Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

leben/ ehestand/ sinn und religion.
[Spaltenumbruch] man solte nur die sache auff ihn schieben/ und sa-
gen er hätte geirret und genarret/ damit der Land-
graff nicht so sehr geschimpset würde. Er schloß
auch endlich: Es wäre gnug/ daß der Landgraff
die metze mit gutem gewissen haben könte/ laut
seiner beicht/ und der Theologen beicht-raths.
Der Landgraf selbsten beruffte sich auf Luthe-
ri
worte über Gen. XVI. darinn er der Patriar-
chen vielweiberey nicht vor sünde gehalten/
und noch dazu gesetzet hätte: Jch könte es
noch heute nicht wehren/ aber rathen wolte ichs
nicht. Worauf Lutherus zwar seinen ausspruch
hernach limieirte; doch aber zuletzt also be-
schloß: Er solte diese andere Gemahlin nicht
verlassen/ weil er sie unter einem solchem vor-
wand der nothwendigkeit genommen hätte:
Die Sache könte vor GOTT damit wohl
gerechtfertiget werden/ aber vor der welt und
nach den rechten könte und wolte er es nicht
desendiren. Unterdessen nahmen die Papisten
diese dinge zu einem grossen vorwurff so wohl
wieder den Landgrafen/ als auch sonderlich
wider Lutherum selbst auf/ wie in seinen
schrifften häuffig zu finden ist. Und als sonder-
lich Hertzog Heinrich von Braunschweig in
seinen hefftigen schrifften den Landgrafen ei-
nen ketzer/ Widertäuffer und bigamum hieß:
schobe Lutherus die antwort auf den Land-
graffen selbst/ und hieng von denen Fürsten
insgemein diese erinnerung an/ im siebenden
Altenburgischen theil p. 465. Daß ihr Für-
sten zum theil den holtzweg gehet/ da
habt ihrs leider dahin gebracht mit eu-
rem bösen exempel/ daß schier der bauer
es nicht mehr will für sünde halten/
und habt uns zu thun gemacht/ daß wir
mit aller mühe schwerlich den ehestand
für löblich und ehrlich erhalten.
Dabey
er Hertzog Heinrichen zugleich mit vorwirfft/
daß ers wohl noch ärger mit einer Concubine
gemachet/ die er heimlich auf ein schloß brin-
gen lassen/ und ausgesprenget/ als wäre sie ge-
storben/ ihr auch einen Leichen-proceß/ Seel-
messen/ und dergleichen angestellet/ und inzwi-
schen nach wie vor im ehebruch gelebet habe.
Welche schlimme historie mehr als zu viel be-
kant ist. (vid. omnino Seckendorffius L. 3. p.
277. seqq.

5. Jm übrigen daß sich viele sonst gute
gemüther an diese action gar sehr gestossen
gehabt/ siehet man auch aus Käyser Ferdinan-
di
worten/ die er gegen Graf Günthern von
Schwartzburg anno 1562. gebraucht: Es hät-
te nicht viel gefehlet/ Luther hätte ihn auch
auf seine meinung gebracht: Aber als er dem
Landgrafen von Hessen zwey Gemahlinnen
verstattet/ so hätte er ihm nicht mehr glauben
wollen. (vid. Chronic. Manuscript. Pauli Jo-
vii apud Weberum pag.
77.) Was endlich die-
ses Fürstens meinung von der Religion be-
trifft/ mag man aus diesen angeführten um-
ständen unschwer ermessen/ wie es um sein
Christenthum möge gestanden haben. Gleich
wie aber dazumahl und noch immer die jeni-
gen vor rechtgläubig und gut Evangelisch ge-
priesen worden/ welche sie nur zu einer also ge-
nannten parthey äusserlich gehalten/ und die-
selbe etwa mit worten/ oder auch gar mit waf-
fen und bluwergiessen verfechten helffen/ ohne
genaue untersuchung/ ob man dem Evangelio
[Spaltenumbruch] Christi in verläugnung sein selbst und der welt
würcklich gehorsam wäre oder nicht; also gieng
es sonderlich dazumal mit grossen Herren/ die
etwa der Päbstischen sclaverey und thorhei-
ten überdrüßig waren/ und bey der andern
parthey mehr freyheit und andere ihnen an-
ständige sachen funden. Gewiß ists/ daß dieser
Landgraf ein feind des Pabstthums gewesen/
und dahero Lutherus in seinen Tisch-Reden
Cap. 45. pag. 335. von ihm gerühmet: Her-
tzog George (sein Schweher) hätte ihn zum
Erben aller seiner Land und Leute machen
wollen/ wenn er von der Religion hätte wol-
len abweichen.

5. Allein es gebens nicht allein so gar viel
urkunden/ sondern auch andere umstände/ daß
er bey ereigneter spaltung zwischen den Luthera-
nern und Zwinglianern sich die härtigkeit jener
gar sehr mißfallen lassen/ und diesen hingegen
immer das wort geredet/ auch beyde partheyen
zu vereinigen sich zum höchsten bemühet gehabt.
Dahero auch schon anno 1543. Sebastian
Franck in seiner Ketzer-Chronicke p. 147. aus-
drücklich schrieb: Den Landgrafen von
Hessen wissen viele nicht zu versteuren/
welcher parthey er sey. Etliche halten
ihn vor einen Obmann und Mittler in
der sache/ etliche mehr auff
Zwinglius
denn auff des Luthers seiten/ etliche an-
ders.
Jn des Dedekenni Consiliis P. I. L. 3.
Sect. 5. p.
324. sindet man ein schreiben Me-
lanchthonis
und Brentii an den Landgrafen de
dato 1530. d. 11. Junii,
worinnen Zwinglii par-
they ihm hefftig verleidet/ und er um GOttes
willen gebeten wird/ in der sache vom Satra-
ment sich nicht abzuwenden/ auch gewünschet/
daß| ihn Gott vor irrthum behütewolle. Hierauff
hat er also geantwortet: Die irrung des Sa-
craments ist nicht eine solche irrung/ wie
jene
(nemlich von der Jüdischen Beschnei-
dung) sondern wir sind allesamt eins/
und glauben und bekennen einen CHri-
stum/ und suchen durch denselben selig zu
werden. Es halten auch/ die ihr irrend
nennet/ GOttes wort in allem wahr/
sondern sie seynd des verstandes in sol-
chen worten des Nachtmahls einer an-
dern meinung/ denn ihr; darum düncket
mich/ die weil sie mit euch in allem eins
seyn/ auch bekennen CHristum der-
massen/ wie ihr bekennet/ auch daß man
CHristum im Nachtmahl durch den
glauben esse/ welches essen zur seligkeit
vonnöthen/ und nicht sagen/ daß GOtt
der HErr diß oder das vermöge/ sondern
daß es dem glauben nach/ und der schrift
nach/ also wie sie anzeigen/ zu verstehen
sey. Dieweil denn CHristus nicht wol
anders mag gegessen werden/ denn von
gläubigen/ und durch den glauben/
dieweil CHRistus einen
clarificirten leib
hat/ und denn ein
clarisicirter leib
nicht den bauch speiset/ deucht mich/
solche meinung wäre ohne nöth/ hof-
fe auch noch zu GOTT dem Allmäch-
tigen/ ihr werdet euch eines bessern be-
dencken. Denn ob ihrs schon um der
lehre willen nicht thun wollet/ so wer-
det ihr doch die andern bedencken/ die
in solchen städten sitzen/ und so sie irre-

ten/
N 3

leben/ eheſtand/ ſinn und religion.
[Spaltenumbruch] man ſolte nur die ſache auff ihn ſchieben/ und ſa-
gen er haͤtte geirꝛet und genarꝛet/ damit der Land-
graff nicht ſo ſehr geſchimpſet wuͤrde. Er ſchloß
auch endlich: Es waͤre gnug/ daß der Landgraff
die metze mit gutem gewiſſen haben koͤnte/ laut
ſeiner beicht/ und der Theologen beicht-raths.
Der Landgraf ſelbſten beruffte ſich auf Luthe-
ri
worte uͤber Gen. XVI. darinn er der Patriar-
chen vielweiberey nicht vor ſuͤnde gehalten/
und noch dazu geſetzet haͤtte: Jch koͤnte es
noch heute nicht wehren/ aber rathen wolte ichs
nicht. Worauf Lutherus zwar ſeinen ausſpruch
hernach limieirte; doch aber zuletzt alſo be-
ſchloß: Er ſolte dieſe andere Gemahlin nicht
verlaſſen/ weil er ſie unter einem ſolchem vor-
wand der nothwendigkeit genommen haͤtte:
Die Sache koͤnte vor GOTT damit wohl
gerechtfertiget werden/ aber vor der welt und
nach den rechten koͤnte und wolte er es nicht
deſendiren. Unterdeſſen nahmen die Papiſten
dieſe dinge zu einem groſſen vorwurff ſo wohl
wieder den Landgrafen/ als auch ſonderlich
wider Lutherum ſelbſt auf/ wie in ſeinen
ſchrifften haͤuffig zu finden iſt. Und als ſonder-
lich Hertzog Heinrich von Braunſchweig in
ſeinen hefftigen ſchrifften den Landgrafen ei-
nen ketzer/ Widertaͤuffer und bigamum hieß:
ſchobe Lutherus die antwort auf den Land-
graffen ſelbſt/ und hieng von denen Fuͤrſten
insgemein dieſe erinnerung an/ im ſiebenden
Altenburgiſchen theil p. 465. Daß ihr Fuͤr-
ſten zum theil den holtzweg gehet/ da
habt ihrs leider dahin gebracht mit eu-
rem boͤſen exempel/ daß ſchier der bauer
es nicht mehr will fuͤr ſuͤnde halten/
und habt uns zu thun gemacht/ daß wir
mit aller muͤhe ſchwerlich den eheſtand
fuͤr loͤblich und ehrlich erhalten.
Dabey
er Hertzog Heinrichen zugleich mit vorwirfft/
daß ers wohl noch aͤrger mit einer Concubine
gemachet/ die er heimlich auf ein ſchloß brin-
gen laſſen/ und ausgeſprenget/ als waͤre ſie ge-
ſtorben/ ihr auch einen Leichen-proceß/ Seel-
meſſen/ und dergleichen angeſtellet/ und inzwi-
ſchen nach wie vor im ehebruch gelebet habe.
Welche ſchlimme hiſtorie mehr als zu viel be-
kant iſt. (vid. omnino Seckendorffius L. 3. p.
277. ſeqq.

5. Jm uͤbrigen daß ſich viele ſonſt gute
gemuͤther an dieſe action gar ſehr geſtoſſen
gehabt/ ſiehet man auch aus Kaͤyſer Ferdinan-
di
worten/ die er gegen Graf Guͤnthern von
Schwartzburg anno 1562. gebraucht: Es haͤt-
te nicht viel gefehlet/ Luther haͤtte ihn auch
auf ſeine meinung gebracht: Aber als er dem
Landgrafen von Heſſen zwey Gemahlinnen
verſtattet/ ſo haͤtte er ihm nicht mehr glauben
wollen. (vid. Chronic. Manuſcript. Pauli Jo-
vii apud Weberum pag.
77.) Was endlich die-
ſes Fuͤrſtens meinung von der Religion be-
trifft/ mag man aus dieſen angefuͤhrten um-
ſtaͤnden unſchwer ermeſſen/ wie es um ſein
Chriſtenthum moͤge geſtanden haben. Gleich
wie aber dazumahl und noch immer die jeni-
gen vor rechtglaͤubig und gut Evangeliſch ge-
prieſen worden/ welche ſie nur zu einer alſo ge-
nannten parthey aͤuſſerlich gehalten/ und die-
ſelbe etwa mit worten/ oder auch gar mit waf-
fen und bluwergieſſen verfechten helffen/ ohne
genaue unterſuchung/ ob man dem Evangelio
[Spaltenumbruch] Chriſti in verlaͤugnung ſein ſelbſt und der welt
wuͤrcklich gehorſam waͤre oder nicht; alſo gieng
es ſonderlich dazumal mit groſſen Herren/ die
etwa der Paͤbſtiſchen ſclaverey und thorhei-
ten uͤberdruͤßig waren/ und bey der andern
parthey mehr freyheit und andere ihnen an-
ſtaͤndige ſachen funden. Gewiß iſts/ daß dieſer
Landgraf ein feind des Pabſtthums geweſen/
und dahero Lutherus in ſeinen Tiſch-Reden
Cap. 45. pag. 335. von ihm geruͤhmet: Her-
tzog George (ſein Schweher) haͤtte ihn zum
Erben aller ſeiner Land und Leute machen
wollen/ wenn er von der Religion haͤtte wol-
len abweichen.

5. Allein es gebens nicht allein ſo gar viel
urkunden/ ſondern auch andere umſtaͤnde/ daß
er bey ereigneter ſpaltung zwiſchen den Luthera-
nern und Zwinglianern ſich die haͤrtigkeit jener
gar ſehr mißfallen laſſen/ und dieſen hingegen
immer das wort geredet/ auch beyde partheyen
zu vereinigen ſich zum hoͤchſten bemuͤhet gehabt.
Dahero auch ſchon anno 1543. Sebaſtian
Franck in ſeiner Ketzer-Chronicke p. 147. aus-
druͤcklich ſchrieb: Den Landgrafen von
Heſſen wiſſen viele nicht zu verſteuren/
welcher parthey er ſey. Etliche halten
ihn vor einen Obmann und Mittler in
der ſache/ etliche mehr auff
Zwinglius
denn auff des Luthers ſeiten/ etliche an-
ders.
Jn des Dedekenni Conſiliis P. I. L. 3.
Sect. 5. p.
324. ſindet man ein ſchreiben Me-
lanchthonis
und Brentii an den Landgrafen de
dato 1530. d. 11. Junii,
worinnen Zwinglii par-
they ihm hefftig verleidet/ und er um GOttes
willen gebeten wird/ in der ſache vom Satra-
ment ſich nicht abzuwenden/ auch gewuͤnſchet/
daß| ihn Gott vor irꝛthum behuͤtēwolle. Hierauff
hat er alſo geantwortet: Die irrung des Sa-
craments iſt nicht eine ſolche irrung/ wie
jene
(nemlich von der Juͤdiſchen Beſchnei-
dung) ſondern wir ſind alleſamt eins/
und glauben und bekennen einen CHri-
ſtum/ und ſuchen durch denſelben ſelig zu
werden. Es halten auch/ die ihr irrend
nennet/ GOttes wort in allem wahr/
ſondern ſie ſeynd des verſtandes in ſol-
chen worten des Nachtmahls einer an-
dern meinung/ denn ihr; darum duͤncket
mich/ die weil ſie mit euch in allem eins
ſeyn/ auch bekennen CHriſtum der-
maſſen/ wie ihr bekennet/ auch daß man
CHriſtum im Nachtmahl durch den
glauben eſſe/ welches eſſen zur ſeligkeit
vonnoͤthen/ und nicht ſagen/ daß GOtt
der HErꝛ diß oder das vermoͤge/ ſondern
daß es dem glauben nach/ und der ſchrift
nach/ alſo wie ſie anzeigen/ zu verſtehen
ſey. Dieweil denn CHriſtus nicht wol
anders mag gegeſſen werden/ denn von
glaͤubigen/ und durch den glauben/
dieweil CHRiſtus einen
clarificirten leib
hat/ und denn ein
clariſicirter leib
nicht den bauch ſpeiſet/ deucht mich/
ſolche meinung waͤre ohne noͤth/ hof-
fe auch noch zu GOTT dem Allmaͤch-
tigen/ ihr werdet euch eines beſſern be-
dencken. Denn ob ihrs ſchon um der
lehre willen nicht thun wollet/ ſo wer-
det ihr doch die andern bedencken/ die
in ſolchen ſtaͤdten ſitzen/ und ſo ſie irre-

ten/
N 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0397" n="101"/><fw place="top" type="header">leben/ ehe&#x017F;tand/ &#x017F;inn und religion.</fw><lb/><cb/>
man &#x017F;olte nur die &#x017F;ache auff ihn &#x017F;chieben/ und &#x017F;a-<lb/>
gen er ha&#x0364;tte geir&#xA75B;et und genar&#xA75B;et/ damit der Land-<lb/>
graff nicht &#x017F;o &#x017F;ehr ge&#x017F;chimp&#x017F;et wu&#x0364;rde. Er &#x017F;chloß<lb/>
auch endlich: Es wa&#x0364;re gnug/ daß der Landgraff<lb/>
die metze mit gutem gewi&#x017F;&#x017F;en haben ko&#x0364;nte/ laut<lb/>
&#x017F;einer beicht/ und der <hi rendition="#aq">Theolo</hi>gen beicht-raths.<lb/>
Der Landgraf &#x017F;elb&#x017F;ten beruffte &#x017F;ich auf <hi rendition="#aq">Luthe-<lb/>
ri</hi> worte u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Gen. XVI.</hi> darinn er der Patriar-<lb/>
chen vielweiberey nicht vor &#x017F;u&#x0364;nde gehalten/<lb/>
und noch dazu ge&#x017F;etzet ha&#x0364;tte: Jch ko&#x0364;nte es<lb/>
noch heute nicht wehren/ aber rathen wolte ichs<lb/>
nicht. Worauf <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> zwar &#x017F;einen aus&#x017F;pruch<lb/>
hernach <hi rendition="#aq">limieir</hi>te; doch aber zuletzt al&#x017F;o be-<lb/>
&#x017F;chloß: Er &#x017F;olte die&#x017F;e andere Gemahlin nicht<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en/ weil er &#x017F;ie unter einem &#x017F;olchem vor-<lb/>
wand der nothwendigkeit genommen ha&#x0364;tte:<lb/>
Die Sache ko&#x0364;nte vor <hi rendition="#g">GOTT</hi> damit wohl<lb/>
gerechtfertiget werden/ aber vor der welt und<lb/>
nach den rechten ko&#x0364;nte und wolte er es nicht<lb/><hi rendition="#aq">de&#x017F;endi</hi>ren. Unterde&#x017F;&#x017F;en nahmen die Papi&#x017F;ten<lb/>
die&#x017F;e dinge zu einem gro&#x017F;&#x017F;en vorwurff &#x017F;o wohl<lb/>
wieder den Landgrafen/ als auch &#x017F;onderlich<lb/>
wider <hi rendition="#aq">Lutherum</hi> &#x017F;elb&#x017F;t auf/ wie in &#x017F;einen<lb/>
&#x017F;chrifften ha&#x0364;uffig zu finden i&#x017F;t. Und als &#x017F;onder-<lb/>
lich Hertzog Heinrich von Braun&#x017F;chweig in<lb/>
&#x017F;einen hefftigen &#x017F;chrifften den Landgrafen ei-<lb/>
nen ketzer/ Widerta&#x0364;uffer und <hi rendition="#aq">bigamum</hi> hieß:<lb/>
&#x017F;chobe <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> die antwort auf den Land-<lb/>
graffen &#x017F;elb&#x017F;t/ und hieng von denen Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
insgemein die&#x017F;e erinnerung an/ im &#x017F;iebenden<lb/>
Altenburgi&#x017F;chen theil <hi rendition="#aq">p.</hi> 465. <hi rendition="#fr">Daß ihr Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten zum theil den holtzweg gehet/ da<lb/>
habt ihrs leider dahin gebracht mit eu-<lb/>
rem bo&#x0364;&#x017F;en exempel/ daß &#x017F;chier der bauer<lb/>
es nicht mehr will fu&#x0364;r &#x017F;u&#x0364;nde halten/<lb/>
und habt uns zu thun gemacht/ daß wir<lb/>
mit aller mu&#x0364;he &#x017F;chwerlich den ehe&#x017F;tand<lb/>
fu&#x0364;r lo&#x0364;blich und ehrlich erhalten.</hi> Dabey<lb/>
er Hertzog Heinrichen zugleich mit vorwirfft/<lb/>
daß ers wohl noch a&#x0364;rger mit einer <hi rendition="#aq">Concubine</hi><lb/>
gemachet/ die er heimlich auf ein &#x017F;chloß brin-<lb/>
gen la&#x017F;&#x017F;en/ und ausge&#x017F;prenget/ als wa&#x0364;re &#x017F;ie ge-<lb/>
&#x017F;torben/ ihr auch einen Leichen-proceß/ Seel-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;en/ und dergleichen ange&#x017F;tellet/ und inzwi-<lb/>
&#x017F;chen nach wie vor im ehebruch gelebet habe.<lb/>
Welche &#x017F;chlimme hi&#x017F;torie mehr als zu viel be-<lb/>
kant i&#x017F;t. (<hi rendition="#aq">vid. omnino Seckendorffius L. 3. p.<lb/>
277. &#x017F;eqq.</hi></p><lb/>
            <p>5. Jm u&#x0364;brigen daß &#x017F;ich viele &#x017F;on&#x017F;t gute<lb/>
gemu&#x0364;ther an die&#x017F;e <hi rendition="#aq">action</hi> gar &#x017F;ehr ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gehabt/ &#x017F;iehet man auch aus Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ferdinan-<lb/>
di</hi> worten/ die er gegen Graf Gu&#x0364;nthern von<lb/>
Schwartzburg <hi rendition="#aq">anno</hi> 1562. gebraucht: Es ha&#x0364;t-<lb/>
te nicht viel gefehlet/ Luther ha&#x0364;tte ihn auch<lb/>
auf &#x017F;eine meinung gebracht: Aber als er dem<lb/>
Landgrafen von He&#x017F;&#x017F;en zwey Gemahlinnen<lb/>
ver&#x017F;tattet/ &#x017F;o ha&#x0364;tte er ihm nicht mehr glauben<lb/>
wollen. (<hi rendition="#aq">vid. Chronic. Manu&#x017F;cript. Pauli Jo-<lb/>
vii apud Weberum pag.</hi> 77.) Was endlich die-<lb/>
&#x017F;es Fu&#x0364;r&#x017F;tens meinung von der Religion be-<lb/>
trifft/ mag man aus die&#x017F;en angefu&#x0364;hrten um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden un&#x017F;chwer erme&#x017F;&#x017F;en/ wie es um &#x017F;ein<lb/>
Chri&#x017F;tenthum mo&#x0364;ge ge&#x017F;tanden haben. Gleich<lb/>
wie aber dazumahl und noch immer die jeni-<lb/>
gen vor rechtgla&#x0364;ubig und gut Evangeli&#x017F;ch ge-<lb/>
prie&#x017F;en worden/ welche &#x017F;ie nur zu einer al&#x017F;o ge-<lb/>
nannten parthey a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich gehalten/ und die-<lb/>
&#x017F;elbe etwa mit worten/ oder auch gar mit waf-<lb/>
fen und bluwergie&#x017F;&#x017F;en verfechten helffen/ ohne<lb/>
genaue unter&#x017F;uchung/ ob man dem Evangelio<lb/><cb/>
Chri&#x017F;ti in verla&#x0364;ugnung &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t und der welt<lb/>
wu&#x0364;rcklich gehor&#x017F;am wa&#x0364;re oder nicht; al&#x017F;o gieng<lb/>
es &#x017F;onderlich dazumal mit gro&#x017F;&#x017F;en Herren/ die<lb/>
etwa der Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;chen <hi rendition="#aq">&#x017F;clav</hi>erey und thorhei-<lb/>
ten u&#x0364;berdru&#x0364;ßig waren/ und bey der andern<lb/>
parthey mehr freyheit und andere ihnen an-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndige &#x017F;achen funden. Gewiß i&#x017F;ts/ daß die&#x017F;er<lb/>
Landgraf ein feind des Pab&#x017F;tthums gewe&#x017F;en/<lb/>
und dahero <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> in &#x017F;einen Ti&#x017F;ch-Reden<lb/><hi rendition="#aq">Cap. 45. pag.</hi> 335. von ihm geru&#x0364;hmet: Her-<lb/>
tzog George (&#x017F;ein Schweher) ha&#x0364;tte ihn zum<lb/>
Erben aller &#x017F;einer Land und Leute machen<lb/>
wollen/ wenn er von der Religion ha&#x0364;tte wol-<lb/>
len abweichen.</p><lb/>
            <p>5. Allein es gebens nicht allein &#x017F;o gar viel<lb/>
urkunden/ &#x017F;ondern auch andere um&#x017F;ta&#x0364;nde/ daß<lb/>
er bey ereigneter &#x017F;paltung zwi&#x017F;chen den Luthera-<lb/>
nern und Zwinglianern &#x017F;ich die ha&#x0364;rtigkeit jener<lb/>
gar &#x017F;ehr mißfallen la&#x017F;&#x017F;en/ und die&#x017F;en hingegen<lb/>
immer das wort geredet/ auch beyde partheyen<lb/>
zu vereinigen &#x017F;ich zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten bemu&#x0364;het gehabt.<lb/>
Dahero auch &#x017F;chon <hi rendition="#aq">anno</hi> 1543. Seba&#x017F;tian<lb/>
Franck in &#x017F;einer Ketzer-Chronicke <hi rendition="#aq">p.</hi> 147. aus-<lb/>
dru&#x0364;cklich &#x017F;chrieb: <hi rendition="#fr">Den Landgrafen von<lb/>
He&#x017F;&#x017F;en wi&#x017F;&#x017F;en viele nicht zu ver&#x017F;teuren/<lb/>
welcher parthey er &#x017F;ey. Etliche halten<lb/>
ihn vor einen Obmann und Mittler in<lb/>
der &#x017F;ache/ etliche mehr auff</hi> <hi rendition="#aq">Zwinglius</hi><lb/><hi rendition="#fr">denn auff des Luthers &#x017F;eiten/ etliche an-<lb/>
ders.</hi> Jn des <hi rendition="#aq">Dedekenni Con&#x017F;iliis P. I. L. 3.<lb/>
Sect. 5. p.</hi> 324. &#x017F;indet man ein &#x017F;chreiben <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
lanchthonis</hi> und <hi rendition="#aq">Brentii</hi> an den Landgrafen <hi rendition="#aq">de<lb/>
dato 1530. d. 11. Junii,</hi> worinnen <hi rendition="#aq">Zwinglii</hi> par-<lb/>
they ihm hefftig verleidet/ und er um GOttes<lb/>
willen gebeten wird/ in der &#x017F;ache vom Satra-<lb/>
ment &#x017F;ich nicht abzuwenden/ auch gewu&#x0364;n&#x017F;chet/<lb/>
daß| ihn Gott vor ir&#xA75B;thum behu&#x0364;t&#x0113;wolle. Hierauff<lb/>
hat er al&#x017F;o geantwortet: <hi rendition="#fr">Die irrung des Sa-<lb/>
craments i&#x017F;t nicht eine &#x017F;olche irrung/ wie<lb/>
jene</hi> (nemlich von der Ju&#x0364;di&#x017F;chen Be&#x017F;chnei-<lb/>
dung) <hi rendition="#fr">&#x017F;ondern wir &#x017F;ind alle&#x017F;amt eins/<lb/>
und glauben und bekennen einen CHri-<lb/>
&#x017F;tum/ und &#x017F;uchen durch den&#x017F;elben &#x017F;elig zu<lb/>
werden. Es halten auch/ die ihr irrend<lb/>
nennet/ GOttes wort in allem wahr/<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;eynd des ver&#x017F;tandes in &#x017F;ol-<lb/>
chen worten des Nachtmahls einer an-<lb/>
dern meinung/ denn ihr; darum du&#x0364;ncket<lb/>
mich/ die weil &#x017F;ie mit euch in allem eins<lb/>
&#x017F;eyn/ auch bekennen CHri&#x017F;tum der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en/ wie ihr bekennet/ auch daß man<lb/>
CHri&#x017F;tum im Nachtmahl durch den<lb/>
glauben e&#x017F;&#x017F;e/ welches e&#x017F;&#x017F;en zur &#x017F;eligkeit<lb/>
vonno&#x0364;then/ und nicht &#x017F;agen/ daß GOtt<lb/>
der HEr&#xA75B; diß oder das vermo&#x0364;ge/ &#x017F;ondern<lb/>
daß es dem glauben nach/ und der &#x017F;chrift<lb/>
nach/ al&#x017F;o wie &#x017F;ie anzeigen/ zu ver&#x017F;tehen<lb/>
&#x017F;ey. Dieweil denn CHri&#x017F;tus nicht wol<lb/>
anders mag gege&#x017F;&#x017F;en werden/ denn von<lb/>
gla&#x0364;ubigen/ und durch den glauben/<lb/>
dieweil CHRi&#x017F;tus einen</hi> <hi rendition="#aq">clarificir</hi><hi rendition="#fr">ten leib<lb/>
hat/ und denn ein</hi> <hi rendition="#aq">clari&#x017F;icir</hi><hi rendition="#fr">ter leib<lb/>
nicht den bauch &#x017F;pei&#x017F;et/ deucht mich/<lb/>
&#x017F;olche meinung wa&#x0364;re ohne no&#x0364;th/ hof-<lb/>
fe auch noch zu <hi rendition="#g">GOTT</hi> dem Allma&#x0364;ch-<lb/>
tigen/ ihr werdet euch eines be&#x017F;&#x017F;ern be-<lb/>
dencken. Denn ob ihrs &#x017F;chon um der<lb/>
lehre willen nicht thun wollet/ &#x017F;o wer-<lb/>
det ihr doch die andern bedencken/ die<lb/>
in &#x017F;olchen &#x017F;ta&#x0364;dten &#x017F;itzen/ und &#x017F;o &#x017F;ie irre-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">N</hi> 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ten/</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0397] leben/ eheſtand/ ſinn und religion. man ſolte nur die ſache auff ihn ſchieben/ und ſa- gen er haͤtte geirꝛet und genarꝛet/ damit der Land- graff nicht ſo ſehr geſchimpſet wuͤrde. Er ſchloß auch endlich: Es waͤre gnug/ daß der Landgraff die metze mit gutem gewiſſen haben koͤnte/ laut ſeiner beicht/ und der Theologen beicht-raths. Der Landgraf ſelbſten beruffte ſich auf Luthe- ri worte uͤber Gen. XVI. darinn er der Patriar- chen vielweiberey nicht vor ſuͤnde gehalten/ und noch dazu geſetzet haͤtte: Jch koͤnte es noch heute nicht wehren/ aber rathen wolte ichs nicht. Worauf Lutherus zwar ſeinen ausſpruch hernach limieirte; doch aber zuletzt alſo be- ſchloß: Er ſolte dieſe andere Gemahlin nicht verlaſſen/ weil er ſie unter einem ſolchem vor- wand der nothwendigkeit genommen haͤtte: Die Sache koͤnte vor GOTT damit wohl gerechtfertiget werden/ aber vor der welt und nach den rechten koͤnte und wolte er es nicht deſendiren. Unterdeſſen nahmen die Papiſten dieſe dinge zu einem groſſen vorwurff ſo wohl wieder den Landgrafen/ als auch ſonderlich wider Lutherum ſelbſt auf/ wie in ſeinen ſchrifften haͤuffig zu finden iſt. Und als ſonder- lich Hertzog Heinrich von Braunſchweig in ſeinen hefftigen ſchrifften den Landgrafen ei- nen ketzer/ Widertaͤuffer und bigamum hieß: ſchobe Lutherus die antwort auf den Land- graffen ſelbſt/ und hieng von denen Fuͤrſten insgemein dieſe erinnerung an/ im ſiebenden Altenburgiſchen theil p. 465. Daß ihr Fuͤr- ſten zum theil den holtzweg gehet/ da habt ihrs leider dahin gebracht mit eu- rem boͤſen exempel/ daß ſchier der bauer es nicht mehr will fuͤr ſuͤnde halten/ und habt uns zu thun gemacht/ daß wir mit aller muͤhe ſchwerlich den eheſtand fuͤr loͤblich und ehrlich erhalten. Dabey er Hertzog Heinrichen zugleich mit vorwirfft/ daß ers wohl noch aͤrger mit einer Concubine gemachet/ die er heimlich auf ein ſchloß brin- gen laſſen/ und ausgeſprenget/ als waͤre ſie ge- ſtorben/ ihr auch einen Leichen-proceß/ Seel- meſſen/ und dergleichen angeſtellet/ und inzwi- ſchen nach wie vor im ehebruch gelebet habe. Welche ſchlimme hiſtorie mehr als zu viel be- kant iſt. (vid. omnino Seckendorffius L. 3. p. 277. ſeqq. 5. Jm uͤbrigen daß ſich viele ſonſt gute gemuͤther an dieſe action gar ſehr geſtoſſen gehabt/ ſiehet man auch aus Kaͤyſer Ferdinan- di worten/ die er gegen Graf Guͤnthern von Schwartzburg anno 1562. gebraucht: Es haͤt- te nicht viel gefehlet/ Luther haͤtte ihn auch auf ſeine meinung gebracht: Aber als er dem Landgrafen von Heſſen zwey Gemahlinnen verſtattet/ ſo haͤtte er ihm nicht mehr glauben wollen. (vid. Chronic. Manuſcript. Pauli Jo- vii apud Weberum pag. 77.) Was endlich die- ſes Fuͤrſtens meinung von der Religion be- trifft/ mag man aus dieſen angefuͤhrten um- ſtaͤnden unſchwer ermeſſen/ wie es um ſein Chriſtenthum moͤge geſtanden haben. Gleich wie aber dazumahl und noch immer die jeni- gen vor rechtglaͤubig und gut Evangeliſch ge- prieſen worden/ welche ſie nur zu einer alſo ge- nannten parthey aͤuſſerlich gehalten/ und die- ſelbe etwa mit worten/ oder auch gar mit waf- fen und bluwergieſſen verfechten helffen/ ohne genaue unterſuchung/ ob man dem Evangelio Chriſti in verlaͤugnung ſein ſelbſt und der welt wuͤrcklich gehorſam waͤre oder nicht; alſo gieng es ſonderlich dazumal mit groſſen Herren/ die etwa der Paͤbſtiſchen ſclaverey und thorhei- ten uͤberdruͤßig waren/ und bey der andern parthey mehr freyheit und andere ihnen an- ſtaͤndige ſachen funden. Gewiß iſts/ daß dieſer Landgraf ein feind des Pabſtthums geweſen/ und dahero Lutherus in ſeinen Tiſch-Reden Cap. 45. pag. 335. von ihm geruͤhmet: Her- tzog George (ſein Schweher) haͤtte ihn zum Erben aller ſeiner Land und Leute machen wollen/ wenn er von der Religion haͤtte wol- len abweichen. 5. Allein es gebens nicht allein ſo gar viel urkunden/ ſondern auch andere umſtaͤnde/ daß er bey ereigneter ſpaltung zwiſchen den Luthera- nern und Zwinglianern ſich die haͤrtigkeit jener gar ſehr mißfallen laſſen/ und dieſen hingegen immer das wort geredet/ auch beyde partheyen zu vereinigen ſich zum hoͤchſten bemuͤhet gehabt. Dahero auch ſchon anno 1543. Sebaſtian Franck in ſeiner Ketzer-Chronicke p. 147. aus- druͤcklich ſchrieb: Den Landgrafen von Heſſen wiſſen viele nicht zu verſteuren/ welcher parthey er ſey. Etliche halten ihn vor einen Obmann und Mittler in der ſache/ etliche mehr auff Zwinglius denn auff des Luthers ſeiten/ etliche an- ders. Jn des Dedekenni Conſiliis P. I. L. 3. Sect. 5. p. 324. ſindet man ein ſchreiben Me- lanchthonis und Brentii an den Landgrafen de dato 1530. d. 11. Junii, worinnen Zwinglii par- they ihm hefftig verleidet/ und er um GOttes willen gebeten wird/ in der ſache vom Satra- ment ſich nicht abzuwenden/ auch gewuͤnſchet/ daß| ihn Gott vor irꝛthum behuͤtēwolle. Hierauff hat er alſo geantwortet: Die irrung des Sa- craments iſt nicht eine ſolche irrung/ wie jene (nemlich von der Juͤdiſchen Beſchnei- dung) ſondern wir ſind alleſamt eins/ und glauben und bekennen einen CHri- ſtum/ und ſuchen durch denſelben ſelig zu werden. Es halten auch/ die ihr irrend nennet/ GOttes wort in allem wahr/ ſondern ſie ſeynd des verſtandes in ſol- chen worten des Nachtmahls einer an- dern meinung/ denn ihr; darum duͤncket mich/ die weil ſie mit euch in allem eins ſeyn/ auch bekennen CHriſtum der- maſſen/ wie ihr bekennet/ auch daß man CHriſtum im Nachtmahl durch den glauben eſſe/ welches eſſen zur ſeligkeit vonnoͤthen/ und nicht ſagen/ daß GOtt der HErꝛ diß oder das vermoͤge/ ſondern daß es dem glauben nach/ und der ſchrift nach/ alſo wie ſie anzeigen/ zu verſtehen ſey. Dieweil denn CHriſtus nicht wol anders mag gegeſſen werden/ denn von glaͤubigen/ und durch den glauben/ dieweil CHRiſtus einen clarificirten leib hat/ und denn ein clariſicirter leib nicht den bauch ſpeiſet/ deucht mich/ ſolche meinung waͤre ohne noͤth/ hof- fe auch noch zu GOTT dem Allmaͤch- tigen/ ihr werdet euch eines beſſern be- dencken. Denn ob ihrs ſchon um der lehre willen nicht thun wollet/ ſo wer- det ihr doch die andern bedencken/ die in ſolchen ſtaͤdten ſitzen/ und ſo ſie irre- ten/ N 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/397
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/397>, abgerufen am 13.05.2024.