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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Münsterisch. Wiedertäuffer.
[Spaltenumbruch] sammen zu fassen/ auff daß dem wort wieder
unterthan werde beyde das im himmel und
auch das auff erden ist. Diß ist nun also gesche-
hen/ dieweil durch den ungehorsam alle din-
ge zu schanden worden/ und GOtt sein wort
gegen den ungehorsam hat ausgesprochen mit
einer sententz des todes: So lange nun das
wort beständig und unverändert blieb/ muste
der Mensch auch im tode bleiben. Es hat sichs
aber der allergütigste Vater lassen erbarmen/
und sein eigen Wort und Sohn gesandt in ge-
stalt eines sündlichen fleisches/ dasselbe lassen
Mensch/ Sünde und Fluch werden/ mit der
sünde die sünde zu verdammen/ den ungehor-
sam mit seinem gehorsam zu verbessern/ die
feindschafft Gottes gegen die Menschen auffhe-
ben; und wie durch des ersten und irrdischen
Menschen ungehorsam/ und alle dinge/ was
ihm gefolget und angehangen/ ist geschändet
und verdorben worden: also ist durch den gehor-
sam des andern und himmlischen Menschen alles
wieder auffgerichtet/ zu rechte gebracht/ und ge-
nesen/ und also (wie die schrifft bezeuget) durch
Christum habe wir einen freyen zugang zu Gott
in seinem blut/ denn er ist die versöhnung für un-
sere sünde worden/ und er hat den unterscheid/
und die wand der sünden/ zwischen GOtt und
uns hinweg gethan: Doch also/ daß wir ihm
gleichförmig/ seinen fußstapffen und dem weg/
den er zuvor ist eingetreten und gewandelt/ treu-
lich und gehorsamlich folgen; denn was ihm
nicht gehorsam ist und folget/ das bleibt im to-
de/ und sol die verdamniß ewiglich erben. Wie
man ihm nun folgen und gleichförmig werden
sol/ davon ist schon gnugsam gesagt/ derhalben
nicht noth/ daß wir es hier erzehlen.

Nun ist zur stund vom anfang der welt das
Lämmgen geschlachtet/ und allen Menschen der
weg des gehorsams geöffnet/ nicht einen einigen
ausgeschlossen; denn Gott hat gewolt/ daß alle
Menschen selig würden/ wil auch den tod des
sünders nicht/ sondern daß er sich bekehre und le-
be; denn Gott zwinget niemand/ sondern giebt
einem jeden seinen freyen willen/ gehorsam zu
werden zum leben/ oder ungehorsam zum tode:
also hat nun GOtt von anbeginn auch wol ge-
wust/ wie sich die menschen würden schicken/ dar-
nach er auch alle dinge verordnet und geschaffen
hat/ wie es dem menschen zum besten diente/ son-
derlich den außerwehlten/ hat auch verschaffet/
und mit langmüthiger gedult getragen die ge-
fässe des zorns/ daß der lauf der boßheit seine zeit
hat/ und die außerwählten Heiligen samt allen
creaturen müssen schen und leiden/ daß sie der ei-
telkeit unterworffen/ und in der ungerechtigkeit
beherrschet werden; denn das ängstliche harren
der creatur wartet auff die herrligkeit der kinder
Gottes/ daß sie gerettet von der eitelkeit/ zur der
herrligkeit der kinder Gottes dienen sollen/ diß
allein aber in Christo; denn wie an ihnen die un-
gerechten gottlosen/ die das wort Gottes/ Chri-
stum/ nicht allein verachten/ und nicht gehorsam
sind/ sondern auch verfolgen und verwüsten/
was ihm zugehört/ das maas ihrer boßheit red-
lich erfüllen/ auf daß ihnen Gott mit allem recht
möge vergelten/ und den tag seines zorns über
sie kommen lassen: also müssen die gerechten
gottsfürchtigen CHristo gleichförmig mit ge-
horsamer gedult das leiden tragen/ biß daß die
zahl ihrer mitgenossen erfüllt/ und ihnen die Cro-
[Spaltenumbruch] ne der Herrligkeit an jenem tage mit Christo
überantwortet wird.

Also hat Gott alle dinge in Christo verordnet/
ein jedes auf seinen ort und zeit; wie das nun ver-
lauffen ist von eines zeit in die andere/ biß an die
heutige zeit/ das geben wir einem jeden zu beden-
cken; denn das wollen wir vermahnen/ daß ein
jeder die sache wol überlege/ die schrifft daraus
erkläre/ auff daß er gegenwärtige zeit recht möge
unterscheiden.

Denn es ist daran nicht wenig gelegen/ denn
gleich wie Gott in Christo alle dinge geschaffen
auf seine zeit/ also wer die zeit nicht weiß zu unter-
scheiden/ der sol auch die verborgenheit der
schrifft nimmermehr recht begreiffen. Denn wie
allein in der schrifft stehet/ was biß an die vollen-
dung dieser welt geschehen sol/ und doch unter-
schiedene geschichte und händel vorhanden seyn/
so scheint und läufft die schrifft bißweilen gegen
einander/ welcher streit nach gelegenheit der zeit
vergleichet muß werden; wer nun die zeit/ wie sie
nach dem verlauf aller händel in Christo verord-
net ist/ und verschaffet wird/ nicht versteht/ der
mag auch solche schrifft nimmermehr recht ver-
stehen und begreiffen.

Es ist offenbar aus der schrifft/ daß die welt
vornemlich in dreyerley welten oder principal-
zeiten/ gleich wie auch alle händel/ schrifft und
wercke Gottes in dreyen vollendet werden/ ihren
verlauff hat/ und daß Gott ordentlich in erschaf-
fung der vollkommenheit der zeit in Christo alle
dinge nach dem vorsatz seines willens ausgerich-
tet. Es wäre wol zu wünschen/ und wir wolten
von hertzen/ daß alle guthertzigen recht verstün-
den/ wie die schrifft und alle händel in dreyen sei-
nen vollkommenen lauff hat/ und wie das eine
neben das andere wird eingeführt/ biß daß das
vorige von dem gegenwärtigen erlediget/ verur-
theilt/ und gantz verdüstert wird/ welches ge-
schehen sol so lange/ biß daß das eingeführt ist/
welches nicht kan noch mag verändert/ verur-
theilt/ oder verdüstert werden/ welches ist das
reich des Vaters/ wenn Christus seinem Vater
alle dinge überantwortet hat/ daß Gott selber
alsdann alles in allen seyn sol/ welches in den
himmeln werden sol; gleich als die hütte/ welche
nicht allein auf Christum/ wiewol eigentlich/
sondern auch der gantzen Schöpffung ein bild
ist; wie Christus ein HErr aller dinge/ und auch
der hütten ist/ dem in allen alle dinge müssen
unterworffen und gleichförmig seyn. Darum
wie Christus ein Herr aller dinge in der hütten ist
abgebildet/ also ist auch alles/ das ihm zugehört/
das ist/ alle dinge darin abgemahlt. Wenn diß
verstanden wird/ so wissen wir/ was vor lust und
rechte freude den guthertzigen alsdenn in Got-
tes wercken wiederfahren sol. Wir wolten gern
wieder davon schreiben/ aber es würde viel zu
lang seyn/ so mag es auch mit keinem schreiben
ausgerichtet werden/ denn diese lection muß von
Gott selber gelehret werden. So wollen wir uns
nun wieder zur sache wenden/ wie denn gesagt ist/
daß die welt in drey theile getheilet ist. So ist der
erste theil von Adam zu Noa/ darnach von
Noa biß an die zeit der restitution; denn der
grimm des zorns Gottes sol eben wie bey den zei-
ten Noä ausgehen/ und sich auf dem kopff der
gottlosen rächen/ auch nicht auffhören/ biß
daß er ausgerichtet hat/ was er im sinne hat;
darnach soll der neue Himmel und Erde

erschei-
A. K. H. Vierter Theil. E e 2

Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnſteriſch. Wiedertaͤuffer.
[Spaltenumbruch] ſammen zu faſſen/ auff daß dem wort wieder
unterthan werde beyde das im himmel und
auch das auff erden iſt. Diß iſt nun alſo geſche-
hen/ dieweil durch den ungehorſam alle din-
ge zu ſchanden worden/ und GOtt ſein wort
gegen den ungehorſam hat ausgeſprochen mit
einer ſententz des todes: So lange nun das
wort beſtaͤndig und unveraͤndert blieb/ muſte
der Menſch auch im tode bleiben. Es hat ſichs
aber der allerguͤtigſte Vater laſſen erbarmen/
und ſein eigen Wort und Sohn geſandt in ge-
ſtalt eines ſuͤndlichen fleiſches/ daſſelbe laſſen
Menſch/ Suͤnde und Fluch werden/ mit der
ſuͤnde die ſuͤnde zu verdammen/ den ungehor-
ſam mit ſeinem gehorſam zu verbeſſern/ die
feindſchafft Gottes gegen die Menſchen auffhe-
ben; und wie durch des erſten und irꝛdiſchen
Menſchen ungehorſam/ und alle dinge/ was
ihm gefolget und angehangen/ iſt geſchaͤndet
und verdorben worden: alſo iſt durch den gehor-
ſam des andern und him̃liſchen Menſchen alles
wieder auffgerichtet/ zu rechte gebracht/ und ge-
neſen/ und alſo (wie die ſchrifft bezeuget) durch
Chriſtum habē wir einen freyen zugang zu Gott
in ſeinem blut/ denn er iſt die verſoͤhnung fuͤr un-
ſere ſuͤnde worden/ und er hat den unterſcheid/
und die wand der ſuͤnden/ zwiſchen GOtt und
uns hinweg gethan: Doch alſo/ daß wir ihm
gleichfoͤrmig/ ſeinen fußſtapffen und dem weg/
den er zuvor iſt eingetreten und gewandelt/ treu-
lich und gehorſamlich folgen; denn was ihm
nicht gehorſam iſt und folget/ das bleibt im to-
de/ und ſol die verdamniß ewiglich erben. Wie
man ihm nun folgen und gleichfoͤrmig werden
ſol/ davon iſt ſchon gnugſam geſagt/ derhalben
nicht noth/ daß wir es hier erzehlen.

Nun iſt zur ſtund vom anfang der welt das
Laͤm̃gen geſchlachtet/ und allen Menſchen der
weg des gehorſams geoͤffnet/ nicht einen einigen
ausgeſchloſſen; denn Gott hat gewolt/ daß alle
Menſchen ſelig wuͤrden/ wil auch den tod des
ſuͤnders nicht/ ſondern daß er ſich bekehre und le-
be; denn Gott zwinget niemand/ ſondern giebt
einem jeden ſeinen freyen willen/ gehorſam zu
werden zum leben/ oder ungehorſam zum tode:
alſo hat nun GOtt von anbeginn auch wol ge-
wuſt/ wie ſich die menſchen wuͤrden ſchicken/ dar-
nach er auch alle dinge verordnet und geſchaffen
hat/ wie es dem menſchen zum beſten diente/ ſon-
derlich den außerwehlten/ hat auch verſchaffet/
und mit langmuͤthiger gedult getragen die ge-
faͤſſe des zorns/ daß der lauf der boßheit ſeine zeit
hat/ und die außerwaͤhlten Heiligen ſamt allen
creaturen muͤſſen ſchen und leiden/ daß ſie der ei-
telkeit unterworffen/ und in der ungerechtigkeit
beherrſchet werden; denn das aͤngſtliche harren
der creatur wartet auff die herrligkeit der kinder
Gottes/ daß ſie gerettet von der eitelkeit/ zur der
herrligkeit der kinder Gottes dienen ſollen/ diß
allein aber in Chriſto; denn wie an ihnen die un-
gerechten gottloſen/ die das wort Gottes/ Chri-
ſtum/ nicht allein verachten/ und nicht gehorſam
ſind/ ſondern auch verfolgen und verwuͤſten/
was ihm zugehoͤrt/ das maas ihrer boßheit red-
lich erfuͤllen/ auf daß ihnen Gott mit allem recht
moͤge vergelten/ und den tag ſeines zorns uͤber
ſie kommen laſſen: alſo muͤſſen die gerechten
gottsfuͤrchtigen CHriſto gleichfoͤrmig mit ge-
horſamer gedult das leiden tragen/ biß daß die
zahl ihrer mitgenoſſen erfuͤllt/ und ihnen die Cro-
[Spaltenumbruch] ne der Herrligkeit an jenem tage mit Chriſto
uͤberantwortet wird.

Alſo hat Gott alle dinge in Chriſto verordnet/
ein jedes auf ſeinen ort und zeit; wie das nun ver-
lauffen iſt von eines zeit in die andere/ biß an die
heutige zeit/ das geben wir einem jeden zu beden-
cken; denn das wollen wir vermahnen/ daß ein
jeder die ſache wol uͤberlege/ die ſchrifft daraus
erklaͤre/ auff daß er gegenwaͤrtige zeit recht moͤge
unterſcheiden.

Denn es iſt daran nicht wenig gelegen/ denn
gleich wie Gott in Chriſto alle dinge geſchaffen
auf ſeine zeit/ alſo wer die zeit nicht weiß zu unter-
ſcheiden/ der ſol auch die verborgenheit der
ſchrifft nimmermehr recht begreiffen. Denn wie
allein in der ſchrifft ſtehet/ was biß an die vollen-
dung dieſer welt geſchehen ſol/ und doch unter-
ſchiedene geſchichte und haͤndel vorhanden ſeyn/
ſo ſcheint und laͤufft die ſchrifft bißweilen gegen
einander/ welcher ſtreit nach gelegenheit der zeit
vergleichet muß werden; wer nun die zeit/ wie ſie
nach dem verlauf aller haͤndel in Chriſto verord-
net iſt/ und verſchaffet wird/ nicht verſteht/ der
mag auch ſolche ſchrifft nimmermehr recht ver-
ſtehen und begreiffen.

Es iſt offenbar aus der ſchrifft/ daß die welt
vornemlich in dreyerley welten oder principal-
zeiten/ gleich wie auch alle haͤndel/ ſchrifft und
wercke Gottes in dreyen vollendet werden/ ihren
verlauff hat/ und daß Gott ordentlich in erſchaf-
fung der vollkommenheit der zeit in Chriſto alle
dinge nach dem vorſatz ſeines willens ausgerich-
tet. Es waͤre wol zu wuͤnſchen/ und wir wolten
von hertzen/ daß alle guthertzigen recht verſtuͤn-
den/ wie die ſchrifft und alle haͤndel in dreyen ſei-
nen vollkommenen lauff hat/ und wie das eine
neben das andere wird eingefuͤhrt/ biß daß das
vorige von dem gegenwaͤrtigen erlediget/ verur-
theilt/ und gantz verduͤſtert wird/ welches ge-
ſchehen ſol ſo lange/ biß daß das eingefuͤhrt iſt/
welches nicht kan noch mag veraͤndert/ verur-
theilt/ oder verduͤſtert werden/ welches iſt das
reich des Vaters/ wenn Chriſtus ſeinem Vater
alle dinge uͤberantwortet hat/ daß Gott ſelber
alsdann alles in allen ſeyn ſol/ welches in den
himmeln werden ſol; gleich als die huͤtte/ welche
nicht allein auf Chriſtum/ wiewol eigentlich/
ſondern auch der gantzen Schoͤpffung ein bild
iſt; wie Chriſtus ein HErr aller dinge/ und auch
der huͤtten iſt/ dem in allen alle dinge muͤſſen
unterworffen und gleichfoͤrmig ſeyn. Darum
wie Chriſtus ein Herr aller dinge in der huͤtten iſt
abgebildet/ alſo iſt auch alles/ das ihm zugehoͤrt/
das iſt/ alle dinge darin abgemahlt. Wenn diß
verſtanden wird/ ſo wiſſen wir/ was vor luſt und
rechte freude den guthertzigen alsdenn in Got-
tes wercken wiederfahren ſol. Wir wolten gern
wieder davon ſchreiben/ aber es wuͤrde viel zu
lang ſeyn/ ſo mag es auch mit keinem ſchreiben
ausgerichtet werden/ deñ dieſe lection muß von
Gott ſelber gelehret werden. So wollen wir uns
nun wieder zur ſache wenden/ wie deñ geſagt iſt/
daß die welt in drey theile getheilet iſt. So iſt der
erſte theil von Adam zu Noa/ darnach von
Noa biß an die zeit der reſtitution; denn der
grim̃ des zorns Gottes ſol eben wie bey den zei-
ten Noaͤ ausgehen/ und ſich auf dem kopff der
gottloſen raͤchen/ auch nicht auffhoͤren/ biß
daß er ausgerichtet hat/ was er im ſinne hat;
darnach ſoll der neue Himmel und Erde

erſchei-
A. K. H. Vierter Theil. E e 2
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[219/0515] Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnſteriſch. Wiedertaͤuffer. ſammen zu faſſen/ auff daß dem wort wieder unterthan werde beyde das im himmel und auch das auff erden iſt. Diß iſt nun alſo geſche- hen/ dieweil durch den ungehorſam alle din- ge zu ſchanden worden/ und GOtt ſein wort gegen den ungehorſam hat ausgeſprochen mit einer ſententz des todes: So lange nun das wort beſtaͤndig und unveraͤndert blieb/ muſte der Menſch auch im tode bleiben. Es hat ſichs aber der allerguͤtigſte Vater laſſen erbarmen/ und ſein eigen Wort und Sohn geſandt in ge- ſtalt eines ſuͤndlichen fleiſches/ daſſelbe laſſen Menſch/ Suͤnde und Fluch werden/ mit der ſuͤnde die ſuͤnde zu verdammen/ den ungehor- ſam mit ſeinem gehorſam zu verbeſſern/ die feindſchafft Gottes gegen die Menſchen auffhe- ben; und wie durch des erſten und irꝛdiſchen Menſchen ungehorſam/ und alle dinge/ was ihm gefolget und angehangen/ iſt geſchaͤndet und verdorben worden: alſo iſt durch den gehor- ſam des andern und him̃liſchen Menſchen alles wieder auffgerichtet/ zu rechte gebracht/ und ge- neſen/ und alſo (wie die ſchrifft bezeuget) durch Chriſtum habē wir einen freyen zugang zu Gott in ſeinem blut/ denn er iſt die verſoͤhnung fuͤr un- ſere ſuͤnde worden/ und er hat den unterſcheid/ und die wand der ſuͤnden/ zwiſchen GOtt und uns hinweg gethan: Doch alſo/ daß wir ihm gleichfoͤrmig/ ſeinen fußſtapffen und dem weg/ den er zuvor iſt eingetreten und gewandelt/ treu- lich und gehorſamlich folgen; denn was ihm nicht gehorſam iſt und folget/ das bleibt im to- de/ und ſol die verdamniß ewiglich erben. Wie man ihm nun folgen und gleichfoͤrmig werden ſol/ davon iſt ſchon gnugſam geſagt/ derhalben nicht noth/ daß wir es hier erzehlen. Nun iſt zur ſtund vom anfang der welt das Laͤm̃gen geſchlachtet/ und allen Menſchen der weg des gehorſams geoͤffnet/ nicht einen einigen ausgeſchloſſen; denn Gott hat gewolt/ daß alle Menſchen ſelig wuͤrden/ wil auch den tod des ſuͤnders nicht/ ſondern daß er ſich bekehre und le- be; denn Gott zwinget niemand/ ſondern giebt einem jeden ſeinen freyen willen/ gehorſam zu werden zum leben/ oder ungehorſam zum tode: alſo hat nun GOtt von anbeginn auch wol ge- wuſt/ wie ſich die menſchen wuͤrden ſchicken/ dar- nach er auch alle dinge verordnet und geſchaffen hat/ wie es dem menſchen zum beſten diente/ ſon- derlich den außerwehlten/ hat auch verſchaffet/ und mit langmuͤthiger gedult getragen die ge- faͤſſe des zorns/ daß der lauf der boßheit ſeine zeit hat/ und die außerwaͤhlten Heiligen ſamt allen creaturen muͤſſen ſchen und leiden/ daß ſie der ei- telkeit unterworffen/ und in der ungerechtigkeit beherrſchet werden; denn das aͤngſtliche harren der creatur wartet auff die herrligkeit der kinder Gottes/ daß ſie gerettet von der eitelkeit/ zur der herrligkeit der kinder Gottes dienen ſollen/ diß allein aber in Chriſto; denn wie an ihnen die un- gerechten gottloſen/ die das wort Gottes/ Chri- ſtum/ nicht allein verachten/ und nicht gehorſam ſind/ ſondern auch verfolgen und verwuͤſten/ was ihm zugehoͤrt/ das maas ihrer boßheit red- lich erfuͤllen/ auf daß ihnen Gott mit allem recht moͤge vergelten/ und den tag ſeines zorns uͤber ſie kommen laſſen: alſo muͤſſen die gerechten gottsfuͤrchtigen CHriſto gleichfoͤrmig mit ge- horſamer gedult das leiden tragen/ biß daß die zahl ihrer mitgenoſſen erfuͤllt/ und ihnen die Cro- ne der Herrligkeit an jenem tage mit Chriſto uͤberantwortet wird. Alſo hat Gott alle dinge in Chriſto verordnet/ ein jedes auf ſeinen ort und zeit; wie das nun ver- lauffen iſt von eines zeit in die andere/ biß an die heutige zeit/ das geben wir einem jeden zu beden- cken; denn das wollen wir vermahnen/ daß ein jeder die ſache wol uͤberlege/ die ſchrifft daraus erklaͤre/ auff daß er gegenwaͤrtige zeit recht moͤge unterſcheiden. Denn es iſt daran nicht wenig gelegen/ denn gleich wie Gott in Chriſto alle dinge geſchaffen auf ſeine zeit/ alſo wer die zeit nicht weiß zu unter- ſcheiden/ der ſol auch die verborgenheit der ſchrifft nimmermehr recht begreiffen. Denn wie allein in der ſchrifft ſtehet/ was biß an die vollen- dung dieſer welt geſchehen ſol/ und doch unter- ſchiedene geſchichte und haͤndel vorhanden ſeyn/ ſo ſcheint und laͤufft die ſchrifft bißweilen gegen einander/ welcher ſtreit nach gelegenheit der zeit vergleichet muß werden; wer nun die zeit/ wie ſie nach dem verlauf aller haͤndel in Chriſto verord- net iſt/ und verſchaffet wird/ nicht verſteht/ der mag auch ſolche ſchrifft nimmermehr recht ver- ſtehen und begreiffen. Es iſt offenbar aus der ſchrifft/ daß die welt vornemlich in dreyerley welten oder principal- zeiten/ gleich wie auch alle haͤndel/ ſchrifft und wercke Gottes in dreyen vollendet werden/ ihren verlauff hat/ und daß Gott ordentlich in erſchaf- fung der vollkommenheit der zeit in Chriſto alle dinge nach dem vorſatz ſeines willens ausgerich- tet. Es waͤre wol zu wuͤnſchen/ und wir wolten von hertzen/ daß alle guthertzigen recht verſtuͤn- den/ wie die ſchrifft und alle haͤndel in dreyen ſei- nen vollkommenen lauff hat/ und wie das eine neben das andere wird eingefuͤhrt/ biß daß das vorige von dem gegenwaͤrtigen erlediget/ verur- theilt/ und gantz verduͤſtert wird/ welches ge- ſchehen ſol ſo lange/ biß daß das eingefuͤhrt iſt/ welches nicht kan noch mag veraͤndert/ verur- theilt/ oder verduͤſtert werden/ welches iſt das reich des Vaters/ wenn Chriſtus ſeinem Vater alle dinge uͤberantwortet hat/ daß Gott ſelber alsdann alles in allen ſeyn ſol/ welches in den himmeln werden ſol; gleich als die huͤtte/ welche nicht allein auf Chriſtum/ wiewol eigentlich/ ſondern auch der gantzen Schoͤpffung ein bild iſt; wie Chriſtus ein HErr aller dinge/ und auch der huͤtten iſt/ dem in allen alle dinge muͤſſen unterworffen und gleichfoͤrmig ſeyn. Darum wie Chriſtus ein Herr aller dinge in der huͤtten iſt abgebildet/ alſo iſt auch alles/ das ihm zugehoͤrt/ das iſt/ alle dinge darin abgemahlt. Wenn diß verſtanden wird/ ſo wiſſen wir/ was vor luſt und rechte freude den guthertzigen alsdenn in Got- tes wercken wiederfahren ſol. Wir wolten gern wieder davon ſchreiben/ aber es wuͤrde viel zu lang ſeyn/ ſo mag es auch mit keinem ſchreiben ausgerichtet werden/ deñ dieſe lection muß von Gott ſelber gelehret werden. So wollen wir uns nun wieder zur ſache wenden/ wie deñ geſagt iſt/ daß die welt in drey theile getheilet iſt. So iſt der erſte theil von Adam zu Noa/ darnach von Noa biß an die zeit der reſtitution; denn der grim̃ des zorns Gottes ſol eben wie bey den zei- ten Noaͤ ausgehen/ und ſich auf dem kopff der gottloſen raͤchen/ auch nicht auffhoͤren/ biß daß er ausgerichtet hat/ was er im ſinne hat; darnach ſoll der neue Himmel und Erde erſchei- A. K. H. Vierter Theil. E e 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/515>, abgerufen am 13.05.2024.