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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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ausserordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640.
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MDC.
biß
MDCC.
berichtet/ daß sie von denen über die gantze"
Christenheit schwebenden plagen herrliche sa-"
chen geoffenbaret/ wie auch von der zukünffti-"
gen bekehrung der Jüden/ Türcken und aller"
Heiden." Wie aber eigentlich ihre bezeugun-
gen hievon gelautet/ kan ich dißmal nicht be-
richten/ weil mir nichts davon weder gedruckt
noch geschrieben zu handen kommen. Gleich
wie auch von des Märckischen Edelmanns/
Oppens.Davids von Oppen/ seinen sachen/ dessen
dieser Auctor eben das[e]lbst auch gedencket/ wie
er nemlich von GOTT durch etliche wun-
derbare Offenbarungen noch höher geadelt
worden. D. Fabricius schreibet im gedachten
buch pag. 158. nur dieses davon: Die Marck
Brandenburg hat es in den nächsten
Jahren weidlich empfunden/ was der
wohl-Edle David von Oppen auf Cos-
senblad Erbsaß/ in etlichen entzückun-
gen von seinem Vaterland und dessen
herbeynahendem unfall eingenommen
und folgends verkündiget hat. Jnmas-
sen dann dieselbige seine gehabte ent-
zückungen ordentlich nach einander be-
schrieben/ und zu Franckfurt an der Oder
anno 1632. gedruckt seyn.
So ist auch
nachgehends eines andern Edelmanns aus
Einsie-
dels.
Meissen/ Abrahams von Einsiedel/ seine
Vision publicirt worden/ und noch eines an-
dern von Salfeld/ welche mir aber gleichfalls
nicht zu handen kommen sind.

Einer
magd zu
Königs-
berg.

24. Jm Jahr 1633. wird von Christo-
phoro
Hartknochen in seiner Preußischen
Kirchen-historie Lib. II. cap. IX. pag. 584. fol-
gendes erzehlet: Eine Magd aus dem Sehsti-
schen Amte bürtig/ hat zu Königsberg/ da sie
im Löbenicht bey einem Raths-Verwandten
gedienet/ sonderliche Offenbarungen vorgege-
ben: Nemlich sie brachte vor/ daß sie den 24.
Septembr. zwischen 2. und 3. uhr Nachmirtag/
als sie auf ihrer Frauen geheiß/ deroselben bet-
te zumachen/ hinauf in die Schlaff-kammer
gegangen/ unversehens mit furcht und schrecken
überfallen/ und als sie sich umgesehen/ eines
Jünglings in langen weissen kleidein gewahr
worden/ welcher ihr in Polnischer Sprache zu-
geruffen: Fürchte dich nicht/ du solt mit
mir an einem lieblichen orte/ da man be-
tet und singet/ erscheinen.
Weil aber die
magd sich entschuldigt/ weil sie sich nicht weiß
angekleidet/ und auch keine schuhe angehabt/
so hab ihr der Engel geantwortet: Er wolte
sie an einen solchen ort bringen/ da sie
keine kleider bedürffte/ auch keine kälte
und frost leiden würde;
darauff hat er sie
durch eiserne trallien hinweg geführet/ und
sie also auf einem wagen/ den vier pferde gezo-
gen/ in die wolcken gerücket/ und für GOTT
den HErrn selbst gestellet. Denselben hat sie
an einem grünen lieblichen orte/ dessen schön-
heit sie nicht gnugsam ausreden konte/ in ei-
nem weissen kleide und einem grauen Bart si-
tzend gesehen; Neben ihm haben unzehlich viel
Engel gestanden/ auch viel fromme Christen in
hellen weissen kleidern an tischen gesessen/ und
beydes in Teutscher und Polnischer Sprache
gesungen/ derer worte und weise ihr auszuspre-
chen unmüglich/ unter denen sie doch nur we-
nige/ als ihre Frau samt ihren Kindern/ ihren
seligen Vater und ihre Mutter/ so noch da-
[Spaltenumbruch] zumal am leben war/ erkant. Daselbst hatJahr
MDC.
biß
MDCC.

GOTT zu ihr gesagt/ als sie sich für dessen
angesicht entsetzet: Fürchte dich nicht; bist
du doch mein kind/ und glaubest an Chri-
stum JEsum:
Du solt bald wieder in jene
welt gebracht werden/ zumal/ weil dein Herr
und Frau sich deinetwegen sehr bekümmern.
Du solt aber deiner Herrschafft anmelden/ daß
sie auf allen Cantzeln zu Königsberg diese ge-
schichte verkündigen lassen. Auch solt du s[e]lbst
jederman vor aller hoffart warnen/ insonder-
heit vor der kleider-hoffart/ als den krummen
flechten/ grossen dratten/ kollern/ auch den schu-
hen mit grossen absetzen und brillen/ und der-
gleichen hoffärtigen kleidern mehr.

25. Als sie nun 36. stunden also hin weg ge-
wesen/ hat sie obgedachter führer am 26. Sept.
um 3. Uhr morgens bey verschlossenen thüren
eben durch dasselbe fenster und trallien/ durch
welche er sie weg geführt/ wiederum in die
schlaff-kammer gebracht/ von dannen sie herab
in die küche gegangen/ und ferner an der wohn-
stube angeklopffet/ aber weil die andere magd
daselbst fest geschlaffen/ hat sie im hause in
ziemlicher kälte sich behelffen müssen/ indessen
aber gebetet und gesungen biß gegen 5. uhr/ da-
sie abermal angeklopffet/ dadurch die magd er-
wachet/ und sie endlich eingelassen. Darauff hat
sie gantzer 14. tage darnieder gelegen/ und über
hauptweheund schwachheit geklaget. Sie ist her-
nach auff begehren ihrerfrauen von unterschie-
denen Predigern besucht worden/ vor denen sie
dazumal/ wie auch hernach/ da sie gesund wor-
den/ dieses alles beständig ausgesagt. Dieses
alles wird daher desto glaubwürdiger gemacht/
weil sie droben auff der schlaff-kammer/ als ihr
zu aller erst der Engelerschienen/ ihrer mitdiene-
rin geruffen/ daß sie auch hinauff kommen sol-
te/ welche auch das ruffen gehöret/ aber zu ihr
nicht hinauff gegangen. Item, weil sie bald
darauf von ihrer herrschafftin dem gantzen hau-
se und in allen winckeln desselben mit solchem
fleiß gesucht worden daß wenn es auch eine na-
del gewesen wäre/ so hätte man sie finden kön-
nen. Dadurch ist es auchgeschehen/ daß viele
verständige leute dieser relation glauben gege-
ben/ so daß dieselbe auch von dem M. Friderico
Stimmero
schrifftlich verfasset/ und der nach-
welt als ein sonderbares wunder vorgestellet
worden. Nichts destoweniger sind doch auch
im gegentheil einige gewesen/ die so leicht nicht
diesem haben wollen glauben beymessen/ son-
dern sich eines betrugs besorgt/ wie sie denn
auch in dieser ihrer meinung nicht fehl geschla-
gen/ inmassen nicht lange hernach der betrug
offenbar worden.

26. Jn denen nächst folgenden jahren ha-
ben die bißher beschriebenen personen/ sonderlich
Warner/ Reichhard und Hude mit ihren pro-
phezeyungen immer weiter continuiret/ und
sind sonsten ausser diesen nicht eben so viele mehr/
als zuvor/ auffgetretten. Doch ist sonderlich
von denen Scribenten als etwas notables auffge-Eines
mägd-
leins zu
Sprem-
berg.

zeichnet worden/ was zu Spremberg in der Nie-
derlausnitz mit einem mägdlein anno 1642. vor-
gegangen. Hievon stehet im Theatro Europ.
To. IV. p.
972. kürtzlich dieses: Es seyda-
selbst ein junges mägdlein verzücket und
verrücket worden/ so von zukünfftigen

seltza-
A. K. H. Dritter Theil. G g

auſſerordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
berichtet/ daß ſie von denen uͤber die gantze“
Chriſtenheit ſchwebenden plagen herrliche ſa-“
chen geoffenbaret/ wie auch von der zukuͤnffti-“
gen bekehrung der Juͤden/ Tuͤrcken und aller“
Heiden.“ Wie aber eigentlich ihre bezeugun-
gen hievon gelautet/ kan ich dißmal nicht be-
richten/ weil mir nichts davon weder gedruckt
noch geſchrieben zu handen kommen. Gleich
wie auch von des Maͤrckiſchen Edelmanns/
Oppens.Davids von Oppen/ ſeinen ſachen/ deſſen
dieſer Auctor eben daſ[e]lbſt auch gedencket/ wie
er nemlich von GOTT durch etliche wun-
derbare Offenbarungen noch hoͤher geadelt
worden. D. Fabricius ſchreibet im gedachten
buch pag. 158. nur dieſes davon: Die Marck
Brandenburg hat es in den naͤchſten
Jahren weidlich empfunden/ was der
wohl-Edle David von Oppen auf Coſ-
ſenblad Erbſaß/ in etlichen entzuͤckun-
gen von ſeinem Vaterland und deſſen
herbeynahendem unfall eingenommen
und folgends verkuͤndiget hat. Jnmaſ-
ſen dann dieſelbige ſeine gehabte ent-
zuͤckungen ordentlich nach einander be-
ſchrieben/ und zu Franckfurt an der Oder
anno 1632. gedruckt ſeyn.
So iſt auch
nachgehends eines andern Edelmanns aus
Einſie-
dels.
Meiſſen/ Abrahams von Einſiedel/ ſeine
Viſion publicirt worden/ und noch eines an-
dern von Salfeld/ welche mir aber gleichfalls
nicht zu handen kommen ſind.

Einer
magd zu
Koͤnigs-
berg.

24. Jm Jahr 1633. wird von Chriſto-
phoro
Hartknochen in ſeiner Preußiſchen
Kirchen-hiſtorie Lib. II. cap. IX. pag. 584. fol-
gendes erzehlet: Eine Magd aus dem Sehſti-
ſchen Amte buͤrtig/ hat zu Koͤnigsberg/ da ſie
im Loͤbenicht bey einem Raths-Verwandten
gedienet/ ſonderliche Offenbarungen vorgege-
ben: Nemlich ſie brachte vor/ daß ſie den 24.
Septembr. zwiſchen 2. und 3. uhr Nachmirtag/
als ſie auf ihrer Frauen geheiß/ deroſelben bet-
te zumachen/ hinauf in die Schlaff-kammer
gegangen/ unverſehens mit furcht und ſchrecken
uͤberfallen/ und als ſie ſich umgeſehen/ eines
Juͤnglings in langen weiſſen kleidein gewahr
worden/ welcher ihr in Polniſcher Sprache zu-
geruffen: Fuͤrchte dich nicht/ du ſolt mit
mir an einem lieblichen orte/ da man be-
tet und ſinget/ erſcheinen.
Weil aber die
magd ſich entſchuldigt/ weil ſie ſich nicht weiß
angekleidet/ und auch keine ſchuhe angehabt/
ſo hab ihr der Engel geantwortet: Er wolte
ſie an einen ſolchen ort bringen/ da ſie
keine kleider beduͤrffte/ auch keine kaͤlte
und froſt leiden wuͤrde;
darauff hat er ſie
durch eiſerne trallien hinweg gefuͤhret/ und
ſie alſo auf einem wagen/ den vier pferde gezo-
gen/ in die wolcken geruͤcket/ und fuͤr GOTT
den HErrn ſelbſt geſtellet. Denſelben hat ſie
an einem gruͤnen lieblichen orte/ deſſen ſchoͤn-
heit ſie nicht gnugſam ausreden konte/ in ei-
nem weiſſen kleide und einem grauen Bart ſi-
tzend geſehen; Neben ihm haben unzehlich viel
Engel geſtanden/ auch viel fromme Chriſten in
hellen weiſſen kleidern an tiſchen geſeſſen/ und
beydes in Teutſcher und Polniſcher Sprache
geſungen/ derer worte und weiſe ihr auszuſpre-
chen unmuͤglich/ unter denen ſie doch nur we-
nige/ als ihre Frau ſamt ihren Kindern/ ihren
ſeligen Vater und ihre Mutter/ ſo noch da-
[Spaltenumbruch] zumal am leben war/ erkant. Daſelbſt hatJahr
MDC.
biß
MDCC.

GOTT zu ihr geſagt/ als ſie ſich fuͤr deſſen
angeſicht entſetzet: Fuͤrchte dich nicht; biſt
du doch mein kind/ und glaubeſt an Chri-
ſtum JEſum:
Du ſolt bald wieder in jene
welt gebracht werden/ zumal/ weil dein Herr
und Frau ſich deinetwegen ſehr bekuͤmmern.
Du ſolt aber deiner Herrſchafft anmelden/ daß
ſie auf allen Cantzeln zu Koͤnigsberg dieſe ge-
ſchichte verkuͤndigen laſſen. Auch ſolt du ſ[e]lbſt
jederman vor aller hoffart warnen/ inſonder-
heit vor der kleider-hoffart/ als den krummen
flechten/ groſſen dratten/ kollern/ auch den ſchu-
hen mit groſſen abſetzen und brillen/ und der-
gleichen hoffaͤrtigen kleidern mehr.

25. Als ſie nun 36. ſtunden alſo hin weg ge-
weſen/ hat ſie obgedachter fuͤhrer am 26. Sept.
um 3. Uhr morgens bey verſchloſſenen thuͤren
eben durch daſſelbe fenſter und trallien/ durch
welche er ſie weg gefuͤhrt/ wiederum in die
ſchlaff-kammer gebracht/ von dannen ſie herab
in die kuͤche gegangen/ und ferner an der wohn-
ſtube angeklopffet/ aber weil die andere magd
daſelbſt feſt geſchlaffen/ hat ſie im hauſe in
ziemlicher kaͤlte ſich behelffen muͤſſen/ indeſſen
aber gebetet und geſungen biß gegen 5. uhr/ da-
ſie abermal angeklopffet/ dadurch die magd er-
wachet/ und ſie endlich eingelaſſen. Darauff hat
ſie gantzer 14. tage darnieder gelegen/ und uͤber
hauptweheuñ ſchwachheit geklaget. Sie iſt her-
nach auff begehren ihrerfrauen von unterſchie-
denen Predigern beſucht worden/ vor denen ſie
dazumal/ wie auch hernach/ da ſie geſund wor-
den/ dieſes alles beſtaͤndig ausgeſagt. Dieſes
alles wird daher deſto glaubwuͤrdiger gemacht/
weil ſie droben auff der ſchlaff-kammer/ als ihr
zu aller erſt der Engelerſchienen/ ihrer mitdiene-
rin geruffen/ daß ſie auch hinauff kommen ſol-
te/ welche auch das ruffen gehoͤret/ aber zu ihr
nicht hinauff gegangen. Item, weil ſie bald
darauf von ihrer herꝛſchafftin dem gantzen hau-
ſe und in allen winckeln deſſelben mit ſolchem
fleiß geſucht worden daß wenn es auch eine na-
del geweſen waͤre/ ſo haͤtte man ſie finden koͤn-
nen. Dadurch iſt es auchgeſchehen/ daß viele
verſtaͤndige leute dieſer relation glauben gege-
ben/ ſo daß dieſelbe auch von dem M. Friderico
Stimmero
ſchrifftlich verfaſſet/ und der nach-
welt als ein ſonderbares wunder vorgeſtellet
worden. Nichts deſtoweniger ſind doch auch
im gegentheil einige geweſen/ die ſo leicht nicht
dieſem haben wollen glauben beymeſſen/ ſon-
dern ſich eines betrugs beſorgt/ wie ſie denn
auch in dieſer ihrer meinung nicht fehl geſchla-
gen/ inmaſſen nicht lange hernach der betrug
offenbar worden.

26. Jn denen naͤchſt folgenden jahren ha-
ben die bißher beſchriebenen perſonen/ ſonderlich
Warner/ Reichhard und Hude mit ihren pro-
phezeyungen immer weiter continuiret/ und
ſind ſonſten auſſeꝛ dieſen nicht eben ſo viele mehr/
als zuvor/ auffgetretten. Doch iſt ſonderlich
von denen Scribenten als etwas notables auffge-Eines
maͤgd-
leins zu
Sprem-
berg.

zeichnet worden/ was zu Spremberg in der Nie-
derlauſnitz mit einem maͤgdlein anno 1642. vor-
gegangen. Hievon ſtehet im Theatro Europ.
To. IV. p.
972. kuͤrtzlich dieſes: Es ſeyda-
ſelbſt ein junges maͤgdlein verzuͤcket und
verruͤcket worden/ ſo von zukuͤnfftigen

ſeltza-
A. K. H. Dritter Theil. G g
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[233/0245] auſſerordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640. berichtet/ daß ſie von denen uͤber die gantze“ Chriſtenheit ſchwebenden plagen herrliche ſa-“ chen geoffenbaret/ wie auch von der zukuͤnffti-“ gen bekehrung der Juͤden/ Tuͤrcken und aller“ Heiden.“ Wie aber eigentlich ihre bezeugun- gen hievon gelautet/ kan ich dißmal nicht be- richten/ weil mir nichts davon weder gedruckt noch geſchrieben zu handen kommen. Gleich wie auch von des Maͤrckiſchen Edelmanns/ Davids von Oppen/ ſeinen ſachen/ deſſen dieſer Auctor eben daſelbſt auch gedencket/ wie er nemlich von GOTT durch etliche wun- derbare Offenbarungen noch hoͤher geadelt worden. D. Fabricius ſchreibet im gedachten buch pag. 158. nur dieſes davon: Die Marck Brandenburg hat es in den naͤchſten Jahren weidlich empfunden/ was der wohl-Edle David von Oppen auf Coſ- ſenblad Erbſaß/ in etlichen entzuͤckun- gen von ſeinem Vaterland und deſſen herbeynahendem unfall eingenommen und folgends verkuͤndiget hat. Jnmaſ- ſen dann dieſelbige ſeine gehabte ent- zuͤckungen ordentlich nach einander be- ſchrieben/ und zu Franckfurt an der Oder anno 1632. gedruckt ſeyn. So iſt auch nachgehends eines andern Edelmanns aus Meiſſen/ Abrahams von Einſiedel/ ſeine Viſion publicirt worden/ und noch eines an- dern von Salfeld/ welche mir aber gleichfalls nicht zu handen kommen ſind. Jahr MDC. biß MDCC. Oppens. Einſie- dels. 24. Jm Jahr 1633. wird von Chriſto- phoro Hartknochen in ſeiner Preußiſchen Kirchen-hiſtorie Lib. II. cap. IX. pag. 584. fol- gendes erzehlet: Eine Magd aus dem Sehſti- ſchen Amte buͤrtig/ hat zu Koͤnigsberg/ da ſie im Loͤbenicht bey einem Raths-Verwandten gedienet/ ſonderliche Offenbarungen vorgege- ben: Nemlich ſie brachte vor/ daß ſie den 24. Septembr. zwiſchen 2. und 3. uhr Nachmirtag/ als ſie auf ihrer Frauen geheiß/ deroſelben bet- te zumachen/ hinauf in die Schlaff-kammer gegangen/ unverſehens mit furcht und ſchrecken uͤberfallen/ und als ſie ſich umgeſehen/ eines Juͤnglings in langen weiſſen kleidein gewahr worden/ welcher ihr in Polniſcher Sprache zu- geruffen: Fuͤrchte dich nicht/ du ſolt mit mir an einem lieblichen orte/ da man be- tet und ſinget/ erſcheinen. Weil aber die magd ſich entſchuldigt/ weil ſie ſich nicht weiß angekleidet/ und auch keine ſchuhe angehabt/ ſo hab ihr der Engel geantwortet: Er wolte ſie an einen ſolchen ort bringen/ da ſie keine kleider beduͤrffte/ auch keine kaͤlte und froſt leiden wuͤrde; darauff hat er ſie durch eiſerne trallien hinweg gefuͤhret/ und ſie alſo auf einem wagen/ den vier pferde gezo- gen/ in die wolcken geruͤcket/ und fuͤr GOTT den HErrn ſelbſt geſtellet. Denſelben hat ſie an einem gruͤnen lieblichen orte/ deſſen ſchoͤn- heit ſie nicht gnugſam ausreden konte/ in ei- nem weiſſen kleide und einem grauen Bart ſi- tzend geſehen; Neben ihm haben unzehlich viel Engel geſtanden/ auch viel fromme Chriſten in hellen weiſſen kleidern an tiſchen geſeſſen/ und beydes in Teutſcher und Polniſcher Sprache geſungen/ derer worte und weiſe ihr auszuſpre- chen unmuͤglich/ unter denen ſie doch nur we- nige/ als ihre Frau ſamt ihren Kindern/ ihren ſeligen Vater und ihre Mutter/ ſo noch da- zumal am leben war/ erkant. Daſelbſt hat GOTT zu ihr geſagt/ als ſie ſich fuͤr deſſen angeſicht entſetzet: Fuͤrchte dich nicht; biſt du doch mein kind/ und glaubeſt an Chri- ſtum JEſum: Du ſolt bald wieder in jene welt gebracht werden/ zumal/ weil dein Herr und Frau ſich deinetwegen ſehr bekuͤmmern. Du ſolt aber deiner Herrſchafft anmelden/ daß ſie auf allen Cantzeln zu Koͤnigsberg dieſe ge- ſchichte verkuͤndigen laſſen. Auch ſolt du ſelbſt jederman vor aller hoffart warnen/ inſonder- heit vor der kleider-hoffart/ als den krummen flechten/ groſſen dratten/ kollern/ auch den ſchu- hen mit groſſen abſetzen und brillen/ und der- gleichen hoffaͤrtigen kleidern mehr. Jahr MDC. biß MDCC. 25. Als ſie nun 36. ſtunden alſo hin weg ge- weſen/ hat ſie obgedachter fuͤhrer am 26. Sept. um 3. Uhr morgens bey verſchloſſenen thuͤren eben durch daſſelbe fenſter und trallien/ durch welche er ſie weg gefuͤhrt/ wiederum in die ſchlaff-kammer gebracht/ von dannen ſie herab in die kuͤche gegangen/ und ferner an der wohn- ſtube angeklopffet/ aber weil die andere magd daſelbſt feſt geſchlaffen/ hat ſie im hauſe in ziemlicher kaͤlte ſich behelffen muͤſſen/ indeſſen aber gebetet und geſungen biß gegen 5. uhr/ da- ſie abermal angeklopffet/ dadurch die magd er- wachet/ und ſie endlich eingelaſſen. Darauff hat ſie gantzer 14. tage darnieder gelegen/ und uͤber hauptweheuñ ſchwachheit geklaget. Sie iſt her- nach auff begehren ihrerfrauen von unterſchie- denen Predigern beſucht worden/ vor denen ſie dazumal/ wie auch hernach/ da ſie geſund wor- den/ dieſes alles beſtaͤndig ausgeſagt. Dieſes alles wird daher deſto glaubwuͤrdiger gemacht/ weil ſie droben auff der ſchlaff-kammer/ als ihr zu aller erſt der Engelerſchienen/ ihrer mitdiene- rin geruffen/ daß ſie auch hinauff kommen ſol- te/ welche auch das ruffen gehoͤret/ aber zu ihr nicht hinauff gegangen. Item, weil ſie bald darauf von ihrer herꝛſchafftin dem gantzen hau- ſe und in allen winckeln deſſelben mit ſolchem fleiß geſucht worden daß wenn es auch eine na- del geweſen waͤre/ ſo haͤtte man ſie finden koͤn- nen. Dadurch iſt es auchgeſchehen/ daß viele verſtaͤndige leute dieſer relation glauben gege- ben/ ſo daß dieſelbe auch von dem M. Friderico Stimmero ſchrifftlich verfaſſet/ und der nach- welt als ein ſonderbares wunder vorgeſtellet worden. Nichts deſtoweniger ſind doch auch im gegentheil einige geweſen/ die ſo leicht nicht dieſem haben wollen glauben beymeſſen/ ſon- dern ſich eines betrugs beſorgt/ wie ſie denn auch in dieſer ihrer meinung nicht fehl geſchla- gen/ inmaſſen nicht lange hernach der betrug offenbar worden. 26. Jn denen naͤchſt folgenden jahren ha- ben die bißher beſchriebenen perſonen/ ſonderlich Warner/ Reichhard und Hude mit ihren pro- phezeyungen immer weiter continuiret/ und ſind ſonſten auſſeꝛ dieſen nicht eben ſo viele mehr/ als zuvor/ auffgetretten. Doch iſt ſonderlich von denen Scribenten als etwas notables auffge- zeichnet worden/ was zu Spremberg in der Nie- derlauſnitz mit einem maͤgdlein anno 1642. vor- gegangen. Hievon ſtehet im Theatro Europ. To. IV. p. 972. kuͤrtzlich dieſes: Es ſeyda- ſelbſt ein junges maͤgdlein verzuͤcket und verruͤcket worden/ ſo von zukuͤnfftigen ſeltza- Eines maͤgd- leins zu Sprem- berg. A. K. H. Dritter Theil. G g

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/245>, abgerufen am 22.12.2024.