Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. I. Num. XV. Von der Teutschen Theologie. [Spaltenumbruch]
wunder ansicht/ ist klar/ daß allzeit zuseinen worten nicht erwehlet seyn prächtige und scheinbaare Prediger/ sondern als geschrieben steht: Ex ore infantium durch den mund der unberedten und säulinge hastu auffs beste verkün- diget dein lob. Item: Die weißheit GOttes macht die zungen der unbered- ten auff das allerberedteste. Wiederum strafft er die hochdünckenden men- schen/ die sich an denselbigen einfälti- tigen stossen und ärgern. Consilium inopis &c. Jhr habt verunehret den gu- ten rath und lehre/ darum daß sie euch durch arme und unansehnliche menschen gegeben seyn etc. Das sage ich darum/ daß ich verwarnet haben will einen jeg- lichen/ der dieß büchlein liest/ daß er seinen schaden nicht verwircke/ und sich ärgere in dem schlechten Teutsch/ oder ungefränseten ungekräntzeten wor- ten; denn diß edle büchlein/ als arm und ungeschmückt es ist in worten und menschlicher weißheit/ also und viel- mehr reicher und überköstlich ist es in kunst und Göttlicher weißheit. Und daß ich nach meinem alten narrenrüh- me/ ist mir nächst der Biblien und S. Augustin nicht vorkommen ein buch/ daraus ich mehr erlernet hab und weiß/ was GOTT/ CHristus/ mensch und alle dinge sind. Und befinde nun aller- erst/ daß wahr sey/ daß etliche hochge- lehrten von uns Wittebergischen The- ologen schimpfflich reden/ als wolten wir neu ding vornehmen/ gleich als wären nicht vorhin und anderswo auch leute gewesen. Ja freylich seyn sie ge- wesen. Aber GOttes zorn durch un- sere sünde verwircket hat uns nicht las- sen würdig seyn dieselben zu sehen oder hören. Dennam tag ist/ daß in den U- niversitäten eine lange zeit solches nicht gehandelt/ und dahin bracht ist/ daß das heilige wort GOttes nicht allein unter der banck gelegen/ sondern von staub und motten nahend verweset. Lese dieß büchlein wer da will/ und sage denn/ wie die Theologie bey uns neu oder alt sey/ denn dieses buch ist ja nicht neu. Wer- den aber vielleicht/ wie vormals/ sagen/ Wir seyn Teutsche Theologen; das las- sen wir so seyn. Jch dancke GOtt/ daß ich in Teutscher zungen meinen GOtt also höre und finde/ als ich und sie mit mir allhier nicht funden haben/ weder in Lateinischer/ Griechischer noch Hebrei- scher zunge. Gott gebe/ daß diß büchlein mehr antag komme/ so werden wir fin- den/ daß die Teutschen Theologen ohne zweiffel die besten Theologen seyn. Amen. Da nun hier Lutherus die Teutsche einfäl- Das 1. Capittel was das vollkommene sey/ Das 2. Was da sünde sey/ und wie man sich Das 3. Wie des menschen fall und abkehr Das 4. Wie der mensch durch das anneh- Das 5. wie man das verstehen soll/ daß man Das 6. Wie man das beste und das edleste Das 7. Von zweyen geistlichen augen/ mit Das 8. Wie die seele des menschen/ die weil Daß 9. Wie dem menschen nützer und bes- Das 10. Wie die vollkommenen menschen Das 11. Wie der gerechte mensch in der Das 12. Was rechter wahrer innerlicher Das
Th. IV. Sect. I. Num. XV. Von der Teutſchen Theologie. [Spaltenumbruch]
wunder anſicht/ iſt klar/ daß allzeit zuſeinen worten nicht erwehlet ſeyn praͤchtige und ſcheinbaare Prediger/ ſondern als geſchrieben ſteht: Ex ore infantium durch den mund der unbeꝛedten und ſaͤulinge haſtu auffs beſte verkuͤn- diget dein lob. Item: Die weißheit GOttes macht die zungen der unbered- ten auff das allerberedteſte. Wiederum ſtrafft er die hochduͤnckenden men- ſchen/ die ſich an denſelbigen einfaͤlti- tigen ſtoſſen und aͤrgern. Conſilium inopis &c. Jhr habt verunehret den gu- ten rath und lehre/ darum daß ſie euch durch arme und unanſehnliche menſchen gegeben ſeyn ꝛc. Das ſage ich darum/ daß ich verwarnet haben will einen jeg- lichen/ der dieß buͤchlein lieſt/ daß er ſeinen ſchaden nicht verwircke/ und ſich aͤrgere in dem ſchlechten Teutſch/ oder ungefraͤnſeten ungekraͤntzeten woꝛ- ten; denn diß edle buͤchlein/ als arm und ungeſchmuͤckt es iſt in worten und menſchlicher weißheit/ alſo und viel- mehr reicher und uͤberkoͤſtlich iſt es in kunſt und Goͤttlicher weißheit. Und daß ich nach meinem alten narrenruͤh- me/ iſt mir naͤchſt der Biblien und S. Auguſtin nicht vorkommen ein buch/ daraus ich mehr erlernet hab und weiß/ was GOTT/ CHriſtus/ menſch und alle dinge ſind. Und befinde nun aller- erſt/ daß wahr ſey/ daß etliche hochge- lehrten von uns Wittebergiſchen The- ologen ſchimpfflich reden/ als wolten wir neu ding vornehmen/ gleich als waͤren nicht vorhin und anderswo auch leute geweſen. Ja freylich ſeyn ſie ge- weſen. Aber GOttes zorn durch un- ſere ſuͤnde verwircket hat uns nicht laſ- ſen wuͤrdig ſeyn dieſelben zu ſehen oder hoͤren. Dennam tag iſt/ daß in den U- niverſitaͤten eine lange zeit ſolches nicht gehandelt/ und dahin bꝛacht iſt/ daß das heilige wort GOttes nicht allein unter der banck gelegen/ ſondern von ſtaub und motten nahend verweſet. Leſe dieß buͤchlein wer da will/ und ſage denn/ wie die Theologie bey uns neu oder alt ſey/ denn dieſes buch iſt ja nicht neu. Wer- den aber vielleicht/ wie vormals/ ſagen/ Wir ſeyn Teutſche Theologen; das laſ- ſen wir ſo ſeyn. Jch dancke GOtt/ daß ich in Teutſcher zungen meinen GOtt alſo hoͤre und finde/ als ich und ſie mit mir allhier nicht funden haben/ weder in Lateiniſcher/ Griechiſcher noch Hebrei- ſcher zungē. Gott gebe/ daß diß buͤchlein mehr antag komme/ ſo werden wir fin- den/ daß die Teutſchen Theologen ohne zweiffel die beſten Theologen ſeyn. Amen. Da nun hier Lutherus die Teutſche einfaͤl- Das 1. Capittel was das vollkommene ſey/ Das 2. Was da ſuͤnde ſey/ und wie man ſich Das 3. Wie des menſchen fall und abkehr Das 4. Wie der menſch durch das anneh- Das 5. wie man das verſtehen ſoll/ daß man Das 6. Wie man das beſte und das edleſte Das 7. Von zweyen geiſtlichen augen/ mit Das 8. Wie die ſeele des menſchen/ die weil Daß 9. Wie dem menſchen nuͤtzer und beſ- Das 10. Wie die vollkommenen menſchen Das 11. Wie der gerechte menſch in der Das 12. Was rechter wahrer innerlicher Das
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Th. IV. Sect. I. Num. XV. Von der Teutſchen Theologie.
wunder anſicht/ iſt klar/ daß allzeit zu
ſeinen worten nicht erwehlet ſeyn
praͤchtige und ſcheinbaare Prediger/
ſondern als geſchrieben ſteht: Ex ore
infantium durch den mund der unbeꝛedten
und ſaͤulinge haſtu auffs beſte verkuͤn-
diget dein lob. Item: Die weißheit
GOttes macht die zungen der unbered-
ten auff das allerberedteſte. Wiederum
ſtrafft er die hochduͤnckenden men-
ſchen/ die ſich an denſelbigen einfaͤlti-
tigen ſtoſſen und aͤrgern. Conſilium
inopis &c. Jhr habt verunehret den gu-
ten rath und lehre/ darum daß ſie euch
durch arme und unanſehnliche menſchen
gegeben ſeyn ꝛc. Das ſage ich darum/
daß ich verwarnet haben will einen jeg-
lichen/ der dieß buͤchlein lieſt/ daß er
ſeinen ſchaden nicht verwircke/ und
ſich aͤrgere in dem ſchlechten Teutſch/
oder ungefraͤnſeten ungekraͤntzeten woꝛ-
ten; denn diß edle buͤchlein/ als arm
und ungeſchmuͤckt es iſt in worten und
menſchlicher weißheit/ alſo und viel-
mehr reicher und uͤberkoͤſtlich iſt es in
kunſt und Goͤttlicher weißheit. Und
daß ich nach meinem alten narrenruͤh-
me/ iſt mir naͤchſt der Biblien und S.
Auguſtin nicht vorkommen ein buch/
daraus ich mehr erlernet hab und weiß/
was GOTT/ CHriſtus/ menſch und
alle dinge ſind. Und befinde nun aller-
erſt/ daß wahr ſey/ daß etliche hochge-
lehrten von uns Wittebergiſchen The-
ologen ſchimpfflich reden/ als wolten
wir neu ding vornehmen/ gleich als
waͤren nicht vorhin und anderswo auch
leute geweſen. Ja freylich ſeyn ſie ge-
weſen. Aber GOttes zorn durch un-
ſere ſuͤnde verwircket hat uns nicht laſ-
ſen wuͤrdig ſeyn dieſelben zu ſehen oder
hoͤren. Dennam tag iſt/ daß in den U-
niverſitaͤten eine lange zeit ſolches nicht
gehandelt/ und dahin bꝛacht iſt/ daß das
heilige wort GOttes nicht allein unter
der banck gelegen/ ſondern von ſtaub
und motten nahend verweſet. Leſe dieß
buͤchlein wer da will/ und ſage denn/ wie
die Theologie bey uns neu oder alt ſey/
denn dieſes buch iſt ja nicht neu. Wer-
den aber vielleicht/ wie vormals/ ſagen/
Wir ſeyn Teutſche Theologen; das laſ-
ſen wir ſo ſeyn. Jch dancke GOtt/ daß
ich in Teutſcher zungen meinen GOtt
alſo hoͤre und finde/ als ich und ſie mit
mir allhier nicht funden haben/ weder in
Lateiniſcher/ Griechiſcher noch Hebrei-
ſcher zungē. Gott gebe/ daß diß buͤchlein
mehr antag komme/ ſo werden wir fin-
den/ daß die Teutſchen Theologen ohne
zweiffel die beſten Theologen ſeyn. Amen.
Da nun hier Lutherus die Teutſche einfaͤl-
tige und wahre Theologie ſo ernſtlich und wol
recommendiret; iſts freylich kein wunder/
daß hingegen die Phariſeer und ſchulgelehrten
zu erhaltung ihrer Lateiniſchen/ Ariſtoteliſch-
Scholaſtiſchen Theologie, die nicht das ge-
ringſte von krafft oder leben einer armen ſeelen
geben kan/ jene verkaͤtzern und verwerffen/ wel-
ches ſo gar aus unbedachtſamem eiffer und fre-
vel zugeſchehen pfleget/ daß auch die Luthera-
ner ſelbſten Lutherum hierinnen verworffen/ und
ſein dieſem buͤchlein ertheiltes zeugniß vor irrig
erklaͤret haben. Nichts deſtoweniger findet
ſich in gedachter edition folgender lobſpruͤch/
ohne zweiffel von Luthero ſelbſt beygefuͤget/
welchen ich ſamt dem inhalt dieſes vortreflichen
buͤchleins noch hieher ſetzen will. Dieß buͤch-
lein hat der allmaͤchtge ewige GOtt
ausgeſprochen durch einen weiſen/ ver-
ſtaͤndigen/ wahrhafftigen/ gerechten
menſchen/ ſeinen fꝛeund/ der da vorzeiten ge-
weſen iſt ein Teutſcher Herꝛ/ ein Prieſter und ein
Cuſtos in der Teutſchen Herren hauß zu Franck-
furth/ und lehret manchen lieblichen un-
terſchied Goͤttlicher wahrheit/ und be-
ſonders/ wie und womit man erkennen
moͤge die wahrhafftigen/ gerechten
GOttes freunde/ und auch die ungerech-
ten/ falſchen/ freyen geiſtlichen/ die der
heiligen kirchen gar ſchaͤdlich ſind.
Das 1. Capittel was das vollkommene ſey/
und die theil/ und wie man hinlegt die theil/ ſo
das vollkommene koͤmmt.
Das 2. Was da ſuͤnde ſey/ und wie man ſich
keines guten an ſoll nehmen/ wenn es allein dem
wahren gut zugehoͤrt.
Das 3. Wie des menſchen fall und abkehr
muß gebeſſert werden/ als Adams fall.
Das 4. Wie der menſch durch das anneh-
men/ daß er ſich etwas gutes annimmt zu ſeyn/
falle/ und greiffe GOtt in ſeine ehre.
Das 5. wie man das verſtehen ſoll/ daß man
weißloß/ willeloß/ liebeloß und begierdeloß/ und
bekennloß/ und desgleichen werden ſoll.
Das 6. Wie man das beſte und das edleſte
allerliebſt haben ſoll/ allein darum/ daß es das
beſte iſt.
Das 7. Von zweyen geiſtlichen augen/ mit
denen der menſch ſicht in die ewigkeit/ und in
die zeit/ und wie eins von dem andern gehindert
wird.
Das 8. Wie die ſeele des menſchen/ die weil
ſie in dem leib iſt/ mag empfangen einen vor-
ſchmack ewiger ſeligkeit.
Daß 9. Wie dem menſchen nuͤtzer und beſ-
ſer ſey/ daß er wahrnehme/ was GOtt mit ihm
wuͤrcken wolle/ oder wozu ihm GOtt nutzen
wolle/ denn ob er wuͤſte/ was GOtt mit allen
creaturen jegewircket hat/ oder immer wircken
will; und wie die ſeligkeit allein liege an GOtt/
und an ſeinen wercken/ und nicht an andern cre-
aturen.
Das 10. Wie die vollkommenen menſchen
anders nichts begehren/ denn daß ſie der ewigen
guͤte moͤchten ſeyn als dem menſchen ſeine
hand iſt/ und wie ſie verlohren haben furcht
der hoͤllen und begehrung des himmelreichs.
Das 11. Wie der gerechte menſch in der
zeit in die hoͤlle wird geſetzet/ und mag darinne
nicht getroͤſt werden; und wie er aus der hoͤlle
wird genommen/ und wird in das himmelreich
geſetzet/ und mag darinne nicht betruͤbt wer-
den.
Das 12. Was rechter wahrer innerlicher
friede ſey/ den CHriſtus ſeinen juͤngern zuletzt
gelaſſen hat. Wie der menſch den bilden etwa
zu fruͤh urlaub giebt. Vondreyen jahren/ die
den menſchen fuͤhren zur vollkommenheit.
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