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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere observat. von Theoph. Paracelsilehre.
[Spaltenumbruch] "therum hierinnen beredete/ daß er nicht so aus-
"schweiffte/ sondern in der bescheidenheit blie-
"be/ die er selber überall so sehr lobet. Damit
"er also keine schlacken unter das gold menge-
"te/ so wolten wir ihn Eliam, und wenn sonst
"noch was grössers ist/ nennen.

Sonst hat Erasmus diesen mann sehr hoch
gehalten/ dessen lob-sprüche Hottingerus an
gedachtem ort mit anführet/ wie auch des be-
rühmten Budaei. Alciatus hat ihn gleichfals
germanae solidaeque doctrinae juris-consultum
genennet T. III. op. p. 402. Sein cordates ge-
müth ist aus dem angeführten brieff und seinen
andern schrifften insgemein zu sehen/ ob er wol/
weil er mitten im Pabstthum noch gelebet/ an
der Auctorität des Pabsts und des Juris Ca-
nonici
noch ziemlich gehenget hat.

Weiter hin ist ein mann in Franckfurth am
Mayn bekannt worden/ mit namen Adam
Reusner/ der anno 1563. verstorben. Die-
ser hat vor sich in der stille gelebet/ und unter
andern das gemeine lied gemachet: Jn dich
hab ich gehoffet HErr etc. sonst aber hat er den
Psalter nach dem grund-text teutsch übersetzet/
welcher noch letztens anno 1683. in Franckfurt in
12mo
heraus gekommen. Aus dieser Version
siehet man erstlich/ daß er sich an die gemeine lob-
sprüche der dolmetschung Lutheri nicht gekeh-
ret/ sondern dieselbe allenthalben corrigiret/ und
fast nichts von Lutheri worten behalten.

Nächst dem so finden sich in denen beygesetz-
ten Glossen und Biblischen sprüchen solche aus-
drücke und gründe/ welche zwar an sich selbst
ewig wahr und theuer sind/ aber bey denen/
so sich insgemein Orthodox rühmen/ unmög-
lich glauben finden können/ sondern Enthusia-
ste
rey und ketzerey heissen müssen/ so lange sie
dem H. Geist nicht raum geben.

Dahero allerdings gewiß ist |/ daß die-
ser mann sich an keine parthey eben gekehret/
oder ihre schlüsse und sätze gut geheissen/ sondern
CHristum zum einigen meister behalten/ und
dabey in der liebe und frieden blieben/ so daß
dennoch gantze kirch-gemeinen sein lied als
gut und untadelich nachsingen.

Einige anmerckungen/ die zu der historie von
Sebastiano Castellione gehören/ und dessen lie-
be zur gewissens-freyheit anzeigen/ sind in dem
punct von der Reformirten gewissens-zwang
beygefüget/ woraus sie hieher referiret werden
können.

NUM. XX.
Weitere observationes von Theophra-
sti Paracelsi
lehre.

1. Uber die in der historie angeführten stellen
aus Theophrasto Paracelso können annoch fol-
gende zu näherer kundschaft von seinem sinn und
vorhaben dienen/ woraus seine andern dun-
ckele/ und bey ungeübten verdächtige expressio-
nes
füglich erläutert werden können. So
schreibet er denn von dem lichte GOttes als dem
ursprung aller weißheit also im buch von heim-
ligkeiten der schöpffung aller dinge unter seinen
Chirurgischen schrifften p. 102. Es ist nicht
wol müglich/ etwas recht zu verstehen/
hie in diesem finstern thal der thränen/
biß auff die zeit der gnaden/ auff die für-
sichtigkeit GOttes des Allmächtigen/
[Spaltenumbruch] die uns kommen ist/ das wahrhafftige
licht JEsus CHristus/ welches einen je-
glichen menschen erleuchtet/ so in diese
welt kommt/ in welchem menschen
GOtt der Allmächtige die grosse heim-
lichkeit aller heimlichkeiten/ in uns sei-
nennatürlichen und begreiff lichen crea-
türen gantz und allermeist verborgen
geschaffen hat. Darum ist uns Christen-
menschen alles wol müglich/ alle Gött-
liche heimlichkeiten zu verstehen/ so
fern wir unsere sinnligkeit darzu wollen
schicken/ und GOtt um seine gnade bit-
ten/ denn so ist er gutwillig und bereit
uns zu geben. Denn er uns dazu ge-
schaffen hat/ daß wir seine ehre und
glori sollen vermehren/ und zu aller zeit
ihn bitten und anruffen/ um solche seine
gnade und weißheit. Denn alle weiß-
heit kommet von GOtt-und ist bey ihm
kein ende/ denn er ist die höchste und tief-
feste aller künsten und heimlichkeiten/
als denn die alten Heidnischen meister
und
Philosophen in ihren hertzen be-
kennt/ das sie in ihren schrifften offen-
baret haben/ wie sie hie den menschli-
chen creaturen mittheilen/ solche kunst/
und weißheit von ihm kund begehren/
ein jeglicher nach seiner sinnlichheit und
verständniß/ darum GOtt der Allmäch-
tige Vater sein Göttlich angesicht alle-
zeit auff uns arme unwürdige sündi-
ge creaturen/ auch allen enden bärmher-
tziglich zuneiget/ und ansiehet/ denn er
allein die gedancken der hertzen erken-
net/ und alle dinge weiß; darum O all-
mächtiger GOtt/ dancke ich dir in dei-
ner heiligen Trinität/ denn du barmher-
tzigkeit und wahrheit den menschen be-
weisest/ denn durch deine creaturen dei-
ner großmächtigkeit sehe ich deine ge-
walt/ in der schönheit bekenne ich deine
weißheit/ und in der fruchtbarkeit be-
kenne ich deine Gottheit/ also verbrin-
gestu deine werck. ---- Welcher in die-
ser kunst der inwendigen verborgenen
heimlichkeiten meister begehrt zu seyn/
der setze alle sein vertrauen und meinung
in den namen des HErrn. Denn er den
lohn des studirens also gewiß und sicher
empfangen wird/ das wissen der heim-
lichkeiten mit der hülff der gnäden
GOttes/ und nachsinnlichkeit seines
verständnis/ welche er füge und zwinge
durch keine versaumung/ sondern daß er
die endung des fundaments von dem
gebäu ausgrabe/ welches fundament
des gebäues des Baumgarten aller
weißheit und wissenheit die meister
des studirens erklärt/ welches schöner
und köstlicher ist denn alles silber und
gold/ perlen und edelgestein/ das auff
dem erdreich ist.

2. Und in Philosophia Sagaci L. IV. c. 2.
p. 475.
Auff solches ist zu mercken/ so
GOtt seine hand abzeucht/ so ist es
nichts anders/ denn daß er den H. Geist
vom menschen nimmt/ und läst ihn mit
seiner eigenen vernunfft seines gefal-
lens handeln in der vernunfft. Da der

H. Geist
A. K. H. Vierter Theil. S 2

Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere obſervat. von Theoph. Paracelſilehre.
[Spaltenumbruch]therum hierinnen beredete/ daß er nicht ſo aus-
„ſchweiffte/ ſondern in der beſcheidenheit blie-
„be/ die er ſelber uͤberall ſo ſehr lobet. Damit
„er alſo keine ſchlacken unter das gold menge-
„te/ ſo wolten wir ihn Eliam, und wenn ſonſt
„noch was groͤſſers iſt/ nennen.

Sonſt hat Eraſmus dieſen mann ſehr hoch
gehalten/ deſſen lob-ſpruͤche Hottingerus an
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ruͤhmten Budæi. Alciatus hat ihn gleichfals
germanæ ſolidæque doctrinæ juris-conſultum
genennet T. III. op. p. 402. Sein cordates ge-
muͤth iſt aus dem angefuͤhrten brieff und ſeinen
andern ſchrifften insgemein zu ſehen/ ob er wol/
weil er mitten im Pabſtthum noch gelebet/ an
der Auctoritaͤt des Pabſts und des Juris Ca-
nonici
noch ziemlich gehenget hat.

Weiter hin iſt ein mann in Franckfurth am
Mayn bekannt worden/ mit namen Adam
Reuſner/ der anno 1563. verſtorben. Die-
ſer hat vor ſich in der ſtille gelebet/ und unter
andern das gemeine lied gemachet: Jn dich
hab ich gehoffet HErr ꝛc. ſonſt aber hat er den
Pſalter nach dem grund-text teutſch uͤberſetzet/
welcher noch letztens anno 1683. in Franckfurt in
12mo
heraus gekommen. Aus dieſer Verſion
ſiehet man eꝛſtlich/ daß er ſich an die gemeine lob-
ſpruͤche der dolmetſchung Lutheri nicht gekeh-
ret/ ſondern dieſelbe allenthalben corrigiret/ und
faſt nichts von Lutheri worten behalten.

Naͤchſt dem ſo finden ſich in denen beygeſetz-
ten Gloſſen und Bibliſchen ſpruͤchen ſolche aus-
druͤcke und gruͤnde/ welche zwar an ſich ſelbſt
ewig wahr und theuer ſind/ aber bey denen/
ſo ſich insgemein Orthodox ruͤhmen/ unmoͤg-
lich glauben finden koͤnnen/ ſondern Enthuſia-
ſte
rey und ketzerey heiſſen muͤſſen/ ſo lange ſie
dem H. Geiſt nicht raum geben.

Dahero allerdings gewiß iſt |/ daß die-
ſer mann ſich an keine parthey eben gekehret/
oder ihre ſchluͤſſe und ſaͤtze gut geheiſſen/ ſondern
CHriſtum zum einigen meiſter behalten/ und
dabey in der liebe und frieden blieben/ ſo daß
dennoch gantze kirch-gemeinen ſein lied als
gut und untadelich nachſingen.

Einige anmerckungen/ die zu der hiſtorie von
Sebaſtiano Caſtellione gehoͤren/ und deſſen lie-
be zur gewiſſens-freyheit anzeigen/ ſind in dem
punct von der Reformirten gewiſſens-zwang
beygefuͤget/ woraus ſie hieher referiret werden
koͤnnen.

NUM. XX.
Weitere obſervationes von Theophra-
ſti Paracelſi
lehre.

1. Uber die in der hiſtorie angefuͤhrten ſtellen
aus Theophraſto Paracelſo koͤnnen annoch fol-
gende zu naͤheꝛer kundſchaft von ſeinem ſinn und
vorhaben dienen/ woraus ſeine andern dun-
ckele/ und bey ungeuͤbten verdaͤchtige expreſſio-
nes
fuͤglich erlaͤutert werden koͤnnen. So
ſchreibet er denn von dem lichte GOttes als dem
urſprung aller weißheit alſo im buch von heim-
ligkeiten der ſchoͤpffung aller dinge unter ſeinen
Chirurgiſchen ſchrifften p. 102. Es iſt nicht
wol muͤglich/ etwas recht zu verſtehen/
hie in dieſem finſtern thal der thraͤnen/
biß auff die zeit der gnaden/ auff die fuͤr-
ſichtigkeit GOttes des Allmaͤchtigen/
[Spaltenumbruch] die uns kommen iſt/ das wahrhafftige
licht JEſus CHriſtus/ welches einen je-
glichen menſchen erleuchtet/ ſo in dieſe
welt kommt/ in welchem menſchen
GOtt der Allmaͤchtige die groſſe heim-
lichkeit aller heimlichkeiten/ in uns ſei-
nennatuͤrlichen und begꝛeiff lichen crea-
tuͤren gantz und allermeiſt verborgen
geſchaffen hat. Darum iſt uns Chriſten-
menſchen alles wol muͤglich/ alle Goͤtt-
liche heimlichkeiten zu verſtehen/ ſo
fern wir unſere ſinnligkeit darzu wollen
ſchicken/ und GOtt um ſeine gnade bit-
ten/ denn ſo iſt er gutwillig und bereit
uns zu geben. Denn er uns dazu ge-
ſchaffen hat/ daß wir ſeine ehre und
glori ſollen vermehren/ und zu aller zeit
ihn bitten und anruffen/ um ſolche ſeine
gnade und weißheit. Denn alle weiß-
heit kommet von GOtt-und iſt bey ihm
kein ende/ denn er iſt die hoͤchſte und tief-
feſte aller kuͤnſten und heimlichkeiten/
als denn die alten Heidniſchen meiſter
und
Philoſophen in ihren hertzen be-
kennt/ das ſie in ihren ſchrifften offen-
baret haben/ wie ſie hie den menſchli-
chen creaturen mittheilen/ ſolche kunſt/
und weißheit von ihm kund begehren/
ein jeglicher nach ſeiner ſinnlichheit und
verſtaͤndniß/ darum GOtt der Allmaͤch-
tige Vater ſein Goͤttlich angeſicht alle-
zeit auff uns arme unwuͤrdige ſuͤndi-
ge creaturen/ auch allen enden baͤrmher-
tziglich zuneiget/ und anſiehet/ denn er
allein die gedancken der hertzen erken-
net/ und alle dinge weiß; darum O all-
maͤchtiger GOtt/ dancke ich dir in dei-
ner heiligen Trinitaͤt/ denn du barmher-
tzigkeit und wahrheit den menſchen be-
weiſeſt/ denn durch deine creaturen dei-
ner großmaͤchtigkeit ſehe ich deine ge-
walt/ in der ſchoͤnheit bekenne ich deine
weißheit/ und in der fruchtbarkeit be-
kenne ich deine Gottheit/ alſo verbrin-
geſtu deine werck. —— Welcher in die-
ſer kunſt der inwendigen verborgenen
heimlichkeiten meiſter begehrt zu ſeyn/
der ſetze alle ſein vertrauen und meinung
in den namen des HErꝛn. Denn er den
lohn des ſtudirens alſo gewiß und ſicher
empfangen wird/ das wiſſen der heim-
lichkeiten mit der huͤlff der gnaͤden
GOttes/ und nachſinnlichkeit ſeines
verſtaͤndnis/ welche er fuͤge und zwinge
durch keine verſaumung/ ſondern daß er
die endung des fundaments von dem
gebaͤu ausgrabe/ welches fundament
des gebaͤues des Baumgarten aller
weißheit und wiſſenheit die meiſter
des ſtudirens erklaͤrt/ welches ſchoͤner
und koͤſtlicher iſt denn alles ſilber und
gold/ perlen und edelgeſtein/ das auff
dem erdreich iſt.

2. Und in Philoſophia Sagaci L. IV. c. 2.
p. 475.
Auff ſolches iſt zu mercken/ ſo
GOtt ſeine hand abzeucht/ ſo iſt es
nichts anders/ denn daß er den H. Geiſt
vom menſchen nimmt/ und laͤſt ihn mit
ſeiner eigenen vernunfft ſeines gefal-
lens handeln in der vernunfft. Da der

H. Geiſt
A. K. H. Vierter Theil. S 2
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[139/0435] Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere obſervat. von Theoph. Paracelſilehre. „therum hierinnen beredete/ daß er nicht ſo aus- „ſchweiffte/ ſondern in der beſcheidenheit blie- „be/ die er ſelber uͤberall ſo ſehr lobet. Damit „er alſo keine ſchlacken unter das gold menge- „te/ ſo wolten wir ihn Eliam, und wenn ſonſt „noch was groͤſſers iſt/ nennen. Sonſt hat Eraſmus dieſen mann ſehr hoch gehalten/ deſſen lob-ſpruͤche Hottingerus an gedachtem ort mit anfuͤhret/ wie auch des be- ruͤhmten Budæi. Alciatus hat ihn gleichfals germanæ ſolidæque doctrinæ juris-conſultum genennet T. III. op. p. 402. Sein cordates ge- muͤth iſt aus dem angefuͤhrten brieff und ſeinen andern ſchrifften insgemein zu ſehen/ ob er wol/ weil er mitten im Pabſtthum noch gelebet/ an der Auctoritaͤt des Pabſts und des Juris Ca- nonici noch ziemlich gehenget hat. Weiter hin iſt ein mann in Franckfurth am Mayn bekannt worden/ mit namen Adam Reuſner/ der anno 1563. verſtorben. Die- ſer hat vor ſich in der ſtille gelebet/ und unter andern das gemeine lied gemachet: Jn dich hab ich gehoffet HErr ꝛc. ſonſt aber hat er den Pſalter nach dem grund-text teutſch uͤberſetzet/ welcher noch letztens anno 1683. in Franckfurt in 12mo heraus gekommen. Aus dieſer Verſion ſiehet man eꝛſtlich/ daß er ſich an die gemeine lob- ſpruͤche der dolmetſchung Lutheri nicht gekeh- ret/ ſondern dieſelbe allenthalben corrigiret/ und faſt nichts von Lutheri worten behalten. Naͤchſt dem ſo finden ſich in denen beygeſetz- ten Gloſſen und Bibliſchen ſpruͤchen ſolche aus- druͤcke und gruͤnde/ welche zwar an ſich ſelbſt ewig wahr und theuer ſind/ aber bey denen/ ſo ſich insgemein Orthodox ruͤhmen/ unmoͤg- lich glauben finden koͤnnen/ ſondern Enthuſia- ſterey und ketzerey heiſſen muͤſſen/ ſo lange ſie dem H. Geiſt nicht raum geben. Dahero allerdings gewiß iſt |/ daß die- ſer mann ſich an keine parthey eben gekehret/ oder ihre ſchluͤſſe und ſaͤtze gut geheiſſen/ ſondern CHriſtum zum einigen meiſter behalten/ und dabey in der liebe und frieden blieben/ ſo daß dennoch gantze kirch-gemeinen ſein lied als gut und untadelich nachſingen. Einige anmerckungen/ die zu der hiſtorie von Sebaſtiano Caſtellione gehoͤren/ und deſſen lie- be zur gewiſſens-freyheit anzeigen/ ſind in dem punct von der Reformirten gewiſſens-zwang beygefuͤget/ woraus ſie hieher referiret werden koͤnnen. NUM. XX. Weitere obſervationes von Theophra- ſti Paracelſi lehre. 1. Uber die in der hiſtorie angefuͤhrten ſtellen aus Theophraſto Paracelſo koͤnnen annoch fol- gende zu naͤheꝛer kundſchaft von ſeinem ſinn und vorhaben dienen/ woraus ſeine andern dun- ckele/ und bey ungeuͤbten verdaͤchtige expreſſio- nes fuͤglich erlaͤutert werden koͤnnen. So ſchreibet er denn von dem lichte GOttes als dem urſprung aller weißheit alſo im buch von heim- ligkeiten der ſchoͤpffung aller dinge unter ſeinen Chirurgiſchen ſchrifften p. 102. Es iſt nicht wol muͤglich/ etwas recht zu verſtehen/ hie in dieſem finſtern thal der thraͤnen/ biß auff die zeit der gnaden/ auff die fuͤr- ſichtigkeit GOttes des Allmaͤchtigen/ die uns kommen iſt/ das wahrhafftige licht JEſus CHriſtus/ welches einen je- glichen menſchen erleuchtet/ ſo in dieſe welt kommt/ in welchem menſchen GOtt der Allmaͤchtige die groſſe heim- lichkeit aller heimlichkeiten/ in uns ſei- nennatuͤrlichen und begꝛeiff lichen crea- tuͤren gantz und allermeiſt verborgen geſchaffen hat. Darum iſt uns Chriſten- menſchen alles wol muͤglich/ alle Goͤtt- liche heimlichkeiten zu verſtehen/ ſo fern wir unſere ſinnligkeit darzu wollen ſchicken/ und GOtt um ſeine gnade bit- ten/ denn ſo iſt er gutwillig und bereit uns zu geben. Denn er uns dazu ge- ſchaffen hat/ daß wir ſeine ehre und glori ſollen vermehren/ und zu aller zeit ihn bitten und anruffen/ um ſolche ſeine gnade und weißheit. Denn alle weiß- heit kommet von GOtt-und iſt bey ihm kein ende/ denn er iſt die hoͤchſte und tief- feſte aller kuͤnſten und heimlichkeiten/ als denn die alten Heidniſchen meiſter und Philoſophen in ihren hertzen be- kennt/ das ſie in ihren ſchrifften offen- baret haben/ wie ſie hie den menſchli- chen creaturen mittheilen/ ſolche kunſt/ und weißheit von ihm kund begehren/ ein jeglicher nach ſeiner ſinnlichheit und verſtaͤndniß/ darum GOtt der Allmaͤch- tige Vater ſein Goͤttlich angeſicht alle- zeit auff uns arme unwuͤrdige ſuͤndi- ge creaturen/ auch allen enden baͤrmher- tziglich zuneiget/ und anſiehet/ denn er allein die gedancken der hertzen erken- net/ und alle dinge weiß; darum O all- maͤchtiger GOtt/ dancke ich dir in dei- ner heiligen Trinitaͤt/ denn du barmher- tzigkeit und wahrheit den menſchen be- weiſeſt/ denn durch deine creaturen dei- ner großmaͤchtigkeit ſehe ich deine ge- walt/ in der ſchoͤnheit bekenne ich deine weißheit/ und in der fruchtbarkeit be- kenne ich deine Gottheit/ alſo verbrin- geſtu deine werck. —— Welcher in die- ſer kunſt der inwendigen verborgenen heimlichkeiten meiſter begehrt zu ſeyn/ der ſetze alle ſein vertrauen und meinung in den namen des HErꝛn. Denn er den lohn des ſtudirens alſo gewiß und ſicher empfangen wird/ das wiſſen der heim- lichkeiten mit der huͤlff der gnaͤden GOttes/ und nachſinnlichkeit ſeines verſtaͤndnis/ welche er fuͤge und zwinge durch keine verſaumung/ ſondern daß er die endung des fundaments von dem gebaͤu ausgrabe/ welches fundament des gebaͤues des Baumgarten aller weißheit und wiſſenheit die meiſter des ſtudirens erklaͤrt/ welches ſchoͤner und koͤſtlicher iſt denn alles ſilber und gold/ perlen und edelgeſtein/ das auff dem erdreich iſt. 2. Und in Philoſophia Sagaci L. IV. c. 2. p. 475. Auff ſolches iſt zu mercken/ ſo GOtt ſeine hand abzeucht/ ſo iſt es nichts anders/ denn daß er den H. Geiſt vom menſchen nimmt/ und laͤſt ihn mit ſeiner eigenen vernunfft ſeines gefal- lens handeln in der vernunfft. Da der H. Geiſt A. K. H. Vierter Theil. S 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/435>, abgerufen am 30.11.2024.