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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Vorrede.
denn auch Origenis bücher selbst von den Principien durch Hierony-
mum
ins Latein versetzet sind/ ob sie gleich voll solcher irrthümer seynd/
die von der kirche verdammet worden. Ja deß
Didymi buch vom H. Geist/
welches eben dieser
Hieronymus Lateinisch verdolmetscht/ stehet unter
dessen schrifften/ und
Augustinus hat auch schon darunter die auslegun-
gen über alle Episteln gefunden/ daß sie von
Pelagio gemachet gewesen. Es
ist auch gewiß/ daß im
IX. Tomo die brieff unter dem namen Demetria-
dis
und das symbolum an Damasum/ wie auch viel anderes mehr
Pelagianisch/ und eines listigen ertzketzers brut seyn: Nichts desto we-
niger sind sie fortgepflantzt und
publicirt worden. Also lässet der hauß-
vater das unkraut biß auff die ernde unter dem weitzen wachsen/ also liegen
allezeit bey hohen orten auch gefährliche und jähe wege/ unter den balsam-
sträuchlein stecken ottern/ ja aus gifft wird Mithridat/ aus schädlichen
schlangen Theriack gemacht. Und kein buch ist so böß/ daraus man nicht
etwas gutes und heilsames nehmen könte.

Dieses schreibet ein Papiste/ welchem ich nur einen einigen Lutheraner beyfü-
ge/ der das lesen der ketzerischen bücher in gewissen stücken billichet/ nemlich D.
Joh. Försterum,
in seinem Consilio de studio Theologico, wie selbiges Hülseman-
ni Methodo Concion. p.
398. angehencket ist. Deme auch viel andere beystim-
men/ als D. Joh. Schmidius in Asylo p. 501. Dannhauerus im wolverdienten
schul-recht p. 213. D. B. Carpzovius in Exam. Consider. Masen. p. 195. H. Varenius
in der rettung Joh. Arnds p. 91. und aus den Reformirten Rivetus Comm. in
Psalm. p. 89. &c:
Derer und vieler anderer augesehener Scribenten zeugnisse und
worte ich der kürtze wegen übergehe/ zumalen die sache an sich selbst unter allen
partheyen der so genannten Christenheit längst vor bekannt angenommen und
ausgemacht ist.

Jedoch muß ich auch zu mehrer bekräfftigung beyfügen/ was die alten Lehrer
hievon geschrieben und würcklich practiciret haben/ welche ebenfalls dergleichen bil-
lichen. Cyrillus Hierosoly mit anus bekennet von sich selbst/ daß er die bücher derer
Manicheer zu lesen pflegen/ seinen zuhörern zum besten: Catechesi VI. fol. 63.
Auch hat schon im 4. secul. das IV. Concilium zu Carthago im 16. Canone ausdrück-
lich verordnet/ daß ein Bischoff zwar die Heidnischen bücher nicht lesen sol-
te/ wol aber der ketzer schrifften nach bewandniß der zeit und der noth-
wendigkeit.
Ja noch zuvor hat sich im III. seculo etwas merckwürdiges in diesem
punct begeben mit dem Bischoff zu Alexandria, Dionysio, wie Eusebius erzehlet
Lib. I. Hist. Eccl. c. 7. aus dem es viel andere wiederholen. Nemlich als dieser
Bischoff einsmals von einem Aeltisten übel angelassen worden/ daß er die ke-
tzer-bücher so fleißig lese/ da er doch vielleicht nur gifft daraus ziehen möchte;
habe Dionysius ein himmlisches gesichte gehabt/ darinn er in seinem vor-
haben bestärcket
worden. Denn es sey dabey eine stimme gehöret worden/ wel-
che ihm ausdrücklich diesen befehl gegeben: Liß alles/ was dir zu händen
kommt. Denn du bist schon tüchtig/ alles zu prüfen und zu untersuchen/
und bey dieser gelegenheit bist du erstlich zu dem glauben CHristi getrieben
worden.
Worauff dieser mann also von sich selbst schreibet: Dieses gesichte
habe ich angenommen/ als welches mit dem wort des Apostels übereinkam/
der zu den starcken allen spricht: Seyd kluge wechseler!
(1. Thess. V. 21.) daß
also diese sache durchgehends von alten und neuen Lehrern bestätiget wird/ zumal
das gegentheil erst unter der verfallenen kirche/ und am meisten mit der Päbstlichen
herrschafft zugleich auffgekommen ist/ davon die vielfältigen Indices librorum
prohibitorum
und die inquisitiones zeugen können.

Es wird auch nicht undienlich seyn/ voneben dieser materie etliche alte berühmte
eifferer selbst zu hören/ und unter andern die entschuldigung Hieronymi/ eines
sehr eiffersüchtigen Lehrers/ her zusetzen/ welche er wider seine tadeler gebrauchet in
dem brieff ad Minerium & Alexandrum, und also lautet: Woferne jemand mur-

ret/
A 3

Vorrede.
denn auch Origenis buͤcher ſelbſt von den Principien durch Hierony-
mum
ins Latein verſetzet ſind/ ob ſie gleich voll ſolcher irꝛthuͤmer ſeynd/
die von der kirche verdammet worden. Ja deß
Didymi buch vom H. Geiſt/
welches eben dieſer
Hieronymus Lateiniſch verdolmetſcht/ ſtehet unter
deſſen ſchrifften/ und
Auguſtinus hat auch ſchon darunter die auslegun-
gen uͤber alle Epiſteln gefunden/ daß ſie von
Pelagio gemachet geweſen. Es
iſt auch gewiß/ daß im
IX. Tomo die brieff unter dem namen Demetria-
dis
und das ſymbolum an Damaſum/ wie auch viel anderes mehr
Pelagianiſch/ und eines liſtigen ertzketzers brut ſeyn: Nichts deſto we-
niger ſind ſie fortgepflantzt und
publicirt worden. Alſo laͤſſet der hauß-
vater das unkraut biß auff die ernde unter dem weitzen wachſen/ alſo liegen
allezeit bey hohen orten auch gefaͤhrliche und jaͤhe wege/ unter den balſam-
ſtraͤuchlein ſtecken ottern/ ja aus gifft wird Mithridat/ aus ſchaͤdlichen
ſchlangen Theriack gemacht. Und kein buch iſt ſo boͤß/ daraus man nicht
etwas gutes und heilſames nehmen koͤnte.

Dieſes ſchreibet ein Papiſte/ welchem ich nur einen einigen Lutheraner beyfuͤ-
ge/ der das leſen der ketzeriſchen buͤcher in gewiſſen ſtuͤcken billichet/ nemlich D.
Joh. Förſterum,
in ſeinem Conſilio de ſtudio Theologico, wie ſelbiges Hülſeman-
ni Methodo Concion. p.
398. angehencket iſt. Deme auch viel andere beyſtim-
men/ als D. Joh. Schmidius in Aſylo p. 501. Dannhauerus im wolverdienten
ſchul-recht p. 213. D. B. Carpzovius in Exam. Conſider. Maſen. p. 195. H. Varenius
in der rettung Joh. Arnds p. 91. und aus den Reformirten Rivetus Comm. in
Pſalm. p. 89. &c:
Derer und vieler anderer augeſehener Scribenten zeugniſſe und
worte ich der kuͤrtze wegen uͤbergehe/ zumalen die ſache an ſich ſelbſt unter allen
partheyen der ſo genannten Chriſtenheit laͤngſt vor bekannt angenommen und
ausgemacht iſt.

Jedoch muß ich auch zu mehrer bekraͤfftigung beyfuͤgen/ was die alten Lehrer
hievon geſchrieben uñ wuͤrcklich practiciret haben/ welche ebenfalls deꝛgleichen bil-
lichen. Cyrillus Hieroſoly mit anus bekennet von ſich ſelbſt/ daß er die buͤcher derer
Manicheer zu leſen pflegen/ ſeinen zuhoͤrern zum beſten: Catecheſi VI. fol. 63.
Auch hat ſchon im 4. ſecul. das IV. Concilium zu Carthago im 16. Canone ausdruͤck-
lich verordnet/ daß ein Biſchoff zwar die Heidniſchen buͤcher nicht leſen ſol-
te/ wol aber der ketzer ſchrifften nach bewandniß der zeit und der noth-
wendigkeit.
Ja noch zuvor hat ſich im III. ſeculo etwas merckwuͤrdiges in dieſem
punct begeben mit dem Biſchoff zu Alexandria, Dionyſio, wie Euſebius erzehlet
Lib. I. Hiſt. Eccl. c. 7. aus dem es viel andere wiederholen. Nemlich als dieſer
Biſchoff einsmals von einem Aeltiſten uͤbel angelaſſen worden/ daß er die ke-
tzer-buͤcher ſo fleißig leſe/ da er doch vielleicht nur gifft daraus ziehen moͤchte;
habe Dionyſius ein himmliſches geſichte gehabt/ darinn er in ſeinem vor-
haben beſtaͤrcket
worden. Denn es ſey dabey eine ſtimme gehoͤret worden/ wel-
che ihm ausdruͤcklich dieſen befehl gegeben: Liß alles/ was dir zu haͤnden
kommt. Denn du biſt ſchon tuͤchtig/ alles zu pruͤfen und zu unterſuchen/
und bey dieſer gelegenheit biſt du erſtlich zu dem glauben CHriſti getrieben
worden.
Worauff dieſer mann alſo von ſich ſelbſt ſchreibet: Dieſes geſichte
habe ich angenommen/ als welches mit dem wort des Apoſtels uͤbereinkam/
der zu den ſtarcken allen ſpricht: Seyd kluge wechſeler!
(1. Theſſ. V. 21.) daß
alſo dieſe ſache durchgehends von alten und neuen Lehrern beſtaͤtiget wird/ zumal
das gegentheil erſt unter der veꝛfallenen kirche/ und am meiſten mit der Paͤbſtlichen
herꝛſchafft zugleich auffgekommen iſt/ davon die vielfaͤltigen Indices librorum
prohibitorum
und die inquiſitiones zeugen koͤnnen.

Es wird auch nicht undienlich ſeyn/ voneben dieſer materie etliche alte beruͤhmte
eifferer ſelbſt zu hoͤren/ und unter andern die entſchuldigung Hieronymi/ eines
ſehr eifferſuͤchtigen Lehrers/ her zuſetzen/ welche er wider ſeine tadeler gebrauchet in
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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/301>, abgerufen am 27.04.2024.