Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. [Spaltenumbruch]
"und darinnen sein leben schöpffet/ so ist der wil-"le/ der aus der geburt urständet/ als eine ab- "trünnige/ eine meineidige hure; denn er ist eine "gebährerin der falschheit/ und hänget nicht an "dem freyen willen. Und verstehen wir allhier "eine trennung von GOtt: Als Lucifer dieses "alles eine ursach ist/ der die Magiam der natur "hat falschsüchtig gemacht/ und werden also in "diesem zwey ewige leben erboren/ als eines in "GOttes willen/ und das andere ins teuffels "und grimmes willen/ und das ist Babel mit "dem Antichrist auff erden. Alles was aus "GOttes willen ausgehet in seinen eigenen wil- "len/ das gebähret in Babel/ das sehet ihr an "Jüden und Heiden/ so wol an allen völckern. "Die Heiden blieben in ihrer eigenen Magia ste- "hen; welche aber aus der sucht der verderbung "ausgingen ins licht der natur/ weil sie GOtt "nicht kanten/ und lebten in reinigkeit/ dieselbe "Heiden/ die waren des freyen willens kinder/ "und in denen hat der geist der freyheit grosse "wunder in ihrem Mysterio eröffnet/ als es an "ihrer hinterlassenen weißheit zu ersehen ist. Die "andern aber/ so nur in ihrem eigenem Magi- "schem geist-willen aus fleisch und blut lebten/ "denen ersoffe ihr wille in der Turba, und die "Turba quall in ihrem willen auff/ und gab ih- "nen einen geist nach den essentien der geitzigkeit "und grimmigkeit/ die suchten nur die zahl der "vielheit/ als herrschafften und Königreiche. "Und wenn die Turba nicht für gewalt fort kon- "te/ so ergrimmete sie und finge krieg und streit "an/ und daher urständet der krieg/ aus hof- "fart und geitz der vielheit/ und gehöret mit sei- "ner zahlins Mysterium des grimmes. Deß- "gleichen waren auch die Juden/ GOtt offen- "barte sich ihnen/ aber sie hingen auch zweyen "willen an/ als ein theil dem gebot mit ihrem "willen/ in GOttes willen gerichtet/ als die ertz- "väter und alle fromme Hoffer Jsraelis; Die "andern thäten mit den händen das werck des "gesetzes/ und hingen mit ihrem willen an ihrer "vergiffteten Magia, als am geitze/ und suchten "nur ihre zahl der vielheit: Jhr mund war ein "Jude/ und das hertz eine Babelische hure/ ein "heuchler und Antichrist mit guten worten und "falschem geitzigem hertzen. Und also ist in der "Christenheit und bey allen völckern die Ba- "belische hure mit dem Antichrist eingesessen/ "da in einem volck zugleich zwey reiche wohnen/ "und lassen sich im innern geist nicht mischen/ "daß sie eines würden/ gleich wie thon und ei- "sen sich nicht mischet: sie vermischen sich wol "nach dem leibe/ aber ihre geister sind zwey ge- "schlechte/ wie der Prophet Daniel sagt. Dar- "um wer den Antichrist will kennen/ der suche "ihn nur also/ er findet den in allen häusern. Aber "der ärgste ist die gecrönte hure: und ihre pa- "ten/ welche sie aus der tauffe der hurerey heben/ "seynd die schreyer/ die aus dem einigen willen "GOttes in viel willen führen/ daß sie nur "die zahl der vielheit erben/ und irrdische bäuche "mästen mögen. Und die andere part des frey- "en willens Gottes gehet mit ihrem Magischen "willen aus/ aus sich selber in die freyheit/ als in "den einigen ungreifflichen willen GOttes/ die "stehen rücklings in der Magischen figur ge- "wandt. Jhr leben suchet brod/ und gehet für "sich/ und ihr wille ist nicht im brod/ sondern "gehet aus sich aus der sucht in GOtt. Und [Spaltenumbruch] die leben mit dem willen in GOtt/ in einer" zahl; die seynd der ewigen rechten Magiae" kinder. Denn GOttes geist wohnet in ih-" rem willen/ und eröffnet ihnen die ewige wun-" der GOttes/ und ihr lebens geist die wunder" dieser welt. Und diese seynd von Babel und" dem Antichrist frey/ und wenn sie ihm gleich in" dem schoß sässen. Denn die rechte bildniß" GOttes stehet in dem willen-geist/ der aus" dem seelen-geiste geboren wird. So denn" also zwo Magiae in einander seynd/ so sind" auch zweene Magi, die sie führen/ als zween gei-" ster. Einer ist GOttes geist/ und der andere" ist der vermunfft-geist/ darein sich der teuffel" flicht; und in GOttes geist die liebe der einig-" keit. Und kan sich der mensch nicht besser pro-" biren/ als daß er mit ernst mercke/ wozu ihn" seine begierde und lust treibet/ denselben hat er" zu einem führer/ und desselben kind ist er auch." So hat er doch jetzt macht/ daß er denselben" willen breche und ändere/ denn er ist Magisch/" und hat die gewalt. Aber es muß ernst seyn:" denn er muß den sternen-geist zähmen/ der in" ihm herschet; dazu gehöret ein nüchtern stilles" leben mit stäter einwerffung in GOttes willen." Denn den sternen-quaal zu bendigen thuts kei-" ne weißheit noch kunst/ sondern mäßigkeit" des lebens mit stäter ausgehung aus den ein-" flüssen: Die elementa schmeissen ihm immer" die sternen-sucht in willen/ darum ists nicht so" ein leicht ding ein kind GOttes zu werden/ es" gehöret grosse arbeit mit viel mühe und leiden" darzu. Und darff sich doch der Antichrist ein" kind GOttes nennen; Aber CHristus sagt:" Sie werden nicht alle ins himmelreich kom-" men/ die da sagen/ HErr HErr/ haben wir" nicht in deinem namen teuffel ausgetrieben" und thaten gethan? Aber er sagt ihnen: Ge-" het hin von mir ihr stinckenden böcke/ ich kenne" euch nicht. Jhr habets aus der falschen Ma-" gia gethan/ und seyd nie in meinem geist und" willen erkant worden. Jhr seyd in eurer geistli-" chen figur böcke/ tyrannen/ geitzhälse/ hoffärti-" ge/ wollüstige: ihr habt meinen namen auffeu-" rer zungen |geführt/ aber euer hertz der wollust" des fleisches sucht auffgeopffert/ und seyd in der" Turba gebore. Jhr müsset durchs feuer bewäh-" ret werde/ so kommt jedem reich seine frucht heim." Hiebey mag auch füglich der ort aus Luthe- Dessel-
Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. [Spaltenumbruch]
„und darinnen ſein leben ſchoͤpffet/ ſo iſt der wil-„le/ der aus der geburt urſtaͤndet/ als eine ab- „truͤnnige/ eine meineidige hure; denn er iſt eine „gebaͤhrerin der falſchheit/ und haͤnget nicht an „dem freyen willen. Und verſtehen wir allhier „eine trennung von GOtt: Als Lucifer dieſes „alles eine urſach iſt/ der die Magiam der natur „hat falſchſuͤchtig gemacht/ und werden alſo in „dieſem zwey ewige leben erboren/ als eines in „GOttes willen/ und das andere ins teuffels „und grimmes willen/ und das iſt Babel mit „dem Antichriſt auff erden. Alles was aus „GOttes willen ausgehet in ſeinen eigenen wil- „len/ das gebaͤhret in Babel/ das ſehet ihr an „Juͤden und Heiden/ ſo wol an allen voͤlckern. „Die Heiden blieben in ihrer eigenen Magia ſte- „hen; welche aber aus der ſucht der verderbung „ausgingen ins licht der natur/ weil ſie GOtt „nicht kanten/ und lebten in reinigkeit/ dieſelbe „Heiden/ die waren des freyen willens kinder/ „und in denen hat der geiſt der freyheit groſſe „wunder in ihrem Myſterio eroͤffnet/ als es an „ihreꝛ hinterlaſſenen weißheit zu erſehen iſt. Die „andern aber/ ſo nur in ihrem eigenem Magi- „ſchem geiſt-willen aus fleiſch und blut lebten/ „denen erſoffe ihr wille in der Turba, und die „Turba quall in ihrem willen auff/ und gab ih- „nen einen geiſt nach den eſſentien der geitzigkeit „und grimmigkeit/ die ſuchten nur die zahl der „vielheit/ als herꝛſchafften und Koͤnigreiche. „Und wenn die Turba nicht fuͤr gewalt fort kon- „te/ ſo ergrimmete ſie und finge krieg und ſtreit „an/ und daher urſtaͤndet der krieg/ aus hof- „fart und geitz der vielheit/ und gehoͤret mit ſei- „ner zahlins Myſterium des grimmes. Deß- „gleichen waren auch die Juden/ GOtt offen- „barte ſich ihnen/ aber ſie hingen auch zweyen „willen an/ als ein theil dem gebot mit ihrem „willen/ in GOttes willen gerichtet/ als die ertz- „vaͤter und alle fromme Hoffer Jſraelis; Die „andern thaͤten mit den haͤnden das werck des „geſetzes/ und hingen mit ihrem willen an ihrer „vergiffteten Magia, als am geitze/ und ſuchten „nur ihre zahl der vielheit: Jhr mund war ein „Jude/ und das hertz eine Babeliſche hure/ ein „heuchler und Antichriſt mit guten worten und „falſchem geitzigem hertzen. Und alſo iſt in der „Chriſtenheit und bey allen voͤlckern die Ba- „beliſche hure mit dem Antichriſt eingeſeſſen/ „da in einem volck zugleich zwey reiche wohnen/ „und laſſen ſich im innern geiſt nicht miſchen/ „daß ſie eines wuͤrden/ gleich wie thon und ei- „ſen ſich nicht miſchet: ſie vermiſchen ſich wol „nach dem leibe/ aber ihre geiſter ſind zwey ge- „ſchlechte/ wie der Prophet Daniel ſagt. Dar- „um wer den Antichriſt will kennen/ der ſuche „ihn nur alſo/ er findet den in allen haͤuſern. Aber „der aͤrgſte iſt die gecroͤnte hure: und ihre pa- „ten/ welche ſie aus der tauffe der hurerey heben/ „ſeynd die ſchreyer/ die aus dem einigen willen „GOttes in viel willen fuͤhren/ daß ſie nur „die zahl der vielheit erben/ und irꝛdiſche baͤuche „maͤſten moͤgen. Und die andere part des frey- „en willens Gottes gehet mit ihrem Magiſchen „willen aus/ aus ſich ſelber in die freyheit/ als in „den einigen ungreifflichen willen GOttes/ die „ſtehen ruͤcklings in der Magiſchen figur ge- „wandt. Jhr leben ſuchet brod/ und gehet fuͤr „ſich/ und ihr wille iſt nicht im brod/ ſondern „gehet aus ſich aus der ſucht in GOtt. Und [Spaltenumbruch] die leben mit dem willen in GOtt/ in einer“ zahl; die ſeynd der ewigen rechten Magiæ“ kinder. Denn GOttes geiſt wohnet in ih-“ rem willen/ und eroͤffnet ihnen die ewige wun-“ der GOttes/ und ihr lebens geiſt die wunder“ dieſer welt. Und dieſe ſeynd von Babel und“ dem Antichriſt frey/ und wenn ſie ihm gleich in“ dem ſchoß ſaͤſſen. Denn die rechte bildniß“ GOttes ſtehet in dem willen-geiſt/ der aus“ dem ſeelen-geiſte geboren wird. So denn“ alſo zwo Magiæ in einander ſeynd/ ſo ſind“ auch zweene Magi, die ſie fuͤhren/ als zween gei-“ ſter. Einer iſt GOttes geiſt/ und der andere“ iſt der vermunfft-geiſt/ darein ſich der teuffel“ flicht; und in GOttes geiſt die liebe der einig-“ keit. Und kan ſich der menſch nicht beſſer pro-“ biren/ als daß er mit ernſt mercke/ wozu ihn“ ſeine begierde und luſt treibet/ denſelben hat er“ zu einem fuͤhrer/ und deſſelben kind iſt er auch.“ So hat er doch jetzt macht/ daß er denſelben“ willen breche und aͤndere/ denn er iſt Magiſch/“ und hat die gewalt. Aber es muß ernſt ſeyn:“ denn er muß den ſternen-geiſt zaͤhmen/ der in“ ihm herſchet; dazu gehoͤret ein nuͤchtern ſtilles“ leben mit ſtaͤter einwerffung in GOttes willen.“ Denn den ſternen-quaal zu bendigen thuts kei-“ ne weißheit noch kunſt/ ſondern maͤßigkeit“ des lebens mit ſtaͤter ausgehung aus den ein-“ fluͤſſen: Die elementa ſchmeiſſen ihm immer“ die ſternen-ſucht in willen/ darum iſts nicht ſo“ ein leicht ding ein kind GOttes zu werden/ es“ gehoͤret groſſe arbeit mit viel muͤhe und leiden“ darzu. Und darff ſich doch der Antichriſt ein“ kind GOttes nennen; Aber CHriſtus ſagt:“ Sie werden nicht alle ins himmelreich kom-“ men/ die da ſagen/ HErꝛ HErꝛ/ haben wir“ nicht in deinem namen teuffel ausgetrieben“ und thaten gethan? Aber er ſagt ihnen: Ge-“ het hin von miꝛ ihr ſtinckenden boͤcke/ ich kenne“ euch nicht. Jhr habets aus der falſchen Ma-“ gia gethan/ und ſeyd nie in meinem geiſt und“ willen erkant worden. Jhr ſeyd in eurer geiſtli-“ chen figur boͤcke/ tyrannen/ geitzhaͤlſe/ hoffaͤrti-“ ge/ wolluͤſtige: ihr habt meinen namen auffeu-“ rer zungen |gefuͤhrt/ aber euer hertz der wolluſt“ des fleiſches ſucht auffgeopffert/ und ſeyd in der“ Turba geborē. Jhr muͤſſet durchs feuer bewaͤh-“ ret werdē/ ſo kom̃t jedem reich ſeine frucht heim.‟ Hiebey mag auch fuͤglich der ort aus Luthe- Deſſel-
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So denn“<lb/> alſo zwo <hi rendition="#aq">Magiæ</hi> in einander ſeynd/ ſo ſind“<lb/> auch zweene <hi rendition="#aq">Magi,</hi> die ſie fuͤhren/ als zween gei-“<lb/> ſter. Einer iſt GOttes geiſt/ und der andere“<lb/> iſt der vermunfft-geiſt/ darein ſich der teuffel“<lb/> flicht; und in GOttes geiſt die liebe der einig-“<lb/> keit. Und kan ſich der menſch nicht beſſer <hi rendition="#aq">pro-“<lb/> bir</hi>en/ als daß er mit ernſt mercke/ wozu ihn“<lb/> ſeine begierde und luſt treibet/ denſelben hat er“<lb/> zu einem fuͤhrer/ und deſſelben kind iſt er auch.“<lb/> So hat er doch jetzt macht/ daß er denſelben“<lb/> willen breche und aͤndere/ denn er iſt <hi rendition="#aq">Magi</hi>ſch/“<lb/> und hat die gewalt. Aber es muß ernſt ſeyn:“<lb/> denn er muß den ſternen-geiſt zaͤhmen/ der in“<lb/> ihm herſchet; dazu gehoͤret ein nuͤchtern ſtilles“<lb/> leben mit ſtaͤter einwerffung in GOttes willen.“<lb/> Denn den ſternen-quaal zu bendigen thuts kei-“<lb/> ne weißheit noch kunſt/ ſondern maͤßigkeit“<lb/> des lebens mit ſtaͤter ausgehung aus den ein-“<lb/> fluͤſſen: Die <hi rendition="#aq">elementa</hi> ſchmeiſſen ihm immer“<lb/> die ſternen-ſucht in willen/ darum iſts nicht ſo“<lb/> ein leicht ding ein kind GOttes zu werden/ es“<lb/> gehoͤret groſſe arbeit mit viel muͤhe und leiden“<lb/> darzu. Und darff ſich doch der Antichriſt ein“<lb/> kind GOttes nennen; Aber CHriſtus ſagt:“<lb/> Sie werden nicht alle ins himmelreich kom-“<lb/> men/ die da ſagen/ HErꝛ HErꝛ/ haben wir“<lb/> nicht in deinem namen teuffel ausgetrieben“<lb/> und thaten gethan? Aber er ſagt ihnen: Ge-“<lb/> het hin von miꝛ ihr ſtinckenden boͤcke/ ich kenne“<lb/> euch nicht. Jhr habets aus der falſchen <hi rendition="#aq">Ma-“<lb/> gia</hi> gethan/ und ſeyd nie in meinem geiſt und“<lb/> willen erkant worden. Jhr ſeyd in eurer geiſtli-“<lb/> chen <hi rendition="#aq">figur</hi> boͤcke/ tyrannen/ geitzhaͤlſe/ hoffaͤrti-“<lb/> ge/ wolluͤſtige: ihr habt meinen namen auffeu-“<lb/> rer zungen |gefuͤhrt/ aber euer hertz der wolluſt“<lb/> des fleiſches ſucht auffgeopffert/ und ſeyd in der“<lb/><hi rendition="#aq">Turba</hi> geborē. Jhr muͤſſet durchs feuer bewaͤh-“<lb/> ret werdē/ ſo kom̃t jedem reich ſeine frucht heim.‟</p><lb/> <p>Hiebey mag auch fuͤglich der ort aus Luthe-<lb/> ro ſteben/ da er gleichfalls ſeine meinung gar<lb/> weißlich von der <hi rendition="#aq">Magia</hi> entdecket; in der kir-<lb/> chen-poſtill am tag der H. 3. 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Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
„und darinnen ſein leben ſchoͤpffet/ ſo iſt der wil-
„le/ der aus der geburt urſtaͤndet/ als eine ab-
„truͤnnige/ eine meineidige hure; denn er iſt eine
„gebaͤhrerin der falſchheit/ und haͤnget nicht an
„dem freyen willen. Und verſtehen wir allhier
„eine trennung von GOtt: Als Lucifer dieſes
„alles eine urſach iſt/ der die Magiam der natur
„hat falſchſuͤchtig gemacht/ und werden alſo in
„dieſem zwey ewige leben erboren/ als eines in
„GOttes willen/ und das andere ins teuffels
„und grimmes willen/ und das iſt Babel mit
„dem Antichriſt auff erden. Alles was aus
„GOttes willen ausgehet in ſeinen eigenen wil-
„len/ das gebaͤhret in Babel/ das ſehet ihr an
„Juͤden und Heiden/ ſo wol an allen voͤlckern.
„Die Heiden blieben in ihrer eigenen Magia ſte-
„hen; welche aber aus der ſucht der verderbung
„ausgingen ins licht der natur/ weil ſie GOtt
„nicht kanten/ und lebten in reinigkeit/ dieſelbe
„Heiden/ die waren des freyen willens kinder/
„und in denen hat der geiſt der freyheit groſſe
„wunder in ihrem Myſterio eroͤffnet/ als es an
„ihreꝛ hinterlaſſenen weißheit zu erſehen iſt. Die
„andern aber/ ſo nur in ihrem eigenem Magi-
„ſchem geiſt-willen aus fleiſch und blut lebten/
„denen erſoffe ihr wille in der Turba, und die
„Turba quall in ihrem willen auff/ und gab ih-
„nen einen geiſt nach den eſſentien der geitzigkeit
„und grimmigkeit/ die ſuchten nur die zahl der
„vielheit/ als herꝛſchafften und Koͤnigreiche.
„Und wenn die Turba nicht fuͤr gewalt fort kon-
„te/ ſo ergrimmete ſie und finge krieg und ſtreit
„an/ und daher urſtaͤndet der krieg/ aus hof-
„fart und geitz der vielheit/ und gehoͤret mit ſei-
„ner zahlins Myſterium des grimmes. Deß-
„gleichen waren auch die Juden/ GOtt offen-
„barte ſich ihnen/ aber ſie hingen auch zweyen
„willen an/ als ein theil dem gebot mit ihrem
„willen/ in GOttes willen gerichtet/ als die ertz-
„vaͤter und alle fromme Hoffer Jſraelis; Die
„andern thaͤten mit den haͤnden das werck des
„geſetzes/ und hingen mit ihrem willen an ihrer
„vergiffteten Magia, als am geitze/ und ſuchten
„nur ihre zahl der vielheit: Jhr mund war ein
„Jude/ und das hertz eine Babeliſche hure/ ein
„heuchler und Antichriſt mit guten worten und
„falſchem geitzigem hertzen. Und alſo iſt in der
„Chriſtenheit und bey allen voͤlckern die Ba-
„beliſche hure mit dem Antichriſt eingeſeſſen/
„da in einem volck zugleich zwey reiche wohnen/
„und laſſen ſich im innern geiſt nicht miſchen/
„daß ſie eines wuͤrden/ gleich wie thon und ei-
„ſen ſich nicht miſchet: ſie vermiſchen ſich wol
„nach dem leibe/ aber ihre geiſter ſind zwey ge-
„ſchlechte/ wie der Prophet Daniel ſagt. Dar-
„um wer den Antichriſt will kennen/ der ſuche
„ihn nur alſo/ er findet den in allen haͤuſern. Aber
„der aͤrgſte iſt die gecroͤnte hure: und ihre pa-
„ten/ welche ſie aus der tauffe der hurerey heben/
„ſeynd die ſchreyer/ die aus dem einigen willen
„GOttes in viel willen fuͤhren/ daß ſie nur
„die zahl der vielheit erben/ und irꝛdiſche baͤuche
„maͤſten moͤgen. Und die andere part des frey-
„en willens Gottes gehet mit ihrem Magiſchen
„willen aus/ aus ſich ſelber in die freyheit/ als in
„den einigen ungreifflichen willen GOttes/ die
„ſtehen ruͤcklings in der Magiſchen figur ge-
„wandt. Jhr leben ſuchet brod/ und gehet fuͤr
„ſich/ und ihr wille iſt nicht im brod/ ſondern
„gehet aus ſich aus der ſucht in GOtt. Und
die leben mit dem willen in GOtt/ in einer“
zahl; die ſeynd der ewigen rechten Magiæ“
kinder. Denn GOttes geiſt wohnet in ih-“
rem willen/ und eroͤffnet ihnen die ewige wun-“
der GOttes/ und ihr lebens geiſt die wunder“
dieſer welt. Und dieſe ſeynd von Babel und“
dem Antichriſt frey/ und wenn ſie ihm gleich in“
dem ſchoß ſaͤſſen. Denn die rechte bildniß“
GOttes ſtehet in dem willen-geiſt/ der aus“
dem ſeelen-geiſte geboren wird. So denn“
alſo zwo Magiæ in einander ſeynd/ ſo ſind“
auch zweene Magi, die ſie fuͤhren/ als zween gei-“
ſter. Einer iſt GOttes geiſt/ und der andere“
iſt der vermunfft-geiſt/ darein ſich der teuffel“
flicht; und in GOttes geiſt die liebe der einig-“
keit. Und kan ſich der menſch nicht beſſer pro-“
biren/ als daß er mit ernſt mercke/ wozu ihn“
ſeine begierde und luſt treibet/ denſelben hat er“
zu einem fuͤhrer/ und deſſelben kind iſt er auch.“
So hat er doch jetzt macht/ daß er denſelben“
willen breche und aͤndere/ denn er iſt Magiſch/“
und hat die gewalt. Aber es muß ernſt ſeyn:“
denn er muß den ſternen-geiſt zaͤhmen/ der in“
ihm herſchet; dazu gehoͤret ein nuͤchtern ſtilles“
leben mit ſtaͤter einwerffung in GOttes willen.“
Denn den ſternen-quaal zu bendigen thuts kei-“
ne weißheit noch kunſt/ ſondern maͤßigkeit“
des lebens mit ſtaͤter ausgehung aus den ein-“
fluͤſſen: Die elementa ſchmeiſſen ihm immer“
die ſternen-ſucht in willen/ darum iſts nicht ſo“
ein leicht ding ein kind GOttes zu werden/ es“
gehoͤret groſſe arbeit mit viel muͤhe und leiden“
darzu. Und darff ſich doch der Antichriſt ein“
kind GOttes nennen; Aber CHriſtus ſagt:“
Sie werden nicht alle ins himmelreich kom-“
men/ die da ſagen/ HErꝛ HErꝛ/ haben wir“
nicht in deinem namen teuffel ausgetrieben“
und thaten gethan? Aber er ſagt ihnen: Ge-“
het hin von miꝛ ihr ſtinckenden boͤcke/ ich kenne“
euch nicht. Jhr habets aus der falſchen Ma-“
gia gethan/ und ſeyd nie in meinem geiſt und“
willen erkant worden. Jhr ſeyd in eurer geiſtli-“
chen figur boͤcke/ tyrannen/ geitzhaͤlſe/ hoffaͤrti-“
ge/ wolluͤſtige: ihr habt meinen namen auffeu-“
rer zungen |gefuͤhrt/ aber euer hertz der wolluſt“
des fleiſches ſucht auffgeopffert/ und ſeyd in der“
Turba geborē. Jhr muͤſſet durchs feuer bewaͤh-“
ret werdē/ ſo kom̃t jedem reich ſeine frucht heim.‟
Hiebey mag auch fuͤglich der ort aus Luthe-
ro ſteben/ da er gleichfalls ſeine meinung gar
weißlich von der Magia entdecket; in der kir-
chen-poſtill am tag der H. 3. Koͤnige p. 190.
Die der Evangeliſt hie nennet Magos,
heiſſen wir auff Teutſch weiſſager/ nicht
wie die Propheten weiſſagen/ ſondern
wie man nennet die weiſen maͤnner und
weiſen frauen/ die den leuten allerley
ding ſagen koͤnnen/ viel heimlicher kunſt
wiſſen/ und ebentheuer treiben. Und
ihre kunſt heiſt Magia, und gehet zuwei-
len durch ſchwartze kunſt/ und durch
teuffels geſchaͤffte zu/ doch nicht aller-
dings wie die hexen und zauberinnen
thun. Denn Magus ahmet nach den rech-
ten Propheten/ aber doch nicht aus
GOttes geiſt/ darum treffen ſie zuwei-
len gleich zu/ denn ihr ding iſt nicht lau-
ter teuffels-ding/ wie der hexen/ ſondern
gemenget mit natuͤrlicher vernunfft
und teuffelsbeyſtand.
Deſſel-
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Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/463>, abgerufen am 16.07.2024. |