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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken
[Spaltenumbruch] von Christo geredet ist) ja der gantzen welt zu
seiner zeit schon kommen und straffen/ laut der
Schrifft. Menschen aber kommts nicht zu/
dann es ist GOttes werck. Darum wehe dem/
der sich an seine statt setzet/ und das unkraut
vor der zeit außrotten will/ ehe er als ein engel
von GOtt im lichte darzu gesandt ist.

O wie sehr grausam ists/ jemanden umb sei-
nes glaubens willen/ weil er mit allem seinem
wissen und meynen in Christo oder GOtt ist/
zu tödten/ ob er gleich nicht gar lauter oder rich-
tig/ und hier und da einem oder dem andern
nicht gleich ist/ wann einer nur der Obrigkeit/ so
von GOtt vor die gutwilligen eingesetzet/ nicht
zu wider/ sondern ehrerbietig und gehorsam ist/
wann er nur friedsam und freundlich lebet und
niemanden im guten zuwider/ sondern bezah-
let/ was er in allen fallen nach dem recht schul-
dig ist. Was aber das gewissen oder den glau-
ben anlanget/ das ist von GOtt zu erwarten/
und gehöret ihm/ und mag man vor GOTT
und nach allen vernünfftigen/ alten/ guten
rechten niemanden darum tödten/ ja weder
pein noch verdrieß anthun/ oder man handelt
wider den heiligen glauben JEsu Christi/ wi-
der die Apostolische lehre der heiligen kirchen/
und wider die Decreta quaest. 33. cap. 3. Si Ec-
clesiam:
Dann das ist nicht die heilige
kirche/ die da verfolgt/ sondern die ver-
folget wird.
Gleichwie das kind der Frey-
en nicht der magd sohn/ sondern der magd sohn
den sohn der Freyen verfolgete/ als Jsmael den
Jsaac/ und Esau den Jacob. Doch wanns
hier schon seyn möchte und seinen rechten ver-
stand hätte/ könte sie doch niemanden umbrin-
gen/ sie müsse dann selbst lauter und auffrichtig
un glauben und liebe Christi seyn/ ist es nicht
recht? wo sie anders (sage ich) die/ so unglaubig
wären/ tödten wolte. Aber nun ists ja offen-
bahr/ daß der glaube JEsu Christi und die sol-
chem anhangen von denen unglaubigen/ die
nur ihr leben suchen in der welt zu erhalten/ und
nach dem fleisch in wollüsten und nach ihrem
eigenen sinn wandeln/ auch nicht leiden oder
sterben wollen/ weil sie kein ander oder besser le-
ben mehr glauben u. s. w. leiden und dulden/ ja
alles böse überhören/ und alle verachtung/ la-
ster und schande/ haß und neyd über sich gehen
lassen müssen. Und wie könte das von dem
rechten wahren glaubigen geschehen? weil der
glaube von einer andern lehre/ Göttlichen art
und Christlichem grunde ist/ und die vollkom-
mene liebe und das höchste gut mitbringet.

Darum mercket doch auff den verstand und
werdet im lichte der warheit sehend/ worzu der
unglaube den irrigen/ verführischen/ Anti-
Christischen geist bracht hat/ der sein reich mit
recht und gerechtigkeit/ warheit und treue/ als
Christi reich unterstützet und ohne falsch und
lügenhafft mit aller list und betrug/ durch ge-
waltigen/ ungerechten arm und hand dasselbe
zu tödten und zu erwürgen und die warheit zu
erhalten/ nur vorgibt. O mensch/ siehe doch/
wisse und verstehe/ was und wo weißheit ist.
Höret! gibt nicht ein jeglich faß das von sich/
was es in sich hat/ und bringet nicht jeder
baum seine eigene frucht? Also thun auch die
guten/ und bösen/ ists nicht so? Ja die wah-
ren glaubigen und unglaubigen/ dann dem kan
so nicht wiedersprochen werden/ als darwider
[Spaltenumbruch] gethan wird. Die rechte wahre glaubigen be-
zeugen eine gewisse gute zuversicht/ vertrauen
und liebe zu GOtt/ und das suchen/ lieben und
ehren sie. Dann wie ein jedes hertz genaturet
und eigentlich geartet ist/ so gibts auch das/
was es in sich hat/ wieder heraus/ und bringts
dem/ der es empfähet/ zu/ wie es in seiner krafft
und macht ist/ das ist/ nach dem es einen war-
hafftigen eingang/ das ist/ liebe und vertrauen
hat/ darnach wircket es/ weder weniger noch
mehr. Jsts nun falsch und eytel/ so bringets
nichts als falschheit und betrug mit sich/ wie
fest auch jemand darauff stehet/ so kans doch
im grunde nichts anders gebähren als es in sich
hat oder mächtig ist/ nemlich/ gutes oder bö-
ses/ warheit oder lügen/ licht oder finsternis/
fleisch oder geist/ einen himmlischen oder irrdi-
schen/ ja höllischen sinn/ willen und muth. Ei-
nes von beyden kommt aus dem hertzen hervor/
daran mans ja gewiß gnug erkennen mag; al-
lermeist sage ich an der blutgierigkeit/ haß und
neyd/ welche nimmermehr in dem wahren Geist
deß glaubens und art der liebe Christi funden
werden/ weil in selbigen nichts als allerley gü-
tigkeit/ liebe/ friede/ warheit und treue ist.

Wolte aber jemand durch einen ungerechten
geist und unglaubig wesen sagen: Der Geist
CHristi hat gleichwol im Alten Testament
(wanns gleich jetzo nicht ist) manchfaltig sol-
cher ihren eyfer abgemahlet/ wodurch wirvon
hertzen versichert sind/ daß wir blutvergiessen
durffen/ weil sie unsere feinde und im glauben
hinderlich oder zuwieder seynd u. s. f. Dem
antworte ich/ daß er nichts weiß von der
Schrifft/ noch auch die krafft/ art und Geist der
liebe Christi recht erkannt habe/ weil das Alte
Test. uns nur das bild abschildert/ und das rech-
te wesen Christi im gesetz Mosis nicht ist/ son-Jn uns/
das ist/
die art die
uns zu-
wieder/
neydisch/
böse und
gottloß/
als feinde
verfol-
gen.

dern allein zu erkennen gibt/ daß wir innerlich in
uns selbst die geistliche feinde außrotten und ver-
treiben/ die äusserlichen aber in uns lieb haben
und ihnen guts thun sollen. Was ist das nun
gesagt? Jst auch wohl einiger beweiß mehr
nöthig? ich glaube wohl nicht; wie wohl ich
schrifft gnug auffzuweisen und zu bezeugen hät-
te. Aber GOtt wolle ein kurtzes wort durch
seinen heiligen sinn im geiste der vollkommen-
heit anrichten/ welches uns einen vollkomme-
nen sinn/ die beste warheit und meiste klarheit
mit unterscheid beybringen und gewißheit deß
rechts und unrechts/ der warheit und lügen/
deß guten und bösen/ deß reinen und unreinen/
deß glaubens und unglaubens sicherlich geben
kan/ welches die buchstäbliche geschriebene
schrifft durch unsere finsternis im fleische nicht
vermag/ wie wir dann sehen/ daß die mancher-
ley Secten und alle meynungen mit der schrifft
auffs klügste bewähret und unterhalten wer-
den/ angeschen dieselbe dem manna gleich/ und
einem jeglichen nach seinem schmack und begier-
den dienet/ laut der Schrifft.

Die H. Schrifft hat in ihrem Geiste Chri-
stum sacramentlich verborgen/ sie gibt von ihm
zeugnis/ nahrung/ krafft und stärcke/ wie das
manna/ das vor dem morgen/ wie auch das
lämmlein oder ziegenböcklein/ muste gegessen;
also auch JEsus in seinem worte zeitlich muß
geglaubet werden: dann zeitlich ist so viel/ als so
lange die zeugnisse und der glaube währen/ Je-
sus der gecreutzigte geprediget/ die H. Schrifft

oder

Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken
[Spaltenumbruch] von Chriſto geredet iſt) ja der gantzen welt zu
ſeiner zeit ſchon kommen und ſtraffen/ laut der
Schrifft. Menſchen aber kommts nicht zu/
dann es iſt GOttes werck. Darum wehe dem/
der ſich an ſeine ſtatt ſetzet/ und das unkraut
vor der zeit außrotten will/ ehe er als ein engel
von GOtt im lichte darzu geſandt iſt.

O wie ſehr grauſam iſts/ jemanden umb ſei-
nes glaubens willen/ weil er mit allem ſeinem
wiſſen und meynen in Chriſto oder GOtt iſt/
zu toͤdten/ ob er gleich nicht gar lauter oder rich-
tig/ und hier und da einem oder dem andern
nicht gleich iſt/ wann einer nur der Obrigkeit/ ſo
von GOtt vor die gutwilligen eingeſetzet/ nicht
zu wider/ ſondern ehrerbietig und gehorſam iſt/
wann er nur friedſam und freundlich lebet und
niemanden im guten zuwider/ ſondern bezah-
let/ was er in allen fallen nach dem recht ſchul-
dig iſt. Was aber das gewiſſen oder den glau-
ben anlanget/ das iſt von GOtt zu erwarten/
und gehoͤret ihm/ und mag man vor GOTT
und nach allen vernuͤnfftigen/ alten/ guten
rechten niemanden darum toͤdten/ ja weder
pein noch verdrieß anthun/ oder man handelt
wider den heiligen glauben JEſu Chriſti/ wi-
der die Apoſtoliſche lehre der heiligen kirchen/
und wider die Decreta quæſt. 33. cap. 3. Si Ec-
cleſiam:
Dann das iſt nicht die heilige
kirche/ die da verfolgt/ ſondern die ver-
folget wird.
Gleichwie das kind der Frey-
en nicht der magd ſohn/ ſondern der magd ſohn
den ſohn der Freyen verfolgete/ als Jſmael den
Jſaac/ und Eſau den Jacob. Doch wanns
hier ſchon ſeyn moͤchte und ſeinen rechten ver-
ſtand haͤtte/ koͤnte ſie doch niemanden umbrin-
gen/ ſie muͤſſe dann ſelbſt lauter und auffrichtig
un glauben und liebe Chriſti ſeyn/ iſt es nicht
recht? wo ſie anders (ſage ich) die/ ſo unglaubig
waͤren/ toͤdten wolte. Aber nun iſts ja offen-
bahr/ daß der glaube JEſu Chriſti und die ſol-
chem anhangen von denen unglaubigen/ die
nur ihr leben ſuchen in der welt zu erhalten/ und
nach dem fleiſch in wolluͤſten und nach ihrem
eigenen ſinn wandeln/ auch nicht leiden oder
ſterben wollen/ weil ſie kein ander oder beſſer le-
ben mehr glauben u. ſ. w. leiden und dulden/ ja
alles boͤſe uͤberhoͤren/ und alle verachtung/ la-
ſter und ſchande/ haß und neyd uͤber ſich gehen
laſſen muͤſſen. Und wie koͤnte das von dem
rechten wahren glaubigen geſchehen? weil der
glaube von einer andern lehre/ Goͤttlichen art
und Chriſtlichem grunde iſt/ und die vollkom-
mene liebe und das hoͤchſte gut mitbringet.

Darum mercket doch auff den verſtand und
werdet im lichte der warheit ſehend/ worzu der
unglaube den irrigen/ verfuͤhriſchen/ Anti-
Chriſtiſchen geiſt bracht hat/ der ſein reich mit
recht und gerechtigkeit/ warheit und treue/ als
Chriſti reich unterſtuͤtzet und ohne falſch und
luͤgenhafft mit aller liſt und betrug/ durch ge-
waltigen/ ungerechten arm und hand daſſelbe
zu toͤdten und zu erwuͤrgen und die warheit zu
erhalten/ nur vorgibt. O menſch/ ſiehe doch/
wiſſe und verſtehe/ was und wo weißheit iſt.
Hoͤret! gibt nicht ein jeglich faß das von ſich/
was es in ſich hat/ und bringet nicht jeder
baum ſeine eigene frucht? Alſo thun auch die
guten/ und boͤſen/ iſts nicht ſo? Ja die wah-
ren glaubigen und unglaubigen/ dann dem kan
ſo nicht wiederſprochen werden/ als darwider
[Spaltenumbruch] gethan wird. Die rechte wahre glaubigen be-
zeugen eine gewiſſe gute zuverſicht/ vertrauen
und liebe zu GOtt/ und das ſuchen/ lieben und
ehren ſie. Dann wie ein jedes hertz genaturet
und eigentlich geartet iſt/ ſo gibts auch das/
was es in ſich hat/ wieder heraus/ und bringts
dem/ der es empfaͤhet/ zu/ wie es in ſeiner krafft
und macht iſt/ das iſt/ nach dem es einen war-
hafftigen eingang/ das iſt/ liebe und vertrauen
hat/ darnach wircket es/ weder weniger noch
mehr. Jſts nun falſch und eytel/ ſo bringets
nichts als falſchheit und betrug mit ſich/ wie
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im grunde nichts anders gebaͤhren als es in ſich
hat oder maͤchtig iſt/ nemlich/ gutes oder boͤ-
ſes/ warheit oder luͤgen/ licht oder finſternis/
fleiſch oder geiſt/ einen himmliſchen oder irrdi-
ſchen/ ja hoͤlliſchen ſinn/ willen und muth. Ei-
nes von beyden kommt aus dem hertzen hervor/
daran mans ja gewiß gnug erkennen mag; al-
lermeiſt ſage ich an der blutgierigkeit/ haß und
neyd/ welche nimmermehr in dem wahren Geiſt
deß glaubens und art der liebe Chriſti funden
werden/ weil in ſelbigen nichts als allerley guͤ-
tigkeit/ liebe/ friede/ warheit und treue iſt.

Wolte aber jemand durch einen ungerechten
geiſt und unglaubig weſen ſagen: Der Geiſt
CHriſti hat gleichwol im Alten Teſtament
(wanns gleich jetzo nicht iſt) manchfaltig ſol-
cher ihren eyfer abgemahlet/ wodurch wirvon
hertzen verſichert ſind/ daß wir blutvergieſſen
durffen/ weil ſie unſere feinde und im glauben
hinderlich oder zuwieder ſeynd u. ſ. f. Dem
antworte ich/ daß er nichts weiß von der
Schrifft/ noch auch die krafft/ art und Geiſt der
liebe Chriſti recht erkannt habe/ weil das Alte
Teſt. uns nur das bild abſchildert/ und das rech-
te weſen Chriſti im geſetz Moſis nicht iſt/ ſon-Jn uns/
das iſt/
die art die
uns zu-
wieder/
neydiſch/
boͤſe und
gottloß/
als feinde
verfol-
gen.

dern allein zu erkennen gibt/ daß wir innerlich in
uns ſelbſt die geiſtliche feinde außrotten uñ ver-
treiben/ die aͤuſſerlichen aber in uns lieb haben
und ihnen guts thun ſollen. Was iſt das nun
geſagt? Jſt auch wohl einiger beweiß mehr
noͤthig? ich glaube wohl nicht; wie wohl ich
ſchrifft gnug auffzuweiſen und zu bezeugen haͤt-
te. Aber GOtt wolle ein kurtzes wort durch
ſeinen heiligen ſinn im geiſte der vollkommen-
heit anrichten/ welches uns einen vollkomme-
nen ſinn/ die beſte warheit und meiſte klarheit
mit unterſcheid beybringen und gewißheit deß
rechts und unrechts/ der warheit und luͤgen/
deß guten und boͤſen/ deß reinen und unreinen/
deß glaubens und unglaubens ſicherlich geben
kan/ welches die buchſtaͤbliche geſchriebene
ſchrifft durch unſere finſternis im fleiſche nicht
vermag/ wie wir dann ſehen/ daß die mancher-
ley Secten und alle meynungen mit der ſchrifft
auffs kluͤgſte bewaͤhret und unterhalten wer-
den/ angeſchen dieſelbe dem manna gleich/ und
einem jeglichen nach ſeinem ſchmack und begier-
den dienet/ laut der Schrifft.

Die H. Schrifft hat in ihrem Geiſte Chri-
ſtum ſacramentlich verborgen/ ſie gibt von ihm
zeugnis/ nahrung/ krafft und ſtaͤrcke/ wie das
manna/ das vor dem morgen/ wie auch das
laͤmmlein oder ziegenboͤcklein/ muſte gegeſſen;
alſo auch JEſus in ſeinem worte zeitlich muß
geglaubet werden: dann zeitlich iſt ſo viel/ als ſo
lange die zeugniſſe und der glaube waͤhren/ Je-
ſus der gecreutzigte geprediget/ die H. Schrifft

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[330/0626] Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken von Chriſto geredet iſt) ja der gantzen welt zu ſeiner zeit ſchon kommen und ſtraffen/ laut der Schrifft. Menſchen aber kommts nicht zu/ dann es iſt GOttes werck. Darum wehe dem/ der ſich an ſeine ſtatt ſetzet/ und das unkraut vor der zeit außrotten will/ ehe er als ein engel von GOtt im lichte darzu geſandt iſt. O wie ſehr grauſam iſts/ jemanden umb ſei- nes glaubens willen/ weil er mit allem ſeinem wiſſen und meynen in Chriſto oder GOtt iſt/ zu toͤdten/ ob er gleich nicht gar lauter oder rich- tig/ und hier und da einem oder dem andern nicht gleich iſt/ wann einer nur der Obrigkeit/ ſo von GOtt vor die gutwilligen eingeſetzet/ nicht zu wider/ ſondern ehrerbietig und gehorſam iſt/ wann er nur friedſam und freundlich lebet und niemanden im guten zuwider/ ſondern bezah- let/ was er in allen fallen nach dem recht ſchul- dig iſt. Was aber das gewiſſen oder den glau- ben anlanget/ das iſt von GOtt zu erwarten/ und gehoͤret ihm/ und mag man vor GOTT und nach allen vernuͤnfftigen/ alten/ guten rechten niemanden darum toͤdten/ ja weder pein noch verdrieß anthun/ oder man handelt wider den heiligen glauben JEſu Chriſti/ wi- der die Apoſtoliſche lehre der heiligen kirchen/ und wider die Decreta quæſt. 33. cap. 3. Si Ec- cleſiam: Dann das iſt nicht die heilige kirche/ die da verfolgt/ ſondern die ver- folget wird. Gleichwie das kind der Frey- en nicht der magd ſohn/ ſondern der magd ſohn den ſohn der Freyen verfolgete/ als Jſmael den Jſaac/ und Eſau den Jacob. Doch wanns hier ſchon ſeyn moͤchte und ſeinen rechten ver- ſtand haͤtte/ koͤnte ſie doch niemanden umbrin- gen/ ſie muͤſſe dann ſelbſt lauter und auffrichtig un glauben und liebe Chriſti ſeyn/ iſt es nicht recht? wo ſie anders (ſage ich) die/ ſo unglaubig waͤren/ toͤdten wolte. Aber nun iſts ja offen- bahr/ daß der glaube JEſu Chriſti und die ſol- chem anhangen von denen unglaubigen/ die nur ihr leben ſuchen in der welt zu erhalten/ und nach dem fleiſch in wolluͤſten und nach ihrem eigenen ſinn wandeln/ auch nicht leiden oder ſterben wollen/ weil ſie kein ander oder beſſer le- ben mehr glauben u. ſ. w. leiden und dulden/ ja alles boͤſe uͤberhoͤren/ und alle verachtung/ la- ſter und ſchande/ haß und neyd uͤber ſich gehen laſſen muͤſſen. Und wie koͤnte das von dem rechten wahren glaubigen geſchehen? weil der glaube von einer andern lehre/ Goͤttlichen art und Chriſtlichem grunde iſt/ und die vollkom- mene liebe und das hoͤchſte gut mitbringet. Darum mercket doch auff den verſtand und werdet im lichte der warheit ſehend/ worzu der unglaube den irrigen/ verfuͤhriſchen/ Anti- Chriſtiſchen geiſt bracht hat/ der ſein reich mit recht und gerechtigkeit/ warheit und treue/ als Chriſti reich unterſtuͤtzet und ohne falſch und luͤgenhafft mit aller liſt und betrug/ durch ge- waltigen/ ungerechten arm und hand daſſelbe zu toͤdten und zu erwuͤrgen und die warheit zu erhalten/ nur vorgibt. O menſch/ ſiehe doch/ wiſſe und verſtehe/ was und wo weißheit iſt. Hoͤret! gibt nicht ein jeglich faß das von ſich/ was es in ſich hat/ und bringet nicht jeder baum ſeine eigene frucht? Alſo thun auch die guten/ und boͤſen/ iſts nicht ſo? Ja die wah- ren glaubigen und unglaubigen/ dann dem kan ſo nicht wiederſprochen werden/ als darwider gethan wird. Die rechte wahre glaubigen be- zeugen eine gewiſſe gute zuverſicht/ vertrauen und liebe zu GOtt/ und das ſuchen/ lieben und ehren ſie. Dann wie ein jedes hertz genaturet und eigentlich geartet iſt/ ſo gibts auch das/ was es in ſich hat/ wieder heraus/ und bringts dem/ der es empfaͤhet/ zu/ wie es in ſeiner krafft und macht iſt/ das iſt/ nach dem es einen war- hafftigen eingang/ das iſt/ liebe und vertrauen hat/ darnach wircket es/ weder weniger noch mehr. Jſts nun falſch und eytel/ ſo bringets nichts als falſchheit und betrug mit ſich/ wie feſt auch jemand darauff ſtehet/ ſo kans doch im grunde nichts anders gebaͤhren als es in ſich hat oder maͤchtig iſt/ nemlich/ gutes oder boͤ- ſes/ warheit oder luͤgen/ licht oder finſternis/ fleiſch oder geiſt/ einen himmliſchen oder irrdi- ſchen/ ja hoͤlliſchen ſinn/ willen und muth. Ei- nes von beyden kommt aus dem hertzen hervor/ daran mans ja gewiß gnug erkennen mag; al- lermeiſt ſage ich an der blutgierigkeit/ haß und neyd/ welche nimmermehr in dem wahren Geiſt deß glaubens und art der liebe Chriſti funden werden/ weil in ſelbigen nichts als allerley guͤ- tigkeit/ liebe/ friede/ warheit und treue iſt. Wolte aber jemand durch einen ungerechten geiſt und unglaubig weſen ſagen: Der Geiſt CHriſti hat gleichwol im Alten Teſtament (wanns gleich jetzo nicht iſt) manchfaltig ſol- cher ihren eyfer abgemahlet/ wodurch wirvon hertzen verſichert ſind/ daß wir blutvergieſſen durffen/ weil ſie unſere feinde und im glauben hinderlich oder zuwieder ſeynd u. ſ. f. Dem antworte ich/ daß er nichts weiß von der Schrifft/ noch auch die krafft/ art und Geiſt der liebe Chriſti recht erkannt habe/ weil das Alte Teſt. uns nur das bild abſchildert/ und das rech- te weſen Chriſti im geſetz Moſis nicht iſt/ ſon- dern allein zu erkennen gibt/ daß wir innerlich in uns ſelbſt die geiſtliche feinde außrotten uñ ver- treiben/ die aͤuſſerlichen aber in uns lieb haben und ihnen guts thun ſollen. Was iſt das nun geſagt? Jſt auch wohl einiger beweiß mehr noͤthig? ich glaube wohl nicht; wie wohl ich ſchrifft gnug auffzuweiſen und zu bezeugen haͤt- te. Aber GOtt wolle ein kurtzes wort durch ſeinen heiligen ſinn im geiſte der vollkommen- heit anrichten/ welches uns einen vollkomme- nen ſinn/ die beſte warheit und meiſte klarheit mit unterſcheid beybringen und gewißheit deß rechts und unrechts/ der warheit und luͤgen/ deß guten und boͤſen/ deß reinen und unreinen/ deß glaubens und unglaubens ſicherlich geben kan/ welches die buchſtaͤbliche geſchriebene ſchrifft durch unſere finſternis im fleiſche nicht vermag/ wie wir dann ſehen/ daß die mancher- ley Secten und alle meynungen mit der ſchrifft auffs kluͤgſte bewaͤhret und unterhalten wer- den/ angeſchen dieſelbe dem manna gleich/ und einem jeglichen nach ſeinem ſchmack und begier- den dienet/ laut der Schrifft. Jn uns/ das iſt/ die art die uns zu- wieder/ neydiſch/ boͤſe und gottloß/ als feinde verfol- gen. Die H. Schrifft hat in ihrem Geiſte Chri- ſtum ſacramentlich verborgen/ ſie gibt von ihm zeugnis/ nahrung/ krafft und ſtaͤrcke/ wie das manna/ das vor dem morgen/ wie auch das laͤmmlein oder ziegenboͤcklein/ muſte gegeſſen; alſo auch JEſus in ſeinem worte zeitlich muß geglaubet werden: dann zeitlich iſt ſo viel/ als ſo lange die zeugniſſe und der glaube waͤhren/ Je- ſus der gecreutzigte geprediget/ die H. Schrifft oder

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/626>, abgerufen am 20.05.2024.