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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XIIX. Noch einige exempel von weissagungen etc.
[Spaltenumbruch] bezeuget auch der Brandenburgische Historicus
Johannes Cernitius
in seinem buch de decem
Electoribus Brandeburgicis p.
64. und 76.
wie denn auch die Historici insgemein sehr feine
proben von dieses Churfürsten redlichem und
frommem gemüthe zu erzehlen wissen. Massen
er auch zu erst in seinen landen die Lutherische
religion eingeführet/ und bey entstandenen strei-
tigkeiten derer Protestanten und Papisten sich
immer zu bemühet/ dieselbe beyzulegen/ wovon
Seckendorffius L. III. Histor. Lutheranismi
p.
266. und p. 363. zu sehen.

Es ist auch bey dieser materie noch nicht in
specie gedacht worden des berühmten Frantzösi-
schen wahrsagers Michaelis Nostradami, wel-
cher auch im 16. seculo um das jahr 1555. flo-
rir
et hat/ und ein Doctor und Professor Medi-
cinae
zu Montpellier in Languedoc gewesen!
Dieser ist nicht allein in Astrologicis gantz son-
derlich erfahren gewesen/ sondern hat auch im
gedachten jahr ein gantzes buch voller weissagun-
gen geschrieben/ die nachmals gantz richtig ein-
getroffen. Sein leben/ studia und andere um-
stände hat ein Parisischer Medicus Petrus Pe-
titus
in L. I I. de Sybilla cap. IX. beschrieben/
welches er alles aus einer Frantzösischen Apolo
gi
e: Eclairissement des veritables Quatraiens
de Maistre Nostradamy, Docteur & Professeur
en Medicine
genommen/ wie Morhoffius in
Polyhistore L. I. c. X. p.
95. anmercket. Die-
se weissagungen des Nostradami sind auch anno
1668. zu Amsterdam auffs neue in 12. wieder
herausgekommen/ daraus die Gelehrten hin
und wieder mit verwunderung anmercken; wie
genau und umständlich dieser mann so viele lang
nach seinem tod (der anno 1566 geschehen)
erfolgte begeben heiten ausgedrucket und speci-
ficir
et habe. Zum exempel/ er hatdenjenigen
Münch benennet/ der Henricum III. König in
Franckreich umbringen würde/ item den scharff-
richter/ der unter Ludovico XIII. den Hertzog von
Momerancy enthäupten solte; auch findet man
von der beyden berühmten Cardinäle Richelieu
und Mazarini actionen gar deutliche prophezey-
ungen bey ihm/ von bestürmung der Jnsel Mal-
ta
durch die Türcken von Henrici IV. erhebung/
zur Cron Franckreich/ ingleichem von des Köni-
ges in Engelland Caroli I. gewaltsamer hinrich-
tung von der grossen feuersbrunst zu Londen/ die
anno 1666. fast die gantze stadt verzehret/ und
dergleichen mehr. Vid. Hoffmann. Lexic. Univ.
P. II. p. 35. Felle us Notisad Hornii Orb. Im-
per. p. 334. Bucherus Corv. Myst. Lib. IV. c. 11.
Weberus Ant. Discurr. b. 726. Koenigius
Biblioth. p. 580. &c.

Uber diesen ungewöhnlichen dingen haben
sich nun viel gelehrte nach ihrer gewohnheit ge-
waltig zudisputirt/ ob und wie doch derglei-
chen möglich wäre. Jch will aber hier nur
den klugen und bescheidenen discurs des ge-
dachten Morhoffii hersetzen/ der am angeführ-
ten orte also raisonniret: Die jenigen dinge/
welche er in seinen
Tetrastichis geweissa-
get hat/ können kaum durch einige
wahrsager-kunst erforschet werden und
scheinen so beschaffen zu seyn/ daß sie ei-
niges anblasen oder eingeben eines ge-
wissen geistes erfordern. Die Gelehr-
ten haben viel über diesem mann
dispu-
[Spaltenumbruch] ti
rt. Etliche haben ihn vor einen be-
trüger/ etliche vor einen zauberer ge-
halten. Einige haben gemeinet/ daß
sie bey ihm einige prophetische krafft
gefunden.
Julius Caesar Scaliger hat in sei-
nen
Hipponacteis scharff wider ihn ge-
schrieben/ da er doch zuvor sein guter
freund gewesen: die ursachen weiß man
eben nicht. Denn die warheit seiner
prophezeyungen hat ihm bey grossen
Herren viel
credit gemacht/ und dieselbe
scheinet so groß und gewiß zu seyn/ daß
ich glaube/ es habe es auch der teuffel
selbst nicht zuvor sagen können. Hät-
te dieser aus natürlichen zeichen der-
gleichen wissen können/ warum solte
es dieser
Nostradamus nicht vielmehr ver-
mocht haben? denn es bekennen alle/
daß dieser ein Gottseliger und frommer
mann gewesen sey. Es bezeuget auch
der Herr
de la Croix du Maine in seiner Bi-
bliotheca Gallica,
daß ein nicht ungemei-
ner Poete
Johannes Auratus des Nostrada-
mi Prognostica
mit gewissen anmerckun-
gen erläutert habe/ und zwar mit sol-
cher treue/ als wenn er von dem
genio
des Nostradami wäre angeblasen worden.
---- Petitus erzehlet allerhand dinge/ die
er zuvor verkündiget hat/ welche allein
von dem menschlichen willen
dependi-
r
en/ und also auch allein der Göttlichen
eingebung zuzuschreiben sind. Er er-
zehlet auch/ daß die gewinnsuchtigen
Buchdrucker vieles in seinem namen
ausgestreuet/ wodurch man gelegen-
heit genommen ihn schwartz zu machen/
weil selbige dinge nicht eingetroffen.
Er selbsten hat solche vorelterngehabt/
welche alle der
Astrologie und dem wahr-
sagen ergeben gewesen. Er hat aber
bekannt/ daß er sich der
Astrologie nur
dazu bediente/ als ein mittel/ die
impe-
tus
oder bewegungen zum weissagen zu
erwecken/ als welche ihn bey den
Astrolo-
gi
schen revelationibus zu überfallen pfleg-
ten. Er hat aber viel andere
medicini-
sche dinge geschrieben/ und vieles in die
Frantzösische sprache übersetzet. Von
der
medicin hat er geurtheilet/ daß sie oh-
ne die erkäntniß der
Astrologie wenig
tauge. Der ungenannte Frantzösische

Auctor erzehlet eine seltsame histori/ von
ihm: Als er einmal bey einem Edelmann

Vlorinvilla war/ kommen ihnen beyden im
spatziren gehen zwey junge färckel ent-
gegen/ davon das eine weiß/ das andere
schwartz ist. Der Edelmann fragete
No-
stradamum
vor die lange weile/ was die-
sen beyden wiederfahren würde: Dieser
antwortete: Das schwartze werden wir
essen/ das weisse wird ein wolff verzeh-
ren. Der Edelmann will diese weissa-
gung vernichten/ und befielt/ man solte
das weisse zumessen zurichten. Der koch
thut es/ aber in dem er zurichtet/ kommt
ein junger wolff/ der im hause aufferzo-
gen wird/ und frist von dem färckel. Da-
hero der koch an statt dessen das schwar-
tze nimmt/ und zurichtet. Also hat
doch der ausgang des
Nostradami wahr-

sagung
R 3

Th. IV. Sect. II. Num. XIIX. Noch einige exempel von weiſſagungen ꝛc.
[Spaltenumbruch] bezeuget auch der Brandenburgiſche Hiſtoricus
Johannes Cernitius
in ſeinem buch de decem
Electoribus Brandeburgicis p.
64. und 76.
wie denn auch die Hiſtorici insgemein ſehr feine
proben von dieſes Chuꝛfuͤrſten redlichem und
frommem gemuͤthe zu erzehlen wiſſen. Maſſen
er auch zu erſt in ſeinen landen die Lutheriſche
religion eingefuͤhret/ und bey entſtandenen ſtrei-
tigkeiten derer Proteſtanten und Papiſten ſich
immer zu bemuͤhet/ dieſelbe beyzulegen/ wovon
Seckendorffius L. III. Hiſtor. Lutheraniſmi
p.
266. und p. 363. zu ſehen.

Es iſt auch bey dieſer materie noch nicht in
ſpecie gedacht worden des beruͤhmten Frantzoͤſi-
ſchen wahrſagers Michaëlis Noſtradami, wel-
cher auch im 16. ſeculo um das jahr 1555. flo-
rir
et hat/ und ein Doctor und Profeſſor Medi-
cinæ
zu Montpellier in Languedoc geweſen!
Dieſer iſt nicht allein in Aſtrologicis gantz ſon-
derlich erfahren geweſen/ ſondern hat auch im
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gen geſchrieben/ die nachmals gantz richtig ein-
getroffen. Sein leben/ ſtudia und andere um-
ſtaͤnde hat ein Pariſiſcher Medicus Petrus Pe-
titus
in L. I I. de Sybilla cap. IX. beſchrieben/
welches er alles aus einer Frantzoͤſiſchen Apolo
gi
e: Eclairiſſement des veritables Quatraiens
de Maiſtre Noſtradamy, Docteur & Profeſſeur
en Medicine
genommen/ wie Morhoffius in
Polyhiſtore L. I. c. X. p.
95. anmercket. Die-
ſe weiſſagungen des Noſtradami ſind auch anno
1668. zu Amſterdam auffs neue in 12. wieder
herausgekommen/ daraus die Gelehrten hin
und wieder mit verwunderung anmercken; wie
genau und umſtaͤndlich dieſer mann ſo viele lang
nach ſeinem tod (der anno 1566 geſchehen)
erfolgte begeben heiten ausgedrucket und ſpeci-
ficir
et habe. Zum exempel/ er hatdenjenigen
Muͤnch benennet/ der Henricum III. Koͤnig in
Franckreich umbringen wuͤrde/ item den ſcharff-
richter/ der unteꝛ Ludovico XIII. den Heꝛtzog von
Momerancy enthaͤupten ſolte; auch findet man
von der beyden beruͤhmten Cardinaͤle Richelieu
und Mazarini actionen gar deutliche prophezey-
ungen bey ihm/ von beſtuͤrmung der Jnſel Mal-
ta
durch die Tuͤrcken von Henrici IV. erhebung/
zur Cron Franckreich/ ingleichem von des Koͤni-
ges in Engelland Caroli I. gewaltſamer hinrich-
tung von der groſſen feuersbrunſt zu Londen/ die
anno 1666. faſt die gantze ſtadt verzehret/ und
dergleichen mehr. Vid. Hoffmann. Lexic. Univ.
P. II. p. 35. Felle us Notisad Hornii Orb. Im-
per. p. 334. Bucherus Corv. Myſt. Lib. IV. c. 11.
Weberus Ant. Diſcurr. b. 726. Kœnigius
Biblioth. p. 580. &c.

Uber dieſen ungewoͤhnlichen dingen haben
ſich nun viel gelehrte nach ihrer gewohnheit ge-
waltig zudiſputirt/ ob und wie doch derglei-
chen moͤglich waͤre. Jch will aber hier nur
den klugen und beſcheidenen diſcurs des ge-
dachten Morhoffii herſetzen/ der am angefuͤhr-
ten orte alſo raiſonniret: Die jenigen dinge/
welche er in ſeinen
Tetraſtichis geweiſſa-
get hat/ koͤnnen kaum durch einige
wahrſager-kunſt erforſchet werden und
ſcheinen ſo beſchaffen zu ſeyn/ daß ſie ei-
niges anblaſen oder eingeben eines ge-
wiſſen geiſtes erfordern. Die Gelehr-
ten haben viel uͤber dieſem mann
diſpu-
[Spaltenumbruch] ti
rt. Etliche haben ihn vor einen be-
truͤger/ etliche vor einen zauberer ge-
halten. Einige haben gemeinet/ daß
ſie bey ihm einige prophetiſche krafft
gefunden.
Julius Cæſar Scaliger hat in ſei-
nen
Hipponacteis ſcharff wider ihn ge-
ſchrieben/ da er doch zuvor ſein guter
freund geweſen: die urſachen weiß man
eben nicht. Denn die warheit ſeiner
prophezeyungen hat ihm bey groſſen
Herren viel
credit gemacht/ und dieſelbe
ſcheinet ſo groß und gewiß zu ſeyn/ daß
ich glaube/ es habe es auch der teuffel
ſelbſt nicht zuvor ſagen koͤnnen. Haͤt-
te dieſer aus natuͤrlichen zeichen der-
gleichen wiſſen koͤnnen/ warum ſolte
es dieſer
Noſtradamus nicht vielmehr ver-
mocht haben? denn es bekennen alle/
daß dieſer ein Gottſeliger und frommer
mann geweſen ſey. Es bezeuget auch
der Herr
de la Croix du Maine in ſeiner Bi-
bliotheca Gallica,
daß ein nicht ungemei-
ner Poete
Johannes Auratus des Noſtrada-
mi Prognoſtica
mit gewiſſen anmerckun-
gen erlaͤutert habe/ und zwar mit ſol-
cher treue/ als wenn er von dem
genio
des Noſtradami waͤre angeblaſen worden.
—— Petitus erzehlet allerhand dinge/ die
er zuvor verkuͤndiget hat/ welche allein
von dem menſchlichen willen
dependi-
r
en/ und alſo auch allein der Goͤttlichen
eingebung zuzuſchreiben ſind. Er er-
zehlet auch/ daß die gewinnſuchtigen
Buchdrucker vieles in ſeinem namen
ausgeſtreuet/ wodurch man gelegen-
heit genommen ihn ſchwartz zu machen/
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Er ſelbſten hat ſolche vorelterngehabt/
welche alle der
Aſtrologie und dem wahr-
ſagen ergeben geweſen. Er hat aber
bekannt/ daß er ſich der
Aſtrologie nur
dazu bediente/ als ein mittel/ die
impe-
tus
oder bewegungen zum weiſſagen zu
erwecken/ als welche ihn bey den
Aſtrolo-
gi
ſchen revelationibus zu uͤberfallen pfleg-
ten. Er hat aber viel andere
medicini-
ſche dinge geſchrieben/ und vieles in die
Frantzoͤſiſche ſprache uͤberſetzet. Von
der
medicin hat er geurtheilet/ daß ſie oh-
ne die erkaͤntniß der
Aſtrologie wenig
tauge. Der ungenannte Frantzoͤſiſche

Auctor erzehlet eine ſeltſame hiſtori/ von
ihm: Als er einmal bey einem Edelmann

Vlorinvilla war/ kommen ihnen beyden im
ſpatziren gehen zwey junge faͤrckel ent-
gegen/ davon das eine weiß/ das andere
ſchwartz iſt. Der Edelmann fragete
No-
ſtradamum
vor die lange weile/ was die-
ſen beyden wiederfahren wuͤrde: Dieſer
antwortete: Das ſchwartze werden wir
eſſen/ das weiſſe wird ein wolff verzeh-
ren. Der Edelmann will dieſe weiſſa-
gung vernichten/ und befielt/ man ſolte
das weiſſe zumeſſen zurichten. Der koch
thut es/ aber in dem er zurichtet/ kommt
ein junger wolff/ der im hauſe aufferzo-
gen wird/ und friſt von dem faͤrckel. Da-
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[133/0429] Th. IV. Sect. II. Num. XIIX. Noch einige exempel von weiſſagungen ꝛc. bezeuget auch der Brandenburgiſche Hiſtoricus Johannes Cernitius in ſeinem buch de decem Electoribus Brandeburgicis p. 64. und 76. wie denn auch die Hiſtorici insgemein ſehr feine proben von dieſes Chuꝛfuͤrſten redlichem und frommem gemuͤthe zu erzehlen wiſſen. Maſſen er auch zu erſt in ſeinen landen die Lutheriſche religion eingefuͤhret/ und bey entſtandenen ſtrei- tigkeiten derer Proteſtanten und Papiſten ſich immer zu bemuͤhet/ dieſelbe beyzulegen/ wovon Seckendorffius L. III. Hiſtor. Lutheraniſmi p. 266. und p. 363. zu ſehen. Es iſt auch bey dieſer materie noch nicht in ſpecie gedacht worden des beruͤhmten Frantzoͤſi- ſchen wahrſagers Michaëlis Noſtradami, wel- cher auch im 16. ſeculo um das jahr 1555. flo- riret hat/ und ein Doctor und Profeſſor Medi- cinæ zu Montpellier in Languedoc geweſen! Dieſer iſt nicht allein in Aſtrologicis gantz ſon- derlich erfahren geweſen/ ſondern hat auch im gedachten jahr ein gantzes buch voller weiſſagun- gen geſchrieben/ die nachmals gantz richtig ein- getroffen. Sein leben/ ſtudia und andere um- ſtaͤnde hat ein Pariſiſcher Medicus Petrus Pe- titus in L. I I. de Sybilla cap. IX. beſchrieben/ welches er alles aus einer Frantzoͤſiſchen Apolo gie: Eclairiſſement des veritables Quatraiens de Maiſtre Noſtradamy, Docteur & Profeſſeur en Medicine genommen/ wie Morhoffius in Polyhiſtore L. I. c. X. p. 95. anmercket. Die- ſe weiſſagungen des Noſtradami ſind auch anno 1668. zu Amſterdam auffs neue in 12. wieder herausgekommen/ daraus die Gelehrten hin und wieder mit verwunderung anmercken; wie genau und umſtaͤndlich dieſer mann ſo viele lang nach ſeinem tod (der anno 1566 geſchehen) erfolgte begeben heiten ausgedrucket und ſpeci- ficiret habe. Zum exempel/ er hatdenjenigen Muͤnch benennet/ der Henricum III. Koͤnig in Franckreich umbringen wuͤrde/ item den ſcharff- richter/ der unteꝛ Ludovico XIII. den Heꝛtzog von Momerancy enthaͤupten ſolte; auch findet man von der beyden beruͤhmten Cardinaͤle Richelieu und Mazarini actionen gar deutliche prophezey- ungen bey ihm/ von beſtuͤrmung der Jnſel Mal- ta durch die Tuͤrcken von Henrici IV. erhebung/ zur Cron Franckreich/ ingleichem von des Koͤni- ges in Engelland Caroli I. gewaltſamer hinrich- tung von der groſſen feuersbrunſt zu Londen/ die anno 1666. faſt die gantze ſtadt verzehret/ und dergleichen mehr. Vid. Hoffmann. Lexic. Univ. P. II. p. 35. Felle us Notisad Hornii Orb. Im- per. p. 334. Bucherus Corv. Myſt. Lib. IV. c. 11. Weberus Ant. Diſcurr. b. 726. Kœnigius Biblioth. p. 580. &c. Uber dieſen ungewoͤhnlichen dingen haben ſich nun viel gelehrte nach ihrer gewohnheit ge- waltig zudiſputirt/ ob und wie doch derglei- chen moͤglich waͤre. Jch will aber hier nur den klugen und beſcheidenen diſcurs des ge- dachten Morhoffii herſetzen/ der am angefuͤhr- ten orte alſo raiſonniret: Die jenigen dinge/ welche er in ſeinen Tetraſtichis geweiſſa- get hat/ koͤnnen kaum durch einige wahrſager-kunſt erforſchet werden und ſcheinen ſo beſchaffen zu ſeyn/ daß ſie ei- niges anblaſen oder eingeben eines ge- wiſſen geiſtes erfordern. Die Gelehr- ten haben viel uͤber dieſem mann diſpu- tirt. Etliche haben ihn vor einen be- truͤger/ etliche vor einen zauberer ge- halten. Einige haben gemeinet/ daß ſie bey ihm einige prophetiſche krafft gefunden. Julius Cæſar Scaliger hat in ſei- nen Hipponacteis ſcharff wider ihn ge- ſchrieben/ da er doch zuvor ſein guter freund geweſen: die urſachen weiß man eben nicht. Denn die warheit ſeiner prophezeyungen hat ihm bey groſſen Herren viel credit gemacht/ und dieſelbe ſcheinet ſo groß und gewiß zu ſeyn/ daß ich glaube/ es habe es auch der teuffel ſelbſt nicht zuvor ſagen koͤnnen. Haͤt- te dieſer aus natuͤrlichen zeichen der- gleichen wiſſen koͤnnen/ warum ſolte es dieſer Noſtradamus nicht vielmehr ver- mocht haben? denn es bekennen alle/ daß dieſer ein Gottſeliger und frommer mann geweſen ſey. Es bezeuget auch der Herr de la Croix du Maine in ſeiner Bi- bliotheca Gallica, daß ein nicht ungemei- ner Poete Johannes Auratus des Noſtrada- mi Prognoſtica mit gewiſſen anmerckun- gen erlaͤutert habe/ und zwar mit ſol- cher treue/ als wenn er von dem genio des Noſtradami waͤre angeblaſen worden. —— Petitus erzehlet allerhand dinge/ die er zuvor verkuͤndiget hat/ welche allein von dem menſchlichen willen dependi- ren/ und alſo auch allein der Goͤttlichen eingebung zuzuſchreiben ſind. Er er- zehlet auch/ daß die gewinnſuchtigen Buchdrucker vieles in ſeinem namen ausgeſtreuet/ wodurch man gelegen- heit genommen ihn ſchwartz zu machen/ weil ſelbige dinge nicht eingetroffen. Er ſelbſten hat ſolche vorelterngehabt/ welche alle der Aſtrologie und dem wahr- ſagen ergeben geweſen. Er hat aber bekannt/ daß er ſich der Aſtrologie nur dazu bediente/ als ein mittel/ die impe- tus oder bewegungen zum weiſſagen zu erwecken/ als welche ihn bey den Aſtrolo- giſchen revelationibus zu uͤberfallen pfleg- ten. Er hat aber viel andere medicini- ſche dinge geſchrieben/ und vieles in die Frantzoͤſiſche ſprache uͤberſetzet. Von der medicin hat er geurtheilet/ daß ſie oh- ne die erkaͤntniß der Aſtrologie wenig tauge. Der ungenannte Frantzoͤſiſche Auctor erzehlet eine ſeltſame hiſtori/ von ihm: Als er einmal bey einem Edelmann Vlorinvilla war/ kommen ihnen beyden im ſpatziren gehen zwey junge faͤrckel ent- gegen/ davon das eine weiß/ das andere ſchwartz iſt. Der Edelmann fragete No- ſtradamum vor die lange weile/ was die- ſen beyden wiederfahren wuͤrde: Dieſer antwortete: Das ſchwartze werden wir eſſen/ das weiſſe wird ein wolff verzeh- ren. Der Edelmann will dieſe weiſſa- gung vernichten/ und befielt/ man ſolte das weiſſe zumeſſen zurichten. Der koch thut es/ aber in dem er zurichtet/ kommt ein junger wolff/ der im hauſe aufferzo- gen wird/ und friſt von dem faͤrckel. Da- hero der koch an ſtatt deſſen das ſchwar- tze nimmt/ und zurichtet. Alſo hat doch der ausgang des Noſtradami wahr- ſagung R 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/429>, abgerufen am 14.05.2024.