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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenstein gehaltene rede.
[Spaltenumbruch] bes herfür kam/ daß man sagen konte/ siehe/ da
ist die reformation.

II. Der stillstand. Was begab sich aber?
Da blieb es bey. Das Jüdische volck vor
Serubabel war ein leib ohn geist/ sie wurden
lang nicht lebendig. Also muß es uns nicht
fremd düncken/ wann auch unsere kirche lang
ohne geist bleibt.

Durch die erste reformation ist zwar ein leib
worden/ aber kein leben kommen. Es kamen
viel bekenner/ aber der geist des lebens in CHri-
sto/ der da kommen/ und uns frey machen solte
von dem gesetz der sünden und des todes/ Rom.
8. v. 2. blieb aus/ (Amphora coepit institui --
sed urceus exit,
sagt unser Author in der vorrede
in seiner beschauung Zions) dann wo fin-
det man das leben/ da man sich selbsten abge-
storben ist/ und GOtt lebet/ nach Rom. 6. v.
11. Haltet euch dafür/ daß ihr der sün-
de gestorben seyd/ und lebet GOtt in
CHristo JEsu unserm HErrn.
Und 2.
Cor. 5. v. 15. Wir halten darfür/ daß er
darum für alle gestorben/ auff daß die/
so da leben/ hinfort nicht ihnen selbst
leben/ sondern dem/ der für sie gestorben
und auffer standen ist.
Aber spricht man/
wir seynd unvollkommene menschen! Das weiß
ich wohl/ aber ich habe dennoch auch solche ge-
sehen/ die da mit ihrem wandel bewiesen/ daß sie
nicht ihnen selbst lebte. Und insonderheit zieme-
te dieses den Reformirten/ die in ihrer ersten frag
bekäntniß thun/ daß ihr einiger trost darin liegt/
daß sie nicht ihr/ sondern GOttes und
CHristi mit leib und seel eigen seyn;
aber
das leben wird nicht gespürt; es ist ein leib mit
händen und füssen/ und mit allen gliedern/ aber
kein geist vorhanden. Dieses getraue ich ge-
genwärtig zu zeigen/ und wiewohl ich nur we-
nig frucht von todten menschen versprechen kan/
so muß ich es gleichwol thun/ dann unter den tod-
ten stecken noch lebendige. GOtt geb/ daß dieses
ein mittel sey/ die todte zu überweisen/ daß sie
todt seynd. Erstlich will ich weisen/ daß
wir gekommen seynd zur gestalt eines leibes;
zweytens/ will ich beweisen/ daß kein geist
darinnen ist.

(1) Durch die reformation ist die gestalt ei-
nes leibs entstanden/ nachdem in dem 13. 14.
15. seculo bey der Römischen kirche ein gäntzli-
cher und allgemeiner tod erschienen. (A) Es
war mit JEsu/ der unser leben ist/ unter ihnen
auß; nicht als ob JEsus unter den Papisten
nicht wäre genant worden/ sondern sie hatten
so viele auff-und zusätze/ so viel Heilande/ so vie-
le ablaßen/ und so viele andere dinge/ womit
JEsus verlohren wurde. Und gleichwol wol-
ten sie einen JEsum haben/ darum kam die
transsubstantiation und verwandelung des
brods in JEsum/ an den tag. (B) So hö-
rete auch die gute harmonie und ordnung des
leibes des HErrn JEsu auff; man ersonne eine
andere ordnung der Päbsten/ der Prälaten und
Bischoffen/ etc. wie es noch ist/ worüber die
gantze welt verwundert stunde; und das ist die
prächtige ordnung/ die der natürliche mensch so
hoch [r]ühmet. (C) Es war auch eine ver-
dorrung der todten-beinen gekommen/ durch
so viel aber glaubische mittel/ als Agnus DEI,
crucifixen/ chrysam/ weyhwasser etc. weil kein
geist da war. (D) Und weil das rechte haupt
[Spaltenumbruch] und leben weg war/ so setzte man ein anderes
haupt auff/ nemlich den Pabst.

Was geschah aber hierauff? Es kam eine
reformation. Da man lehrte/ daß JEsus
allein der Seligmacher sey/ nach Act. 4. v. 12.
Es ist in keinem andern heil/ und ist
auch kein ander name den menschen ge-
geben/ dardurch wir sollen selig werden/
als in dem namen JEsu.
Darzu kommt
noch/ daß man lehrete/ nicht eine transsubstan-
tiation,
woraus entstünde eine leibliche vereini-
gung/ sondern eine geistliche vereinigung
zwischen CHRISTO und seinen kindern/
krafft deren er in ihnen/ als in seinem tempel
wohnt/ als der wahrhafftige JEsus/ GOtt
und mensch/ und sich vermittelst des glaubens
mit der seelen vereiniget. Da fingen die ge-
beine
an sich zusammen zu fügen/ gestalten
man sich vernehmen ließ/ es müsten keine Päbste/
keine Prälaten und Bischoffen seyn; Diese gan-
tze ordnung müste weg/ in der kirchen müsten
allein Hirten und Lehrer seyn; und also war
der leib da/ durch die zusammen gekommene ge-
bein. Aber es kamen auch nerven und adern
an den leib/ und das ist die gnaden-lehre/ wor-
aus alle die flüsse der heiligkeit kommen/ dar-
durch die schwachen gestärcket/ die traurige ge-
tröstet/ etc. werden. Das war der geöffnete
born vor das hauß David und vor die
bürger zu Jerusalem gegen die sünde/ und
gegen die unreinigkeit/
Zach. 13. v. 1. Das
war das fette mahl und die mahlzeit von
reinem wein/ von fett/ von marck/ von
wein/ dar innen kein hefen ist/
Esa. 25. v. 6.
Das waren und da flossen die wasser des lebens;
aber es ist mit einander nur in der lehr. Und
hier stehen wir nun mit dem leibe/ JEsus/
der das haupt ist/ muß einen lebendigen geist in
die glieder ausgiessen.

(2) Und weil es nur bey der Lehr geblie-
ben/
so ist mit einander nichts als buchstaben/
der nicht lebendig machet/ sondern tödtet. Da-
hero wir in vielen stücken tödter seynd/ dann das
Pabstthum. Jch will aber vors erste nicht
sagen/ daß es im anfang so gewesen/ und daß
ich hiermit alle das werck der reformation wol-
le vernichtigen; O nein! Man hat wol ge-
than/ und es war der oeconomie GOttes ge-
mäß/ daß ein leib entstünde ohne geist.
Vors andere/
so will ich auch nicht sagen/ daß
die erste Reformatores ohne geist gewesen/ son-
dern man muß den einen von dem andern unter-
scheiden; dann da waren leute/ die nur suchten
durch die Reformation entschlagen zu seyn aller
banden/ und diese bekamen den namen der wil-
den Geusen;
Andere suchten nur die klauen
in die Pfaffen-güter einzuschlagen/ und sich zu
bereichern. Jch will allezeit die guten außge-
nommen haben; dann wann man einiger leute
schrifften lieset/ als Calvini und anderer/ so soll
man dürffen schweren/ daß sie den geist gehabt
haben. Vors dritte/ so will ich auch nicht
sagen/ daß nun gar kein geist in der Reformir-
ten kirche sey/ sondern das sage ich/ daß in der
kirche/ in dem fleisch-klumpen/ wann man sie
so insgemein betrachtet/ und ansiehet/ kein geist
zu finden sey; dann man kan mit David spre-
chen: Hilff HErr/ die Heiligen haben
abgenommen/ und der Glaubigen fin-
det man wenig/
Psal. 12. v. 2. Gestalten

(A) zum
A. K. H. Vierter Theil. P

Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenſtein gehaltene rede.
[Spaltenumbruch] bes herfuͤr kam/ daß man ſagen konte/ ſiehe/ da
iſt die reformation.

II. Der ſtillſtand. Was begab ſich aber?
Da blieb es bey. Das Juͤdiſche volck vor
Serubabel war ein leib ohn geiſt/ ſie wurden
lang nicht lebendig. Alſo muß es uns nicht
fremd duͤncken/ wann auch unſere kirche lang
ohne geiſt bleibt.

Durch die erſte reformation iſt zwar ein leib
worden/ aber kein leben kommen. Es kamen
viel bekenner/ aber der geiſt des lebens in CHri-
ſto/ der da kommen/ und uns frey machen ſolte
von dem geſetz der ſuͤnden und des todes/ Rom.
8. v. 2. blieb aus/ (Amphora cœpit inſtitui —
ſed urceus exit,
ſagt unſer Author in der vorrede
in ſeiner beſchauung Zions) dann wo fin-
det man das leben/ da man ſich ſelbſten abge-
ſtorben iſt/ und GOtt lebet/ nach Rom. 6. v.
11. Haltet euch dafuͤr/ daß ihr der ſuͤn-
de geſtorben ſeyd/ und lebet GOtt in
CHriſto JEſu unſerm HErrn.
Und 2.
Cor. 5. v. 15. Wir halten darfuͤr/ daß er
darum fuͤr alle geſtorben/ auff daß die/
ſo da leben/ hinfort nicht ihnen ſelbſt
leben/ ſondern dem/ der fuͤr ſie geſtorben
und auffer ſtanden iſt.
Aber ſpricht man/
wir ſeynd unvollkommene menſchen! Das weiß
ich wohl/ aber ich habe dennoch auch ſolche ge-
ſehen/ die da mit ihrem wandel bewieſen/ daß ſie
nicht ihnen ſelbſt lebtē. Und inſonderheit zieme-
te dieſes den Reformirten/ die in ihrer erſten frag
bekaͤntniß thun/ daß ihr einiger troſt darin liegt/
daß ſie nicht ihr/ ſondern GOttes und
CHriſti mit leib und ſeel eigen ſeyn;
aber
das leben wird nicht geſpuͤrt; es iſt ein leib mit
haͤnden und fuͤſſen/ und mit allen gliedern/ aber
kein geiſt vorhanden. Dieſes getraue ich ge-
genwaͤrtig zu zeigen/ und wiewohl ich nur we-
nig frucht von todten menſchen verſprechen kan/
ſo muß ich es gleichwol thun/ dañ unter den tod-
ten ſtecken noch lebendige. GOtt geb/ daß dieſes
ein mittel ſey/ die todte zu uͤberweiſen/ daß ſie
todt ſeynd. Erſtlich will ich weiſen/ daß
wir gekommen ſeynd zur geſtalt eines leibes;
zweytens/ will ich beweiſen/ daß kein geiſt
darinnen iſt.

(1) Durch die reformation iſt die geſtalt ei-
nes leibs entſtanden/ nachdem in dem 13. 14.
15. ſeculo bey der Roͤmiſchen kirche ein gaͤntzli-
cher und allgemeiner tod erſchienen. (A) Es
war mit JEſu/ der unſer leben iſt/ unter ihnen
auß; nicht als ob JEſus unter den Papiſten
nicht waͤre genant worden/ ſondern ſie hatten
ſo viele auff-und zuſaͤtze/ ſo viel Heilande/ ſo vie-
le ablaßen/ und ſo viele andere dinge/ womit
JEſus verlohren wurde. Und gleichwol wol-
ten ſie einen JEſum haben/ darum kam die
transſubſtantiation und verwandelung des
brods in JEſum/ an den tag. (B) So hoͤ-
rete auch die gute harmonie und ordnung des
leibes des HErꝛn JEſu auff; man erſonne eine
andere ordnung der Paͤbſten/ der Praͤlaten und
Biſchoffen/ ꝛc. wie es noch iſt/ woruͤber die
gantze welt verwundert ſtunde; und das iſt die
praͤchtige ordnung/ die der natuͤrliche menſch ſo
hoch [r]uͤhmet. (C) Es war auch eine ver-
dorrung der todten-beinen gekommen/ durch
ſo viel aber glaubiſche mittel/ als Agnus DEI,
crucifixen/ chryſam/ weyhwaſſer ꝛc. weil kein
geiſt da war. (D) Und weil das rechte haupt
[Spaltenumbruch] und leben weg war/ ſo ſetzte man ein anderes
haupt auff/ nemlich den Pabſt.

Was geſchah aber hierauff? Es kam eine
reformation. Da man lehrte/ daß JEſus
allein der Seligmacher ſey/ nach Act. 4. v. 12.
Es iſt in keinem andern heil/ und iſt
auch kein ander name den menſchen ge-
geben/ dardurch wir ſollen ſelig werden/
als in dem namen JEſu.
Darzu kommt
noch/ daß man lehrete/ nicht eine transſubſtan-
tiation,
woraus entſtuͤnde eine leibliche vereini-
gung/ ſondern eine geiſtliche vereinigung
zwiſchen CHRISTO und ſeinen kindern/
krafft deren er in ihnen/ als in ſeinem tempel
wohnt/ als der wahrhafftige JEſus/ GOtt
und menſch/ und ſich vermittelſt des glaubens
mit der ſeelen vereiniget. Da fingen die ge-
beine
an ſich zuſammen zu fuͤgen/ geſtalten
man ſich veꝛnehmen ließ/ es muͤſten keine Paͤbſte/
keine Praͤlaten und Biſchoffen ſeyn; Dieſe gan-
tze ordnung muͤſte weg/ in der kirchen muͤſten
allein Hirten und Lehrer ſeyn; und alſo war
der leib da/ durch die zuſammen gekommene ge-
bein. Aber es kamen auch nerven und adern
an den leib/ und das iſt die gnaden-lehre/ wor-
aus alle die fluͤſſe der heiligkeit kommen/ dar-
durch die ſchwachen geſtaͤrcket/ die traurige ge-
troͤſtet/ ꝛc. werden. Das war der geoͤffnete
born vor das hauß David und vor die
buͤrgeꝛ zu Jeruſalem gegen die ſuͤnde/ und
gegen die unreinigkeit/
Zach. 13. v. 1. Das
war das fette mahl und die mahlzeit von
reinem wein/ von fett/ von marck/ von
wein/ dar innen kein hefen iſt/
Eſa. 25. v. 6.
Das waren und da floſſen die waſſer des lebens;
aber es iſt mit einander nur in der lehr. Und
hier ſtehen wir nun mit dem leibe/ JEſus/
der das haupt iſt/ muß einen lebendigen geiſt in
die glieder ausgieſſen.

(2) Und weil es nur bey der Lehr geblie-
ben/
ſo iſt mit einander nichts als buchſtaben/
der nicht lebendig machet/ ſondern toͤdtet. Da-
hero wir in vielen ſtuͤcken toͤdter ſeynd/ dann das
Pabſtthum. Jch will aber vors erſte nicht
ſagen/ daß es im anfang ſo geweſen/ und daß
ich hiermit alle das werck der reformation wol-
le vernichtigen; O nein! Man hat wol ge-
than/ und es war der œconomie GOttes ge-
maͤß/ daß ein leib entſtuͤnde ohne geiſt.
Vors andere/
ſo will ich auch nicht ſagen/ daß
die erſte Reformatores ohne geiſt geweſen/ ſon-
dern man muß den einen von dem andern unter-
ſcheiden; dann da waren leute/ die nur ſuchten
durch die Reformation entſchlagen zu ſeyn aller
banden/ und dieſe bekamen den namen der wil-
den Geuſen;
Andere ſuchten nur die klauen
in die Pfaffen-guͤter einzuſchlagen/ und ſich zu
bereichern. Jch will allezeit die guten außge-
nommen haben; dann wann man einiger leute
ſchrifften lieſet/ als Calvini und anderer/ ſo ſoll
man duͤrffen ſchweren/ daß ſie den geiſt gehabt
haben. Vors dritte/ ſo will ich auch nicht
ſagen/ daß nun gar kein geiſt in der Reformir-
ten kirche ſey/ ſondern das ſage ich/ daß in der
kirche/ in dem fleiſch-klumpen/ wann man ſie
ſo insgemein betrachtet/ und anſiehet/ kein geiſt
zu finden ſey; dann man kan mit David ſpre-
chen: Hilff HErꝛ/ die Heiligen haben
abgenommen/ und der Glaubigen fin-
det man wenig/
Pſal. 12. v. 2. Geſtalten

(A) zum
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[113/0409] Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenſtein gehaltene rede. bes herfuͤr kam/ daß man ſagen konte/ ſiehe/ da iſt die reformation. II. Der ſtillſtand. Was begab ſich aber? Da blieb es bey. Das Juͤdiſche volck vor Serubabel war ein leib ohn geiſt/ ſie wurden lang nicht lebendig. Alſo muß es uns nicht fremd duͤncken/ wann auch unſere kirche lang ohne geiſt bleibt. Durch die erſte reformation iſt zwar ein leib worden/ aber kein leben kommen. Es kamen viel bekenner/ aber der geiſt des lebens in CHri- ſto/ der da kommen/ und uns frey machen ſolte von dem geſetz der ſuͤnden und des todes/ Rom. 8. v. 2. blieb aus/ (Amphora cœpit inſtitui — ſed urceus exit, ſagt unſer Author in der vorrede in ſeiner beſchauung Zions) dann wo fin- det man das leben/ da man ſich ſelbſten abge- ſtorben iſt/ und GOtt lebet/ nach Rom. 6. v. 11. Haltet euch dafuͤr/ daß ihr der ſuͤn- de geſtorben ſeyd/ und lebet GOtt in CHriſto JEſu unſerm HErrn. Und 2. Cor. 5. v. 15. Wir halten darfuͤr/ daß er darum fuͤr alle geſtorben/ auff daß die/ ſo da leben/ hinfort nicht ihnen ſelbſt leben/ ſondern dem/ der fuͤr ſie geſtorben und auffer ſtanden iſt. Aber ſpricht man/ wir ſeynd unvollkommene menſchen! Das weiß ich wohl/ aber ich habe dennoch auch ſolche ge- ſehen/ die da mit ihrem wandel bewieſen/ daß ſie nicht ihnen ſelbſt lebtē. Und inſonderheit zieme- te dieſes den Reformirten/ die in ihrer erſten frag bekaͤntniß thun/ daß ihr einiger troſt darin liegt/ daß ſie nicht ihr/ ſondern GOttes und CHriſti mit leib und ſeel eigen ſeyn; aber das leben wird nicht geſpuͤrt; es iſt ein leib mit haͤnden und fuͤſſen/ und mit allen gliedern/ aber kein geiſt vorhanden. Dieſes getraue ich ge- genwaͤrtig zu zeigen/ und wiewohl ich nur we- nig frucht von todten menſchen verſprechen kan/ ſo muß ich es gleichwol thun/ dañ unter den tod- ten ſtecken noch lebendige. GOtt geb/ daß dieſes ein mittel ſey/ die todte zu uͤberweiſen/ daß ſie todt ſeynd. Erſtlich will ich weiſen/ daß wir gekommen ſeynd zur geſtalt eines leibes; zweytens/ will ich beweiſen/ daß kein geiſt darinnen iſt. (1) Durch die reformation iſt die geſtalt ei- nes leibs entſtanden/ nachdem in dem 13. 14. 15. ſeculo bey der Roͤmiſchen kirche ein gaͤntzli- cher und allgemeiner tod erſchienen. (A) Es war mit JEſu/ der unſer leben iſt/ unter ihnen auß; nicht als ob JEſus unter den Papiſten nicht waͤre genant worden/ ſondern ſie hatten ſo viele auff-und zuſaͤtze/ ſo viel Heilande/ ſo vie- le ablaßen/ und ſo viele andere dinge/ womit JEſus verlohren wurde. Und gleichwol wol- ten ſie einen JEſum haben/ darum kam die transſubſtantiation und verwandelung des brods in JEſum/ an den tag. (B) So hoͤ- rete auch die gute harmonie und ordnung des leibes des HErꝛn JEſu auff; man erſonne eine andere ordnung der Paͤbſten/ der Praͤlaten und Biſchoffen/ ꝛc. wie es noch iſt/ woruͤber die gantze welt verwundert ſtunde; und das iſt die praͤchtige ordnung/ die der natuͤrliche menſch ſo hoch ruͤhmet. (C) Es war auch eine ver- dorrung der todten-beinen gekommen/ durch ſo viel aber glaubiſche mittel/ als Agnus DEI, crucifixen/ chryſam/ weyhwaſſer ꝛc. weil kein geiſt da war. (D) Und weil das rechte haupt und leben weg war/ ſo ſetzte man ein anderes haupt auff/ nemlich den Pabſt. Was geſchah aber hierauff? Es kam eine reformation. Da man lehrte/ daß JEſus allein der Seligmacher ſey/ nach Act. 4. v. 12. Es iſt in keinem andern heil/ und iſt auch kein ander name den menſchen ge- geben/ dardurch wir ſollen ſelig werden/ als in dem namen JEſu. Darzu kommt noch/ daß man lehrete/ nicht eine transſubſtan- tiation, woraus entſtuͤnde eine leibliche vereini- gung/ ſondern eine geiſtliche vereinigung zwiſchen CHRISTO und ſeinen kindern/ krafft deren er in ihnen/ als in ſeinem tempel wohnt/ als der wahrhafftige JEſus/ GOtt und menſch/ und ſich vermittelſt des glaubens mit der ſeelen vereiniget. Da fingen die ge- beine an ſich zuſammen zu fuͤgen/ geſtalten man ſich veꝛnehmen ließ/ es muͤſten keine Paͤbſte/ keine Praͤlaten und Biſchoffen ſeyn; Dieſe gan- tze ordnung muͤſte weg/ in der kirchen muͤſten allein Hirten und Lehrer ſeyn; und alſo war der leib da/ durch die zuſammen gekommene ge- bein. Aber es kamen auch nerven und adern an den leib/ und das iſt die gnaden-lehre/ wor- aus alle die fluͤſſe der heiligkeit kommen/ dar- durch die ſchwachen geſtaͤrcket/ die traurige ge- troͤſtet/ ꝛc. werden. Das war der geoͤffnete born vor das hauß David und vor die buͤrgeꝛ zu Jeruſalem gegen die ſuͤnde/ und gegen die unreinigkeit/ Zach. 13. v. 1. Das war das fette mahl und die mahlzeit von reinem wein/ von fett/ von marck/ von wein/ dar innen kein hefen iſt/ Eſa. 25. v. 6. Das waren und da floſſen die waſſer des lebens; aber es iſt mit einander nur in der lehr. Und hier ſtehen wir nun mit dem leibe/ JEſus/ der das haupt iſt/ muß einen lebendigen geiſt in die glieder ausgieſſen. (2) Und weil es nur bey der Lehr geblie- ben/ ſo iſt mit einander nichts als buchſtaben/ der nicht lebendig machet/ ſondern toͤdtet. Da- hero wir in vielen ſtuͤcken toͤdter ſeynd/ dann das Pabſtthum. Jch will aber vors erſte nicht ſagen/ daß es im anfang ſo geweſen/ und daß ich hiermit alle das werck der reformation wol- le vernichtigen; O nein! Man hat wol ge- than/ und es war der œconomie GOttes ge- maͤß/ daß ein leib entſtuͤnde ohne geiſt. Vors andere/ ſo will ich auch nicht ſagen/ daß die erſte Reformatores ohne geiſt geweſen/ ſon- dern man muß den einen von dem andern unter- ſcheiden; dann da waren leute/ die nur ſuchten durch die Reformation entſchlagen zu ſeyn aller banden/ und dieſe bekamen den namen der wil- den Geuſen; Andere ſuchten nur die klauen in die Pfaffen-guͤter einzuſchlagen/ und ſich zu bereichern. Jch will allezeit die guten außge- nommen haben; dann wann man einiger leute ſchrifften lieſet/ als Calvini und anderer/ ſo ſoll man duͤrffen ſchweren/ daß ſie den geiſt gehabt haben. Vors dritte/ ſo will ich auch nicht ſagen/ daß nun gar kein geiſt in der Reformir- ten kirche ſey/ ſondern das ſage ich/ daß in der kirche/ in dem fleiſch-klumpen/ wann man ſie ſo insgemein betrachtet/ und anſiehet/ kein geiſt zu finden ſey; dann man kan mit David ſpre- chen: Hilff HErꝛ/ die Heiligen haben abgenommen/ und der Glaubigen fin- det man wenig/ Pſal. 12. v. 2. Geſtalten (A) zum A. K. H. Vierter Theil. P

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/409>, abgerufen am 13.05.2024.