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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von anno 1625. biß auff das jahr 1630.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
(Amsterdam 1673.) dieses hievon bekant:
Man kan bey dieser Christina wahrhaf-
tig den finger GOttes mercklich spüren/
zumal sie so viel schwere/ ja die wehen ei-
ner gebährenden über treffende pein/ von
ihrem 17. jahr an nebst anderm unge-
mach mehr ausgestanden; welche auch
3. gantzerjahre gedauert/ und daraus sie
wunderbarlich errettet worden. Wie
denn auch der satan/ der ihr sichtbarlich
erschienen/ auf alle weise getrachtet hat
sie zu verführen/ und sonderlich zur ver-
leugnung desjenigen zu bringen/ dar-
inne sie schon befestiget gewesen. Und
solche ungemeine ängsten sind nach Lu-
therizeugnis das mittel Göttlicher un-
terredungen.
Jngleichem hat sie noch zu-
letzt Christoph Barthut in seinem Catechismo
Lutheri Cap. XXVI. pag. 108. unter die Bo-
then GOttes nebst Christoff Kottern mitgezeh-
Anderer
muthmas-
sungen.
let. Nur etliche wenige Scribenten/ und zwar
welche mehr der blossen vernunfft/ und denen ge-
meinen vorurtheilen gefolgt/ haben entweder
davor gehalten/ daß von dieser Jungfrau selb-
sten vieles mit untergemenget worden/ so von
ihrer eigenen humeur und willen hergekommen/
wie bey Hermanno Witsio in Miscellaneis sacris
zu lesen p. 378. welcher auch daselbst unterschied-
licher frommer Christen in Schottland geden-
cket/ die eben solche offenbarungen gehabt Conf.
Gisbert. Voetius P. II. disp. Select. p. 1080. Bec-
mannus de Prodigiis sanguinis pag.
34. Der
Auctor derer Monatlichen Unterredungen
führet ein Judicium eines damaligen Medici
Matthaei Vechneri
an/ welcher diese gesichter der
Poniatoviae vor lauter träume und phantaseyen
gehalten. Vid. Ann. 93. pag. 130. u. f. Allhier
wollen wir aus denselben allein etliche zur pro-
be auszeichnen/ und (dem verlaß nach) dem
leser das urtheil überlassen.

18. Etliche davon sind bereits in gedachten
monatlichen unterredungen aus einem manu-
scripto
in Lateinischer sprache zubefinden/ dazu
ich etliche aus Comenii eigner edition Teutsch
vertiren will. Jm Cap. I. revelat. III. pag. 7.
u. f. stehet dieses: Den 24. Nov. des 1627. jahrs
Proben
von ihren
gesichtern.
"wurde ich entzücket/ und kam in eine so enge
"klufft/ daß ich nicht auffgerichtet gehen konte/
"sondern nach langem durchdrängen und durch-
"arbeiten in einen sehr anmuthigen garten kam.
"Als ich diesen beschauet hatte/ konte ich keinen
"ausgang wieder finden/ und muste über eine
"mauer steigen/ da ich mich auff eine wolcke er-
"heben sahe. Allhier begegnete mir der Alte/
"gab mir seine rechte hand und sprach: folge
"mir nach. Und als er mich etliche schritte
"fort geführet hatte/ zeigte er mir ein grosses
"buch/ das war offen/ und mit rothen buch-
"staben beschriebe. Er wiese mit einem finger auf
"einen ort/ den ich lesen solte/ ich konte aber nicht.
"Darauf führte er mich von dannen/ und ließ mich
"alleine/ darüber ich betrübt ward/ was ich an-
"fange solte. Aber bald darauf kam er wieder nit
"mehr in einem weisen/ sondern in einem blauen
"habit, an statt des stabes aber trug er eben die-
"selbige blutige ruthe/ welche ich zuvor über
"dem schloß-platz gesehen hatte/ und sprach:
"Siehe fleißig drauff/ und mercke was
"du sehen wirst.
Bald kam einer zu uns
"auff einem pferde/ dessen kleid biß auff die erde
[Spaltenumbruch] hing/ und allenthalben voller flammen war/"Jahr
MDC.
biß
MDCC.

gleichwie auch das pferd selber: Dieser rennet"
bey mir mit solchem plitzen vorbey/ daß ich"
seinen glantz nicht vertragen konte. Da"
fragte ich den Alten/ wer dieser wäre/ und"
er antwortet mir: Jch werde dir es jetzt"
nicht sagen/ denn er wird noch schöner wie-"
der kommen. Da ergrieffe er meine hand/"
und führte mich wieder zu demselben grossen"
buch/ und zeigte mir mit seiner ruthen eben den-"
selben orth/ den ich doch abermal nicht lesen"
konte. Darauff führte er mich in eine ande-"
re wolcke/ ließ mich abermal allem stehen/ und"
als er nach einer viertel stunden wieder kam/"
vermahnte er mich zum gebet und auffmercke."

19. Und siehe/ da kam derselbige vorige Reu-
ter auf einem hohen wagen daher gefahren mit
zweyen feurigen pferden/ gleich wie auch der
wagen feurig war/ er selbst aber gläntzte wie
die Sonne. Als er zu mir kam/ hielt er stille/
und hieß mich zu sich setzen. Aber weil der wa-
gen allzuhoch war/ konte ich nicht/ streckte aber
doch meine hand aus: Er ergriff mich dabey/
und fing an mich zu sich zu ziehen/ ließ mich a-
ber fahren/ und fuhr vorüber. Der Alte aber
nahm mich bey meinen beyden händen/ und
führte mich von dannen sechs schritte weit/
befahl mir zu beten/ und acht zu haben. Und
alsbald kam ein anderer Alter in einem lan-
gen weissen talar, der in der hand einen Kelch
trug/ welcher zu mir sagte: Dieser kelch ist voll
von dem zorn/ der über die/ so meine
auserwehlten plagen/ ausgeschüttet wer-
den soll.
Hierüber wunderte ich mich heff-
tig/ doch schwieg ich stille. Der Alte aber setzte
den Kelch auf einen Tisch/ kam wieder zu uns/
und nahm mich bey einer hand/ der andere
Alte bey der andern/ und führten mich zu
demselben schönen tisch/ hiessen mich daselbst
niedersitzen/ und giengen davon. Aber bald
kamen sie wieder/ und brachten denselben schö-
nen Jüngling mit sich/ der mit einem schnee-
weissen kleid angethan war/ vor welchem ich
aufstund/ und ihm ehrerbietig die hand gab.
Er satzte sich auch zu mir/ und die Alten gien-
gen hinweg/ kamen doch bald wieder/ und
brachten mit sich auf einem weissen Tuch eine
krone/ die sie erstlich auf den Tisch/ hernach auf
das haupt des Jünglings und endlich mir auf-
setzten/ aber doch bald wieder abnahmen/ daß
ich sie in händen halten muste. Und als sie ei-
ne weile bey dem tisch gestanden/ rieffen sie je-
mand zu sich/ und siehe/ da kam ein Knabe
in weissem kleide/ welchem die Alten die kro-
ne übergaben/ und zu mir sprachen: Bey die-
sem soll die krone bewahret werden;
doch daß man sie dir erst zeige.
Als aber
dieses alles verschwunden war/ erblickte ich
von ferne den Bräutigam/ der mich zu sich
rieff/ und ob ich wol aufstehen wolte/ konte
ich doch lange nicht/ biß ich endlich zu ihm
hingieng/ da er mir die hand bot. Der erste
Alte aber führte uns beyde zu dem vorgedach-
ten Buche/ da der Jüngling eben aus densel-
ben ort wieß/ davon mich der Alte gefraget
hatte. Jch sahe ihn abermal lange an/ und
bekante meine unwissenheit/ und bat/ daß er
mirs anzeigen möchte. Darauf antwortete
er mir: Jch und du sind gecrönet/ siehe
allhier stehen unsere namen.
Darauf fiel

ich vor
A. K. H. Dritter Theil. E e

von anno 1625. biß auff das jahr 1630.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
(Amſterdam 1673.) dieſes hievon bekant:
Man kan bey dieſer Chriſtina wahrhaf-
tig den finger GOttes mercklich ſpuͤren/
zumal ſie ſo viel ſchwere/ ja die wehen ei-
ner gebaͤhrenden uͤber treffende pein/ von
ihrem 17. jahr an nebſt anderm unge-
mach mehr ausgeſtanden; welche auch
3. gantzerjahre gedauert/ und daraus ſie
wunderbarlich errettet worden. Wie
denn auch der ſatan/ der ihr ſichtbarlich
erſchienen/ auf alle weiſe getrachtet hat
ſie zu verfuͤhren/ und ſonderlich zur ver-
leugnung desjenigen zu bringen/ dar-
inne ſie ſchon befeſtiget geweſen. Und
ſolche ungemeine aͤngſten ſind nach Lu-
therizeugnis das mittel Goͤttlicher un-
terredungen.
Jngleichem hat ſie noch zu-
letzt Chriſtoph Barthut in ſeinem Catechiſmo
Lutheri Cap. XXVI. pag. 108. unter die Bo-
then GOttes nebſt Chriſtoff Kottern mitgezeh-
Anderer
muthmaſ-
ſungen.
let. Nur etliche wenige Scribenten/ und zwar
welche mehr der bloſſen vernunfft/ und denen ge-
meinen vorurtheilen gefolgt/ haben entweder
davor gehalten/ daß von dieſer Jungfrau ſelb-
ſten vieles mit untergemenget worden/ ſo von
ihrer eigenen humeur und willen hergekommen/
wie bey Hermanno Witſio in Miſcellaneis ſacris
zu leſen p. 378. welcher auch daſelbſt unterſchied-
licher frommer Chriſten in Schottland geden-
cket/ die eben ſolche offenbarungen gehabt Conf.
Gisbert. Voëtius P. II. diſp. Select. p. 1080. Bec-
mannus de Prodigiis ſanguinis pag.
34. Der
Auctor dereꝛ Monatlichen Unteꝛredungen
fuͤhret ein Judicium eines damaligen Medici
Matthæi Vechneri
an/ welcher dieſe geſichter der
Poniatoviæ vor lauter traͤume und phantaſeyen
gehalten. Vid. Ann. 93. pag. 130. u. f. Allhier
wollen wir aus denſelben allein etliche zur pro-
be auszeichnen/ und (dem verlaß nach) dem
leſer das urtheil uͤberlaſſen.

18. Etliche davon ſind bereits in gedachten
monatlichen unterredungen aus einem manu-
ſcripto
in Lateiniſcher ſprache zubefinden/ dazu
ich etliche aus Comenii eigner edition Teutſch
vertiren will. Jm Cap. I. revelat. III. pag. 7.
u. f. ſtehet dieſes: Den 24. Nov. des 1627. jahrs
Proben
von ihren
geſichteꝛn.
„wurde ich entzuͤcket/ und kam in eine ſo enge
„klufft/ daß ich nicht auffgerichtet gehen konte/
„ſondern nach langem durchdraͤngen uñ durch-
„arbeiten in einen ſehr anmuthigen garten kam.
„Als ich dieſen beſchauet hatte/ konte ich keinen
„ausgang wieder finden/ und muſte uͤber eine
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„heben ſahe. Allhier begegnete mir der Alte/
„gab mir ſeine rechte hand und ſprach: folge
„mir nach. Und als er mich etliche ſchritte
„fort gefuͤhret hatte/ zeigte er mir ein groſſes
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habit, an ſtatt des ſtabes aber trug er eben die-
„ſelbige blutige ruthe/ welche ich zuvor uͤber
„dem ſchloß-platz geſehen hatte/ und ſprach:
Siehe fleißig drauff/ und mercke was
„du ſehen wirſt.
Bald kam einer zu uns
„auff einem pferde/ deſſen kleid biß auff die erde
[Spaltenumbruch] hing/ und allenthalben voller flammen war/„Jahr
MDC.
biß
MDCC.

gleichwie auch das pferd ſelber: Dieſer rennet“
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als er nach einer viertel ſtunden wieder kam/“
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19. Und ſiehe/ da kam derſelbige vorige Reu-
ter auf einem hohen wagen daher gefahren mit
zweyen feurigen pferden/ gleich wie auch der
wagen feurig war/ er ſelbſt aber glaͤntzte wie
die Sonne. Als er zu mir kam/ hielt er ſtille/
und hieß mich zu ſich ſetzen. Aber weil der wa-
gen allzuhoch war/ konte ich nicht/ ſtreckte aber
doch meine hand aus: Er ergriff mich dabey/
und fing an mich zu ſich zu ziehen/ ließ mich a-
ber fahren/ und fuhr voruͤber. Der Alte aber
nahm mich bey meinen beyden haͤnden/ und
fuͤhrte mich von dannen ſechs ſchritte weit/
befahl mir zu beten/ und acht zu haben. Und
alsbald kam ein anderer Alter in einem lan-
gen weiſſen talar, der in der hand einen Kelch
trug/ welcher zu mir ſagte: Dieſer kelch iſt voll
von dem zorn/ der uͤber die/ ſo meine
auserwehlten plagen/ ausgeſchuͤttet wer-
den ſoll.
Hieruͤber wunderte ich mich heff-
tig/ doch ſchwieg ich ſtille. Der Alte aber ſetzte
den Kelch auf einen Tiſch/ kam wieder zu uns/
und nahm mich bey einer hand/ der andere
Alte bey der andern/ und fuͤhrten mich zu
demſelben ſchoͤnen tiſch/ hieſſen mich daſelbſt
niederſitzen/ und giengen davon. Aber bald
kamen ſie wieder/ und brachten denſelben ſchoͤ-
nen Juͤngling mit ſich/ der mit einem ſchnee-
weiſſen kleid angethan war/ vor welchem ich
aufſtund/ und ihm ehrerbietig die hand gab.
Er ſatzte ſich auch zu mir/ und die Alten gien-
gen hinweg/ kamen doch bald wieder/ und
brachten mit ſich auf einem weiſſen Tuch eine
krone/ die ſie erſtlich auf den Tiſch/ hernach auf
das haupt des Juͤnglings und endlich mir auf-
ſetzten/ aber doch bald wieder abnahmen/ daß
ich ſie in haͤnden halten muſte. Und als ſie ei-
ne weile bey dem tiſch geſtanden/ rieffen ſie je-
mand zu ſich/ und ſiehe/ da kam ein Knabe
in weiſſem kleide/ welchem die Alten die kro-
ne uͤbergaben/ und zu mir ſprachen: Bey die-
ſem ſoll die krone bewahret werden;
doch daß man ſie dir erſt zeige.
Als aber
dieſes alles verſchwunden war/ erblickte ich
von ferne den Braͤutigam/ der mich zu ſich
rieff/ und ob ich wol aufſtehen wolte/ konte
ich doch lange nicht/ biß ich endlich zu ihm
hingieng/ da er mir die hand bot. Der erſte
Alte aber fuͤhrte uns beyde zu dem vorgedach-
ten Buche/ da der Juͤngling eben auſ denſel-
ben ort wieß/ davon mich der Alte gefraget
hatte. Jch ſahe ihn abermal lange an/ und
bekante meine unwiſſenheit/ und bat/ daß er
mirs anzeigen moͤchte. Darauf antwortete
er mir: Jch und du ſind gecroͤnet/ ſiehe
allhier ſtehen unſere namen.
Darauf fiel

ich vor
A. K. H. Dritter Theil. E e
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dem&#x017F;elben &#x017F;cho&#x0364;nen ti&#x017F;ch/ hie&#x017F;&#x017F;en mich da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
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[217/0229] von anno 1625. biß auff das jahr 1630. (Amſterdam 1673.) dieſes hievon bekant: Man kan bey dieſer Chriſtina wahrhaf- tig den finger GOttes mercklich ſpuͤren/ zumal ſie ſo viel ſchwere/ ja die wehen ei- ner gebaͤhrenden uͤber treffende pein/ von ihrem 17. jahr an nebſt anderm unge- mach mehr ausgeſtanden; welche auch 3. gantzerjahre gedauert/ und daraus ſie wunderbarlich errettet worden. Wie denn auch der ſatan/ der ihr ſichtbarlich erſchienen/ auf alle weiſe getrachtet hat ſie zu verfuͤhren/ und ſonderlich zur ver- leugnung desjenigen zu bringen/ dar- inne ſie ſchon befeſtiget geweſen. Und ſolche ungemeine aͤngſten ſind nach Lu- therizeugnis das mittel Goͤttlicher un- terredungen. Jngleichem hat ſie noch zu- letzt Chriſtoph Barthut in ſeinem Catechiſmo Lutheri Cap. XXVI. pag. 108. unter die Bo- then GOttes nebſt Chriſtoff Kottern mitgezeh- let. Nur etliche wenige Scribenten/ und zwar welche mehr der bloſſen vernunfft/ und denen ge- meinen vorurtheilen gefolgt/ haben entweder davor gehalten/ daß von dieſer Jungfrau ſelb- ſten vieles mit untergemenget worden/ ſo von ihrer eigenen humeur und willen hergekommen/ wie bey Hermanno Witſio in Miſcellaneis ſacris zu leſen p. 378. welcher auch daſelbſt unterſchied- licher frommer Chriſten in Schottland geden- cket/ die eben ſolche offenbarungen gehabt Conf. Gisbert. Voëtius P. II. diſp. Select. p. 1080. Bec- mannus de Prodigiis ſanguinis pag. 34. Der Auctor dereꝛ Monatlichen Unteꝛredungen fuͤhret ein Judicium eines damaligen Medici Matthæi Vechneri an/ welcher dieſe geſichter der Poniatoviæ vor lauter traͤume und phantaſeyen gehalten. Vid. Ann. 93. pag. 130. u. f. Allhier wollen wir aus denſelben allein etliche zur pro- be auszeichnen/ und (dem verlaß nach) dem leſer das urtheil uͤberlaſſen. Jahr MDC. biß MDCC. Anderer muthmaſ- ſungen. 18. Etliche davon ſind bereits in gedachten monatlichen unterredungen aus einem manu- ſcripto in Lateiniſcher ſprache zubefinden/ dazu ich etliche aus Comenii eigner edition Teutſch vertiren will. Jm Cap. I. revelat. III. pag. 7. u. f. ſtehet dieſes: Den 24. Nov. des 1627. jahrs „wurde ich entzuͤcket/ und kam in eine ſo enge „klufft/ daß ich nicht auffgerichtet gehen konte/ „ſondern nach langem durchdraͤngen uñ durch- „arbeiten in einen ſehr anmuthigen garten kam. „Als ich dieſen beſchauet hatte/ konte ich keinen „ausgang wieder finden/ und muſte uͤber eine „mauer ſteigen/ da ich mich auff eine wolcke er- „heben ſahe. Allhier begegnete mir der Alte/ „gab mir ſeine rechte hand und ſprach: folge „mir nach. Und als er mich etliche ſchritte „fort gefuͤhret hatte/ zeigte er mir ein groſſes „buch/ das war offen/ und mit rothen buch- „ſtaben beſchriebē. Er wieſe mit einem finger auf „einen ort/ den ich leſen ſolte/ ich konte abeꝛ nicht. „Darauf fuͤhrte er mich von dañen/ uñ ließ mich „alleine/ daruͤber ich betruͤbt ward/ was ich an- „fangē ſolte. Aber bald darauf kam er wieder nit „mehr in einem weiſen/ ſondern in einem blauen „habit, an ſtatt des ſtabes aber trug er eben die- „ſelbige blutige ruthe/ welche ich zuvor uͤber „dem ſchloß-platz geſehen hatte/ und ſprach: „Siehe fleißig drauff/ und mercke was „du ſehen wirſt. Bald kam einer zu uns „auff einem pferde/ deſſen kleid biß auff die erde hing/ und allenthalben voller flammen war/„ gleichwie auch das pferd ſelber: Dieſer rennet“ bey mir mit ſolchem plitzen vorbey/ daß ich“ ſeinen glantz nicht vertragen konte. Da“ fragte ich den Alten/ wer dieſer waͤre/ und“ er antwortet mir: Jch werde dir es jetzt“ nicht ſagen/ denn er wird noch ſchoͤner wie-“ der kommen. Da ergrieffe er meine hand/“ und fuͤhrte mich wieder zu demſelben groſſen“ buch/ und zeigte mir mit ſeiner ruthen eben den-“ ſelben orth/ den ich doch abermal nicht leſen“ konte. Darauff fuͤhrte er mich in eine ande-“ re wolcke/ ließ mich abermal allem ſtehen/ und“ als er nach einer viertel ſtunden wieder kam/“ vermahnte er mich zum gebet und auffmerckē.„ Proben von ihren geſichteꝛn. Jahr MDC. biß MDCC. 19. Und ſiehe/ da kam derſelbige vorige Reu- ter auf einem hohen wagen daher gefahren mit zweyen feurigen pferden/ gleich wie auch der wagen feurig war/ er ſelbſt aber glaͤntzte wie die Sonne. Als er zu mir kam/ hielt er ſtille/ und hieß mich zu ſich ſetzen. Aber weil der wa- gen allzuhoch war/ konte ich nicht/ ſtreckte aber doch meine hand aus: Er ergriff mich dabey/ und fing an mich zu ſich zu ziehen/ ließ mich a- ber fahren/ und fuhr voruͤber. Der Alte aber nahm mich bey meinen beyden haͤnden/ und fuͤhrte mich von dannen ſechs ſchritte weit/ befahl mir zu beten/ und acht zu haben. Und alsbald kam ein anderer Alter in einem lan- gen weiſſen talar, der in der hand einen Kelch trug/ welcher zu mir ſagte: Dieſer kelch iſt voll von dem zorn/ der uͤber die/ ſo meine auserwehlten plagen/ ausgeſchuͤttet wer- den ſoll. Hieruͤber wunderte ich mich heff- tig/ doch ſchwieg ich ſtille. Der Alte aber ſetzte den Kelch auf einen Tiſch/ kam wieder zu uns/ und nahm mich bey einer hand/ der andere Alte bey der andern/ und fuͤhrten mich zu demſelben ſchoͤnen tiſch/ hieſſen mich daſelbſt niederſitzen/ und giengen davon. Aber bald kamen ſie wieder/ und brachten denſelben ſchoͤ- nen Juͤngling mit ſich/ der mit einem ſchnee- weiſſen kleid angethan war/ vor welchem ich aufſtund/ und ihm ehrerbietig die hand gab. Er ſatzte ſich auch zu mir/ und die Alten gien- gen hinweg/ kamen doch bald wieder/ und brachten mit ſich auf einem weiſſen Tuch eine krone/ die ſie erſtlich auf den Tiſch/ hernach auf das haupt des Juͤnglings und endlich mir auf- ſetzten/ aber doch bald wieder abnahmen/ daß ich ſie in haͤnden halten muſte. Und als ſie ei- ne weile bey dem tiſch geſtanden/ rieffen ſie je- mand zu ſich/ und ſiehe/ da kam ein Knabe in weiſſem kleide/ welchem die Alten die kro- ne uͤbergaben/ und zu mir ſprachen: Bey die- ſem ſoll die krone bewahret werden; doch daß man ſie dir erſt zeige. Als aber dieſes alles verſchwunden war/ erblickte ich von ferne den Braͤutigam/ der mich zu ſich rieff/ und ob ich wol aufſtehen wolte/ konte ich doch lange nicht/ biß ich endlich zu ihm hingieng/ da er mir die hand bot. Der erſte Alte aber fuͤhrte uns beyde zu dem vorgedach- ten Buche/ da der Juͤngling eben auſ denſel- ben ort wieß/ davon mich der Alte gefraget hatte. Jch ſahe ihn abermal lange an/ und bekante meine unwiſſenheit/ und bat/ daß er mirs anzeigen moͤchte. Darauf antwortete er mir: Jch und du ſind gecroͤnet/ ſiehe allhier ſtehen unſere namen. Darauf fiel ich vor A. K. H. Dritter Theil. E e

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/229>, abgerufen am 06.05.2024.