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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch]

Was seinen Adel betrifft/ wird nie erhellen/
daß er sich vor einen gebohrnen von Adel außge-
geben/ sondern hat sich selbst bey dem E. Rath
allda zu erkennen gegeben/ daß er nicht von
Adel sey/ begehrte auch nicht anders als ein
Bürger angesehen und gehalten zu werden/
weil er nie groß auffsehen auff sich gesuchet/
sondern klein-und niedrigkeit/ wiewol er wider
seinen willen und danck der welt ehre hat müs-
sen geniessen/ nicht allein von den gemeinen
Bürgern zu Basel/ sondern auch von den Her-
ren der Stadt selbst; und anlangend den eyd/
den er als Bürger zu Basel gethan/ hat er sel-
ben nicht übertreten/ sondern getreulich und
wol gehalten/ seine Obrigkeit in grossen ehren
gehabt/ und sie in allem respectiret/ was er
schuldig war/ nemlich in allen Bürgerlichen
und Politischen Sachen. Was aber die Re-
ligion
betrifft/ sprichstu/ sey er ein Spötter
Gottes gewesen. Woher oder woraus schlies-
sestu das? Darum/ weil er dem E. Rath zu Ba-
sel hat kund gethan/ daß er üm der Bekäntniß
des Evangelii aus Niederland vertrieben war.
Das war warhafftig so/ und nicht wider die
warheit/ denn solches bezeugen alle seine Schriff-
ten/ wie sehr du sie auch lästerst. Was ist denn
die ursache/ daß du so unchristlich/ ungebühr-
lich/ unbescheiden/ unbefugt und wider die war-
heit redest? Jsts darum/ daß er den äusser-
lichen Kirchen-Frieden zu Basel nicht öffent-
lich hat zerstöret/ und Stadt und Land unru-
hig gemacht? Oder ists darum/ daß er mit dei-
nen Religions-Genossens das Abendmahl ge-
brauchet/ weßwegen du/ weil die deinigen da-
durch betrogen/ wie du dir einbildest/ ihn nicht
erkannt hast vor denjenigen/ der er war? Ge-
wiß/ das ist die sache/ die dich so beisset/ wie ich
meine. Aber gesetzt/ daß es so sey/ köntestu denn
daraus schliessen/ wie du thust/ daß es ihm al-
les frey gewesen/ mit den Papisten Papistisch/
mit den Lutherischen Lutherisch/ mit den Evan-
gelischen Evangelisch/ mit den Türcken Tür-
ckisch/ mit den Jüden Jüdisch zu seyn? Daß
man aber mit den Evangelischen (oder/ wie du
redest/ rechtgläubigen kirchen) den äusserlichen
kirchen-dienst/ so er nicht platt wider des
HErrn befehl ist/ ohne sünde gebrauchen mö-
ge/ glaub ich gern/ daß ers nicht wird haben
wollen widersprechen; Aber daß er darum den
mißbrauch der Papisten oder anderer Kirchen
in gleichem grad gehalten habe/ ist nicht die
warheit; denn so er das gethan hätte/ würde
ersolche verfolgung nicht gelitten haben/ wä-
re auch nicht nöthig gewest/ daß er sich nach
Basel begeben. Weil er aber in der kirche zu
Basel das Abendmahl gehalten/ und die Pre-
digten gehöret/ auch die kirche öffter besuchet/
so schiltestu ihn vor einen heuchler und spötter
GOttes. Wenn er von dem E. Rath zu Basel
wäre gefragt worden ob er alles/ was in der
kirche allda gelehret würde/ insgesamt billig-
te/ und vor recht erkennte/ und nichts darwider
zu reden hätte/ solten sie wol vielleicht eine an-
dere antwort von ihm gehöret haben. Aber
weil er sich bey ihm nach der warheit zu erken-
nen gegeben/ daß er üm der Bekäntniß des
Evangelii und üm der warheit willen aus
Niederland geflüchtet/ ist er allda zu einem
Bürger angenommen worden/ und hat seinen
bürg erlichen eyd treulich gehalten/ so/ daß er
[Spaltenumbruch] keinen eintzigen auffruhr daselbst angerichtet/
oder sich von ihm gesondert/ und kont auch
die Prediger allda in ihrer schwachheit wol
tragen/ daß er auch mit dem gebrauch des
Abendmahls (welches allda wol nach der äus-
serlichen weise der Apostel gebraucht wurde)
kein ärgerniß unter den schwachen hat wollen
anrichten. Nimstu nun diß so übel/ daß er
nicht auffrührisch gesinnt gewesen/ sondern
sich in der stille daselbst gehalten hat/ so gibstu
wol zu erkennen/ was du thun würdest/ (wenn
du macht hättest) dem jenigen/ der dir öffent-
lich widerspräche.

David hat sich ja zum gehör der Predigt all-
da gehalten/ daran aber hat er nichts mißhan-
delt/ das straffens werth ist. Denn solte er die
Geister prüffen und untersuchen/ so muste er
sie ja hören. Dem jenigen nun/ was mit
GOttes wort in den Predigten überein kam/
hat er mit mund und hertzen zugestimmet/ und
hat auch das Abendmal mit selben Leuten
(üm kein ärgerniß anzurichten) gebrauchet
und genützet; Deßwegen aber hat er nicht al-
les das gebilliget noch vor gut gehalten/ was
allda wider GOttes ausgedrucktes Wort
mochte gelehret werden. Wenn aber etwas
dergleichen gelehret wurde/ hat er die Seinen/
die ihm anbefohlen waren/ dafür gewarnet.
Wilstu ihn nun deßwegen vor einen spötter
GOttes verurtheilen/ der du dir selbst allhie
das Amt CHRisti zueignest/ und dich auff
den richterstuhl setzest/ so siehe wol zu/ daß du
ein recht urtheil sprichst/ auff daß nicht/ worinn
du einen andern urtheilest/ du selbst schuldig er-
funden werdest. Damit ich dirs aber nicht
zu lang mache/ wil ich das urtheil GOtt über-
lassen/ welcher zu seiner zeit ein anderes und ge-
rechtes urtheil wird aussprechen/ und sage zum
beschluß auff das/ was du von seinem leben se-
tzest: Deine unverschämtheit/ partheylig- und
bitterkeit ist so groß/ daß du von seinem leben
ein weit anders zeugniß gibst/ als seine bittersten
feinde selber gethan haben. Denn diese zeug-
nisse geben von Davids leben diejenigen/ die
seinen Leichnam/ da er ungefehr drey jahr be-
graben gelegen/ auffgegraben und verbrannt
haben/ nemlich die zu Basel in ihrem außgege-
benen Büchlein/ fol. 5.

So lang er zu Basel gewohnt/ hat er sich"
mit alle den seinigen vor aller bürger oh-"
ren und augen dergestalt zu beweisen bemühet"
mit unterhaltung aller bürgerlichen ge-"
rechtigkeit und gebrauch der Religion und"
Gottes-dienste/ mit allmosen geben an die"
armen/ tröstung der krancken und hülffe"
der nothdürfftigen/ und andern dergleichen"
wercken etc. Was weistu denn nun auff diese
zeugnisse zu sagen? Diß bezeugen seine gegner
selbst/ welcher augen und ohren zeugen seines
lebens gewesen sind/ und nur seine lehre und
todten leichnam verurtheilet haben; Aber von
seinem leben/ welches durch gantz Basel be-
kandt war/ hat sie die warheit und scham ge-
drungen/ ein gut zeugniß zu geben/ und du/
der du ihn nicht gesehen/ noch gekannt/ noch
mit ihm ümgangen/ bist so unverschämt/ daß
du sein leben so stinckend machest/ daß der aller-
schnödeste bube nicht ärger könte gewesen
seyn/ als du ihn abschilterst. Fürwahr/ so er
ein solcher/ und mit so thanigen greueln wäre

behaff-
A. K. H. Vierter Theil. M m
Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch]

Was ſeinen Adel betrifft/ wird nie erhellen/
daß er ſich vor einen gebohrnen von Adel außge-
geben/ ſondern hat ſich ſelbſt bey dem E. Rath
allda zu erkennen gegeben/ daß er nicht von
Adel ſey/ begehrte auch nicht anders als ein
Buͤrger angeſehen und gehalten zu werden/
weil er nie groß auffſehen auff ſich geſuchet/
ſondern klein-und niedrigkeit/ wiewol er wider
ſeinen willen und danck der welt ehre hat muͤſ-
ſen genieſſen/ nicht allein von den gemeinen
Buͤrgern zu Baſel/ ſondern auch von den Her-
ren der Stadt ſelbſt; und anlangend den eyd/
den er als Buͤrger zu Baſel gethan/ hat er ſel-
ben nicht uͤbertreten/ ſondern getreulich und
wol gehalten/ ſeine Obrigkeit in groſſen ehren
gehabt/ und ſie in allem reſpectiret/ was er
ſchuldig war/ nemlich in allen Buͤrgerlichen
und Politiſchen Sachen. Was aber die Re-
ligion
betrifft/ ſprichſtu/ ſey er ein Spoͤtter
Gottes geweſen. Woher oder woraus ſchlieſ-
ſeſtu das? Darum/ weil er dem E. Rath zu Ba-
ſel hat kund gethan/ daß er uͤm der Bekaͤntniß
des Evangelii aus Niederland vertrieben war.
Das war warhafftig ſo/ und nicht wider die
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ten/ wie ſehr du ſie auch laͤſterſt. Was iſt denn
die urſache/ daß du ſo unchriſtlich/ ungebuͤhr-
lich/ unbeſcheiden/ unbefugt und wider die war-
heit redeſt? Jſts darum/ daß er den aͤuſſer-
lichen Kirchen-Frieden zu Baſel nicht oͤffent-
lich hat zerſtoͤret/ und Stadt und Land unru-
hig gemacht? Oder iſts darum/ daß er mit dei-
nen Religions-Genoſſens das Abendmahl ge-
brauchet/ weßwegen du/ weil die deinigen da-
durch betrogen/ wie du dir einbildeſt/ ihn nicht
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wiß/ das iſt die ſache/ die dich ſo beiſſet/ wie ich
meine. Aber geſetzt/ daß es ſo ſey/ koͤnteſtu denn
daraus ſchlieſſen/ wie du thuſt/ daß es ihm al-
les frey geweſen/ mit den Papiſten Papiſtiſch/
mit den Lutheriſchen Lutheriſch/ mit den Evan-
geliſchen Evangeliſch/ mit den Tuͤrcken Tuͤr-
ckiſch/ mit den Juͤden Juͤdiſch zu ſeyn? Daß
man aber mit den Evangeliſchen (oder/ wie du
redeſt/ rechtglaͤubigen kirchen) den aͤuſſerlichen
kirchen-dienſt/ ſo er nicht platt wider des
HErrn befehl iſt/ ohne ſuͤnde gebrauchen moͤ-
ge/ glaub ich gern/ daß ers nicht wird haben
wollen widerſprechen; Aber daß er darum den
mißbrauch der Papiſten oder anderer Kirchen
in gleichem grad gehalten habe/ iſt nicht die
warheit; denn ſo er das gethan haͤtte/ wuͤrde
erſolche verfolgung nicht gelitten haben/ waͤ-
re auch nicht noͤthig geweſt/ daß er ſich nach
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Baſel das Abendmahl gehalten/ und die Pre-
digten gehoͤret/ auch die kirche oͤffter beſuchet/
ſo ſchilteſtu ihn vor einen heuchler und ſpoͤtter
GOttes. Wenn er von dem E. Rath zu Baſel
waͤre gefragt worden ob er alles/ was in der
kirche allda gelehret wuͤrde/ insgeſamt billig-
te/ und vor recht erkennte/ und nichts darwider
zu reden haͤtte/ ſolten ſie wol vielleicht eine an-
dere antwort von ihm gehoͤret haben. Aber
weil er ſich bey ihm nach der warheit zu erken-
nen gegeben/ daß er uͤm der Bekaͤntniß des
Evangelii und uͤm der warheit willen aus
Niederland gefluͤchtet/ iſt er allda zu einem
Buͤrger angenommen worden/ und hat ſeinen
buͤrg erlichen eyd treulich gehalten/ ſo/ daß er
[Spaltenumbruch] keinen eintzigen auffruhr daſelbſt angerichtet/
oder ſich von ihm geſondert/ und kont auch
die Prediger allda in ihrer ſchwachheit wol
tragen/ daß er auch mit dem gebrauch des
Abendmahls (welches allda wol nach der aͤuſ-
ſerlichen weiſe der Apoſtel gebraucht wurde)
kein aͤrgerniß unter den ſchwachen hat wollen
anrichten. Nimſtu nun diß ſo uͤbel/ daß er
nicht auffruͤhriſch geſinnt geweſen/ ſondern
ſich in der ſtille daſelbſt gehalten hat/ ſo gibſtu
wol zu erkennen/ was du thun wuͤrdeſt/ (wenn
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lich widerſpraͤche.

David hat ſich ja zum gehoͤr der Predigt all-
da gehalten/ daran aber hat er nichts mißhan-
delt/ das ſtraffens werth iſt. Denn ſolte er die
Geiſter pruͤffen und unterſuchen/ ſo muſte er
ſie ja hoͤren. Dem jenigen nun/ was mit
GOttes wort in den Predigten uͤberein kam/
hat er mit mund und hertzen zugeſtimmet/ und
hat auch das Abendmal mit ſelben Leuten
(uͤm kein aͤrgerniß anzurichten) gebrauchet
und genuͤtzet; Deßwegen aber hat er nicht al-
les das gebilliget noch vor gut gehalten/ was
allda wider GOttes ausgedrucktes Wort
mochte gelehret werden. Wenn aber etwas
dergleichen gelehret wurde/ hat er die Seinen/
die ihm anbefohlen waren/ dafuͤr gewarnet.
Wilſtu ihn nun deßwegen vor einen ſpoͤtter
GOttes verurtheilen/ der du dir ſelbſt allhie
das Amt CHRiſti zueigneſt/ und dich auff
den richterſtuhl ſetzeſt/ ſo ſiehe wol zu/ daß du
ein recht urtheil ſprichſt/ auff daß nicht/ worinn
du einen andern urtheileſt/ du ſelbſt ſchuldig er-
funden werdeſt. Damit ich dirs aber nicht
zu lang mache/ wil ich das urtheil GOtt uͤber-
laſſen/ welcher zu ſeiner zeit ein anderes und ge-
rechtes urtheil wird ausſprechen/ und ſage zum
beſchluß auff das/ was du von ſeinem leben ſe-
tzeſt: Deine unverſchaͤmtheit/ partheylig- und
bitterkeit iſt ſo groß/ daß du von ſeinem leben
ein weit anders zeugniß gibſt/ als ſeine bitterſten
feinde ſelber gethan haben. Denn dieſe zeug-
niſſe geben von Davids leben diejenigen/ die
ſeinen Leichnam/ da er ungefehr drey jahr be-
graben gelegen/ auffgegraben und verbrannt
haben/ nemlich die zu Baſel in ihrem außgege-
benen Buͤchlein/ fol. 5.

So lang er zu Baſel gewohnt/ hat er ſich“
mit alle den ſeinigen vor aller buͤrger oh-“
ren und augen dergeſtalt zu beweiſen bemuͤhet“
mit unterhaltung aller buͤrgerlichen ge-“
rechtigkeit und gebrauch der Religion und“
Gottes-dienſte/ mit allmoſen geben an die“
armen/ troͤſtung der krancken und huͤlffe“
der nothduͤrfftigen/ und andern dergleichen“
wercken ꝛc. Was weiſtu denn nun auff dieſe
zeugniſſe zu ſagen? Diß bezeugen ſeine gegner
ſelbſt/ welcher augen und ohren zeugen ſeines
lebens geweſen ſind/ und nur ſeine lehre und
todten leichnam verurtheilet haben; Aber von
ſeinem leben/ welches durch gantz Baſel be-
kandt war/ hat ſie die warheit und ſcham ge-
drungen/ ein gut zeugniß zu geben/ und du/
der du ihn nicht geſehen/ noch gekannt/ noch
mit ihm uͤmgangen/ biſt ſo unverſchaͤmt/ daß
du ſein leben ſo ſtinckend macheſt/ daß der aller-
ſchnoͤdeſte bube nicht aͤrger koͤnte geweſen
ſeyn/ als du ihn abſchilterſt. Fuͤrwahr/ ſo er
ein ſolcher/ und mit ſo thanigen greueln waͤre

behaff-
A. K. H. Vierter Theil. M m
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[273/0569] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. Was ſeinen Adel betrifft/ wird nie erhellen/ daß er ſich vor einen gebohrnen von Adel außge- geben/ ſondern hat ſich ſelbſt bey dem E. Rath allda zu erkennen gegeben/ daß er nicht von Adel ſey/ begehrte auch nicht anders als ein Buͤrger angeſehen und gehalten zu werden/ weil er nie groß auffſehen auff ſich geſuchet/ ſondern klein-und niedrigkeit/ wiewol er wider ſeinen willen und danck der welt ehre hat muͤſ- ſen genieſſen/ nicht allein von den gemeinen Buͤrgern zu Baſel/ ſondern auch von den Her- ren der Stadt ſelbſt; und anlangend den eyd/ den er als Buͤrger zu Baſel gethan/ hat er ſel- ben nicht uͤbertreten/ ſondern getreulich und wol gehalten/ ſeine Obrigkeit in groſſen ehren gehabt/ und ſie in allem reſpectiret/ was er ſchuldig war/ nemlich in allen Buͤrgerlichen und Politiſchen Sachen. Was aber die Re- ligion betrifft/ ſprichſtu/ ſey er ein Spoͤtter Gottes geweſen. Woher oder woraus ſchlieſ- ſeſtu das? Darum/ weil er dem E. Rath zu Ba- ſel hat kund gethan/ daß er uͤm der Bekaͤntniß des Evangelii aus Niederland vertrieben war. Das war warhafftig ſo/ und nicht wider die warheit/ deñ ſolches bezeugen alle ſeine Schriff- ten/ wie ſehr du ſie auch laͤſterſt. Was iſt denn die urſache/ daß du ſo unchriſtlich/ ungebuͤhr- lich/ unbeſcheiden/ unbefugt und wider die war- heit redeſt? Jſts darum/ daß er den aͤuſſer- lichen Kirchen-Frieden zu Baſel nicht oͤffent- lich hat zerſtoͤret/ und Stadt und Land unru- hig gemacht? Oder iſts darum/ daß er mit dei- nen Religions-Genoſſens das Abendmahl ge- brauchet/ weßwegen du/ weil die deinigen da- durch betrogen/ wie du dir einbildeſt/ ihn nicht erkannt haſt vor denjenigen/ der er war? Ge- wiß/ das iſt die ſache/ die dich ſo beiſſet/ wie ich meine. Aber geſetzt/ daß es ſo ſey/ koͤnteſtu denn daraus ſchlieſſen/ wie du thuſt/ daß es ihm al- les frey geweſen/ mit den Papiſten Papiſtiſch/ mit den Lutheriſchen Lutheriſch/ mit den Evan- geliſchen Evangeliſch/ mit den Tuͤrcken Tuͤr- ckiſch/ mit den Juͤden Juͤdiſch zu ſeyn? Daß man aber mit den Evangeliſchen (oder/ wie du redeſt/ rechtglaͤubigen kirchen) den aͤuſſerlichen kirchen-dienſt/ ſo er nicht platt wider des HErrn befehl iſt/ ohne ſuͤnde gebrauchen moͤ- ge/ glaub ich gern/ daß ers nicht wird haben wollen widerſprechen; Aber daß er darum den mißbrauch der Papiſten oder anderer Kirchen in gleichem grad gehalten habe/ iſt nicht die warheit; denn ſo er das gethan haͤtte/ wuͤrde erſolche verfolgung nicht gelitten haben/ waͤ- re auch nicht noͤthig geweſt/ daß er ſich nach Baſel begeben. Weil er aber in der kirche zu Baſel das Abendmahl gehalten/ und die Pre- digten gehoͤret/ auch die kirche oͤffter beſuchet/ ſo ſchilteſtu ihn vor einen heuchler und ſpoͤtter GOttes. Wenn er von dem E. Rath zu Baſel waͤre gefragt worden ob er alles/ was in der kirche allda gelehret wuͤrde/ insgeſamt billig- te/ und vor recht erkennte/ und nichts darwider zu reden haͤtte/ ſolten ſie wol vielleicht eine an- dere antwort von ihm gehoͤret haben. Aber weil er ſich bey ihm nach der warheit zu erken- nen gegeben/ daß er uͤm der Bekaͤntniß des Evangelii und uͤm der warheit willen aus Niederland gefluͤchtet/ iſt er allda zu einem Buͤrger angenommen worden/ und hat ſeinen buͤrg erlichen eyd treulich gehalten/ ſo/ daß er keinen eintzigen auffruhr daſelbſt angerichtet/ oder ſich von ihm geſondert/ und kont auch die Prediger allda in ihrer ſchwachheit wol tragen/ daß er auch mit dem gebrauch des Abendmahls (welches allda wol nach der aͤuſ- ſerlichen weiſe der Apoſtel gebraucht wurde) kein aͤrgerniß unter den ſchwachen hat wollen anrichten. Nimſtu nun diß ſo uͤbel/ daß er nicht auffruͤhriſch geſinnt geweſen/ ſondern ſich in der ſtille daſelbſt gehalten hat/ ſo gibſtu wol zu erkennen/ was du thun wuͤrdeſt/ (wenn du macht haͤtteſt) dem jenigen/ der dir oͤffent- lich widerſpraͤche. David hat ſich ja zum gehoͤr der Predigt all- da gehalten/ daran aber hat er nichts mißhan- delt/ das ſtraffens werth iſt. Denn ſolte er die Geiſter pruͤffen und unterſuchen/ ſo muſte er ſie ja hoͤren. Dem jenigen nun/ was mit GOttes wort in den Predigten uͤberein kam/ hat er mit mund und hertzen zugeſtimmet/ und hat auch das Abendmal mit ſelben Leuten (uͤm kein aͤrgerniß anzurichten) gebrauchet und genuͤtzet; Deßwegen aber hat er nicht al- les das gebilliget noch vor gut gehalten/ was allda wider GOttes ausgedrucktes Wort mochte gelehret werden. Wenn aber etwas dergleichen gelehret wurde/ hat er die Seinen/ die ihm anbefohlen waren/ dafuͤr gewarnet. Wilſtu ihn nun deßwegen vor einen ſpoͤtter GOttes verurtheilen/ der du dir ſelbſt allhie das Amt CHRiſti zueigneſt/ und dich auff den richterſtuhl ſetzeſt/ ſo ſiehe wol zu/ daß du ein recht urtheil ſprichſt/ auff daß nicht/ worinn du einen andern urtheileſt/ du ſelbſt ſchuldig er- funden werdeſt. Damit ich dirs aber nicht zu lang mache/ wil ich das urtheil GOtt uͤber- laſſen/ welcher zu ſeiner zeit ein anderes und ge- rechtes urtheil wird ausſprechen/ und ſage zum beſchluß auff das/ was du von ſeinem leben ſe- tzeſt: Deine unverſchaͤmtheit/ partheylig- und bitterkeit iſt ſo groß/ daß du von ſeinem leben ein weit anders zeugniß gibſt/ als ſeine bitterſten feinde ſelber gethan haben. Denn dieſe zeug- niſſe geben von Davids leben diejenigen/ die ſeinen Leichnam/ da er ungefehr drey jahr be- graben gelegen/ auffgegraben und verbrannt haben/ nemlich die zu Baſel in ihrem außgege- benen Buͤchlein/ fol. 5. So lang er zu Baſel gewohnt/ hat er ſich“ mit alle den ſeinigen vor aller buͤrger oh-“ ren und augen dergeſtalt zu beweiſen bemuͤhet“ mit unterhaltung aller buͤrgerlichen ge-“ rechtigkeit und gebrauch der Religion und“ Gottes-dienſte/ mit allmoſen geben an die“ armen/ troͤſtung der krancken und huͤlffe“ der nothduͤrfftigen/ und andern dergleichen“ wercken ꝛc. Was weiſtu denn nun auff dieſe zeugniſſe zu ſagen? Diß bezeugen ſeine gegner ſelbſt/ welcher augen und ohren zeugen ſeines lebens geweſen ſind/ und nur ſeine lehre und todten leichnam verurtheilet haben; Aber von ſeinem leben/ welches durch gantz Baſel be- kandt war/ hat ſie die warheit und ſcham ge- drungen/ ein gut zeugniß zu geben/ und du/ der du ihn nicht geſehen/ noch gekannt/ noch mit ihm uͤmgangen/ biſt ſo unverſchaͤmt/ daß du ſein leben ſo ſtinckend macheſt/ daß der aller- ſchnoͤdeſte bube nicht aͤrger koͤnte geweſen ſeyn/ als du ihn abſchilterſt. Fuͤrwahr/ ſo er ein ſolcher/ und mit ſo thanigen greueln waͤre behaff- A. K. H. Vierter Theil. M m

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/569>, abgerufen am 26.06.2024.