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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XIV. Von Johann Melchior Stengern
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
haß wider Stengern hat hernach immer conti-
nuir
et/ so daß er diesen auch noch anno 1686.
in der Continuatione Historiae Laurenbergii p.
758. und in Micraelio Continuato l. c. nur im-
mer Stenkerum nennet/ und sonst nach gewohn-
heit durch ziehet.

10. Bey den übrigen widersachern Sten-
gers/ wie auch bey dem gemeinen hauffen insge-
mein/ mag sich dem bericht nach der gröste haß
wider ihn daher entsponnen haben/ weil sie in
ihrem gewissen sich von bißher unterlassener
wahren bekehrung und derselben nothwendig-
keit überzeugt gefunden. Der auctor gedencket
hin und wieder/ wie er in seinen Predigten und
sonst die gemeinen sünden ernstlich bestrafft/ als
Ursachen
des streits
wider
Stengern/
da er in der kurtzen erzehlung p. 32. schreibet:
Jnsgemein wolte ihnen die schärffe
meiner lehre nicht gefallen/ und daß ich
den lebens-weg so schmal machte. Bey
manchem war der leidige neid/ bey
manchem hatte ichs verderbt mit mei-
nem freyen. Mancher war in predig-
ten wegen seines geitzes getroffen wor-
den/ manche um ihres Sabbath schän-
dens und schwelgens willen/ son-
derlich daß ich neulich gar zu einem
ins haus gangen/ und ihn zu einem mäs-

Und daher
entstande-
ne früchte.
sigen leben vermahnet. Er weiset auch mit
vielen exempeln/ was die Theologi mit ihren ur-
theilen wider ihn vor sicherheit und ärgernis an-
gerichtet. Die säuffer hätten bey ihrem gesund-
heit trincken geschrien: Jetzund wandern
wir auff dem breiten weg/ darnach an
unserm ende wollen wir einen mäch-
tigen sprung thun auff den schma-
len.
Item, wenn sie sonst allerhand greuel
getrieben/ hätten sie zu sagen pflegen:
Daß dich! da gehört die grosse busse
drauff.
Ein anderer hätte die worte Gal. V.
Offenbar sind die wercke des fleisches/ einen al-
ten sperlings-gesang
geheissen. (siehe die
kurtze erzehlung p. 39. 40. und 42.)

11. Ob aber dergleichen dinge nicht von de-
nen die das ansehen gehabt/ hergerühret/ ist aus
denen Responsis wider Stengern ziemlich abzu-
Der Wit-
tenberger
elende ur-
theile von
der sache.
nehmen. Die Wittenberger schreiben in ihrer
Censur Num. IV. ausdrücklich von Sonthoms
güldenem kleinod (welches doch Dillherr
edirt und hoch gepriesen hatte) und Dykii
Nosce teipsum/
weil es Reformirte gewesen:
Jst denn nun kein GOtt in Jsrael/
daß man hingehen müsse den teuffel zu
fragen?
Dabey Stenger in der verantwor-
tung p. 11. unter andern antwortet: Wolte
GOtt/ meine unzeitige
Censores läsens
selbst und lerneten sich darnach richten!
Sintemal ich bey ihnen grossen unver-
stand spüre/ und kaum ein füncklein zur
liebe der wahren gottseligkeit.
Ferner
setzen sie Num. XXXII. Ein bußfertiger
Christ kan und soll zwar sich vornehmen
keine muthwillige sünde zu begehen/
aber wie kans seyn/ daß ers völlig leiste
in dieser unvollkommenheit?
Darauff
Stenger antwortet: Das ist eben aller lo-
sen heuchler und Maulchristen ihre
excü-
se.
Wann ein vollsäuffer zur beicht
kommt/ so trauet er doch nicht zu sagen/
daß er auch nicht sich ferner werde voll-
sauffen. Wie kans seyn? Wir sind al-
le arme sünder! Und die
Professores sind
[Spaltenumbruch] selbst der meinung/ daß die auserwehl-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ten insgemein immer wieder nach dem
fleisch wandeln. So wird man nun
so lehren müssen: Die/ welche GOtt se-
lig machet/ haben in der welt nicht auff-
gehört nach dem fleisch zu wandeln.
GOtt/ du wirst solche verkehrte lehrer
auch
suspendiren und removiren von dei-
nem angesicht!
Und ferner p. 56. da er mehr
solche ärgernisse erzehlt hat/ sonderlich derer
Päbstler/ die aus diesem streit geschlossen/ die
Lutheraner litten keine frömmigkeit/ setzet er da-
zu: Sehet Wittenberger/ solch schreck-
lich ärgerniß habt ihr angerichtet/ und
auff eure seelen habt ihr geladen alle das
blut
etc. wie er auch daselbst diese worte der
Wittenberger aus Num. 65. anführet: Der
muß Stengern ein
Hananias seyn und ein
falcher Prophet/ der da lehret/ GOtt
mache auch selig die/ so da kein gutes ge-
than haben/ wenn sie nur endlich glau-
ben: Demnach müste auch
Paulus ein
Hananias seyn.

12. Auff solche und dergleichen aussprücheStengers
remotion.

ist nun Stenger so bald 1670. von seinem amte
erstlich suspendirt/ und hernach gar abgesetzet
worden/ über welche proceduren er in der ge-
dachten kurtzen erzehlung und sonst umständlich
klaget. Er meldet auch zugleich/ warum es demDes
Raths
verhalten
hiebey.

Rath bey der sache zu thun gewesen/ indem er
(Stenger) die vorgelegte Revocations-for-
mul nicht unterschreiben wollen/ als worauff
der Syndicus öffentlich gesprochen: Des
Raths
Respect muß erhalten werden/ es
muß gehen/ nachdem wir den
Proces for-
mi
rt haben! p. 48. Und bey diesem vorsatz
sey viel gewaltthätigkeit mit untergelauffen/
da der Rath durch Patenta der gemeine bey
leibs-und lebens-straffe
verboten diese
actiones nicht zu tadeln p. 5. Und da Sten-
gers pfarr-kinder vor ihn nur einmal supplici-
r
et/ sind etliche als Rebellen arrestirt und der
concipiente mit geld-straffe beleget worden.
Und was dergleichen dinge mehr vorgelauffen.
Wiewol inzwischen Stenger auch nicht in ab-
rede gewesen/ daß er gleichfals die gehörige
sanfftmuth und bescheidenheit nicht allezeit ob-
servi
rt (p. 70. und sonst) welches freylich bey
der wiederpart nichts gutes/ sondern noch mehr
ärgerniß und verbitterung gewürcket.

13. Er ist aber nach seiner absetzung erstlich vonStenger
wird an-
derweit b[e-]
fördert.

Hertzog Rudolph Augusto zu Braunschweig
gar gnädig beruffen worden/ da er denn auf
seiner reise zu Hanover/ Zelle/ Hamburg/ Lü-
beck/ Rostock/ und sonderlich an dem letzten
orte beyfall gefunden/ wie er in dem Hartnac-
cismo L. I. c. 2. pag. C.
4. erzehlet. Ferner hat
ihn der Churfürst von Brandenburg in seinen
Landen zu Berlin zum Prediger vocirt/ nach-
mahls zum Inspectore in Storckow an der
Laußnitzer Gräntze/ und endlich ist er zu Witt-
stock Pastor worden. Was er daselbsten in
den letzten Jahren mit D. Johann Friedrich
Meyern vor streit gehabt/ und wie untheolo-
gisch es beyderseits zugegangen/ da einer dem
andern die Streit-schrifften durch Henckers-
knechte ins Haus geschicket/ ist aus selbigen
unseligen Denckmahlen im öffentlichen Druck
bekant/ undhier zu wiederholen so unwürdig
als unnöthig; zu wünschen ist/ daß alle die/ so
noch in streitigkeiten verwickelt sind/ erst wider

sich sel-

Th. III. C. XIV. Von Johann Melchior Stengern
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
haß wider Stengern hat hernach immer conti-
nuir
et/ ſo daß er dieſen auch noch anno 1686.
in der Continuatione Hiſtoriæ Laurenbergii p.
758. und in Micrælio Continuato l. c. nur im-
mer Stenkerum nennet/ und ſonſt nach gewohn-
heit durch ziehet.

10. Bey den uͤbrigen widerſachern Sten-
gers/ wie auch bey dem gemeinen hauffen insge-
mein/ mag ſich dem bericht nach der groͤſte haß
wider ihn daher entſponnen haben/ weil ſie in
ihrem gewiſſen ſich von bißher unterlaſſener
wahren bekehrung und derſelben nothwendig-
keit uͤberzeugt gefunden. Der auctor gedencket
hin und wieder/ wie er in ſeinen Predigten und
ſonſt die gemeinen ſuͤnden ernſtlich beſtrafft/ als
Urſachen
des ſtreits
wider
Stengeꝛn/
da er in der kurtzen erzehlung p. 32. ſchreibet:
Jnsgemein wolte ihnen die ſchaͤrffe
meiner lehre nicht gefallen/ und daß ich
den lebens-weg ſo ſchmal machte. Bey
manchem war der leidige neid/ bey
manchem hatte ichs verderbt mit mei-
nem freyen. Mancher war in predig-
ten wegen ſeines geitzes getroffen wor-
den/ manche um ihres Sabbath ſchaͤn-
dens und ſchwelgens willen/ ſon-
derlich daß ich neulich gar zu einem
ins haus gangen/ und ihn zu einem maͤſ-

Und daher
entſtande-
ne fruͤchte.
ſigen leben vermahnet. Er weiſet auch mit
vielen exempeln/ was die Theologi mit ihren ur-
theilen wider ihn vor ſicherheit und aͤrgernis an-
gerichtet. Die ſaͤuffer haͤtten bey ihrem geſund-
heit trincken geſchrien: Jetzund wandern
wir auff dem breiten weg/ darnach an
unſerm ende wollen wir einen maͤch-
tigen ſprung thun auff den ſchma-
len.
Item, wenn ſie ſonſt allerhand greuel
getrieben/ haͤtten ſie zu ſagen pflegen:
Daß dich! da gehoͤrt die groſſe buſſe
drauff.
Ein anderer haͤtte die worte Gal. V.
Offenbar ſind die wercke des fleiſches/ einen al-
ten ſperlings-geſang
geheiſſen. (ſiehe die
kurtze erzehlung p. 39. 40. und 42.)

11. Ob aber dergleichen dinge nicht von de-
nen die das anſehen gehabt/ hergeruͤhret/ iſt aus
denen Reſponſis wider Stengern ziemlich abzu-
Der Wit-
tenberger
elende ur-
theile von
der ſache.
nehmen. Die Wittenberger ſchreiben in ihrer
Cenſur Num. IV. ausdruͤcklich von Sonthoms
guͤldenem kleinod (welches doch Dillherꝛ
edirt und hoch geprieſen hatte) und Dykii
Noſce teipſum/
weil es Reformirte geweſen:
Jſt denn nun kein GOtt in Jſrael/
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fragen?
Dabey Stenger in der verantwor-
tung p. 11. unter andern antwortet: Wolte
GOtt/ meine unzeitige
Cenſores laͤſens
ſelbſt und lerneten ſich darnach richten!
Sintemal ich bey ihnen groſſen unver-
ſtand ſpuͤre/ und kaum ein fuͤncklein zur
liebe der wahren gottſeligkeit.
Ferner
ſetzen ſie Num. XXXII. Ein bußfertiger
Chriſt kan und ſoll zwar ſich vornehmen
keine muthwillige ſuͤnde zu begehen/
aber wie kans ſeyn/ daß ers voͤllig leiſte
in dieſer unvollkommenheit?
Darauff
Stenger antwortet: Das iſt eben aller lo-
ſen heuchler und Maulchriſten ihre
excü-
ſe.
Wann ein vollſaͤuffer zur beicht
kommt/ ſo trauet er doch nicht zu ſagen/
daß er auch nicht ſich ferner werde voll-
ſauffen. Wie kans ſeyn? Wir ſind al-
le arme ſuͤnder! Und die
Profeſſores ſind
[Spaltenumbruch] ſelbſt der meinung/ daß die auserwehl-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ten insgemein immer wieder nach dem
fleiſch wandeln. So wird man nun
ſo lehren muͤſſen: Die/ welche GOtt ſe-
lig machet/ haben in der welt nicht auff-
gehoͤrt nach dem fleiſch zu wandeln.
GOtt/ du wirſt ſolche verkehrte lehrer
auch
ſuſpendiren und removiren von dei-
nem angeſicht!
Und ferner p. 56. da er mehr
ſolche aͤrgerniſſe erzehlt hat/ ſonderlich derer
Paͤbſtler/ die aus dieſem ſtreit geſchloſſen/ die
Lutheraner litten keine froͤmmigkeit/ ſetzet er da-
zu: Sehet Wittenberger/ ſolch ſchreck-
lich aͤrgerniß habt ihr angerichtet/ und
auff eure ſeelen habt ihr geladen alle das
blut
ꝛc. wie er auch daſelbſt dieſe worte der
Wittenberger aus Num. 65. anfuͤhret: Der
muß Stengern ein
Hananias ſeyn und ein
falcher Prophet/ der da lehret/ GOtt
mache auch ſelig die/ ſo da kein gutes ge-
than haben/ wenn ſie nur endlich glau-
ben: Demnach muͤſte auch
Paulus ein
Hananias ſeyn.

12. Auff ſolche und dergleichen ausſpruͤcheStengers
remotion.

iſt nun Stenger ſo bald 1670. von ſeinem amte
erſtlich ſuſpendirt/ und hernach gar abgeſetzet
worden/ uͤber welche proceduren er in der ge-
dachten kurtzen erzehlung uñ ſonſt umſtaͤndlich
klaget. Er meldet auch zugleich/ warum es demDes
Raths
verhalten
hiebey.

Rath bey der ſache zu thun geweſen/ indem er
(Stenger) die vorgelegte Revocations-for-
mul nicht unterſchreiben wollen/ als worauff
der Syndicus oͤffentlich geſprochen: Des
Raths
Reſpect muß erhalten werden/ es
muß gehen/ nachdem wir den
Proces for-
mi
rt haben! p. 48. Und bey dieſem vorſatz
ſey viel gewaltthaͤtigkeit mit untergelauffen/
da der Rath durch Patenta der gemeine bey
leibs-und lebens-ſtraffe
verboten dieſe
actiones nicht zu tadeln p. 5. Und da Sten-
gers pfarꝛ-kinder vor ihn nur einmal ſupplici-
r
et/ ſind etliche als Rebellen arreſtirt und der
concipiente mit geld-ſtraffe beleget worden.
Und was dergleichen dinge mehr vorgelauffen.
Wiewol inzwiſchen Stenger auch nicht in ab-
rede geweſen/ daß er gleichfals die gehoͤrige
ſanfftmuth und beſcheidenheit nicht allezeit ob-
ſervi
rt (p. 70. und ſonſt) welches freylich bey
der wiederpart nichts gutes/ ſondern noch mehr
aͤrgerniß und verbitterung gewuͤrcket.

13. Er iſt aber nach ſeiner abſetzung erſtlich vonStenger
wird an-
derweit b[e-]
foͤrdert.

Hertzog Rudolph Auguſto zu Braunſchweig
gar gnaͤdig beruffen worden/ da er denn auf
ſeiner reiſe zu Hanover/ Zelle/ Hamburg/ Luͤ-
beck/ Roſtock/ und ſonderlich an dem letzten
orte beyfall gefunden/ wie er in dem Hartnac-
cismo L. I. c. 2. pag. C.
4. erzehlet. Ferner hat
ihn der Churfuͤrſt von Brandenburg in ſeinen
Landen zu Berlin zum Prediger vocirt/ nach-
mahls zum Inſpectore in Storckow an der
Laußnitzer Graͤntze/ und endlich iſt er zu Witt-
ſtock Paſtor worden. Was er daſelbſten in
den letzten Jahren mit D. Johann Friedrich
Meyern vor ſtreit gehabt/ und wie untheolo-
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[138/0150] Th. III. C. XIV. Von Johann Melchior Stengern haß wider Stengern hat hernach immer conti- nuiret/ ſo daß er dieſen auch noch anno 1686. in der Continuatione Hiſtoriæ Laurenbergii p. 758. und in Micrælio Continuato l. c. nur im- mer Stenkerum nennet/ und ſonſt nach gewohn- heit durch ziehet. Jahr MDC. biß MDCC. 10. Bey den uͤbrigen widerſachern Sten- gers/ wie auch bey dem gemeinen hauffen insge- mein/ mag ſich dem bericht nach der groͤſte haß wider ihn daher entſponnen haben/ weil ſie in ihrem gewiſſen ſich von bißher unterlaſſener wahren bekehrung und derſelben nothwendig- keit uͤberzeugt gefunden. Der auctor gedencket hin und wieder/ wie er in ſeinen Predigten und ſonſt die gemeinen ſuͤnden ernſtlich beſtrafft/ als da er in der kurtzen erzehlung p. 32. ſchreibet: Jnsgemein wolte ihnen die ſchaͤrffe meiner lehre nicht gefallen/ und daß ich den lebens-weg ſo ſchmal machte. Bey manchem war der leidige neid/ bey manchem hatte ichs verderbt mit mei- nem freyen. Mancher war in predig- ten wegen ſeines geitzes getroffen wor- den/ manche um ihres Sabbath ſchaͤn- dens und ſchwelgens willen/ ſon- derlich daß ich neulich gar zu einem ins haus gangen/ und ihn zu einem maͤſ- ſigen leben vermahnet. Er weiſet auch mit vielen exempeln/ was die Theologi mit ihren ur- theilen wider ihn vor ſicherheit und aͤrgernis an- gerichtet. Die ſaͤuffer haͤtten bey ihrem geſund- heit trincken geſchrien: Jetzund wandern wir auff dem breiten weg/ darnach an unſerm ende wollen wir einen maͤch- tigen ſprung thun auff den ſchma- len. Item, wenn ſie ſonſt allerhand greuel getrieben/ haͤtten ſie zu ſagen pflegen: Daß dich! da gehoͤrt die groſſe buſſe drauff. Ein anderer haͤtte die worte Gal. V. Offenbar ſind die wercke des fleiſches/ einen al- ten ſperlings-geſang geheiſſen. (ſiehe die kurtze erzehlung p. 39. 40. und 42.) Urſachen des ſtreits wider Stengeꝛn/ Und daher entſtande- ne fruͤchte. 11. Ob aber dergleichen dinge nicht von de- nen die das anſehen gehabt/ hergeruͤhret/ iſt aus denen Reſponſis wider Stengern ziemlich abzu- nehmen. Die Wittenberger ſchreiben in ihrer Cenſur Num. IV. ausdruͤcklich von Sonthoms guͤldenem kleinod (welches doch Dillherꝛ edirt und hoch geprieſen hatte) und Dykii Noſce teipſum/ weil es Reformirte geweſen: Jſt denn nun kein GOtt in Jſrael/ daß man hingehen muͤſſe den teuffel zu fragen? Dabey Stenger in der verantwor- tung p. 11. unter andern antwortet: Wolte GOtt/ meine unzeitige Cenſores laͤſens ſelbſt und lerneten ſich darnach richten! Sintemal ich bey ihnen groſſen unver- ſtand ſpuͤre/ und kaum ein fuͤncklein zur liebe der wahren gottſeligkeit. Ferner ſetzen ſie Num. XXXII. Ein bußfertiger Chriſt kan und ſoll zwar ſich vornehmen keine muthwillige ſuͤnde zu begehen/ aber wie kans ſeyn/ daß ers voͤllig leiſte in dieſer unvollkommenheit? Darauff Stenger antwortet: Das iſt eben aller lo- ſen heuchler und Maulchriſten ihre excü- ſe. Wann ein vollſaͤuffer zur beicht kommt/ ſo trauet er doch nicht zu ſagen/ daß er auch nicht ſich ferner werde voll- ſauffen. Wie kans ſeyn? Wir ſind al- le arme ſuͤnder! Und die Profeſſores ſind ſelbſt der meinung/ daß die auserwehl- ten insgemein immer wieder nach dem fleiſch wandeln. So wird man nun ſo lehren muͤſſen: Die/ welche GOtt ſe- lig machet/ haben in der welt nicht auff- gehoͤrt nach dem fleiſch zu wandeln. GOtt/ du wirſt ſolche verkehrte lehrer auch ſuſpendiren und removiren von dei- nem angeſicht! Und ferner p. 56. da er mehr ſolche aͤrgerniſſe erzehlt hat/ ſonderlich derer Paͤbſtler/ die aus dieſem ſtreit geſchloſſen/ die Lutheraner litten keine froͤmmigkeit/ ſetzet er da- zu: Sehet Wittenberger/ ſolch ſchreck- lich aͤrgerniß habt ihr angerichtet/ und auff eure ſeelen habt ihr geladen alle das blut ꝛc. wie er auch daſelbſt dieſe worte der Wittenberger aus Num. 65. anfuͤhret: Der muß Stengern ein Hananias ſeyn und ein falcher Prophet/ der da lehret/ GOtt mache auch ſelig die/ ſo da kein gutes ge- than haben/ wenn ſie nur endlich glau- ben: Demnach muͤſte auch Paulus ein Hananias ſeyn. Der Wit- tenberger elende ur- theile von der ſache. Jahr MDC. biß MDCC. 12. Auff ſolche und dergleichen ausſpruͤche iſt nun Stenger ſo bald 1670. von ſeinem amte erſtlich ſuſpendirt/ und hernach gar abgeſetzet worden/ uͤber welche proceduren er in der ge- dachten kurtzen erzehlung uñ ſonſt umſtaͤndlich klaget. Er meldet auch zugleich/ warum es dem Rath bey der ſache zu thun geweſen/ indem er (Stenger) die vorgelegte Revocations-for- mul nicht unterſchreiben wollen/ als worauff der Syndicus oͤffentlich geſprochen: Des Raths Reſpect muß erhalten werden/ es muß gehen/ nachdem wir den Proces for- mirt haben! p. 48. Und bey dieſem vorſatz ſey viel gewaltthaͤtigkeit mit untergelauffen/ da der Rath durch Patenta der gemeine bey leibs-und lebens-ſtraffe verboten dieſe actiones nicht zu tadeln p. 5. Und da Sten- gers pfarꝛ-kinder vor ihn nur einmal ſupplici- ret/ ſind etliche als Rebellen arreſtirt und der concipiente mit geld-ſtraffe beleget worden. Und was dergleichen dinge mehr vorgelauffen. Wiewol inzwiſchen Stenger auch nicht in ab- rede geweſen/ daß er gleichfals die gehoͤrige ſanfftmuth und beſcheidenheit nicht allezeit ob- ſervirt (p. 70. und ſonſt) welches freylich bey der wiederpart nichts gutes/ ſondern noch mehr aͤrgerniß und verbitterung gewuͤrcket. Stengers remotion. Des Raths verhalten hiebey. 13. Er iſt aber nach ſeiner abſetzung erſtlich von Hertzog Rudolph Auguſto zu Braunſchweig gar gnaͤdig beruffen worden/ da er denn auf ſeiner reiſe zu Hanover/ Zelle/ Hamburg/ Luͤ- beck/ Roſtock/ und ſonderlich an dem letzten orte beyfall gefunden/ wie er in dem Hartnac- cismo L. I. c. 2. pag. C. 4. erzehlet. Ferner hat ihn der Churfuͤrſt von Brandenburg in ſeinen Landen zu Berlin zum Prediger vocirt/ nach- mahls zum Inſpectore in Storckow an der Laußnitzer Graͤntze/ und endlich iſt er zu Witt- ſtock Paſtor worden. Was er daſelbſten in den letzten Jahren mit D. Johann Friedrich Meyern vor ſtreit gehabt/ und wie untheolo- giſch es beyderſeits zugegangen/ da einer dem andern die Streit-ſchrifften durch Henckers- knechte ins Haus geſchicket/ iſt aus ſelbigen unſeligen Denckmahlen im oͤffentlichen Druck bekant/ undhier zu wiederholen ſo unwuͤrdig als unnoͤthig; zu wuͤnſchen iſt/ daß alle die/ ſo noch in ſtreitigkeiten verwickelt ſind/ erſt wider ſich ſel- Stenger wird an- derweit be- foͤrdert.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/150>, abgerufen am 01.05.2024.