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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. I. Num. V. Von Landgraff Philipps
[Spaltenumbruch] dern umständen vorgebracht worden. Man
siehet nicht allein aus dessen actionen über-
hauptedaß er von sehr hitzigem/ hefftigem/ und
unruhigem sinn gewesen; sondern auch aus
verschiedenen sonderbaren umständen. Nur
einige zu gedencken/ so hat er sich in dem be-
schriebenen Packischen aufstand so gar sehr
übereilt gehabt/ daß Lutherus selbst n und Me-
lanchthon
ihn auf keine weise stillen und be-
sänfftigen können. Wie er sich denn auch in
einem schreiben an Hertzog Georgen zu Sach-
sen de dato 1528. d. 17. Maji ausdrücklich her-
aus gelassen: Er hätte bey sich beschlossen/ Er
wolte die metten nicht verschlaffen/
son-
dern vielmehr die jenigen anfallen/ die etwas
wieder ihn im sinn hätten. Ja er erklärte sich
öffentlich darauf den 22. Maji in einem Mani-
fest,
Er wolle den Backen-schlag nicht er-
warten/ sondern auf alle wege und weise zuvor
kommen; wie Seckendorffius aus Hortleders
ursachen des Teutschen krieges (P. I. l. 2. c. 1.
pag.
780.) anführet (I II. Lutheranismi p. 95.)
Dem Ehurfürsten Johannes selbst war bey
der sache übel zu muth/ daß er seinen Printzen
selbst zu ihm abschickte/ und hernach noch ei-
nen Baron, der den Landgrafen kaum abhal-
ten konte/ daß er nicht denen Bischoffen zu
Bamberg und Würtzburg feindlich ins Land
gefallen/ und damit ein grosses Kriegs-feuer
angezündet hätte.

2. Es lönnen auch die Seribenten/ welche
des Landgrafens eigene schreiben hierinne ge-
lesen/ nicht gnugsam ausdrücken/ was vor un-
gläubliche hefftigkeit und feuer er darinnen
von sich spüren lassen; so gar/ daß er auch auf
Lutherum selber ungehalten worden/ und ihn
in verdacht gezogen/ als wenn er den Churfür-
sten zurück und bey friedlichen gedancken hiel-
te/ wie der Herr Seckendorff abermal (p. 97.)
gedencket. Was hierinne weiter vorgegangen/
ist in der Relation von diesem tumult nach-
zusehen. Der Landgraf erschreckte zum wenig-
sten seine Nachbarn dermassen/ indem er mit
seiner Armee an die gräntzen rückte/ daß der
Churfürst von Mäyntz und die Bischöffe von
Würtzburg und Bamberg zusammen ihm
hundert tausend gülden würcklich auszahlten/
nur damit er sie zu frieden ließ. Die Papisten
mochten sich an dergleichen actionen gar sehr
ärgern/ als welche nichts weniger als Evan-
gelisch oder auch nur natürlich gerecht wä-
ren. Wie denn bey dem vom Landgrafen auf-
gefangenen Braunschweigischen Secretario
unter andern dieses an den Mayntzischen Chur-
fürsten geschrieben gefunden ward: "Die sache
"wäre schon halb so gut als ausgemacht/ weil
"der Landgraf nicht lange mehr leben könte/
"indem er so unruhig wäre/ daß er auch nicht
"schlieff/ und sich mit stätigen jagden so mür-
"be machte/ daß er endlich toll werden würde/
"(vid Seckendorff. l. 3. p. 204)"

Eben so gieng es auch mit der Restitution
Hertzog Ulrichs von Würtenberg/ über wel-
cher der Landgraf von freyen stücken einen
krieg anfieng/ ungeachtet Lutherus und die an-
dern er ihm ernstlich widerrathen hatten. Wie
Evangelisch es auch hierbey zugegangen/ kan
man nebenst dene Historicis auch aus den wor-
ten des damaligen Poeten Eobani sehen/ wenn
er davon also schreibet:

[Spaltenumbruch] Poscere jam videas votis ducantur in hostem,
Hostibus excidium, caedes, cladem que minan-
tes,
Arma fremunt, jam tela novant fusura cruo-
rem
Hostilem, insano sic fertur amore juventus
Martis in indomitam rabiem, nec in arma co-
hortes
Hassia sola equitum vocat, invictasque pha-
langas,
Millia tot peditum, sed ab omni exercitus ora.

Und von der schlacht bey Lauffen:
Nam quos ille tuus victor non hauserat ensis,
Hauserunt sua tela & proxima flumina Nicri,
Nicri, cujus aqua tum sanguinis unda fluebat,
Haec clades docuit te vincere posse, Philip-
pe &c. (P. II. Poem. p. 35 seqq.)
conf. Dresserus Millenar. VI. p. II. p. 553. Slei-
danus I. IX. p. 242. Chytraeus I. XIV. p. 353.
Thuanus I. I. Crusius Annal. Suev. I. XI. p.
625. &c.

3. Was auch im übrigen der Landgraff zu
entzündung des Schmalkaldischen kriegs-feu-
ers beygetragen gehabt/ ist aus selbiger historie
schon gnug zu sehen. Churfürsts Johann
Friedrichs Leib-Medicus D. Matthaeus Ratzen-
berger gedencket in der historischen Relation
unter andern/ daß der Landgraff dem Churfür-
sten nicht eher ruhe gelassen/ biß er ihn persön-
lich mit ins feld zu ziehen überredet gehabt. Er
wäre auch über dieser post so froh worden/ daß er
dem/ der sie gebracht hätte so gleich ein schön
pferd geschencket. Und eben dieser Auctor, der
dießmals zu hoffe alles genau observirt gehabt/
wil versichern/ daß es dem Landgrafen bey sel-
bigem krieg kein ernst gewesen/ indem er im lager
vor Jngolstadt die Stücken alle so richten lassen/
daß sie dem Käyser keinen schaden gethan. Er
hätte auch stäts seinen abgesandten bey dem
Käyser gehabt/ und diejenigen Ministros, so
dawieder geredet/ alsbald in ungnaden aus
dem lager weggeschaffet. Dieses ist gewiß/
daß es ein sehr verschlagener und geschwinder
kopff gewesen/ zugleich aber auch sehr übereilend
und praecipitant in seinen actionen. Scultetus
erzehlet in seinen annalibus Evngelii renovati p.
II. p.
251. daß als ein Papistischer Pfaffe dem
Landgrafen spöttisch vorgeworffen/ warumer
auff die ermel seiner diener diese buchstaben hätte
bremen lassen V. D. M. I. AE. und selbige also
ausgelegt: Verbum Domini manet im ermel;
hätte dieser alsbald retorquirt: Es bedeuten
diese buchstaben so viel: Verbum diabo li ma-
net in Episcopis.
Aus welchen/ wie auch aus
seinen andern actionen nnd schrifften sein scharff-
sinniger verstand gnugsam zu sehen ist.

4. Was sonst seinen ehestand betrifft/ ist be-
kannt gnug/ daß er neben seiner ordentlichen ge-
mahlin eine andere dame/ namens Margaretha
von der Sale sich beylegen lassen/ die gemahlin
aber von sich geschieden/ und zwar auf gut-heis-
sen Lutheri und Melanchthonis/ welcher letztere
auch nebenst Bucero selbst anno 1540. mit bey
selbiger hochzeit zu Rothenburg an der Fulde
gewesen. Ob aber wol die Sächsischen Theo-
logi
diese sache als ärgerlich/ und denen Papisten
zum vorwurf dienend/ heimlich gehalten wissen
wolten/ so hielten doch die Heßischen Theologi
es eben nicht vor nöthig. Lutherus wolte haben/

man

Th. IV. Sect. I. Num. V. Von Landgraff Philipps
[Spaltenumbruch] dern umſtaͤnden vorgebracht worden. Man
ſiehet nicht allein aus deſſen actionen uͤber-
hauptedaß er von ſehr hitzigem/ hefftigem/ und
unruhigem ſinn geweſen; ſondern auch aus
verſchiedenen ſonderbaren umſtaͤnden. Nur
einige zu gedencken/ ſo hat er ſich in dem be-
ſchriebenen Packiſchen aufſtand ſo gar ſehr
uͤbereilt gehabt/ daß Lutherus ſelbſt n und Me-
lanchthon
ihn auf keine weiſe ſtillen und be-
ſaͤnfftigen koͤnnen. Wie er ſich denn auch in
einem ſchreiben an Hertzog Georgen zu Sach-
ſen de dato 1528. d. 17. Maji ausdruͤcklich her-
aus gelaſſen: Er haͤtte bey ſich beſchloſſen/ Er
wolte die metten nicht verſchlaffen/
ſon-
dern vielmehr die jenigen anfallen/ die etwas
wieder ihn im ſinn haͤtten. Ja er erklaͤrte ſich
oͤffentlich darauf den 22. Maji in einem Mani-
feſt,
Er wolle den Backen-ſchlag nicht er-
warten/ ſondern auf alle wege und weiſe zuvor
kommen; wie Seckendorffius aus Hortleders
urſachen des Teutſchen krieges (P. I. l. 2. c. 1.
pag.
780.) anfuͤhret (I II. Lutheraniſmi p. 95.)
Dem Ehurfuͤrſten Johannes ſelbſt war bey
der ſache uͤbel zu muth/ daß er ſeinen Printzen
ſelbſt zu ihm abſchickte/ und hernach noch ei-
nen Baron, der den Landgrafen kaum abhal-
ten konte/ daß er nicht denen Biſchoffen zu
Bamberg und Wuͤrtzburg feindlich ins Land
gefallen/ und damit ein groſſes Kriegs-feuer
angezuͤndet haͤtte.

2. Es loͤnnen auch die Seribenten/ welche
des Landgrafens eigene ſchreiben hierinne ge-
leſen/ nicht gnugſam ausdruͤcken/ was vor un-
glaͤubliche hefftigkeit und feuer er darinnen
von ſich ſpuͤren laſſen; ſo gar/ daß er auch auf
Lutherum ſelber ungehalten worden/ und ihn
in verdacht gezogen/ als wenn er den Churfuͤr-
ſten zuruͤck und bey friedlichen gedancken hiel-
te/ wie der Herr Seckendorff abermal (p. 97.)
gedencket. Was hierinne weiter vorgegangen/
iſt in der Relation von dieſem tumult nach-
zuſehen. Der Landgraf erſchreckte zum wenig-
ſten ſeine Nachbarn dermaſſen/ indem er mit
ſeiner Armée an die graͤntzen ruͤckte/ daß der
Churfuͤrſt von Maͤyntz und die Biſchoͤffe von
Wuͤrtzburg und Bamberg zuſammen ihm
hundert tauſend guͤlden wuͤrcklich auszahlten/
nur damit er ſie zu frieden ließ. Die Papiſten
mochten ſich an dergleichen actionen gar ſehr
aͤrgern/ als welche nichts weniger als Evan-
geliſch oder auch nur natuͤrlich gerecht waͤ-
ren. Wie denn bey dem vom Landgrafen auf-
gefangenen Braunſchweigiſchen Secretario
unter andern dieſes an den Mayntziſchen Chur-
fuͤrſten geſchrieben gefunden ward: „Die ſache
„waͤre ſchon halb ſo gut als ausgemacht/ weil
„der Landgraf nicht lange mehr leben koͤnte/
„indem er ſo unruhig waͤre/ daß er auch nicht
„ſchlieff/ und ſich mit ſtaͤtigen jagden ſo muͤr-
„be machte/ daß er endlich toll werden wuͤrde/
„(vid Seckendorff. l. 3. p. 204)‟

Eben ſo gieng es auch mit der Reſtitution
Hertzog Ulrichs von Wuͤrtenberg/ uͤber wel-
cher der Landgraf von freyen ſtuͤcken einen
krieg anfieng/ ungeachtet Lutherus und die an-
dern er ihm ernſtlich widerrathen hatten. Wie
Evangeliſch es auch hierbey zugegangen/ kan
man nebenſt denē Hiſtoricis auch aus den wor-
ten des damaligen Poëten Eobani ſehen/ wenn
er davon alſo ſchreibet:

[Spaltenumbruch] Poſcere jam videas votis ducantur in hoſtem,
Hoſtibus excidium, cædes, cladem que minan-
tes,
Arma fremunt, jam tela novant fuſura cruo-
rem
Hoſtilem, inſano ſic fertur amore juventus
Martis in indomitam rabiem, nec in arma co-
hortes
Haſſia ſola equitum vocat, invictaſque pha-
langas,
Millia tot peditum, ſed ab omni exercitus ora.

Und von der ſchlacht bey Lauffen:
Nam quos ille tuus victor non hauſerat enſis,
Hauſerunt ſua tela & proxima flumina Nicri,
Nicri, cujus aqua tum ſanguinis unda fluebat,
Hæc clades docuit te vincere poſſe, Philip-
pe &c. (P. II. Poëm. p. 35 ſeqq.)
conf. Dreſſerus Millenar. VI. p. II. p. 553. Slei-
danus I. IX. p. 242. Chytræus I. XIV. p. 353.
Thuanus I. I. Cruſius Annal. Suev. I. XI. p.
625. &c.

3. Was auch im uͤbrigen der Landgraff zu
entzuͤndung des Schmalkaldiſchen kriegs-feu-
ers beygetragen gehabt/ iſt aus ſelbiger hiſtorie
ſchon gnug zu ſehen. Churfuͤrſts Johann
Friedrichs Leib-Medicus D. Matthæus Ratzen-
berger gedencket in der hiſtoriſchen Relation
unter andern/ daß der Landgraff dem Churfuͤr-
ſten nicht eher ruhe gelaſſen/ biß er ihn perſoͤn-
lich mit ins feld zu ziehen uͤberredet gehabt. Er
waͤre auch uͤber dieſer poſt ſo froh worden/ daß er
dem/ der ſie gebracht haͤtte ſo gleich ein ſchoͤn
pferd geſchencket. Und eben dieſer Auctor, der
dießmals zu hoffe alles genau obſervirt gehabt/
wil verſichern/ daß es dem Landgrafen bey ſel-
bigem krieg kein ernſt geweſen/ indem er im lager
voꝛ Jngolſtadt die Stuͤcken alle ſo richten laſſen/
daß ſie dem Kaͤyſer keinen ſchaden gethan. Er
haͤtte auch ſtaͤts ſeinen abgeſandten bey dem
Kaͤyſer gehabt/ und diejenigen Miniſtros, ſo
dawieder geredet/ alsbald in ungnaden aus
dem lager weggeſchaffet. Dieſes iſt gewiß/
daß es ein ſehr verſchlagener und geſchwinder
kopff geweſen/ zugleich aber auch ſehr uͤbereilend
und præcipitant in ſeinen actionen. Scultetus
erzehlet in ſeinen annalibus Evngelii renovati p.
II. p.
251. daß als ein Papiſtiſcher Pfaffe dem
Landgrafen ſpoͤttiſch vorgeworffen/ warumer
auff die ermel ſeiner diener dieſe buchſtaben haͤtte
bremen laſſen V. D. M. I. Æ. und ſelbige alſo
ausgelegt: Verbum Domini manet im ermel;
haͤtte dieſer alsbald retorquirt: Es bedeuten
dieſe buchſtaben ſo viel: Verbum diabo li ma-
net in Epiſcopis.
Aus welchen/ wie auch aus
ſeinen andern actionen nnd ſchrifften ſein ſcharff-
ſinniger verſtand gnugſam zu ſehen iſt.

4. Was ſonſt ſeinen eheſtand betrifft/ iſt be-
kannt gnug/ daß er neben ſeiner ordentlichen ge-
mahlin eine andere dame/ namens Margaretha
von der Sale ſich beylegen laſſen/ die gemahlin
aber von ſich geſchieden/ und zwar auf gut-heiſ-
ſen Lutheri und Melanchthonis/ welcher letztere
auch nebenſt Bucero ſelbſt anno 1540. mit bey
ſelbiger hochzeit zu Rothenburg an der Fulde
geweſen. Ob aber wol die Saͤchſiſchen Theo-
logi
dieſe ſache als aͤrgerlich/ und denen Papiſten
zum vorwurf dienend/ heimlich gehalten wiſſen
wolten/ ſo hielten doch die Heßiſchen Theologi
es eben nicht vor noͤthig. Lutherus wolte haben/

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[100/0396] Th. IV. Sect. I. Num. V. Von Landgraff Philipps dern umſtaͤnden vorgebracht worden. Man ſiehet nicht allein aus deſſen actionen uͤber- hauptedaß er von ſehr hitzigem/ hefftigem/ und unruhigem ſinn geweſen; ſondern auch aus verſchiedenen ſonderbaren umſtaͤnden. Nur einige zu gedencken/ ſo hat er ſich in dem be- ſchriebenen Packiſchen aufſtand ſo gar ſehr uͤbereilt gehabt/ daß Lutherus ſelbſt n und Me- lanchthon ihn auf keine weiſe ſtillen und be- ſaͤnfftigen koͤnnen. Wie er ſich denn auch in einem ſchreiben an Hertzog Georgen zu Sach- ſen de dato 1528. d. 17. Maji ausdruͤcklich her- aus gelaſſen: Er haͤtte bey ſich beſchloſſen/ Er wolte die metten nicht verſchlaffen/ ſon- dern vielmehr die jenigen anfallen/ die etwas wieder ihn im ſinn haͤtten. Ja er erklaͤrte ſich oͤffentlich darauf den 22. Maji in einem Mani- feſt, Er wolle den Backen-ſchlag nicht er- warten/ ſondern auf alle wege und weiſe zuvor kommen; wie Seckendorffius aus Hortleders urſachen des Teutſchen krieges (P. I. l. 2. c. 1. pag. 780.) anfuͤhret (I II. Lutheraniſmi p. 95.) Dem Ehurfuͤrſten Johannes ſelbſt war bey der ſache uͤbel zu muth/ daß er ſeinen Printzen ſelbſt zu ihm abſchickte/ und hernach noch ei- nen Baron, der den Landgrafen kaum abhal- ten konte/ daß er nicht denen Biſchoffen zu Bamberg und Wuͤrtzburg feindlich ins Land gefallen/ und damit ein groſſes Kriegs-feuer angezuͤndet haͤtte. 2. Es loͤnnen auch die Seribenten/ welche des Landgrafens eigene ſchreiben hierinne ge- leſen/ nicht gnugſam ausdruͤcken/ was vor un- glaͤubliche hefftigkeit und feuer er darinnen von ſich ſpuͤren laſſen; ſo gar/ daß er auch auf Lutherum ſelber ungehalten worden/ und ihn in verdacht gezogen/ als wenn er den Churfuͤr- ſten zuruͤck und bey friedlichen gedancken hiel- te/ wie der Herr Seckendorff abermal (p. 97.) gedencket. Was hierinne weiter vorgegangen/ iſt in der Relation von dieſem tumult nach- zuſehen. Der Landgraf erſchreckte zum wenig- ſten ſeine Nachbarn dermaſſen/ indem er mit ſeiner Armée an die graͤntzen ruͤckte/ daß der Churfuͤrſt von Maͤyntz und die Biſchoͤffe von Wuͤrtzburg und Bamberg zuſammen ihm hundert tauſend guͤlden wuͤrcklich auszahlten/ nur damit er ſie zu frieden ließ. Die Papiſten mochten ſich an dergleichen actionen gar ſehr aͤrgern/ als welche nichts weniger als Evan- geliſch oder auch nur natuͤrlich gerecht waͤ- ren. Wie denn bey dem vom Landgrafen auf- gefangenen Braunſchweigiſchen Secretario unter andern dieſes an den Mayntziſchen Chur- fuͤrſten geſchrieben gefunden ward: „Die ſache „waͤre ſchon halb ſo gut als ausgemacht/ weil „der Landgraf nicht lange mehr leben koͤnte/ „indem er ſo unruhig waͤre/ daß er auch nicht „ſchlieff/ und ſich mit ſtaͤtigen jagden ſo muͤr- „be machte/ daß er endlich toll werden wuͤrde/ „(vid Seckendorff. l. 3. p. 204)‟ Eben ſo gieng es auch mit der Reſtitution Hertzog Ulrichs von Wuͤrtenberg/ uͤber wel- cher der Landgraf von freyen ſtuͤcken einen krieg anfieng/ ungeachtet Lutherus und die an- dern er ihm ernſtlich widerrathen hatten. Wie Evangeliſch es auch hierbey zugegangen/ kan man nebenſt denē Hiſtoricis auch aus den wor- ten des damaligen Poëten Eobani ſehen/ wenn er davon alſo ſchreibet: Poſcere jam videas votis ducantur in hoſtem, Hoſtibus excidium, cædes, cladem que minan- tes, Arma fremunt, jam tela novant fuſura cruo- rem Hoſtilem, inſano ſic fertur amore juventus Martis in indomitam rabiem, nec in arma co- hortes Haſſia ſola equitum vocat, invictaſque pha- langas, Millia tot peditum, ſed ab omni exercitus ora. Und von der ſchlacht bey Lauffen: Nam quos ille tuus victor non hauſerat enſis, Hauſerunt ſua tela & proxima flumina Nicri, Nicri, cujus aqua tum ſanguinis unda fluebat, Hæc clades docuit te vincere poſſe, Philip- pe &c. (P. II. Poëm. p. 35 ſeqq.) conf. Dreſſerus Millenar. VI. p. II. p. 553. Slei- danus I. IX. p. 242. Chytræus I. XIV. p. 353. Thuanus I. I. Cruſius Annal. Suev. I. XI. p. 625. &c. 3. Was auch im uͤbrigen der Landgraff zu entzuͤndung des Schmalkaldiſchen kriegs-feu- ers beygetragen gehabt/ iſt aus ſelbiger hiſtorie ſchon gnug zu ſehen. Churfuͤrſts Johann Friedrichs Leib-Medicus D. Matthæus Ratzen- berger gedencket in der hiſtoriſchen Relation unter andern/ daß der Landgraff dem Churfuͤr- ſten nicht eher ruhe gelaſſen/ biß er ihn perſoͤn- lich mit ins feld zu ziehen uͤberredet gehabt. Er waͤre auch uͤber dieſer poſt ſo froh worden/ daß er dem/ der ſie gebracht haͤtte ſo gleich ein ſchoͤn pferd geſchencket. Und eben dieſer Auctor, der dießmals zu hoffe alles genau obſervirt gehabt/ wil verſichern/ daß es dem Landgrafen bey ſel- bigem krieg kein ernſt geweſen/ indem er im lager voꝛ Jngolſtadt die Stuͤcken alle ſo richten laſſen/ daß ſie dem Kaͤyſer keinen ſchaden gethan. Er haͤtte auch ſtaͤts ſeinen abgeſandten bey dem Kaͤyſer gehabt/ und diejenigen Miniſtros, ſo dawieder geredet/ alsbald in ungnaden aus dem lager weggeſchaffet. Dieſes iſt gewiß/ daß es ein ſehr verſchlagener und geſchwinder kopff geweſen/ zugleich aber auch ſehr uͤbereilend und præcipitant in ſeinen actionen. Scultetus erzehlet in ſeinen annalibus Evngelii renovati p. II. p. 251. daß als ein Papiſtiſcher Pfaffe dem Landgrafen ſpoͤttiſch vorgeworffen/ warumer auff die ermel ſeiner diener dieſe buchſtaben haͤtte bremen laſſen V. D. M. I. Æ. und ſelbige alſo ausgelegt: Verbum Domini manet im ermel; haͤtte dieſer alsbald retorquirt: Es bedeuten dieſe buchſtaben ſo viel: Verbum diabo li ma- net in Epiſcopis. Aus welchen/ wie auch aus ſeinen andern actionen nnd ſchrifften ſein ſcharff- ſinniger verſtand gnugſam zu ſehen iſt. 4. Was ſonſt ſeinen eheſtand betrifft/ iſt be- kannt gnug/ daß er neben ſeiner ordentlichen ge- mahlin eine andere dame/ namens Margaretha von der Sale ſich beylegen laſſen/ die gemahlin aber von ſich geſchieden/ und zwar auf gut-heiſ- ſen Lutheri und Melanchthonis/ welcher letztere auch nebenſt Bucero ſelbſt anno 1540. mit bey ſelbiger hochzeit zu Rothenburg an der Fulde geweſen. Ob aber wol die Saͤchſiſchen Theo- logi dieſe ſache als aͤrgerlich/ und denen Papiſten zum vorwurf dienend/ heimlich gehalten wiſſen wolten/ ſo hielten doch die Heßiſchen Theologi es eben nicht vor noͤthig. Lutherus wolte haben/ man

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/396>, abgerufen am 13.05.2024.