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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken/
[Spaltenumbruch] GOttes gnade weiter erzehlen. Paulus (das
theure/ heilige/ und außerwehlte gefäß/ der ho-
he Apostel und wahre send-bote JESU Chri-
Röm VII.
14.
sti) sagt nun also: Das gesetz ist geistlich/
ich aber binfleischlich.
Lieber/ von was vor
einem gesetz redet hier Paulus? von dem alten
gesetze/ das da tödtet/ oder von dem neuen ge-
setz/ das da lebendig machet in Christo JEsu/
nemlich/ von dem gesetz Christi/ dem gesetz des
Geistes? Sehet/ diß müsset ihr einsehen/ ja
2. Cor.
III. 11.
wissen/ daß er von dem gesetz GOttes/ das
auffhöret/ redet/ das uns erst gefangen hält/
und todtschlägt durch die sünde und kranckheit
im fleische/ welches wohl heilig und gut ist.
Nichts destoweniger/ ob es schon gut ist/ so
1. Tim. I.
9.
Röm. I.
17.
wissen wir/ (wie Paulus sagt) daß den ge-
rechten kein gesetz gegeben ist/ sondern
den ungerechten.
Mercket darauff: Dann
der gerechte wird aus seinem glauben le-
ben.
Das gesetz ist kein glaube/ wiewol es
an sich selbst geistlich ist/ und solches heischet o-
der lehret/ so kommt doch nichts dann erkännt-
nis der sünden daraus/ dann der mensch ist
fleischlich.

Röm. X.
4.

CHristus ist des gesetzesende/ darinn
gerecht werden/ alle die an ihn glauben/

und es mit der that beweisen. Worinn? nur
in der neuen creatur/ das ist/ im leben/ dann der
gerechte muß allerdings aus seinem glauben le
ben/ dessen leben rein und auffrichtig/ sonder
sünde und mackel muß erfunden werden/ welche
wir (wollen wir uns anders CHristum angezo-
gen zu haben/ rühmen) als einen feind müssen
Röm. VI.
6. 7.
hassen/ und ihr entgegen stehen/ und der sünd-
liche leib feyret alsdann/ und diener der
sünden nicht mehr. Dann wer gestor-
ben ist/ der ist alsdann gerechtfertiget
von der sünde.
Lesets. Weiter mögen wir es
mit worten nicht außführen/ wer sich darauff
verläst/ dem hilffts doch nicht. Wir müssen
(das ist der schluß) die sünde hassen/ und wider
das fleisch streiten/ und uns nicht (des todes zu
sterben) wissentlich überwinden lassen/ nein/ ist
anders GOttes Geist in uns/ so ist der Geist
mächtiger dann das fleisch. Darum auff wel-
che seite wir uns am meisten neigen und gesin-
net sind/ allda ist die überwindung. Habt acht
darauff.

1. Joh.
III. 5.

Jhr wisset/ daß der Sohn GOTTES
offenbahret oder gesandt ist/ auff daß
er unsere sünde wegnehme. Darum wer

mit ihm einverleibet oder vereiniget ist/ und in
ihm bleibet/ der sündiget nicht/
sagt
der heilige Apostel Johannes. Leset und mer-
cket darauff. Darum hats gar viel in sich/ mit
GOTT vereiniget oder eingeleibet zu seyn/
dann es ist (sage ich) nicht an dem munde gele-
gen/ sondern an dem hertzen in der that und
1. Joh. I.
6.
krafft/ dann/ sagt er: So wir sagen/ daß
wir gemeinschafft mit ihme haben/ und
wandeln im finsternis/ so lügen wir/
und thun nicht die warheit: So wir a-
ber im licht wandeln/ gleich wie er im
licht ist/ so haben wir gemeinschafft un-
tereinander/ und das blut CHristi ma-
chet uns rein von allen unsern sünden.

Mercket darauff/ ja liebe brüder/ habt acht
darauff. Jst es nun das vorgehende alte ge-
setz/ darvon Johannes spricht/ sehet/ so bringet
es seinen verstand vor sich/ und er mochte dann
[Spaltenumbruch] wohl recht sagen/ daß er fleischlich ware/ sinte-
mal die erneuerung oder wiedergeburt damals
noch nicht in ihm ware/ darinnen das fleisch ver-
leugnet/ gecreutziget und getödtet wird/ allwo
es recht zugehet/ wie es mit Paulo zugangen
ist/ der (ohne zweiffel) CHristum nicht anders
gelernet hatte/ als rein/ vollkommen und auff-
richtig/ oder er hätte einen andern CHristum
nicht rein und lauter vortragen oder predigen
können/ darzu er doch beruffen und außerwehlet
ware. Mercket darauff. Er ware drey tage
blind/ welches viel in sich hatte/ in welcher zeit
er fastete und betete. Wären die nun/ derer
etliche CHristum wohl geprediget oder noch
predigen/ auch drey tage blind gewest/ daß sie
(sage ich) ihre blindheit wohl erkannt hätten/ sie
solten wohl CHristum/ ja wir alle/ reiner und
verständiger aus dem Geist in der krafft gepre-
diget haben/ wie es leicht zu glauben ist. Dann
der buchstab hat uns sehr unverständig ge-
macht/ weil uns die lehren oder reden der Apo-
stel so vorgemacht wurden/ die wir bey Ca-
piteln außwendig lerneten und in den kopff fas-
seten; und wer das besteg dächtnis hatte/ der
ware der klügste und beste Gelehrte. Ja ge-
wiß/ waren unser viele feine Schrifftgelehrten
worden. Aber nun befinde ich/ daß die sollen
zu schanden werden.

Daher kommts/ daßnun Paulus von dem
gesetz CHristi/ und von denen/ die darunter ste-
hen/ redet/ und daß er fleischlich wäre. Wie?
so lehrte er andere und sich selbst nicht/ darauff
er dennoch (so es jemand thut) sehr dringet und
verachtet solche Lehrer. Lesets. Dann er sagt
auch: Die da fleischlich sind/ mögenRöm.
IIX. 8.

GOTT nicht gefallen. Ferner: Jhr
seyd nicht fleischlich/ sondern geistlich/
so anders GOTTES Geist in auch
wohnet/
verstehet das/ so anders GOttes
Geist in euch wohnet.
Das ist gut darbey
gesagt/ würde es nur recht wohl eingesehen.
Dann der Heilige Geist will nicht da ein-Weißh. I.
4.

gehen/ wo noch ein böser wille ist/ noch
auch wohnen in einem leichnam/ der sün-
den unterworffen.
Hierauff habt wol acht.
So müssen sie dann gantz rein und abgewa-
schen seyn/ ja sie müssen verändert seyn/ wann
der H. Geist allda wohnen soll/ und müssen nicht
fleischlich/ sondern geiftlich seyn/ das ist aller-
dings recht. Jst es nicht?

Ferner/ stunde er unter dem Gesetz CHristi/
oder unter dem gebott CHristi/ wie spricht er
dann also/ ja also? nemlich: Jch sehe einRöm. VII.
23.

ander gesetz in meinen gliedern/ (diß ware
in seinem sündlichen fleische/ welche glieder er
einen andern hieß tödten) welches streitet
(sagte er) wider das gesetz meines ge-
müths und nimmt mich gefangen in der
sünden gesetz/ welches ist in meinen glie-
dern
u. s. f. Mercket darauff. Wie? kan
dann diß stehen vor ein rein und heiliges gefäß/
wie euerer viel es also verstehen/ oder ziehen
wollen? Nein/ keines weges. Erspricht al-
lerdings: So CHristus in euch ist (des-Röm.
IIX. 10.

sen er sich rühmete/ daß er allein in ihm lebete)
so ist der leib warhafftig todt umb der
sunden willen.
Was vor krafft oder macht
kan dann darvon kommen/ daß das gute dar-
durch könte verhindert werden/ wann/ sa-
ge ich/ der leib oder der alte mensch todt ist/

und

Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken/
[Spaltenumbruch] GOttes gnade weiter erzehlen. Paulus (das
theure/ heilige/ und außerwehlte gefaͤß/ der ho-
he Apoſtel und wahre ſend-bote JESU Chri-
Roͤm VII.
14.
ſti) ſagt nun alſo: Das geſetz iſt geiſtlich/
ich aber binfleiſchlich.
Lieber/ von was vor
einem geſetz redet hier Paulus? von dem alten
geſetze/ das da toͤdtet/ oder von dem neuen ge-
ſetz/ das da lebendig machet in Chriſto JEſu/
nemlich/ von dem geſetz Chriſti/ dem geſetz des
Geiſtes? Sehet/ diß muͤſſet ihr einſehen/ ja
2. Cor.
III. 11.
wiſſen/ daß er von dem geſetz GOttes/ das
auffhoͤret/ redet/ das uns erſt gefangen haͤlt/
und todtſchlaͤgt durch die ſuͤnde und kranckheit
im fleiſche/ welches wohl heilig und gut iſt.
Nichts deſtoweniger/ ob es ſchon gut iſt/ ſo
1. Tim. I.
9.
Roͤm. I.
17.
wiſſen wir/ (wie Paulus ſagt) daß den ge-
rechten kein geſetz gegeben iſt/ ſondern
den ungerechten.
Mercket darauff: Dann
der gerechte wird aus ſeinem glauben le-
ben.
Das geſetz iſt kein glaube/ wiewol es
an ſich ſelbſt geiſtlich iſt/ und ſolches heiſchet o-
der lehret/ ſo kommt doch nichts dann erkaͤnnt-
nis der ſuͤnden daraus/ dann der menſch iſt
fleiſchlich.

Roͤm. X.
4.

CHriſtus iſt des geſetzesende/ darinn
gerecht werden/ alle die an ihn glauben/

und es mit der that beweiſen. Worinn? nur
in der neuen creatur/ das iſt/ im leben/ dann der
gerechte muß allerdings aus ſeinem glauben le
ben/ deſſen leben rein und auffrichtig/ ſonder
ſuͤnde und mackel muß erfunden werden/ welche
wir (wollen wir uns anders CHriſtum angezo-
gen zu haben/ ruͤhmen) als einen feind muͤſſen
Roͤm. VI.
6. 7.
haſſen/ und ihr entgegen ſtehen/ und der ſuͤnd-
liche leib feyret alsdann/ und diener der
ſuͤnden nicht mehr. Dann wer geſtor-
ben iſt/ der iſt alsdann gerechtfertiget
von der ſuͤnde.
Leſets. Weiter moͤgen wir es
mit worten nicht außfuͤhren/ wer ſich darauff
verlaͤſt/ dem hilffts doch nicht. Wir muͤſſen
(das iſt der ſchluß) die ſuͤnde haſſen/ und wider
das fleiſch ſtreiten/ und uns nicht (des todes zu
ſterben) wiſſentlich uͤberwinden laſſen/ nein/ iſt
anders GOttes Geiſt in uns/ ſo iſt der Geiſt
maͤchtiger dann das fleiſch. Darum auff wel-
che ſeite wir uns am meiſten neigen und geſin-
net ſind/ allda iſt die uͤberwindung. Habt acht
darauff.

1. Joh.
III. 5.

Jhr wiſſet/ daß der Sohn GOTTES
offenbahret oder geſandt iſt/ auff daß
er unſere ſuͤnde wegnehme. Darum wer

mit ihm einverleibet oder vereiniget iſt/ und in
ihm bleibet/ der ſuͤndiget nicht/
ſagt
der heilige Apoſtel Johannes. Leſet und mer-
cket darauff. Darum hats gar viel in ſich/ mit
GOTT vereiniget oder eingeleibet zu ſeyn/
dann es iſt (ſage ich) nicht an dem munde gele-
gen/ ſondern an dem hertzen in der that und
1. Joh. I.
6.
krafft/ dann/ ſagt er: So wir ſagen/ daß
wir gemeinſchafft mit ihme haben/ und
wandeln im finſternis/ ſo luͤgen wir/
und thun nicht die warheit: So wir a-
ber im licht wandeln/ gleich wie er im
licht iſt/ ſo haben wir gemeinſchafft un-
tereinander/ und das blut CHriſti ma-
chet uns rein von allen unſern ſuͤnden.

Mercket darauff/ ja liebe bruͤder/ habt acht
darauff. Jſt es nun das vorgehende alte ge-
ſetz/ darvon Johannes ſpricht/ ſehet/ ſo bringet
es ſeinen verſtand vor ſich/ und er mochte dann
[Spaltenumbruch] wohl recht ſagen/ daß er fleiſchlich ware/ ſinte-
mal die erneuerung oder wiedergeburt damals
noch nicht in ihm ware/ darinnen das fleiſch ver-
leugnet/ gecreutziget und getoͤdtet wird/ allwo
es recht zugehet/ wie es mit Paulo zugangen
iſt/ der (ohne zweiffel) CHriſtum nicht anders
gelernet hatte/ als rein/ vollkommen und auff-
richtig/ oder er haͤtte einen andern CHriſtum
nicht rein und lauter vortragen oder predigen
koͤnnen/ darzu er doch beruffen und außerwehlet
ware. Mercket darauff. Er ware drey tage
blind/ welches viel in ſich hatte/ in welcher zeit
er faſtete und betete. Waͤren die nun/ derer
etliche CHriſtum wohl geprediget oder noch
predigen/ auch drey tage blind geweſt/ daß ſie
(ſage ich) ihre blindheit wohl erkannt haͤtten/ ſie
ſolten wohl CHriſtum/ ja wir alle/ reiner und
verſtaͤndiger aus dem Geiſt in der krafft gepre-
diget haben/ wie es leicht zu glauben iſt. Dann
der buchſtab hat uns ſehr unverſtaͤndig ge-
macht/ weil uns die lehren oder reden der Apo-
ſtel ſo vorgemacht wurden/ die wir bey Ca-
piteln außwendig lerneten und in den kopff faſ-
ſeten; und wer das beſteg daͤchtnis hatte/ der
ware der kluͤgſte und beſte Gelehrte. Ja ge-
wiß/ waren unſer viele feine Schrifftgelehrten
worden. Aber nun befinde ich/ daß die ſollen
zu ſchanden werden.

Daher kommts/ daßnun Paulus von dem
geſetz CHriſti/ und von denen/ die darunter ſte-
hen/ redet/ und daß er fleiſchlich waͤre. Wie?
ſo lehrte er andere und ſich ſelbſt nicht/ darauff
er dennoch (ſo es jemand thut) ſehr dringet und
verachtet ſolche Lehrer. Leſets. Dann er ſagt
auch: Die da fleiſchlich ſind/ moͤgenRoͤm.
IIX. 8.

GOTT nicht gefallen. Ferner: Jhr
ſeyd nicht fleiſchlich/ ſondern geiſtlich/
ſo anders GOTTES Geiſt in auch
wohnet/
verſtehet das/ ſo anders GOttes
Geiſt in euch wohnet.
Das iſt gut darbey
geſagt/ wuͤrde es nur recht wohl eingeſehen.
Dann der Heilige Geiſt will nicht da ein-Weißh. I.
4.

gehen/ wo noch ein boͤſer wille iſt/ noch
auch wohnen in einem leichnam/ der ſuͤn-
den unterworffen.
Hierauff habt wol acht.
So muͤſſen ſie dann gantz rein und abgewa-
ſchen ſeyn/ ja ſie muͤſſen veraͤndert ſeyn/ wann
der H. Geiſt allda wohnen ſoll/ und muͤſſen nicht
fleiſchlich/ ſondern geiftlich ſeyn/ das iſt aller-
dings recht. Jſt es nicht?

Ferner/ ſtunde er unter dem Geſetz CHriſti/
oder unter dem gebott CHriſti/ wie ſpricht er
dann alſo/ ja alſo? nemlich: Jch ſehe einRoͤm. VII.
23.

ander geſetz in meinen gliedern/ (diß ware
in ſeinem ſuͤndlichen fleiſche/ welche glieder er
einen andern hieß toͤdten) welches ſtreitet
(ſagte er) wider das geſetz meines ge-
muͤths und nimmt mich gefangen in der
ſuͤnden geſetz/ welches iſt in meinen glie-
dern
u. ſ. f. Mercket darauff. Wie? kan
dann diß ſtehen vor ein rein und heiliges gefaͤß/
wie euerer viel es alſo verſtehen/ oder ziehen
wollen? Nein/ keines weges. Erſpricht al-
lerdings: So CHriſtus in euch iſt (deſ-Roͤm.
IIX. 10.

ſen er ſich ruͤhmete/ daß er allein in ihm lebete)
ſo iſt der leib warhafftig todt umb der
ſunden willen.
Was vor krafft oder macht
kan dann darvon kommen/ daß das gute dar-
durch koͤnte verhindert werden/ wann/ ſa-
ge ich/ der leib oder der alte menſch todt iſt/

und
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[338/0634] Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken/ GOttes gnade weiter erzehlen. Paulus (das theure/ heilige/ und außerwehlte gefaͤß/ der ho- he Apoſtel und wahre ſend-bote JESU Chri- ſti) ſagt nun alſo: Das geſetz iſt geiſtlich/ ich aber binfleiſchlich. Lieber/ von was vor einem geſetz redet hier Paulus? von dem alten geſetze/ das da toͤdtet/ oder von dem neuen ge- ſetz/ das da lebendig machet in Chriſto JEſu/ nemlich/ von dem geſetz Chriſti/ dem geſetz des Geiſtes? Sehet/ diß muͤſſet ihr einſehen/ ja wiſſen/ daß er von dem geſetz GOttes/ das auffhoͤret/ redet/ das uns erſt gefangen haͤlt/ und todtſchlaͤgt durch die ſuͤnde und kranckheit im fleiſche/ welches wohl heilig und gut iſt. Nichts deſtoweniger/ ob es ſchon gut iſt/ ſo wiſſen wir/ (wie Paulus ſagt) daß den ge- rechten kein geſetz gegeben iſt/ ſondern den ungerechten. Mercket darauff: Dann der gerechte wird aus ſeinem glauben le- ben. Das geſetz iſt kein glaube/ wiewol es an ſich ſelbſt geiſtlich iſt/ und ſolches heiſchet o- der lehret/ ſo kommt doch nichts dann erkaͤnnt- nis der ſuͤnden daraus/ dann der menſch iſt fleiſchlich. Roͤm VII. 14. 2. Cor. III. 11. 1. Tim. I. 9. Roͤm. I. 17. CHriſtus iſt des geſetzesende/ darinn gerecht werden/ alle die an ihn glauben/ und es mit der that beweiſen. Worinn? nur in der neuen creatur/ das iſt/ im leben/ dann der gerechte muß allerdings aus ſeinem glauben le ben/ deſſen leben rein und auffrichtig/ ſonder ſuͤnde und mackel muß erfunden werden/ welche wir (wollen wir uns anders CHriſtum angezo- gen zu haben/ ruͤhmen) als einen feind muͤſſen haſſen/ und ihr entgegen ſtehen/ und der ſuͤnd- liche leib feyret alsdann/ und diener der ſuͤnden nicht mehr. Dann wer geſtor- ben iſt/ der iſt alsdann gerechtfertiget von der ſuͤnde. Leſets. Weiter moͤgen wir es mit worten nicht außfuͤhren/ wer ſich darauff verlaͤſt/ dem hilffts doch nicht. Wir muͤſſen (das iſt der ſchluß) die ſuͤnde haſſen/ und wider das fleiſch ſtreiten/ und uns nicht (des todes zu ſterben) wiſſentlich uͤberwinden laſſen/ nein/ iſt anders GOttes Geiſt in uns/ ſo iſt der Geiſt maͤchtiger dann das fleiſch. Darum auff wel- che ſeite wir uns am meiſten neigen und geſin- net ſind/ allda iſt die uͤberwindung. Habt acht darauff. Roͤm. VI. 6. 7. Jhr wiſſet/ daß der Sohn GOTTES offenbahret oder geſandt iſt/ auff daß er unſere ſuͤnde wegnehme. Darum wer mit ihm einverleibet oder vereiniget iſt/ und in ihm bleibet/ der ſuͤndiget nicht/ ſagt der heilige Apoſtel Johannes. Leſet und mer- cket darauff. Darum hats gar viel in ſich/ mit GOTT vereiniget oder eingeleibet zu ſeyn/ dann es iſt (ſage ich) nicht an dem munde gele- gen/ ſondern an dem hertzen in der that und krafft/ dann/ ſagt er: So wir ſagen/ daß wir gemeinſchafft mit ihme haben/ und wandeln im finſternis/ ſo luͤgen wir/ und thun nicht die warheit: So wir a- ber im licht wandeln/ gleich wie er im licht iſt/ ſo haben wir gemeinſchafft un- tereinander/ und das blut CHriſti ma- chet uns rein von allen unſern ſuͤnden. Mercket darauff/ ja liebe bruͤder/ habt acht darauff. Jſt es nun das vorgehende alte ge- ſetz/ darvon Johannes ſpricht/ ſehet/ ſo bringet es ſeinen verſtand vor ſich/ und er mochte dann wohl recht ſagen/ daß er fleiſchlich ware/ ſinte- mal die erneuerung oder wiedergeburt damals noch nicht in ihm ware/ darinnen das fleiſch ver- leugnet/ gecreutziget und getoͤdtet wird/ allwo es recht zugehet/ wie es mit Paulo zugangen iſt/ der (ohne zweiffel) CHriſtum nicht anders gelernet hatte/ als rein/ vollkommen und auff- richtig/ oder er haͤtte einen andern CHriſtum nicht rein und lauter vortragen oder predigen koͤnnen/ darzu er doch beruffen und außerwehlet ware. Mercket darauff. Er ware drey tage blind/ welches viel in ſich hatte/ in welcher zeit er faſtete und betete. Waͤren die nun/ derer etliche CHriſtum wohl geprediget oder noch predigen/ auch drey tage blind geweſt/ daß ſie (ſage ich) ihre blindheit wohl erkannt haͤtten/ ſie ſolten wohl CHriſtum/ ja wir alle/ reiner und verſtaͤndiger aus dem Geiſt in der krafft gepre- diget haben/ wie es leicht zu glauben iſt. Dann der buchſtab hat uns ſehr unverſtaͤndig ge- macht/ weil uns die lehren oder reden der Apo- ſtel ſo vorgemacht wurden/ die wir bey Ca- piteln außwendig lerneten und in den kopff faſ- ſeten; und wer das beſteg daͤchtnis hatte/ der ware der kluͤgſte und beſte Gelehrte. Ja ge- wiß/ waren unſer viele feine Schrifftgelehrten worden. Aber nun befinde ich/ daß die ſollen zu ſchanden werden. 1. Joh. I. 6. Daher kommts/ daßnun Paulus von dem geſetz CHriſti/ und von denen/ die darunter ſte- hen/ redet/ und daß er fleiſchlich waͤre. Wie? ſo lehrte er andere und ſich ſelbſt nicht/ darauff er dennoch (ſo es jemand thut) ſehr dringet und verachtet ſolche Lehrer. Leſets. Dann er ſagt auch: Die da fleiſchlich ſind/ moͤgen GOTT nicht gefallen. Ferner: Jhr ſeyd nicht fleiſchlich/ ſondern geiſtlich/ ſo anders GOTTES Geiſt in auch wohnet/ verſtehet das/ ſo anders GOttes Geiſt in euch wohnet. Das iſt gut darbey geſagt/ wuͤrde es nur recht wohl eingeſehen. Dann der Heilige Geiſt will nicht da ein- gehen/ wo noch ein boͤſer wille iſt/ noch auch wohnen in einem leichnam/ der ſuͤn- den unterworffen. Hierauff habt wol acht. So muͤſſen ſie dann gantz rein und abgewa- ſchen ſeyn/ ja ſie muͤſſen veraͤndert ſeyn/ wann der H. Geiſt allda wohnen ſoll/ und muͤſſen nicht fleiſchlich/ ſondern geiftlich ſeyn/ das iſt aller- dings recht. Jſt es nicht? Roͤm. IIX. 8. Weißh. I. 4. Ferner/ ſtunde er unter dem Geſetz CHriſti/ oder unter dem gebott CHriſti/ wie ſpricht er dann alſo/ ja alſo? nemlich: Jch ſehe ein ander geſetz in meinen gliedern/ (diß ware in ſeinem ſuͤndlichen fleiſche/ welche glieder er einen andern hieß toͤdten) welches ſtreitet (ſagte er) wider das geſetz meines ge- muͤths und nimmt mich gefangen in der ſuͤnden geſetz/ welches iſt in meinen glie- dern u. ſ. f. Mercket darauff. Wie? kan dann diß ſtehen vor ein rein und heiliges gefaͤß/ wie euerer viel es alſo verſtehen/ oder ziehen wollen? Nein/ keines weges. Erſpricht al- lerdings: So CHriſtus in euch iſt (deſ- ſen er ſich ruͤhmete/ daß er allein in ihm lebete) ſo iſt der leib warhafftig todt umb der ſunden willen. Was vor krafft oder macht kan dann darvon kommen/ daß das gute dar- durch koͤnte verhindert werden/ wann/ ſa- ge ich/ der leib oder der alte menſch todt iſt/ und Roͤm. VII. 23. Roͤm. IIX. 10.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/634>, abgerufen am 22.12.2024.