Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. [Spaltenumbruch]
seine lügen mit des andern lügen-schrifftenzu bestätigen und beweisen. Weil wir aber selbiges hier vorn wiederleget/ wollen wirs dabey bleiben lassen. Weiter nun sagt er; "Daß David Joris nicht allein eine Dirk- "gen (Dorothea) zu seinem ehe-weibe ge- "habt habe/ sondern noch eine/ Anna von "Berchem/ welche (spricht er) da sie eine "zeitlang mit ihm zu Basel gewohnet/ her- "nach zu Embden noch lange zeit gewohnet "hat. Von welcher (sagt er) ich verstan- "den habe aus sichern brieffen glaubwür- "diger personen (die darnach gefragt/ und "vernommen haben) aus Embden den "11ten Martii 1596. geschrieben/ also/ daß "er eine Tochter mit ihr gezeuget und einen "Sohn/ welcher Blumensaat genennet ge- "west sey/ der hernach zu Haltern in West- "phalen sol gewohnet; diese Annam aber "David endlich verheyrathet haben an ei- "nen seiner haußgenossen/ Johann Bol- "sen/ mit welchem sie lange zeit zu Embden "gewohnet/ und von sich selbst bey vielen "den handel David Joris kund gemacht "und offenbahret habe/ u. s. w. Diß sind die worte dieses lügenschreibers/ welcher dem Ubbo Emmen nicht gönnet/ daß er allein solte die ehre geniessen von David Joris nach seinem tode so viel lügen geschrieben zu haben/ darumb er auch sein büchlein mit diesen und andern lügen beschmieren wol- len/ nicht daß er von seinem schreiben ei- nige gewißheit habe/ sondern berufft sich nur auff andere lügner (die er glaubwür- dige personen aus Embden nennet/ so sol- ches den 11ten Martii 1596. sollen geschrie- ben haben.) Diese glaubwürdige personen sind erst: Menso Alting/ Prediger oder Pfarrherr zu Embden/ durch dessen hülffe und anstifftung/ wie ich vernommen/ Ub- bo sein läster-buch sol geschmiedet haben; und noch einer Daniel de Block. Nun laß doch diesen Caspar den brieff von diesem Menso einmal vorbringen/ man wird gleich im anfange befinden/ daß er von seinem schreiben eben so wenig gewißheit habe als Ubbo und Caspar/ und alles nur gesuchte und erdichtete lügen sind. Denn also fängt dieser Menso seinen brieff selbst an: S. D. P. "Ehrwürdiger und sehr gelehrter Bruder. "Das jenige/ darnach er fraget/ hat weni- "ger gewißheit denn beweiß/ u. s. f. Hier hörest du gleich/ daß er nach alle seinen un- tersuchungen oder nachfragen nicht zu einen sichern beweiß hat kommen können/ wo an- ders/ würde er wol ärger geprahlet haben. Und dennoch dürffen sie so stoltz seyn/ daß sie auff sothanige ungewißheiten mit ihren ehrraubenden und verleumbderischen federn fortfahren/ und ihren nächsten/ eben als wenns wahrheit wäre/ beschuldigen. Ey lieber! auff welcher Hohenschulen mögen doch diese studiret haben/ daß sie das dürf- fen vor warheit und gewißheit schreiben/ was sie selbst vor ungewiß halten und auß- sprechen/ und wol wissen/ daß sie es nim- mermehr beweisen können; Ja gar einige von ihren Glaubens-Genossen (wie ich glaubwürdig berichtet bin) haben sothanige erdichtete lügen/ ohne einigen beweiß oder [Spaltenumbruch] scham/ dürffen in den Rechten vor den ho- hen Rath in Holland anführen/ und eben auch durch anstifftung dieses lügenschrei- bers/ Menso/ aber vergebens. O unver- schämte und stoltze lügner/ die auff solchen falschen/ nichtigen und krancken grund sotha- nige schreckliche lügen bauen dürffen. Es ist gewiß/ daß David nicht mehr Jch wolte ihn wol einmal fragen/ von wäre/ P p 3
Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. [Spaltenumbruch]
ſeine luͤgen mit des andern luͤgen-ſchrifftenzu beſtaͤtigen und beweiſen. Weil wir aber ſelbiges hier vorn wiederleget/ wollen wirs dabey bleiben laſſen. Weiter nun ſagt er; „Daß David Joris nicht allein eine Dirk- „gen (Dorothea) zu ſeinem ehe-weibe ge- „habt habe/ ſondern noch eine/ Anna von „Berchem/ welche (ſpricht er) da ſie eine „zeitlang mit ihm zu Baſel gewohnet/ her- „nach zu Embden noch lange zeit gewohnet „hat. Von welcher (ſagt er) ich verſtan- „den habe aus ſichern brieffen glaubwuͤr- „diger perſonen (die darnach gefragt/ und „vernommen haben) aus Embden den „11ten Martii 1596. geſchrieben/ alſo/ daß „er eine Tochter mit ihr gezeuget und einen „Sohn/ welcher Blumenſaat genennet ge- „weſt ſey/ der hernach zu Haltern in Weſt- „phalen ſol gewohnet; dieſe Annam aber „David endlich verheyrathet haben an ei- „nen ſeiner haußgenoſſen/ Johann Bol- „ſen/ mit welchem ſie lange zeit zu Embden „gewohnet/ und von ſich ſelbſt bey vielen „den handel David Joris kund gemacht „und offenbahret habe/ u. ſ. w. Diß ſind die worte dieſes luͤgenſchreibers/ welcher dem Ubbo Emmen nicht goͤnnet/ daß er allein ſolte die ehre genieſſen von David Joris nach ſeinem tode ſo viel luͤgen geſchrieben zu haben/ darumb er auch ſein buͤchlein mit dieſen und andern luͤgen beſchmieren wol- len/ nicht daß er von ſeinem ſchreiben ei- nige gewißheit habe/ ſondern berufft ſich nur auff andere luͤgner (die er glaubwuͤr- dige perſonen aus Embden nennet/ ſo ſol- ches den 11ten Martii 1596. ſollen geſchrie- ben haben.) Dieſe glaubwuͤrdige perſonen ſind erſt: Menſo Alting/ Prediger oder Pfarrherr zu Embden/ durch deſſen huͤlffe und anſtifftung/ wie ich vernommen/ Ub- bo ſein laͤſter-buch ſol geſchmiedet haben; und noch einer Daniel de Block. Nun laß doch dieſen Caſpar den brieff von dieſem Menſo einmal vorbringen/ man wird gleich im anfange befinden/ daß er von ſeinem ſchreiben eben ſo wenig gewißheit habe als Ubbo und Caſpar/ und alles nur geſuchte und erdichtete luͤgen ſind. Denn alſo faͤngt dieſer Menſo ſeinen brieff ſelbſt an: S. D. P. „Ehrwuͤrdiger und ſehr gelehrter Bruder. „Das jenige/ darnach er fraget/ hat weni- „ger gewißheit denn beweiß/ u. ſ. f. Hier hoͤreſt du gleich/ daß er nach alle ſeinen un- terſuchungen oder nachfragen nicht zu einen ſichern beweiß hat kommen koͤnnen/ wo an- ders/ wuͤrde er wol aͤrger geprahlet haben. Und dennoch duͤrffen ſie ſo ſtoltz ſeyn/ daß ſie auff ſothanige ungewißheiten mit ihren ehrraubenden und verleumbderiſchen federn fortfahren/ und ihren naͤchſten/ eben als wenns wahrheit waͤre/ beſchuldigen. Ey lieber! auff welcher Hohenſchulen moͤgen doch dieſe ſtudiret haben/ daß ſie das duͤrf- fen vor warheit und gewißheit ſchreiben/ was ſie ſelbſt vor ungewiß halten und auß- ſprechen/ und wol wiſſen/ daß ſie es nim- mermehr beweiſen koͤnnen; Ja gar einige von ihren Glaubens-Genoſſen (wie ich glaubwuͤrdig berichtet bin) haben ſothanige erdichtete luͤgen/ ohne einigen beweiß oder [Spaltenumbruch] ſcham/ duͤrffen in den Rechten vor den ho- hen Rath in Holland anfuͤhren/ und eben auch durch anſtifftung dieſes luͤgenſchrei- bers/ Menſo/ aber vergebens. O unver- ſchaͤmte und ſtoltze luͤgner/ die auff ſolchen falſchen/ nichtigen und krancken grund ſotha- nige ſchreckliche luͤgen bauen duͤrffen. Es iſt gewiß/ daß David nicht mehr Jch wolte ihn wol einmal fragen/ von waͤre/ P p 3
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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
ſeine luͤgen mit des andern luͤgen-ſchrifften
zu beſtaͤtigen und beweiſen. Weil wir aber
ſelbiges hier vorn wiederleget/ wollen wirs
dabey bleiben laſſen. Weiter nun ſagt er;
„Daß David Joris nicht allein eine Dirk-
„gen (Dorothea) zu ſeinem ehe-weibe ge-
„habt habe/ ſondern noch eine/ Anna von
„Berchem/ welche (ſpricht er) da ſie eine
„zeitlang mit ihm zu Baſel gewohnet/ her-
„nach zu Embden noch lange zeit gewohnet
„hat. Von welcher (ſagt er) ich verſtan-
„den habe aus ſichern brieffen glaubwuͤr-
„diger perſonen (die darnach gefragt/ und
„vernommen haben) aus Embden den
„11ten Martii 1596. geſchrieben/ alſo/ daß
„er eine Tochter mit ihr gezeuget und einen
„Sohn/ welcher Blumenſaat genennet ge-
„weſt ſey/ der hernach zu Haltern in Weſt-
„phalen ſol gewohnet; dieſe Annam aber
„David endlich verheyrathet haben an ei-
„nen ſeiner haußgenoſſen/ Johann Bol-
„ſen/ mit welchem ſie lange zeit zu Embden
„gewohnet/ und von ſich ſelbſt bey vielen
„den handel David Joris kund gemacht
„und offenbahret habe/ u. ſ. w. Diß ſind
die worte dieſes luͤgenſchreibers/ welcher dem
Ubbo Emmen nicht goͤnnet/ daß er allein
ſolte die ehre genieſſen von David Joris
nach ſeinem tode ſo viel luͤgen geſchrieben
zu haben/ darumb er auch ſein buͤchlein mit
dieſen und andern luͤgen beſchmieren wol-
len/ nicht daß er von ſeinem ſchreiben ei-
nige gewißheit habe/ ſondern berufft ſich
nur auff andere luͤgner (die er glaubwuͤr-
dige perſonen aus Embden nennet/ ſo ſol-
ches den 11ten Martii 1596. ſollen geſchrie-
ben haben.) Dieſe glaubwuͤrdige perſonen
ſind erſt: Menſo Alting/ Prediger oder
Pfarrherr zu Embden/ durch deſſen huͤlffe
und anſtifftung/ wie ich vernommen/ Ub-
bo ſein laͤſter-buch ſol geſchmiedet haben;
und noch einer Daniel de Block. Nun laß
doch dieſen Caſpar den brieff von dieſem
Menſo einmal vorbringen/ man wird gleich
im anfange befinden/ daß er von ſeinem
ſchreiben eben ſo wenig gewißheit habe als
Ubbo und Caſpar/ und alles nur geſuchte
und erdichtete luͤgen ſind. Denn alſo faͤngt
dieſer Menſo ſeinen brieff ſelbſt an: S. D. P.
„Ehrwuͤrdiger und ſehr gelehrter Bruder.
„Das jenige/ darnach er fraget/ hat weni-
„ger gewißheit denn beweiß/ u. ſ. f. Hier
hoͤreſt du gleich/ daß er nach alle ſeinen un-
terſuchungen oder nachfragen nicht zu einen
ſichern beweiß hat kommen koͤnnen/ wo an-
ders/ wuͤrde er wol aͤrger geprahlet haben.
Und dennoch duͤrffen ſie ſo ſtoltz ſeyn/ daß
ſie auff ſothanige ungewißheiten mit ihren
ehrraubenden und verleumbderiſchen federn
fortfahren/ und ihren naͤchſten/ eben als
wenns wahrheit waͤre/ beſchuldigen. Ey
lieber! auff welcher Hohenſchulen moͤgen
doch dieſe ſtudiret haben/ daß ſie das duͤrf-
fen vor warheit und gewißheit ſchreiben/
was ſie ſelbſt vor ungewiß halten und auß-
ſprechen/ und wol wiſſen/ daß ſie es nim-
mermehr beweiſen koͤnnen; Ja gar einige
von ihren Glaubens-Genoſſen (wie ich
glaubwuͤrdig berichtet bin) haben ſothanige
erdichtete luͤgen/ ohne einigen beweiß oder
ſcham/ duͤrffen in den Rechten vor den ho-
hen Rath in Holland anfuͤhren/ und eben
auch durch anſtifftung dieſes luͤgenſchrei-
bers/ Menſo/ aber vergebens. O unver-
ſchaͤmte und ſtoltze luͤgner/ die auff ſolchen
falſchen/ nichtigen und krancken grund ſotha-
nige ſchreckliche luͤgen bauen duͤrffen.
Es iſt gewiß/ daß David nicht mehr
denn eine frau gehabt hat/ welche geheiſſen
Dirnickghen Willems/ die er ſich zu
Delfft in der kirche hat trauen laſſen/ wel-
che auch zu Baſel mit ihm gewohnet/ und
binnen ſeinem hauſe/ unlaͤngſt vor ſeinem to-
de geſtorben iſt/ ohne daß er jemals vor o-
der nach/ oder neben ihr/ einige andere frau/
oder frauen gehabt. Es iſt wol wahr/ daß
dieſe Anna von Berchem im hauſe David
Joris gewohnet/ und ſich auch ehrlich und
from̃ gehalten und vertragen/ ſo lange ſie
binnen ſeinem hauſe gelebet. Aber es iſt fer-
ne von der wahrheit/ daß David ſolte fleiſch-
lich mit ihr uͤmgangen ſeyn/ und wie dieſer
ſcribent/ Swerinchuſen ſagt/ eine Tochter
und Sohn mit ihr gezeuget/ und der ſohn
Blumenſaat geheiſſen/ David aber ſie her-
nach verlaſſen/ und an einen andern verhey-
rathet haben. Jm gegentheil iſt wahrhaff-
tig/ daß ſie die zeit uͤber/ die ſie da gewoh-
net/ bey der tochter David Joris geſchlaf-
fen hat/ doch als ſie ſich nachmals an ei-
nen/ Johann Boelens/ einen leichtfertigen
geſellen verheyrathet/ hat ſie ſich mit ſel-
bigem nach Embden/ allda zu wohnen/ bege-
ben/ allwo ſie auch geſtorben iſt. Beſiehe
nun hierwieder den brieff dieſes Menſo Al-
tings/ welcher ſagt/ daß die gewißheit leich-
ter ſey/ denn der beweiß.
Jch wolte ihn wol einmal fragen/ von
wem er dieſe gewißheit habe/ hat er ſie von
dem zeugniß dieſer Anna von Berchem ſel-
ber/ (das ich nicht glaube) ſo wolte ich wol
auch mit gutem fug wider ihn ſagen/ daß er
ſich vergebens darauff beruffete. Denn/ ſo
ſie ſelbſt bekennet in hurerey gelebt zu haben/
ſo mag ſie nach den Rechten nicht ſelbſt zeu-
gen. Denn Menſo ſelber argumentirt in die-
ſem brieff viel frembder/ ſagende: Sie wuͤr-
den ſich vergebens auff die Davidianer beruf-
fen/ dieweil dieſelbe nach den Rechten nicht
zeugen moͤchten. Lieber Menſo/ ſage doch/ wer
hat ſolch Recht wider ſie gemacht? Warum
ſolten ſie nicht zeugen das/ was warhafftig iſt/
und davon ſie gute gewißheit haben/ und wer
hat dir die freyheit gegeben ſo ſtoltziglich zu zeu-
gen das du nicht weiſt/ noch einige gewißheit
davon haſt? Du zeigeſt fuͤrwahr recht/ daß
du eine unverſchaͤmte ſtirn haſt. David iſt
mehr denn 40. jahr todt geweſt/ und man hat
nichts von dieſen luͤgen gehoͤrt/ auch alle die laͤ-
ſterer/ die ſo viel unverſchaͤmte luͤgen wider ihn
geſchrieben/ haben nichts in einer eintzigen
ſchrifft ihrer laͤſterungen davon gedacht/ denn
allein dieſer Schwer in geiſt (Schwerinchuſen
ſolt ich ſagen) in offenbahrem druck/ und das
aus den ſchrifften dieſer 2. glaubwuͤrdigen
perſonen (wie er ſie nennet) nemlich/ Men-
ſo Alting und Doct. Daniel de Block. Diß ſind
nun die 2. falſche zeugen/ deſſen jeden falſch-
heit zu offenbahren hier wol ein Daniel noͤthig
waͤre/
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Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/597>, abgerufen am 16.07.2024. |