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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XIIX. Von Francisco Josepho Burrhi,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
und dem Sohne anzutreffen sey. Jn
der continuatione der Chronologiae Boxhorn.
wird noch dieses hinzugethan p. 172.
Erhätte englische offenbahrung vorge-
geben/ sich einen
defensorem Christi genen-
net/ der den
Chiliasmum mit gewaffne-
ter hand einführen solte/ von 3. Gott-
heiten geredet/
und dergleichen. Noch an-
dere haben der sache wiederum eine andere form
gegeben/ und nachdem sie selbige etwa schreck-
lich und abscheulich gnug zu machen getrach-
tet/ auch allerhand ungereimte dinge dazu zu
dichten vor erlaubt und verantwortlich gehal-
ten. Siehe unter andern das Diarium Europ.
l. c.
und To. XXII. p. 347. To. XXIII. p. 34.
und 249. Frischmann in Bur. Sacr. p. 3. u. f.
Ziegler im schau-platz der zeit p. 1167.
Fellerus l. c. Auctor continuat. Histor. Jonsto-

Lob von
anderen.
ni & plures; wiewol immittelst auch einige sich
gefunden/ welche den Burrhi auffs höchste her-
ausgestrichen und ihn einen Phoenix dieses se-
culi,
ja das letzte wunderwerck der natur
genennet/ einen Reformatorem der natür-
lichen dinge/
die sonne der medicin, das
licht der
Chimie und s. w. wie Andr. Carolus
in seinen Memorab. T. II. L. VII. c. IV. pag. 235.
aus einem ungenanten scribenten anführet.

5. Die verständigen haben vorlängst an die-
Bescheide-
ners ur-
theil von
ihm.
sem Burrhi so wol als seines gleichen Alchimi-
sten eine übermäßige ruhmredigkeit und affe-
ctir
te allwissenheit angemercket/ dadurch diese
leute gemeiniglich einander selbst mit ungemei-
nen und übermenschlichen lob-sprüchen erheben
und auffblehen/ und so fort auch diejenigen ga-
ben/ die sie noch von GOtt in den geheimnissen
der natur erlanget/ entweder verlieren/ oder doch
bey den klugen verhasset und spöttlich machen.
Allen umständen nach ist kein zweiffel/ daß die-
ser Burrhi etwas ungemeines in geheimen wis-
senschafften gehabt/ und eben deßwegen/ weil
seine erkäntniß/ so wol in natürlichen als Gött-
lichen dingen/ die gräntzen der gemeinen mei-
nungen überschritten/ von mißgönstigen/ un-
wissenden und heuchlern leiden müssen. Es ist
ihm aber ohne zweiffel nach GOttes weiser vor-
sehung nöthig und nützlich gewesen/ daß er
durch der Clerisey verfolgung verhindert wor-
Burthi
ewige ge-
fängniß/
den/ sich nicht zu überheben. Dennals er gedach-
ter massen nach Rom gefänglich gebracht wor-
den/ hat man ihm so lange zugesetzet/ biß er
anno 1672. die ihm beygemessenen lehren revo-
cir
en und abschweren müssen. Nichts desto-
weniger ist er eben wie hernach Molinos von der
inquisition zum ewigen gefängniß verdammet
und tra-
ctament
darinnen.
worden. Hierinne ist er viel jahre lang geses-
sen/ biß etwa um das jahr 1686. der Hertzog
von Etrees einmal schwerlich darnieder gelegen/
welcher aus sonderbarer confidentz zu des Bur-
rhi
wissenschafft in der medicin ihn auff erlaub-
niß des Pabsts zu sich kommen und von ihm sich
curiren lassen. Und als die cur glücklich abge-
lauffen/ hat der Hertzog zur vergeltung es so
weit vermittelt/ daß Burrhi nicht mehr in sei-
nem schlimmen gefängniß/ sondern auff der En-
gelburg arrestirt bleiben dürffen. Jn solchem
zustand hat er nun von selbiger zeit an ziemlich
frey gelebet/ und auch noch einen theil von sei-
nem patrimonio genossen/ wiewol es ihm der
geitz seiner richter mercklich beschnitten hat/ und
von 8000. thalern jährliches einkommens ihm
[Spaltenumbruch] nicht über 1500. zukommen lassen. JndessenJahr
MDC.
biß
MDCC.

hat er seine zeit mit der Chimie zugebracht/ und
ist von vielen einheimischen und fremden im-
merzu besuchet worden/ wie ihn auch vor wenig
jahren ein Teutscher Passagier daselbst noch ge-
sprochen hat.

6. Bißher haben wir einige troublen in der
Römischen kirche besehen: Nun wenden wir
uns wieder zu den Protestanten/ und bemercken/
was unter denselben in den letzten jahren/ so weit
nemlich die gräntzen unserer kirchen-historie gese-
tzet sind/ vor streitigkeiten vor gegangen. Unter denGewisse-
ner in
Sachsen/

Lutheranern war um das jahr 1673. viel redens
in Sachsen von einer secte der so genanten Ge-
wissener/
welche durch etliche scartequen/ son-
derlich auff denen Universitäten Jehna und
Alrorff bekant worden. Der vornemste Ur-
heber derselben wurde ein Studente benamt/
Matthias von Knutzen oder Knutz/ bürtigihr ur-
sprung/

von Oldensvort aus dem Eiderstädtischen in
Hollstein. Dieser soll zu Jehna folgende Teut-
sche schrifften ausgestreuet haben.

Ein gespräch zwischen einem gast-Schriff-
ten/

wirth und dreyen ungleicher religion
gästen.

Ein gespräch zwischen einem Feld-
Prediger
D. Heinrich Brunder und einem
Lateinischen Musterschreiber.

Und endlich

Eine Lateinische Epistel.

Jn dem umschlag der einen schrifft hatte der
Auctor gesetzet/ es wären bereits in 700. personen
zu Jehna/ welche dieser lehre so wol unter
Bürgern als Studenten beypflichteten. Da-
bey einem Buchführer/ welchem selbige ins
hauß geworffen worden/ gedrohet ward/ er
solte diese sache in die Advisen setzen/ oder man
wolte ihn mit einer wind-büchse auff der gasse
niederschiessen. Man hat hierauff scharff in-
quirir
et/ aber niemand/ geschweige eine so gros-
se anzahl/ finden können/ der sich zu diesen din-
gen bekennen wollen. Weil aber die Universi-
t
ät dadurch sehr ins geschrey kam/ ließ D. Johan.
Musaeus anno
74. die gedachten schrifften ne-
benst einer widerlegung drucken/ unter dem Ti-
tul:
Ableinung der ausgesprengten ver-Wieder-
legung.

leumdung/ ob wäre in der Fürstlichen
Residentz Jehna eine neue
secte der so ge-
nanten Gewissener entstanden.

7. Aus dieser schrifft erhellet gnugsam/ daß
sich bey dem erfinder die boßheit und blindheit
der verderbten natur öffentlich hervorgethan/
in dem er an statt der H. Schrifft/ welche er als"Meinun-
gen.

ein fabel-buch verworffen/ zum principio im"
glauben und leben allein die vernunfft und"
das gewissen gesetzet. Dieses aber hat er also"
beschrieben/ daß es so ferne zur vollkommenen"
regul dienen könne/ als es nicht bey einem ein-"
tzeln menschen/ als der wol irren könte/ sondern"
bey vielen leuten zugleich zu betrachten sey/"
und zwar bey solchen/ welche ehrlich lebten/ nie-"
mand beleidigten/ und jedem das seine zu zueig-"
nen lehrten. Hieraus folgte ferner/ daß die-"
ses dem menschen gnug wäre/ und er weiter"
weder GOttes wort noch Lehrer noch Regen-"
ten brauchte. Es wäre auch kein teuffel und"
keine hölle/ keine belohnung der frommen oder"
bestraffung der bösen zu erwarten/ sondern"
das gewissen sey der himmel denen/ die wol leb-"

ten/

Th. III. C. XIIX. Von Franciſco Joſepho Burrhi,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
und dem Sohne anzutreffen ſey. Jn
der continuatione der Chronologiæ Boxhorn.
wird noch dieſes hinzugethan p. 172.
Erhaͤtte engliſche offenbahrung vorge-
geben/ ſich einen
defenſorem Chriſti genen-
net/ der den
Chiliaſmum mit gewaffne-
ter hand einfuͤhren ſolte/ von 3. Gott-
heiten geredet/
und dergleichen. Noch an-
dere haben der ſache wiederum eine andere form
gegeben/ und nachdem ſie ſelbige etwa ſchreck-
lich und abſcheulich gnug zu machen getrach-
tet/ auch allerhand ungereimte dinge dazu zu
dichten vor erlaubt und verantwortlich gehal-
ten. Siehe unter andern das Diarium Europ.
l. c.
und To. XXII. p. 347. To. XXIII. p. 34.
und 249. Friſchmann in Bur. Sacr. p. 3. u. f.
Ziegler im ſchau-platz der zeit p. 1167.
Fellerus l. c. Auctor continuat. Hiſtor. Jonſto-

Lob von
anderen.
ni & plures; wiewol immittelſt auch einige ſich
gefunden/ welche den Burrhi auffs hoͤchſte her-
ausgeſtrichen und ihn einen Phœnix dieſes ſe-
culi,
ja das letzte wunderwerck der natur
genennet/ einen Reformatorem der natuͤr-
lichen dinge/
die ſonne der medicin, das
licht der
Chimie und ſ. w. wie Andr. Carolus
in ſeinen Memorab. T. II. L. VII. c. IV. pag. 235.
aus einem ungenanten ſcribenten anfuͤhret.

5. Die verſtaͤndigen haben vorlaͤngſt an die-
Beſcheide-
ners ur-
theil von
ihm.
ſem Burrhi ſo wol als ſeines gleichen Alchimi-
ſten eine uͤbermaͤßige ruhmredigkeit und affe-
ctir
te allwiſſenheit angemercket/ dadurch dieſe
leute gemeiniglich einander ſelbſt mit ungemei-
nen und uͤbermenſchlichen lob-ſpruͤchen erheben
und auffblehen/ und ſo fort auch diejenigen ga-
ben/ die ſie noch von GOtt in den geheimniſſen
der natur erlanget/ entweder verlieren/ oder doch
bey den klugen verhaſſet und ſpoͤttlich machen.
Allen umſtaͤnden nach iſt kein zweiffel/ daß die-
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ſenſchafften gehabt/ und eben deßwegen/ weil
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lichen dingen/ die graͤntzen der gemeinen mei-
nungen uͤberſchritten/ von mißgoͤnſtigen/ un-
wiſſenden und heuchlern leiden muͤſſen. Es iſt
ihm aber ohne zweiffel nach GOttes weiſer vor-
ſehung noͤthig und nuͤtzlich geweſen/ daß er
durch der Cleriſey verfolgung verhindert wor-
Burthi
ewige ge-
faͤngniß/
den/ ſich nicht zu uͤberheben. Dennals er gedach-
ter maſſen nach Rom gefaͤnglich gebracht wor-
den/ hat man ihm ſo lange zugeſetzet/ biß er
anno 1672. die ihm beygemeſſenen lehren revo-
cir
en und abſchweren muͤſſen. Nichts deſto-
weniger iſt er eben wie hernach Molinos von der
inquiſition zum ewigen gefaͤngniß verdammet
und tra-
ctament
darinnen.
worden. Hierinne iſt er viel jahre lang geſeſ-
ſen/ biß etwa um das jahr 1686. der Hertzog
von Etrées einmal ſchwerlich daꝛnieder gelegen/
welcher aus ſonderbarer confidentz zu des Bur-
rhi
wiſſenſchafft in der medicin ihn auff erlaub-
niß des Pabſts zu ſich kommen und von ihm ſich
curiren laſſen. Und als die cur gluͤcklich abge-
lauffen/ hat der Hertzog zur vergeltung es ſo
weit vermittelt/ daß Burrhi nicht mehr in ſei-
nem ſchlimmen gefaͤngniß/ ſondern auff der En-
gelburg arreſtirt bleiben duͤrffen. Jn ſolchem
zuſtand hat er nun von ſelbiger zeit an ziemlich
frey gelebet/ und auch noch einen theil von ſei-
nem patrimonio genoſſen/ wiewol es ihm der
geitz ſeiner richter mercklich beſchnitten hat/ und
von 8000. thalern jaͤhrliches einkommens ihm
[Spaltenumbruch] nicht uͤber 1500. zukommen laſſen. JndeſſenJahr
MDC.
biß
MDCC.

hat er ſeine zeit mit der Chimie zugebracht/ und
iſt von vielen einheimiſchen und fremden im-
merzu beſuchet worden/ wie ihn auch vor wenig
jahren ein Teutſcher Paſſagier daſelbſt noch ge-
ſprochen hat.

6. Bißher haben wir einige troublen in der
Roͤmiſchen kirche beſehen: Nun wenden wir
uns wieder zu den Proteſtanten/ und bemercken/
was unter denſelben in den letzten jahren/ ſo weit
nemlich die graͤntzen unſerer kirchen-hiſtorie geſe-
tzet ſind/ vor ſtreitigkeitẽ vor gegangen. Unter denGewiſſe-
ner in
Sachſen/

Lutheranern war um das jahr 1673. viel redens
in Sachſen von einer ſecte der ſo genanten Ge-
wiſſener/
welche durch etliche ſcartequen/ ſon-
derlich auff denen Univerſitaͤten Jehna und
Alrorff bekant worden. Der vornemſte Ur-
heber derſelben wurde ein Studente benamt/
Matthias von Knutzen odeꝛ Knutz/ buͤrtigihr ur-
ſprung/

von Oldensvort aus dem Eiderſtaͤdtiſchen in
Hollſtein. Dieſer ſoll zu Jehna folgende Teut-
ſche ſchrifften ausgeſtreuet haben.

Ein geſpraͤch zwiſchen einem gaſt-Schriff-
ten/

wirth und dreyen ungleicher religion
gaͤſten.

Ein geſpraͤch zwiſchen einem Feld-
Prediger
D. Heinrich Bruñer und einem
Lateiniſchen Muſterſchreiber.

Und endlich

Eine Lateiniſche Epiſtel.

Jn dem umſchlag der einen ſchrifft hatte der
Auctor geſetzet/ es waͤren bereits in 700. perſonẽ
zu Jehna/ welche dieſer lehre ſo wol unter
Buͤrgern als Studenten beypflichteten. Da-
bey einem Buchfuͤhrer/ welchem ſelbige ins
hauß geworffen worden/ gedrohet ward/ er
ſolte dieſe ſache in die Adviſen ſetzen/ oder man
wolte ihn mit einer wind-buͤchſe auff der gaſſe
niederſchieſſen. Man hat hierauff ſcharff in-
quirir
et/ aber niemand/ geſchweige eine ſo groſ-
ſe anzahl/ finden koͤnnen/ der ſich zu dieſen din-
gen bekennen wollen. Weil aber die Univerſi-
t
aͤt dadurch ſehr ins geſchrey kam/ ließ D. Johan.
Muſæus anno
74. die gedachten ſchrifften ne-
benſt einer widerlegung drucken/ unter dem Ti-
tul:
Ableinung der ausgeſprengten ver-Wieder-
legung.

leumdung/ ob waͤre in der Fuͤrſtlichen
Reſidentz Jehna eine neue
ſecte der ſo ge-
nanten Gewiſſener entſtanden.

7. Aus dieſer ſchrifft erhellet gnugſam/ daß
ſich bey dem erfinder die boßheit und blindheit
der verderbten natur oͤffentlich hervorgethan/
in dem er an ſtatt der H. Schrifft/ welche er als„Meinun-
gen.

ein fabel-buch verworffen/ zum principio im“
glauben und leben allein die vernunfft und“
das gewiſſen geſetzet. Dieſes aber hat er alſo“
beſchrieben/ daß es ſo ferne zur vollkommenen“
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[190/0202] Th. III. C. XIIX. Von Franciſco Joſepho Burrhi, und dem Sohne anzutreffen ſey. Jn der continuatione der Chronologiæ Boxhorn. wird noch dieſes hinzugethan p. 172. Erhaͤtte engliſche offenbahrung vorge- geben/ ſich einen defenſorem Chriſti genen- net/ der den Chiliaſmum mit gewaffne- ter hand einfuͤhren ſolte/ von 3. Gott- heiten geredet/ und dergleichen. Noch an- dere haben der ſache wiederum eine andere form gegeben/ und nachdem ſie ſelbige etwa ſchreck- lich und abſcheulich gnug zu machen getrach- tet/ auch allerhand ungereimte dinge dazu zu dichten vor erlaubt und verantwortlich gehal- ten. Siehe unter andern das Diarium Europ. l. c. und To. XXII. p. 347. To. XXIII. p. 34. und 249. Friſchmann in Bur. Sacr. p. 3. u. f. Ziegler im ſchau-platz der zeit p. 1167. Fellerus l. c. Auctor continuat. Hiſtor. Jonſto- ni & plures; wiewol immittelſt auch einige ſich gefunden/ welche den Burrhi auffs hoͤchſte her- ausgeſtrichen und ihn einen Phœnix dieſes ſe- culi, ja das letzte wunderwerck der natur genennet/ einen Reformatorem der natuͤr- lichen dinge/ die ſonne der medicin, das licht der Chimie und ſ. w. wie Andr. Carolus in ſeinen Memorab. T. II. L. VII. c. IV. pag. 235. aus einem ungenanten ſcribenten anfuͤhret. Jahr MDC. biß MDCC. Lob von anderen. 5. Die verſtaͤndigen haben vorlaͤngſt an die- ſem Burrhi ſo wol als ſeines gleichen Alchimi- ſten eine uͤbermaͤßige ruhmredigkeit und affe- ctirte allwiſſenheit angemercket/ dadurch dieſe leute gemeiniglich einander ſelbſt mit ungemei- nen und uͤbermenſchlichen lob-ſpruͤchen erheben und auffblehen/ und ſo fort auch diejenigen ga- ben/ die ſie noch von GOtt in den geheimniſſen der natur erlanget/ entweder verlieren/ oder doch bey den klugen verhaſſet und ſpoͤttlich machen. Allen umſtaͤnden nach iſt kein zweiffel/ daß die- ſer Burrhi etwas ungemeines in geheimen wiſ- ſenſchafften gehabt/ und eben deßwegen/ weil ſeine erkaͤntniß/ ſo wol in natuͤrlichen als Goͤtt- lichen dingen/ die graͤntzen der gemeinen mei- nungen uͤberſchritten/ von mißgoͤnſtigen/ un- wiſſenden und heuchlern leiden muͤſſen. Es iſt ihm aber ohne zweiffel nach GOttes weiſer vor- ſehung noͤthig und nuͤtzlich geweſen/ daß er durch der Cleriſey verfolgung verhindert wor- den/ ſich nicht zu uͤberheben. Dennals er gedach- ter maſſen nach Rom gefaͤnglich gebracht wor- den/ hat man ihm ſo lange zugeſetzet/ biß er anno 1672. die ihm beygemeſſenen lehren revo- ciren und abſchweren muͤſſen. Nichts deſto- weniger iſt er eben wie hernach Molinos von der inquiſition zum ewigen gefaͤngniß verdammet worden. Hierinne iſt er viel jahre lang geſeſ- ſen/ biß etwa um das jahr 1686. der Hertzog von Etrées einmal ſchwerlich daꝛnieder gelegen/ welcher aus ſonderbarer confidentz zu des Bur- rhi wiſſenſchafft in der medicin ihn auff erlaub- niß des Pabſts zu ſich kommen und von ihm ſich curiren laſſen. Und als die cur gluͤcklich abge- lauffen/ hat der Hertzog zur vergeltung es ſo weit vermittelt/ daß Burrhi nicht mehr in ſei- nem ſchlimmen gefaͤngniß/ ſondern auff der En- gelburg arreſtirt bleiben duͤrffen. Jn ſolchem zuſtand hat er nun von ſelbiger zeit an ziemlich frey gelebet/ und auch noch einen theil von ſei- nem patrimonio genoſſen/ wiewol es ihm der geitz ſeiner richter mercklich beſchnitten hat/ und von 8000. thalern jaͤhrliches einkommens ihm nicht uͤber 1500. zukommen laſſen. Jndeſſen hat er ſeine zeit mit der Chimie zugebracht/ und iſt von vielen einheimiſchen und fremden im- merzu beſuchet worden/ wie ihn auch vor wenig jahren ein Teutſcher Paſſagier daſelbſt noch ge- ſprochen hat. Beſcheide- ners ur- theil von ihm. Burthi ewige ge- faͤngniß/ und tra- ctament darinnen. Jahr MDC. biß MDCC. 6. Bißher haben wir einige troublen in der Roͤmiſchen kirche beſehen: Nun wenden wir uns wieder zu den Proteſtanten/ und bemercken/ was unter denſelben in den letzten jahren/ ſo weit nemlich die graͤntzen unſerer kirchen-hiſtorie geſe- tzet ſind/ vor ſtreitigkeitẽ vor gegangen. Unter den Lutheranern war um das jahr 1673. viel redens in Sachſen von einer ſecte der ſo genanten Ge- wiſſener/ welche durch etliche ſcartequen/ ſon- derlich auff denen Univerſitaͤten Jehna und Alrorff bekant worden. Der vornemſte Ur- heber derſelben wurde ein Studente benamt/ Matthias von Knutzen odeꝛ Knutz/ buͤrtig von Oldensvort aus dem Eiderſtaͤdtiſchen in Hollſtein. Dieſer ſoll zu Jehna folgende Teut- ſche ſchrifften ausgeſtreuet haben. Gewiſſe- ner in Sachſen/ ihr ur- ſprung/ Ein geſpraͤch zwiſchen einem gaſt- wirth und dreyen ungleicher religion gaͤſten. Schriff- ten/ Ein geſpraͤch zwiſchen einem Feld- Prediger D. Heinrich Bruñer und einem Lateiniſchen Muſterſchreiber. Und endlich Eine Lateiniſche Epiſtel. Jn dem umſchlag der einen ſchrifft hatte der Auctor geſetzet/ es waͤren bereits in 700. perſonẽ zu Jehna/ welche dieſer lehre ſo wol unter Buͤrgern als Studenten beypflichteten. Da- bey einem Buchfuͤhrer/ welchem ſelbige ins hauß geworffen worden/ gedrohet ward/ er ſolte dieſe ſache in die Adviſen ſetzen/ oder man wolte ihn mit einer wind-buͤchſe auff der gaſſe niederſchieſſen. Man hat hierauff ſcharff in- quiriret/ aber niemand/ geſchweige eine ſo groſ- ſe anzahl/ finden koͤnnen/ der ſich zu dieſen din- gen bekennen wollen. Weil aber die Univerſi- taͤt dadurch ſehr ins geſchrey kam/ ließ D. Johan. Muſæus anno 74. die gedachten ſchrifften ne- benſt einer widerlegung drucken/ unter dem Ti- tul: Ableinung der ausgeſprengten ver- leumdung/ ob waͤre in der Fuͤrſtlichen Reſidentz Jehna eine neue ſecte der ſo ge- nanten Gewiſſener entſtanden. Wieder- legung. 7. Aus dieſer ſchrifft erhellet gnugſam/ daß ſich bey dem erfinder die boßheit und blindheit der verderbten natur oͤffentlich hervorgethan/ in dem er an ſtatt der H. Schrifft/ welche er als„ ein fabel-buch verworffen/ zum principio im“ glauben und leben allein die vernunfft und“ das gewiſſen geſetzet. Dieſes aber hat er alſo“ beſchrieben/ daß es ſo ferne zur vollkommenen“ regul dienen koͤnne/ als es nicht bey einem ein-“ tzeln menſchen/ als der wol irren koͤnte/ ſondern“ bey vielen leuten zugleich zu betrachten ſey/“ und zwar bey ſolchen/ welche ehrlich lebten/ nie-“ mand beleidigten/ und jedem das ſeine zu zueig-“ nen lehrten. Hieraus folgte ferner/ daß die-“ ſes dem menſchen gnug waͤre/ und er weiter“ weder GOttes wort noch Lehrer noch Regen-“ ten brauchte. Es waͤre auch kein teuffel und“ keine hoͤlle/ keine belohnung der frommen oder“ beſtraffung der boͤſen zu erwarten/ ſondern“ das gewiſſen ſey der himmel denen/ die wol leb-“ ten/ Meinun- gen.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/202>, abgerufen am 06.05.2024.