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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfälschung der schrifften Lutheri.
[Spaltenumbruch]

Jch meine/ S. Paulus hab allhie kein blat für
den mund genommen/ und gleich mit fingern
auff unsere Geistliche Herrn und Herodes heili-
ges gesind gezeiget. Jst doch kein buchstab
hie gesetzt/ den nicht jedermann siehet öffentlich
im geistlichen stande walten. Aber sie haben
eine harte stirn/ und meinen/ es sey gar nichts
von ihnen gesagt/ lassen sich düncken/ man thät
ihnen unrecht/ so man das von ihnen verstehen/
wollt. Darum müssen wir den rechten text
Pauli ein wenig bedencken und eben ansehen/
daß wir den Herodem recht wol erkennen. Er
spricht nemlich/ daß solch volck in den letz-
ten zeiten kommen soll/ welche jetzt viel jahr ge-
lauffen/ und sollen fährlich seyn/ darum/ daß
wenig leute selig werden um solcher verführer
willen/ die den glauben vertilgen/ und die seelen
mit menschen-lehren und ihrem eigenen tand er-
würgen.

Der Apostel läst sich auch nicht verstehen von
den gemeinen menschen/ die wir jetzt die weltli-
chen oder läyen nennen/ sondern seine wort sind
klar und dringen auff das platten- (paruqven-)
und kappen-volck/ auff das geistliche regiment.
Denn unter andern ihren edlen tugenden sagt er
frey heraus ihre haupt-tugenden/ daß sie einen
schein haben des geistlichen lebens oder Gottes-
diensts/ und doch der that entsagen. Wer weiß
nicht/ wer dieselbe sind? wo ist geistlich leben/
GOttes-dienst/ heilige stände/ denn bey den
stifften und klöstern?

Zum ersten sind sie philavti, die viel von
ihnen selbst halten/ gefallen ihnen selbst wohl/
alles/ was sie thun/ soll wohl und recht gethan
seyn; sie wollen allein gen himmel/ und haben
allein den rechten weg getroffen. Die ande-
re leute gegen ihnen sind arme sünder/ in ge-
fährlichem stand/ und müssen ihnen ab-
kauffen fürbitt/ gute wercke und verdienst.
Endlich haben sie es dahin gebracht/ daß
alle andere Christen die weltlichen heissen/ aber
sie die Geistlichen/ daß nicht wohl auszureden
ist/ wie sie der titel kützelt/ und wie sie sich für
andern Ständen so gut düncken/ daß freylich
kein volck auf Erden kommen ist/ deme der na-
me philavti eigentlicher geben ist/ denn die-
sen. Und der Apostel hat sie recht wohl damit
troffen/ &c.

Zum andern sind sie hochmüthig/ das fol-
get aus dem ersten eigenen wolgefallen/ daß sie
sich überheben in ihren hertzen über alle ande-
re/ düncken sich besser seyn denn jedermann.
Das siehet man auch überflüßig an den
Geistlichen so gar aus der massen/ daß sie un-
verschämt selbst sagen und rühmen/ der geistli-
che Stand sey besser denn der weltliche/ ob
wohl Christen drinnen sind/ so doch der Christ-
liche Stand allein gut ist/ der auch kein solch
unterscheid leiden mag oder muß versincken.
Ja dieser gifftige hochmuth ist der grund/ dar-
auf all ihr rtgiment stehet. Denn wie sie nicht
besser solten geachtet seyn/ müste all ihr wesen
und regiment zu nichte werden. Diese zwey
greuliche/ tieffe/ grosse laster sind so subtil und
gantz geistlich/ daß sie nicht einen blick davon
sehen/ ja sie halten solche für die wahrheit und
gründliche gerechtigkeit/ fahren also drauff
dahin mit ihrem teufflischen heiligen leben/
lassen sich um solche schreckliche untugend hei-
[Spaltenumbruch] lige/ geistliche/ selige leute nennen und eh-
ren.

Zum dritten sind sie hoffärtig/ das folget
aus dem andern/ aus dem hochmuth. Denn
hochmuth läst ihm nicht begnügen/ daß er bey
ihm selbst sich erhebt/ sondern bricht heraus/
und will auch so hoch fahren/ als hoch er sich
achtet/ will oben schweben/ oben ansitzen/ und
also fahren äusserlich/ wie er sitzt innerlich.
Denn hochmuth und hoffart haben diesen un-
terscheid/ daß bochmuth im hertzen sitzt/ hof-
fart ist das äusserliche hochtragende wesen
und geberden.

Nun wäre das zu verschmertzen/ wenn nur sie
allein für sich selbst damit zur höllen führen.
Aber nun verführet das verdammte volck
(die Geistlichen) mit sich zur verdammnis alle
welt/ die auch von ihnen lernet die guten wer-
cke nicht achten/ folget und fället auch nach
ihnen aufs stifften und dergleichen teufflischen
gute wercke. Also gehet es nun/ daß sie gute faule
tage haben/ dürffen niemand guts thun/ son-
dern lassen ihnen von iedermann geben und
guts thun/ daß jetzt jedermann mit ihnen fäh-
ret in geistlichen guten wercken. ---- Es sind
freylich geistliche gute wercke/ aber nicht von
dem Heiligen Geist/ sondern von dem bösen
Geist aufbracht. ----

Zum funffzehenden sind sie verräther; Ey
S. Paule/ wo wiltu hin? wenn wiltu aufhö-
ren? wie beissestu/ wie stichstu/ wie stössestu
so greulich auf diesen zarten hauffen mit den
weichen ohren? Sind sie nun auch verräther
und Judas Geschlechte/ der Christum ver-
kaufft? womit haben sie das verschuldt? Ein
verräther nimmt geld und gunst/ und mit guten
worten führet er seinen HErrn oder Freund in
dem tod oder fährligkeit/ gleich wie Judas geld
nahm/ und mit freundlichem gruß und kuß
den HErrn gab in seiner feinde hand. So
thun auch die Geistlichen ohn unterlaß/ neh-
men aller welt schätze/ und geben ablaß (absolu-
tion
) -- damit das volck von Christo kommt in
des Teuffels strick/ welches eine grosse erbärm-
liche verrätherey der seelen ist in aller welt.

Zum 17. sind sie auffgeblasen haben ein groß
schwülstig hertz. Das soll auch folgen der
nächst vorigen untugend/ dem dürstigen frevel/
wenn sie verrätherey und alle boßheit ausge-
richt haben auffs allerfrechste/ darauff sich brü-
sten/ pausten und sagen: Wer will uns darum
straffen? wer wils uns wehren? wer will uns
drüber richten und straffen/ uns soll niemand
richten noch straffen. Also wollen sie nicht al-
lein freyheit haben alle büberey zu thun/ sondern
auch trotzen die/ die es ihnen wehren/ wollen und
ungericht seyn/ man soll dazu noch schweigen/
und sie Gnaden-juncker heissen/ sie lassen schaden
thun/ wie sie wollen/ an leib/ seel/ gut und ehre
aller welt. ----

Von diesem laster sagt auch St. Peter 2.
Pet. II. daß sie werden ungestrafft seyn wollen
und voller auffgeblasener wort/ reden als wäre
ihnen der hals geschwollen; dieser art sind viel
gesetz im Päbstl rechte/ (kirchen-ordnungen)
da sich der Pabst (der geistliche orden) auff-
bläset wie eine otter/ und trotzt alle welt/ daß
man ihm in sein spiel nichts sage/ ihn nicht rich-
te/ noch die seinen/ und folgen ihm die geistli-
chen/ sind alle trotzig und schwülstig/ wollen

von
A. K. H. Vierter Theil. Q
Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlſchung der ſchrifften Lutheri.
[Spaltenumbruch]

Jch meine/ S. Paulus hab allhie kein blat fuͤr
den mund genommen/ und gleich mit fingern
auff unſere Geiſtliche Herꝛn und Herodes heili-
ges geſind gezeiget. Jſt doch kein buchſtab
hie geſetzt/ den nicht jedermann ſiehet oͤffentlich
im geiſtlichen ſtande walten. Aber ſie haben
eine harte ſtirn/ und meinen/ es ſey gar nichts
von ihnen geſagt/ laſſen ſich duͤncken/ man thaͤt
ihnen unrecht/ ſo man das von ihnen verſtehen/
wollt. Darum muͤſſen wir den rechten text
Pauli ein wenig bedencken und eben anſehen/
daß wir den Herodem recht wol erkennen. Er
ſpricht nemlich/ daß ſolch volck in den letz-
ten zeiten kommen ſoll/ welche jetzt viel jahr ge-
lauffen/ und ſollen faͤhrlich ſeyn/ darum/ daß
wenig leute ſelig werden um ſolcher verfuͤhrer
willen/ die den glauben vertilgen/ und die ſeelen
mit menſchen-lehren und ihrem eigenen tand er-
wuͤrgen.

Der Apoſtel laͤſt ſich auch nicht verſtehen von
den gemeinen menſchen/ die wir jetzt die weltli-
chen oder laͤyen nennen/ ſondern ſeine wort ſind
klar und dringen auff das platten- (paruqven-)
und kappen-volck/ auff das geiſtliche regiment.
Denn unter andern ihren edlen tugenden ſagt er
frey heraus ihre haupt-tugenden/ daß ſie einen
ſchein haben des geiſtlichen lebens oder Gottes-
dienſts/ und doch der that entſagen. Wer weiß
nicht/ wer dieſelbe ſind? wo iſt geiſtlich leben/
GOttes-dienſt/ heilige ſtaͤnde/ denn bey den
ſtifften und kloͤſtern?

Zum erſten ſind ſie philavti, die viel von
ihnen ſelbſt halten/ gefallen ihnen ſelbſt wohl/
alles/ was ſie thun/ ſoll wohl und recht gethan
ſeyn; ſie wollen allein gen himmel/ und haben
allein den rechten weg getroffen. Die ande-
re leute gegen ihnen ſind arme ſuͤnder/ in ge-
faͤhrlichem ſtand/ und muͤſſen ihnen ab-
kauffen fuͤrbitt/ gute wercke und verdienſt.
Endlich haben ſie es dahin gebracht/ daß
alle andere Chriſten die weltlichen heiſſen/ aber
ſie die Geiſtlichen/ daß nicht wohl auszureden
iſt/ wie ſie der titel kuͤtzelt/ und wie ſie ſich fuͤr
andern Staͤnden ſo gut duͤncken/ daß freylich
kein volck auf Erden kommen iſt/ deme der na-
me philavti eigentlicher geben iſt/ denn die-
ſen. Und der Apoſtel hat ſie recht wohl damit
troffen/ &c.

Zum andern ſind ſie hochmuͤthig/ das fol-
get aus dem erſten eigenen wolgefallen/ daß ſie
ſich uͤberheben in ihren hertzen uͤber alle ande-
re/ duͤncken ſich beſſer ſeyn denn jedermann.
Das ſiehet man auch uͤberfluͤßig an den
Geiſtlichen ſo gar aus der maſſen/ daß ſie un-
verſchaͤmt ſelbſt ſagen und ruͤhmen/ der geiſtli-
che Stand ſey beſſer denn der weltliche/ ob
wohl Chriſten drinnen ſind/ ſo doch der Chriſt-
liche Stand allein gut iſt/ der auch kein ſolch
unterſcheid leiden mag oder muß verſincken.
Ja dieſer gifftige hochmuth iſt der grund/ dar-
auf all ihr rtgiment ſtehet. Denn wie ſie nicht
beſſer ſolten geachtet ſeyn/ muͤſte all ihr weſen
und regiment zu nichte werden. Dieſe zwey
greuliche/ tieffe/ groſſe laſter ſind ſo ſubtil und
gantz geiſtlich/ daß ſie nicht einen blick davon
ſehen/ ja ſie halten ſolche fuͤr die wahrheit und
gruͤndliche gerechtigkeit/ fahren alſo drauff
dahin mit ihrem teuffliſchen heiligen leben/
laſſen ſich um ſolche ſchreckliche untugend hei-
[Spaltenumbruch] lige/ geiſtliche/ ſelige leute nennen und eh-
ren.

Zum dritten ſind ſie hoffaͤrtig/ das folget
aus dem andern/ aus dem hochmuth. Denn
hochmuth laͤſt ihm nicht begnuͤgen/ daß er bey
ihm ſelbſt ſich erhebt/ ſondern bricht heraus/
und will auch ſo hoch fahren/ als hoch er ſich
achtet/ will oben ſchweben/ oben anſitzen/ und
alſo fahren aͤuſſerlich/ wie er ſitzt innerlich.
Denn hochmuth und hoffart haben dieſen un-
terſcheid/ daß bochmuth im hertzen ſitzt/ hof-
fart iſt das aͤuſſerliche hochtragende weſen
und geberden.

Nun waͤre das zu verſchmertzen/ wenn nur ſie
allein fuͤr ſich ſelbſt damit zur hoͤllen fuͤhren.
Aber nun verfuͤhret das verdammte volck
(die Geiſtlichen) mit ſich zur verdammnis alle
welt/ die auch von ihnen lernet die guten wer-
cke nicht achten/ folget und faͤllet auch nach
ihnen aufs ſtifften und dergleichen teuffliſchen
gute wercke. Alſo gehet es nun/ daß ſie gute faule
tage haben/ duͤrffen niemand guts thun/ ſon-
dern laſſen ihnen von iedermann geben und
guts thun/ daß jetzt jedermann mit ihnen faͤh-
ret in geiſtlichen guten wercken. —— Es ſind
freylich geiſtliche gute wercke/ aber nicht von
dem Heiligen Geiſt/ ſondern von dem boͤſen
Geiſt aufbracht. ——

Zum funffzehenden ſind ſie verraͤther; Ey
S. Paule/ wo wiltu hin? wenn wiltu aufhoͤ-
ren? wie beiſſeſtu/ wie ſtichſtu/ wie ſtoͤſſeſtu
ſo greulich auf dieſen zarten hauffen mit den
weichen ohren? Sind ſie nun auch verraͤther
und Judas Geſchlechte/ der Chriſtum ver-
kaufft? womit haben ſie das verſchuldt? Ein
verraͤther nim̃t geld und gunſt/ und mit guten
worten fuͤhret er ſeinen HErrn oder Freund in
dem tod oder faͤhrligkeit/ gleich wie Judas geld
nahm/ und mit freundlichem gruß und kuß
den HErrn gab in ſeiner feinde hand. So
thun auch die Geiſtlichen ohn unterlaß/ neh-
men aller welt ſchaͤtze/ und geben ablaß (abſolu-
tion
) — damit das volck von Chriſto kom̃t in
des Teuffels ſtrick/ welches eine groſſe erbaͤrm-
liche verraͤtherey der ſeelen iſt in aller welt.

Zum 17. ſind ſie auffgeblaſen haben ein groß
ſchwuͤlſtig hertz. Das ſoll auch folgen der
naͤchſt vorigen untugend/ dem duͤrſtigen frevel/
wenn ſie verraͤtherey und alle boßheit ausge-
richt haben auffs allerfrechſte/ darauff ſich bruͤ-
ſten/ pauſten und ſagen: Wer will uns darum
ſtraffen? wer wils uns wehren? wer will uns
druͤber richten und ſtraffen/ uns ſoll niemand
richten noch ſtraffen. Alſo wollen ſie nicht al-
lein freyheit haben alle buͤberey zu thun/ ſondern
auch trotzen die/ die es ihnen wehren/ wollen und
ungericht ſeyn/ man ſoll dazu noch ſchweigen/
und ſie Gnaden-junckeꝛ heiſſen/ ſie laſſen ſchaden
thun/ wie ſie wollen/ an leib/ ſeel/ gut und ehre
aller welt. ——

Von dieſem laſter ſagt auch St. Peter 2.
Pet. II. daß ſie werden ungeſtrafft ſeyn wollen
und voller auffgeblaſener wort/ reden als waͤre
ihnen der hals geſchwollen; dieſer art ſind viel
geſetz im Paͤbſtl rechte/ (kirchen-ordnungen)
da ſich der Pabſt (der geiſtliche orden) auff-
blaͤſet wie eine otter/ und trotzt alle welt/ daß
man ihm in ſein ſpiel nichts ſage/ ihn nicht rich-
te/ noch die ſeinen/ und folgen ihm die geiſtli-
chen/ ſind alle trotzig und ſchwuͤlſtig/ wollen

von
A. K. H. Vierter Theil. Q
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[121/0417] Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlſchung der ſchrifften Lutheri. Jch meine/ S. Paulus hab allhie kein blat fuͤr den mund genommen/ und gleich mit fingern auff unſere Geiſtliche Herꝛn und Herodes heili- ges geſind gezeiget. Jſt doch kein buchſtab hie geſetzt/ den nicht jedermann ſiehet oͤffentlich im geiſtlichen ſtande walten. Aber ſie haben eine harte ſtirn/ und meinen/ es ſey gar nichts von ihnen geſagt/ laſſen ſich duͤncken/ man thaͤt ihnen unrecht/ ſo man das von ihnen verſtehen/ wollt. Darum muͤſſen wir den rechten text Pauli ein wenig bedencken und eben anſehen/ daß wir den Herodem recht wol erkennen. Er ſpricht nemlich/ daß ſolch volck in den letz- ten zeiten kommen ſoll/ welche jetzt viel jahr ge- lauffen/ und ſollen faͤhrlich ſeyn/ darum/ daß wenig leute ſelig werden um ſolcher verfuͤhrer willen/ die den glauben vertilgen/ und die ſeelen mit menſchen-lehren und ihrem eigenen tand er- wuͤrgen. Der Apoſtel laͤſt ſich auch nicht verſtehen von den gemeinen menſchen/ die wir jetzt die weltli- chen oder laͤyen nennen/ ſondern ſeine wort ſind klar und dringen auff das platten- (paruqven-) und kappen-volck/ auff das geiſtliche regiment. Denn unter andern ihren edlen tugenden ſagt er frey heraus ihre haupt-tugenden/ daß ſie einen ſchein haben des geiſtlichen lebens oder Gottes- dienſts/ und doch der that entſagen. Wer weiß nicht/ wer dieſelbe ſind? wo iſt geiſtlich leben/ GOttes-dienſt/ heilige ſtaͤnde/ denn bey den ſtifften und kloͤſtern? Zum erſten ſind ſie philavti, die viel von ihnen ſelbſt halten/ gefallen ihnen ſelbſt wohl/ alles/ was ſie thun/ ſoll wohl und recht gethan ſeyn; ſie wollen allein gen himmel/ und haben allein den rechten weg getroffen. Die ande- re leute gegen ihnen ſind arme ſuͤnder/ in ge- faͤhrlichem ſtand/ und muͤſſen ihnen ab- kauffen fuͤrbitt/ gute wercke und verdienſt. Endlich haben ſie es dahin gebracht/ daß alle andere Chriſten die weltlichen heiſſen/ aber ſie die Geiſtlichen/ daß nicht wohl auszureden iſt/ wie ſie der titel kuͤtzelt/ und wie ſie ſich fuͤr andern Staͤnden ſo gut duͤncken/ daß freylich kein volck auf Erden kommen iſt/ deme der na- me philavti eigentlicher geben iſt/ denn die- ſen. Und der Apoſtel hat ſie recht wohl damit troffen/ &c. Zum andern ſind ſie hochmuͤthig/ das fol- get aus dem erſten eigenen wolgefallen/ daß ſie ſich uͤberheben in ihren hertzen uͤber alle ande- re/ duͤncken ſich beſſer ſeyn denn jedermann. Das ſiehet man auch uͤberfluͤßig an den Geiſtlichen ſo gar aus der maſſen/ daß ſie un- verſchaͤmt ſelbſt ſagen und ruͤhmen/ der geiſtli- che Stand ſey beſſer denn der weltliche/ ob wohl Chriſten drinnen ſind/ ſo doch der Chriſt- liche Stand allein gut iſt/ der auch kein ſolch unterſcheid leiden mag oder muß verſincken. Ja dieſer gifftige hochmuth iſt der grund/ dar- auf all ihr rtgiment ſtehet. Denn wie ſie nicht beſſer ſolten geachtet ſeyn/ muͤſte all ihr weſen und regiment zu nichte werden. Dieſe zwey greuliche/ tieffe/ groſſe laſter ſind ſo ſubtil und gantz geiſtlich/ daß ſie nicht einen blick davon ſehen/ ja ſie halten ſolche fuͤr die wahrheit und gruͤndliche gerechtigkeit/ fahren alſo drauff dahin mit ihrem teuffliſchen heiligen leben/ laſſen ſich um ſolche ſchreckliche untugend hei- lige/ geiſtliche/ ſelige leute nennen und eh- ren. Zum dritten ſind ſie hoffaͤrtig/ das folget aus dem andern/ aus dem hochmuth. Denn hochmuth laͤſt ihm nicht begnuͤgen/ daß er bey ihm ſelbſt ſich erhebt/ ſondern bricht heraus/ und will auch ſo hoch fahren/ als hoch er ſich achtet/ will oben ſchweben/ oben anſitzen/ und alſo fahren aͤuſſerlich/ wie er ſitzt innerlich. Denn hochmuth und hoffart haben dieſen un- terſcheid/ daß bochmuth im hertzen ſitzt/ hof- fart iſt das aͤuſſerliche hochtragende weſen und geberden. Nun waͤre das zu verſchmertzen/ wenn nur ſie allein fuͤr ſich ſelbſt damit zur hoͤllen fuͤhren. Aber nun verfuͤhret das verdammte volck (die Geiſtlichen) mit ſich zur verdammnis alle welt/ die auch von ihnen lernet die guten wer- cke nicht achten/ folget und faͤllet auch nach ihnen aufs ſtifften und dergleichen teuffliſchen gute wercke. Alſo gehet es nun/ daß ſie gute faule tage haben/ duͤrffen niemand guts thun/ ſon- dern laſſen ihnen von iedermann geben und guts thun/ daß jetzt jedermann mit ihnen faͤh- ret in geiſtlichen guten wercken. —— Es ſind freylich geiſtliche gute wercke/ aber nicht von dem Heiligen Geiſt/ ſondern von dem boͤſen Geiſt aufbracht. —— Zum funffzehenden ſind ſie verraͤther; Ey S. Paule/ wo wiltu hin? wenn wiltu aufhoͤ- ren? wie beiſſeſtu/ wie ſtichſtu/ wie ſtoͤſſeſtu ſo greulich auf dieſen zarten hauffen mit den weichen ohren? Sind ſie nun auch verraͤther und Judas Geſchlechte/ der Chriſtum ver- kaufft? womit haben ſie das verſchuldt? Ein verraͤther nim̃t geld und gunſt/ und mit guten worten fuͤhret er ſeinen HErrn oder Freund in dem tod oder faͤhrligkeit/ gleich wie Judas geld nahm/ und mit freundlichem gruß und kuß den HErrn gab in ſeiner feinde hand. So thun auch die Geiſtlichen ohn unterlaß/ neh- men aller welt ſchaͤtze/ und geben ablaß (abſolu- tion) — damit das volck von Chriſto kom̃t in des Teuffels ſtrick/ welches eine groſſe erbaͤrm- liche verraͤtherey der ſeelen iſt in aller welt. Zum 17. ſind ſie auffgeblaſen haben ein groß ſchwuͤlſtig hertz. Das ſoll auch folgen der naͤchſt vorigen untugend/ dem duͤrſtigen frevel/ wenn ſie verraͤtherey und alle boßheit ausge- richt haben auffs allerfrechſte/ darauff ſich bruͤ- ſten/ pauſten und ſagen: Wer will uns darum ſtraffen? wer wils uns wehren? wer will uns druͤber richten und ſtraffen/ uns ſoll niemand richten noch ſtraffen. Alſo wollen ſie nicht al- lein freyheit haben alle buͤberey zu thun/ ſondern auch trotzen die/ die es ihnen wehren/ wollen und ungericht ſeyn/ man ſoll dazu noch ſchweigen/ und ſie Gnaden-junckeꝛ heiſſen/ ſie laſſen ſchaden thun/ wie ſie wollen/ an leib/ ſeel/ gut und ehre aller welt. —— Von dieſem laſter ſagt auch St. Peter 2. Pet. II. daß ſie werden ungeſtrafft ſeyn wollen und voller auffgeblaſener wort/ reden als waͤre ihnen der hals geſchwollen; dieſer art ſind viel geſetz im Paͤbſtl rechte/ (kirchen-ordnungen) da ſich der Pabſt (der geiſtliche orden) auff- blaͤſet wie eine otter/ und trotzt alle welt/ daß man ihm in ſein ſpiel nichts ſage/ ihn nicht rich- te/ noch die ſeinen/ und folgen ihm die geiſtli- chen/ ſind alle trotzig und ſchwuͤlſtig/ wollen von A. K. H. Vierter Theil. Q

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/417>, abgerufen am 14.05.2024.