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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklärung.
[Spaltenumbruch] ist worden/ hat der H. Petrus Christum einen
Sohn des lebendigen Gottes bekennet/ Matth.
XVI.
Derhalben ihm auch vom Herrn Christo
die seligkeit ist zugetheilet worde: Fleisch und blut/
spricht der Herr/ hat dir das nicht offenbaret/ das
ist/ alles was äusserlich ist/ was menschliche kräf-
te und verstand vermögen/ hat dir diesen glau-
ben und erkäntniß nicht gegeben/ sondern mein
Vater im himmel; wie denn Petrus in solchem
bekäntniß des glaubens nicht stehet auff etwas
äusserliches gegründet/ er sichet auch mit den au-
gen seines hertzens nicht aufs fleisch/ sondern auf
den/ der im fleisch wohnte/ und durchs fleisch red-
te/ welchen ihm GOtt der Vater hatte ins hertz
getragen/ den bekennete er äusserlich/ und trug ihn
wieder durch den glauben zum Vater in seine
Göttliche herrlichkeit und ehre.

Daher gehöret nun der spruch Pauli zun
Römern X. da er in einer summa| von diesem
stücke also saget: Mit dem hertzen glaubt man
zur gerechtigkeit/ mit dem munde aber geschicht
das bekäntnis zur seligkeit. Merck frommer
mensch/ daß er spricht: Mit dem hertzen glaubet
man; denn das neue geistliche hertz sieht auf
den geistlichen glauben/ der die Göttliche ewi-
ge gerechtigkeit Christum/ und in ihm die erb-
schafft| des himmels mit sich bringet; wiederum
so stimmet der glaube/ vergleicht und vereini-
get sich mit dem hertzen/ daraus denn das be-
käntnis des mundes in aller gelassenheit/ freund-
lichkeit/ und freudigkeit des geistes/ als ein äus-
serlich zeugnis des innerlichen glaubens folget/
und aller der schätze und güter/ die durch den
glauben Christi im hertzen gefühlet und erkant
werden/ wie der Prophet sagt: Jch habe ge-
glaubt/ darum habe ich geredt; in welchem be-
käntnis denn die gerechtigkeit/ krafft und
gnade Gottes für der welt wird verkündiget/
Christus wird gepreiset und glorificiret im
Heiligen Geiste; drum habe ich vor gesagt/ daß
diß/ so man nun in gemein den glauben heist/
nach S. Pauli spruch viel billicher ein bekänt-
nis des glaubens möchte genant werden/ weil
der glaube ein Göttlicher strom aus dem Hei-
ligen Geiste/ ja der Heilige Geist selbst/ und
die innerliche krafft Gottes ist im hertzen/ da-
mit man die ewigen güter in Christo einnimmt/
von tage zu tage darinnen reich wird/ aufwächst/
zunimmt und fortgehet/ vom glauben in glau-
ben/ von liebe in liebe/ von klarheit in klarheit;
welches aber nicht jedermann/ der sich nun des
Christlichen glaubens rühmet/ so gemein seyn
kan; daß aber etliche zu erhaltung ihrer opi-
nion
fürgeben/ der glaube müsse einen äusser-
lichen lieblichen anblick haben/ darunter er
geistliche dinge verstünde und begreiffe/ ist gantz
irrig/ und mag für GOtt keines weges beste-
hen. Denn zum ersten urtheilen sie von der
natur und anblick des menschlichen historischen
glaubens/ und über das/ daß sie in Göttlichen
händeln die himmlische dinge mit den irrdischen/
die geistliche mit den leiblichen/ und den geist
mit dem fleische vermischen/ so halten sie auch
wenig unterschiedes zwischen dem innerlichen
und äusserlichen menschen/ ja zwischen
dem glauben und gläubigen menschen.
Denn ob wohl dem gläubigen menschen/ von-
wegen des fleisches offtmahls ein leiblicher an-
blick/ oder creatürlich bild wird fürgestellet/
[Spaltenumbruch] darunter ein Mysterium und die geistliche
wahrheit wird angezeigt/ in Christo verbor-
gen/ so bleibt doch der glaube/ der sich auf solch
Mysterium richtet/ darein blicket/ und geistli-
che wahrheit allein erkennet/ in der ordnung
der geistlichen dinge (eben als wohl/ als das
Mysterium, daß er ergreiffet/ und daran haff-
tet/ in seiner natur und ordnung bleibet) un-
vermischet stehen/ daß zu gleicher weise/
wie das fleisch des geistlichen menschens im
geistlichen handel Gottes seinen leiblichen an-
blick hat; also hat auch der geist des glaubens
seinen innerlichen anblick allwege unverrückt
und ordentlich unterschieden.

8. Vom Lutherischen glauben beym
Sacrament des altars.
p. 101.

Etliche nennen solches Impanationem, das
ist so viel/ als daß das brod und der Leib Christi
mit einander daselbst vereinbaret werden/ aber
das brod doch brod bleibe/ es heisse aber nach
aussprechung der wort/ nicht mehr ein ma-
ter
lich/ sondern ein geistlich Göttlich brod/ ja
ein solches brod/ das ein Gottes brod und der
leib Christi ist/ &c. als ob Gottes wort Chri-
stus/ die creatur des irrdischen brods/ und nicht
allein den saamen Abrahae an sich zu nehmen
hätte versprochen/ oder als ob das leibliche brod
des Göttlichen worts/ lebens und wesens em-
pfänglich/ daß es drein verwandelt/ oder damit
einigerley weise könte und möchte vereinbaret
werden; so doch auch nicht die minste ursach
solcher wesentlichen einigkeit oder verwande-
lung weder aus den worten Christi/ noch aus
der gantzen Heiligen Schrifft kan gezogen
werden. Sonst würde es im Sacrament der
Tauffe eben als wohl auch also müssen zuge-
hen; nemlich/ daß das leibliche wasser mit
dem geistlichen/ ja mit dem Heiligen Geist
selbst aus krafft des wortes Gottes würde ver-
menget/ oder aber in den Heiligen Geist obge-
dachter transsubstantiation nach/ verwandelt;
denn es ist dabey nichts minder Gottes wort/
und der Heilige Geist warhafftig gegenwärtig/
als ins HErrn Nachmahl das wort/ der leib
und blut Christi gegenwärtig ist.

9. Was die haupt-ursach sey aller ir-
rung bey den Sacramenten?

Jn summa/ es mangelt obgedachten Lehrern/
und sonst überall an einem rechtschaffenen geistli-
che urtheil/ damitsie diese geheimnisder Sacra-
menten und anderer geistlichen sachen geistlich
wüsten zu richten/ daß sie dabey das geistliche
stück (also zu reden) dem geistlichen/ das ist/ der
gläubigen seele durchs lebendige wort/ (in dem
alle himmlische schätze getragen werden) zueig-
neten/ desgleichen auch das leibliche und äus-
serliche/ so im dienste gebrauchet/ und zum
gantzen Sacrament gehöret/ bey dem leib-
lichen/ äusserlichen menschen/ als ein hoch-
würdiges zeichen/ oder sichtbarlich Sacra-
ment unverwandelt stehen liessen; also würden
sie in der tauffe behalten die gnade GOttes/ ver-
gebung dersünden und den H. Geist/ des gleichen
auch im Nachtmahl den wahren leib und blut
des Herrn JEsu CHristi; damit würden sie auch
die Sacrament Christi recht unterscheiden/ recht
verstehen und gebrauchen lernen zur ehre Gottes
und zu ihrer seligkeit; sonst können sie auf ihre für-
genommene weise kein sacramentrechtlehren/ und
daß es den menschen seliglich sey/ fürtragen/

ich ge-
Z 3

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung.
[Spaltenumbruch] iſt worden/ hat der H. Petrus Chriſtum einen
Sohn des lebendigen Gottes bekennet/ Matth.
XVI.
Derhalben ihm auch vom Herꝛn Chriſto
die ſeligkeit iſt zugetheilet wordē: Fleiſch uñ blut/
ſpricht der Herꝛ/ hat dir das nicht offenbaret/ das
iſt/ alles was aͤuſſerlich iſt/ was menſchliche kraͤf-
te und verſtand vermoͤgen/ hat dir dieſen glau-
ben und erkaͤntniß nicht gegeben/ ſondern mein
Vater im himmel; wie denn Petrus in ſolchem
bekaͤntniß des glaubens nicht ſtehet auff etwas
aͤuſſerliches gegruͤndet/ er ſichet auch mit den au-
gen ſeines hertzens nicht aufs fleiſch/ ſondern auf
den/ deꝛ im fleiſch wohnte/ und duꝛchs fleiſch red-
te/ welchen ihm GOtt der Vater hatte ins hertz
getragen/ den bekennete er aͤuſſerlich/ uñ trug ihn
wieder durch den glauben zum Vater in ſeine
Goͤttliche herꝛlichkeit und ehre.

Daher gehoͤret nun der ſpruch Pauli zun
Roͤmern X. da er in einer ſumma| von dieſem
ſtuͤcke alſo ſaget: Mit dem hertzen glaubt man
zur gerechtigkeit/ mit dem munde aber geſchicht
das bekaͤntnis zur ſeligkeit. Merck frommer
menſch/ daß er ſpricht: Mit dem hertzen glaubet
man; denn das neue geiſtliche hertz ſieht auf
den geiſtlichen glauben/ der die Goͤttliche ewi-
ge gerechtigkeit Chriſtum/ und in ihm die erb-
ſchafft| des himmels mit ſich bringet; wiederum
ſo ſtimmet der glaube/ vergleicht und vereini-
get ſich mit dem hertzen/ daraus denn das be-
kaͤntnis des mundes in aller gelaſſenheit/ fꝛeund-
lichkeit/ und freudigkeit des geiſtes/ als ein aͤuſ-
ſerlich zeugnis des innerlichen glaubens folget/
und aller der ſchaͤtze und guͤter/ die durch den
glauben Chriſti im hertzen gefuͤhlet und erkant
werden/ wie der Prophet ſagt: Jch habe ge-
glaubt/ darum habe ich geredt; in welchem be-
kaͤntnis denn die gerechtigkeit/ krafft und
gnade Gottes fuͤr der welt wird verkuͤndiget/
Chriſtus wird gepreiſet und glorificiret im
Heiligen Geiſte; drum habe ich vor geſagt/ daß
diß/ ſo man nun in gemein den glauben heiſt/
nach S. Pauli ſpruch viel billicher ein bekaͤnt-
nis des glaubens moͤchte genant werden/ weil
der glaube ein Goͤttlicher ſtrom aus dem Hei-
ligen Geiſte/ ja der Heilige Geiſt ſelbſt/ und
die innerliche krafft Gottes iſt im hertzen/ da-
mit man die ewigen guͤter in Chriſto einnim̃t/
von tage zu tage darinnen reich wiꝛd/ aufwaͤchſt/
zunimmt und fortgehet/ vom glauben in glau-
ben/ von liebe in liebe/ von klarheit in klarheit;
welches aber nicht jedermann/ der ſich nun des
Chriſtlichen glaubens ruͤhmet/ ſo gemein ſeyn
kan; daß aber etliche zu erhaltung ihrer opi-
nion
fuͤrgeben/ der glaube muͤſſe einen aͤuſſer-
lichen lieblichen anblick haben/ darunter er
geiſtliche dinge verſtuͤnde und begreiffe/ iſt gantz
irrig/ und mag fuͤr GOtt keines weges beſte-
hen. Denn zum erſten urtheilen ſie von der
natur und anblick des menſchlichen hiſtoriſchen
glaubens/ und uͤber das/ daß ſie in Goͤttlichen
haͤndeln die him̃liſche dinge mit den irrdiſchen/
die geiſtliche mit den leiblichen/ und den geiſt
mit dem fleiſche vermiſchen/ ſo halten ſie auch
wenig unterſchiedes zwiſchen dem innerlichen
und aͤuſſerlichen menſchen/ ja zwiſchen
dem glauben und glaͤubigen menſchen.
Denn ob wohl dem glaͤubigen menſchen/ von-
wegen des fleiſches offtmahls ein leiblicher an-
blick/ oder creatuͤrlich bild wird fuͤrgeſtellet/
[Spaltenumbruch] darunter ein Myſterium und die geiſtliche
wahrheit wird angezeigt/ in Chriſto verbor-
gen/ ſo bleibt doch der glaube/ der ſich auf ſolch
Myſterium richtet/ darein blicket/ und geiſtli-
che wahrheit allein erkennet/ in der ordnung
der geiſtlichen dinge (eben als wohl/ als das
Myſterium, daß er ergreiffet/ und daran haff-
tet/ in ſeiner natur und ordnung bleibet) un-
vermiſchet ſtehen/ daß zu gleicher weiſe/
wie das fleiſch des geiſtlichen menſchens im
geiſtlichen handel Gottes ſeinen leiblichen an-
blick hat; alſo hat auch der geiſt des glaubens
ſeinen innerlichen anblick allwege unverruͤckt
und ordentlich unterſchieden.

8. Vom Lutheriſchen glauben beym
Sacrament des altars.
p. 101.

Etliche nennen ſolches Impanationem, das
iſt ſo viel/ als daß das brod und der Leib Chriſti
mit einander daſelbſt vereinbaret werden/ aber
das brod doch brod bleibe/ es heiſſe aber nach
ausſprechung der wort/ nicht mehr ein ma-
ter
lich/ ſondern ein geiſtlich Goͤttlich brod/ ja
ein ſolches brod/ das ein Gottes brod und der
leib Chriſti iſt/ &c. als ob Gottes wort Chri-
ſtus/ die creatur des irrdiſchen brods/ und nicht
allein den ſaamen Abrahæ an ſich zu nehmen
haͤtte verſprochen/ oder als ob das leibliche brod
des Goͤttlichen worts/ lebens und weſens em-
pfaͤnglich/ daß es drein verwandelt/ oder damit
einigerley weiſe koͤnte und moͤchte vereinbaret
werden; ſo doch auch nicht die minſte urſach
ſolcher weſentlichen einigkeit oder verwande-
lung weder aus den worten Chriſti/ noch aus
der gantzen Heiligen Schrifft kan gezogen
werden. Sonſt wuͤrde es im Sacrament der
Tauffe eben als wohl auch alſo muͤſſen zuge-
hen; nemlich/ daß das leibliche waſſer mit
dem geiſtlichen/ ja mit dem Heiligen Geiſt
ſelbſt aus krafft des wortes Gottes wuͤrde ver-
menget/ oder aber in den Heiligen Geiſt obge-
dachter transſubſtantiation nach/ verwandelt;
denn es iſt dabey nichts minder Gottes wort/
und der Heilige Geiſt warhafftig gegenwaͤrtig/
als ins HErrn Nachmahl das wort/ der leib
und blut Chriſti gegenwaͤrtig iſt.

9. Was die haupt-urſach ſey aller ir-
rung bey den Sacramenten?

Jn ſumma/ es mangelt obgedachten Lehrern/
uñ ſonſt uͤberall an einem rechtſchaffenen geiſtli-
chē urtheil/ damitſie dieſe geheimnisder Sacra-
menten und anderer geiſtlichen ſachen geiſtlich
wuͤſten zu richten/ daß ſie dabey das geiſtliche
ſtuͤck (alſo zu reden) dem geiſtlichen/ das iſt/ der
glaͤubigen ſeele durchs lebendige wort/ (in dem
alle himmliſche ſchaͤtze getragen werden) zueig-
neten/ desgleichen auch das leibliche und aͤuſ-
ſerliche/ ſo im dienſte gebrauchet/ und zum
gantzen Sacrament gehoͤret/ bey dem leib-
lichen/ aͤuſſerlichen menſchen/ als ein hoch-
wuͤrdiges zeichen/ oder ſichtbarlich Sacra-
ment unveꝛwandelt ſtehen lieſſen; alſo wuͤrden
ſie in der tauffe behalten die gnade GOttes/ ver-
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auch im Nachtmahl den wahren leib und blut
des Herꝛn JEſu CHriſti; damit wuͤrden ſie auch
die Sacrament Chriſti recht unterſcheiden/ recht
verſtehen und gebrauchen lernen zur ehre Gottes
und zu ihrer ſeligkeit; ſonſt koͤñen ſie auf ihre fuͤr-
genom̃ene weiſe kein ſacramentrechtlehren/ und
daß es den menſchen ſeliglich ſey/ fuͤrtragen/

ich ge-
Z 3
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[181/0477] Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. iſt worden/ hat der H. Petrus Chriſtum einen Sohn des lebendigen Gottes bekennet/ Matth. XVI. Derhalben ihm auch vom Herꝛn Chriſto die ſeligkeit iſt zugetheilet wordē: Fleiſch uñ blut/ ſpricht der Herꝛ/ hat dir das nicht offenbaret/ das iſt/ alles was aͤuſſerlich iſt/ was menſchliche kraͤf- te und verſtand vermoͤgen/ hat dir dieſen glau- ben und erkaͤntniß nicht gegeben/ ſondern mein Vater im himmel; wie denn Petrus in ſolchem bekaͤntniß des glaubens nicht ſtehet auff etwas aͤuſſerliches gegruͤndet/ er ſichet auch mit den au- gen ſeines hertzens nicht aufs fleiſch/ ſondern auf den/ deꝛ im fleiſch wohnte/ und duꝛchs fleiſch red- te/ welchen ihm GOtt der Vater hatte ins hertz getragen/ den bekennete er aͤuſſerlich/ uñ trug ihn wieder durch den glauben zum Vater in ſeine Goͤttliche herꝛlichkeit und ehre. Daher gehoͤret nun der ſpruch Pauli zun Roͤmern X. da er in einer ſumma| von dieſem ſtuͤcke alſo ſaget: Mit dem hertzen glaubt man zur gerechtigkeit/ mit dem munde aber geſchicht das bekaͤntnis zur ſeligkeit. Merck frommer menſch/ daß er ſpricht: Mit dem hertzen glaubet man; denn das neue geiſtliche hertz ſieht auf den geiſtlichen glauben/ der die Goͤttliche ewi- ge gerechtigkeit Chriſtum/ und in ihm die erb- ſchafft| des himmels mit ſich bringet; wiederum ſo ſtimmet der glaube/ vergleicht und vereini- get ſich mit dem hertzen/ daraus denn das be- kaͤntnis des mundes in aller gelaſſenheit/ fꝛeund- lichkeit/ und freudigkeit des geiſtes/ als ein aͤuſ- ſerlich zeugnis des innerlichen glaubens folget/ und aller der ſchaͤtze und guͤter/ die durch den glauben Chriſti im hertzen gefuͤhlet und erkant werden/ wie der Prophet ſagt: Jch habe ge- glaubt/ darum habe ich geredt; in welchem be- kaͤntnis denn die gerechtigkeit/ krafft und gnade Gottes fuͤr der welt wird verkuͤndiget/ Chriſtus wird gepreiſet und glorificiret im Heiligen Geiſte; drum habe ich vor geſagt/ daß diß/ ſo man nun in gemein den glauben heiſt/ nach S. Pauli ſpruch viel billicher ein bekaͤnt- nis des glaubens moͤchte genant werden/ weil der glaube ein Goͤttlicher ſtrom aus dem Hei- ligen Geiſte/ ja der Heilige Geiſt ſelbſt/ und die innerliche krafft Gottes iſt im hertzen/ da- mit man die ewigen guͤter in Chriſto einnim̃t/ von tage zu tage darinnen reich wiꝛd/ aufwaͤchſt/ zunimmt und fortgehet/ vom glauben in glau- ben/ von liebe in liebe/ von klarheit in klarheit; welches aber nicht jedermann/ der ſich nun des Chriſtlichen glaubens ruͤhmet/ ſo gemein ſeyn kan; daß aber etliche zu erhaltung ihrer opi- nion fuͤrgeben/ der glaube muͤſſe einen aͤuſſer- lichen lieblichen anblick haben/ darunter er geiſtliche dinge verſtuͤnde und begreiffe/ iſt gantz irrig/ und mag fuͤr GOtt keines weges beſte- hen. Denn zum erſten urtheilen ſie von der natur und anblick des menſchlichen hiſtoriſchen glaubens/ und uͤber das/ daß ſie in Goͤttlichen haͤndeln die him̃liſche dinge mit den irrdiſchen/ die geiſtliche mit den leiblichen/ und den geiſt mit dem fleiſche vermiſchen/ ſo halten ſie auch wenig unterſchiedes zwiſchen dem innerlichen und aͤuſſerlichen menſchen/ ja zwiſchen dem glauben und glaͤubigen menſchen. Denn ob wohl dem glaͤubigen menſchen/ von- wegen des fleiſches offtmahls ein leiblicher an- blick/ oder creatuͤrlich bild wird fuͤrgeſtellet/ darunter ein Myſterium und die geiſtliche wahrheit wird angezeigt/ in Chriſto verbor- gen/ ſo bleibt doch der glaube/ der ſich auf ſolch Myſterium richtet/ darein blicket/ und geiſtli- che wahrheit allein erkennet/ in der ordnung der geiſtlichen dinge (eben als wohl/ als das Myſterium, daß er ergreiffet/ und daran haff- tet/ in ſeiner natur und ordnung bleibet) un- vermiſchet ſtehen/ daß zu gleicher weiſe/ wie das fleiſch des geiſtlichen menſchens im geiſtlichen handel Gottes ſeinen leiblichen an- blick hat; alſo hat auch der geiſt des glaubens ſeinen innerlichen anblick allwege unverruͤckt und ordentlich unterſchieden. 8. Vom Lutheriſchen glauben beym Sacrament des altars. p. 101. Etliche nennen ſolches Impanationem, das iſt ſo viel/ als daß das brod und der Leib Chriſti mit einander daſelbſt vereinbaret werden/ aber das brod doch brod bleibe/ es heiſſe aber nach ausſprechung der wort/ nicht mehr ein ma- terlich/ ſondern ein geiſtlich Goͤttlich brod/ ja ein ſolches brod/ das ein Gottes brod und der leib Chriſti iſt/ &c. als ob Gottes wort Chri- ſtus/ die creatur des irrdiſchen brods/ und nicht allein den ſaamen Abrahæ an ſich zu nehmen haͤtte verſprochen/ oder als ob das leibliche brod des Goͤttlichen worts/ lebens und weſens em- pfaͤnglich/ daß es drein verwandelt/ oder damit einigerley weiſe koͤnte und moͤchte vereinbaret werden; ſo doch auch nicht die minſte urſach ſolcher weſentlichen einigkeit oder verwande- lung weder aus den worten Chriſti/ noch aus der gantzen Heiligen Schrifft kan gezogen werden. Sonſt wuͤrde es im Sacrament der Tauffe eben als wohl auch alſo muͤſſen zuge- hen; nemlich/ daß das leibliche waſſer mit dem geiſtlichen/ ja mit dem Heiligen Geiſt ſelbſt aus krafft des wortes Gottes wuͤrde ver- menget/ oder aber in den Heiligen Geiſt obge- dachter transſubſtantiation nach/ verwandelt; denn es iſt dabey nichts minder Gottes wort/ und der Heilige Geiſt warhafftig gegenwaͤrtig/ als ins HErrn Nachmahl das wort/ der leib und blut Chriſti gegenwaͤrtig iſt. 9. Was die haupt-urſach ſey aller ir- rung bey den Sacramenten? Jn ſumma/ es mangelt obgedachten Lehrern/ uñ ſonſt uͤberall an einem rechtſchaffenen geiſtli- chē urtheil/ damitſie dieſe geheimnisder Sacra- menten und anderer geiſtlichen ſachen geiſtlich wuͤſten zu richten/ daß ſie dabey das geiſtliche ſtuͤck (alſo zu reden) dem geiſtlichen/ das iſt/ der glaͤubigen ſeele durchs lebendige wort/ (in dem alle himmliſche ſchaͤtze getragen werden) zueig- neten/ desgleichen auch das leibliche und aͤuſ- ſerliche/ ſo im dienſte gebrauchet/ und zum gantzen Sacrament gehoͤret/ bey dem leib- lichen/ aͤuſſerlichen menſchen/ als ein hoch- wuͤrdiges zeichen/ oder ſichtbarlich Sacra- ment unveꝛwandelt ſtehen lieſſen; alſo wuͤrden ſie in der tauffe behalten die gnade GOttes/ ver- gebung derſuͤnden und den H. Geiſt/ des gleichen auch im Nachtmahl den wahren leib und blut des Herꝛn JEſu CHriſti; damit wuͤrden ſie auch die Sacrament Chriſti recht unterſcheiden/ recht verſtehen und gebrauchen lernen zur ehre Gottes und zu ihrer ſeligkeit; ſonſt koͤñen ſie auf ihre fuͤr- genom̃ene weiſe kein ſacramentrechtlehren/ und daß es den menſchen ſeliglich ſey/ fuͤrtragen/ ich ge- Z 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/477>, abgerufen am 28.11.2024.