Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] "und darinnen sein leben schöpffet/ so ist der wil-
"le/ der aus der geburt urständet/ als eine ab-
"trünnige/ eine meineidige hure; denn er ist eine
"gebährerin der falschheit/ und hänget nicht an
"dem freyen willen. Und verstehen wir allhier
"eine trennung von GOtt: Als Lucifer dieses
"alles eine ursach ist/ der die Magiam der natur
"hat falschsüchtig gemacht/ und werden also in
"diesem zwey ewige leben erboren/ als eines in
"GOttes willen/ und das andere ins teuffels
"und grimmes willen/ und das ist Babel mit
"dem Antichrist auff erden. Alles was aus
"GOttes willen ausgehet in seinen eigenen wil-
"len/ das gebähret in Babel/ das sehet ihr an
"Jüden und Heiden/ so wol an allen völckern.
"Die Heiden blieben in ihrer eigenen Magia ste-
"hen; welche aber aus der sucht der verderbung
"ausgingen ins licht der natur/ weil sie GOtt
"nicht kanten/ und lebten in reinigkeit/ dieselbe
"Heiden/ die waren des freyen willens kinder/
"und in denen hat der geist der freyheit grosse
"wunder in ihrem Mysterio eröffnet/ als es an
"ihrer hinterlassenen weißheit zu ersehen ist. Die
"andern aber/ so nur in ihrem eigenem Magi-
"schem geist-willen aus fleisch und blut lebten/
"denen ersoffe ihr wille in der Turba, und die
"Turba quall in ihrem willen auff/ und gab ih-
"nen einen geist nach den essentien der geitzigkeit
"und grimmigkeit/ die suchten nur die zahl der
"vielheit/ als herrschafften und Königreiche.
"Und wenn die Turba nicht für gewalt fort kon-
"te/ so ergrimmete sie und finge krieg und streit
"an/ und daher urständet der krieg/ aus hof-
"fart und geitz der vielheit/ und gehöret mit sei-
"ner zahlins Mysterium des grimmes. Deß-
"gleichen waren auch die Juden/ GOtt offen-
"barte sich ihnen/ aber sie hingen auch zweyen
"willen an/ als ein theil dem gebot mit ihrem
"willen/ in GOttes willen gerichtet/ als die ertz-
"väter und alle fromme Hoffer Jsraelis; Die
"andern thäten mit den händen das werck des
"gesetzes/ und hingen mit ihrem willen an ihrer
"vergiffteten Magia, als am geitze/ und suchten
"nur ihre zahl der vielheit: Jhr mund war ein
"Jude/ und das hertz eine Babelische hure/ ein
"heuchler und Antichrist mit guten worten und
"falschem geitzigem hertzen. Und also ist in der
"Christenheit und bey allen völckern die Ba-
"belische hure mit dem Antichrist eingesessen/
"da in einem volck zugleich zwey reiche wohnen/
"und lassen sich im innern geist nicht mischen/
"daß sie eines würden/ gleich wie thon und ei-
"sen sich nicht mischet: sie vermischen sich wol
"nach dem leibe/ aber ihre geister sind zwey ge-
"schlechte/ wie der Prophet Daniel sagt. Dar-
"um wer den Antichrist will kennen/ der suche
"ihn nur also/ er findet den in allen häusern. Aber
"der ärgste ist die gecrönte hure: und ihre pa-
"ten/ welche sie aus der tauffe der hurerey heben/
"seynd die schreyer/ die aus dem einigen willen
"GOttes in viel willen führen/ daß sie nur
"die zahl der vielheit erben/ und irrdische bäuche
"mästen mögen. Und die andere part des frey-
"en willens Gottes gehet mit ihrem Magischen
"willen aus/ aus sich selber in die freyheit/ als in
"den einigen ungreifflichen willen GOttes/ die
"stehen rücklings in der Magischen figur ge-
"wandt. Jhr leben suchet brod/ und gehet für
"sich/ und ihr wille ist nicht im brod/ sondern
"gehet aus sich aus der sucht in GOtt. Und
[Spaltenumbruch] die leben mit dem willen in GOtt/ in einer"
zahl; die seynd der ewigen rechten Magiae"
kinder. Denn GOttes geist wohnet in ih-"
rem willen/ und eröffnet ihnen die ewige wun-"
der GOttes/ und ihr lebens geist die wunder"
dieser welt. Und diese seynd von Babel und"
dem Antichrist frey/ und wenn sie ihm gleich in"
dem schoß sässen. Denn die rechte bildniß"
GOttes stehet in dem willen-geist/ der aus"
dem seelen-geiste geboren wird. So denn"
also zwo Magiae in einander seynd/ so sind"
auch zweene Magi, die sie führen/ als zween gei-"
ster. Einer ist GOttes geist/ und der andere"
ist der vermunfft-geist/ darein sich der teuffel"
flicht; und in GOttes geist die liebe der einig-"
keit. Und kan sich der mensch nicht besser pro-"
bir
en/ als daß er mit ernst mercke/ wozu ihn"
seine begierde und lust treibet/ denselben hat er"
zu einem führer/ und desselben kind ist er auch."
So hat er doch jetzt macht/ daß er denselben"
willen breche und ändere/ denn er ist Magisch/"
und hat die gewalt. Aber es muß ernst seyn:"
denn er muß den sternen-geist zähmen/ der in"
ihm herschet; dazu gehöret ein nüchtern stilles"
leben mit stäter einwerffung in GOttes willen."
Denn den sternen-quaal zu bendigen thuts kei-"
ne weißheit noch kunst/ sondern mäßigkeit"
des lebens mit stäter ausgehung aus den ein-"
flüssen: Die elementa schmeissen ihm immer"
die sternen-sucht in willen/ darum ists nicht so"
ein leicht ding ein kind GOttes zu werden/ es"
gehöret grosse arbeit mit viel mühe und leiden"
darzu. Und darff sich doch der Antichrist ein"
kind GOttes nennen; Aber CHristus sagt:"
Sie werden nicht alle ins himmelreich kom-"
men/ die da sagen/ HErr HErr/ haben wir"
nicht in deinem namen teuffel ausgetrieben"
und thaten gethan? Aber er sagt ihnen: Ge-"
het hin von mir ihr stinckenden böcke/ ich kenne"
euch nicht. Jhr habets aus der falschen Ma-"
gia
gethan/ und seyd nie in meinem geist und"
willen erkant worden. Jhr seyd in eurer geistli-"
chen figur böcke/ tyrannen/ geitzhälse/ hoffärti-"
ge/ wollüstige: ihr habt meinen namen auffeu-"
rer zungen |geführt/ aber euer hertz der wollust"
des fleisches sucht auffgeopffert/ und seyd in der"
Turba gebore. Jhr müsset durchs feuer bewäh-"
ret werde/ so kommt jedem reich seine frucht heim."

Hiebey mag auch füglich der ort aus Luthe-
ro steben/ da er gleichfalls seine meinung gar
weißlich von der Magia entdecket; in der kir-
chen-postill am tag der H. 3. Könige p. 190.
Die der Evangelist hie nennet Magos,
heissen wir auff Teutsch weissager/ nicht
wie die Propheten weissagen/ sondern
wie man nennet die weisen männer und
weisen frauen/ die den leuten allerley
ding sagen können/ viel heimlicher kunst
wissen/ und ebentheuer treiben. Und
ihre kunst heist
Magia, und gehet zuwei-
len durch schwartze kunst/ und durch
teuffels geschäffte zu/ doch nicht aller-
dings wie die hexen und zauberinnen
thun. Denn
Magus ahmet nach den rech-
ten Propheten/ aber doch nicht aus
GOttes geist/ darum treffen sie zuwei-
len gleich zu/ denn ihr ding ist nicht lau-
ter teuffels-ding/ wie der hexen/ sondern
gemenget mit natürlicher vernunfft
und teuffelsbeystand.

Dessel-

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] „und darinnen ſein leben ſchoͤpffet/ ſo iſt der wil-
„le/ der aus der geburt urſtaͤndet/ als eine ab-
„truͤnnige/ eine meineidige hure; denn er iſt eine
„gebaͤhrerin der falſchheit/ und haͤnget nicht an
„dem freyen willen. Und verſtehen wir allhier
„eine trennung von GOtt: Als Lucifer dieſes
„alles eine urſach iſt/ der die Magiam der natur
„hat falſchſuͤchtig gemacht/ und werden alſo in
„dieſem zwey ewige leben erboren/ als eines in
„GOttes willen/ und das andere ins teuffels
„und grimmes willen/ und das iſt Babel mit
„dem Antichriſt auff erden. Alles was aus
„GOttes willen ausgehet in ſeinen eigenen wil-
„len/ das gebaͤhret in Babel/ das ſehet ihr an
„Juͤden und Heiden/ ſo wol an allen voͤlckern.
„Die Heiden blieben in ihrer eigenen Magia ſte-
„hen; welche aber aus der ſucht der verderbung
„ausgingen ins licht der natur/ weil ſie GOtt
„nicht kanten/ und lebten in reinigkeit/ dieſelbe
„Heiden/ die waren des freyen willens kinder/
„und in denen hat der geiſt der freyheit groſſe
„wunder in ihrem Myſterio eroͤffnet/ als es an
„ihreꝛ hinterlaſſenen weißheit zu erſehen iſt. Die
„andern aber/ ſo nur in ihrem eigenem Magi-
„ſchem geiſt-willen aus fleiſch und blut lebten/
„denen erſoffe ihr wille in der Turba, und die
Turba quall in ihrem willen auff/ und gab ih-
„nen einen geiſt nach den eſſentien der geitzigkeit
„und grimmigkeit/ die ſuchten nur die zahl der
„vielheit/ als herꝛſchafften und Koͤnigreiche.
„Und wenn die Turba nicht fuͤr gewalt fort kon-
„te/ ſo ergrimmete ſie und finge krieg und ſtreit
„an/ und daher urſtaͤndet der krieg/ aus hof-
„fart und geitz der vielheit/ und gehoͤret mit ſei-
„ner zahlins Myſterium des grimmes. Deß-
„gleichen waren auch die Juden/ GOtt offen-
„barte ſich ihnen/ aber ſie hingen auch zweyen
„willen an/ als ein theil dem gebot mit ihrem
„willen/ in GOttes willen gerichtet/ als die ertz-
„vaͤter und alle fromme Hoffer Jſraelis; Die
„andern thaͤten mit den haͤnden das werck des
„geſetzes/ und hingen mit ihrem willen an ihrer
„vergiffteten Magia, als am geitze/ und ſuchten
„nur ihre zahl der vielheit: Jhr mund war ein
„Jude/ und das hertz eine Babeliſche hure/ ein
„heuchler und Antichriſt mit guten worten und
„falſchem geitzigem hertzen. Und alſo iſt in der
„Chriſtenheit und bey allen voͤlckern die Ba-
„beliſche hure mit dem Antichriſt eingeſeſſen/
„da in einem volck zugleich zwey reiche wohnen/
„und laſſen ſich im innern geiſt nicht miſchen/
„daß ſie eines wuͤrden/ gleich wie thon und ei-
„ſen ſich nicht miſchet: ſie vermiſchen ſich wol
„nach dem leibe/ aber ihre geiſter ſind zwey ge-
„ſchlechte/ wie der Prophet Daniel ſagt. Dar-
„um wer den Antichriſt will kennen/ der ſuche
„ihn nur alſo/ er findet den in allen haͤuſern. Aber
„der aͤrgſte iſt die gecroͤnte hure: und ihre pa-
„ten/ welche ſie aus der tauffe der hurerey heben/
„ſeynd die ſchreyer/ die aus dem einigen willen
„GOttes in viel willen fuͤhren/ daß ſie nur
„die zahl der vielheit erben/ und irꝛdiſche baͤuche
„maͤſten moͤgen. Und die andere part des frey-
„en willens Gottes gehet mit ihrem Magiſchen
„willen aus/ aus ſich ſelber in die freyheit/ als in
„den einigen ungreifflichen willen GOttes/ die
„ſtehen ruͤcklings in der Magiſchen figur ge-
„wandt. Jhr leben ſuchet brod/ und gehet fuͤr
„ſich/ und ihr wille iſt nicht im brod/ ſondern
„gehet aus ſich aus der ſucht in GOtt. Und
[Spaltenumbruch] die leben mit dem willen in GOtt/ in einer“
zahl; die ſeynd der ewigen rechten Magiæ
kinder. Denn GOttes geiſt wohnet in ih-“
rem willen/ und eroͤffnet ihnen die ewige wun-“
der GOttes/ und ihr lebens geiſt die wunder“
dieſer welt. Und dieſe ſeynd von Babel und“
dem Antichriſt frey/ und wenn ſie ihm gleich in“
dem ſchoß ſaͤſſen. Denn die rechte bildniß“
GOttes ſtehet in dem willen-geiſt/ der aus“
dem ſeelen-geiſte geboren wird. So denn“
alſo zwo Magiæ in einander ſeynd/ ſo ſind“
auch zweene Magi, die ſie fuͤhren/ als zween gei-“
ſter. Einer iſt GOttes geiſt/ und der andere“
iſt der vermunfft-geiſt/ darein ſich der teuffel“
flicht; und in GOttes geiſt die liebe der einig-“
keit. Und kan ſich der menſch nicht beſſer pro-“
bir
en/ als daß er mit ernſt mercke/ wozu ihn“
ſeine begierde und luſt treibet/ denſelben hat er“
zu einem fuͤhrer/ und deſſelben kind iſt er auch.“
So hat er doch jetzt macht/ daß er denſelben“
willen breche und aͤndere/ denn er iſt Magiſch/“
und hat die gewalt. Aber es muß ernſt ſeyn:“
denn er muß den ſternen-geiſt zaͤhmen/ der in“
ihm herſchet; dazu gehoͤret ein nuͤchtern ſtilles“
leben mit ſtaͤter einwerffung in GOttes willen.“
Denn den ſternen-quaal zu bendigen thuts kei-“
ne weißheit noch kunſt/ ſondern maͤßigkeit“
des lebens mit ſtaͤter ausgehung aus den ein-“
fluͤſſen: Die elementa ſchmeiſſen ihm immer“
die ſternen-ſucht in willen/ darum iſts nicht ſo“
ein leicht ding ein kind GOttes zu werden/ es“
gehoͤret groſſe arbeit mit viel muͤhe und leiden“
darzu. Und darff ſich doch der Antichriſt ein“
kind GOttes nennen; Aber CHriſtus ſagt:“
Sie werden nicht alle ins himmelreich kom-“
men/ die da ſagen/ HErꝛ HErꝛ/ haben wir“
nicht in deinem namen teuffel ausgetrieben“
und thaten gethan? Aber er ſagt ihnen: Ge-“
het hin von miꝛ ihr ſtinckenden boͤcke/ ich kenne“
euch nicht. Jhr habets aus der falſchen Ma-“
gia
gethan/ und ſeyd nie in meinem geiſt und“
willen erkant worden. Jhr ſeyd in eurer geiſtli-“
chen figur boͤcke/ tyrannen/ geitzhaͤlſe/ hoffaͤrti-“
ge/ wolluͤſtige: ihr habt meinen namen auffeu-“
rer zungen |gefuͤhrt/ aber euer hertz der wolluſt“
des fleiſches ſucht auffgeopffert/ und ſeyd in der“
Turba geborē. Jhr muͤſſet durchs feuer bewaͤh-“
ret werdē/ ſo kom̃t jedem reich ſeine frucht heim.‟

Hiebey mag auch fuͤglich der ort aus Luthe-
ro ſteben/ da er gleichfalls ſeine meinung gar
weißlich von der Magia entdecket; in der kir-
chen-poſtill am tag der H. 3. Koͤnige p. 190.
Die der Evangeliſt hie nennet Magos,
heiſſen wir auff Teutſch weiſſager/ nicht
wie die Propheten weiſſagen/ ſondern
wie man nennet die weiſen maͤnner und
weiſen frauen/ die den leuten allerley
ding ſagen koͤnnen/ viel heimlicher kunſt
wiſſen/ und ebentheuer treiben. Und
ihre kunſt heiſt
Magia, und gehet zuwei-
len durch ſchwartze kunſt/ und durch
teuffels geſchaͤffte zu/ doch nicht aller-
dings wie die hexen und zauberinnen
thun. Denn
Magus ahmet nach den rech-
ten Propheten/ aber doch nicht aus
GOttes geiſt/ darum treffen ſie zuwei-
len gleich zu/ denn ihr ding iſt nicht lau-
ter teuffels-ding/ wie der hexen/ ſondern
gemenget mit natuͤrlicher vernunfft
und teuffelsbeyſtand.

Deſſel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0463" n="167"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXII.</hi> Von der <hi rendition="#aq">Magia.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x201E;und darinnen &#x017F;ein leben &#x017F;cho&#x0364;pffet/ &#x017F;o i&#x017F;t der wil-<lb/>
&#x201E;le/ der aus der geburt ur&#x017F;ta&#x0364;ndet/ als eine ab-<lb/>
&#x201E;tru&#x0364;nnige/ eine meineidige hure; denn er i&#x017F;t eine<lb/>
&#x201E;geba&#x0364;hrerin der fal&#x017F;chheit/ und ha&#x0364;nget nicht an<lb/>
&#x201E;dem freyen willen. Und ver&#x017F;tehen wir allhier<lb/>
&#x201E;eine trennung von GOtt: Als <hi rendition="#aq">Lucifer</hi> die&#x017F;es<lb/>
&#x201E;alles eine ur&#x017F;ach i&#x017F;t/ der die <hi rendition="#aq">Magiam</hi> der natur<lb/>
&#x201E;hat fal&#x017F;ch&#x017F;u&#x0364;chtig gemacht/ und werden al&#x017F;o in<lb/>
&#x201E;die&#x017F;em zwey ewige leben erboren/ als eines in<lb/>
&#x201E;GOttes willen/ und das andere ins teuffels<lb/>
&#x201E;und grimmes willen/ und das i&#x017F;t Babel mit<lb/>
&#x201E;dem Antichri&#x017F;t auff erden. Alles was aus<lb/>
&#x201E;GOttes willen ausgehet in &#x017F;einen eigenen wil-<lb/>
&#x201E;len/ das geba&#x0364;hret in Babel/ das &#x017F;ehet ihr an<lb/>
&#x201E;Ju&#x0364;den und Heiden/ &#x017F;o wol an allen vo&#x0364;lckern.<lb/>
&#x201E;Die Heiden blieben in ihrer eigenen <hi rendition="#aq">Magia</hi> &#x017F;te-<lb/>
&#x201E;hen; welche aber aus der &#x017F;ucht der verderbung<lb/>
&#x201E;ausgingen ins licht der natur/ weil &#x017F;ie GOtt<lb/>
&#x201E;nicht kanten/ und lebten in reinigkeit/ die&#x017F;elbe<lb/>
&#x201E;Heiden/ die waren des freyen willens kinder/<lb/>
&#x201E;und in denen hat der gei&#x017F;t der freyheit gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x201E;wunder in ihrem <hi rendition="#aq">My&#x017F;terio</hi> ero&#x0364;ffnet/ als es an<lb/>
&#x201E;ihre&#xA75B; hinterla&#x017F;&#x017F;enen weißheit zu er&#x017F;ehen i&#x017F;t. Die<lb/>
&#x201E;andern aber/ &#x017F;o nur in ihrem eigenem <hi rendition="#aq">Magi-</hi><lb/>
&#x201E;&#x017F;chem gei&#x017F;t-willen aus flei&#x017F;ch und blut lebten/<lb/>
&#x201E;denen er&#x017F;offe ihr wille in der <hi rendition="#aq">Turba,</hi> und die<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Turba</hi> quall in ihrem willen auff/ und gab ih-<lb/>
&#x201E;nen einen gei&#x017F;t nach den <hi rendition="#aq">e&#x017F;&#x017F;enti</hi>en der geitzigkeit<lb/>
&#x201E;und grimmigkeit/ die &#x017F;uchten nur die zahl der<lb/>
&#x201E;vielheit/ als her&#xA75B;&#x017F;chafften und Ko&#x0364;nigreiche.<lb/>
&#x201E;Und wenn die <hi rendition="#aq">Turba</hi> nicht fu&#x0364;r gewalt fort kon-<lb/>
&#x201E;te/ &#x017F;o ergrimmete &#x017F;ie und finge krieg und &#x017F;treit<lb/>
&#x201E;an/ und daher ur&#x017F;ta&#x0364;ndet der krieg/ aus hof-<lb/>
&#x201E;fart und geitz der vielheit/ und geho&#x0364;ret mit &#x017F;ei-<lb/>
&#x201E;ner zahlins <hi rendition="#aq">My&#x017F;terium</hi> des grimmes. Deß-<lb/>
&#x201E;gleichen waren auch die Juden/ GOtt offen-<lb/>
&#x201E;barte &#x017F;ich ihnen/ aber &#x017F;ie hingen auch zweyen<lb/>
&#x201E;willen an/ als ein theil dem gebot mit ihrem<lb/>
&#x201E;willen/ in GOttes willen gerichtet/ als die ertz-<lb/>
&#x201E;va&#x0364;ter und alle fromme Hoffer J&#x017F;raelis; Die<lb/>
&#x201E;andern tha&#x0364;ten mit den ha&#x0364;nden das werck des<lb/>
&#x201E;ge&#x017F;etzes/ und hingen mit ihrem willen an ihrer<lb/>
&#x201E;vergiffteten <hi rendition="#aq">Magia,</hi> als am geitze/ und &#x017F;uchten<lb/>
&#x201E;nur ihre zahl der vielheit: Jhr mund war ein<lb/>
&#x201E;Jude/ und das hertz eine Babeli&#x017F;che hure/ ein<lb/>
&#x201E;heuchler und Antichri&#x017F;t mit guten worten und<lb/>
&#x201E;fal&#x017F;chem geitzigem hertzen. Und al&#x017F;o i&#x017F;t in der<lb/>
&#x201E;Chri&#x017F;tenheit und bey allen vo&#x0364;lckern die Ba-<lb/>
&#x201E;beli&#x017F;che hure mit dem Antichri&#x017F;t einge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x201E;da in einem volck zugleich zwey reiche wohnen/<lb/>
&#x201E;und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich im innern gei&#x017F;t nicht mi&#x017F;chen/<lb/>
&#x201E;daß &#x017F;ie eines wu&#x0364;rden/ gleich wie thon und ei-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en &#x017F;ich nicht mi&#x017F;chet: &#x017F;ie vermi&#x017F;chen &#x017F;ich wol<lb/>
&#x201E;nach dem leibe/ aber ihre gei&#x017F;ter &#x017F;ind zwey ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chlechte/ wie der Prophet Daniel &#x017F;agt. Dar-<lb/>
&#x201E;um wer den Antichri&#x017F;t will kennen/ der &#x017F;uche<lb/>
&#x201E;ihn nur al&#x017F;o/ er findet den in allen ha&#x0364;u&#x017F;ern. Aber<lb/>
&#x201E;der a&#x0364;rg&#x017F;te i&#x017F;t die gecro&#x0364;nte hure: und ihre pa-<lb/>
&#x201E;ten/ welche &#x017F;ie aus der tauffe der hurerey heben/<lb/>
&#x201E;&#x017F;eynd die &#x017F;chreyer/ die aus dem einigen willen<lb/>
&#x201E;GOttes in viel willen fu&#x0364;hren/ daß &#x017F;ie nur<lb/>
&#x201E;die zahl der vielheit erben/ und ir&#xA75B;di&#x017F;che ba&#x0364;uche<lb/>
&#x201E;ma&#x0364;&#x017F;ten mo&#x0364;gen. Und die andere part des frey-<lb/>
&#x201E;en willens Gottes gehet mit ihrem <hi rendition="#aq">Magi</hi>&#x017F;chen<lb/>
&#x201E;willen aus/ aus &#x017F;ich &#x017F;elber in die freyheit/ als in<lb/>
&#x201E;den einigen ungreifflichen willen GOttes/ die<lb/>
&#x201E;&#x017F;tehen ru&#x0364;cklings in der <hi rendition="#aq">Magi</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">figur</hi> ge-<lb/>
&#x201E;wandt. Jhr leben &#x017F;uchet brod/ und gehet fu&#x0364;r<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich/ und ihr wille i&#x017F;t nicht im brod/ &#x017F;ondern<lb/>
&#x201E;gehet aus &#x017F;ich aus der &#x017F;ucht in GOtt. Und<lb/><cb/>
die leben mit dem willen in GOtt/ in einer&#x201C;<lb/>
zahl; die &#x017F;eynd der ewigen rechten <hi rendition="#aq">Magiæ</hi>&#x201C;<lb/>
kinder. Denn GOttes gei&#x017F;t wohnet in ih-&#x201C;<lb/>
rem willen/ und ero&#x0364;ffnet ihnen die ewige wun-&#x201C;<lb/>
der GOttes/ und ihr lebens gei&#x017F;t die wunder&#x201C;<lb/>
die&#x017F;er welt. Und die&#x017F;e &#x017F;eynd von Babel und&#x201C;<lb/>
dem Antichri&#x017F;t frey/ und wenn &#x017F;ie ihm gleich in&#x201C;<lb/>
dem &#x017F;choß &#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Denn die rechte bildniß&#x201C;<lb/>
GOttes &#x017F;tehet in dem willen-gei&#x017F;t/ der aus&#x201C;<lb/>
dem &#x017F;eelen-gei&#x017F;te geboren wird. So denn&#x201C;<lb/>
al&#x017F;o zwo <hi rendition="#aq">Magiæ</hi> in einander &#x017F;eynd/ &#x017F;o &#x017F;ind&#x201C;<lb/>
auch zweene <hi rendition="#aq">Magi,</hi> die &#x017F;ie fu&#x0364;hren/ als zween gei-&#x201C;<lb/>
&#x017F;ter. Einer i&#x017F;t GOttes gei&#x017F;t/ und der andere&#x201C;<lb/>
i&#x017F;t der vermunfft-gei&#x017F;t/ darein &#x017F;ich der teuffel&#x201C;<lb/>
flicht; und in GOttes gei&#x017F;t die liebe der einig-&#x201C;<lb/>
keit. Und kan &#x017F;ich der men&#x017F;ch nicht be&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">pro-&#x201C;<lb/>
bir</hi>en/ als daß er mit ern&#x017F;t mercke/ wozu ihn&#x201C;<lb/>
&#x017F;eine begierde und lu&#x017F;t treibet/ den&#x017F;elben hat er&#x201C;<lb/>
zu einem fu&#x0364;hrer/ und de&#x017F;&#x017F;elben kind i&#x017F;t er auch.&#x201C;<lb/>
So hat er doch jetzt macht/ daß er den&#x017F;elben&#x201C;<lb/>
willen breche und a&#x0364;ndere/ denn er i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Magi</hi>&#x017F;ch/&#x201C;<lb/>
und hat die gewalt. Aber es muß ern&#x017F;t &#x017F;eyn:&#x201C;<lb/>
denn er muß den &#x017F;ternen-gei&#x017F;t za&#x0364;hmen/ der in&#x201C;<lb/>
ihm her&#x017F;chet; dazu geho&#x0364;ret ein nu&#x0364;chtern &#x017F;tilles&#x201C;<lb/>
leben mit &#x017F;ta&#x0364;ter einwerffung in GOttes willen.&#x201C;<lb/>
Denn den &#x017F;ternen-quaal zu bendigen thuts kei-&#x201C;<lb/>
ne weißheit noch kun&#x017F;t/ &#x017F;ondern ma&#x0364;ßigkeit&#x201C;<lb/>
des lebens mit &#x017F;ta&#x0364;ter ausgehung aus den ein-&#x201C;<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: Die <hi rendition="#aq">elementa</hi> &#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;en ihm immer&#x201C;<lb/>
die &#x017F;ternen-&#x017F;ucht in willen/ darum i&#x017F;ts nicht &#x017F;o&#x201C;<lb/>
ein leicht ding ein kind GOttes zu werden/ es&#x201C;<lb/>
geho&#x0364;ret gro&#x017F;&#x017F;e arbeit mit viel mu&#x0364;he und leiden&#x201C;<lb/>
darzu. Und darff &#x017F;ich doch der Antichri&#x017F;t ein&#x201C;<lb/>
kind GOttes nennen; Aber CHri&#x017F;tus &#x017F;agt:&#x201C;<lb/>
Sie werden nicht alle ins himmelreich kom-&#x201C;<lb/>
men/ die da &#x017F;agen/ HEr&#xA75B; HEr&#xA75B;/ haben wir&#x201C;<lb/>
nicht in deinem namen teuffel ausgetrieben&#x201C;<lb/>
und thaten gethan? Aber er &#x017F;agt ihnen: Ge-&#x201C;<lb/>
het hin von mi&#xA75B; ihr &#x017F;tinckenden bo&#x0364;cke/ ich kenne&#x201C;<lb/>
euch nicht. Jhr habets aus der fal&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Ma-&#x201C;<lb/>
gia</hi> gethan/ und &#x017F;eyd nie in meinem gei&#x017F;t und&#x201C;<lb/>
willen erkant worden. Jhr &#x017F;eyd in eurer gei&#x017F;tli-&#x201C;<lb/>
chen <hi rendition="#aq">figur</hi> bo&#x0364;cke/ tyrannen/ geitzha&#x0364;l&#x017F;e/ hoffa&#x0364;rti-&#x201C;<lb/>
ge/ wollu&#x0364;&#x017F;tige: ihr habt meinen namen auffeu-&#x201C;<lb/>
rer zungen |gefu&#x0364;hrt/ aber euer hertz der wollu&#x017F;t&#x201C;<lb/>
des flei&#x017F;ches &#x017F;ucht auffgeopffert/ und &#x017F;eyd in der&#x201C;<lb/><hi rendition="#aq">Turba</hi> gebor&#x0113;. Jhr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et durchs feuer bewa&#x0364;h-&#x201C;<lb/>
ret werd&#x0113;/ &#x017F;o kom&#x0303;t jedem reich &#x017F;eine frucht heim.&#x201F;</p><lb/>
              <p>Hiebey mag auch fu&#x0364;glich der ort aus Luthe-<lb/>
ro &#x017F;teben/ da er gleichfalls &#x017F;eine meinung gar<lb/>
weißlich von der <hi rendition="#aq">Magia</hi> entdecket; in der kir-<lb/>
chen-po&#x017F;till am tag der H. 3. Ko&#x0364;nige <hi rendition="#aq">p.</hi> 190.<lb/><hi rendition="#fr">Die der Evangeli&#x017F;t hie nennet</hi> <hi rendition="#aq">Magos,</hi><lb/><hi rendition="#fr">hei&#x017F;&#x017F;en wir auff Teut&#x017F;ch wei&#x017F;&#x017F;ager/ nicht<lb/>
wie die Propheten wei&#x017F;&#x017F;agen/ &#x017F;ondern<lb/>
wie man nennet die wei&#x017F;en ma&#x0364;nner und<lb/>
wei&#x017F;en frauen/ die den leuten allerley<lb/>
ding &#x017F;agen ko&#x0364;nnen/ viel heimlicher kun&#x017F;t<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en/ und ebentheuer treiben. Und<lb/>
ihre kun&#x017F;t hei&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">Magia,</hi> <hi rendition="#fr">und gehet zuwei-<lb/>
len durch &#x017F;chwartze kun&#x017F;t/ und durch<lb/>
teuffels ge&#x017F;cha&#x0364;ffte zu/ doch nicht aller-<lb/>
dings wie die hexen und zauberinnen<lb/>
thun. Denn</hi> <hi rendition="#aq">Magus</hi> <hi rendition="#fr">ahmet nach den rech-<lb/>
ten Propheten/ aber doch nicht aus<lb/>
GOttes gei&#x017F;t/ darum treffen &#x017F;ie zuwei-<lb/>
len gleich zu/ denn ihr ding i&#x017F;t nicht lau-<lb/>
ter teuffels-ding/ wie der hexen/ &#x017F;ondern<lb/>
gemenget mit natu&#x0364;rlicher vernunfft<lb/>
und teuffelsbey&#x017F;tand.</hi></p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">De&#x017F;&#x017F;el-</hi> </fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0463] Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „und darinnen ſein leben ſchoͤpffet/ ſo iſt der wil- „le/ der aus der geburt urſtaͤndet/ als eine ab- „truͤnnige/ eine meineidige hure; denn er iſt eine „gebaͤhrerin der falſchheit/ und haͤnget nicht an „dem freyen willen. Und verſtehen wir allhier „eine trennung von GOtt: Als Lucifer dieſes „alles eine urſach iſt/ der die Magiam der natur „hat falſchſuͤchtig gemacht/ und werden alſo in „dieſem zwey ewige leben erboren/ als eines in „GOttes willen/ und das andere ins teuffels „und grimmes willen/ und das iſt Babel mit „dem Antichriſt auff erden. Alles was aus „GOttes willen ausgehet in ſeinen eigenen wil- „len/ das gebaͤhret in Babel/ das ſehet ihr an „Juͤden und Heiden/ ſo wol an allen voͤlckern. „Die Heiden blieben in ihrer eigenen Magia ſte- „hen; welche aber aus der ſucht der verderbung „ausgingen ins licht der natur/ weil ſie GOtt „nicht kanten/ und lebten in reinigkeit/ dieſelbe „Heiden/ die waren des freyen willens kinder/ „und in denen hat der geiſt der freyheit groſſe „wunder in ihrem Myſterio eroͤffnet/ als es an „ihreꝛ hinterlaſſenen weißheit zu erſehen iſt. Die „andern aber/ ſo nur in ihrem eigenem Magi- „ſchem geiſt-willen aus fleiſch und blut lebten/ „denen erſoffe ihr wille in der Turba, und die „Turba quall in ihrem willen auff/ und gab ih- „nen einen geiſt nach den eſſentien der geitzigkeit „und grimmigkeit/ die ſuchten nur die zahl der „vielheit/ als herꝛſchafften und Koͤnigreiche. „Und wenn die Turba nicht fuͤr gewalt fort kon- „te/ ſo ergrimmete ſie und finge krieg und ſtreit „an/ und daher urſtaͤndet der krieg/ aus hof- „fart und geitz der vielheit/ und gehoͤret mit ſei- „ner zahlins Myſterium des grimmes. Deß- „gleichen waren auch die Juden/ GOtt offen- „barte ſich ihnen/ aber ſie hingen auch zweyen „willen an/ als ein theil dem gebot mit ihrem „willen/ in GOttes willen gerichtet/ als die ertz- „vaͤter und alle fromme Hoffer Jſraelis; Die „andern thaͤten mit den haͤnden das werck des „geſetzes/ und hingen mit ihrem willen an ihrer „vergiffteten Magia, als am geitze/ und ſuchten „nur ihre zahl der vielheit: Jhr mund war ein „Jude/ und das hertz eine Babeliſche hure/ ein „heuchler und Antichriſt mit guten worten und „falſchem geitzigem hertzen. Und alſo iſt in der „Chriſtenheit und bey allen voͤlckern die Ba- „beliſche hure mit dem Antichriſt eingeſeſſen/ „da in einem volck zugleich zwey reiche wohnen/ „und laſſen ſich im innern geiſt nicht miſchen/ „daß ſie eines wuͤrden/ gleich wie thon und ei- „ſen ſich nicht miſchet: ſie vermiſchen ſich wol „nach dem leibe/ aber ihre geiſter ſind zwey ge- „ſchlechte/ wie der Prophet Daniel ſagt. Dar- „um wer den Antichriſt will kennen/ der ſuche „ihn nur alſo/ er findet den in allen haͤuſern. Aber „der aͤrgſte iſt die gecroͤnte hure: und ihre pa- „ten/ welche ſie aus der tauffe der hurerey heben/ „ſeynd die ſchreyer/ die aus dem einigen willen „GOttes in viel willen fuͤhren/ daß ſie nur „die zahl der vielheit erben/ und irꝛdiſche baͤuche „maͤſten moͤgen. Und die andere part des frey- „en willens Gottes gehet mit ihrem Magiſchen „willen aus/ aus ſich ſelber in die freyheit/ als in „den einigen ungreifflichen willen GOttes/ die „ſtehen ruͤcklings in der Magiſchen figur ge- „wandt. Jhr leben ſuchet brod/ und gehet fuͤr „ſich/ und ihr wille iſt nicht im brod/ ſondern „gehet aus ſich aus der ſucht in GOtt. Und die leben mit dem willen in GOtt/ in einer“ zahl; die ſeynd der ewigen rechten Magiæ“ kinder. Denn GOttes geiſt wohnet in ih-“ rem willen/ und eroͤffnet ihnen die ewige wun-“ der GOttes/ und ihr lebens geiſt die wunder“ dieſer welt. Und dieſe ſeynd von Babel und“ dem Antichriſt frey/ und wenn ſie ihm gleich in“ dem ſchoß ſaͤſſen. Denn die rechte bildniß“ GOttes ſtehet in dem willen-geiſt/ der aus“ dem ſeelen-geiſte geboren wird. So denn“ alſo zwo Magiæ in einander ſeynd/ ſo ſind“ auch zweene Magi, die ſie fuͤhren/ als zween gei-“ ſter. Einer iſt GOttes geiſt/ und der andere“ iſt der vermunfft-geiſt/ darein ſich der teuffel“ flicht; und in GOttes geiſt die liebe der einig-“ keit. Und kan ſich der menſch nicht beſſer pro-“ biren/ als daß er mit ernſt mercke/ wozu ihn“ ſeine begierde und luſt treibet/ denſelben hat er“ zu einem fuͤhrer/ und deſſelben kind iſt er auch.“ So hat er doch jetzt macht/ daß er denſelben“ willen breche und aͤndere/ denn er iſt Magiſch/“ und hat die gewalt. Aber es muß ernſt ſeyn:“ denn er muß den ſternen-geiſt zaͤhmen/ der in“ ihm herſchet; dazu gehoͤret ein nuͤchtern ſtilles“ leben mit ſtaͤter einwerffung in GOttes willen.“ Denn den ſternen-quaal zu bendigen thuts kei-“ ne weißheit noch kunſt/ ſondern maͤßigkeit“ des lebens mit ſtaͤter ausgehung aus den ein-“ fluͤſſen: Die elementa ſchmeiſſen ihm immer“ die ſternen-ſucht in willen/ darum iſts nicht ſo“ ein leicht ding ein kind GOttes zu werden/ es“ gehoͤret groſſe arbeit mit viel muͤhe und leiden“ darzu. Und darff ſich doch der Antichriſt ein“ kind GOttes nennen; Aber CHriſtus ſagt:“ Sie werden nicht alle ins himmelreich kom-“ men/ die da ſagen/ HErꝛ HErꝛ/ haben wir“ nicht in deinem namen teuffel ausgetrieben“ und thaten gethan? Aber er ſagt ihnen: Ge-“ het hin von miꝛ ihr ſtinckenden boͤcke/ ich kenne“ euch nicht. Jhr habets aus der falſchen Ma-“ gia gethan/ und ſeyd nie in meinem geiſt und“ willen erkant worden. Jhr ſeyd in eurer geiſtli-“ chen figur boͤcke/ tyrannen/ geitzhaͤlſe/ hoffaͤrti-“ ge/ wolluͤſtige: ihr habt meinen namen auffeu-“ rer zungen |gefuͤhrt/ aber euer hertz der wolluſt“ des fleiſches ſucht auffgeopffert/ und ſeyd in der“ Turba geborē. Jhr muͤſſet durchs feuer bewaͤh-“ ret werdē/ ſo kom̃t jedem reich ſeine frucht heim.‟ Hiebey mag auch fuͤglich der ort aus Luthe- ro ſteben/ da er gleichfalls ſeine meinung gar weißlich von der Magia entdecket; in der kir- chen-poſtill am tag der H. 3. Koͤnige p. 190. Die der Evangeliſt hie nennet Magos, heiſſen wir auff Teutſch weiſſager/ nicht wie die Propheten weiſſagen/ ſondern wie man nennet die weiſen maͤnner und weiſen frauen/ die den leuten allerley ding ſagen koͤnnen/ viel heimlicher kunſt wiſſen/ und ebentheuer treiben. Und ihre kunſt heiſt Magia, und gehet zuwei- len durch ſchwartze kunſt/ und durch teuffels geſchaͤffte zu/ doch nicht aller- dings wie die hexen und zauberinnen thun. Denn Magus ahmet nach den rech- ten Propheten/ aber doch nicht aus GOttes geiſt/ darum treffen ſie zuwei- len gleich zu/ denn ihr ding iſt nicht lau- ter teuffels-ding/ wie der hexen/ ſondern gemenget mit natuͤrlicher vernunfft und teuffelsbeyſtand. Deſſel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/463
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/463>, abgerufen am 27.11.2024.