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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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denen Pajonisten/ Gewissenern/ neuen Manichaeern/ u. s. f.
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MDC.
biß
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"ten/ den andern sey es die hölle. Zwischen dem
"ehstand und der hurerey sey auch kein unter-
"schied/ und so weiter/ wie es in gedachter schrift
zu finden ist/ dieser und dergleichen sätze wegen
hat man nun den Auctorem gemeiniglich unter
die Atheisten gezehlet/ und mag er vermuthlich
eine und die andere mißbräuche und gemeine
mängel in kirchen/ schulen und gerichten
attendirt haben/ daran er sich geärgert/
und auff die elenden gedancken gerathen/ als
sey es mit dem wesen der Christlichen religion
eben auch so elend bewandt/ von welchem ur-
sprung der meisten Atheisten in der historie selbst
zur gnüge geredet worden; vid. interim Sagitta-
riusintrod. in hist. Eccles. p. 879. Joh. Musae-
us l. c. Scherzerus systemat. Theol. p. 621. &c.

Der Pajo-
nist
en ur-
sprung/

8. Unter denen Reformirten gab es um das
jahr 1680. und weiter hin auch viel auffsehens
über gewissen personen/ die man hernach die
Pajonisten nennete. Von einem Frantzösischen
Lehrer Claude Pajon, welcher unter den Hugo-
nott
en erstlich ein Professor zu Saumur, nach-
mals ein Prediger zu Orleans gewesen. Die-
ser hatte bey seinen lebzeiten unterschiedliche
schrifften publicirt/ welche wegen ihrer scharff-
sinnigkeit und zierligkeit gar sehr beliebet
worden/ wie ihn auch sein vornehmster wider-
sacher D. Petrus Jurieu im anfang seines Tra-
ctats de la nature & de la grace
deswegen ge-
rühmet. Jn selbigen büchern hatte Pajon
von der unmittelbaren gnade in der bekeh-
rung des menschen eines und das andere
gesetzet/ daß man schlosse/ er leugnete wol
dieselbe gantz/ und wäre mit den Pelagianern
Fortgang/dißfalseinig. Es sollen hierüber von den Hu-
gonott
en in Franckreich/ weil sie noch etwas
frey handthieren dürffen/ unterschiedene Synodi
hiewieder gehalten worden seyn. Nach dem aber
die troublen daselbst immer mehr überhand ge-
nommen/ hat er/ wie Jurieu darüber klaget/ seine
meinungen ungehindert fortpflantzen können/
ist auch darinnen verstorben. Nach derzeit ha-
ben seine discipul die sache immer weiter getrie-
ben/ so daß der gedachte Jurieu anno 1688.
seinen Tractat wieder sie geschrieben/ und sie öf-
fentlich des Pelagianismi und Socinianismi be-
schuldiget/ zu förderst hält er davor/ Pajon sey
durch die schrifften Episcopii und Curcellaei
verführet worden/ wie auch durch ein buch/
welches einer namens Rohdo de Supposito ge-
schrieben/ der deßwegen zu Tolose von den Pa-
pisten verbrant worden. Die summam aber
der Pajonistischen meinungen stellet er im an-
fang des Tractats also vor:

Lehren.

9. GOtt hat nach seinem willen die
erschaffung der welt bestimmet und in
der zeit vollbracht/ indem er eine solche

machine hervorgebracht/ darinnentheils
unvernünfftige theils vernünfftige
und freye creaturen seyn solten. Dieser

machine hat er eine allgemeine bewe-
gung eingedrucket/ welche biß ans en-
de der welt tauren solte/ und durch ihre
werckzeuge alle
particular bewegungen
und zufällige ausgänge wircken. Bey
so gestalten sachen ist nicht nöthig ge-
wesen/ daß GOtt nach der schöpffung
weiter hand anlegte/ oder durch neue
wirckung/ und einen so genanten
con-
[Spaltenumbruch] cursum
den creaturen beystünde. DennJahr
MDC.
biß
MDCC.

aus jener ersten impression hat alles her-
nach von sich selbsten also erfolgen müs-
sen/ wie es GOtt zu vor versehen hatte.
Nach der nothwendigen und unauff-
lößlichen
connexion deren ursachen: aus-
genommen wenn es GOtt nach seiner
unumschränckten freyheit gefallen
möchte/ bißweilen andersund ausseror-
dentlich durch wunderwercke zu wir-
Wiederle-
gung und
unterdru-
ckung.

cken. Und hieraus ziehet Jurieu viel andere
meinungen/ welche eben auff diesen zweck hin-
auslauffen/ ob er sie wol aus der Pajonisten
schrifften von wort zu wort nicht beweisen
kan. Wider diese meinungen aber haben sich/
wie gemeldet/ alsbald unterschiedliche gesetzet/
wiewol ohne sonderlichen effect, biß nach gesche-
hener verbannung derer Hugenotten aus
Franckreich auf einem synodo zu Roterdaman-
no
1686. die Wallonische Prediger alle aus
Franckreich geflüchtete Lehrer zusammen beruffen/
und selbige theils über den meinungen des be-
kanten Mosis Amyraldi, welche dem Dord-
rechtischen synodo entgegen stünden/ theils des
gedachten Pajons solenniter befragten. Da
denn keiner von diesen sich heraus ließ/ daß er es
mit dem Pajon hielte: Vielmehr unterschriebe sie
alle ein gewisses edict, worinne sie sich dem Dord-
rechtischen synodo verbindlich machen/ und hin-
gege allen Pelagianischen lehren absagen musten.
Nachdem dieses also nach wunsch geschehen/
wurden sie nicht allein tolerirt/ sondern auch
hin und wieder befördert/ wiewol unterschiedli-
che nachmals Leydeckerus und andere aller-
hand ketzereyen und sonderlich des Socinianismi
beschuldiget haben. Seit dem ist es gleich-
wol auch von dieser sache wiederum stille wor-
den vid. Acta Erudit. anno 1686. pag 597. seq.
Friedr. Spanhemius & ex eo Auctor libri de
Boekzaal van Europe ad ann. 1692. pag. 335.
Valent. Ernest. Loescherus Exercitat. de Claudii
Pajoni Doctrina & fatis, Lips. 1691. 12. Ben-
them.
Holländ. kirchen-Staat. P. II. C. II. p.
91. u. f.

10. Gleich wie im ersten theil der Kirchen-Manichae-
er/ ob sie
im 17. se-
culo
gewe-
sen.

und Ketzer-historie durch unterschiedliche Se-
cula
gewiesen ist/ daß die jenigen/ welche man
absonderlich verhasset machen wollen sehr off-
te mit dem namen der Manichäer beleget
worden; also finden sich auch bey den letzten
Seculis dergleichen exempel. Wie ich im sechs-
zehenden buch bey der Flacianischen historie
gedacht habe. Jn dem siebenzehenden Seculo
finden sich zwar auch hin und wieder solche
namen/ damit man einem und dem andern zu
schaden und wehe zu thun gemeinet: aber von
einer eigenen Manichäischen Secte ist eben
nichts gewisses oder gründliches zu finden.
Gleichwol hat ein Prediger in der Lausnitz/
Martinus Francisci, Diaconus zu Muscau/ An-
no 1678. eine weitläufftige Schrifft publi-
ci
rt unter dem titul: Der verkehrte nun
bekehrte Manichäer/
worinnen er bloß auf
relation eines jungen Menschen/ der mit dem
Teuffel einen bund gemacht gehabt/ versichern
will/ daß in Holland über 13000. familien
von Manichäern lebten/ wiewol ohne freyheit
ihrer Religions-übungen. Hierinne werden
solchen Leuten pag. 162. und anderswo fast
eben solche dinge beygelegt/ die wir im ersten

theil

denen Pajoniſten/ Gewiſſenern/ neuen Manichæern/ u. ſ. f.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
„ten/ den andern ſey es die hoͤlle. Zwiſchen dem
„ehſtand und der hurerey ſey auch kein unter-
„ſchied/ und ſo weiter/ wie es in gedachter ſchrift
zu finden iſt/ dieſer und dergleichen ſaͤtze wegen
hat man nun den Auctorem gemeiniglich unter
die Atheiſten gezehlet/ und mag er vermuthlich
eine und die andere mißbraͤuche und gemeine
maͤngel in kirchen/ ſchulen und gerichten
attendirt haben/ daran er ſich geaͤrgert/
und auff die elenden gedancken gerathen/ als
ſey es mit dem weſen der Chriſtlichen religion
eben auch ſo elend bewandt/ von welchem ur-
ſprung der meiſten Atheiſten in der hiſtorie ſelbſt
zur gnuͤge geredet worden; vid. interim Sagitta-
riusintrod. in hiſt. Eccleſ. p. 879. Joh. Muſæ-
us l. c. Scherzerus ſyſtemat. Theol. p. 621. &c.

Der Pajo-
niſt
en ur-
ſprung/

8. Unter denen Reformirten gab es um das
jahr 1680. und weiter hin auch viel auffſehens
uͤber gewiſſen perſonen/ die man hernach die
Pajoniſten nennete. Von einem Frantzoͤſiſchen
Lehrer Claude Pajon, welcher unter den Hugo-
nott
en erſtlich ein Profeſſor zu Saumur, nach-
mals ein Prediger zu Orleans geweſen. Die-
ſer hatte bey ſeinen lebzeiten unterſchiedliche
ſchrifften publicirt/ welche wegen ihrer ſcharff-
ſinnigkeit und zierligkeit gar ſehr beliebet
worden/ wie ihn auch ſein vornehmſter wider-
ſacher D. Petrus Jurieu im anfang ſeines Tra-
ctats de la nature & de la grace
deswegen ge-
ruͤhmet. Jn ſelbigen buͤchern hatte Pajon
von der unmittelbaren gnade in der bekeh-
rung des menſchen eines und das andere
geſetzet/ daß man ſchloſſe/ er leugnete wol
dieſelbe gantz/ und waͤre mit den Pelagianern
Fortgang/dißfalseinig. Es ſollen hieruͤber von den Hu-
gonott
en in Franckreich/ weil ſie noch etwas
frey handthieren duͤrffen/ unterſchiedene Synodi
hiewieder gehalten worden ſeyn. Nach dem aber
die troublen daſelbſt immer mehr uͤberhand ge-
nom̃en/ hat er/ wie Jurieu daruͤber klaget/ ſeine
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iſt auch darinnen verſtorben. Nach derzeit ha-
ben ſeine diſcipul die ſache immer weiter getrie-
ben/ ſo daß der gedachte Jurieu anno 1688.
ſeinen Tractat wieder ſie geſchrieben/ und ſie oͤf-
fentlich des Pelagianiſmi und Socinianiſmi be-
ſchuldiget/ zu foͤrderſt haͤlt er davor/ Pajon ſey
durch die ſchrifften Epiſcopii und Curcellæi
verfuͤhret worden/ wie auch durch ein buch/
welches einer namens Rohdo de Suppoſito ge-
ſchrieben/ der deßwegen zu Toloſe von den Pa-
piſten verbrant worden. Die ſummam aber
der Pajoniſtiſchen meinungen ſtellet er im an-
fang des Tractats alſo vor:

Lehren.

9. GOtt hat nach ſeinem willen die
erſchaffung der welt beſtimmet und in
der zeit vollbracht/ indem er eine ſolche

machine hervorgebracht/ darinnentheils
unvernuͤnfftige theils vernuͤnfftige
und freye creaturen ſeyn ſolten. Dieſer

machine hat er eine allgemeine bewe-
gung eingedrucket/ welche biß ans en-
de der welt tauren ſolte/ und durch ihre
werckzeuge alle
particular bewegungen
und zufaͤllige ausgaͤnge wircken. Bey
ſo geſtalten ſachen iſt nicht noͤthig ge-
weſen/ daß GOtt nach der ſchoͤpffung
weiter hand anlegte/ oder durch neue
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con-
[Spaltenumbruch] curſum
den creaturen beyſtuͤnde. DennJahr
MDC.
biß
MDCC.

aus jener erſten impreſſion hat alles her-
nach von ſich ſelbſten alſo erfolgen muͤſ-
ſen/ wie es GOtt zu vor verſehen hatte.
Nach der nothwendigen und unauff-
loͤßlichen
connexion deren urſachen: aus-
genommen wenn es GOtt nach ſeiner
unumſchraͤnckten freyheit gefallen
moͤchte/ bißweilen andersund auſſeror-
dentlich durch wunderwercke zu wir-
Wiederle-
gung und
unterdru-
ckung.

cken. Und hieraus ziehet Jurieu viel andere
meinungen/ welche eben auff dieſen zweck hin-
auslauffen/ ob er ſie wol aus der Pajoniſten
ſchrifften von wort zu wort nicht beweiſen
kan. Wider dieſe meinungen aber haben ſich/
wie gemeldet/ alsbald unterſchiedliche geſetzet/
wiewol ohne ſonderlichẽ effect, biß nach geſche-
hener verbannung derer Hugenotten aus
Franckreich auf einem ſynodo zu Roterdaman-
no
1686. die Walloniſche Prediger alle aus
Franckreich gefluͤchtete Lehrer zuſam̃en beruffen/
und ſelbige theils uͤber den meinungen des be-
kanten Moſis Amyraldi, welche dem Dord-
rechtiſchen ſynodo entgegen ſtuͤnden/ theils des
gedachten Pajons ſolenniter befragten. Da
denn keiner von dieſen ſich heraus ließ/ daß er es
mit dem Pajon hielte: Vielmehꝛ unterſchriebē ſie
alle ein gewiſſes edict, woriñe ſie ſich dem Dord-
rechtiſchen ſynodo verbindlich machen/ und hin-
gegē allen Pelagianiſchen lehren abſagen muſten.
Nachdem dieſes alſo nach wunſch geſchehen/
wurden ſie nicht allein tolerirt/ ſondern auch
hin und wieder befoͤrdert/ wiewol unterſchiedli-
che nachmals Leydeckerus und andere aller-
hand ketzereyen und ſonderlich des Socinianiſmi
beſchuldiget haben. Seit dem iſt es gleich-
wol auch von dieſer ſache wiederum ſtille wor-
den vid. Acta Erudit. anno 1686. pag 597. ſeq.
Friedr. Spanhemius & ex eo Auctor libri de
Bœkzaal van Europe ad ann. 1692. pag. 335.
Valent. Erneſt. Lœſcherus Exercitat. de Claudii
Pajoni Doctrina & fatis, Lipſ. 1691. 12. Ben-
them.
Hollaͤnd. kirchen-Staat. P. II. C. II. p.
91. u. f.

10. Gleich wie im erſten theil der Kirchen-Manichæ-
er/ ob ſie
im 17. ſe-
culo
gewe-
ſen.

und Ketzer-hiſtorie durch unterſchiedliche Se-
cula
gewieſen iſt/ daß die jenigen/ welche man
abſonderlich verhaſſet machen wollen ſehr off-
te mit dem namen der Manichaͤer beleget
worden; alſo finden ſich auch bey den letzten
Seculis dergleichen exempel. Wie ich im ſechs-
zehenden buch bey der Flacianiſchen hiſtorie
gedacht habe. Jn dem ſiebenzehenden Seculo
finden ſich zwar auch hin und wieder ſolche
namen/ damit man einem und dem andern zu
ſchaden und wehe zu thun gemeinet: aber von
einer eigenen Manichaͤiſchen Secte iſt eben
nichts gewiſſes oder gruͤndliches zu finden.
Gleichwol hat ein Prediger in der Lauſnitz/
Martinus Franciſci, Diaconus zu Muſcau/ An-
no 1678. eine weitlaͤufftige Schrifft publi-
ci
rt unter dem titul: Der verkehrte nun
bekehrte Manichaͤer/
worinnen er bloß auf
relation eines jungen Menſchen/ der mit dem
Teuffel einen bund gemacht gehabt/ verſichern
will/ daß in Holland uͤber 13000. familien
von Manichaͤern lebten/ wiewol ohne freyheit
ihrer Religions-uͤbungen. Hierinne werden
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[191/0203] denen Pajoniſten/ Gewiſſenern/ neuen Manichæern/ u. ſ. f. „ten/ den andern ſey es die hoͤlle. Zwiſchen dem „ehſtand und der hurerey ſey auch kein unter- „ſchied/ und ſo weiter/ wie es in gedachter ſchrift zu finden iſt/ dieſer und dergleichen ſaͤtze wegen hat man nun den Auctorem gemeiniglich unter die Atheiſten gezehlet/ und mag er vermuthlich eine und die andere mißbraͤuche und gemeine maͤngel in kirchen/ ſchulen und gerichten attendirt haben/ daran er ſich geaͤrgert/ und auff die elenden gedancken gerathen/ als ſey es mit dem weſen der Chriſtlichen religion eben auch ſo elend bewandt/ von welchem ur- ſprung der meiſten Atheiſten in der hiſtorie ſelbſt zur gnuͤge geredet worden; vid. interim Sagitta- riusintrod. in hiſt. Eccleſ. p. 879. Joh. Muſæ- us l. c. Scherzerus ſyſtemat. Theol. p. 621. &c. Jahr MDC. biß MDCC. 8. Unter denen Reformirten gab es um das jahr 1680. und weiter hin auch viel auffſehens uͤber gewiſſen perſonen/ die man hernach die Pajoniſten nennete. Von einem Frantzoͤſiſchen Lehrer Claude Pajon, welcher unter den Hugo- notten erſtlich ein Profeſſor zu Saumur, nach- mals ein Prediger zu Orleans geweſen. Die- ſer hatte bey ſeinen lebzeiten unterſchiedliche ſchrifften publicirt/ welche wegen ihrer ſcharff- ſinnigkeit und zierligkeit gar ſehr beliebet worden/ wie ihn auch ſein vornehmſter wider- ſacher D. Petrus Jurieu im anfang ſeines Tra- ctats de la nature & de la grace deswegen ge- ruͤhmet. Jn ſelbigen buͤchern hatte Pajon von der unmittelbaren gnade in der bekeh- rung des menſchen eines und das andere geſetzet/ daß man ſchloſſe/ er leugnete wol dieſelbe gantz/ und waͤre mit den Pelagianern dißfalseinig. Es ſollen hieruͤber von den Hu- gonotten in Franckreich/ weil ſie noch etwas frey handthieren duͤrffen/ unterſchiedene Synodi hiewieder gehalten worden ſeyn. Nach dem aber die troublen daſelbſt immer mehr uͤberhand ge- nom̃en/ hat er/ wie Jurieu daruͤber klaget/ ſeine meinungen ungehindert fortpflantzen koͤnnen/ iſt auch darinnen verſtorben. Nach derzeit ha- ben ſeine diſcipul die ſache immer weiter getrie- ben/ ſo daß der gedachte Jurieu anno 1688. ſeinen Tractat wieder ſie geſchrieben/ und ſie oͤf- fentlich des Pelagianiſmi und Socinianiſmi be- ſchuldiget/ zu foͤrderſt haͤlt er davor/ Pajon ſey durch die ſchrifften Epiſcopii und Curcellæi verfuͤhret worden/ wie auch durch ein buch/ welches einer namens Rohdo de Suppoſito ge- ſchrieben/ der deßwegen zu Toloſe von den Pa- piſten verbrant worden. Die ſummam aber der Pajoniſtiſchen meinungen ſtellet er im an- fang des Tractats alſo vor: Fortgang/ 9. GOtt hat nach ſeinem willen die erſchaffung der welt beſtimmet und in der zeit vollbracht/ indem er eine ſolche machine hervorgebracht/ darinnentheils unvernuͤnfftige theils vernuͤnfftige und freye creaturen ſeyn ſolten. Dieſer machine hat er eine allgemeine bewe- gung eingedrucket/ welche biß ans en- de der welt tauren ſolte/ und durch ihre werckzeuge alle particular bewegungen und zufaͤllige ausgaͤnge wircken. Bey ſo geſtalten ſachen iſt nicht noͤthig ge- weſen/ daß GOtt nach der ſchoͤpffung weiter hand anlegte/ oder durch neue wirckung/ und einen ſo genanten con- curſum den creaturen beyſtuͤnde. Denn aus jener erſten impreſſion hat alles her- nach von ſich ſelbſten alſo erfolgen muͤſ- ſen/ wie es GOtt zu vor verſehen hatte. Nach der nothwendigen und unauff- loͤßlichen connexion deren urſachen: aus- genommen wenn es GOtt nach ſeiner unumſchraͤnckten freyheit gefallen moͤchte/ bißweilen andersund auſſeror- dentlich durch wunderwercke zu wir- cken. Und hieraus ziehet Jurieu viel andere meinungen/ welche eben auff dieſen zweck hin- auslauffen/ ob er ſie wol aus der Pajoniſten ſchrifften von wort zu wort nicht beweiſen kan. Wider dieſe meinungen aber haben ſich/ wie gemeldet/ alsbald unterſchiedliche geſetzet/ wiewol ohne ſonderlichẽ effect, biß nach geſche- hener verbannung derer Hugenotten aus Franckreich auf einem ſynodo zu Roterdaman- no 1686. die Walloniſche Prediger alle aus Franckreich gefluͤchtete Lehrer zuſam̃en beruffen/ und ſelbige theils uͤber den meinungen des be- kanten Moſis Amyraldi, welche dem Dord- rechtiſchen ſynodo entgegen ſtuͤnden/ theils des gedachten Pajons ſolenniter befragten. Da denn keiner von dieſen ſich heraus ließ/ daß er es mit dem Pajon hielte: Vielmehꝛ unterſchriebē ſie alle ein gewiſſes edict, woriñe ſie ſich dem Dord- rechtiſchen ſynodo verbindlich machen/ und hin- gegē allen Pelagianiſchen lehren abſagen muſten. Nachdem dieſes alſo nach wunſch geſchehen/ wurden ſie nicht allein tolerirt/ ſondern auch hin und wieder befoͤrdert/ wiewol unterſchiedli- che nachmals Leydeckerus und andere aller- hand ketzereyen und ſonderlich des Socinianiſmi beſchuldiget haben. Seit dem iſt es gleich- wol auch von dieſer ſache wiederum ſtille wor- den vid. Acta Erudit. anno 1686. pag 597. ſeq. Friedr. Spanhemius & ex eo Auctor libri de Bœkzaal van Europe ad ann. 1692. pag. 335. Valent. Erneſt. Lœſcherus Exercitat. de Claudii Pajoni Doctrina & fatis, Lipſ. 1691. 12. Ben- them. Hollaͤnd. kirchen-Staat. P. II. C. II. p. 91. u. f. Jahr MDC. biß MDCC. Wiederle- gung und unterdru- ckung. 10. Gleich wie im erſten theil der Kirchen- und Ketzer-hiſtorie durch unterſchiedliche Se- cula gewieſen iſt/ daß die jenigen/ welche man abſonderlich verhaſſet machen wollen ſehr off- te mit dem namen der Manichaͤer beleget worden; alſo finden ſich auch bey den letzten Seculis dergleichen exempel. Wie ich im ſechs- zehenden buch bey der Flacianiſchen hiſtorie gedacht habe. Jn dem ſiebenzehenden Seculo finden ſich zwar auch hin und wieder ſolche namen/ damit man einem und dem andern zu ſchaden und wehe zu thun gemeinet: aber von einer eigenen Manichaͤiſchen Secte iſt eben nichts gewiſſes oder gruͤndliches zu finden. Gleichwol hat ein Prediger in der Lauſnitz/ Martinus Franciſci, Diaconus zu Muſcau/ An- no 1678. eine weitlaͤufftige Schrifft publi- cirt unter dem titul: Der verkehrte nun bekehrte Manichaͤer/ worinnen er bloß auf relation eines jungen Menſchen/ der mit dem Teuffel einen bund gemacht gehabt/ verſichern will/ daß in Holland uͤber 13000. familien von Manichaͤern lebten/ wiewol ohne freyheit ihrer Religions-uͤbungen. Hierinne werden ſolchen Leuten pag. 162. und anderswo faſt eben ſolche dinge beygelegt/ die wir im erſten theil Manichæ- er/ ob ſie im 17. ſe- culo gewe- ſen.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/203>, abgerufen am 06.05.2024.