Batenbergs gantzes vornehmen rieth und
hefftig entgegen lehrte/ nicht aus haß und neid
ſondern bloß aus einem Chriſtlichen gemuͤthe.
Deswegen ſagte er auch vor gewiß/ daß er ei-
nen ausgemacht haͤtte/ der ihm verſprochen/
den David zu erſtechen/ ſo bald er zu ihm kaͤ-
me. Man ſagte/ daß er auch einmal kommen
waͤre und ſich vor ſeinen bruder ausgeben wol-
len; Etliche ſagten/ daß es gewiß geſchehen
ſey; Etliche/ daß er ſchon ins hauß geweſt/ aber
des konte ſich der gute mann D. J. nicht be-
ſinnen/ noch es glauben. Summa/ David
thaͤt ſo viel/ daß ſein boͤſes vornehmen ihm in
ſeinem hertzen gewehret wurde und ers bleiben
lieſſe.

David Joris ward auch gewarnet/ daß er
doch ſolte zuſehen/ wem er die hand und den kuß
der bruder-liebe gaͤbe. Ja von des Mennonis
Schuͤlern droheten ihn auch viele tod zuſchla-
gen/ wo ſie ihn nur ertappen koͤnten/ ſampt
groſſen laͤſterungen/ die ſie ihm auff den halß
warffen. Desgleichen die von Muͤnſter/ etli-
che von Straßburg und Engelland/ benebenſt
der gantze welt und andere babyloniſche ver-
kehrte gelehrten/ von welchen ſich hernach etli-
che (als von den Baten bergern und Menniten)
zu Dav. Jor. kehreten und anmuthig und lieb-
reich wurden/ derer etliche ihr bekaͤnntnuͤs thaͤ-
ten und ſtraffe begehrten/ aber es ward ihnen
alles vergeben. Durch deren abfall nun/ kam
noch deſto mehr haß uͤber den guten mann/ alſo/
daß er ſich uͤberall huͤten und vorſehen muſte.
Wiederum waren andere/ die von ſich ſelbſt 10.
20. oder 25. meilen zu fuß gelauffen kamen/
und zu 10. oder 12. ſtuͤcke goldes (ſo und ſo)
brachten/ welches er mit danck und verwunde-
rung annahm. Aber ehe es ſo weit kam/ wur-
de ihm kaum einmal ein halber fauler gelaͤbter
kaͤſe gegeben/ und weiß nicht ob einmal brod
dabey war/ und dann ward ihm ein halber oder
gantzer kopff von einer kuh und allerhand ſtuͤck-
lein (als es anzuſehen war/ wars etwan von ei-
ner kuh oder ochſen/ und dazu ſehr ſtinckend)
nicht 3. groot. oder ſtuͤyver wehrt gegeben/ daß
einem uͤbel wurde/ wenn manns roch/ und
konts nicht eſſen/ ſondern muſte es wegwerf-
fen und noch danck dazu ſagen. Und alſo gieng
Gott mit ihn um. Darnach waren einer oder
zwey/ die ihm einen weißpfenning/ einige dann
mehr/ einige weniger gaben. Wie ſich aber die
natur im gebluͤte veraͤndert und ſeine farbe ver-
fallen/ das iſt Gott offenbahr und hier nicht
zu beſchreiben.

Es fiel zwar ſeiner frauen haͤrter als ihm/
doch wars ihm auch hart und verdrießlich ge-
nug/ daß er in ſolch veraͤchtlich/ beſchaͤmtes/
verworffenes und elendes weſen kommen mu-
ſte; Aber er troͤſtete ſich mit dem HErrn Chri-
ſto/ und wenn er an den gedacht/ wie er in ſei-
ner unehre ſo groß worden/ war es ihm leicht
zu dulden. Darnach wurden ihm ſechs An-
gelotten gegeben/ und das war das meiſte/ und
das dauchte ihn zu der zeit gar ein groſſer
reichthum; Summa/ der HErr ließ es mit
ihn nicht ſo weit kommen/ daß wenn

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[414/0710] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung. weg vor jedermans wiſſen/ noch auch gegen- waͤrtig von keinen menſchen bewandelt/ denn er war voll dornen und diſteln und ſehr wuͤſt und wild bewachſen/ daß man keinen gang ſahe oder erkannt und er ritte allein da- hin. Die beylaͤuffer (meyn ich wol) verlieſſen ihn und rieffen ihm auff allerhand weiſe ſehr ſpoͤttlich/ ſchaͤndlich und ſchmaͤhlich nach/ wie er ſo verirret und verlohren lieffe. Aber er hoͤrte nicht auff ihr ruffen/ ſondern folgte ſeinem ge- muͤthe (doch als ein blinder) nach/ und wuſte doch nicht vollkommen/ was es vor ein weg war als durch die erfahrung. Und ſiehe/ als ſie ihm ſo nachrieffen/ ſchrien und mit dieſem und jenem nachſchlugen und warffen/ ſtunden ſie endlich ſtille und ſahen ihm lange zeit nach/ biß ihnen endlich offenbahr ward/ daß ſie alle denſelben weg ein muͤſten/ wenn ſie nicht wol- ten verlohren gehen. Seine mutter aber behielt dis in ihrem her- tzen und ſagte nichts davon/ biß daß ſie die zeit in der lehre befand/ die eben ſo/ und nicht an- ders anzuſehen war/ allda offenbahrte ſie es ihm/ wie ſie daſſelbe im geſichte alſo geſehen haͤt- te mit andern umſtaͤnden mehr. Zu der zeit hatte er von vielen (die doch fern von ihm wa- ren) viele verſuchung. Denn das geruͤchte be- gonn zu erſchallen/ da ſich doch erſtlich inſon- derheit viel unerfahrne ungeſchickte oder unvor- ſichtige zungen fandẽ/ darauf die boͤſe art uñ der antichriſtiſche geiſt oder dieſe welt ſehr laurete und gleich einen reiſſenden thiere nachjagte und einen verſuch thaͤt/ ja der treffliche hauptmann Batenburg/ deme der David vermeynte eine freude und wilkommen zu ſeyn und gerne ſelbſt (ſo es haͤtte ſeyn koͤnnen) geſprochen haͤtte und auch geſchehen waͤre/ wo es Gott nicht verweh- ret haͤtte; Aber da waͤre er in die hand ſeines groͤſſeſten feindes gefallen/ denn er ſo neidiſch und boͤſe auff ihm war/ daß er ihn wol ſolte mit den zaͤhnen zerriſſen haben und redete uͤberauß gottloß und greulich von ihm/ nemlich Dav. waͤre ein hur-kind/ und widerſtritte am aller- meiſten Gott und ſeinem reiche und ſtuͤnde ihm (als der Abſolom) nach dem leben/ und wolte das reich vor ihm einnehmen. Denn es ſchien/ daß er/ Batenberg/ ohngefehr einen monat weniger oder mehr vorher verſtand bekommen oder ihm ein liecht auffgegangen war/ dadurch er ſich vermeynte von GOtt auffgeweckt oder geſandt zu ſeyn/ Gottes werck auszurichten; Derer ſich hier und dar wol mehr hervor thaͤ- thaͤten/ aber keinen fortgang hatten/ und hatte darneben einen beſondern traum gehabt/ dariñ ihm ſolches ſolte geſagt worden ſeyn/ daß er der Gideon ſolte ſeyn/ der das volck Gottes erret- ten ſolte. Darum hielt er kein volck vor ein volck/ als die ihm wolten zu willen und gehor- ſam werden/ welches genung offenbahr iſt/ worinn daß es war. Dieſer machte es ſo grob mit drohen/ daß es dem Dav. Jor. vor die oh- ren kam und ſich verbergen muſte. Denn Ba- tenberg merckte/ daß ihm Dav. mit ſeiner lehre zuwider war/ und kein kriegsmann/ noch ca- pabel waͤre ihm ſeine rachgierigkeit und vorneh- men außzufuͤhren helffen/ ſondern im gegen- theil den leuten mit allen tugenden und wol- thaten vorzukommen/ zu leiden/ zu dulden und nicht rach gierig zu ſeyn haben wolte und wider des Batenbergs gantzes vornehmen rieth und hefftig entgegen lehrte/ nicht aus haß und neid ſondern bloß aus einem Chriſtlichen gemuͤthe. Deswegen ſagte er auch vor gewiß/ daß er ei- nen ausgemacht haͤtte/ der ihm verſprochen/ den David zu erſtechen/ ſo bald er zu ihm kaͤ- me. Man ſagte/ daß er auch einmal kommen waͤre und ſich vor ſeinen bruder ausgeben wol- len; Etliche ſagten/ daß es gewiß geſchehen ſey; Etliche/ daß er ſchon ins hauß geweſt/ aber des konte ſich der gute mann D. J. nicht be- ſinnen/ noch es glauben. Summa/ David thaͤt ſo viel/ daß ſein boͤſes vornehmen ihm in ſeinem hertzen gewehret wurde und ers bleiben lieſſe. David Joris ward auch gewarnet/ daß er doch ſolte zuſehen/ wem er die hand und den kuß der bruder-liebe gaͤbe. Ja von des Mennonis Schuͤlern droheten ihn auch viele tod zuſchla- gen/ wo ſie ihn nur ertappen koͤnten/ ſampt groſſen laͤſterungen/ die ſie ihm auff den halß warffen. Desgleichen die von Muͤnſter/ etli- che von Straßburg und Engelland/ benebenſt der gantze welt und andere babyloniſche ver- kehrte gelehrten/ von welchen ſich hernach etli- che (als von den Baten bergern und Menniten) zu Dav. Jor. kehreten und anmuthig und lieb- reich wurden/ derer etliche ihr bekaͤnntnuͤs thaͤ- ten und ſtraffe begehrten/ aber es ward ihnen alles vergeben. Durch deren abfall nun/ kam noch deſto mehr haß uͤber den guten mann/ alſo/ daß er ſich uͤberall huͤten und vorſehen muſte. Wiederum waren andere/ die von ſich ſelbſt 10. 20. oder 25. meilen zu fuß gelauffen kamen/ und zu 10. oder 12. ſtuͤcke goldes (ſo und ſo) brachten/ welches er mit danck und verwunde- rung annahm. Aber ehe es ſo weit kam/ wur- de ihm kaum einmal ein halber fauler gelaͤbter kaͤſe gegeben/ und weiß nicht ob einmal brod dabey war/ und dann ward ihm ein halber oder gantzer kopff von einer kuh und allerhand ſtuͤck- lein (als es anzuſehen war/ wars etwan von ei- ner kuh oder ochſen/ und dazu ſehr ſtinckend) nicht 3. groot. oder ſtuͤyver wehrt gegeben/ daß einem uͤbel wurde/ wenn manns roch/ und konts nicht eſſen/ ſondern muſte es wegwerf- fen und noch danck dazu ſagen. Und alſo gieng Gott mit ihn um. Darnach waren einer oder zwey/ die ihm einen weißpfenning/ einige dann mehr/ einige weniger gaben. Wie ſich aber die natur im gebluͤte veraͤndert und ſeine farbe ver- fallen/ das iſt Gott offenbahr und hier nicht zu beſchreiben. Es fiel zwar ſeiner frauen haͤrter als ihm/ doch wars ihm auch hart und verdrießlich ge- nug/ daß er in ſolch veraͤchtlich/ beſchaͤmtes/ verworffenes und elendes weſen kommen mu- ſte; Aber er troͤſtete ſich mit dem HErrn Chri- ſto/ und wenn er an den gedacht/ wie er in ſei- ner unehre ſo groß worden/ war es ihm leicht zu dulden. Darnach wurden ihm ſechs An- gelotten gegeben/ und das war das meiſte/ und das dauchte ihn zu der zeit gar ein groſſer reichthum; Summa/ der HErr ließ es mit ihn nicht ſo weit kommen/ daß wenn ſein

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/710>, abgerufen am 23.12.2024.