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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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moderation in religions-sachen.
[Spaltenumbruch] "den 24. nächstverschienenen monaths Febru-
"arii,
empfangen/ und darnach das buch der
"confutation und wiederlegung und verdam-
"mung etlicher Secten mit weiterem anhang/
"mit fleiß durchlesen. Weiß GOtt der Herr/
"daß es uns wehe thut/ daß wir sollen befinden
"eine solche trennung und spaltung zwischen de-
"nen/ die von allen seiten CHristum bekennen/
"und die Augspurgische Confession vor wahr-
"hafftig und unserm Christlichen glauben ge-
"mäß halten: hätten gerne gewolt/ und wün-
"schen noch/ daß alle Augspurgische Confessi-
"on
s-verwandten/ Fürsten/ stände und städte
"samt ihren Theologen zusammen kämen/ und
"mit fleiß die Artickel der spaltung und trennung
"vor die hand nähmen/ erwegten/ und ermesse-
"ten/ warum doch ein theil wieder den andern
"wäre/ und darnach fleiß thäten/ wie dieser
"streit/ uneinigkeit und spaltung zur guten
"freundligkeit und wahren Christlichen ver-
"stand dem H. Evangelio und der Apostel
"schrifften gemäß zur vergleichung gebracht
"würde. Denn leider alle widerwärtige der
"religion lachens in die faust/ daß man sich al-
"so trennet/ wil geschweigen/ was grosse ärger-
"niß manchem Christen-mann/ der gerne zu
"dieser religion käme/ gegeben werde. Wir
"haben gesehen in eurem buch/ was Eure L. in
"ihrem land vor Secten anzeigen/ auch dafür ih-
"re unterthanen warnen/ als die der Augspur-
"gischen Confession, Apologien und den
"Schmalkaldischen Artickeln nicht gemäß leh-
"ren solten.

"Und daß Eure L. erstlich den Servetum ver-
"dammen/ können wir nicht anders finden/
"dann daß dieser Servetus dem wahren Christli-
"chen glauben und H. Schrifft zu wider geleh-
"ret; wäre aber viel besser/ daß solches durch
"gemeinen rath der Confessions-verwandten
"geschehen wäre/ auff daß er desto besser aus-
"gestrichen/ seine argumenta gnugsam widerle-
"get/ die gemeiniglich von der vernunfft her-
"kommen/ damit alle wahrgläubigen erkenn-
"ten/ daß ihm recht geschehen wäre/ und es so
"viel mehr ansehen hätte.

"Zum andern haben wir gelesen/ was wider
"den Schwenckfeld in dem buch stehet. Wir
"haben Schwenckfelds bücher auch gelesen/
"und vor etlichen jahren mit ihm selbst geredet/
"und ist nichts weniger; wir befinden/ daß
"Schwenckfeld einen unwillen wider die Predi-
"ger hat/ welches uns auffs höchste von ihm
"mißfällt. Darneben müssen wir aber die
"wahrheit sagen/ daß Schwenckfeld von der
"herrlichkeit CHristi in etlichen artickeln fast
"wol schreibet/ welches auch zum theil mit den
"alten Lehrern der kirchen zustimmet. Er der
"Schwenckfeld reget auch wol/ daß etliche un-
"verständige Prediger das äusserliche wort zu
"gar hoch erheben/ und ihm solche krafft geben/
"daß solches viel dinges vermögen solle ohne
"den Geist GOttes/ und GOttes innerliche
"treibung und wirckung; oder doch gar selten
"von wirckung und treibung GOttes und sei-
"nes Geistes anzeigen; welches doch der gott-
"selige mann Luther nie gelehret/ und geschrieben
"hat/ sondern gelehret daß man das äusserli-
"che wort treiben solle/ und GOtt um seinen
"geist bitten/ daß er das wort in uns lebendig
"machen wolle. Der Schwenckfeld rühret
[Spaltenumbruch] das auch wol an/ daß nicht alle menschen von"
GOtt allein durch das äusserliche wort zur er-"
käntnis der wahrheit kommen. Als wie Jo-"
hannes/ Jeremias/ und andere/ welche schon"
in mutterleibe geheiliget find worden. Daß"
GOtt etliche personen beruffe/ und sie recht-"
gläubig mache/ nicht allein durchs äussere"
wort/ sondern auch durch andere wege."
Doch so sey die gemeine weise GOttes/ durch"
des mündlichen worts predigt die Christen"
zu beruffen/ und zu GOtt zu führen. Dar-"
wider ist auch Schwenckfeld/ das ein gottloser"
mensch nicht kan die gaben GOttes geben/"
welchem denn Cyprian[u]s und andere alte Leh-"
rer nicht ungleich reden. Dann Judas der"
verräther/ Simon Magus und andere nicht"
den geist GOttes geben konten/ wie es"
Schwenckfeld meinet. So man/ wie in"
primitiva Ecclesia geschehen ist/ auch lange"
zeit hernach/ Schwenckfeld und andere/ die sei-"
ner meinung sind/ liesse vorkommen/ verhöre-"
te ihre antwort/ sie solten sich wol weisen las-"
sen. Es klagt der Schwenckfeld gar sehr/"
daß viele seine bücher verdammen/ schelten und"
lästern/ die sie auch nicht gesehen haben; dar-"
um wolten wir wünschen/ daß alle die/ so man"
wolte vor ketzer ausschreyen/ für einen Syno-"
dum
gefodert/ gnugsam verhöret/ und wenn"
sie denn auff unrechter unchristlicher meinung"
verharreten/ alsdann excludiret würden/ auff"
daß sie nicht sagen dürften/ sie wären unverhört"
verdammt."

Die Antinomer wissen wir warlich nicht"
wer sie seyn. Da sie aber so lehreten/ wie man"
ihnen schuld giebet/ und das gesetz gar wolten"
hinweg thun/ welches uns doch zur busse trei-"
bet/ und die sünde zu erkennen giebt/ wäre un-"
sers ermessens nicht unbillich/ ihnen darinnen"
nicht beyzufallen. Doch ist vonnöthen daß"
man sie und ihre antwort auch höre vor einem"
Synodo, der von allen Evangelischen verwand-"
ten versammlet. Denn warlich die fromme"
Christliche väter haben nie liederlich jemand"
verdammt/ haben gnugsam erstlich gehöret/"
und die irrende unterwiesen: Wie sie denn"
mit dem grossen ketzer Ario, Macedonio und"
andern gehandelt."

Zum vierten haben wir gelesen/ was Euer"
Liebden haben lassen ausgehen wider die Wie-"
dertäuffer. Es ist nicht weniger/ der Wie-"
dertäuffer viele haben eine unchristliche böse se-"
ct
e: Wie sie das zu Münster und anderswo"
wol bewiesen. Sie sind aber ungleich; et-"
liche sind einfältige fromme leute: ist derowe-"
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deln; die mit der that handeln/ und das schwerdt"
angreiffen/ werden billig damit gestraffet;"
Die aber in dem glauben irren/ mit denensel-"
ben soll man bescheidentlich handeln/ nach art"
der liebe mit ihnen reden/ auch allen fleiß ohn"
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sie nicht wollen bey der wahrheit bleiben/ und"
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dann daß sie im glauben geirret/ und mit der"
that nichts gehandelt/ wird man mit dem"
Evangelio nicht wol verantworten können."

Es sind

moderation in religions-ſachen.
[Spaltenumbruch] „den 24. naͤchſtverſchienenen monaths Febru-
„arii,
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confutation und wiederlegung und verdam-
„mung etlicher Secten mit weiterem anhang/
„mit fleiß durchleſen. Weiß GOtt der Herꝛ/
„daß es uns wehe thut/ daß wir ſollen befinden
„eine ſolche trennung und ſpaltung zwiſchen de-
„nen/ die von allen ſeiten CHriſtum bekennen/
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„maͤß halten: haͤtten gerne gewolt/ und wuͤn-
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„ſtreit/ uneinigkeit und ſpaltung zur guten
„freundligkeit und wahren Chriſtlichen ver-
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„Schmalkaldiſchen Artickeln nicht gemaͤß leh-
„ren ſolten.

„Und daß Eure L. erſtlich den Servetum ver-
„dammen/ koͤnnen wir nicht anders finden/
„dann daß dieſer Servetus dem wahren Chriſtli-
„chen glauben und H. Schrifft zu wider geleh-
„ret; waͤre aber viel beſſer/ daß ſolches durch
„gemeinen rath der Confeſſions-verwandten
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„ten/ daß ihm recht geſchehen waͤre/ und es ſo
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„Zum andern haben wir geleſen/ was wider
„den Schwenckfeld in dem buch ſtehet. Wir
„haben Schwenckfelds buͤcher auch geleſen/
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„und iſt nichts weniger; wir befinden/ daß
„Schwenckfeld einen unwillen wider die Predi-
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„wol ſchreibet/ welches auch zum theil mit den
„alten Lehrern der kirchen zuſtimmet. Er der
„Schwenckfeld reget auch wol/ daß etliche un-
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„machen wolle. Der Schwenckfeld ruͤhret
[Spaltenumbruch] das auch wol an/ daß nicht alle menſchen von“
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kaͤntnis der wahrheit kommen. Als wie Jo-“
hannes/ Jeremias/ und andere/ welche ſchon“
in mutterleibe geheiliget find worden. Daß“
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glaͤubig mache/ nicht allein durchs aͤuſſere“
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Doch ſo ſey die gemeine weiſe GOttes/ durch“
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wider iſt auch Schwenckfeld/ das ein gottloſer“
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nicht beyzufallen. Doch iſt vonnoͤthen daß“
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mit dem groſſen ketzer Ario, Macedonio und“
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Liebden haben laſſen ausgehen wider die Wie-“
dertaͤuffer. Es iſt nicht weniger/ der Wie-“
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ct
e: Wie ſie das zu Muͤnſter und anderswo“
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Es ſind
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[103/0399] moderation in religions-ſachen. „den 24. naͤchſtverſchienenen monaths Febru- „arii, empfangen/ und darnach das buch der „confutation und wiederlegung und verdam- „mung etlicher Secten mit weiterem anhang/ „mit fleiß durchleſen. Weiß GOtt der Herꝛ/ „daß es uns wehe thut/ daß wir ſollen befinden „eine ſolche trennung und ſpaltung zwiſchen de- „nen/ die von allen ſeiten CHriſtum bekennen/ „und die Augſpurgiſche Confeſſion vor wahr- „hafftig und unſerm Chriſtlichen glauben ge- „maͤß halten: haͤtten gerne gewolt/ und wuͤn- „ſchen noch/ daß alle Augſpurgiſche Confeſſi- „ons-verwandten/ Fuͤrſten/ ſtaͤnde und ſtaͤdte „ſamt ihren Theologen zuſammen kaͤmen/ und „mit fleiß die Artickel der ſpaltung und trennung „vor die hand naͤhmen/ erwegten/ und ermeſſe- „ten/ warum doch ein theil wieder den andern „waͤre/ und darnach fleiß thaͤten/ wie dieſer „ſtreit/ uneinigkeit und ſpaltung zur guten „freundligkeit und wahren Chriſtlichen ver- „ſtand dem H. Evangelio und der Apoſtel „ſchrifften gemaͤß zur vergleichung gebracht „wuͤrde. Denn leider alle widerwaͤrtige der „religion lachens in die fauſt/ daß man ſich al- „ſo trennet/ wil geſchweigen/ was groſſe aͤrger- „niß manchem Chriſten-mann/ der gerne zu „dieſer religion kaͤme/ gegeben werde. Wir „haben geſehen in eurem buch/ was Eure L. in „ihrem land vor Secten anzeigen/ auch dafuͤr ih- „re unterthanen warnen/ als die der Augſpur- „giſchen Confeſſion, Apologien und den „Schmalkaldiſchen Artickeln nicht gemaͤß leh- „ren ſolten. „Und daß Eure L. erſtlich den Servetum ver- „dammen/ koͤnnen wir nicht anders finden/ „dann daß dieſer Servetus dem wahren Chriſtli- „chen glauben und H. Schrifft zu wider geleh- „ret; waͤre aber viel beſſer/ daß ſolches durch „gemeinen rath der Confeſſions-verwandten „geſchehen waͤre/ auff daß er deſto beſſer aus- „geſtrichen/ ſeine argumenta gnugſam widerle- „get/ die gemeiniglich von der vernunfft her- „kommen/ damit alle wahrglaͤubigen erkenn- „ten/ daß ihm recht geſchehen waͤre/ und es ſo „viel mehr anſehen haͤtte. „Zum andern haben wir geleſen/ was wider „den Schwenckfeld in dem buch ſtehet. Wir „haben Schwenckfelds buͤcher auch geleſen/ „und vor etlichen jahren mit ihm ſelbſt geredet/ „und iſt nichts weniger; wir befinden/ daß „Schwenckfeld einen unwillen wider die Predi- „ger hat/ welches uns auffs hoͤchſte von ihm „mißfaͤllt. Darneben muͤſſen wir aber die „wahrheit ſagen/ daß Schwenckfeld von der „herꝛlichkeit CHriſti in etlichen artickeln faſt „wol ſchreibet/ welches auch zum theil mit den „alten Lehrern der kirchen zuſtimmet. Er der „Schwenckfeld reget auch wol/ daß etliche un- „verſtaͤndige Prediger das aͤuſſerliche wort zu „gar hoch erheben/ und ihm ſolche krafft geben/ „daß ſolches viel dinges vermoͤgen ſolle ohne „den Geiſt GOttes/ und GOttes innerliche „treibung und wirckung; oder doch gar ſelten „von wirckung und treibung GOttes und ſei- „nes Geiſtes anzeigen; welches doch der gott- „ſelige mañ Luther nie gelehret/ und geſchrieben „hat/ ſondern gelehret daß man das aͤuſſerli- „che wort treiben ſolle/ und GOtt um ſeinen „geiſt bitten/ daß er das wort in uns lebendig „machen wolle. Der Schwenckfeld ruͤhret das auch wol an/ daß nicht alle menſchen von“ GOtt allein durch das aͤuſſerliche wort zur er-“ kaͤntnis der wahrheit kommen. Als wie Jo-“ hannes/ Jeremias/ und andere/ welche ſchon“ in mutterleibe geheiliget find worden. Daß“ GOtt etliche perſonen beruffe/ und ſie recht-“ glaͤubig mache/ nicht allein durchs aͤuſſere“ wort/ ſondern auch durch andere wege.“ Doch ſo ſey die gemeine weiſe GOttes/ durch“ des muͤndlichen worts predigt die Chriſten“ zu beruffen/ und zu GOtt zu fuͤhren. Dar-“ wider iſt auch Schwenckfeld/ das ein gottloſer“ menſch nicht kan die gaben GOttes geben/“ welchem denn Cyprianus und andere alte Leh-“ rer nicht ungleich reden. Dann Judas der“ verraͤther/ Simon Magus und andere nicht“ den geiſt GOttes geben konten/ wie es“ Schwenckfeld meinet. So man/ wie in“ primitiva Eccleſia geſchehen iſt/ auch lange“ zeit hernach/ Schwenckfeld und andere/ die ſei-“ ner meinung ſind/ lieſſe vorkommen/ verhoͤre-“ te ihre antwort/ ſie ſolten ſich wol weiſen laſ-“ ſen. Es klagt der Schwenckfeld gar ſehr/“ daß viele ſeine buͤcher verdammen/ ſchelten und“ laͤſtern/ die ſie auch nicht geſehen haben; dar-“ um wolten wir wuͤnſchen/ daß alle die/ ſo man“ wolte vor ketzer ausſchreyen/ fuͤr einen Syno-“ dum gefodert/ gnugſam verhoͤret/ und wenn“ ſie denn auff unrechter unchriſtlicher meinung“ verharreten/ alsdann excludiret wuͤrden/ auff“ daß ſie nicht ſagen duͤrften/ ſie waͤren unverhoͤrt“ verdammt.„ Die Antinomer wiſſen wir warlich nicht“ wer ſie ſeyn. Da ſie aber ſo lehreten/ wie man“ ihnen ſchuld giebet/ und das geſetz gar wolten“ hinweg thun/ welches uns doch zur buſſe trei-“ bet/ und die ſuͤnde zu erkennen giebt/ waͤre un-“ ſers ermeſſens nicht unbillich/ ihnen darinnen“ nicht beyzufallen. Doch iſt vonnoͤthen daß“ man ſie und ihre antwort auch hoͤre vor einem“ Synodo, der von allen Evangeliſchen verwand-“ ten verſammlet. Denn warlich die fromme“ Chriſtliche vaͤter haben nie liederlich jemand“ verdammt/ haben gnugſam erſtlich gehoͤret/“ und die irrende unterwieſen: Wie ſie denn“ mit dem groſſen ketzer Ario, Macedonio und“ andern gehandelt.„ Zum vierten haben wir geleſen/ was Euer“ Liebden haben laſſen ausgehen wider die Wie-“ dertaͤuffer. Es iſt nicht weniger/ der Wie-“ dertaͤuffer viele haben eine unchriſtliche boͤſe ſe-“ cte: Wie ſie das zu Muͤnſter und anderswo“ wol bewieſen. Sie ſind aber ungleich; et-“ liche ſind einfaͤltige fromme leute: iſt derowe-“ gen mit denſelben mit beſcheidenheit zu han-“ deln; die mit der that handeln/ uñ das ſchwerdt“ angreiffen/ werden billig damit geſtraffet;“ Die aber in dem glauben irren/ mit denenſel-“ ben ſoll man beſcheidentlich handeln/ nach art“ der liebe mit ihnen reden/ auch allen fleiß ohn“ auffhoͤren bey ihnen thun/ ſie auch hoͤren/ uñ ſo“ ſie nicht wollen bey der wahrheit bleiben/ und“ irꝛthum und boͤſen ſamen unter die Chriſten“ mengen/ ſoll man ſie dann hinweg weiſen/“ und ihre predigt zerſtoͤren. Am leben aber zu“ ſtraffen/ wie in etlichen Fuͤrſtenthuͤmern und“ laͤndern geſchicht/ die nichts mehr gethan/“ dann daß ſie im glauben geirret/ und mit der“ that nichts gehandelt/ wird man mit dem“ Evangelio nicht wol verantworten koͤnnen.“ Es ſind

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/399>, abgerufen am 13.05.2024.