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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen
[Spaltenumbruch] welcher wider die Juden sich berieff erst-
lich an den Landvoigt/ und darnach an
den Käyser.
fol. 96.

Der Apostel verfolgte die Juden nicht/ son-
dern die Juden ihn. Er ersuchte die Obrig-
keit nicht den Juden gewalt zu thun/ sondern
durch der Obrigkeit macht vor der Juden ge-
waltthätigkeit beschirmet zu werden. Was für
eine gleichheit hat nun Pauli sein thun nach dem
gesetze mit eurem thun wider das gesetz CHristi
zu schaffen? Folget hierinnen Pauli weißheit/
und nicht der Juden blutgierigkeit.

"Dieser Pamelius schreibt/ daß der Käyser
"Gallienus, da er von den Christen sey ersucht
"worden/ geboten habe/ daß niemand denen
"CHristen solte beschwerlich seyn. Das ist
den Christen erlaubt/ aber nicht die ansuchung
wegen der irrenden/ welche niemanden plagen/
nemlich mit verfolgung/ feindschafft oder tod.
Weiter fähret er fort zubeweisen nicht aus den
wahren Evangelischen/ sondern aus den fal-
schen Griechischen büchern/ daß die Käyser un-
terschiedliche verfolgungen gethan haben gegen
die wiedersacher der Römischen kirchen. Was
war der beweiß nöthig? Siehet man das
nicht in der that vor augen/ daß diese/ indem
sie ihrer vorväter fußstapffen nachfolgen/ nichts
höhers beschleunigen an Käysern und Königen
als ihrer vorväter maaß zuerfüllen/ da sie ver-
folgten und tödteten/ welche nicht in alle ihre
irrthümer mit einstimmeten? Wer thut nicht
williglich sein bestes/ daß er das verderbe/ was
er hasset? Wer hasset nicht denjenigen/ der ihn
durch die wahrheit vor dem volckhassete? (Joh.
III.
19. 20.) löblicher wäre es ihnen gewesen/
daß sie in diesem stück nachgefolget wären desje-
nigen gütigkeit/ welcher auch die todes-schul-
dige ehebrecherin (Joh. IIX. 4. 7. 11.) nicht
wolte verdammen/ als diejenige menge/ welche
das gütige und unschuldige lamm zum tode
verdammte und desselben tod durch die Obrig-
keit beschleunigte. Das Phariseische geschlech-
te ist so begierig nach der menschen verderben/
daß es auch Achans exempel dazu anführet und
trohet gantz unverschämt damit den Fürsten
gleiche straffe/ (105.) so sie denjenigen nicht
straffen/ den sie hassen/ weil er die wahrheit
sagt/ oder welcher/ ob er gleich nichts gegen der
Obrigkeit gesetze gethan/ etwan worinnen irret.
Sind denn diejenigen alle? die die wahrheit leh-
ren/ oder alle irrende im glauben auffrührer
der kirchen/ wie Achan war? (Jos. VII.) Das
ist zu plump nach blut gejaget.

Nachdem er nun schrifftmäßigen beweiß zu
seiner eignen unweißheit beweiß in dieser sache
gemißbrauchet hatte/ nimmt er noch einen:
Ein weiser König (spricht er/ Spr. Sal. XX.
26.) ist ein zerstörer der gottlosen. Würden
nicht die unweisen Könige/ so sie eurem ungött-
lichem rath folgeten/ wol recht gottlose zerstö-
rer und ausrotter der gottseligen seyn? Kennen
sie die spreu vor dem weitzen. Gebet ihr leute
den Königen das urtheil von der ketzerey so?
Hat GOtt ihnen befohlen die spreu oder un-
kraut von der erden auszurotten? Matth. XIII.
Das ist Theologisch/ nicht schön/ sondern sehr
schändlich die H. Schrifft mißhandelt. Und
[nicht] anders/ als ob die Römische kirche/ wel-
[che] s[elbs]t thut wider das exempel des lammes/
[Spaltenumbruch] das gegen seinen schärer oder todtschläger seinen
mund nicht auffthät/ ein nachfolglich exempel
zu seyn gebührte/ da man hülffe sucht bey den
weltlichen Fürsten andere nach ihrem begehren
zu verfolgen/ und stellt da ein Päbstlich Con-
cilium
und erneurung der vorigen zwang-pla-
cat
en gegen andere an/ welche sie als ketzer zu
seyn urtheileten. Fol. 106. Thät CHristus/
oder seine Apostel irgends so? Wo lieset man/
daß sie irgends die Obrigkeitliche macht ha-
ben ersuchet ihre verfolger zuverfolgen? Da wa-
ren (spricht er) zu der zeit keine Christliche Käy-"
ser noch Fürsten/ die ihnen hierinnen hätten
willfahren können. fol. 110. Das sey so. War
damals kein GOtt/ der auff die verfolger Chri-
sti auff sein ansuchen/ nemlich seine gehäßige
feinde/ hätte können feuer lassen vom himmel fal-
len? (2. B. König. 1. 10. Luc. 9. 54.) der
seine verfolger durch ein eintziges wort-spre-
chen könte rücklings auff die erden schlagen?
(Joh. XIIX. 5.) und ihn mit 12. legion Engeln
beschirmet haben? (Matth. XXVI. 53.) der
die schlösser der kercker hätte öffnen können? (Ap.
gesch. V. 22.) und ihrer widersprecher boßhaff-
tige augen auff ihr gebot/ ja glaubige gebote/
zugeschlossen haben. (Ap. gesch. XIII. 11.) Solte
dieser GOtt nicht eben so wol Christi/ seines lie-
ben sohns und desselben jünger verfolger ha-
ben wollen und können verfolgen/ so sie auch den
rachgeist begehret/ der in keinem kinde des himm-
lischen vaters seyn kan/ und durch denselben den
gerechten GOtt um die vertilgung ihrer verfol-
ger angesucht hätten/ wie die weltlichen Fürsten
wollen und vermögen die widerwärtigen der
Römischen kirchen zuverfolgen/ deren verfolg-
und vertilgung sie bey denen weltlichen Fürsten
suchen.

Nicht einen solchen rath/ sondern viel
einen gelindern geist bezeigte Augustinus sel-
ber hierwieder in ihm zu seyn/ da er vor
die boßhafftige Jsraelitische und verfolgende
Donatisten an Maximinum, den Cartha-
ginensischen Landvoigt/ also schrieb (Epist.
"127.) Haltet es bey euch/ ehrwürdige
"und liebe söhne/ kein geringes zu seyn/ daß
"wir euch bitten/ damit sie nicht getöd-
tet werden/ vor welche wir den Herrn bitten/
daß sie mögen bekehret werden/ sonderlich"
weil uns nicht gebühret von unserm unauff-"
hörlichem vornehmen/ nemlich das böse mit"
gutem zu überwinden/ abzuweichen. Diß"
mag eure vorsichtigkeit auch bedencken/ daß"
niemand anders als die kirchliche leute sorge"
tragen euch von kirchen-sachen zu verständi-"
gen. Darum so ihr sollet meinen die men-"
schen um ihre übelthaten zu tödten/ so würde es"
uns durch unser bekäntniß abschrecken icht-|"
was dergleichen mehr vor eure Räthe zu kom-"
men lassen/ vornemlich so sie solches vorneh-"
men und durch muthwilligen stoltz fort wüten"
solten uns zu vertilgen/ und uns also nöthig-"
ten euch nicht mehr zu verständigen/ sondern"
zu erwehlen/ daß wir uns lieber von ihnen"
wolten tödten lassen/ als sie vor eurem Rath"
angeben/ damit sie getödtet würden. Letzlich"
will er diß sein lang zusammen gestoppeltes"
hauptstück endigen/ welcheser mit gantz unge-
reimten exempeln zu dieser sache aus Heiliger
Schrifft/ und zwar nichtmal aus CHristi neu-
em/ sondern aus Mosis veraltetem und ausge-

dientem

Th. IV. Fortgeſetzte allgemeine anmerckungen
[Spaltenumbruch] welcher wider die Juden ſich berieff erſt-
lich an den Landvoigt/ und darnach an
den Kaͤyſer.
fol. 96.

Der Apoſtel verfolgte die Juden nicht/ ſon-
dern die Juden ihn. Er erſuchte die Obrig-
keit nicht den Juden gewalt zu thun/ ſondern
durch der Obrigkeit macht vor der Juden ge-
waltthaͤtigkeit beſchirmet zu werden. Was fuͤr
eine gleichheit hat nun Pauli ſein thun nach dem
geſetze mit eurem thun wider das geſetz CHriſti
zu ſchaffen? Folget hierinnen Pauli weißheit/
und nicht der Juden blutgierigkeit.

„Dieſer Pamelius ſchreibt/ daß der Kaͤyſer
Gallienus, da er von den Chriſten ſey erſucht
„worden/ geboten habe/ daß niemand denen
„CHriſten ſolte beſchwerlich ſeyn. Das iſt
den Chriſten erlaubt/ aber nicht die anſuchung
wegen der irrenden/ welche niemanden plagen/
nemlich mit verfolgung/ feindſchafft oder tod.
Weiter faͤhret er fort zubeweiſen nicht aus den
wahren Evangeliſchen/ ſondern aus den fal-
ſchen Griechiſchen buͤchern/ daß die Kaͤyſer un-
terſchiedliche verfolgungen gethan haben gegen
die wiederſacher der Roͤmiſchen kirchen. Was
war der beweiß noͤthig? Siehet man das
nicht in der that vor augen/ daß dieſe/ indem
ſie ihrer vorvaͤter fußſtapffen nachfolgen/ nichts
hoͤhers beſchleunigen an Kaͤyſern und Koͤnigen
als ihrer vorvaͤter maaß zuerfuͤllen/ da ſie ver-
folgten und toͤdteten/ welche nicht in alle ihre
irꝛthuͤmer mit einſtimmeten? Wer thut nicht
williglich ſein beſtes/ daß er das verderbe/ was
er haſſet? Wer haſſet nicht denjenigen/ der ihn
durch die wahrheit vor dem volckhaſſete? (Joh.
III.
19. 20.) loͤblicher waͤre es ihnen geweſen/
daß ſie in dieſem ſtuͤck nachgefolget waͤren desje-
nigen guͤtigkeit/ welcher auch die todes-ſchul-
dige ehebrecherin (Joh. IIX. 4. 7. 11.) nicht
wolte verdammen/ als diejenige menge/ welche
das guͤtige und unſchuldige lamm zum tode
verdammte und deſſelben tod durch die Obrig-
keit beſchleunigte. Das Phariſeiſche geſchlech-
te iſt ſo begierig nach der menſchen verderben/
daß es auch Achans exempel dazu anfuͤhret und
trohet gantz unverſchaͤmt damit den Fuͤrſten
gleiche ſtraffe/ (105.) ſo ſie denjenigen nicht
ſtraffen/ den ſie haſſen/ weil er die wahrheit
ſagt/ oder welcher/ ob er gleich nichts gegen der
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Sind denn diejenigen alle? die die wahrheit leh-
ren/ oder alle irꝛende im glauben auffruͤhrer
der kirchen/ wie Achan war? (Joſ. VII.) Das
iſt zu plump nach blut gejaget.

Nachdem er nun ſchrifftmaͤßigen beweiß zu
ſeiner eignen unweißheit beweiß in dieſer ſache
gemißbrauchet hatte/ nimmt er noch einen:
Ein weiſer Koͤnig (ſpricht er/ Spr. Sal. XX.
26.) iſt ein zerſtoͤrer der gottloſen. Wuͤrden
nicht die unweiſen Koͤnige/ ſo ſie eurem ungoͤtt-
lichem rath folgeten/ wol recht gottloſe zerſtoͤ-
rer und ausrotter der gottſeligen ſeyn? Kennen
ſie die ſpreu vor dem weitzen. Gebet ihr leute
den Koͤnigen das urtheil von der ketzerey ſo?
Hat GOtt ihnen befohlen die ſpreu oder un-
kraut von der erden auszurotten? Matth. XIII.
Das iſt Theologiſch/ nicht ſchoͤn/ ſondern ſehr
ſchaͤndlich die H. Schrifft mißhandelt. Und
[nicht] anders/ als ob die Roͤmiſche kirche/ wel-
[che] ſ[elbſ]t thut wider das exempel des lammes/
[Spaltenumbruch] das gegen ſeinen ſchaͤreꝛ odeꝛ todtſchlaͤgeꝛ ſeinen
mund nicht auffthaͤt/ ein nachfolglich exempel
zu ſeyn gebuͤhrte/ da man huͤlffe ſucht bey den
weltlichen Fuͤrſten andere nach ihrem begehren
zu verfolgen/ und ſtellt da ein Paͤbſtlich Con-
cilium
und erneurung der vorigen zwang-pla-
cat
en gegen andere an/ welche ſie als ketzer zu
ſeyn urtheileten. Fol. 106. Thaͤt CHriſtus/
oder ſeine Apoſtel irgends ſo? Wo lieſet man/
daß ſie irgends die Obrigkeitliche macht ha-
ben erſuchet ihre verfolger zuverfolgen? Da wa-
ren (ſpricht er) zu der zeit keine Chriſtliche Kaͤy-“
ſer noch Fuͤrſten/ die ihnen hierinnen haͤtten
willfahren koͤnnen. fol. 110. Das ſey ſo. War
damals kein GOtt/ der auff die verfolger Chri-
ſti auff ſein anſuchen/ nemlich ſeine gehaͤßige
feinde/ haͤtte koͤnnen feueꝛ laſſen vom him̃el fal-
len? (2. B. Koͤnig. 1. 10. Luc. 9. 54.) der
ſeine verfolger durch ein eintziges wort-ſpre-
chen koͤnte ruͤcklings auff die erden ſchlagen?
(Joh. XIIX. 5.) und ihn mit 12. legion Engeln
beſchirmet haben? (Matth. XXVI. 53.) der
die ſchloͤſſer der kercker haͤtte oͤffnen koͤñen? (Ap.
geſch. V. 22.) und ihrer widerſprecher boßhaff-
tige augen auff ihr gebot/ ja glaubige gebote/
zugeſchloſſen haben. (Ap. geſch. XIII. 11.) Solte
dieſer GOtt nicht eben ſo wol Chriſti/ ſeines lie-
ben ſohns und deſſelben juͤnger verfolger ha-
ben wollen und koͤñen verfolgen/ ſo ſie auch den
rachgeiſt begehret/ der in keinem kinde des him̃-
liſchen vaters ſeyn kan/ und durch denſelben den
gerechten GOtt um die vertilgung ihrer verfol-
ger angeſucht haͤtten/ wie die weltlichen Fuͤrſten
wollen und vermoͤgen die widerwaͤrtigen der
Roͤmiſchen kirchen zuverfolgen/ deren verfolg-
und vertilgung ſie bey denen weltlichen Fuͤrſten
ſuchen.

Nicht einen ſolchen rath/ ſondern viel
einen gelindern geiſt bezeigte Auguſtinus ſel-
ber hierwieder in ihm zu ſeyn/ da er vor
die boßhafftige Jſraelitiſche und verfolgende
Donatiſten an Maximinum, den Cartha-
ginenſiſchen Landvoigt/ alſo ſchrieb (Epiſt.
„127.) Haltet es bey euch/ ehrwuͤrdige
„und liebe ſoͤhne/ kein geringes zu ſeyn/ daß
„wir euch bitten/ damit ſie nicht getoͤd-
tet werden/ vor welche wir den Herrn bitten/
daß ſie moͤgen bekehret werden/ ſonderlich“
weil uns nicht gebuͤhret von unſerm unauff-“
hoͤrlichem vornehmen/ nemlich das boͤſe mit“
gutem zu uͤberwinden/ abzuweichen. Diß“
mag eure vorſichtigkeit auch bedencken/ daß“
niemand anders als die kirchliche leute ſorge“
tragen euch von kirchen-ſachen zu verſtaͤndi-“
gen. Darum ſo ihr ſollet meinen die men-“
ſchen um ihre uͤbelthaten zu toͤdten/ ſo wuͤꝛde es“
uns durch unſer bekaͤntniß abſchrecken icht-|“
was dergleichen mehr vor eure Raͤthe zu kom-“
men laſſen/ vornemlich ſo ſie ſolches vorneh-“
men und durch muthwilligen ſtoltz fort wuͤten“
ſolten uns zu vertilgen/ und uns alſo noͤthig-“
ten euch nicht mehr zu verſtaͤndigen/ ſondern“
zu erwehlen/ daß wir uns lieber von ihnen“
wolten toͤdten laſſen/ als ſie vor eurem Rath“
angeben/ damit ſie getoͤdtet wuͤrden. Letzlich“
will er diß ſein lang zuſammen geſtoppeltes“
hauptſtuͤck endigen/ welcheser mit gantz unge-
reimten exempeln zu dieſer ſache aus Heiliger
Schrifft/ und zwar nichtmal aus CHriſti neu-
em/ ſondern aus Moſis veraltetem und ausge-

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[32/0328] Th. IV. Fortgeſetzte allgemeine anmerckungen welcher wider die Juden ſich berieff erſt- lich an den Landvoigt/ und darnach an den Kaͤyſer. fol. 96. Der Apoſtel verfolgte die Juden nicht/ ſon- dern die Juden ihn. Er erſuchte die Obrig- keit nicht den Juden gewalt zu thun/ ſondern durch der Obrigkeit macht vor der Juden ge- waltthaͤtigkeit beſchirmet zu werden. Was fuͤr eine gleichheit hat nun Pauli ſein thun nach dem geſetze mit eurem thun wider das geſetz CHriſti zu ſchaffen? Folget hierinnen Pauli weißheit/ und nicht der Juden blutgierigkeit. „Dieſer Pamelius ſchreibt/ daß der Kaͤyſer „Gallienus, da er von den Chriſten ſey erſucht „worden/ geboten habe/ daß niemand denen „CHriſten ſolte beſchwerlich ſeyn. Das iſt den Chriſten erlaubt/ aber nicht die anſuchung wegen der irrenden/ welche niemanden plagen/ nemlich mit verfolgung/ feindſchafft oder tod. Weiter faͤhret er fort zubeweiſen nicht aus den wahren Evangeliſchen/ ſondern aus den fal- ſchen Griechiſchen buͤchern/ daß die Kaͤyſer un- terſchiedliche verfolgungen gethan haben gegen die wiederſacher der Roͤmiſchen kirchen. Was war der beweiß noͤthig? Siehet man das nicht in der that vor augen/ daß dieſe/ indem ſie ihrer vorvaͤter fußſtapffen nachfolgen/ nichts hoͤhers beſchleunigen an Kaͤyſern und Koͤnigen als ihrer vorvaͤter maaß zuerfuͤllen/ da ſie ver- folgten und toͤdteten/ welche nicht in alle ihre irꝛthuͤmer mit einſtimmeten? Wer thut nicht williglich ſein beſtes/ daß er das verderbe/ was er haſſet? Wer haſſet nicht denjenigen/ der ihn durch die wahrheit vor dem volckhaſſete? (Joh. III. 19. 20.) loͤblicher waͤre es ihnen geweſen/ daß ſie in dieſem ſtuͤck nachgefolget waͤren desje- nigen guͤtigkeit/ welcher auch die todes-ſchul- dige ehebrecherin (Joh. IIX. 4. 7. 11.) nicht wolte verdammen/ als diejenige menge/ welche das guͤtige und unſchuldige lamm zum tode verdammte und deſſelben tod durch die Obrig- keit beſchleunigte. Das Phariſeiſche geſchlech- te iſt ſo begierig nach der menſchen verderben/ daß es auch Achans exempel dazu anfuͤhret und trohet gantz unverſchaͤmt damit den Fuͤrſten gleiche ſtraffe/ (105.) ſo ſie denjenigen nicht ſtraffen/ den ſie haſſen/ weil er die wahrheit ſagt/ oder welcher/ ob er gleich nichts gegen der Obrigkeit geſetze gethan/ etwan worinnen irret. Sind denn diejenigen alle? die die wahrheit leh- ren/ oder alle irꝛende im glauben auffruͤhrer der kirchen/ wie Achan war? (Joſ. VII.) Das iſt zu plump nach blut gejaget. Nachdem er nun ſchrifftmaͤßigen beweiß zu ſeiner eignen unweißheit beweiß in dieſer ſache gemißbrauchet hatte/ nimmt er noch einen: Ein weiſer Koͤnig (ſpricht er/ Spr. Sal. XX. 26.) iſt ein zerſtoͤrer der gottloſen. Wuͤrden nicht die unweiſen Koͤnige/ ſo ſie eurem ungoͤtt- lichem rath folgeten/ wol recht gottloſe zerſtoͤ- rer und ausrotter der gottſeligen ſeyn? Kennen ſie die ſpreu vor dem weitzen. Gebet ihr leute den Koͤnigen das urtheil von der ketzerey ſo? Hat GOtt ihnen befohlen die ſpreu oder un- kraut von der erden auszurotten? Matth. XIII. Das iſt Theologiſch/ nicht ſchoͤn/ ſondern ſehr ſchaͤndlich die H. Schrifft mißhandelt. Und nicht anders/ als ob die Roͤmiſche kirche/ wel- che ſelbſt thut wider das exempel des lammes/ das gegen ſeinen ſchaͤreꝛ odeꝛ todtſchlaͤgeꝛ ſeinen mund nicht auffthaͤt/ ein nachfolglich exempel zu ſeyn gebuͤhrte/ da man huͤlffe ſucht bey den weltlichen Fuͤrſten andere nach ihrem begehren zu verfolgen/ und ſtellt da ein Paͤbſtlich Con- cilium und erneurung der vorigen zwang-pla- caten gegen andere an/ welche ſie als ketzer zu ſeyn urtheileten. Fol. 106. Thaͤt CHriſtus/ oder ſeine Apoſtel irgends ſo? Wo lieſet man/ daß ſie irgends die Obrigkeitliche macht ha- ben erſuchet ihre verfolger zuverfolgen? Da wa- ren (ſpricht er) zu der zeit keine Chriſtliche Kaͤy-“ ſer noch Fuͤrſten/ die ihnen hierinnen haͤtten willfahren koͤnnen. fol. 110. Das ſey ſo. War damals kein GOtt/ der auff die verfolger Chri- ſti auff ſein anſuchen/ nemlich ſeine gehaͤßige feinde/ haͤtte koͤnnen feueꝛ laſſen vom him̃el fal- len? (2. B. Koͤnig. 1. 10. Luc. 9. 54.) der ſeine verfolger durch ein eintziges wort-ſpre- chen koͤnte ruͤcklings auff die erden ſchlagen? (Joh. XIIX. 5.) und ihn mit 12. legion Engeln beſchirmet haben? (Matth. XXVI. 53.) der die ſchloͤſſer der kercker haͤtte oͤffnen koͤñen? (Ap. geſch. V. 22.) und ihrer widerſprecher boßhaff- tige augen auff ihr gebot/ ja glaubige gebote/ zugeſchloſſen haben. (Ap. geſch. XIII. 11.) Solte dieſer GOtt nicht eben ſo wol Chriſti/ ſeines lie- ben ſohns und deſſelben juͤnger verfolger ha- ben wollen und koͤñen verfolgen/ ſo ſie auch den rachgeiſt begehret/ der in keinem kinde des him̃- liſchen vaters ſeyn kan/ und durch denſelben den gerechten GOtt um die vertilgung ihrer verfol- ger angeſucht haͤtten/ wie die weltlichen Fuͤrſten wollen und vermoͤgen die widerwaͤrtigen der Roͤmiſchen kirchen zuverfolgen/ deren verfolg- und vertilgung ſie bey denen weltlichen Fuͤrſten ſuchen. Nicht einen ſolchen rath/ ſondern viel einen gelindern geiſt bezeigte Auguſtinus ſel- ber hierwieder in ihm zu ſeyn/ da er vor die boßhafftige Jſraelitiſche und verfolgende Donatiſten an Maximinum, den Cartha- ginenſiſchen Landvoigt/ alſo ſchrieb (Epiſt. „127.) Haltet es bey euch/ ehrwuͤrdige „und liebe ſoͤhne/ kein geringes zu ſeyn/ daß „wir euch bitten/ damit ſie nicht getoͤd- tet werden/ vor welche wir den Herrn bitten/ daß ſie moͤgen bekehret werden/ ſonderlich“ weil uns nicht gebuͤhret von unſerm unauff-“ hoͤrlichem vornehmen/ nemlich das boͤſe mit“ gutem zu uͤberwinden/ abzuweichen. Diß“ mag eure vorſichtigkeit auch bedencken/ daß“ niemand anders als die kirchliche leute ſorge“ tragen euch von kirchen-ſachen zu verſtaͤndi-“ gen. Darum ſo ihr ſollet meinen die men-“ ſchen um ihre uͤbelthaten zu toͤdten/ ſo wuͤꝛde es“ uns durch unſer bekaͤntniß abſchrecken icht-|“ was dergleichen mehr vor eure Raͤthe zu kom-“ men laſſen/ vornemlich ſo ſie ſolches vorneh-“ men und durch muthwilligen ſtoltz fort wuͤten“ ſolten uns zu vertilgen/ und uns alſo noͤthig-“ ten euch nicht mehr zu verſtaͤndigen/ ſondern“ zu erwehlen/ daß wir uns lieber von ihnen“ wolten toͤdten laſſen/ als ſie vor eurem Rath“ angeben/ damit ſie getoͤdtet wuͤrden. Letzlich“ will er diß ſein lang zuſammen geſtoppeltes“ hauptſtuͤck endigen/ welcheser mit gantz unge- reimten exempeln zu dieſer ſache aus Heiliger Schrifft/ und zwar nichtmal aus CHriſti neu- em/ ſondern aus Moſis veraltetem und ausge- dientem

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/328>, abgerufen am 28.04.2024.