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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] würden verkleinert werden/ nicht aber den
wahren einfältigen sinn zur besserung recht zu
begreiffen/ oder das gute darinn (wie die
bienlein) zu suchen/ sondern wie die spinne
ihren gifft daraus zusaugen/ wie es hier an dir
wol zu sehen ist/ der du den guten sinn und
meynung gäntzlich verkehrest. Deßglei-
chen mag man auch sehen an der 2ten figur/
die du auch zum ärgsten/ und gantz wider
seine meynung suchest zu deuten. Mercke
doch drauff/ ist anders nur ein fünckgen scham
in dir/ und besiehe einmal die figur/ und fasse den
rechten sinn und meynung/ wie weit sie von
deinem abgehen/ bekenne doch/ daß es dein un-
rein hertze ist/ das dich so verkehrt läst urtheilen/
und habe reu und leidwesen drüber/ so magstu
vielleicht einmal von dieser unreinigkeit durch
Gottes Gnade erlöset werden/ wo es dir anders
ein ernst ist/ und glaubest/ daß solches noch hier
durch CHRistum/ und die krafft des Heil. Gei-
stes geschehen möge. Denn dem Unglaubigen
ists unmüglich ein reines hertz zu bekommen.

Die 2te Figur im Wunder-Buch/ darauff
du auch eine falsche außlegung machest/ muß
ich hier auch nur miterzehlen/ nicht üm deinet-
willen/ der du sie wol gesehen/ sondern üm des
guthertzigen Lesers willen/ welcher/ so er sie viel-
leicht nicht möchte gesehen haben/ meinen
möchte/ es wäre so/ wie du sagest. Deßwegen/
nur das ärgerniß wegzunehmen/ sol der Leser
wissen/ daß diese figur gar nicht ziele auff einige
unerbahre unkeuschheit/ wie gleichwol unver-
schamt und fälschlich gesagt wird/ sondern es
ist eine buchstäbliche abbildung und figur der
Braut Christi/ welche abgebildet ist in gestalt
einer Frauen/ habende 2. flügel in ihrer rechten
hand/ wie auch ein brennend hertze mit einem
strahl durchschossen/ dabey eine posaune. Auff
ihrem haupt ist sie gezieret mit einer krone/ üm
den halß mit einer kette; in ihrer lincken hand
hat sie ein scharff schwerdt/ rund um wird sie
mit einem licht umschienen; imgleichen ist auch
ein licht um ihr haupt/ und noch ein licht um
ihre mitte und auch um ihre füsse. Uber ihrem
haupt ist eine taube/ abbildende den H. Geist;
unter ihren füssen hat sie eine welt/ dadurch eine
krumme schlange kreucht/ und noch eine ande-
re gleiche schlange drunter/ und den tod. Auff
dem blat derselben figur stehet also: Nehmet
"wahr! Diß bildet ab die rechte herwieder-
"bringung oder restitution. Ein bild/ oder
"buchstäbliche figur der Braut CHRisti in
"hübscher gestalt/ zu einem spiegel und war-
"nung aller Gläubigen/ daß sie sich auff-
"machen zum Fest/ und bereiten zur Hochzeit
"im Heil. Schmuck/ zum preiß und lob des
"allmächtigen himmlischen Vaters und unsers
"HErrn JEsu CHRisti/ der gantzen welt
"Seligmacher. Dem sey das Reich/ Ehre/
"Macht und Gewalt allzeit und ewiglich/ A-
"men. Diß müsse also geschehen.

Nun muß ich dich abermal mit ernst fragen/
ob du es auch meinest/ daß diese figur abbilde
das/ was du sagen wilst? Fürwahr/ so du die-
se bedeutung wilst auslegen und dahin ziehen/
als ob David Joris hiemit den Menschen hät-
te wollen zur wollust des fleisches locken/ so muß
dein hertz wol ein rechter stinckender pfuhl seyn
voll aller unreinigkeit und unkeuschheit. Jch ge-
be allen gottsfürchtigen hertzen zu bedencken/ ob
[Spaltenumbruch] sie auch wol glauben könten/ daß du das Hohe-
lied Salom. Cantica Canticorum, auch köntest
mit einfältigem hertzen lesen/ da auch von brü-
sten/ bauch/ nabel/ lenden/ u.s.w. erzehlet wird/
doch nicht in solchem fleischlichen verstand/ als
du wol verstehest. Ob du aber diß nun verste-
hest oder nicht/ so ist doch offenbar/ daß Da-
vids meynung weit von deiner unterschieden
ist. Denn das/ was du wilst ziehen auff die
wollust des fleisches/ das leitet David auff die
Braut CHRristi: Was er geistlich verstehet/
das sprichstu nach deinem hertzen fleischlich
aus. Wasser und feuer können nimmermehr
so unterschieden seyn als diese 2. verschiedene
meynungen. An welchem ort der Heil. Schrifft
magstu doch wol gelernet haben/ daß du das/
was wol geredet ist/ übel auslegen/ und einen
geistlichen sinn auff einen fleischlichen ziehen und
deuten solst. Eben so verkehrestu auch alle an-
dere wolgeredte worte des Dav. Joris/ dazu
thuende und davon thuende oder auslassende/
wie dirs nur gutdüncket/ ohne daß du sie doch
erzehletest/ wie sie stehen/ und folgest hierinn an-
dern deines gleichen lügenschreibern. Schämst
du dich nicht deiner falschen erdichteten und of-
fenbahren lügen/ die du schreiben darffst/ wie
David ohne scheu schreibe und lehre (diß"
sind deine/ und nicht Davids worte) daß ein"
Geistlicher Bruder/ der eine schwangere oder"
unfruchtbare Frau habe/ sich wol dörffe bey"
andere/ sonderlich Glaubige Frauen/ ohne sün-"
de legen/ auff daß der Heil. Saame nicht ver-"
komme oder versäumet werde. Jch frage dich/
ob du denn deßwegen gar keine scham mehr
hast/ so offenbarfalsche und verkehrte lügen vor-
zubringen? Fürwahr/ ich weiß hierauff nichts
anders zu sagen/ denn daß es eine offenbahre
greiffliche lügen ist/ die du nimmermehr solt be-
weisen/ daß David solches geschrieben habe.

Dennoch aber/ damit deine lügen etwas
scheins haben möchte/ so setzestu das Buch/ dar-
inn er solches sagen solle/ und benennest erstlich
einen Send-Brieff an eine Wittbe. Diesen
send-brieff hab ich unter allen seinen brieffen/ die
gedruckt sind/ nicht gefunden. Darum/ so duNB.
diß aus einem geschriebenem brieff wilst bewei-
sen/ so mustu Davids eigne hand und schrifft
zum vorschein bringen/ wiltu anders glauben
erhalten/ daß solches mit deutlichen worten
drinnen stehe/ nicht aber/ daß du solches nach
deinem verkehrten hertzen draus wollest schlies-
sen. Hastu nun macht solches zu thun/ so brin-
ge selbe schrifft hervor/ ist es seine hand/ sie sol
gar wol erkannt werden. Denn David beklagt
sich in seiner entschuldigung an die Gräffin von
Embden/ daß einige schrifften unter seinem na-
men auff seine art ausgegangen wären/ ohne
sein wissen/ daraus viel scheltens und lästerns
entsprungen; unter selbigen kan auch diese mit
seyn/ doch kan man nichts davon sagen/ biß
man sie gesehen hat. Aber was ists nöthig so-
thanige ungewisse brieffe zu suchen/ da so viel
schrifften von ihm zu bekommen sind.

Du bringst auch zum 2ten für das Buch von
der Haußhaltung. Wolan/ das ist noch vor-
handen/ sage nun: Hat das David darinn ge-
schrieben? warum nennestu den ort und das
Capitel nicht/ da er solches geschrieben; denn es
ist in capitel unterschieden; welches du garleicht
hättest thun können/ und würdests auch wol

gethan

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] wuͤrden verkleinert werden/ nicht aber den
wahren einfaͤltigen ſinn zur beſſerung recht zu
begreiffen/ oder das gute darinn (wie die
bienlein) zu ſuchen/ ſondern wie die ſpinne
ihren gifft daraus zuſaugen/ wie es hier an dir
wol zu ſehen iſt/ der du den guten ſinn und
meynung gaͤntzlich verkehreſt. Deßglei-
chen mag man auch ſehen an der 2ten figur/
die du auch zum aͤrgſten/ und gantz wider
ſeine meynung ſucheſt zu deuten. Mercke
doch drauff/ iſt anders nur ein fuͤnckgen ſcham
in dir/ und beſiehe einmal die figur/ und faſſe den
rechten ſinn und meynung/ wie weit ſie von
deinem abgehen/ bekenne doch/ daß es dein un-
rein hertze iſt/ das dich ſo verkehrt laͤſt urtheilen/
und habe reu und leidweſen druͤber/ ſo magſtu
vielleicht einmal von dieſer unreinigkeit durch
Gottes Gnade erloͤſet werden/ wo es dir anders
ein ernſt iſt/ und glaubeſt/ daß ſolches noch hier
durch CHRiſtum/ und die krafft des Heil. Gei-
ſtes geſchehen moͤge. Denn dem Unglaubigen
iſts unmuͤglich ein reines hertz zu bekommen.

Die 2te Figur im Wunder-Buch/ darauff
du auch eine falſche außlegung macheſt/ muß
ich hier auch nur miterzehlen/ nicht uͤm deinet-
willen/ der du ſie wol geſehen/ ſondern uͤm des
guthertzigen Leſers willen/ welcher/ ſo er ſie viel-
leicht nicht moͤchte geſehen haben/ meinen
moͤchte/ es waͤre ſo/ wie du ſageſt. Deßwegen/
nur das aͤrgerniß wegzunehmen/ ſol der Leſer
wiſſen/ daß dieſe figur gar nicht ziele auff einige
unerbahre unkeuſchheit/ wie gleichwol unver-
ſchamt und faͤlſchlich geſagt wird/ ſondern es
iſt eine buchſtaͤbliche abbildung und figur der
Braut Chriſti/ welche abgebildet iſt in geſtalt
einer Frauen/ habende 2. fluͤgel in ihrer rechten
hand/ wie auch ein brennend hertze mit einem
ſtrahl durchſchoſſen/ dabey eine poſaune. Auff
ihrem haupt iſt ſie gezieret mit einer krone/ uͤm
den halß mit einer kette; in ihrer lincken hand
hat ſie ein ſcharff ſchwerdt/ rund um wird ſie
mit einem licht umſchienen; imgleichen iſt auch
ein licht um ihr haupt/ und noch ein licht um
ihre mitte und auch um ihre fuͤſſe. Uber ihrem
haupt iſt eine taube/ abbildende den H. Geiſt;
unter ihren fuͤſſen hat ſie eine welt/ dadurch eine
krumme ſchlange kreucht/ und noch eine ande-
re gleiche ſchlange drunter/ und den tod. Auff
dem blat derſelben figur ſtehet alſo: Nehmet
„wahr! Diß bildet ab die rechte herwieder-
„bringung oder reſtitution. Ein bild/ oder
„buchſtaͤbliche figur der Braut CHRiſti in
„huͤbſcher geſtalt/ zu einem ſpiegel und war-
„nung aller Glaͤubigen/ daß ſie ſich auff-
„machen zum Feſt/ und bereiten zur Hochzeit
„im Heil. Schmuck/ zum preiß und lob des
„allmaͤchtigen him̃liſchen Vaters und unſers
„HErrn JEſu CHRiſti/ der gantzen welt
„Seligmacher. Dem ſey das Reich/ Ehre/
„Macht und Gewalt allzeit und ewiglich/ A-
„men. Diß muͤſſe alſo geſchehen.

Nun muß ich dich abermal mit ernſt fragen/
ob du es auch meineſt/ daß dieſe figur abbilde
das/ was du ſagen wilſt? Fuͤrwahr/ ſo du die-
ſe bedeutung wilſt auslegen und dahin ziehen/
als ob David Joris hiemit den Menſchen haͤt-
te wollen zur wolluſt des fleiſches locken/ ſo muß
dein hertz wol ein rechter ſtinckender pfuhl ſeyn
voll aller unreinigkeit und unkeuſchheit. Jch ge-
be allen gottsfuͤrchtigen hertzen zu bedencken/ ob
[Spaltenumbruch] ſie auch wol glauben koͤnten/ daß du das Hohe-
lied Salom. Cantica Canticorum, auch koͤnteſt
mit einfaͤltigem hertzen leſen/ da auch von bruͤ-
ſten/ bauch/ nabel/ lenden/ u.ſ.w. erzehlet wird/
doch nicht in ſolchem fleiſchlichen verſtand/ als
du wol verſteheſt. Ob du aber diß nun verſte-
heſt oder nicht/ ſo iſt doch offenbar/ daß Da-
vids meynung weit von deiner unterſchieden
iſt. Denn das/ was du wilſt ziehen auff die
wolluſt des fleiſches/ das leitet David auff die
Braut CHRriſti: Was er geiſtlich verſtehet/
das ſprichſtu nach deinem hertzen fleiſchlich
aus. Waſſer und feuer koͤnnen nimmermehr
ſo unterſchieden ſeyn als dieſe 2. verſchiedene
meynungen. An welchem ort der Heil. Schrifft
magſtu doch wol gelernet haben/ daß du das/
was wol geredet iſt/ uͤbel auslegen/ und einen
geiſtlichen ſiñ auff einen fleiſchlichen ziehen und
deuten ſolſt. Eben ſo verkehreſtu auch alle an-
dere wolgeredte worte des Dav. Joris/ dazu
thuende und davon thuende oder auslaſſende/
wie dirs nur gutduͤncket/ ohne daß du ſie doch
erzehleteſt/ wie ſie ſtehen/ und folgeſt hierinn an-
dern deines gleichen luͤgenſchreibern. Schaͤmſt
du dich nicht deiner falſchen erdichteten und of-
fenbahren luͤgen/ die du ſchreiben darffſt/ wie
David ohne ſcheu ſchreibe und lehre (diß“
ſind deine/ und nicht Davids worte) daß ein“
Geiſtlicher Bruder/ der eine ſchwangere oder“
unfruchtbare Frau habe/ ſich wol doͤrffe bey“
andere/ ſonderlich Glaubige Frauen/ ohne ſuͤn-“
de legen/ auff daß der Heil. Saame nicht ver-“
komme oder verſaͤumet werde. Jch frage dich/
ob du denn deßwegen gar keine ſcham mehr
haſt/ ſo offenbarfalſche und verkehrte luͤgen vor-
zubringen? Fuͤrwahr/ ich weiß hierauff nichts
anders zu ſagen/ denn daß es eine offenbahre
greiffliche luͤgen iſt/ die du nimmermehr ſolt be-
weiſen/ daß David ſolches geſchrieben habe.

Dennoch aber/ damit deine luͤgen etwas
ſcheins haben moͤchte/ ſo ſetzeſtu das Buch/ dar-
inn er ſolches ſagen ſolle/ und benenneſt erſtlich
einen Send-Brieff an eine Wittbe. Dieſen
ſend-brieff hab ich unter allen ſeinen brieffen/ die
gedruckt ſind/ nicht gefunden. Darum/ ſo duNB.
diß aus einem geſchriebenem brieff wilſt bewei-
ſen/ ſo muſtu Davids eigne hand und ſchrifft
zum vorſchein bringen/ wiltu anders glauben
erhalten/ daß ſolches mit deutlichen worten
drinnen ſtehe/ nicht aber/ daß du ſolches nach
deinem verkehrten hertzen draus wolleſt ſchlieſ-
ſen. Haſtu nun macht ſolches zu thun/ ſo brin-
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gar wol erkannt werden. Denn David beklagt
ſich in ſeiner entſchuldigung an die Graͤffin von
Embden/ daß einige ſchrifften unter ſeinem na-
men auff ſeine art ausgegangen waͤren/ ohne
ſein wiſſen/ daraus viel ſcheltens und laͤſterns
entſprungen; unter ſelbigen kan auch dieſe mit
ſeyn/ doch kan man nichts davon ſagen/ biß
man ſie geſehen hat. Aber was iſts noͤthig ſo-
thanige ungewiſſe brieffe zu ſuchen/ da ſo viel
ſchrifften von ihm zu bekommen ſind.

Du bringſt auch zum 2ten fuͤr das Buch von
der Haußhaltung. Wolan/ das iſt noch vor-
handen/ ſage nun: Hat das David darinn ge-
ſchrieben? warum nenneſtu den ort und das
Capitel nicht/ da er ſolches geſchrieben; denn es
iſt in capitel unterſchieden; welches du garleicht
haͤtteſt thun koͤnnen/ und wuͤrdeſts auch wol

gethan
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[280/0576] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. wuͤrden verkleinert werden/ nicht aber den wahren einfaͤltigen ſinn zur beſſerung recht zu begreiffen/ oder das gute darinn (wie die bienlein) zu ſuchen/ ſondern wie die ſpinne ihren gifft daraus zuſaugen/ wie es hier an dir wol zu ſehen iſt/ der du den guten ſinn und meynung gaͤntzlich verkehreſt. Deßglei- chen mag man auch ſehen an der 2ten figur/ die du auch zum aͤrgſten/ und gantz wider ſeine meynung ſucheſt zu deuten. Mercke doch drauff/ iſt anders nur ein fuͤnckgen ſcham in dir/ und beſiehe einmal die figur/ und faſſe den rechten ſinn und meynung/ wie weit ſie von deinem abgehen/ bekenne doch/ daß es dein un- rein hertze iſt/ das dich ſo verkehrt laͤſt urtheilen/ und habe reu und leidweſen druͤber/ ſo magſtu vielleicht einmal von dieſer unreinigkeit durch Gottes Gnade erloͤſet werden/ wo es dir anders ein ernſt iſt/ und glaubeſt/ daß ſolches noch hier durch CHRiſtum/ und die krafft des Heil. Gei- ſtes geſchehen moͤge. Denn dem Unglaubigen iſts unmuͤglich ein reines hertz zu bekommen. Die 2te Figur im Wunder-Buch/ darauff du auch eine falſche außlegung macheſt/ muß ich hier auch nur miterzehlen/ nicht uͤm deinet- willen/ der du ſie wol geſehen/ ſondern uͤm des guthertzigen Leſers willen/ welcher/ ſo er ſie viel- leicht nicht moͤchte geſehen haben/ meinen moͤchte/ es waͤre ſo/ wie du ſageſt. Deßwegen/ nur das aͤrgerniß wegzunehmen/ ſol der Leſer wiſſen/ daß dieſe figur gar nicht ziele auff einige unerbahre unkeuſchheit/ wie gleichwol unver- ſchamt und faͤlſchlich geſagt wird/ ſondern es iſt eine buchſtaͤbliche abbildung und figur der Braut Chriſti/ welche abgebildet iſt in geſtalt einer Frauen/ habende 2. fluͤgel in ihrer rechten hand/ wie auch ein brennend hertze mit einem ſtrahl durchſchoſſen/ dabey eine poſaune. Auff ihrem haupt iſt ſie gezieret mit einer krone/ uͤm den halß mit einer kette; in ihrer lincken hand hat ſie ein ſcharff ſchwerdt/ rund um wird ſie mit einem licht umſchienen; imgleichen iſt auch ein licht um ihr haupt/ und noch ein licht um ihre mitte und auch um ihre fuͤſſe. Uber ihrem haupt iſt eine taube/ abbildende den H. Geiſt; unter ihren fuͤſſen hat ſie eine welt/ dadurch eine krumme ſchlange kreucht/ und noch eine ande- re gleiche ſchlange drunter/ und den tod. Auff dem blat derſelben figur ſtehet alſo: Nehmet „wahr! Diß bildet ab die rechte herwieder- „bringung oder reſtitution. Ein bild/ oder „buchſtaͤbliche figur der Braut CHRiſti in „huͤbſcher geſtalt/ zu einem ſpiegel und war- „nung aller Glaͤubigen/ daß ſie ſich auff- „machen zum Feſt/ und bereiten zur Hochzeit „im Heil. Schmuck/ zum preiß und lob des „allmaͤchtigen him̃liſchen Vaters und unſers „HErrn JEſu CHRiſti/ der gantzen welt „Seligmacher. Dem ſey das Reich/ Ehre/ „Macht und Gewalt allzeit und ewiglich/ A- „men. Diß muͤſſe alſo geſchehen. Nun muß ich dich abermal mit ernſt fragen/ ob du es auch meineſt/ daß dieſe figur abbilde das/ was du ſagen wilſt? Fuͤrwahr/ ſo du die- ſe bedeutung wilſt auslegen und dahin ziehen/ als ob David Joris hiemit den Menſchen haͤt- te wollen zur wolluſt des fleiſches locken/ ſo muß dein hertz wol ein rechter ſtinckender pfuhl ſeyn voll aller unreinigkeit und unkeuſchheit. Jch ge- be allen gottsfuͤrchtigen hertzen zu bedencken/ ob ſie auch wol glauben koͤnten/ daß du das Hohe- lied Salom. Cantica Canticorum, auch koͤnteſt mit einfaͤltigem hertzen leſen/ da auch von bruͤ- ſten/ bauch/ nabel/ lenden/ u.ſ.w. erzehlet wird/ doch nicht in ſolchem fleiſchlichen verſtand/ als du wol verſteheſt. Ob du aber diß nun verſte- heſt oder nicht/ ſo iſt doch offenbar/ daß Da- vids meynung weit von deiner unterſchieden iſt. Denn das/ was du wilſt ziehen auff die wolluſt des fleiſches/ das leitet David auff die Braut CHRriſti: Was er geiſtlich verſtehet/ das ſprichſtu nach deinem hertzen fleiſchlich aus. Waſſer und feuer koͤnnen nimmermehr ſo unterſchieden ſeyn als dieſe 2. verſchiedene meynungen. An welchem ort der Heil. Schrifft magſtu doch wol gelernet haben/ daß du das/ was wol geredet iſt/ uͤbel auslegen/ und einen geiſtlichen ſiñ auff einen fleiſchlichen ziehen und deuten ſolſt. Eben ſo verkehreſtu auch alle an- dere wolgeredte worte des Dav. Joris/ dazu thuende und davon thuende oder auslaſſende/ wie dirs nur gutduͤncket/ ohne daß du ſie doch erzehleteſt/ wie ſie ſtehen/ und folgeſt hierinn an- dern deines gleichen luͤgenſchreibern. Schaͤmſt du dich nicht deiner falſchen erdichteten und of- fenbahren luͤgen/ die du ſchreiben darffſt/ wie David ohne ſcheu ſchreibe und lehre (diß“ ſind deine/ und nicht Davids worte) daß ein“ Geiſtlicher Bruder/ der eine ſchwangere oder“ unfruchtbare Frau habe/ ſich wol doͤrffe bey“ andere/ ſonderlich Glaubige Frauen/ ohne ſuͤn-“ de legen/ auff daß der Heil. Saame nicht ver-“ komme oder verſaͤumet werde. Jch frage dich/ ob du denn deßwegen gar keine ſcham mehr haſt/ ſo offenbarfalſche und verkehrte luͤgen vor- zubringen? Fuͤrwahr/ ich weiß hierauff nichts anders zu ſagen/ denn daß es eine offenbahre greiffliche luͤgen iſt/ die du nimmermehr ſolt be- weiſen/ daß David ſolches geſchrieben habe. Dennoch aber/ damit deine luͤgen etwas ſcheins haben moͤchte/ ſo ſetzeſtu das Buch/ dar- inn er ſolches ſagen ſolle/ und benenneſt erſtlich einen Send-Brieff an eine Wittbe. Dieſen ſend-brieff hab ich unter allen ſeinen brieffen/ die gedruckt ſind/ nicht gefunden. Darum/ ſo du diß aus einem geſchriebenem brieff wilſt bewei- ſen/ ſo muſtu Davids eigne hand und ſchrifft zum vorſchein bringen/ wiltu anders glauben erhalten/ daß ſolches mit deutlichen worten drinnen ſtehe/ nicht aber/ daß du ſolches nach deinem verkehrten hertzen draus wolleſt ſchlieſ- ſen. Haſtu nun macht ſolches zu thun/ ſo brin- ge ſelbe ſchrifft hervor/ iſt es ſeine hand/ ſie ſol gar wol erkannt werden. Denn David beklagt ſich in ſeiner entſchuldigung an die Graͤffin von Embden/ daß einige ſchrifften unter ſeinem na- men auff ſeine art ausgegangen waͤren/ ohne ſein wiſſen/ daraus viel ſcheltens und laͤſterns entſprungen; unter ſelbigen kan auch dieſe mit ſeyn/ doch kan man nichts davon ſagen/ biß man ſie geſehen hat. Aber was iſts noͤthig ſo- thanige ungewiſſe brieffe zu ſuchen/ da ſo viel ſchrifften von ihm zu bekommen ſind. NB. Du bringſt auch zum 2ten fuͤr das Buch von der Haußhaltung. Wolan/ das iſt noch vor- handen/ ſage nun: Hat das David darinn ge- ſchrieben? warum nenneſtu den ort und das Capitel nicht/ da er ſolches geſchrieben; denn es iſt in capitel unterſchieden; welches du garleicht haͤtteſt thun koͤnnen/ und wuͤrdeſts auch wol gethan

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/576>, abgerufen am 24.05.2024.