Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. III. C. XIX. Von Quirino Kuhlmann.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
"gung publicirt/ und dem kirchen-convent de-
"rer Reformirten praesentiren lassen/ auch heim-
"|lich allerhand bücher ausgestreuet/ darinn er
Falsche
anklagen.
"sich vor den Sohn des Sohnes GOttes aus-
"gegeben/ der in die welt geschicket wäre/ ein
"Chiliastisches reich auffzurichten. Forn auff
"die bücher hätte er sein eheweib mit sonnen-
"strahlen und mit einer crone von 12. sternen
"samt dem mond unter den füssen als eine Kö-
"nigin des neuen Jerusalems abmahlen lassen.
Beförde-
rung sei-
nes todes.
"Weil nun Nordermann diese weissagung auch
"einem Minister gegeben/ und es also dem
"Patriarchen kund worden/ habe dieser die Lu-
"therischen und Reformirten Prediger vor sich
"gefordert/ und sie wegen des Kuhlmanns be-
"fragt. Diese hätten ihm ein solch zeug-
"niß gegeben/ wie es ein solcher
Fanaticus
Gefan-
geuschafft.
"werth gewesen. Man hätte ihn darauff
"mit Nordermannen gefangen gesetzet/ und sei-
"ne Gotteslästerungen aus seinen büchern gezo-
"gen/ auch die Pastores gefragt/ ob sie es auch
"mit ihm hielten. (Da man denn leicht geden-
"cken kan/ daß sie nicht werden ja gesagt haben.)
"Diese hätten es beständig geleugnet/ und die
"Fanatischen blasphemien in die hölle verdam-
"met.

10. " Man hätte diese beyde hernach peinlich
"gefragt/ da denn Kuhlmann anfänglich mit
"feuer vom himmel gedrohet/ aber bald nach
"härterer peinigung um verzeihung gebeten/
"und noch einen mahler verrathen/ der in diese
Seltsame
bekebrung
der Böh-
misten.
"lande gezogen. Dieser wäre hernach im ge-
"fängniß an gifft gestorben/ jene aber ver-
"brannt/ und ihre schrifftenbey leib-und lebens-
"straffe verboten worden. Die Boehmisten
"hätten sich nach diesem nicht mehr sehen lassen/
"und schiene es/ als wenn sie nunmehr den
"aller heiligsten glauben der Lutheri-
"schen kirche besser annehmen.
(Nach-
"dem man sie nemlich mit feuer und schwerd be-
"trohet) So weit gehet der gedachte brieff/ zu
welchem ich noch einige andere nachricht aus
D. Samuel Schelwigs sectirischer Pietisterey
p. I. Artic. VIII. pag. 49. füge/ allwo eben dieses
Des Luthe-
rischen
Pfarrers
geständ-
niß/ daß er
Kuhlman-
nen zum
tod ge-
bracht.
M. Meineckens Lutherischen Pastoris in der
Teutschen Slaboda vor Moscau send-brieff an
D. Breverum Superintendenten in Riga ange-
führet wird/ darinnen er ausdrücklich bekennet/
wie er selbst denen barbarischen Moscowitern
zu dieser grausamen sache der urheber gewesen.
Denn so lauten seine eigene worte: Er (Kuhl-
mann) hat hier schier solche händel an-
gefangen/ als
anno 1669. Thomas Tanto
und Jacob Taube in Lübeck anfiengen/
und
conventicula gehalten/ über das auch
ein
tractätgen in 8vo. ein schand-buch/ ein
schmäh-und läster-buch/ darin er wider
reine Evangelische
Ministeria gelästert/
vielen
insinuiren lassen/ davon mir auch
eines zu händen kam: So habe ich auch
gethan/ was meine seelen-sorge und die
wolfarth meiner anvertraueten gemei-
ne und anderer Christen erfordert/ wel-
ches durch Gottes gnade so weit
NB. ge-
lungen/ daß nicht allein einige die
con-
venticula
gemeidet/ und einige/ so schon
darinnen/ daraus getreten/ sondern daß
es auch vor den Herrn
Patriarchen und
folgends vor die Herrn
Czaaren kommen.

11. Ferner schreibet eben derselbe vom 5.
[Spaltenumbruch] Octobris (war gleich der tag nach KuhlmannsJahr
MDC.
biß
MDCC.

verbrennung/ an welchem dieser Pfarrer die frö-
liche post denen andern brachte) 1689. p. II. Ar-
tic. IX. pag.
58. an Breverum: Daß er die
thorheit dieses anführers der
Boehmisten
auff der cantzel gestrafft/ und mit noch
grösserm leidwesen dennoch sehen müs-
sen/ daß als Kuhlmann unter dem na-
men Ludwigs
Ludovici dahin gekom-
men/ sich bey
30. Boehmisten zu ihm ge-
schlagen/ die aber/ als er und Norder-
mann den
4. Octobris nach vieler ausge-
standenen marter offentlich verbrannt
wurde/ sich bald von einander getren-
net/ und die flügel sincken lassen.
Und
weiter pag. 255. schreibet Meinecke: Jch ha-
be ihn vorunglück gewarnet und ernst-
lich vermahnet/ er solte sich hier stille
verhalten/ und sich nicht äussern: Solte
ich etwas vermercken/ würde ich thun
was mein amt und gewissen erforderte/
und mich seinem
fanatischen geist NB. mit
macht wiedersetzen. Wäre wol gewe-
sen/ wenn er meiner treuhertzigen ver-
mahnung gefolgt/ so würde er der
schmäh-und schmertzlichen beschimpf-
fung/ ingleichen des gewaltsamen to-
des; ich aber
NB. vieler mühe und ver-
drießligkeiten/ die ich doch nicht groß
geachtet/ überhoben blieben seyn.

12. Dieses mag noch ferner erläutern ein ei-
genhändiges schreiben von Kuhlmanns mutter
Rosina Kuhlmannin/ geborner Ludwigin/ so sie
von ihres sohnes tod anno 1690. den 5. Julii aus
Breßlau nach Amsterdamm geschrieben/ darin-
nen unter andern folgendes stehet; MeldeNoch um-
ständlicher
bericht
von Kuhl-
manus
mutter
selbst.

mitschwerem hertzen/ daß eine person/
welche damals in Moscau in der stadt
Stolitze bey einem halben jahr gewesen/
und auch als dieser harte proceß mit
meinem kinde vorgegangen/ solches da-
mals seinen eltern allhier in Breßlau be-
richtet/ mir alles mündlich versich ert
habe. Ach leider/ GOtt erbarme es/
daß es wahr gnug ist/ die weil er alles be-
richtete/ wie er bey einem kauffmann
wäre eingezogen/ namens Nordermann/
bey selbem aber nebenst dem kauffmann
gefänglich eingezogen/ auch zu harter
tortur beyde angehalten. Das verbre-
chen wäre dieses/ weil er viel prophezey-
et über Moscau/ welches auch gesche-
hen/ als haben sie ihn beschuldiget/ er
habe diese wissenschafft vom teuffel und
durch zaubereyen erlanget/ vor welches
er sich gnugsam verantwortet/ als ha-
ben die Jesuiten ihren
consens und gut-
achten wegen seiner bücher und schriff-
ten sagen sollen/ welche geantwortet/
daß seine schriften und bücher nicht Mo-
scau/ sondern den Pabst und Käyser an-
giengen. Die Reformirten haben gleich-
Klage
über die
Lutheri-
schen Pre-
diger.

falls nichts des todes werth befunden/
der Patriarch und Lutheraner Prediger
haben inständig gebeten/ der
Czaar solte
sie aus dem wege räumen/ damit nichts
neues auffgebracht/ und Moscau ruhig
bliebe; es wäre aber gute hoffnung gewe-
sen/ daß sie würden loß kommen/ und aus
ihrem gefängniß erlediget werden. Ach

leider
A. K. H. Dritter Cheil. Bb 2

Th. III. C. XIX. Von Quirino Kuhlmann.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
„gung publicirt/ und dem kirchen-convent de-
„rer Reformirten præſentiren laſſen/ auch heim-
„|lich allerhand buͤcher ausgeſtreuet/ darinn er
Falſche
anklagen.
„ſich vor den Sohn des Sohnes GOttes aus-
„gegeben/ der in die welt geſchicket waͤre/ ein
Chiliaſtiſches reich auffzurichten. Forn auff
„die buͤcher haͤtte er ſein eheweib mit ſonnen-
„ſtrahlen und mit einer crone von 12. ſternen
„ſamt dem mond unter den fuͤſſen als eine Koͤ-
„nigin des neuen Jeruſalems abmahlen laſſen.
Befoͤrde-
rung ſei-
nes todes.
„Weil nun Nordermann dieſe weiſſagung auch
„einem Miniſter gegeben/ und es alſo dem
„Patriarchen kund worden/ habe dieſer die Lu-
„theriſchen und Reformirten Prediger vor ſich
„gefordert/ und ſie wegen des Kuhlmanns be-
„fragt. Dieſe haͤtten ihm ein ſolch zeug-
„niß gegeben/ wie es ein ſolcher
Fanaticus
Gefan-
geuſchafft.
werth geweſen. Man haͤtte ihn darauff
„mit Nordermannen gefangen geſetzet/ und ſei-
„ne Gotteslaͤſterungen aus ſeinen buͤchern gezo-
„gen/ auch die Paſtores gefragt/ ob ſie es auch
„mit ihm hielten. (Da man denn leicht geden-
„cken kan/ daß ſie nicht werden ja geſagt haben.)
„Dieſe haͤtten es beſtaͤndig geleugnet/ und die
Fanatiſchen blaſphemien in die hoͤlle verdam-
„met.

10. „ Man haͤtte dieſe beyde hernach peinlich
„gefragt/ da denn Kuhlmann anfaͤnglich mit
„feuer vom himmel gedrohet/ aber bald nach
„haͤrterer peinigung um verzeihung gebeten/
„und noch einen mahler verrathen/ der in dieſe
Seltſame
bekebrung
der Boͤh-
miſten.
„lande gezogen. Dieſer waͤre hernach im ge-
„faͤngniß an gifft geſtorben/ jene aber ver-
„brannt/ und ihre ſchrifftenbey leib-und lebens-
„ſtraffe verboten worden. Die Bœhmiſten
„haͤtten ſich nach dieſem nicht mehr ſehen laſſen/
„und ſchiene es/ als wenn ſie nunmehꝛ den
„aller heiligſten glauben der Lutheri-
„ſchen kirche beſſer annehmen.
(Nach-
„dem man ſie nemlich mit feuer und ſchwerd be-
„trohet) So weit gehet der gedachte brieff/ zu
welchem ich noch einige andere nachricht aus
D. Samuel Schelwigs ſectiriſcher Pietiſterey
p. I. Artic. VIII. pag. 49. fuͤge/ allwo eben dieſes
Des Luthe-
riſchen
Pfarrers
geſtaͤnd-
niß/ daß er
Kuhlman-
nen zum
tod ge-
bracht.
M. Meineckens Lutheriſchen Paſtoris in der
Teutſchen Slaboda vor Moſcau ſend-brieff an
D. Breverum Superintendenten in Riga ange-
fuͤhret wird/ darinnen er ausdruͤcklich bekennet/
wie er ſelbſt denen barbariſchen Moſcowitern
zu dieſer grauſamen ſache der urheber geweſen.
Denn ſo lauten ſeine eigene worte: Er (Kuhl-
mann) hat hier ſchier ſolche haͤndel an-
gefangen/ als
anno 1669. Thomas Tanto
und Jacob Taube in Luͤbeck anfiengen/
und
conventicula gehalten/ uͤber das auch
ein
tractaͤtgen in 8vo. ein ſchand-buch/ ein
ſchmaͤh-und laͤſter-buch/ darin er wider
reine Evangeliſche
Miniſteria gelaͤſtert/
vielen
inſinuiren laſſen/ davon mir auch
eines zu haͤnden kam: So habe ich auch
gethan/ was meine ſeelen-ſorge und die
wolfarth meiner anvertraueten gemei-
ne und anderer Chriſten erfordert/ wel-
ches durch Gottes gnade ſo weit
NB. ge-
lungen/ daß nicht allein einige die
con-
venticula
gemeidet/ und einige/ ſo ſchon
darinnen/ daraus getreten/ ſondern daß
es auch vor den Herꝛn
Patriarchen und
folgends vor die Herꝛn
Czaaren kommen.

11. Ferner ſchreibet eben derſelbe vom 5.
[Spaltenumbruch] Octobris (war gleich der tag nach KuhlmannsJahr
MDC.
biß
MDCC.

verbrennung/ an welchem dieſer Pfarrer die froͤ-
liche poſt denen andern brachte) 1689. p. II. Ar-
tic. IX. pag.
58. an Breverum: Daß er die
thorheit dieſes anfuͤhrers der
Bœhmiſten
auff der cantzel geſtrafft/ und mit noch
groͤſſerm leidweſen dennoch ſehen muͤſ-
ſen/ daß als Kuhlmann unter dem na-
men Ludwigs
Ludovici dahin gekom-
men/ ſich bey
30. Bœhmiſten zu ihm ge-
ſchlagen/ die aber/ als er und Norder-
mann den
4. Octobris nach vieler ausge-
ſtandenen marter offentlich verbrannt
wurde/ ſich bald von einander getren-
net/ und die fluͤgel ſincken laſſen.
Und
weiter pag. 255. ſchreibet Meinecke: Jch ha-
be ihn vorungluͤck gewarnet und ernſt-
lich vermahnet/ er ſolte ſich hier ſtille
verhalten/ und ſich nicht aͤuſſern: Solte
ich etwas vermercken/ wuͤrde ich thun
was mein amt und gewiſſen erforderte/
und mich ſeinem
fanatiſchen geiſt NB. mit
macht wiederſetzen. Waͤre wol gewe-
ſen/ wenn er meiner treuhertzigen ver-
mahnung gefolgt/ ſo wuͤrde er der
ſchmaͤh-und ſchmertzlichen beſchimpf-
fung/ ingleichen des gewaltſamen to-
des; ich aber
NB. vieler muͤhe und ver-
drießligkeiten/ die ich doch nicht groß
geachtet/ uͤberhoben blieben ſeyn.

12. Dieſes mag noch ferner erlaͤutern ein ei-
genhaͤndiges ſchreiben von Kuhlmanns mutter
Roſina Kuhlmannin/ geborner Ludwigin/ ſo ſie
von ihres ſohnes tod anno 1690. den 5. Julii aus
Breßlau nach Amſterdamm geſchrieben/ darin-
nen unter andern folgendes ſtehet; MeldeNoch um-
ſtaͤndlicher
bericht
von Kuhl-
manus
mutter
ſelbſt.

mitſchwerem hertzen/ daß eine perſon/
welche damals in Moſcau in der ſtadt
Stolitze bey einem halben jahr geweſen/
und auch als dieſer harte proceß mit
meinem kinde vorgegangen/ ſolches da-
mals ſeinen eltern allhier in Breßlau be-
richtet/ mir alles muͤndlich verſich ert
habe. Ach leider/ GOtt erbarme es/
daß es wahr gnug iſt/ die weil er alles be-
richtete/ wie er bey einem kauffmann
waͤre eingezogen/ namens Noꝛdeꝛmann/
bey ſelbem aber nebenſt dem kauffmann
gefaͤnglich eingezogen/ auch zu harter
tortur beyde angehalten. Das verbre-
chen waͤre dieſes/ weil er viel prophezey-
et uͤber Moſcau/ welches auch geſche-
hen/ als haben ſie ihn beſchuldiget/ er
habe dieſe wiſſenſchafft vom teuffel und
durch zaubereyen erlanget/ vor welches
er ſich gnugſam verantwortet/ als ha-
ben die Jeſuiten ihren
conſens und gut-
achten wegen ſeiner buͤcher und ſchriff-
ten ſagen ſollen/ welche geantwortet/
daß ſeine ſchriften und buͤcheꝛ nicht Mo-
ſcau/ ſondern den Pabſt und Kaͤyſer an-
giengen. Die Reformirten haben gleich-
Klage
uͤber die
Lutheri-
ſchen Pre-
diger.

falls nichts des todes werth befunden/
der Patriarch und Lutheraner Prediger
haben inſtaͤndig gebeten/ der
Czaar ſolte
ſie aus dem wege raͤumen/ damit nichts
neues auffgebracht/ und Moſcau ruhig
bliebe; es waͤre abeꝛ gute hoffnung gewe-
ſen/ daß ſie wuͤꝛden loß kommen/ und aus
ihrem gefaͤngniß erlediget werden. Ach

leider
A. K. H. Dritter Cheil. Bb 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0207" n="195"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> C. <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Von <hi rendition="#aq">Quirino</hi> Kuhlmann.</fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note>&#x201E;gung <hi rendition="#aq">publici</hi>rt/ und dem kirchen-<hi rendition="#aq">convent</hi> de-<lb/>
&#x201E;rer Reformirten <hi rendition="#aq">præ&#x017F;entir</hi>en la&#x017F;&#x017F;en/ auch heim-<lb/>
&#x201E;|lich allerhand bu&#x0364;cher ausge&#x017F;treuet/ darinn er<lb/><note place="left">Fal&#x017F;che<lb/>
anklagen.</note>&#x201E;&#x017F;ich vor den Sohn des Sohnes GOttes aus-<lb/>
&#x201E;gegeben/ der in die welt ge&#x017F;chicket wa&#x0364;re/ ein<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Chilia&#x017F;ti</hi>&#x017F;ches reich auffzurichten. Forn auff<lb/>
&#x201E;die bu&#x0364;cher ha&#x0364;tte er &#x017F;ein eheweib mit &#x017F;onnen-<lb/>
&#x201E;&#x017F;trahlen und mit einer crone von 12. &#x017F;ternen<lb/>
&#x201E;&#x017F;amt dem mond unter den fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en als eine Ko&#x0364;-<lb/>
&#x201E;nigin des neuen Jeru&#x017F;alems abmahlen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/><note place="left">Befo&#x0364;rde-<lb/>
rung &#x017F;ei-<lb/>
nes todes.</note>&#x201E;Weil nun Nordermann die&#x017F;e wei&#x017F;&#x017F;agung auch<lb/>
&#x201E;einem <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;ter</hi> gegeben/ und es al&#x017F;o dem<lb/>
&#x201E;Patriarchen kund worden/ habe die&#x017F;er die Lu-<lb/>
&#x201E;theri&#x017F;chen und Reformirten Prediger vor &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;gefordert/ und &#x017F;ie wegen des Kuhlmanns be-<lb/>
&#x201E;fragt. <hi rendition="#fr">Die&#x017F;e ha&#x0364;tten ihm ein &#x017F;olch zeug-<lb/>
&#x201E;niß gegeben/ wie es ein &#x017F;olcher</hi> <hi rendition="#aq">Fanaticus</hi><lb/><note place="left">Gefan-<lb/>
geu&#x017F;chafft.</note>&#x201E;<hi rendition="#fr">werth gewe&#x017F;en.</hi> Man ha&#x0364;tte ihn darauff<lb/>
&#x201E;mit Nordermannen gefangen ge&#x017F;etzet/ und &#x017F;ei-<lb/>
&#x201E;ne Gottesla&#x0364;&#x017F;terungen aus &#x017F;einen bu&#x0364;chern gezo-<lb/>
&#x201E;gen/ auch die <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;tores</hi> gefragt/ ob &#x017F;ie es auch<lb/>
&#x201E;mit ihm hielten. (Da man denn leicht geden-<lb/>
&#x201E;cken kan/ daß &#x017F;ie nicht werden ja ge&#x017F;agt haben.)<lb/>
&#x201E;Die&#x017F;e ha&#x0364;tten es be&#x017F;ta&#x0364;ndig geleugnet/ und die<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Fanati</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">bla&#x017F;phemi</hi>en in die ho&#x0364;lle verdam-<lb/>
&#x201E;met.</p><lb/>
          <p>10. &#x201E; Man ha&#x0364;tte die&#x017F;e beyde hernach peinlich<lb/>
&#x201E;gefragt/ da denn Kuhlmann anfa&#x0364;nglich mit<lb/>
&#x201E;feuer vom himmel gedrohet/ aber bald nach<lb/>
&#x201E;ha&#x0364;rterer peinigung um verzeihung gebeten/<lb/>
&#x201E;und noch einen mahler verrathen/ der in die&#x017F;e<lb/><note place="left">Selt&#x017F;ame<lb/>
bekebrung<lb/>
der Bo&#x0364;h-<lb/>
mi&#x017F;ten.</note>&#x201E;lande gezogen. Die&#x017F;er wa&#x0364;re hernach im ge-<lb/>
&#x201E;fa&#x0364;ngniß an gifft ge&#x017F;torben/ jene aber ver-<lb/>
&#x201E;brannt/ und ihre &#x017F;chrifftenbey leib-und lebens-<lb/>
&#x201E;&#x017F;traffe verboten worden. Die <hi rendition="#aq">B&#x0153;hmi</hi>&#x017F;ten<lb/>
&#x201E;ha&#x0364;tten &#x017F;ich nach die&#x017F;em nicht mehr &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x201E;und <hi rendition="#fr">&#x017F;chiene es/ als wenn &#x017F;ie nunmeh&#xA75B; den<lb/>
&#x201E;aller heilig&#x017F;ten glauben der Lutheri-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chen kirche be&#x017F;&#x017F;er annehmen.</hi> (Nach-<lb/>
&#x201E;dem man &#x017F;ie nemlich mit feuer und &#x017F;chwerd be-<lb/>
&#x201E;trohet) So weit gehet der gedachte brieff/ zu<lb/>
welchem ich noch einige andere nachricht aus<lb/><hi rendition="#aq">D. Samuel Schelwig</hi><hi rendition="#fr">s</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;ectiri</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;cher</hi> <hi rendition="#aq">Pieti</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;terey</hi><lb/><hi rendition="#aq">p. I. Artic. VIII. pag.</hi> 49. fu&#x0364;ge/ allwo eben die&#x017F;es<lb/><note place="left">Des Luthe-<lb/>
ri&#x017F;chen<lb/>
Pfarrers<lb/>
ge&#x017F;ta&#x0364;nd-<lb/>
niß/ daß er<lb/>
Kuhlman-<lb/>
nen zum<lb/>
tod ge-<lb/>
bracht.</note><hi rendition="#aq">M. Meinecken</hi>s Lutheri&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;toris</hi> in der<lb/>
Teut&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Slaboda</hi> vor <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;cau</hi> &#x017F;end-brieff an<lb/><hi rendition="#aq">D. Breverum Superintendenten in Riga</hi> ange-<lb/>
fu&#x0364;hret wird/ darinnen er ausdru&#x0364;cklich bekennet/<lb/>
wie er &#x017F;elb&#x017F;t denen barbari&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;co</hi>witern<lb/>
zu die&#x017F;er grau&#x017F;amen &#x017F;ache der urheber gewe&#x017F;en.<lb/>
Denn &#x017F;o lauten &#x017F;eine eigene worte: <hi rendition="#fr">Er</hi> (Kuhl-<lb/>
mann) <hi rendition="#fr">hat hier &#x017F;chier &#x017F;olche ha&#x0364;ndel an-<lb/>
gefangen/ als</hi> <hi rendition="#aq">anno 1669. Thomas Tanto</hi><lb/><hi rendition="#fr">und Jacob Taube in Lu&#x0364;beck anfiengen/<lb/>
und</hi> <hi rendition="#aq">conventicula</hi> <hi rendition="#fr">gehalten/ u&#x0364;ber das auch<lb/>
ein</hi> <hi rendition="#aq">tract</hi>a&#x0364;tgen <hi rendition="#fr">in</hi> <hi rendition="#aq">8vo.</hi> <hi rendition="#fr">ein &#x017F;chand-buch/ ein<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;h-und la&#x0364;&#x017F;ter-buch/ darin er wider<lb/>
reine Evangeli&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;teria</hi> <hi rendition="#fr">gela&#x0364;&#x017F;tert/<lb/>
vielen</hi> <hi rendition="#aq">in&#x017F;inuir</hi><hi rendition="#fr">en la&#x017F;&#x017F;en/ davon mir auch<lb/>
eines zu ha&#x0364;nden kam: So habe ich auch<lb/>
gethan/ was meine &#x017F;eelen-&#x017F;orge und die<lb/>
wolfarth meiner anvertraueten gemei-<lb/>
ne und anderer Chri&#x017F;ten erfordert/ wel-<lb/>
ches durch Gottes gnade &#x017F;o weit</hi> <hi rendition="#aq">NB.</hi> <hi rendition="#fr">ge-<lb/>
lungen/ daß nicht allein einige die</hi> <hi rendition="#aq">con-<lb/>
venticula</hi> <hi rendition="#fr">gemeidet/ und einige/ &#x017F;o &#x017F;chon<lb/>
darinnen/ daraus getreten/ &#x017F;ondern daß<lb/>
es auch vor den Her&#xA75B;n</hi> <hi rendition="#aq">Patriarch</hi><hi rendition="#fr">en und<lb/>
folgends vor die Her&#xA75B;n</hi> <hi rendition="#aq">Czaar</hi><hi rendition="#fr">en kommen.</hi></p><lb/>
          <p>11. Ferner &#x017F;chreibet eben der&#x017F;elbe vom 5.<lb/><cb/> <hi rendition="#aq">Octobris</hi> (war gleich der tag nach Kuhlmanns<note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/>
verbrennung/ an welchem die&#x017F;er Pfarrer die fro&#x0364;-<lb/>
liche po&#x017F;t denen andern brachte) 1689. <hi rendition="#aq">p. II. Ar-<lb/>
tic. IX. pag.</hi> 58. an <hi rendition="#aq">Breverum:</hi> <hi rendition="#fr">Daß er die<lb/>
thorheit die&#x017F;es anfu&#x0364;hrers der</hi> <hi rendition="#aq">B&#x0153;hmi</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;ten<lb/>
auff der cantzel ge&#x017F;trafft/ und mit noch<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erm leidwe&#x017F;en dennoch &#x017F;ehen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ daß als Kuhlmann unter dem na-<lb/>
men Ludwigs</hi> <hi rendition="#aq">Ludovici</hi> <hi rendition="#fr">dahin gekom-<lb/>
men/ &#x017F;ich bey</hi> 30. <hi rendition="#aq">B&#x0153;hmi</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;ten zu ihm ge-<lb/>
&#x017F;chlagen/ die aber/ als er und Norder-<lb/>
mann den</hi> 4. <hi rendition="#aq">Octobris</hi> <hi rendition="#fr">nach vieler ausge-<lb/>
&#x017F;tandenen marter offentlich verbrannt<lb/>
wurde/ &#x017F;ich bald von einander getren-<lb/>
net/ und die flu&#x0364;gel &#x017F;incken la&#x017F;&#x017F;en.</hi> Und<lb/>
weiter <hi rendition="#aq">pag.</hi> 255. &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">Meinecke:</hi> <hi rendition="#fr">Jch ha-<lb/>
be ihn vorunglu&#x0364;ck gewarnet und ern&#x017F;t-<lb/>
lich vermahnet/ er &#x017F;olte &#x017F;ich hier &#x017F;tille<lb/>
verhalten/ und &#x017F;ich nicht a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern: Solte<lb/>
ich etwas vermercken/ wu&#x0364;rde ich thun<lb/>
was mein amt und gewi&#x017F;&#x017F;en erforderte/<lb/>
und mich &#x017F;einem</hi> <hi rendition="#aq">fanati</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;chen gei&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">NB.</hi> <hi rendition="#fr">mit<lb/>
macht wieder&#x017F;etzen. Wa&#x0364;re wol gewe-<lb/>
&#x017F;en/ wenn er meiner treuhertzigen ver-<lb/>
mahnung gefolgt/ &#x017F;o wu&#x0364;rde er der<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;h-und &#x017F;chmertzlichen be&#x017F;chimpf-<lb/>
fung/ ingleichen des gewalt&#x017F;amen to-<lb/>
des; ich aber</hi> <hi rendition="#aq">NB.</hi> <hi rendition="#fr">vieler mu&#x0364;he und ver-<lb/>
drießligkeiten/ die ich doch nicht groß<lb/>
geachtet/ u&#x0364;berhoben blieben &#x017F;eyn.</hi></p><lb/>
          <p>12. Die&#x017F;es mag noch ferner erla&#x0364;utern ein ei-<lb/>
genha&#x0364;ndiges &#x017F;chreiben von Kuhlmanns mutter<lb/><hi rendition="#aq">Ro&#x017F;ina</hi> Kuhlmannin/ geborner Ludwigin/ &#x017F;o &#x017F;ie<lb/>
von ihres &#x017F;ohnes tod <hi rendition="#aq">anno</hi> 1690. den 5. <hi rendition="#aq">Julii</hi> aus<lb/>
Breßlau nach Am&#x017F;terdamm ge&#x017F;chrieben/ darin-<lb/>
nen unter andern folgendes &#x017F;tehet; <hi rendition="#fr">Melde</hi><note place="right">Noch um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndlicher<lb/>
bericht<lb/>
von Kuhl-<lb/>
manus<lb/>
mutter<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t.</note><lb/><hi rendition="#fr">mit&#x017F;chwerem hertzen/ daß eine per&#x017F;on/<lb/>
welche damals in Mo&#x017F;cau in der &#x017F;tadt<lb/>
Stolitze bey einem halben jahr gewe&#x017F;en/<lb/>
und auch als die&#x017F;er harte proceß mit<lb/>
meinem kinde vorgegangen/ &#x017F;olches da-<lb/>
mals &#x017F;einen eltern allhier in Breßlau be-<lb/>
richtet/ mir alles mu&#x0364;ndlich ver&#x017F;ich ert<lb/>
habe. Ach leider/ GOtt erbarme es/<lb/>
daß es wahr gnug i&#x017F;t/ die weil er alles be-<lb/>
richtete/ wie er bey einem kauffmann<lb/>
wa&#x0364;re eingezogen/ namens No&#xA75B;de&#xA75B;mann/<lb/>
bey &#x017F;elbem aber neben&#x017F;t dem kauffmann<lb/>
gefa&#x0364;nglich eingezogen/ auch zu harter<lb/>
tortur beyde angehalten. Das verbre-<lb/>
chen wa&#x0364;re die&#x017F;es/ weil er viel prophezey-<lb/>
et u&#x0364;ber Mo&#x017F;cau/ welches auch ge&#x017F;che-<lb/>
hen/ als haben &#x017F;ie ihn be&#x017F;chuldiget/ er<lb/>
habe die&#x017F;e wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft vom teuffel und<lb/>
durch zaubereyen erlanget/ vor welches<lb/>
er &#x017F;ich gnug&#x017F;am verantwortet/ als ha-<lb/>
ben die Je&#x017F;uiten ihren</hi> <hi rendition="#aq">con&#x017F;ens</hi> <hi rendition="#fr">und gut-<lb/>
achten wegen &#x017F;einer bu&#x0364;cher und &#x017F;chriff-<lb/>
ten &#x017F;agen &#x017F;ollen/ welche geantwortet/<lb/>
daß &#x017F;eine &#x017F;chriften und bu&#x0364;che&#xA75B; nicht Mo-<lb/>
&#x017F;cau/ &#x017F;ondern den Pab&#x017F;t und Ka&#x0364;y&#x017F;er an-<lb/>
giengen. Die Reformirten haben gleich-</hi><note place="right">Klage<lb/>
u&#x0364;ber die<lb/>
Lutheri-<lb/>
&#x017F;chen Pre-<lb/>
diger.</note><lb/><hi rendition="#fr">falls nichts des todes werth befunden/<lb/>
der Patriarch und Lutheraner Prediger<lb/>
haben in&#x017F;ta&#x0364;ndig gebeten/ der</hi> <hi rendition="#aq">Czaar</hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;olte<lb/>
&#x017F;ie aus dem wege ra&#x0364;umen/ damit nichts<lb/>
neues auffgebracht/ und Mo&#x017F;cau ruhig<lb/>
bliebe; es wa&#x0364;re abe&#xA75B; gute hoffnung gewe-<lb/>
&#x017F;en/ daß &#x017F;ie wu&#x0364;&#xA75B;den loß kommen/ und aus<lb/>
ihrem gefa&#x0364;ngniß erlediget werden. Ach</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Dritter Cheil. Bb 2</hi></fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">leider</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0207] Th. III. C. XIX. Von Quirino Kuhlmann. „gung publicirt/ und dem kirchen-convent de- „rer Reformirten præſentiren laſſen/ auch heim- „|lich allerhand buͤcher ausgeſtreuet/ darinn er „ſich vor den Sohn des Sohnes GOttes aus- „gegeben/ der in die welt geſchicket waͤre/ ein „Chiliaſtiſches reich auffzurichten. Forn auff „die buͤcher haͤtte er ſein eheweib mit ſonnen- „ſtrahlen und mit einer crone von 12. ſternen „ſamt dem mond unter den fuͤſſen als eine Koͤ- „nigin des neuen Jeruſalems abmahlen laſſen. „Weil nun Nordermann dieſe weiſſagung auch „einem Miniſter gegeben/ und es alſo dem „Patriarchen kund worden/ habe dieſer die Lu- „theriſchen und Reformirten Prediger vor ſich „gefordert/ und ſie wegen des Kuhlmanns be- „fragt. Dieſe haͤtten ihm ein ſolch zeug- „niß gegeben/ wie es ein ſolcher Fanaticus „werth geweſen. Man haͤtte ihn darauff „mit Nordermannen gefangen geſetzet/ und ſei- „ne Gotteslaͤſterungen aus ſeinen buͤchern gezo- „gen/ auch die Paſtores gefragt/ ob ſie es auch „mit ihm hielten. (Da man denn leicht geden- „cken kan/ daß ſie nicht werden ja geſagt haben.) „Dieſe haͤtten es beſtaͤndig geleugnet/ und die „Fanatiſchen blaſphemien in die hoͤlle verdam- „met. Jahr MDC. biß MDCC. Falſche anklagen. Befoͤrde- rung ſei- nes todes. Gefan- geuſchafft. 10. „ Man haͤtte dieſe beyde hernach peinlich „gefragt/ da denn Kuhlmann anfaͤnglich mit „feuer vom himmel gedrohet/ aber bald nach „haͤrterer peinigung um verzeihung gebeten/ „und noch einen mahler verrathen/ der in dieſe „lande gezogen. Dieſer waͤre hernach im ge- „faͤngniß an gifft geſtorben/ jene aber ver- „brannt/ und ihre ſchrifftenbey leib-und lebens- „ſtraffe verboten worden. Die Bœhmiſten „haͤtten ſich nach dieſem nicht mehr ſehen laſſen/ „und ſchiene es/ als wenn ſie nunmehꝛ den „aller heiligſten glauben der Lutheri- „ſchen kirche beſſer annehmen. (Nach- „dem man ſie nemlich mit feuer und ſchwerd be- „trohet) So weit gehet der gedachte brieff/ zu welchem ich noch einige andere nachricht aus D. Samuel Schelwigs ſectiriſcher Pietiſterey p. I. Artic. VIII. pag. 49. fuͤge/ allwo eben dieſes M. Meineckens Lutheriſchen Paſtoris in der Teutſchen Slaboda vor Moſcau ſend-brieff an D. Breverum Superintendenten in Riga ange- fuͤhret wird/ darinnen er ausdruͤcklich bekennet/ wie er ſelbſt denen barbariſchen Moſcowitern zu dieſer grauſamen ſache der urheber geweſen. Denn ſo lauten ſeine eigene worte: Er (Kuhl- mann) hat hier ſchier ſolche haͤndel an- gefangen/ als anno 1669. Thomas Tanto und Jacob Taube in Luͤbeck anfiengen/ und conventicula gehalten/ uͤber das auch ein tractaͤtgen in 8vo. ein ſchand-buch/ ein ſchmaͤh-und laͤſter-buch/ darin er wider reine Evangeliſche Miniſteria gelaͤſtert/ vielen inſinuiren laſſen/ davon mir auch eines zu haͤnden kam: So habe ich auch gethan/ was meine ſeelen-ſorge und die wolfarth meiner anvertraueten gemei- ne und anderer Chriſten erfordert/ wel- ches durch Gottes gnade ſo weit NB. ge- lungen/ daß nicht allein einige die con- venticula gemeidet/ und einige/ ſo ſchon darinnen/ daraus getreten/ ſondern daß es auch vor den Herꝛn Patriarchen und folgends vor die Herꝛn Czaaren kommen. Seltſame bekebrung der Boͤh- miſten. Des Luthe- riſchen Pfarrers geſtaͤnd- niß/ daß er Kuhlman- nen zum tod ge- bracht. 11. Ferner ſchreibet eben derſelbe vom 5. Octobris (war gleich der tag nach Kuhlmanns verbrennung/ an welchem dieſer Pfarrer die froͤ- liche poſt denen andern brachte) 1689. p. II. Ar- tic. IX. pag. 58. an Breverum: Daß er die thorheit dieſes anfuͤhrers der Bœhmiſten auff der cantzel geſtrafft/ und mit noch groͤſſerm leidweſen dennoch ſehen muͤſ- ſen/ daß als Kuhlmann unter dem na- men Ludwigs Ludovici dahin gekom- men/ ſich bey 30. Bœhmiſten zu ihm ge- ſchlagen/ die aber/ als er und Norder- mann den 4. Octobris nach vieler ausge- ſtandenen marter offentlich verbrannt wurde/ ſich bald von einander getren- net/ und die fluͤgel ſincken laſſen. Und weiter pag. 255. ſchreibet Meinecke: Jch ha- be ihn vorungluͤck gewarnet und ernſt- lich vermahnet/ er ſolte ſich hier ſtille verhalten/ und ſich nicht aͤuſſern: Solte ich etwas vermercken/ wuͤrde ich thun was mein amt und gewiſſen erforderte/ und mich ſeinem fanatiſchen geiſt NB. mit macht wiederſetzen. Waͤre wol gewe- ſen/ wenn er meiner treuhertzigen ver- mahnung gefolgt/ ſo wuͤrde er der ſchmaͤh-und ſchmertzlichen beſchimpf- fung/ ingleichen des gewaltſamen to- des; ich aber NB. vieler muͤhe und ver- drießligkeiten/ die ich doch nicht groß geachtet/ uͤberhoben blieben ſeyn. Jahr MDC. biß MDCC. 12. Dieſes mag noch ferner erlaͤutern ein ei- genhaͤndiges ſchreiben von Kuhlmanns mutter Roſina Kuhlmannin/ geborner Ludwigin/ ſo ſie von ihres ſohnes tod anno 1690. den 5. Julii aus Breßlau nach Amſterdamm geſchrieben/ darin- nen unter andern folgendes ſtehet; Melde mitſchwerem hertzen/ daß eine perſon/ welche damals in Moſcau in der ſtadt Stolitze bey einem halben jahr geweſen/ und auch als dieſer harte proceß mit meinem kinde vorgegangen/ ſolches da- mals ſeinen eltern allhier in Breßlau be- richtet/ mir alles muͤndlich verſich ert habe. Ach leider/ GOtt erbarme es/ daß es wahr gnug iſt/ die weil er alles be- richtete/ wie er bey einem kauffmann waͤre eingezogen/ namens Noꝛdeꝛmann/ bey ſelbem aber nebenſt dem kauffmann gefaͤnglich eingezogen/ auch zu harter tortur beyde angehalten. Das verbre- chen waͤre dieſes/ weil er viel prophezey- et uͤber Moſcau/ welches auch geſche- hen/ als haben ſie ihn beſchuldiget/ er habe dieſe wiſſenſchafft vom teuffel und durch zaubereyen erlanget/ vor welches er ſich gnugſam verantwortet/ als ha- ben die Jeſuiten ihren conſens und gut- achten wegen ſeiner buͤcher und ſchriff- ten ſagen ſollen/ welche geantwortet/ daß ſeine ſchriften und buͤcheꝛ nicht Mo- ſcau/ ſondern den Pabſt und Kaͤyſer an- giengen. Die Reformirten haben gleich- falls nichts des todes werth befunden/ der Patriarch und Lutheraner Prediger haben inſtaͤndig gebeten/ der Czaar ſolte ſie aus dem wege raͤumen/ damit nichts neues auffgebracht/ und Moſcau ruhig bliebe; es waͤre abeꝛ gute hoffnung gewe- ſen/ daß ſie wuͤꝛden loß kommen/ und aus ihrem gefaͤngniß erlediget werden. Ach leider Noch um- ſtaͤndlicher bericht von Kuhl- manus mutter ſelbſt. Klage uͤber die Lutheri- ſchen Pre- diger. A. K. H. Dritter Cheil. Bb 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/207
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/207>, abgerufen am 06.05.2024.