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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. I. Von händeln/ so in Sachsen der Religion halben
[Spaltenumbruch]

Jndeß nun der Churfürst ausserhalb landes
ist/ fällt Hertzog Moritz eilend dem Churfürst
hinterwärts wider alle angelobte und zugesag-
te treue in sein land/ mit einem hauffen etlicher
Hussarn/ die ihme der König Ferdinandus hat-
te zukommen lassen. Damit er aber der sachen
einen schein und färblein anstriche/ lies er in öf-
fentlichem druck ausgehen/ er thäte solches dem
Churfürst seinem vettern zum besten; damit
die Chur von Sachsen nicht unversehens durch
Ferdinandum eingenommen/ und er auch seinen
anfall oder anwartung also unversehens ver-
lieren möchte. So thät auch Landgraff Phi-
lipp ein öffentlich schreiben aus seinem feldlager
an Hertzog Moritzen/ und vermahnete ihn/ daß
er sich dieses überfalls und einnehmung des
Churfürstlichen landes enthalten und gäntzlich
abtreten wolte/ sonst würde er gedrungen mit
allem seinem vermögen dem Churfürsten wider
Hertzog Moritzen beyzustehen.

Diesem deß Landgrafens schreiben gab auch
männiglich glauben/ und meinete niemand an-
ders/ als es wäre deß Landgraffen rechter ernst.

Aber wie beyde Fürsten wider den Käyser für
der stadt Jngolstadt zu feld lagen/ und der Land-
graff einesmals ein grausam schiessen abge-
hen ließ/ ward doch das geschütze allesamt der-
massen seitwerts abgerichtet/ daß es in dem Käy-
serlichen lager keinen schaden thun konte; und da
solches ein Churfürstlicher hoffdiener D. Matth.
R.
vermercket/ und davon geredet/ ist er alsbald
mit grosser ungedult des Landgrafen und in
grossem zorn aus dem lager hinweg geschafft
worden. Jm selben grausamen schiessen hat
der Käyser Carl selbst schier an des Land-
grafen zusage gezweiffelt und gesaget: Ey du
lecker/ halt mir/ was du zugesaget oder verspro-
chen hast. So hat auch im währenden lager
beyder Fürsten wider den Käyser der Landgraff
seinen Abgesandten beym Käyser gehabt/ und mit
höchstem fleiß handeln lassen/ daß er möge bey
seiner Majestät zu gnaden angenommen wer-
den/ so wolte er mit seinem kriegesvolck alle des
Käysers wiederwärtige helffen überziehen. Jm
lager für Gengen trug sich ein lächerlicher
schwang zu; denn als das Churfürstliche krieges-
volck wegen versprochener bezahlung einen ler-
men oder aufflauff mit grossem geschrey für des
Churfürsten gezelt triebe/ und immer geld/
geld/ geld/ schryen und fluchten/ und aber der
Churfürst derhalben Hansen Metzsch seinen
Obristen (dem er kürtzlich das geld schon zu-
gestellet/ er aber solches verhalten hatte) eben
hart anredete/ machte gedachter Hanß Metzsch
bald hieraus eine schertz und gelächter: Ach gnä-
digster Herr/ sagte er/ die knechte schreyen nicht
um geld/ sondern ihre klage ist nur/ kält/ kält/
kält/ denn die armen teuffel frieren.

Aber es waren in summa alle sachen dahin ge-
spielet/ daß man den Churfürsten unterdrucken
wolte; und weil das harte wetter und frost an-
gefallen war/ zogen beyde der Churfürst und
Landgraff ungeschafft ab.

Jm selbigen abzuge/ da der Landgraff von der
Stadt Franckfurt/ als der bundes-verwand-
ten einer/ ersucht und gefraget ward/ wie alle sa-
chen stünden/ und wes man sich zu seiner hülffe
und beystand hätte zu getrösten? antwortete er/ es
möchte ein jeder fuchs seines balges wahrneh-
[Spaltenumbruch] men/ und denselben so wol/ als er immer möchte/
bewahren. Als er nun wieder heim kam/ verbot
er durch sein gantz Fürstenthum allen seinen un-
terthanen bey höchster leibesstraffe/ daß sich kei-
ner zum Churfürsten zu Sachsen solt bestellen
oder annehmen lassen; mittlerweile in währen-
dem feldzuge hielt sich Philippus Melanchthon
zu Zerbst in D. Wolffgang Fabricii behausung
auf. Als derselbe einesmals besuchet und gefraget
ward/ wie ihm der rücklinge überfall Hertzogs
Moritzen gegen seinen vettern den Churfürsten
gefiel/ tadelte er dieselbe untreue auffs hefftigste/
lies auch etliche verse sehen/ darinnen er tanquam
in aenigmate ingratitudinem
des Hertzogs Mo-
ritzen sub imagine cuculinotiret hatte:

Ingrato cuculus nutricem devorat ore, &c.
Item
ein Epigramma de Absolone pendente in
quercu:
Degener immerito rapuisti sceptra pa-
renti &c.

Erzehlet auch daneben die fürnehmste rädleins-
führer und architectos hujus belli unter Hertzog
Moritzens Hoffräthen/ als nemlich D. Faxen/
Kommerstädt/ Carlwitzen/ Türcken/ D. Ossa,
Julium
Pflug/ Bischoffen zu Naumburg etc.
beschloß endlich mit den letzten reimen:

Hingegen die sechs an einem strick/
Das wär Sachsen und Meissen glück.

Da nun der Churfürst mit seinem kriegesvolck
wieder zu lande kam/ und jedermann seltzam von
Hertzogs Moritz handlung redete/ daß er sich so
übel gegen seinen vettern hätte gehalten/ be-
lägerte der Churfürst erst die stadt Leiptzig.
Doch weil etliche des Churfürsten Räthe ihre
weiber in Leiptzig hatten/ wurde es also gespie-
let/ daß man Leiptzig mit keinem ernsten sturm
(wie Herr Georg von Reckrodt mit seinem volck
willig dazu war) angreiffen durffte; denn ein
vornehmer Krieges-rath unter des Churfürsten
hauptleuten H. U. Ponika ließ sich auff einen
bestimmten morgen auff einem weissen geraden
roß hin und wieder um die stadt sehen/ dadurch
denen in Leiptzig die losung gegeben ward/ daß
man hinfüro keinen schus überall hinein thun
würde?

Also ward der Churfürst von der belage-
rung Leipzig abgeführet/ und nahm seinen zug
auff Dresden/ also daß Hertzog Moritz zeitlich
die flucht gab/ und endlich schier auch sein land
hätte verloren; aber es wurde mit des Chur-
fürsten volck also partieret, daß etliches an
die Böhmische gräntze/ etliches an andere örter/
zu errettung etlicher eingenommener städte und
flecken/ zertheilet ward/ also daß das volck
nicht alle beysammen seyn müste.

Doch wäre dem Hertzog Moritzen sein land
schier wiederum vom Churfürsten zu Sachsen
eingenommen worden; denn er hatte schon
Marggraff Albrechten zu Rochlitz erleget und
gefangen genommen/ und muste Hertzog
Moritz zurücke weichen und der Käyser war
dazumal noch nicht willens sich mit seinem
kriegsvolck eigener person in Meissen zubegeben;
aber Hertzog Moritz hielt durch den Bischoff
von Arras so hefftig an um hülffe und rettung/
daß er endlich in eigener person mit samt seinem
bruder Ferdinando Hertzog Moritzen zu hülffe
kame. Damit aber der Churfürst desto fügli-
cher möchte erleget werden/ nach dem sie/ wie

gemel-
Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ ſo in Sachſen der Religion halben
[Spaltenumbruch]

Jndeß nun der Churfuͤrſt auſſerhalb landes
iſt/ faͤllt Hertzog Moritz eilend dem Churfuͤrſt
hinterwaͤrts wider alle angelobte und zugeſag-
te treue in ſein land/ mit einem hauffen etlicher
Huſſarn/ die ihme der Koͤnig Ferdinandus hat-
te zukommen laſſen. Damit er aber der ſachen
einen ſchein und faͤrblein anſtriche/ lies er in oͤf-
fentlichem druck ausgehen/ er thaͤte ſolches dem
Churfuͤrſt ſeinem vettern zum beſten; damit
die Chur von Sachſen nicht unverſehens durch
Ferdinandum eingenommen/ und er auch ſeinen
anfall oder anwartung alſo unverſehens ver-
lieren moͤchte. So thaͤt auch Landgraff Phi-
lipp ein oͤffentlich ſchreiben aus ſeinem feldlager
an Hertzog Moritzen/ und vermahnete ihn/ daß
er ſich dieſes uͤberfalls und einnehmung des
Churfuͤrſtlichen landes enthalten und gaͤntzlich
abtreten wolte/ ſonſt wuͤrde er gedrungen mit
allem ſeinem vermoͤgen dem Churfuͤrſten wider
Hertzog Moritzen beyzuſtehen.

Dieſem deß Landgrafens ſchreiben gab auch
maͤnniglich glauben/ und meinete niemand an-
ders/ als es waͤre deß Landgraffen rechter ernſt.

Aber wie beyde Fuͤrſten wider den Kaͤyſer fuͤr
der ſtadt Jngolſtadt zu feld lagen/ und der Land-
graff einesmals ein grauſam ſchieſſen abge-
hen ließ/ ward doch das geſchuͤtze alleſamt der-
maſſen ſeitwerts abgerichtet/ daß es in dem Kaͤy-
ſerlichen lager keinen ſchaden thun konte; und da
ſolches ein Churfuͤrſtlicher hoffdiener D. Matth.
R.
vermercket/ und davon geredet/ iſt er alsbald
mit groſſer ungedult des Landgrafen und in
groſſem zorn aus dem lager hinweg geſchafft
worden. Jm ſelben grauſamen ſchieſſen hat
der Kaͤyſer Carl ſelbſt ſchier an des Land-
grafen zuſage gezweiffelt und geſaget: Ey du
lecker/ halt mir/ was du zugeſaget oder verſpro-
chen haſt. So hat auch im waͤhrenden lager
beyder Fuͤrſten wider den Kaͤyſer der Landgraff
ſeinen Abgeſandten beym Kaͤyſeꝛ gehabt/ und mit
hoͤchſtem fleiß handeln laſſen/ daß er moͤge bey
ſeiner Majeſtaͤt zu gnaden angenommen wer-
den/ ſo wolte er mit ſeinem kriegesvolck alle des
Kaͤyſers wiederwaͤrtige helffen uͤberziehen. Jm
lager fuͤr Gengen trug ſich ein laͤcherlicher
ſchwang zu; denn als das Churfuͤrſtliche krieges-
volck wegen verſprochener bezahlung einen ler-
men oder aufflauff mit groſſem geſchrey fuͤr des
Churfuͤrſten gezelt triebe/ und immer geld/
geld/ geld/ ſchryen und fluchten/ und aber der
Churfuͤrſt derhalben Hanſen Metzſch ſeinen
Obriſten (dem er kuͤrtzlich das geld ſchon zu-
geſtellet/ er aber ſolches verhalten hatte) eben
hart anredete/ machte gedachter Hanß Metzſch
bald hieraus einē ſchertz und gelaͤchter: Ach gnaͤ-
digſter Herꝛ/ ſagte er/ die knechte ſchreyen nicht
um geld/ ſondern ihre klage iſt nur/ kaͤlt/ kaͤlt/
kaͤlt/ denn die armen teuffel frieren.

Aber es waren in ſumma alle ſachen dahin ge-
ſpielet/ daß man den Churfuͤrſten unterdrucken
wolte; und weil das harte wetter und froſt an-
gefallen war/ zogen beyde der Churfuͤrſt und
Landgraff ungeſchafft ab.

Jm ſelbigen abzuge/ da der Landgraff von der
Stadt Franckfurt/ als der bundes-verwand-
ten einer/ erſucht und gefraget ward/ wie alle ſa-
chen ſtuͤnden/ und wes man ſich zu ſeiner huͤlffe
und beyſtand haͤtte zu getꝛoͤſten? antwortete er/ es
moͤchte ein jeder fuchs ſeines balges wahrneh-
[Spaltenumbruch] men/ und denſelben ſo wol/ als er immer moͤchte/
bewahren. Als er nun wieder heim kam/ verbot
er durch ſein gantz Fuͤrſtenthum allen ſeinen un-
terthanen bey hoͤchſter leibesſtraffe/ daß ſich kei-
ner zum Churfuͤrſten zu Sachſen ſolt beſtellen
oder annehmen laſſen; mittlerweile in waͤhren-
dem feldzuge hielt ſich Philippus Melanchthon
zu Zerbſt in D. Wolffgang Fabricii behauſung
auf. Als derſelbe einesmals beſuchet uñ gefraget
ward/ wie ihm der ruͤcklinge uͤberfall Hertzogs
Moritzen gegen ſeinen vettern den Churfuͤrſten
gefiel/ tadelte er dieſelbe untreue auffs hefftigſte/
lies auch etliche verſe ſehen/ darinnen er tanquam
in ænigmate ingratitudinem
des Hertzogs Mo-
ritzen ſub imagine cuculinotiret hatte:

Ingrato cuculus nutricem devorat ore, &c.
Item
ein Epigramma de Abſolone pendente in
quercu:
Degener immerito rapuiſti ſceptra pa-
renti &c.

Erzehlet auch daneben die fuͤrnehmſte raͤdleins-
fuͤhrer und architectos hujus belli unter Hertzog
Moritzens Hoffraͤthen/ als nemlich D. Faxen/
Kommerſtaͤdt/ Carlwitzen/ Tuͤrcken/ D. Oſſa,
Julium
Pflug/ Biſchoffen zu Naumburg ꝛc.
beſchloß endlich mit den letzten reimen:

Hingegen die ſechs an einem ſtrick/
Das waͤr Sachſen und Meiſſen gluͤck.

Da nun der Churfuͤrſt mit ſeinem kriegesvolck
wieder zu lande kam/ und jedermann ſeltzam von
Hertzogs Moritz handlung redete/ daß er ſich ſo
uͤbel gegen ſeinen vettern haͤtte gehalten/ be-
laͤgerte der Churfuͤrſt erſt die ſtadt Leiptzig.
Doch weil etliche des Churfuͤrſten Raͤthe ihre
weiber in Leiptzig hatten/ wurde es alſo geſpie-
let/ daß man Leiptzig mit keinem ernſten ſturm
(wie Herꝛ Georg von Reckrodt mit ſeinem volck
willig dazu war) angreiffen durffte; denn ein
vornehmer Krieges-rath unter des Churfuͤrſten
hauptleuten H. U. Ponika ließ ſich auff einen
beſtimmten morgen auff einem weiſſen geraden
roß hin und wieder um die ſtadt ſehen/ dadurch
denen in Leiptzig die loſung gegeben ward/ daß
man hinfuͤro keinen ſchus uͤberall hinein thun
wuͤrde?

Alſo ward der Churfuͤrſt von der belage-
rung Leipzig abgefuͤhret/ und nahm ſeinen zug
auff Dresden/ alſo daß Hertzog Moritz zeitlich
die flucht gab/ und endlich ſchier auch ſein land
haͤtte verloren; aber es wurde mit des Chur-
fuͤrſten volck alſo partieret, daß etliches an
die Boͤhmiſche graͤntze/ etliches an andere oͤrter/
zu errettung etlicher eingenommener ſtaͤdte und
flecken/ zertheilet ward/ alſo daß das volck
nicht alle beyſammen ſeyn muͤſte.

Doch waͤre dem Hertzog Moritzen ſein land
ſchier wiederum vom Churfuͤrſten zu Sachſen
eingenommen worden; denn er hatte ſchon
Marggraff Albrechten zu Rochlitz erleget und
gefangen genommen/ und muſte Hertzog
Moritz zuruͤcke weichen und der Kaͤyſer war
dazumal noch nicht willens ſich mit ſeinem
kriegsvolck eigener perſon in Meiſſen zubegeben;
aber Hertzog Moritz hielt durch den Biſchoff
von Arras ſo hefftig an um huͤlffe und rettung/
daß er endlich in eigener perſon mit ſamt ſeinem
bruder Ferdinando Hertzog Moritzen zu huͤlffe
kame. Damit aber der Churfuͤrſt deſto fuͤgli-
cher moͤchte erleget werden/ nach dem ſie/ wie

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[90/0386] Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ ſo in Sachſen der Religion halben Jndeß nun der Churfuͤrſt auſſerhalb landes iſt/ faͤllt Hertzog Moritz eilend dem Churfuͤrſt hinterwaͤrts wider alle angelobte und zugeſag- te treue in ſein land/ mit einem hauffen etlicher Huſſarn/ die ihme der Koͤnig Ferdinandus hat- te zukommen laſſen. Damit er aber der ſachen einen ſchein und faͤrblein anſtriche/ lies er in oͤf- fentlichem druck ausgehen/ er thaͤte ſolches dem Churfuͤrſt ſeinem vettern zum beſten; damit die Chur von Sachſen nicht unverſehens durch Ferdinandum eingenommen/ und er auch ſeinen anfall oder anwartung alſo unverſehens ver- lieren moͤchte. So thaͤt auch Landgraff Phi- lipp ein oͤffentlich ſchreiben aus ſeinem feldlager an Hertzog Moritzen/ und vermahnete ihn/ daß er ſich dieſes uͤberfalls und einnehmung des Churfuͤrſtlichen landes enthalten und gaͤntzlich abtreten wolte/ ſonſt wuͤrde er gedrungen mit allem ſeinem vermoͤgen dem Churfuͤrſten wider Hertzog Moritzen beyzuſtehen. Dieſem deß Landgrafens ſchreiben gab auch maͤnniglich glauben/ und meinete niemand an- ders/ als es waͤre deß Landgraffen rechter ernſt. Aber wie beyde Fuͤrſten wider den Kaͤyſer fuͤr der ſtadt Jngolſtadt zu feld lagen/ und der Land- graff einesmals ein grauſam ſchieſſen abge- hen ließ/ ward doch das geſchuͤtze alleſamt der- maſſen ſeitwerts abgerichtet/ daß es in dem Kaͤy- ſerlichen lager keinen ſchaden thun konte; und da ſolches ein Churfuͤrſtlicher hoffdiener D. Matth. R. vermercket/ und davon geredet/ iſt er alsbald mit groſſer ungedult des Landgrafen und in groſſem zorn aus dem lager hinweg geſchafft worden. Jm ſelben grauſamen ſchieſſen hat der Kaͤyſer Carl ſelbſt ſchier an des Land- grafen zuſage gezweiffelt und geſaget: Ey du lecker/ halt mir/ was du zugeſaget oder verſpro- chen haſt. So hat auch im waͤhrenden lager beyder Fuͤrſten wider den Kaͤyſer der Landgraff ſeinen Abgeſandten beym Kaͤyſeꝛ gehabt/ und mit hoͤchſtem fleiß handeln laſſen/ daß er moͤge bey ſeiner Majeſtaͤt zu gnaden angenommen wer- den/ ſo wolte er mit ſeinem kriegesvolck alle des Kaͤyſers wiederwaͤrtige helffen uͤberziehen. Jm lager fuͤr Gengen trug ſich ein laͤcherlicher ſchwang zu; denn als das Churfuͤrſtliche krieges- volck wegen verſprochener bezahlung einen ler- men oder aufflauff mit groſſem geſchrey fuͤr des Churfuͤrſten gezelt triebe/ und immer geld/ geld/ geld/ ſchryen und fluchten/ und aber der Churfuͤrſt derhalben Hanſen Metzſch ſeinen Obriſten (dem er kuͤrtzlich das geld ſchon zu- geſtellet/ er aber ſolches verhalten hatte) eben hart anredete/ machte gedachter Hanß Metzſch bald hieraus einē ſchertz und gelaͤchter: Ach gnaͤ- digſter Herꝛ/ ſagte er/ die knechte ſchreyen nicht um geld/ ſondern ihre klage iſt nur/ kaͤlt/ kaͤlt/ kaͤlt/ denn die armen teuffel frieren. Aber es waren in ſumma alle ſachen dahin ge- ſpielet/ daß man den Churfuͤrſten unterdrucken wolte; und weil das harte wetter und froſt an- gefallen war/ zogen beyde der Churfuͤrſt und Landgraff ungeſchafft ab. Jm ſelbigen abzuge/ da der Landgraff von der Stadt Franckfurt/ als der bundes-verwand- ten einer/ erſucht und gefraget ward/ wie alle ſa- chen ſtuͤnden/ und wes man ſich zu ſeiner huͤlffe und beyſtand haͤtte zu getꝛoͤſten? antwortete er/ es moͤchte ein jeder fuchs ſeines balges wahrneh- men/ und denſelben ſo wol/ als er immer moͤchte/ bewahren. Als er nun wieder heim kam/ verbot er durch ſein gantz Fuͤrſtenthum allen ſeinen un- terthanen bey hoͤchſter leibesſtraffe/ daß ſich kei- ner zum Churfuͤrſten zu Sachſen ſolt beſtellen oder annehmen laſſen; mittlerweile in waͤhren- dem feldzuge hielt ſich Philippus Melanchthon zu Zerbſt in D. Wolffgang Fabricii behauſung auf. Als derſelbe einesmals beſuchet uñ gefraget ward/ wie ihm der ruͤcklinge uͤberfall Hertzogs Moritzen gegen ſeinen vettern den Churfuͤrſten gefiel/ tadelte er dieſelbe untreue auffs hefftigſte/ lies auch etliche verſe ſehen/ darinnen er tanquam in ænigmate ingratitudinem des Hertzogs Mo- ritzen ſub imagine cuculinotiret hatte: Ingrato cuculus nutricem devorat ore, &c. Item ein Epigramma de Abſolone pendente in quercu: Degener immerito rapuiſti ſceptra pa- renti &c. Erzehlet auch daneben die fuͤrnehmſte raͤdleins- fuͤhrer und architectos hujus belli unter Hertzog Moritzens Hoffraͤthen/ als nemlich D. Faxen/ Kommerſtaͤdt/ Carlwitzen/ Tuͤrcken/ D. Oſſa, Julium Pflug/ Biſchoffen zu Naumburg ꝛc. beſchloß endlich mit den letzten reimen: Hingegen die ſechs an einem ſtrick/ Das waͤr Sachſen und Meiſſen gluͤck. Da nun der Churfuͤrſt mit ſeinem kriegesvolck wieder zu lande kam/ und jedermann ſeltzam von Hertzogs Moritz handlung redete/ daß er ſich ſo uͤbel gegen ſeinen vettern haͤtte gehalten/ be- laͤgerte der Churfuͤrſt erſt die ſtadt Leiptzig. Doch weil etliche des Churfuͤrſten Raͤthe ihre weiber in Leiptzig hatten/ wurde es alſo geſpie- let/ daß man Leiptzig mit keinem ernſten ſturm (wie Herꝛ Georg von Reckrodt mit ſeinem volck willig dazu war) angreiffen durffte; denn ein vornehmer Krieges-rath unter des Churfuͤrſten hauptleuten H. U. Ponika ließ ſich auff einen beſtimmten morgen auff einem weiſſen geraden roß hin und wieder um die ſtadt ſehen/ dadurch denen in Leiptzig die loſung gegeben ward/ daß man hinfuͤro keinen ſchus uͤberall hinein thun wuͤrde? Alſo ward der Churfuͤrſt von der belage- rung Leipzig abgefuͤhret/ und nahm ſeinen zug auff Dresden/ alſo daß Hertzog Moritz zeitlich die flucht gab/ und endlich ſchier auch ſein land haͤtte verloren; aber es wurde mit des Chur- fuͤrſten volck alſo partieret, daß etliches an die Boͤhmiſche graͤntze/ etliches an andere oͤrter/ zu errettung etlicher eingenommener ſtaͤdte und flecken/ zertheilet ward/ alſo daß das volck nicht alle beyſammen ſeyn muͤſte. Doch waͤre dem Hertzog Moritzen ſein land ſchier wiederum vom Churfuͤrſten zu Sachſen eingenommen worden; denn er hatte ſchon Marggraff Albrechten zu Rochlitz erleget und gefangen genommen/ und muſte Hertzog Moritz zuruͤcke weichen und der Kaͤyſer war dazumal noch nicht willens ſich mit ſeinem kriegsvolck eigener perſon in Meiſſen zubegeben; aber Hertzog Moritz hielt durch den Biſchoff von Arras ſo hefftig an um huͤlffe und rettung/ daß er endlich in eigener perſon mit ſamt ſeinem bruder Ferdinando Hertzog Moritzen zu huͤlffe kame. Damit aber der Churfuͤrſt deſto fuͤgli- cher moͤchte erleget werden/ nach dem ſie/ wie gemel-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/386>, abgerufen am 13.05.2024.