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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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und Ezechiel Methen.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
leuten ausgetragen/ und uns irriger ke-
tzerischen
Religion beschuldiget hättet.
Weil ihr aber solches heimlich gethan/
möget ihr uns nicht verdencken/ daß
wir diese unsere unschuld wieder euch in
öffentlichen druck zu rettung unserer per-
son und Göttlicher ehren in uns/ ausge-
hen lassen/ und erstes tages unter die pres-
se gehen.

Wie auch
protestati-
ones
ge-
gen ihn.

42. Einige schreiben von dieser Gräfin hat
Herr D. Johann Andreas Schmied zu
Helmstädt unlängst in seiner dissertation de
muliere heterodoxa. §. 31. p.
45. aus einigen
manuscriptis angeführet/ welche aber mit de-
nen gedruckten gantz einstimmen. Jn einem
darunter schreibet die Gräfin also: Herr D.
Weber hat sich nicht zubekümmern/ was
Stiefel in unsern geschäfften zu Ohr-
druff zu verrichten/ die falsche lehre ist
der wahrheit nicht gemäß. Ezechiel
Methen Christlichen wandels und glau-
bens wegen wollen wir dißfals nicht ei-
fern/ sondern ihres glaubens grund Chri-
stum JEsum/ den er in ihnen verlästert/
wie auch in allen gläubigen/ vielmehr
ehren/ und denselben um sein schmach-
schreiben wider sie mit Christlicher be-
scheidenheit ihre eigene Person zu be-
schützen zur verantwortung überrei-
chen/ und seiner und aller widerwärtigen
beschuldigung wegen sich von keinem
rechten gliedmaß der kirchen vom klein-
sten biß zum grösten nicht allein in ihrer
Herrschafft/ sondern auch in der gantzen
Christenheit trennen und absondern.
So solt ihr auch gewiß davor halten/
daß wir gar keinen wolgefallen an ei-
ner bittern verwarnung wider fromme
leute haben/ in und an welchen wir biß
hero nichts als Göttliche treu und auff-
richtigkeit befunden. Wir seyn auch
hinfort wegen ihrer treuen und Christli-
chen dienste bey ihnen in gnaden zuste-
hen und ihrer unbilligen beschuldigung
wegen bey unserm Herrn und vorgesetz-
ten haubte sie mit GOttes hülffe und
lebendiger krafft seines heiligen worts
in uns zuvertretten/ und zu verbitten
ferner von hertzen erbötig und willig.

Auff diese und dergleichen erklärung der Gräfin
hat D. Weber nicht eher geruhet/ biß er diese
leute alle fortgeschafft/ wie er in gedachtem
schreiben rühmet.

43. Seinen sinn und geführte conduite hier-
bey kan man ferner aus gar vielen umständen
noch weiter abnehmen. Jn der gedachten vor-
rede über die censuram hat er p. A. 4. Stiefeln
Webers
verhalten
und sinn
dabey.
und die andern der sande wider den Heil.
Geist
beschuldiget und vor unbekehrlich ge-
halten/ welches er auch im 10. Capitel p. 282.
widerholet. Jn einem andern eigenhändigen
brieff an D. Meisnern von dieser sache will er
austrücklich behaubten/ Stiefel müste durch
den Hencker hingerichtet werden/ welches doch
die Wittenbergischen Theologi, die sonst den
Kätzern auch nicht viel schencken/ vor unrecht
Blutdür-
stigkeit
und Spa-
nisches
urtheil.
hielten. Seine eigene worte aus dem origi-
nal
sind folgende: was der Herr D. von
Stiefel schreibet/ daß er zweiffele ob er
am leben zu straffen sey/ bin ich einer an-
[Spaltenumbruch] dern meinung. Jch
protestire aber vorJahr
MDC.
biß
MDCC.

GOtt/ daß ichs nicht aus haß oder rach-
gier schreibe: Jch frage nicht/ ob Stie-
fel als ein ketzer schlecht hin umzubrin-
gen sey: denn das ist unstreitig/ daß es
nicht vergönnet sey. Jch frage auch
nicht/ obs wegen vieler meineide gesche-
hen müsse: Das mögen die
Juristen aus-
machen. Sondern dieses macht mir

scrupel, ob Stiefel/ der der gottesläste-
rung über wiesen/ mit leibes straffe zu be-
legen sey? dazu sage ich ja. Zum an-
dern ob einer ein Gotteslästerer sey/
wenn er sich Göttlich e Maje stät unmit-
telbar zumist/ nicht allein mit vorsatz/
sondern auch mit fleiß es auszubreiten.
Daß nun Stiefel auf solche art ein Got-
teslästerer sey/ zweiffele ich nicht/ son-
dern bins gewiß etc.
welches er denn aus Stie-
fels worten beweisen will. Darauff er schleust:
Jch bin der meinung/ daß ein solcher
Gottes lästerer am leben müsse gestraf-
fet werden.
Die ursachen sind:

1. Weil keine ursache ist/ warum der lex deVorge-
schützte
ursachen.

blasphemis occidendis auffgehaben sey/ nach
der regul in der Logica: S[i] id inest, quod mi-
nus est &c.
2. Blasphemiae crimen aut moraliter perti-
net ad legem Mosis aut judicialiter: non hoc,
ergo illud.
3. NB. Die Pharisäer wolten CHri-
stum umbringen/ weil er sich
zu GOTT
machte. Dieser ihre ursache war in thesi
nicht falsch/ sondern von CHristo selbst zu-
gegeben. Sie irreten nur in hypothesi. Darff
ich also wol a pari ratiocmiren: einen blasphe-
mum proprie dictum
muß man umbringen:
Ergo auch Stiefeln.
4. NB. Ab Exemplis. Denn ich wolte nicht
gerne die lebens-straffen Serveti, Georgii und
anderer Gottes-lästerer verwerffen. Denn
man hat wieder sie bedächtlich und vorsetzlich
procedirt (maturo & deliberaeto judicio;) daß
aber die unserigen Calvini urtheil mißbilligen/ ist
nur secundum quid wahr. Daß man einwirfft:
Man müße die Papisten mit solchen exempeln
nicht waffnen wider unser blut: so distinguire
ich zwischen einem haeretico simplici & blas-
phemo.
5. Endlich kan man einem Gotteslästerer
nicht besser begegnen/ als daß man ihn aus
dem wege räumt.

44. Diese dinge waren alle so grob/ daß ihmDer Wit-
tenberger
antwort
hierauff.

auch die Wittenbergische Facultät selbsten wi-
dersprach/ in deren eigenen antwort hierauff
dieses argument opponiret wurde: Wenn ein
jeder/ der ihm Göttliche Majestät zuschreibet/"
oder dieselbe GOtt abspricht/ am leben zu"
straffen ist/ so folgt/ daß auch der Pabst/ die"
Jesuiten/ Calvinisten/ Photinianer und an-"Und be-
scheidenes
urtheil
von Stie-
feln.

dere also gestrafft werden/ Atqui; ergo. Sie"
schreiben auch von Stiefeln folgendes:

1. Er eigne sich nicht selbst unmit-
telbar Göttliche Majestät zu/ denn
er mache immer zwischen sich und CHri-
sto einen unterscheid.
2. Er irre mehr in worten und redens-
arten als in
sensu? denn in dem er die
höchste vereinigung CHristi und seiner

gläubi-
F 3

und Ezechiel Methen.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
leuten ausgetragen/ und uns irriger ke-
tzeriſchen
Religion beſchuldiget haͤttet.
Weil ihr aber ſolches heimlich gethan/
moͤget ihr uns nicht verdencken/ daß
wir dieſe unſere unſchuld wieder euch in
oͤffentlichen druck zu rettung unſerer per-
ſon und Goͤttlicher ehren in uns/ ausge-
hen laſſen/ und erſtes tages unter die preſ-
ſe gehen.

Wie auch
proteſtati-
ones
ge-
gen ihn.

42. Einige ſchreiben von dieſer Graͤfin hat
Herꝛ D. Johann Andreas Schmied zu
Helmſtaͤdt unlaͤngſt in ſeiner diſſertation de
muliere heterodoxa. §. 31. p.
45. aus einigen
manuſcriptis angefuͤhret/ welche aber mit de-
nen gedruckten gantz einſtimmen. Jn einem
darunter ſchreibet die Graͤfin alſo: Herr D.
Webeꝛ hat ſich nicht zubekuͤmmern/ was
Stiefel in unſern geſchaͤfften zu Ohr-
druff zu verrichten/ die falſche lehre iſt
der wahrheit nicht gemaͤß. Ezechiel
Methen Chꝛiſtlichen wandels und glau-
bens wegen wollen wir dißfals nicht ei-
fern/ ſondern ihres glaubens grund Chri-
ſtum JEſum/ den er in ihnen verlaͤſtert/
wie auch in allen glaͤubigen/ vielmehr
ehren/ und denſelben um ſein ſchmach-
ſchreiben wider ſie mit Chriſtlicher be-
ſcheidenheit ihre eigene Perſon zu be-
ſchuͤtzen zur verantwortung uͤberrei-
chen/ und ſeiner und aller wideꝛwaͤꝛtigen
beſchuldigung wegen ſich von keinem
rechten gliedmaß der kirchen vom klein-
ſten biß zum groͤſten nicht allein in ihrer
Herrſchafft/ ſondern auch in der gantzen
Chriſtenheit trennen und abſondern.
So ſolt ihr auch gewiß davor halten/
daß wir gar keinen wolgefallen an ei-
ner bittern verwarnung wider fromme
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hero nichts als Goͤttliche treu und auff-
richtigkeit befunden. Wir ſeyn auch
hinfort wegen ihrer treuen und Chriſtli-
chen dienſte bey ihnen in gnaden zuſte-
hen und ihrer unbilligen beſchuldigung
wegen bey unſerm Herrn und vorgeſetz-
ten haubte ſie mit GOttes huͤlffe und
lebendiger krafft ſeines heiligen worts
in uns zuvertretten/ und zu verbitten
ferner von hertzen erboͤtig und willig.

Auff dieſe und dergleichen erklaͤrung der Graͤfin
hat D. Weber nicht eher geruhet/ biß er dieſe
leute alle fortgeſchafft/ wie er in gedachtem
ſchreiben ruͤhmet.

43. Seinen ſinn und gefuͤhrte conduite hier-
bey kan man ferner aus gar vielen umſtaͤnden
noch weiter abnehmen. Jn der gedachten vor-
rede uͤber die cenſuram hat er p. A. 4. Stiefeln
Webers
verhalten
und ſinn
dabey.
und die andern der ſande wider den Heil.
Geiſt
beſchuldiget und vor unbekehrlich ge-
halten/ welches er auch im 10. Capitel p. 282.
widerholet. Jn einem andern eigenhaͤndigen
brieff an D. Meiſnern von dieſer ſache will er
austruͤcklich behaubten/ Stiefel muͤſte durch
den Hencker hingerichtet werden/ welches doch
die Wittenbergiſchen Theologi, die ſonſt den
Kaͤtzern auch nicht viel ſchencken/ vor unrecht
Blutduͤr-
ſtigkeit
und Spa-
niſches
urtheil.
hielten. Seine eigene worte aus dem origi-
nal
ſind folgende: was der Herr D. von
Stiefel ſchreibet/ daß er zweiffele ob er
am leben zu ſtraffen ſey/ bin ich einer an-
[Spaltenumbruch] dern meinung. Jch
proteſtire aber vorJahr
MDC.
biß
MDCC.

GOtt/ daß ichs nicht aus haß oder rach-
gier ſchreibe: Jch frage nicht/ ob Stie-
fel als ein ketzer ſchlecht hin umzubrin-
gen ſey: denn das iſt unſtreitig/ daß es
nicht vergoͤnnet ſey. Jch frage auch
nicht/ obs wegen vieler meineide geſche-
hen muͤſſe: Das moͤgen die
Juriſten aus-
machen. Sondern dieſes macht mir

ſcrupel, ob Stiefel/ der der gotteslaͤſte-
rung uͤber wieſen/ mit leibes ſtraffe zu be-
legen ſey? dazu ſage ich ja. Zum an-
dern ob einer ein Gotteslaͤſterer ſey/
wenn er ſich Goͤttlich e Maje ſtaͤt unmit-
telbar zumiſt/ nicht allein mit vorſatz/
ſondern auch mit fleiß es auszubreiten.
Daß nun Stiefel auf ſolche art ein Got-
teslaͤſterer ſey/ zweiffele ich nicht/ ſon-
dern bins gewiß ꝛc.
welches er deñ aus Stie-
fels worten beweiſen will. Darauff er ſchleuſt:
Jch bin der meinung/ daß ein ſolcher
Gottes laͤſterer am leben muͤſſe geſtraf-
fet werden.
Die urſachen ſind:

1. Weil keine urſache iſt/ warum der lex deVorge-
ſchuͤtzte
urſachen.

blasphemis occidendis auffgehaben ſey/ nach
der regul in der Logica: S[i] id ineſt, quod mi-
nus eſt &c.
2. Blaſphemiæ crimen aut moraliter perti-
net ad legem Moſis aut judicialiter: non hoc,
ergo illud.
3. NB. Die Phariſaͤer wolten CHri-
ſtum umbringen/ weil er ſich
zu GOTT
machte. Dieſer ihre urſache war in theſi
nicht falſch/ ſondern von CHriſto ſelbſt zu-
gegeben. Sie irreten nur in hypotheſi. Darff
ich alſo wol à pari ratiocmiren: einen blaſphe-
mum proprie dictum
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Ergo auch Stiefeln.
4. NB. Ab Exemplis. Denn ich wolte nicht
gerne die lebens-ſtraffen Serveti, Georgii und
anderer Gottes-laͤſterer verwerffen. Denn
man hat wieder ſie bedaͤchtlich und vorſetzlich
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aber die unſerigẽ Calvini urtheil mißbilligen/ iſt
nur ſecundum quid wahr. Daß man einwirfft:
Man muͤße die Papiſten mit ſolchen exempeln
nicht waffnen wider unſer blut: ſo diſtinguire
ich zwiſchen einem hæretico ſimplici & blaſ-
phemo.
5. Endlich kan man einem Gotteslaͤſterer
nicht beſſer begegnen/ als daß man ihn aus
dem wege raͤumt.

44. Dieſe dinge waren alle ſo grob/ daß ihmDer Wit-
tenberger
antwort
hierauff.

auch die Wittenbergiſche Facultaͤt ſelbſten wi-
derſprach/ in deren eigenen antwort hierauff
dieſes argument opponiret wurde: Wenn ein
jeder/ der ihm Goͤttliche Majeſtaͤt zuſchreibet/“
oder dieſelbe GOtt abſpricht/ am leben zu“
ſtraffen iſt/ ſo folgt/ daß auch der Pabſt/ die“
Jeſuiten/ Calviniſten/ Photinianer und an-„Und be-
ſcheidenes
urtheil
von Stie-
feln.

dere alſo geſtrafft werden/ Atqui; ergo. Sie“
ſchreiben auch von Stiefeln folgendes:

1. Er eigne ſich nicht ſelbſt unmit-
telbar Goͤttliche Majeſtaͤt zu/ denn
er mache immer zwiſchen ſich und CHri-
ſto einen unterſcheid.
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glaͤubi-
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[45/0057] und Ezechiel Methen. leuten ausgetragen/ und uns irriger ke- tzeriſchen Religion beſchuldiget haͤttet. Weil ihr aber ſolches heimlich gethan/ moͤget ihr uns nicht verdencken/ daß wir dieſe unſere unſchuld wieder euch in oͤffentlichen druck zu rettung unſerer per- ſon und Goͤttlicher ehren in uns/ ausge- hen laſſen/ und erſtes tages unter die preſ- ſe gehen. Jahr MDC. biß MDCC. 42. Einige ſchreiben von dieſer Graͤfin hat Herꝛ D. Johann Andreas Schmied zu Helmſtaͤdt unlaͤngſt in ſeiner diſſertation de muliere heterodoxa. §. 31. p. 45. aus einigen manuſcriptis angefuͤhret/ welche aber mit de- nen gedruckten gantz einſtimmen. Jn einem darunter ſchreibet die Graͤfin alſo: Herr D. Webeꝛ hat ſich nicht zubekuͤmmern/ was Stiefel in unſern geſchaͤfften zu Ohr- druff zu verrichten/ die falſche lehre iſt der wahrheit nicht gemaͤß. Ezechiel Methen Chꝛiſtlichen wandels und glau- bens wegen wollen wir dißfals nicht ei- fern/ ſondern ihres glaubens grund Chri- ſtum JEſum/ den er in ihnen verlaͤſtert/ wie auch in allen glaͤubigen/ vielmehr ehren/ und denſelben um ſein ſchmach- ſchreiben wider ſie mit Chriſtlicher be- ſcheidenheit ihre eigene Perſon zu be- ſchuͤtzen zur verantwortung uͤberrei- chen/ und ſeiner und aller wideꝛwaͤꝛtigen beſchuldigung wegen ſich von keinem rechten gliedmaß der kirchen vom klein- ſten biß zum groͤſten nicht allein in ihrer Herrſchafft/ ſondern auch in der gantzen Chriſtenheit trennen und abſondern. So ſolt ihr auch gewiß davor halten/ daß wir gar keinen wolgefallen an ei- ner bittern verwarnung wider fromme leute haben/ in und an welchen wir biß hero nichts als Goͤttliche treu und auff- richtigkeit befunden. Wir ſeyn auch hinfort wegen ihrer treuen und Chriſtli- chen dienſte bey ihnen in gnaden zuſte- hen und ihrer unbilligen beſchuldigung wegen bey unſerm Herrn und vorgeſetz- ten haubte ſie mit GOttes huͤlffe und lebendiger krafft ſeines heiligen worts in uns zuvertretten/ und zu verbitten ferner von hertzen erboͤtig und willig. Auff dieſe und dergleichen erklaͤrung der Graͤfin hat D. Weber nicht eher geruhet/ biß er dieſe leute alle fortgeſchafft/ wie er in gedachtem ſchreiben ruͤhmet. 43. Seinen ſinn und gefuͤhrte conduite hier- bey kan man ferner aus gar vielen umſtaͤnden noch weiter abnehmen. Jn der gedachten vor- rede uͤber die cenſuram hat er p. A. 4. Stiefeln und die andern der ſande wider den Heil. Geiſt beſchuldiget und vor unbekehrlich ge- halten/ welches er auch im 10. Capitel p. 282. widerholet. Jn einem andern eigenhaͤndigen brieff an D. Meiſnern von dieſer ſache will er austruͤcklich behaubten/ Stiefel muͤſte durch den Hencker hingerichtet werden/ welches doch die Wittenbergiſchen Theologi, die ſonſt den Kaͤtzern auch nicht viel ſchencken/ vor unrecht hielten. Seine eigene worte aus dem origi- nal ſind folgende: was der Herr D. von Stiefel ſchreibet/ daß er zweiffele ob er am leben zu ſtraffen ſey/ bin ich einer an- dern meinung. Jch proteſtire aber vor GOtt/ daß ichs nicht aus haß oder rach- gier ſchreibe: Jch frage nicht/ ob Stie- fel als ein ketzer ſchlecht hin umzubrin- gen ſey: denn das iſt unſtreitig/ daß es nicht vergoͤnnet ſey. Jch frage auch nicht/ obs wegen vieler meineide geſche- hen muͤſſe: Das moͤgen die Juriſten aus- machen. Sondern dieſes macht mir ſcrupel, ob Stiefel/ der der gotteslaͤſte- rung uͤber wieſen/ mit leibes ſtraffe zu be- legen ſey? dazu ſage ich ja. Zum an- dern ob einer ein Gotteslaͤſterer ſey/ wenn er ſich Goͤttlich e Maje ſtaͤt unmit- telbar zumiſt/ nicht allein mit vorſatz/ ſondern auch mit fleiß es auszubreiten. Daß nun Stiefel auf ſolche art ein Got- teslaͤſterer ſey/ zweiffele ich nicht/ ſon- dern bins gewiß ꝛc. welches er deñ aus Stie- fels worten beweiſen will. Darauff er ſchleuſt: Jch bin der meinung/ daß ein ſolcher Gottes laͤſterer am leben muͤſſe geſtraf- fet werden. Die urſachen ſind: Webers verhalten und ſinn dabey. Blutduͤr- ſtigkeit und Spa- niſches urtheil. Jahr MDC. biß MDCC. 1. Weil keine urſache iſt/ warum der lex de blasphemis occidendis auffgehaben ſey/ nach der regul in der Logica: Si id ineſt, quod mi- nus eſt &c. 2. Blaſphemiæ crimen aut moraliter perti- net ad legem Moſis aut judicialiter: non hoc, ergo illud. 3. NB. Die Phariſaͤer wolten CHri- ſtum umbringen/ weil er ſich zu GOTT machte. Dieſer ihre urſache war in theſi nicht falſch/ ſondern von CHriſto ſelbſt zu- gegeben. Sie irreten nur in hypotheſi. Darff ich alſo wol à pari ratiocmiren: einen blaſphe- mum proprie dictum muß man umbringen: Ergo auch Stiefeln. 4. NB. Ab Exemplis. Denn ich wolte nicht gerne die lebens-ſtraffen Serveti, Georgii und anderer Gottes-laͤſterer verwerffen. Denn man hat wieder ſie bedaͤchtlich und vorſetzlich procedirt (maturo & deliberæto judicio;) daß aber die unſerigẽ Calvini urtheil mißbilligen/ iſt nur ſecundum quid wahr. Daß man einwirfft: Man muͤße die Papiſten mit ſolchen exempeln nicht waffnen wider unſer blut: ſo diſtinguire ich zwiſchen einem hæretico ſimplici & blaſ- phemo. 5. Endlich kan man einem Gotteslaͤſterer nicht beſſer begegnen/ als daß man ihn aus dem wege raͤumt. 44. Dieſe dinge waren alle ſo grob/ daß ihm auch die Wittenbergiſche Facultaͤt ſelbſten wi- derſprach/ in deren eigenen antwort hierauff dieſes argument opponiret wurde: Wenn ein jeder/ der ihm Goͤttliche Majeſtaͤt zuſchreibet/“ oder dieſelbe GOtt abſpricht/ am leben zu“ ſtraffen iſt/ ſo folgt/ daß auch der Pabſt/ die“ Jeſuiten/ Calviniſten/ Photinianer und an-„ dere alſo geſtrafft werden/ Atqui; ergo. Sie“ ſchreiben auch von Stiefeln folgendes: Der Wit- tenberger antwort hierauff. Und be- ſcheidenes urtheil von Stie- feln. 1. Er eigne ſich nicht ſelbſt unmit- telbar Goͤttliche Majeſtaͤt zu/ denn er mache immer zwiſchen ſich und CHri- ſto einen unterſcheid. 2. Er irre mehr in worten und redens- arten als in ſenſu? denn in dem er die hoͤchſte vereinigung CHriſti und ſeiner glaͤubi- F 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/57>, abgerufen am 11.05.2024.