Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

unter denen Churfürsten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Augusto ergangen.
[Spaltenumbruch] grundfeste ist; solte sie denn von den Evangeli-
schen Lehrern angefochten werden/ so kunte
man bald eine glossa finden/ dadurch man sie et-
licher massen mochte schmücken/ und kunte also
auff beyden theilen recht behalten.

Als nun D. Major nach absterben M. Johann
Spangenbergs gen Eislebe zu einem Superin-
tendent
en gefordert ward/ fing er zwar bald an/
angezeigte propositionem: Bona opera esse ad
salutem necessaria,
auff der cantzel zu predigen/
und verhofte/ weil er Superintendens und obrister
Prediger in der gantzen Graffschafft Mansfeld
wäre/ er wolte mit den andern Predigern wol
übereinkommen/ und diese propositionem sua
autoritate
erhalten/ und sie würden sie ihme
nicht vermögen umzustossen. Aber es stiessen
sich M. Michael Celius und M. Cyriacus Span-
genberger gar bald an solcher lehre/ und wieder-
legten diese lehre mit öffentlichem druck/ aus H.
Göttlicher Schrifft. Noch ließ sich D. Major
düncken/ angezeigte Prediger wären ihm viel zu
geringe und schlecht/ stehet an/ mit ihnen und
andern (die gleiches falls diese propositionem
wiederfochten) zu streiten/ und will sich weder
durch bitte noch einige vermahnung und über-
weisung von seinem fürnehmen abhalten las-
sen; stellet derwegen etliche argumenta seiner
opinion, und bringets gen Halle dem D. Mel-
chior
Kling/ und bittet ihn/ daß er ihm diese
puncten in ein recht corpus oder apologiam fas-
sen und stellen wolte/ weil er als ein gelobter Ju-
rist mit dem setzen einen jeden handel pro & con-
tra
zu disputiren gar fertig war. Das thät D.
Melchior
Kling/ als der Manßfeldischen Gra-
fen Rath und Advocatus in ihren unrichtigen
sachen/ gerne/ so war er auch noch in Hertzogs
Moritz bestallung.

Da nun der streit je länger je grösser ward/
und die Manßfeldischen Prediger diese Lehre
nicht kunten einreimen/ und aber D. Major sich
nicht wolte weisen lassen/ denn er schalt die an-
dern Prediger allesamt grobe ungelehrte ba-
chanten/ da schaffet ihn der Graff Albrecht
von Eißleben hinweg/ daß D. Major wieder gen
Wittenberg zog/ noch wolt er den angefangene
zanck vertheidigen und recht behalten. Solche
pertinacia, weil sie so grob war/ mißfiel auch dem
Herrn Philippo, vermahnete ihn auch a pericu-
losa & inusitata phrasi in Ecclesia
abzustehen.
Aber ob es D. Major aus ehrgeitz/ daß er nicht
wolte unrecht habe/ oder wegen seiner zusage/ die
er D. Kommerstädt/ als einem hoffrath/ zu Kalck-
brutt gethan/ nicht unterlassen wolte/ stehet
einem jeden Christen nach seinem besten verstan-
de zubedencken. Jn summa/ als D. Major die ne-
cessitatem bonoru operum ad salutem in Eccle-
siam mordicus
einführte und behielt/ kam bald
herfür des Victorini Strigelii liberu arbitrium
und synergia. So war auch Justus Menius von
dem junge Hertzog zu Sachsen zu den Meißnern
getreten/ und man kunte bald mercken/ obgleich
D. Majors pertinacia gar zu greifflich grob war/
wie ihme doch diese disputation de liberoarbi-
trio
und synergia gar wol zu steuer und zu hülf-
fe kommen/ welche nunmehr ihren ursprung
wiederum genommen hatte von der längst
confutirten per Lutherum causam sine qua
non;
weil nun Victorinus Strigeli ein treflicher
gelehrter mann war/ und in seinen lectionibus
sich gantz artig wuste zu accommodiren ad genus
[Spaltenumbruch] dicendi & docendi Philippicum,
und darzu in
philosophicis
und Graecis autoribus sehr erfah-
ren und geübet ward/ sahe also bald Illyricus, daß
diese philosophica materia de Synergia nichts
gutes in ecclesia würde ausrichten; derwege legt
sichauch Hertzog Friederich der ältere sohn des
Churfürsten in diesen handel/ und ließ solchen
handel in einer öffentlichen disputation ver-
richten. Victorin nahm den mehrerntheil seiner
argumenten ex locis philosophicis; so
wolte sich Illyricus an die philosophiam nicht
kehren/ und von der H. Göttlichen schrifft nicht
führen lassen/ und begab sich endlich Victorinus
von Jena gen Leipzig. Nach dem auch Osi-
ander
sonst einen neuen schwarm in Preussen
hatte angefangen/ und Illyricus auch zum heff-
tigsten darwieder gestritten hatte/ sahe man wol
an den Wittenbergern/ daß ob sie sich der sachen
etlicher massenannahmen; denn Philippus dem
Osiandro auch antwortete/ daß sie nur fürnehm-
lich otium & tranquillitaten suchten/ und begehr-
ten zu haben eine Ecclesiam sine cruce, und
schrien doch immerdar/ se ne latum quidem
digitum unquam discessisse a doctrina Lutheri.

Da sich nun die Sacramentirer abermals
regten/ war in gantz Wittenberg keiner/ der sich
wider sie in schrifften einlassen wolte; denn weil
solches fürnemlich dem Herrn Philippo zu thun
gebühret hätte/ rührete er diese sache mit dem ge-
ringsten wörtlein nicht an; denn er viel jahr/ und
zwar vivente Luthero, grosse freundschafft und
einigkeit mit den Tigurinis & Calvino dermas-
sen gehalten/ daß sich Calvinus hernachmals auf
den Consensum & autoritatem Philippi schier
höher denn auff seine Theologica argumenta
verließ und trutzete; so befliesse sich M. Caspar
Peucker/ gener Philippi, allezeit zum höchsten/
daß er alles/ was Philippo gefiel/ tanquam ora-
cula Christi
erhub; denn hierdurch machte er ihm
selbst die gröste gunst beym Herrn Philippo,
und kam durch dieses seines schwähers des Phi-
lippi
förderung in so viel desto höhere autori-
t
ät durch die gantze universität; so war M. Peu-
cker auch sonst gelehrt in Graecis literis, in ma-
thematicis & philosophicis,
daran Philippus
einen mercklichen gefalle hatte. Weil nun in die-
sem streitigen handel des hoch würdigen Nacht-
mahls die Wittenberger gar stille schwiegen/
und allein Illyricus, Westphalus & Chemniti-
us
vornemlich ob diesem artickul mit de Zwing-
lianern kämpfften/ erregeten die Wittenberger
mit ihrem stillschweigen bey vielen trefflichen
leuten/ auch bey hohen Potentaten/ manchen
zweiffel.

Auch hatten die Zürcher lassen drucken con-
sensum Ecclesiae Genevensis cum Tigurina Ec-
clesia,
daß auch der Churfürst von Heidelberg
Pfaltzgraff Friederich und andere leute mehr
hierinnen judicium Philippi zu wisse begehrten;
hierauff thät Philippus dem Churfürst zu Hei-
delberg seinen schrifftlichen bericht/ wie derselbe
noch vorhanden; wiewol Philippus nicht ge-
dachte oder gern gesehen/ daß dasselbige schrei-
ben solte antag kommen/ sondern allein vertrau-
lich in geheim gehalten bleiben/ etc.

So schrieben auch dißfals die Schlesier an
ihren landesmann/ Casparum Peucker/ tanquam
ad animam Philippi,
um einen gründlichen be-
richt de coena Domini. Dieser rieth den Pasto-
ribus,
die ihn consulirten/ sie solten nicht viel de

substan-

unter denen Churfuͤrſten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Auguſto ergangen.
[Spaltenumbruch] grundfeſte iſt; ſolte ſie denn von den Evangeli-
ſchen Lehrern angefochten werden/ ſo kunte
man bald eine gloſſa finden/ dadurch man ſie et-
licher maſſen mochte ſchmuͤcken/ und kunte alſo
auff beyden theilen recht behalten.

Als nun D. Major nach abſterben M. Johañ
Spangenbergs gen Eislebē zu einem Superin-
tendent
en gefordert ward/ fing er zwar bald an/
angezeigte propoſitionem: Bona opera eſſe ad
ſalutem neceſſaria,
auff der cantzel zu predigen/
uñ verhofte/ weil er Superintendens und obriſter
Prediger in der gantzen Graffſchafft Mansfeld
waͤre/ er wolte mit den andern Predigern wol
uͤbereinkommen/ und dieſe propoſitionem ſua
autoritate
erhalten/ und ſie wuͤrden ſie ihme
nicht vermoͤgen umzuſtoſſen. Aber es ſtieſſen
ſich M. Michael Celius und M. Cyriacus Span-
genberger gar bald an ſolcher lehre/ und wieder-
legten dieſe lehre mit oͤffentlichem druck/ aus H.
Goͤttlicher Schrifft. Noch ließ ſich D. Major
duͤncken/ angezeigte Prediger waͤren ihm viel zu
geringe und ſchlecht/ ſtehet an/ mit ihnen und
andern (die gleiches falls dieſe propoſitionem
wiederfochten) zu ſtreiten/ und will ſich weder
durch bitte noch einige vermahnung und uͤber-
weiſung von ſeinem fuͤrnehmen abhalten laſ-
ſen; ſtellet derwegen etliche argumenta ſeiner
opinion, und bringets gen Halle dem D. Mel-
chior
Kling/ und bittet ihn/ daß er ihm dieſe
puncten in ein recht corpus oder apologiam faſ-
ſen und ſtellen wolte/ weil er als ein gelobter Ju-
riſt mit dem ſetzen einen jeden handel pro & con-
tra
zu diſputiren gar fertig war. Das thaͤt D.
Melchior
Kling/ als der Manßfeldiſchen Gra-
fen Rath und Advocatus in ihren unrichtigen
ſachen/ gerne/ ſo war er auch noch in Hertzogs
Moritz beſtallung.

Da nun der ſtreit je laͤnger je groͤſſer ward/
und die Manßfeldiſchen Prediger dieſe Lehre
nicht kunten einreimen/ und aber D. Major ſich
nicht wolte weiſen laſſen/ denn er ſchalt die an-
dern Prediger alleſamt grobe ungelehrte ba-
chanten/ da ſchaffet ihn der Graff Albrecht
von Eißleben hinweg/ daß D. Major wieder gen
Wittenberg zog/ noch wolt er den angefangenē
zanck vertheidigen und recht behalten. Solche
pertinacia, weil ſie ſo grob war/ mißfiel auch dem
Herꝛn Philippo, vermahnete ihn auch à pericu-
loſa & inuſitata phraſi in Eccleſia
abzuſtehen.
Aber ob es D. Major aus ehrgeitz/ daß er nicht
wolte unrecht habē/ oder wegen ſeiner zuſage/ die
er D. Kom̃erſtaͤdt/ als einem hoffrath/ zu Kalck-
brutt gethan/ nicht unterlaſſen wolte/ ſtehet
einem jeden Chriſten nach ſeinem beſten verſtan-
de zubedencken. Jn ſumma/ als D. Major die ne-
ceſſitatem bonorũ operum ad ſalutem in Eccle-
ſiam mordicus
einfuͤhrte und behielt/ kam bald
herfuͤr des Victorini Strigelii liberũ arbitrium
und ſynergia. So war auch Juſtus Menius von
dem jungē Hertzog zu Sachſen zu den Meißnern
getreten/ und man kunte bald mercken/ obgleich
D. Majors pertinacia gar zu greifflich grob war/
wie ihme doch dieſe diſputation de liberoarbi-
trio
und ſynergia gar wol zu ſteuer und zu huͤlf-
fe kommen/ welche nunmehr ihren urſprung
wiederum genommen hatte von der laͤngſt
confutirten per Lutherum cauſam ſine qua
non;
weil nun Victorinus Strigeliꝰ ein treflicher
gelehrter mann war/ und in ſeinen lectionibus
ſich gantz artig wuſte zu accom̃odiren ad genus
[Spaltenumbruch] dicendi & docendi Philippicum,
und darzu in
philoſophicis
und Græcis autoribus ſehr erfah-
ren uñ geuͤbet ward/ ſahe alſo bald Illyricus, daß
dieſe philoſophica materia de Synergia nichts
gutes in eccleſia wuͤrde ausrichten; derwegē legt
ſichauch Hertzog Friederich der aͤltere ſohn des
Churfuͤrſten in dieſen handel/ und ließ ſolchen
handel in einer oͤffentlichen diſputation ver-
richten. Victorinꝰ nahm den mehrerntheil ſeiner
argumenten ex locis philoſophicis; ſo
wolte ſich Illyricus an die philoſophiam nicht
kehren/ und von der H. Goͤttlichen ſchrifft nicht
fuͤhren laſſen/ und begab ſich endlich Victorinus
von Jena gen Leipzig. Nach dem auch Oſi-
ander
ſonſt einen neuen ſchwarm in Preuſſen
hatte angefangen/ und Illyricus auch zum heff-
tigſten daꝛwieder geſtritten hatte/ ſahe man wol
an den Wittenbergern/ daß ob ſie ſich der ſachen
etlicher maſſenannahmen; denn Philippus dem
Oſiandro auch antwoꝛtete/ daß ſie nur fuͤrnehm-
lich otium & tranquillitatẽ ſuchten/ und begehr-
ten zu haben eine Eccleſiam ſine cruce, und
ſchrien doch immerdar/ ſe ne latum quidem
digitum unquam diſceſſiſſe â doctrina Lutheri.

Da ſich nun die Sacramentirer abermals
regten/ war in gantz Wittenberg keiner/ der ſich
wider ſie in ſchrifften einlaſſen wolte; denn weil
ſolches fuͤrnemlich dem Herꝛn Philippo zu thun
gebuͤhret haͤtte/ ruͤhrete er dieſe ſachē mit dem ge-
ringſten woͤrtlein nicht an; denn er viel jahr/ und
zwar vivente Luthero, groſſe freundſchafft und
einigkeit mit den Tigurinis & Calvino dermaſ-
ſen gehalten/ daß ſich Calvinus hernachmals auf
den Conſenſum & autoritatem Philippi ſchier
hoͤher denn auff ſeine Theologica argumenta
verließ und trutzete; ſo beflieſſe ſich M. Caſpar
Peucker/ gener Philippi, allezeit zum hoͤchſten/
daß er alles/ was Philippo gefiel/ tanquam ora-
cula Chriſti
erhub; denn hieꝛdurch machte er ihm
ſelbſt die groͤſte gunſt beym Herꝛn Philippo,
und kam durch dieſes ſeines ſchwaͤhers des Phi-
lippi
foͤrderung in ſo viel deſto hoͤhere autori-
t
aͤt durch die gantze univerſitaͤt; ſo war M. Peu-
cker auch ſonſt gelehrt in Græcis literis, in ma-
thematicis & philoſophicis,
daran Philippus
einen mercklichen gefallē hatte. Weil nun in die-
ſem ſtreitigen handel des hoch wuͤrdigen Nacht-
mahls die Wittenberger gar ſtille ſchwiegen/
und allein Illyricus, Weſtphalus & Chemniti-
us
vornemlich ob dieſem artickul mit dē Zwing-
lianern kaͤmpfften/ erregeten die Wittenberger
mit ihrem ſtillſchweigen bey vielen trefflichen
leuten/ auch bey hohen Potentaten/ manchen
zweiffel.

Auch hatten die Zuͤrcher laſſen drucken con-
ſenſum Eccleſiæ Genevenſis cum Tigurina Ec-
cleſia,
daß auch der Churfuͤrſt von Heidelberg
Pfaltzgraff Friederich und andere leute mehr
hierinnen judicium Philippi zu wiſſē begehrten;
hierauff thaͤt Philippus dem Churfuͤrſt zu Hei-
delberg ſeinen ſchrifftlichen bericht/ wie derſelbe
noch vorhanden; wiewol Philippus nicht ge-
dachte oder gern geſehen/ daß daſſelbige ſchrei-
ben ſolte antag kommen/ ſondern allein vertrau-
lich in geheim gehalten bleiben/ ꝛc.

So ſchrieben auch dißfals die Schleſier an
ihren landesmañ/ Caſparum Peucker/ tanquam
ad animam Philippi,
um einen gruͤndlichen be-
richt de cœna Domini. Dieſer rieth den Paſto-
ribus,
die ihn conſulirten/ ſie ſolten nicht viel de

ſubſtan-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0391" n="95"/><fw place="top" type="header">unter denen Churfu&#x0364;r&#x017F;ten Joh. Friedrichen/ <hi rendition="#aq">Mauritio</hi> und <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;to</hi> ergangen.</fw><lb/><cb/>
grundfe&#x017F;te i&#x017F;t; &#x017F;olte &#x017F;ie denn von den Evangeli-<lb/>
&#x017F;chen Lehrern angefochten werden/ &#x017F;o kunte<lb/>
man bald eine <hi rendition="#aq">glo&#x017F;&#x017F;a</hi> finden/ dadurch man &#x017F;ie et-<lb/>
licher ma&#x017F;&#x017F;en mochte &#x017F;chmu&#x0364;cken/ und kunte al&#x017F;o<lb/>
auff beyden theilen recht behalten.</p><lb/>
            <p>Als nun <hi rendition="#aq">D. Major</hi> nach ab&#x017F;terben <hi rendition="#aq">M.</hi> Johan&#x0303;<lb/>
Spangenbergs gen Eisleb&#x0113; zu einem <hi rendition="#aq">Superin-<lb/>
tendent</hi>en gefordert ward/ fing er zwar bald an/<lb/>
angezeigte <hi rendition="#aq">propo&#x017F;itionem: Bona opera e&#x017F;&#x017F;e ad<lb/>
&#x017F;alutem nece&#x017F;&#x017F;aria,</hi> auff der cantzel zu predigen/<lb/>
un&#x0303; verhofte/ weil er <hi rendition="#aq">Superintendens</hi> und obri&#x017F;ter<lb/>
Prediger in der gantzen Graff&#x017F;chafft Mansfeld<lb/>
wa&#x0364;re/ er wolte mit den andern Predigern wol<lb/>
u&#x0364;bereinkommen/ und die&#x017F;e <hi rendition="#aq">propo&#x017F;itionem &#x017F;ua<lb/>
autoritate</hi> erhalten/ und &#x017F;ie wu&#x0364;rden &#x017F;ie ihme<lb/>
nicht vermo&#x0364;gen umzu&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Aber es &#x017F;tie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ich <hi rendition="#aq">M. Michael Celius</hi> und <hi rendition="#aq">M. Cyriacus</hi> Span-<lb/>
genberger gar bald an &#x017F;olcher lehre/ und wieder-<lb/>
legten die&#x017F;e lehre mit o&#x0364;ffentlichem druck/ aus H.<lb/>
Go&#x0364;ttlicher Schrifft. Noch ließ &#x017F;ich <hi rendition="#aq">D. Major</hi><lb/>
du&#x0364;ncken/ angezeigte Prediger wa&#x0364;ren ihm viel zu<lb/>
geringe und &#x017F;chlecht/ &#x017F;tehet an/ mit ihnen und<lb/>
andern (die gleiches falls die&#x017F;e <hi rendition="#aq">propo&#x017F;itionem</hi><lb/>
wiederfochten) zu &#x017F;treiten/ und will &#x017F;ich weder<lb/>
durch bitte noch einige vermahnung und u&#x0364;ber-<lb/>
wei&#x017F;ung von &#x017F;einem fu&#x0364;rnehmen abhalten la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; &#x017F;tellet derwegen etliche <hi rendition="#aq">argumenta</hi> &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#aq">opinion,</hi> und bringets gen Halle dem <hi rendition="#aq">D. Mel-<lb/>
chior</hi> Kling/ und bittet ihn/ daß er ihm die&#x017F;e<lb/>
puncten in ein recht <hi rendition="#aq">corpus</hi> oder <hi rendition="#aq">apologiam</hi> fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und &#x017F;tellen wolte/ weil er als ein gelobter Ju-<lb/>
ri&#x017F;t mit dem &#x017F;etzen einen jeden handel <hi rendition="#aq">pro &amp; con-<lb/>
tra</hi> zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;putir</hi>en gar fertig war. Das tha&#x0364;t <hi rendition="#aq">D.<lb/>
Melchior</hi> Kling/ als der Manßfeldi&#x017F;chen Gra-<lb/>
fen Rath und <hi rendition="#aq">Advocatus</hi> in ihren unrichtigen<lb/>
&#x017F;achen/ gerne/ &#x017F;o war er auch noch in Hertzogs<lb/>
Moritz be&#x017F;tallung.</p><lb/>
            <p>Da nun der &#x017F;treit je la&#x0364;nger je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er ward/<lb/>
und die Manßfeldi&#x017F;chen Prediger die&#x017F;e Lehre<lb/>
nicht kunten einreimen/ und aber <hi rendition="#aq">D. Major</hi> &#x017F;ich<lb/>
nicht wolte wei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ denn er &#x017F;chalt die an-<lb/>
dern Prediger alle&#x017F;amt grobe ungelehrte ba-<lb/>
chanten/ da &#x017F;chaffet ihn der Graff Albrecht<lb/>
von Eißleben hinweg/ daß <hi rendition="#aq">D. Major</hi> wieder gen<lb/>
Wittenberg zog/ noch wolt er den angefangen&#x0113;<lb/>
zanck vertheidigen und recht behalten. Solche<lb/><hi rendition="#aq">pertinacia,</hi> weil &#x017F;ie &#x017F;o grob war/ mißfiel auch dem<lb/>
Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq">Philippo,</hi> vermahnete ihn auch <hi rendition="#aq">à pericu-<lb/>
lo&#x017F;a &amp; inu&#x017F;itata phra&#x017F;i in Eccle&#x017F;ia</hi> abzu&#x017F;tehen.<lb/>
Aber ob es <hi rendition="#aq">D. Major</hi> aus ehrgeitz/ daß er nicht<lb/>
wolte unrecht hab&#x0113;/ oder wegen &#x017F;einer zu&#x017F;age/ die<lb/>
er <hi rendition="#aq">D.</hi> Kom&#x0303;er&#x017F;ta&#x0364;dt/ als einem hoffrath/ zu Kalck-<lb/>
brutt gethan/ nicht unterla&#x017F;&#x017F;en wolte/ &#x017F;tehet<lb/>
einem jeden Chri&#x017F;ten nach &#x017F;einem be&#x017F;ten ver&#x017F;tan-<lb/>
de zubedencken. Jn &#x017F;umma/ als <hi rendition="#aq">D. Major</hi> die <hi rendition="#aq">ne-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;itatem bonor&#x0169; operum ad &#x017F;alutem in Eccle-<lb/>
&#x017F;iam mordicus</hi> einfu&#x0364;hrte und behielt/ kam bald<lb/>
herfu&#x0364;r des <hi rendition="#aq">Victorini Strigelii liber&#x0169; arbitrium</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">&#x017F;ynergia.</hi> So war auch <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tus Menius</hi> von<lb/>
dem jung&#x0113; Hertzog zu Sach&#x017F;en zu den Meißnern<lb/>
getreten/ und man kunte bald mercken/ obgleich<lb/><hi rendition="#aq">D. Majors pertinacia</hi> gar zu greifflich grob war/<lb/>
wie ihme doch die&#x017F;e <hi rendition="#aq">di&#x017F;putation de liberoarbi-<lb/>
trio</hi> und <hi rendition="#aq">&#x017F;ynergia</hi> gar wol zu &#x017F;teuer und zu hu&#x0364;lf-<lb/>
fe kommen/ welche nunmehr ihren ur&#x017F;prung<lb/>
wiederum genommen hatte von der la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">confutirt</hi>en <hi rendition="#aq">per Lutherum cau&#x017F;am &#x017F;ine qua<lb/>
non;</hi> weil nun <hi rendition="#aq">Victorinus Strigeli&#xA770;</hi> ein treflicher<lb/>
gelehrter mann war/ und in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">lectionibus</hi><lb/>
&#x017F;ich gantz artig wu&#x017F;te zu <hi rendition="#aq">accom&#x0303;odir</hi>en <hi rendition="#aq">ad genus<lb/><cb/>
dicendi &amp; docendi Philippicum,</hi> und darzu <hi rendition="#aq">in<lb/>
philo&#x017F;ophicis</hi> und <hi rendition="#aq">Græcis autoribus</hi> &#x017F;ehr erfah-<lb/>
ren un&#x0303; geu&#x0364;bet ward/ &#x017F;ahe al&#x017F;o bald <hi rendition="#aq">Illyricus,</hi> daß<lb/>
die&#x017F;e <hi rendition="#aq">philo&#x017F;ophica materia de Synergia</hi> nichts<lb/>
gutes in <hi rendition="#aq">eccle&#x017F;ia</hi> wu&#x0364;rde ausrichten; derweg&#x0113; legt<lb/>
&#x017F;ichauch Hertzog Friederich der a&#x0364;ltere &#x017F;ohn des<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten in die&#x017F;en handel/ und ließ &#x017F;olchen<lb/>
handel in einer o&#x0364;ffentlichen <hi rendition="#aq">di&#x017F;putation</hi> ver-<lb/>
richten. <hi rendition="#aq">Victorin&#xA770;</hi> nahm den mehrerntheil &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#aq">argumenten ex locis philo&#x017F;ophicis;</hi> &#x017F;o<lb/>
wolte &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Illyricus</hi> an die <hi rendition="#aq">philo&#x017F;ophiam</hi> nicht<lb/>
kehren/ und von der H. Go&#x0364;ttlichen &#x017F;chrifft nicht<lb/>
fu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en/ und begab &#x017F;ich endlich <hi rendition="#aq">Victorinus</hi><lb/>
von Jena gen Leipzig. Nach dem auch <hi rendition="#aq">O&#x017F;i-<lb/>
ander</hi> &#x017F;on&#x017F;t einen neuen &#x017F;chwarm in Preu&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hatte angefangen/ und <hi rendition="#aq">Illyricus</hi> auch zum heff-<lb/>
tig&#x017F;ten da&#xA75B;wieder ge&#x017F;tritten hatte/ &#x017F;ahe man wol<lb/>
an den Wittenbergern/ daß ob &#x017F;ie &#x017F;ich der &#x017F;achen<lb/>
etlicher ma&#x017F;&#x017F;enannahmen; denn <hi rendition="#aq">Philippus</hi> dem<lb/><hi rendition="#aq">O&#x017F;iandro</hi> auch antwo&#xA75B;tete/ daß &#x017F;ie nur fu&#x0364;rnehm-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">otium &amp; tranquillitat&#x1EBD;</hi> &#x017F;uchten/ und begehr-<lb/>
ten zu haben eine <hi rendition="#aq">Eccle&#x017F;iam &#x017F;ine cruce,</hi> und<lb/>
&#x017F;chrien doch immerdar/ <hi rendition="#aq">&#x017F;e ne latum quidem<lb/>
digitum unquam di&#x017F;ce&#x017F;&#x017F;i&#x017F;&#x017F;e â doctrina Lutheri.</hi></p><lb/>
            <p>Da &#x017F;ich nun die Sacramentirer abermals<lb/>
regten/ war in gantz Wittenberg keiner/ der &#x017F;ich<lb/>
wider &#x017F;ie in &#x017F;chrifften einla&#x017F;&#x017F;en wolte; denn weil<lb/>
&#x017F;olches fu&#x0364;rnemlich dem Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq">Philippo</hi> zu thun<lb/>
gebu&#x0364;hret ha&#x0364;tte/ ru&#x0364;hrete er die&#x017F;e &#x017F;ach&#x0113; mit dem ge-<lb/>
ring&#x017F;ten wo&#x0364;rtlein nicht an; denn er viel jahr/ und<lb/>
zwar <hi rendition="#aq">vivente Luthero,</hi> gro&#x017F;&#x017F;e freund&#x017F;chafft und<lb/>
einigkeit mit den <hi rendition="#aq">Tigurinis &amp; Calvino</hi> derma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en gehalten/ daß &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Calvinus</hi> hernachmals auf<lb/>
den <hi rendition="#aq">Con&#x017F;en&#x017F;um &amp; autoritatem Philippi</hi> &#x017F;chier<lb/>
ho&#x0364;her denn auff &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Theologica argumenta</hi><lb/>
verließ und trutzete; &#x017F;o beflie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich <hi rendition="#aq">M. Ca&#x017F;par</hi><lb/>
Peucker/ <hi rendition="#aq">gener Philippi,</hi> allezeit zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten/<lb/>
daß er alles/ was <hi rendition="#aq">Philippo</hi> gefiel/ <hi rendition="#aq">tanquam ora-<lb/>
cula Chri&#x017F;ti</hi> erhub; denn hie&#xA75B;durch machte er ihm<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die gro&#x0364;&#x017F;te gun&#x017F;t beym Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq">Philippo,</hi><lb/>
und kam durch die&#x017F;es &#x017F;eines &#x017F;chwa&#x0364;hers des <hi rendition="#aq">Phi-<lb/>
lippi</hi> fo&#x0364;rderung in &#x017F;o viel de&#x017F;to ho&#x0364;here <hi rendition="#aq">autori-<lb/>
t</hi>a&#x0364;t durch die gantze <hi rendition="#aq">univer&#x017F;it</hi>a&#x0364;t; &#x017F;o war <hi rendition="#aq">M.</hi> Peu-<lb/>
cker auch &#x017F;on&#x017F;t gelehrt <hi rendition="#aq">in Græcis literis, in ma-<lb/>
thematicis &amp; philo&#x017F;ophicis,</hi> daran <hi rendition="#aq">Philippus</hi><lb/>
einen mercklichen gefall&#x0113; hatte. Weil nun in die-<lb/>
&#x017F;em &#x017F;treitigen handel des hoch wu&#x0364;rdigen Nacht-<lb/>
mahls die Wittenberger gar &#x017F;tille &#x017F;chwiegen/<lb/>
und allein <hi rendition="#aq">Illyricus, We&#x017F;tphalus &amp; Chemniti-<lb/>
us</hi> vornemlich ob die&#x017F;em artickul mit d&#x0113; Zwing-<lb/>
lianern ka&#x0364;mpfften/ erregeten die Wittenberger<lb/>
mit ihrem &#x017F;till&#x017F;chweigen bey vielen trefflichen<lb/>
leuten/ auch bey hohen Potentaten/ manchen<lb/>
zweiffel.</p><lb/>
            <p>Auch hatten die Zu&#x0364;rcher la&#x017F;&#x017F;en drucken <hi rendition="#aq">con-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;um Eccle&#x017F;iæ Geneven&#x017F;is cum Tigurina Ec-<lb/>
cle&#x017F;ia,</hi> daß auch der Churfu&#x0364;r&#x017F;t von Heidelberg<lb/>
Pfaltzgraff Friederich und andere leute mehr<lb/>
hierinnen <hi rendition="#aq">judicium Philippi</hi> zu wi&#x017F;&#x017F;&#x0113; begehrten;<lb/>
hierauff tha&#x0364;t <hi rendition="#aq">Philippus</hi> dem Churfu&#x0364;r&#x017F;t zu Hei-<lb/>
delberg &#x017F;einen &#x017F;chrifftlichen bericht/ wie der&#x017F;elbe<lb/>
noch vorhanden; wiewol <hi rendition="#aq">Philippus</hi> nicht ge-<lb/>
dachte oder gern ge&#x017F;ehen/ daß da&#x017F;&#x017F;elbige &#x017F;chrei-<lb/>
ben &#x017F;olte antag kommen/ &#x017F;ondern allein vertrau-<lb/>
lich in geheim gehalten bleiben/ &#xA75B;c.</p><lb/>
            <p>So &#x017F;chrieben auch dißfals die Schle&#x017F;ier an<lb/>
ihren landesman&#x0303;/ <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;parum</hi> Peucker/ <hi rendition="#aq">tanquam<lb/>
ad animam Philippi,</hi> um einen gru&#x0364;ndlichen be-<lb/>
richt <hi rendition="#aq">de c&#x0153;na Domini.</hi> Die&#x017F;er rieth den <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;to-<lb/>
ribus,</hi> die ihn <hi rendition="#aq">con&#x017F;ulirt</hi>en/ &#x017F;ie &#x017F;olten nicht viel <hi rendition="#aq">de</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;tan-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0391] unter denen Churfuͤrſten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Auguſto ergangen. grundfeſte iſt; ſolte ſie denn von den Evangeli- ſchen Lehrern angefochten werden/ ſo kunte man bald eine gloſſa finden/ dadurch man ſie et- licher maſſen mochte ſchmuͤcken/ und kunte alſo auff beyden theilen recht behalten. Als nun D. Major nach abſterben M. Johañ Spangenbergs gen Eislebē zu einem Superin- tendenten gefordert ward/ fing er zwar bald an/ angezeigte propoſitionem: Bona opera eſſe ad ſalutem neceſſaria, auff der cantzel zu predigen/ uñ verhofte/ weil er Superintendens und obriſter Prediger in der gantzen Graffſchafft Mansfeld waͤre/ er wolte mit den andern Predigern wol uͤbereinkommen/ und dieſe propoſitionem ſua autoritate erhalten/ und ſie wuͤrden ſie ihme nicht vermoͤgen umzuſtoſſen. Aber es ſtieſſen ſich M. Michael Celius und M. Cyriacus Span- genberger gar bald an ſolcher lehre/ und wieder- legten dieſe lehre mit oͤffentlichem druck/ aus H. Goͤttlicher Schrifft. Noch ließ ſich D. Major duͤncken/ angezeigte Prediger waͤren ihm viel zu geringe und ſchlecht/ ſtehet an/ mit ihnen und andern (die gleiches falls dieſe propoſitionem wiederfochten) zu ſtreiten/ und will ſich weder durch bitte noch einige vermahnung und uͤber- weiſung von ſeinem fuͤrnehmen abhalten laſ- ſen; ſtellet derwegen etliche argumenta ſeiner opinion, und bringets gen Halle dem D. Mel- chior Kling/ und bittet ihn/ daß er ihm dieſe puncten in ein recht corpus oder apologiam faſ- ſen und ſtellen wolte/ weil er als ein gelobter Ju- riſt mit dem ſetzen einen jeden handel pro & con- tra zu diſputiren gar fertig war. Das thaͤt D. Melchior Kling/ als der Manßfeldiſchen Gra- fen Rath und Advocatus in ihren unrichtigen ſachen/ gerne/ ſo war er auch noch in Hertzogs Moritz beſtallung. Da nun der ſtreit je laͤnger je groͤſſer ward/ und die Manßfeldiſchen Prediger dieſe Lehre nicht kunten einreimen/ und aber D. Major ſich nicht wolte weiſen laſſen/ denn er ſchalt die an- dern Prediger alleſamt grobe ungelehrte ba- chanten/ da ſchaffet ihn der Graff Albrecht von Eißleben hinweg/ daß D. Major wieder gen Wittenberg zog/ noch wolt er den angefangenē zanck vertheidigen und recht behalten. Solche pertinacia, weil ſie ſo grob war/ mißfiel auch dem Herꝛn Philippo, vermahnete ihn auch à pericu- loſa & inuſitata phraſi in Eccleſia abzuſtehen. Aber ob es D. Major aus ehrgeitz/ daß er nicht wolte unrecht habē/ oder wegen ſeiner zuſage/ die er D. Kom̃erſtaͤdt/ als einem hoffrath/ zu Kalck- brutt gethan/ nicht unterlaſſen wolte/ ſtehet einem jeden Chriſten nach ſeinem beſten verſtan- de zubedencken. Jn ſumma/ als D. Major die ne- ceſſitatem bonorũ operum ad ſalutem in Eccle- ſiam mordicus einfuͤhrte und behielt/ kam bald herfuͤr des Victorini Strigelii liberũ arbitrium und ſynergia. So war auch Juſtus Menius von dem jungē Hertzog zu Sachſen zu den Meißnern getreten/ und man kunte bald mercken/ obgleich D. Majors pertinacia gar zu greifflich grob war/ wie ihme doch dieſe diſputation de liberoarbi- trio und ſynergia gar wol zu ſteuer und zu huͤlf- fe kommen/ welche nunmehr ihren urſprung wiederum genommen hatte von der laͤngſt confutirten per Lutherum cauſam ſine qua non; weil nun Victorinus Strigeliꝰ ein treflicher gelehrter mann war/ und in ſeinen lectionibus ſich gantz artig wuſte zu accom̃odiren ad genus dicendi & docendi Philippicum, und darzu in philoſophicis und Græcis autoribus ſehr erfah- ren uñ geuͤbet ward/ ſahe alſo bald Illyricus, daß dieſe philoſophica materia de Synergia nichts gutes in eccleſia wuͤrde ausrichten; derwegē legt ſichauch Hertzog Friederich der aͤltere ſohn des Churfuͤrſten in dieſen handel/ und ließ ſolchen handel in einer oͤffentlichen diſputation ver- richten. Victorinꝰ nahm den mehrerntheil ſeiner argumenten ex locis philoſophicis; ſo wolte ſich Illyricus an die philoſophiam nicht kehren/ und von der H. Goͤttlichen ſchrifft nicht fuͤhren laſſen/ und begab ſich endlich Victorinus von Jena gen Leipzig. Nach dem auch Oſi- ander ſonſt einen neuen ſchwarm in Preuſſen hatte angefangen/ und Illyricus auch zum heff- tigſten daꝛwieder geſtritten hatte/ ſahe man wol an den Wittenbergern/ daß ob ſie ſich der ſachen etlicher maſſenannahmen; denn Philippus dem Oſiandro auch antwoꝛtete/ daß ſie nur fuͤrnehm- lich otium & tranquillitatẽ ſuchten/ und begehr- ten zu haben eine Eccleſiam ſine cruce, und ſchrien doch immerdar/ ſe ne latum quidem digitum unquam diſceſſiſſe â doctrina Lutheri. Da ſich nun die Sacramentirer abermals regten/ war in gantz Wittenberg keiner/ der ſich wider ſie in ſchrifften einlaſſen wolte; denn weil ſolches fuͤrnemlich dem Herꝛn Philippo zu thun gebuͤhret haͤtte/ ruͤhrete er dieſe ſachē mit dem ge- ringſten woͤrtlein nicht an; denn er viel jahr/ und zwar vivente Luthero, groſſe freundſchafft und einigkeit mit den Tigurinis & Calvino dermaſ- ſen gehalten/ daß ſich Calvinus hernachmals auf den Conſenſum & autoritatem Philippi ſchier hoͤher denn auff ſeine Theologica argumenta verließ und trutzete; ſo beflieſſe ſich M. Caſpar Peucker/ gener Philippi, allezeit zum hoͤchſten/ daß er alles/ was Philippo gefiel/ tanquam ora- cula Chriſti erhub; denn hieꝛdurch machte er ihm ſelbſt die groͤſte gunſt beym Herꝛn Philippo, und kam durch dieſes ſeines ſchwaͤhers des Phi- lippi foͤrderung in ſo viel deſto hoͤhere autori- taͤt durch die gantze univerſitaͤt; ſo war M. Peu- cker auch ſonſt gelehrt in Græcis literis, in ma- thematicis & philoſophicis, daran Philippus einen mercklichen gefallē hatte. Weil nun in die- ſem ſtreitigen handel des hoch wuͤrdigen Nacht- mahls die Wittenberger gar ſtille ſchwiegen/ und allein Illyricus, Weſtphalus & Chemniti- us vornemlich ob dieſem artickul mit dē Zwing- lianern kaͤmpfften/ erregeten die Wittenberger mit ihrem ſtillſchweigen bey vielen trefflichen leuten/ auch bey hohen Potentaten/ manchen zweiffel. Auch hatten die Zuͤrcher laſſen drucken con- ſenſum Eccleſiæ Genevenſis cum Tigurina Ec- cleſia, daß auch der Churfuͤrſt von Heidelberg Pfaltzgraff Friederich und andere leute mehr hierinnen judicium Philippi zu wiſſē begehrten; hierauff thaͤt Philippus dem Churfuͤrſt zu Hei- delberg ſeinen ſchrifftlichen bericht/ wie derſelbe noch vorhanden; wiewol Philippus nicht ge- dachte oder gern geſehen/ daß daſſelbige ſchrei- ben ſolte antag kommen/ ſondern allein vertrau- lich in geheim gehalten bleiben/ ꝛc. So ſchrieben auch dißfals die Schleſier an ihren landesmañ/ Caſparum Peucker/ tanquam ad animam Philippi, um einen gruͤndlichen be- richt de cœna Domini. Dieſer rieth den Paſto- ribus, die ihn conſulirten/ ſie ſolten nicht viel de ſubſtan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/391
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/391>, abgerufen am 12.05.2024.