Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklärung.
[Spaltenumbruch] darnach sprach er: O HErr JEsu CHriste/ du
bist alles/ was bin ich? Mein HErr JEsus
CHristus wohnet in meinem hertzen. Den 9.
Dec. gegentag lächelte er/ und sagte/ es wunderte
ihn der ruhe/ die ihm der HErr gebe/ und nicht in
himmel nähme. Uber ein wenig befahl er/ man solte
sein büchlein von der gewißschafft des glaubens
in druck geben. Darnach betete er: O HErr
JEsu CHriste/ laß dir deine sache und den an-
gefangenen handel deiner offen dahrung befoh-
len seyn/ erwecke andere/ die dein wort in aller
lauterkeit vortragen/ zu deinem preiß. Als-
denn befahl er seinen geist wider in die hände des
HErrn CHristi/ begab sich in einen sanfften
schlaff/ darinn er blieb biß an den folgenden
morgen/ eine halbe viertel stunde vor seiner auff-
lösung/ welches war eine kleine weile vor der 5.
uhr/ wie der wächter den tag anbließ/ da ver-
schied er gantz sänfftiglich/ ohne einige verstalt-
niß/ bewegte zu letzt die lippen/ and zog darnach
die rechte hand zu sich/ und ging also in seine
ruhe/ wie er zuvor gesaget hatte.

Der HErr JEsus CHristus/ den er allhier
erkannt und bekannt/ und gepreiset hat/ der ver-
leihe ihm eine sanffte ruhe/ und eine fröliche
aufferstehung/ und wolle uns trösten/ und bey
ihm/ und seines getreuen dienerslehre erhalten/
amen!

Anno 1562. den 10. Decembris ist er ver schie-
den.

NUM. XXIV.
Schwenckfelds fernere erklärung.

Obwol aus Schwenckfelds eigenen schriff-
ten in der historie selbst unter schiedene orte und
expressiones angezogen sind/ daraus seine leh-
ren ziemlich ersehen werden könnten: So
wird es doch nicht überflüßig seyn/ wenn der le-
ser allhier etwas mehrers aus demselben finden
kan/ damit eben dasselbe aus dem gantzen Con-
text
und einer ununterbrochenen Connexion er-
sehen werde. Will ich dahero aus seinen dort-
gedachten schrifften/ und zwar dem andern theil
derselben solche stücke hier auszeichnen/ welche
dieselben streitigkeiten am meisten betreffen.

Also schreibet er im ersten buch pag. 24.

1. Vom unterscheid des innerlichen
worts des geistes/ und äusserlichen
worts des dienstlichen buchsta-
bens.

Wir sollen mercken/ daß zweyerley wort ist/
wie man sonst ingemein davon pflegt zu reden:
Es ist ein ewig natürlich wort GOttes des all-
mächtigen Vaters/ und ist ein vergänglich ge-
spräch und äusserlich wort/ welches auch/ so
viel möglich/ in die H. Schrifft oder in den buch-
staben ist verfasset worden. Diese zwey/ ob sie
wol offt in einem geistlichen handel GOttes
durch JEsum CHristum im H. Geiste bey den
gläubigen/ von wegen der zweyer naturen des
gläubigen menschens/ zusammen kommen mö-
gen/ so seynd sie doch nach ihrer art und natur
nicht eins/ es ist auch nicht eins im andern/
es kömmt und würckt auch nicht das erste durch
das mittel des andern/ sondern sie seynd wol so
weit unterschieden/ als der silberschaum vom
silber/ als das bild und die wahrheit/ als geist
und fleisch/ ewig und vergänglich/ schöpffer
und creatur/ ja als hoch der himmel von der er-
den ist/ als viel GOttes gedancken von men-
schen/ gedancken sind unterschieden/ Esa. 55.
[Spaltenumbruch] so hoch und viel seynd auch diese zwey worte/
nemlich das innerliche wort des geistes/ und das
äusserliche wort des beschriebenen buchstabens
in ihrem wesen und natur unterschieden. Denn
das eine wort stehet in der ordnung der himmli-
schen/ ewigen/ Göttlichen dingen jenes wesens/
es hat seinen freyen gang für sich selbst/ und ist
GOttes selbständigkeit/ GOtt selbst; diß wort
ist in summa nichts anders/ denn das/ davon
der Evangelist Johannes schreibet/ das um un-
sert willen ist mensch worden/ nemlich CHri-
stus unser HErr/ der auch jetzt durch desselben
krafft alle dinge trägt/ erhält und regieret beyde
im himmel und auff erden.

Das andere wort aber stehet in der ordnung
der irrdischen dinge allhier dieses zeitlichen we-
sens/ solch wort/ weil es ein werck des H. Gei-
stes/ so hat es sein sonderlich amt/ brauch/ ehr
und würde/ und ob es gleich in Göttlichen hän-
deln im dienst des geistes mitgebrauchet wird/
(wie es auch die H. Schrifft heist) so ists doch
nicht GOtt/ noch die krafft GOttes CHri-
stus/ oder der H. Geist selbst/ sondern es ist nach
seiner art und natur verrücklich/ und eine ver-
gängliche irrdische creatur auff erden. Dieses
äusserlichen wortes amt ist/ nachdem es den sin-
nen des äusserlichen gläubigen menschens zur er-
mahnung/ lehre und unterweisung seines flei-
sches wird fürgetragen/ daß es allewege über
sich auff das andere/ nemlich auff das natürli-
che ewige wort CHristum selbst/ auff seine un-
sichtbare wolthat/ würcklichkeit und gnaden
anweise/ davon zeuge und solches verkündige/
wie es denn das innerliche ewige wort gleich-
sam in einem bilde dennoch kaum abmahlet/
als auch alle irrdische creaturen kaum bilder
seynd der himmlischen Göttlichen ewigen wahr-
heit. Heb. X. XI. Rom. I.

Solch amt/ brauch und unterscheid der
zweyen worte hat der HErr CHristus Joh. V.
klärlich angezeigt/ da er der ungläubigen
Schrifftgelehrten und Phariseer unverstand
und hartsinnigkeet straffte/ daß sie das ewige le-
ben nicht in ihm/ als im wort des lebens/ son-
dern in buchstaben der Heil. Schrifft zu haben
vermeinten/ und also derselbigen mißbrauchten/
in deme/ so sie einen abgott aus der schrift mach-
ten/ und das äusserliche zeugniß für das wort
der innerlichen Göttlichen wahrheit (welches
allein CHristus ist/) hielten; drum spricht er
also zu den Juden: Jhr erforschet die schrifft/
denn ihr meinet/ ihr habt das ewige leben darin-
nen/ und sie ists/ die von mir zeuget/ und ihr wolt
nicht zu mir kommen/ daß ihr das leben haben
möchtet. Daraus wir nun deutlich den unter-
scheid dieser zweyer wort erkennen/ das eine ist
das leben/ das andere nur ein zeugniß des le-
bens; und können weiter dabey wol abnehmen/
daß solch äusserlich wort viel zu schwach ist/
CHristum JEsum/ seinen lebendigen herrlichen
leib/ und sein heiliges blut in sich zu fassen (es
wäre denn allein nach art oder vermögen der
buchstaben und sylben/ welches aber im grunde
gar nichts ist) ich geschweige/ daß erst durch
solch gesprochen wort der leib CHristi solt in
die irrdische creatur des brods kommen/ oder die-
ses dadurch in den leib Christi verwandelt wer-
den; derhalben so folget/ daß durch diß wort/
oder aus diesem wort (welches nur ein äusser-
lich zeugniß ist) der leib und blut CHristi kei-

nerley
Y 3

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung.
[Spaltenumbruch] darnach ſprach er: O HErꝛ JEſu CHriſte/ du
biſt alles/ was bin ich? Mein HErꝛ JEſus
CHriſtus wohnet in meinem hertzen. Den 9.
Dec. gegentag laͤchelte er/ uñ ſagte/ es wunderte
ihn der ruhe/ die ihm der HErꝛ gebe/ und nicht in
him̃el naͤhme. Ubeꝛ ein wenig befahl er/ man ſolte
ſein buͤchlein von der gewißſchafft des glaubens
in druck geben. Darnach betete er: O HErꝛ
JEſu CHriſte/ laß dir deine ſache und den an-
gefangenen handel deiner offen dahrung befoh-
len ſeyn/ erwecke andere/ die dein wort in aller
lauterkeit vortragen/ zu deinem preiß. Als-
denn befahl er ſeinen geiſt wider in die haͤnde des
HErꝛn CHriſti/ begab ſich in einen ſanfften
ſchlaff/ darinn er blieb biß an den folgenden
morgen/ eine halbe viertel ſtunde vor ſeiner auff-
loͤſung/ welches war eine kleine weile vor der 5.
uhr/ wie der waͤchter den tag anbließ/ da ver-
ſchied er gantz ſaͤnfftiglich/ ohne einige verſtalt-
niß/ bewegte zu letzt die lippen/ and zog darnach
die rechte hand zu ſich/ und ging alſo in ſeine
ruhe/ wie er zuvor geſaget hatte.

Der HErꝛ JEſus CHriſtus/ den er allhier
erkannt und bekannt/ und gepreiſet hat/ der ver-
leihe ihm eine ſanffte ruhe/ und eine froͤliche
aufferſtehung/ und wolle uns troͤſten/ und bey
ihm/ und ſeines getreuen dienerslehre erhalten/
amen!

Anno 1562. den 10. Decembris iſt er ver ſchie-
den.

NUM. XXIV.
Schwenckfelds fernere erklaͤrung.

Obwol aus Schwenckfelds eigenen ſchriff-
ten in der hiſtorie ſelbſt unter ſchiedene orte und
expreſſiones angezogen ſind/ daraus ſeine leh-
ren ziemlich erſehen werden koͤnnten: So
wird es doch nicht uͤberfluͤßig ſeyn/ wenn der le-
ſer allhier etwas mehrers aus demſelben finden
kan/ damit eben daſſelbe aus dem gantzen Con-
text
und einer ununterbrochenen Connexion er-
ſehen werde. Will ich dahero aus ſeinen dort-
gedachten ſchrifften/ und zwar dem andern theil
derſelben ſolche ſtuͤcke hier auszeichnen/ welche
dieſelben ſtreitigkeiten am meiſten betreffen.

Alſo ſchreibet er im erſten buch pag. 24.

1. Vom unterſcheid des innerlichen
worts des geiſtes/ und aͤuſſerlichen
worts des dienſtlichen buchſta-
bens.

Wir ſollen mercken/ daß zweyerley wort iſt/
wie man ſonſt ingemein davon pflegt zu reden:
Es iſt ein ewig natuͤrlich wort GOttes des all-
maͤchtigen Vaters/ und iſt ein vergaͤnglich ge-
ſpraͤch und aͤuſſerlich wort/ welches auch/ ſo
viel moͤglich/ in die H. Schrifft oder in den buch-
ſtaben iſt verfaſſet worden. Dieſe zwey/ ob ſie
wol offt in einem geiſtlichen handel GOttes
durch JEſum CHriſtum im H. Geiſte bey den
glaͤubigen/ von wegen der zweyer naturen des
glaͤubigen menſchens/ zuſammen kommen moͤ-
gen/ ſo ſeynd ſie doch nach ihrer art und natur
nicht eins/ es iſt auch nicht eins im andern/
es koͤmmt und wuͤrckt auch nicht das erſte durch
das mittel des andern/ ſondern ſie ſeynd wol ſo
weit unterſchieden/ als der ſilberſchaum vom
ſilber/ als das bild und die wahrheit/ als geiſt
und fleiſch/ ewig und vergaͤnglich/ ſchoͤpffer
und creatur/ ja als hoch der himmel von der er-
den iſt/ als viel GOttes gedancken von men-
ſchen/ gedancken ſind unterſchieden/ Eſa. 55.
[Spaltenumbruch] ſo hoch und viel ſeynd auch dieſe zwey worte/
nemlich das innerliche wort des geiſtes/ und das
aͤuſſerliche wort des beſchriebenen buchſtabens
in ihrem weſen und natur unterſchieden. Denn
das eine wort ſtehet in der ordnung der himmli-
ſchen/ ewigen/ Goͤttlichen dingen jenes weſens/
es hat ſeinen freyen gang fuͤr ſich ſelbſt/ und iſt
GOttes ſelbſtaͤndigkeit/ GOtt ſelbſt; diß wort
iſt in ſumma nichts anders/ denn das/ davon
der Evangeliſt Johannes ſchreibet/ das um un-
ſert willen iſt menſch worden/ nemlich CHri-
ſtus unſer HErꝛ/ der auch jetzt durch deſſelben
krafft alle dinge traͤgt/ erhaͤlt und regieret beyde
im himmel und auff erden.

Das andere wort aber ſtehet in der ordnung
der irꝛdiſchen dinge allhier dieſes zeitlichen we-
ſens/ ſolch wort/ weil es ein werck des H. Gei-
ſtes/ ſo hat es ſein ſonderlich amt/ brauch/ ehr
und wuͤrde/ und ob es gleich in Goͤttlichen haͤn-
deln im dienſt des geiſtes mitgebrauchet wird/
(wie es auch die H. Schrifft heiſt) ſo iſts doch
nicht GOtt/ noch die krafft GOttes CHri-
ſtus/ oder der H. Geiſt ſelbſt/ ſondern es iſt nach
ſeiner art und natur verruͤcklich/ und eine ver-
gaͤngliche irꝛdiſche creatur auff erden. Dieſes
aͤuſſerlichen wortes amt iſt/ nachdem es den ſin-
nen des aͤuſſerlichen glaͤubigen menſchens zur er-
mahnung/ lehre und unterweiſung ſeines flei-
ſches wird fuͤrgetragen/ daß es allewege uͤber
ſich auff das andere/ nemlich auff das natuͤrli-
che ewige wort CHriſtum ſelbſt/ auff ſeine un-
ſichtbare wolthat/ wuͤrcklichkeit und gnaden
anweiſe/ davon zeuge und ſolches verkuͤndige/
wie es denn das innerliche ewige wort gleich-
ſam in einem bilde dennoch kaum abmahlet/
als auch alle irꝛdiſche creaturen kaum bilder
ſeynd der himmliſchen Goͤttlichen ewigen wahr-
heit. Heb. X. XI. Rom. I.

Solch amt/ brauch und unterſcheid der
zweyen worte hat der HErꝛ CHriſtus Joh. V.
klaͤrlich angezeigt/ da er der unglaͤubigen
Schrifftgelehrten und Phariſeer unverſtand
und hartſinnigkeet ſtraffte/ daß ſie das ewige le-
ben nicht in ihm/ als im wort des lebens/ ſon-
dern in buchſtaben der Heil. Schrifft zu haben
vermeinten/ und alſo derſelbigen mißbrauchten/
in deme/ ſo ſie einen abgott aus der ſchrift mach-
ten/ und das aͤuſſerliche zeugniß fuͤr das wort
der innerlichen Goͤttlichen wahrheit (welches
allein CHriſtus iſt/) hielten; drum ſpricht er
alſo zu den Juden: Jhr erforſchet die ſchrifft/
denn ihr meinet/ ihr habt das ewige leben darin-
nen/ und ſie iſts/ die von mir zeuget/ und ihr wolt
nicht zu mir kommen/ daß ihr das leben haben
moͤchtet. Daraus wir nun deutlich den unter-
ſcheid dieſer zweyer wort erkennen/ das eine iſt
das leben/ das andere nur ein zeugniß des le-
bens; und koͤnnen weiter dabey wol abnehmen/
daß ſolch aͤuſſerlich wort viel zu ſchwach iſt/
CHriſtum JEſum/ ſeinen lebendigen herꝛlichen
leib/ und ſein heiliges blut in ſich zu faſſen (es
waͤre denn allein nach art oder vermoͤgen der
buchſtaben und ſylben/ welches aber im grunde
gar nichts iſt) ich geſchweige/ daß erſt durch
ſolch geſprochen wort der leib CHriſti ſolt in
die irꝛdiſche creatuꝛ des brods kommen/ odeꝛ die-
ſes dadurch in den leib Chriſti verwandelt wer-
den; derhalben ſo folget/ daß durch diß wort/
oder aus dieſem wort (welches nur ein aͤuſſer-
lich zeugniß iſt) der leib und blut CHriſti kei-

nerley
Y 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0469" n="173"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXIV.</hi> Schwenckfelds fernere erkla&#x0364;rung.</fw><lb/><cb/>
darnach &#x017F;prach er: O HEr&#xA75B; JE&#x017F;u CHri&#x017F;te/ du<lb/>
bi&#x017F;t alles/ was bin ich? Mein HEr&#xA75B; JE&#x017F;us<lb/>
CHri&#x017F;tus wohnet in meinem hertzen. Den 9.<lb/><hi rendition="#aq">Dec.</hi> gegentag la&#x0364;chelte er/ un&#x0303; &#x017F;agte/ es wunderte<lb/>
ihn der ruhe/ die ihm der HEr&#xA75B; gebe/ und nicht in<lb/>
him&#x0303;el na&#x0364;hme. Ube&#xA75B; ein wenig befahl er/ man &#x017F;olte<lb/>
&#x017F;ein bu&#x0364;chlein von der gewiß&#x017F;chafft des glaubens<lb/>
in druck geben. Darnach betete er: O HEr&#xA75B;<lb/>
JE&#x017F;u CHri&#x017F;te/ laß dir deine &#x017F;ache und den an-<lb/>
gefangenen handel deiner offen dahrung befoh-<lb/>
len &#x017F;eyn/ erwecke andere/ die dein wort in aller<lb/>
lauterkeit vortragen/ zu deinem preiß. Als-<lb/>
denn befahl er &#x017F;einen gei&#x017F;t wider in die ha&#x0364;nde des<lb/>
HEr&#xA75B;n CHri&#x017F;ti/ begab &#x017F;ich in einen &#x017F;anfften<lb/>
&#x017F;chlaff/ darinn er blieb biß an den folgenden<lb/>
morgen/ eine halbe viertel &#x017F;tunde vor &#x017F;einer auff-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;ung/ welches war eine kleine weile vor der 5.<lb/>
uhr/ wie der wa&#x0364;chter den tag anbließ/ da ver-<lb/>
&#x017F;chied er gantz &#x017F;a&#x0364;nfftiglich/ ohne einige ver&#x017F;talt-<lb/>
niß/ bewegte zu letzt die lippen/ and zog darnach<lb/>
die rechte hand zu &#x017F;ich/ und ging al&#x017F;o in &#x017F;eine<lb/>
ruhe/ wie er zuvor ge&#x017F;aget hatte.</p><lb/>
              <p>Der HEr&#xA75B; JE&#x017F;us CHri&#x017F;tus/ den er allhier<lb/>
erkannt und bekannt/ und geprei&#x017F;et hat/ der ver-<lb/>
leihe ihm eine &#x017F;anffte ruhe/ und eine fro&#x0364;liche<lb/>
auffer&#x017F;tehung/ und wolle uns tro&#x0364;&#x017F;ten/ und bey<lb/>
ihm/ und &#x017F;eines getreuen dienerslehre erhalten/<lb/>
amen!</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1562. den 10. <hi rendition="#aq">Decembris</hi> i&#x017F;t er ver &#x017F;chie-<lb/>
den.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">NUM. XXIV.</hi><lb/>
Schwenckfelds fernere erkla&#x0364;rung.</head><lb/>
            <p>Obwol aus Schwenckfelds eigenen &#x017F;chriff-<lb/>
ten in der hi&#x017F;torie &#x017F;elb&#x017F;t unter &#x017F;chiedene orte und<lb/><hi rendition="#aq">expre&#x017F;&#x017F;iones</hi> angezogen &#x017F;ind/ daraus &#x017F;eine leh-<lb/>
ren ziemlich er&#x017F;ehen werden ko&#x0364;nnten: So<lb/>
wird es doch nicht u&#x0364;berflu&#x0364;ßig &#x017F;eyn/ wenn der le-<lb/>
&#x017F;er allhier etwas mehrers aus dem&#x017F;elben finden<lb/>
kan/ damit eben da&#x017F;&#x017F;elbe aus dem gantzen <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
text</hi> und einer ununterbrochenen <hi rendition="#aq">Connexion</hi> er-<lb/>
&#x017F;ehen werde. Will ich dahero aus &#x017F;einen dort-<lb/>
gedachten &#x017F;chrifften/ und zwar dem andern theil<lb/>
der&#x017F;elben &#x017F;olche &#x017F;tu&#x0364;cke hier auszeichnen/ welche<lb/>
die&#x017F;elben &#x017F;treitigkeiten am mei&#x017F;ten betreffen.</p><lb/>
            <p>Al&#x017F;o &#x017F;chreibet er im er&#x017F;ten buch <hi rendition="#aq">pag. 24.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">1. Vom unter&#x017F;cheid des innerlichen<lb/>
worts des gei&#x017F;tes/ und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen<lb/>
worts des dien&#x017F;tlichen buch&#x017F;ta-<lb/>
bens.</hi> </head><lb/>
              <p>Wir &#x017F;ollen mercken/ daß zweyerley wort i&#x017F;t/<lb/>
wie man &#x017F;on&#x017F;t ingemein davon pflegt zu reden:<lb/>
Es i&#x017F;t ein ewig natu&#x0364;rlich wort GOttes des all-<lb/>
ma&#x0364;chtigen Vaters/ und i&#x017F;t ein verga&#x0364;nglich ge-<lb/>
&#x017F;pra&#x0364;ch und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich wort/ welches auch/ &#x017F;o<lb/>
viel mo&#x0364;glich/ in die H. Schrifft oder in den buch-<lb/>
&#x017F;taben i&#x017F;t verfa&#x017F;&#x017F;et worden. Die&#x017F;e zwey/ ob &#x017F;ie<lb/>
wol offt in einem gei&#x017F;tlichen handel GOttes<lb/>
durch JE&#x017F;um CHri&#x017F;tum im H. Gei&#x017F;te bey den<lb/>
gla&#x0364;ubigen/ von wegen der zweyer naturen des<lb/>
gla&#x0364;ubigen men&#x017F;chens/ zu&#x017F;ammen kommen mo&#x0364;-<lb/>
gen/ &#x017F;o &#x017F;eynd &#x017F;ie doch nach ihrer art und natur<lb/>
nicht eins/ es i&#x017F;t auch nicht eins im andern/<lb/>
es ko&#x0364;mmt und wu&#x0364;rckt auch nicht das er&#x017F;te durch<lb/>
das mittel des andern/ &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;eynd wol &#x017F;o<lb/>
weit unter&#x017F;chieden/ als der &#x017F;ilber&#x017F;chaum vom<lb/>
&#x017F;ilber/ als das bild und die wahrheit/ als gei&#x017F;t<lb/>
und flei&#x017F;ch/ ewig und verga&#x0364;nglich/ &#x017F;cho&#x0364;pffer<lb/>
und creatur/ ja als hoch der himmel von der er-<lb/>
den i&#x017F;t/ als viel GOttes gedancken von men-<lb/>
&#x017F;chen/ gedancken &#x017F;ind unter&#x017F;chieden/ <hi rendition="#aq">E&#x017F;a. 55.</hi><lb/><cb/>
&#x017F;o hoch und viel &#x017F;eynd auch die&#x017F;e zwey worte/<lb/>
nemlich das innerliche wort des gei&#x017F;tes/ und das<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche wort des be&#x017F;chriebenen buch&#x017F;tabens<lb/>
in ihrem we&#x017F;en und natur unter&#x017F;chieden. Denn<lb/>
das eine wort &#x017F;tehet in der ordnung der himmli-<lb/>
&#x017F;chen/ ewigen/ Go&#x0364;ttlichen dingen jenes we&#x017F;ens/<lb/>
es hat &#x017F;einen freyen gang fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ und i&#x017F;t<lb/>
GOttes &#x017F;elb&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit/ GOtt &#x017F;elb&#x017F;t; diß wort<lb/>
i&#x017F;t in <hi rendition="#aq">&#x017F;umma</hi> nichts anders/ denn das/ davon<lb/>
der Evangeli&#x017F;t Johannes &#x017F;chreibet/ das um un-<lb/>
&#x017F;ert willen i&#x017F;t men&#x017F;ch worden/ nemlich CHri-<lb/>
&#x017F;tus un&#x017F;er HEr&#xA75B;/ der auch jetzt durch de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
krafft alle dinge tra&#x0364;gt/ erha&#x0364;lt und regieret beyde<lb/>
im himmel und auff erden.</p><lb/>
              <p>Das andere wort aber &#x017F;tehet in der ordnung<lb/>
der ir&#xA75B;di&#x017F;chen dinge allhier die&#x017F;es zeitlichen we-<lb/>
&#x017F;ens/ &#x017F;olch wort/ weil es ein werck des H. Gei-<lb/>
&#x017F;tes/ &#x017F;o hat es &#x017F;ein &#x017F;onderlich amt/ brauch/ ehr<lb/>
und wu&#x0364;rde/ und ob es gleich in Go&#x0364;ttlichen ha&#x0364;n-<lb/>
deln im dien&#x017F;t des gei&#x017F;tes mitgebrauchet wird/<lb/>
(wie es auch die H. Schrifft hei&#x017F;t) &#x017F;o i&#x017F;ts doch<lb/>
nicht GOtt/ noch die krafft GOttes CHri-<lb/>
&#x017F;tus/ oder der H. Gei&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;ondern es i&#x017F;t nach<lb/>
&#x017F;einer art und natur verru&#x0364;cklich/ und eine ver-<lb/>
ga&#x0364;ngliche ir&#xA75B;di&#x017F;che creatur auff erden. Die&#x017F;es<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen wortes amt i&#x017F;t/ nachdem es den &#x017F;in-<lb/>
nen des a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen gla&#x0364;ubigen men&#x017F;chens zur er-<lb/>
mahnung/ lehre und unterwei&#x017F;ung &#x017F;eines flei-<lb/>
&#x017F;ches wird fu&#x0364;rgetragen/ daß es allewege u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ich auff das andere/ nemlich auff das natu&#x0364;rli-<lb/>
che ewige wort CHri&#x017F;tum &#x017F;elb&#x017F;t/ auff &#x017F;eine un-<lb/>
&#x017F;ichtbare wolthat/ wu&#x0364;rcklichkeit und gnaden<lb/>
anwei&#x017F;e/ davon zeuge und &#x017F;olches verku&#x0364;ndige/<lb/>
wie es denn das innerliche ewige wort gleich-<lb/>
&#x017F;am in einem bilde dennoch kaum abmahlet/<lb/>
als auch alle ir&#xA75B;di&#x017F;che creaturen kaum bilder<lb/>
&#x017F;eynd der himmli&#x017F;chen Go&#x0364;ttlichen ewigen wahr-<lb/>
heit. <hi rendition="#aq">Heb. X. XI. Rom. I.</hi></p><lb/>
              <p>Solch amt/ brauch und unter&#x017F;cheid der<lb/>
zweyen worte hat der HEr&#xA75B; CHri&#x017F;tus <hi rendition="#aq">Joh. V.</hi><lb/>
kla&#x0364;rlich angezeigt/ da er der ungla&#x0364;ubigen<lb/>
Schrifftgelehrten und Phari&#x017F;eer unver&#x017F;tand<lb/>
und hart&#x017F;innigkeet &#x017F;traffte/ daß &#x017F;ie das ewige le-<lb/>
ben nicht in ihm/ als im wort des lebens/ &#x017F;on-<lb/>
dern in buch&#x017F;taben der Heil. Schrifft zu haben<lb/>
vermeinten/ und al&#x017F;o der&#x017F;elbigen mißbrauchten/<lb/>
in deme/ &#x017F;o &#x017F;ie einen abgott aus der &#x017F;chrift mach-<lb/>
ten/ und das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche zeugniß fu&#x0364;r das wort<lb/>
der innerlichen Go&#x0364;ttlichen wahrheit (welches<lb/>
allein CHri&#x017F;tus i&#x017F;t/) hielten; drum &#x017F;pricht er<lb/>
al&#x017F;o zu den Juden: Jhr erfor&#x017F;chet die &#x017F;chrifft/<lb/>
denn ihr meinet/ ihr habt das ewige leben darin-<lb/>
nen/ und &#x017F;ie i&#x017F;ts/ die von mir zeuget/ und ihr wolt<lb/>
nicht zu mir kommen/ daß ihr das leben haben<lb/>
mo&#x0364;chtet. Daraus wir nun deutlich den unter-<lb/>
&#x017F;cheid die&#x017F;er zweyer wort erkennen/ das eine i&#x017F;t<lb/>
das leben/ das andere nur ein zeugniß des le-<lb/>
bens; und ko&#x0364;nnen weiter dabey wol abnehmen/<lb/>
daß &#x017F;olch a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich wort viel zu &#x017F;chwach i&#x017F;t/<lb/>
CHri&#x017F;tum JE&#x017F;um/ &#x017F;einen lebendigen her&#xA75B;lichen<lb/>
leib/ und &#x017F;ein heiliges blut in &#x017F;ich zu fa&#x017F;&#x017F;en (es<lb/>
wa&#x0364;re denn allein nach art oder vermo&#x0364;gen der<lb/>
buch&#x017F;taben und &#x017F;ylben/ welches aber im grunde<lb/>
gar nichts i&#x017F;t) ich ge&#x017F;chweige/ daß er&#x017F;t durch<lb/>
&#x017F;olch ge&#x017F;prochen wort der leib CHri&#x017F;ti &#x017F;olt in<lb/>
die ir&#xA75B;di&#x017F;che creatu&#xA75B; des brods kommen/ ode&#xA75B; die-<lb/>
&#x017F;es dadurch in den leib Chri&#x017F;ti verwandelt wer-<lb/>
den; derhalben &#x017F;o folget/ daß durch diß wort/<lb/>
oder aus die&#x017F;em wort (welches nur ein a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
lich zeugniß i&#x017F;t) der leib und blut CHri&#x017F;ti kei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">nerley</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0469] Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. darnach ſprach er: O HErꝛ JEſu CHriſte/ du biſt alles/ was bin ich? Mein HErꝛ JEſus CHriſtus wohnet in meinem hertzen. Den 9. Dec. gegentag laͤchelte er/ uñ ſagte/ es wunderte ihn der ruhe/ die ihm der HErꝛ gebe/ und nicht in him̃el naͤhme. Ubeꝛ ein wenig befahl er/ man ſolte ſein buͤchlein von der gewißſchafft des glaubens in druck geben. Darnach betete er: O HErꝛ JEſu CHriſte/ laß dir deine ſache und den an- gefangenen handel deiner offen dahrung befoh- len ſeyn/ erwecke andere/ die dein wort in aller lauterkeit vortragen/ zu deinem preiß. Als- denn befahl er ſeinen geiſt wider in die haͤnde des HErꝛn CHriſti/ begab ſich in einen ſanfften ſchlaff/ darinn er blieb biß an den folgenden morgen/ eine halbe viertel ſtunde vor ſeiner auff- loͤſung/ welches war eine kleine weile vor der 5. uhr/ wie der waͤchter den tag anbließ/ da ver- ſchied er gantz ſaͤnfftiglich/ ohne einige verſtalt- niß/ bewegte zu letzt die lippen/ and zog darnach die rechte hand zu ſich/ und ging alſo in ſeine ruhe/ wie er zuvor geſaget hatte. Der HErꝛ JEſus CHriſtus/ den er allhier erkannt und bekannt/ und gepreiſet hat/ der ver- leihe ihm eine ſanffte ruhe/ und eine froͤliche aufferſtehung/ und wolle uns troͤſten/ und bey ihm/ und ſeines getreuen dienerslehre erhalten/ amen! Anno 1562. den 10. Decembris iſt er ver ſchie- den. NUM. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. Obwol aus Schwenckfelds eigenen ſchriff- ten in der hiſtorie ſelbſt unter ſchiedene orte und expreſſiones angezogen ſind/ daraus ſeine leh- ren ziemlich erſehen werden koͤnnten: So wird es doch nicht uͤberfluͤßig ſeyn/ wenn der le- ſer allhier etwas mehrers aus demſelben finden kan/ damit eben daſſelbe aus dem gantzen Con- text und einer ununterbrochenen Connexion er- ſehen werde. Will ich dahero aus ſeinen dort- gedachten ſchrifften/ und zwar dem andern theil derſelben ſolche ſtuͤcke hier auszeichnen/ welche dieſelben ſtreitigkeiten am meiſten betreffen. Alſo ſchreibet er im erſten buch pag. 24. 1. Vom unterſcheid des innerlichen worts des geiſtes/ und aͤuſſerlichen worts des dienſtlichen buchſta- bens. Wir ſollen mercken/ daß zweyerley wort iſt/ wie man ſonſt ingemein davon pflegt zu reden: Es iſt ein ewig natuͤrlich wort GOttes des all- maͤchtigen Vaters/ und iſt ein vergaͤnglich ge- ſpraͤch und aͤuſſerlich wort/ welches auch/ ſo viel moͤglich/ in die H. Schrifft oder in den buch- ſtaben iſt verfaſſet worden. Dieſe zwey/ ob ſie wol offt in einem geiſtlichen handel GOttes durch JEſum CHriſtum im H. Geiſte bey den glaͤubigen/ von wegen der zweyer naturen des glaͤubigen menſchens/ zuſammen kommen moͤ- gen/ ſo ſeynd ſie doch nach ihrer art und natur nicht eins/ es iſt auch nicht eins im andern/ es koͤmmt und wuͤrckt auch nicht das erſte durch das mittel des andern/ ſondern ſie ſeynd wol ſo weit unterſchieden/ als der ſilberſchaum vom ſilber/ als das bild und die wahrheit/ als geiſt und fleiſch/ ewig und vergaͤnglich/ ſchoͤpffer und creatur/ ja als hoch der himmel von der er- den iſt/ als viel GOttes gedancken von men- ſchen/ gedancken ſind unterſchieden/ Eſa. 55. ſo hoch und viel ſeynd auch dieſe zwey worte/ nemlich das innerliche wort des geiſtes/ und das aͤuſſerliche wort des beſchriebenen buchſtabens in ihrem weſen und natur unterſchieden. Denn das eine wort ſtehet in der ordnung der himmli- ſchen/ ewigen/ Goͤttlichen dingen jenes weſens/ es hat ſeinen freyen gang fuͤr ſich ſelbſt/ und iſt GOttes ſelbſtaͤndigkeit/ GOtt ſelbſt; diß wort iſt in ſumma nichts anders/ denn das/ davon der Evangeliſt Johannes ſchreibet/ das um un- ſert willen iſt menſch worden/ nemlich CHri- ſtus unſer HErꝛ/ der auch jetzt durch deſſelben krafft alle dinge traͤgt/ erhaͤlt und regieret beyde im himmel und auff erden. Das andere wort aber ſtehet in der ordnung der irꝛdiſchen dinge allhier dieſes zeitlichen we- ſens/ ſolch wort/ weil es ein werck des H. Gei- ſtes/ ſo hat es ſein ſonderlich amt/ brauch/ ehr und wuͤrde/ und ob es gleich in Goͤttlichen haͤn- deln im dienſt des geiſtes mitgebrauchet wird/ (wie es auch die H. Schrifft heiſt) ſo iſts doch nicht GOtt/ noch die krafft GOttes CHri- ſtus/ oder der H. Geiſt ſelbſt/ ſondern es iſt nach ſeiner art und natur verruͤcklich/ und eine ver- gaͤngliche irꝛdiſche creatur auff erden. Dieſes aͤuſſerlichen wortes amt iſt/ nachdem es den ſin- nen des aͤuſſerlichen glaͤubigen menſchens zur er- mahnung/ lehre und unterweiſung ſeines flei- ſches wird fuͤrgetragen/ daß es allewege uͤber ſich auff das andere/ nemlich auff das natuͤrli- che ewige wort CHriſtum ſelbſt/ auff ſeine un- ſichtbare wolthat/ wuͤrcklichkeit und gnaden anweiſe/ davon zeuge und ſolches verkuͤndige/ wie es denn das innerliche ewige wort gleich- ſam in einem bilde dennoch kaum abmahlet/ als auch alle irꝛdiſche creaturen kaum bilder ſeynd der himmliſchen Goͤttlichen ewigen wahr- heit. Heb. X. XI. Rom. I. Solch amt/ brauch und unterſcheid der zweyen worte hat der HErꝛ CHriſtus Joh. V. klaͤrlich angezeigt/ da er der unglaͤubigen Schrifftgelehrten und Phariſeer unverſtand und hartſinnigkeet ſtraffte/ daß ſie das ewige le- ben nicht in ihm/ als im wort des lebens/ ſon- dern in buchſtaben der Heil. Schrifft zu haben vermeinten/ und alſo derſelbigen mißbrauchten/ in deme/ ſo ſie einen abgott aus der ſchrift mach- ten/ und das aͤuſſerliche zeugniß fuͤr das wort der innerlichen Goͤttlichen wahrheit (welches allein CHriſtus iſt/) hielten; drum ſpricht er alſo zu den Juden: Jhr erforſchet die ſchrifft/ denn ihr meinet/ ihr habt das ewige leben darin- nen/ und ſie iſts/ die von mir zeuget/ und ihr wolt nicht zu mir kommen/ daß ihr das leben haben moͤchtet. Daraus wir nun deutlich den unter- ſcheid dieſer zweyer wort erkennen/ das eine iſt das leben/ das andere nur ein zeugniß des le- bens; und koͤnnen weiter dabey wol abnehmen/ daß ſolch aͤuſſerlich wort viel zu ſchwach iſt/ CHriſtum JEſum/ ſeinen lebendigen herꝛlichen leib/ und ſein heiliges blut in ſich zu faſſen (es waͤre denn allein nach art oder vermoͤgen der buchſtaben und ſylben/ welches aber im grunde gar nichts iſt) ich geſchweige/ daß erſt durch ſolch geſprochen wort der leib CHriſti ſolt in die irꝛdiſche creatuꝛ des brods kommen/ odeꝛ die- ſes dadurch in den leib Chriſti verwandelt wer- den; derhalben ſo folget/ daß durch diß wort/ oder aus dieſem wort (welches nur ein aͤuſſer- lich zeugniß iſt) der leib und blut CHriſti kei- nerley Y 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/469
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/469>, abgerufen am 23.11.2024.