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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Conrado Potinio, Joach. Betkio, Christian Hohburg und Seidenbechern.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
eine zeitlang sich auffhält/ und die Apologiam
Praetorianam
schreibt/ wiederum zurück kommt.

18. Es wird ihm hierauff unversehens anlaß
Praedica-
tur
in Gel-
dern/
gegeben in Gelderland an einem ort zu predigen/
da ihn ein gewisser landsasse auff sein schloß zum
Prediger annimmt/ doch mit bedingung/ daß
er mit dem Consistorio und den streit-artickeln
derer Reformirten nichts zuthun haben/ son-
dern nur CHristum und seine nachfolge predi-
gen wolle. Dieses währete wiederum eine kurtze
zeit/ biß er selbigen Herrn eines verbrechens we-
gen erinnerte/ da ihn denn die Reformirten in
einem flecken Latum mit eben solchen conditio-
n
en zum Prediger bestellet/ auch 16. jahr lang
und er-
folgte ab-
setzung.
gedultet. Zuletzt aber verbieten sie ihm nichts
mehr zu schreiben/ und weil er dennoch hernach
den unbekannten CHristum heraus gibt/
suspendiren sie ihn/ er aber dancket so gleich frey-
willig ab/ lebet eine zeitlang in Amsterdam sehr
kümmerlich/ und wird von seinem sohn mit
hand-arbeit ernehret/ bey einbrechendem
Frantzösischem krieg ziehet er mit den sei-
nigen nach Hamburg/ und wird von de-

Leben un-
ter den
Mennisten
und tod.
nen Mennisten/ in welcher zeit er auch mit dem
Labadie und der Antoniette Burignon bekannt
wird/ auch etliche bücher von dieser ins Hoch-
teutsche übersetzet/ wiewol er sich mit diesen per-
sonen nicht wol vereinigen können. Nach ei-
niger zeit ziehet er mit seinem sohn nach Ham-
burg/ wird allda unter den Mennisten auff ihr
vielfältiges anhalten ihr Prediger/ und stirbet
endlich zu Altona anno 1675. den 24. Octobr.
da er denn auff der Reformirten kirchhoffe be-
graben wird.

Sein er-
stes lob bey
den Theo-
log
en.

19. Dieser mann ist im anfang wegen etli-
cher seiner schrifften von vielen Theologis gar
werth gehalten/ und gelobet worden. D. Tobi-
as
Wagner schreibet im Examine Elenchtico
Atheismi c. XXXII.
(aus welchem es die 3. Mi-
D. Wag-
nern.
nisteria in der schutz-schrifft p. 593. und An-
dreas Carolus in Memorab. T. l. p.
1065. wie-
derholet:) Er habe Hohburgs büchlein
vom Teutschen krieg sehr fleißig und an-
dächtig gelesen/ und in den meisten dem

Auctori beygepflichtet/ indem er darin-
nen denmißbrauch der kirchen-übungen
unter den Predigern ernstlich
taxire/
nicht anders/ als ob er eine auslegung
über das lied geschrieben: GOtt hat
das Evangelium gegeben/ daß wir wer-
den fromm. Nur daß er dem Evange-
lio bißweilen zuzuschreiben schiene/ was
er der betrügerey vieler Prediger bey-
messen sollen.
Es rühmet auch dabey D.
Wagner das angehengte gebet/ worinne die
sünden gar sehr auffrichtig bekennet würden/
deßwegen er aber abgesetzet worden sey. Dazu
setzet D. Wagner/ er verwundere sich/ daß
der
Auctor hernach unter Eliae Praetorii na-
men so hefftig geschrieben/ welches er

Sauberto.detestire. Der berühmte/ Johannes Saubertus
zu Nürnberg hat auch anno 1646. folgende
schrifft ediret: Wolgemeint bedencken/
wie diebüchlein
Christian Hohburgs sub
tit.
1. Verwirrter Teutscher krieg/ 2.
Teutsch-Evangelisches Judenthum/
und dann die schrifft
Bernhardi Bau-
manns/ von dem Teutsch-Evangelischen
ärgerlichen Christenthum etc. recht zuer-
[Spaltenumbruch] klären/ und ohne anstoß zulesen. Jn ei-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

nem send-schreiben an einen guten
freund/ und dann in einer gehaltenen
Weihnachtpredigt eröffnet.

20. Hierinne lobet Saubertus ihn; 1. Daß
er seinen namen redlich fürgesetzet. 2.
Billiget er seine klagen/ weil solche
nicht neu/ sondern durch die erfahrung/
wie auch durch beystimung
Gerhardi, An-
dreae Meyfardi, Sleuderi
und anderer be-
stätiget würden. Nur bedinget er da-
bey/ daß alles seiner gethanen
protestati-
on
gemäß verstanden würde/ weil an et-
lichen orten harte/ weitgreiffende wor-
te gefallen.
3. Approbiret Saubertu auch
Hohburgs vorgeschlagene mittel zur verbesse-
rung/ und will die kirchen-zucht zuförderst
beobachtet wissen. 4. Hält er des Auctoris
worte vor das beste/ daß er keiner einigen
religion irrthümer billige etc.
Und end-
lich will er dem Auctori seine protestation p.
1413. aus bescheidenheit nicht disputirlich ma-
chen/ gestehet dabey/ daß man der Lutheri-
schen kirche mit solchen schweren klagen
nicht unrecht thue/ und wer es vermei-
nen wolle/ der verführe sich selbst/ und die
wahrheit sey nicht in ihm.
Unterdessen
ist Saubertus nicht zu frieden/ daß Hohburg die
Juden/ Wiedertäuffer und dergleichen gegen
die Lutherischen streitend eingeführet/ als wenn
sie besser wären als diese/ welches das Ministeri-
um Tripolitanum l. c.
sonderlich exaggerirt.
Unter denen Reformirten hat gleichfals
Hornbeckius L. VI. summ. controvers. p. 537.Hornbe-
kio.

gestanden/ der Auctor (Praetorius) scheine
nicht boßhafftig zu seyn oder aus leicht-
fertigkeit also zuschreiben/ sondern nur
aus unbesonnenheit.
Ottius in Annal.Und ande-
ren.

Anabaptist. p. 301. bekennet: Praetorius sey
zwar durch etlicher Prediger ärgernisse mit recht
auffgereitzet worden/ habe aber allzuhefftig auf
das amt selber gescholten.

20. Es sind aber diese gedachten schrifftenHohburgs
schrifften.

diejenigen/ wodurch Hohburg am meisten be-
kant/ und verhasset worden. Des Spie-
gels
gedencket er selbsten/ wiewol verdeckter
weiß in seiner Postilla Mystica p. 407. und ha-
ben es bißhero gar viele andere entdecket. (vid.
Joh. Deckherrus de scriptis adespotis p. 114.
Ministerium Tripol. l.c. Joh.
Müller Atheis.
devict. p. 30. & plures
) Das Teutsch-Evan-Unter
fremden
namen.

gelische ärgerliche Christenthum unter
dem namen Michael Baumanns eines Predi-
gers in Preussen ist auch schon anno 1645. in 8.
gedruckt/ neben welchem er auch unter dem er-
dichteten namen Andreä Säuberlichs heimi-
scher prüfungs-vortrab
wider Heimii vin-
culum Gratiae,
und dann unter dem namen
Christiani de Mondalto die erklärung über das
lied: Nun komm der Heyden Heiland geschrie-
ben/ wie Deckerr. l.c. berichtet/ welcher Auctor
denn auch von Hohburgen also auffrichtig
schreibet: Der mann scheinet von einer
tieffen einsicht und auffrichtigen an-
dacht in der Theologie zu seyn/ hat auch
ein untadeliches wie wol unruhiges le-
ben geführet/ und ist im frieden verstor-
ben. Weil aber zu allem unglück seine
schrifften vor ketzerisch gehalten wor-
den/ so sind seine sachen etwas seltsam.

21. Seine
A. K. H. Dritter Theil. R

Conrado Potinio, Joach. Betkio, Chriſtian Hohburg und Seidenbechern.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
eine zeitlang ſich auffhaͤlt/ und die Apologiam
Prætorianam
ſchreibt/ wiederum zuruͤck kommt.

18. Es wird ihm hierauff unverſehens anlaß
Prædica-
tur
in Gel-
dern/
gegeben in Gelderland an einem ort zu predigen/
da ihn ein gewiſſer landſaſſe auff ſein ſchloß zum
Prediger annimmt/ doch mit bedingung/ daß
er mit dem Conſiſtorio und den ſtreit-artickeln
derer Reformirten nichts zuthun haben/ ſon-
dern nur CHriſtum und ſeine nachfolge predi-
gen wolle. Dieſes waͤhrete wiederum eine kurtze
zeit/ biß er ſelbigen Herꝛn eines verbrechens we-
gen erinnerte/ da ihn denn die Reformirten in
einem flecken Latum mit eben ſolchen conditio-
n
en zum Prediger beſtellet/ auch 16. jahr lang
und er-
folgte ab-
ſetzung.
gedultet. Zuletzt aber verbieten ſie ihm nichts
mehr zu ſchreiben/ und weil er dennoch hernach
den unbekannten CHriſtum heraus gibt/
ſuſpendiren ſie ihn/ er aber dancket ſo gleich frey-
willig ab/ lebet eine zeitlang in Amſterdam ſehr
kuͤmmerlich/ und wird von ſeinem ſohn mit
hand-arbeit ernehret/ bey einbrechendem
Fꝛantzoͤſiſchem kꝛieg ziehet er mit den ſei-
nigen nach Hamburg/ und wird von de-

Leben un-
ter den
Menniſten
und tod.
nen Menniſten/ in welcher zeit er auch mit dem
Labadie und der Antoniette Burignon bekannt
wird/ auch etliche buͤcher von dieſer ins Hoch-
teutſche uͤberſetzet/ wiewol er ſich mit dieſen per-
ſonen nicht wol vereinigen koͤnnen. Nach ei-
niger zeit ziehet er mit ſeinem ſohn nach Ham-
burg/ wird allda unter den Menniſten auff ihr
vielfaͤltiges anhalten ihr Prediger/ und ſtirbet
endlich zu Altona anno 1675. den 24. Octobr.
da er denn auff der Reformirten kirchhoffe be-
graben wird.

Sein er-
ſtes lob bey
den Theo-
log
en.

19. Dieſer mann iſt im anfang wegen etli-
cher ſeiner ſchrifften von vielen Theologis gar
werth gehalten/ und gelobet worden. D. Tobi-
as
Wagner ſchreibet im Examine Elenchtico
Atheiſmi c. XXXII.
(aus welchem es die 3. Mi-
D. Wag-
nern.
niſteria in der ſchutz-ſchrifft p. 593. und An-
dreas Carolus in Memorab. T. l. p.
1065. wie-
derholet:) Er habe Hohburgs buͤchlein
vom Teutſchen krieg ſehr fleißig und an-
daͤchtig geleſen/ und in den meiſten dem

Auctori beygepflichtet/ indem er darin-
nen denmißbrauch der kirchen-uͤbungen
unter den Predigern ernſtlich
taxire/
nicht anders/ als ob er eine auslegung
uͤber das lied geſchrieben: GOtt hat
das Evangelium gegeben/ daß wir wer-
den fromm. Nur daß er dem Evange-
lio bißweilen zuzuſchreiben ſchiene/ was
er der betruͤgerey vieler Prediger bey-
meſſen ſollen.
Es ruͤhmet auch dabey D.
Wagner das angehengte gebet/ worinne die
ſuͤnden gar ſehr auffrichtig bekennet wuͤrden/
deßwegen er aber abgeſetzet worden ſey. Dazu
ſetzet D. Wagner/ er verwundere ſich/ daß
der
Auctor hernach unter Eliæ Prætorii na-
men ſo hefftig geſchrieben/ welches er

Sauberto.deteſtire. Der beruͤhmte/ Johannes Saubertus
zu Nuͤrnberg hat auch anno 1646. folgende
ſchrifft ediret: Wolgemeint bedencken/
wie diebuͤchlein
Chriſtian Hohburgs ſub
tit.
1. Verwirrter Teutſcher krieg/ 2.
Teutſch-Evangeliſches Judenthum/
und dann die ſchrifft
Bernhardi Bau-
mañs/ von dem Teutſch-Evangeliſchen
aͤrgerlichen Chriſtenthum ꝛc. recht zuer-
[Spaltenumbruch] klaͤren/ und ohne anſtoß zuleſen. Jn ei-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

nem ſend-ſchreiben an einen guten
freund/ und dann in einer gehaltenen
Weihnachtpredigt eroͤffnet.

20. Hierinne lobet Saubertus ihn; 1. Daß
er ſeinen namen redlich fuͤrgeſetzet. 2.
Billiget er ſeine klagen/ weil ſolche
nicht neu/ ſondern durch die erfahrung/
wie auch durch beyſtimung
Gerhardi, An-
dreæ Meyfardi, Sleuderi
und anderer be-
ſtaͤtiget wuͤrden. Nur bedinget er da-
bey/ daß alles ſeiner gethanen
proteſtati-
on
gemaͤß verſtanden wuͤrde/ weil an et-
lichen orten harte/ weitgreiffende wor-
te gefallen.
3. Approbiret Saubertu auch
Hohburgs vorgeſchlagene mittel zur verbeſſe-
rung/ und will die kirchen-zucht zufoͤrderſt
beobachtet wiſſen. 4. Haͤlt er des Auctoris
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religion irrthuͤmer billige ꝛc.
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lich will er dem Auctori ſeine proteſtation p.
1413. aus beſcheidenheit nicht diſputirlich ma-
chen/ geſtehet dabey/ daß man der Lutheri-
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nen wolle/ deꝛ veꝛfuͤhꝛe ſich ſelbſt/ und die
wahrheit ſey nicht in ihm.
Unterdeſſen
iſt Saubertus nicht zu frieden/ daß Hohburg die
Juden/ Wiedertaͤuffer und dergleichen gegen
die Lutheriſchen ſtreitend eingefuͤhret/ als wenn
ſie beſſer waͤren als dieſe/ welches das Miniſteri-
um Tripolitanum l. c.
ſonderlich exaggerirt.
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Hornbeckius L. VI. ſumm. controverſ. p. 537.Hornbe-
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geſtanden/ der Auctor (Prætorius) ſcheine
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Ottius in Annal.Und ande-
ren.

Anabaptiſt. p. 301. bekennet: Prætorius ſey
zwar durch etlicher Prediger aͤrgerniſſe mit recht
auffgereitzet worden/ habe aber allzuhefftig auf
das amt ſelber geſcholten.

20. Es ſind aber dieſe gedachten ſchrifftenHohburgs
ſchrifften.

diejenigen/ wodurch Hohburg am meiſten be-
kant/ und verhaſſet worden. Des Spie-
gels
gedencket er ſelbſten/ wiewol verdeckter
weiß in ſeiner Poſtilla Myſtica p. 407. und ha-
ben es bißhero gar viele andere entdecket. (vid.
Joh. Deckherrus de ſcriptis adeſpotis p. 114.
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Muͤller Atheiſ.
devict. p. 30. & plures
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namen.

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dem namen Michael Baumanns eines Predi-
gers in Preuſſen iſt auch ſchon anno 1645. in 8.
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Chriſtiani de Mondalto die erklaͤrung uͤber das
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ben/ wie Deckerr. l.c. berichtet/ welcher Auctor
denn auch von Hohburgen alſo auffrichtig
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ein untadeliches wie wol unruhiges le-
ben gefuͤhret/ und iſt im frieden verſtor-
ben. Weil aber zu allem ungluͤck ſeine
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[129/0141] Conrado Potinio, Joach. Betkio, Chriſtian Hohburg und Seidenbechern. eine zeitlang ſich auffhaͤlt/ und die Apologiam Prætorianam ſchreibt/ wiederum zuruͤck kommt. Jahr MDC. biß MDCC. 18. Es wird ihm hierauff unverſehens anlaß gegeben in Gelderland an einem ort zu predigen/ da ihn ein gewiſſer landſaſſe auff ſein ſchloß zum Prediger annimmt/ doch mit bedingung/ daß er mit dem Conſiſtorio und den ſtreit-artickeln derer Reformirten nichts zuthun haben/ ſon- dern nur CHriſtum und ſeine nachfolge predi- gen wolle. Dieſes waͤhrete wiederum eine kurtze zeit/ biß er ſelbigen Herꝛn eines verbrechens we- gen erinnerte/ da ihn denn die Reformirten in einem flecken Latum mit eben ſolchen conditio- nen zum Prediger beſtellet/ auch 16. jahr lang gedultet. Zuletzt aber verbieten ſie ihm nichts mehr zu ſchreiben/ und weil er dennoch hernach den unbekannten CHriſtum heraus gibt/ ſuſpendiren ſie ihn/ er aber dancket ſo gleich frey- willig ab/ lebet eine zeitlang in Amſterdam ſehr kuͤmmerlich/ und wird von ſeinem ſohn mit hand-arbeit ernehret/ bey einbrechendem Fꝛantzoͤſiſchem kꝛieg ziehet er mit den ſei- nigen nach Hamburg/ und wird von de- nen Menniſten/ in welcher zeit er auch mit dem Labadie und der Antoniette Burignon bekannt wird/ auch etliche buͤcher von dieſer ins Hoch- teutſche uͤberſetzet/ wiewol er ſich mit dieſen per- ſonen nicht wol vereinigen koͤnnen. Nach ei- niger zeit ziehet er mit ſeinem ſohn nach Ham- burg/ wird allda unter den Menniſten auff ihr vielfaͤltiges anhalten ihr Prediger/ und ſtirbet endlich zu Altona anno 1675. den 24. Octobr. da er denn auff der Reformirten kirchhoffe be- graben wird. Prædica- tur in Gel- dern/ und er- folgte ab- ſetzung. Leben un- ter den Menniſten und tod. 19. Dieſer mann iſt im anfang wegen etli- cher ſeiner ſchrifften von vielen Theologis gar werth gehalten/ und gelobet worden. D. Tobi- as Wagner ſchreibet im Examine Elenchtico Atheiſmi c. XXXII. (aus welchem es die 3. Mi- niſteria in der ſchutz-ſchrifft p. 593. und An- dreas Carolus in Memorab. T. l. p. 1065. wie- derholet:) Er habe Hohburgs buͤchlein vom Teutſchen krieg ſehr fleißig und an- daͤchtig geleſen/ und in den meiſten dem Auctori beygepflichtet/ indem er darin- nen denmißbrauch der kirchen-uͤbungen unter den Predigern ernſtlich taxire/ nicht anders/ als ob er eine auslegung uͤber das lied geſchrieben: GOtt hat das Evangelium gegeben/ daß wir wer- den fromm. Nur daß er dem Evange- lio bißweilen zuzuſchreiben ſchiene/ was er der betruͤgerey vieler Prediger bey- meſſen ſollen. Es ruͤhmet auch dabey D. Wagner das angehengte gebet/ worinne die ſuͤnden gar ſehr auffrichtig bekennet wuͤrden/ deßwegen er aber abgeſetzet worden ſey. Dazu ſetzet D. Wagner/ er verwundere ſich/ daß der Auctor hernach unter Eliæ Prætorii na- men ſo hefftig geſchrieben/ welches er deteſtire. Der beruͤhmte/ Johannes Saubertus zu Nuͤrnberg hat auch anno 1646. folgende ſchrifft ediret: Wolgemeint bedencken/ wie diebuͤchlein Chriſtian Hohburgs ſub tit. 1. Verwirrter Teutſcher krieg/ 2. Teutſch-Evangeliſches Judenthum/ und dann die ſchrifft Bernhardi Bau- mañs/ von dem Teutſch-Evangeliſchen aͤrgerlichen Chriſtenthum ꝛc. recht zuer- klaͤren/ und ohne anſtoß zuleſen. Jn ei- nem ſend-ſchreiben an einen guten freund/ und dann in einer gehaltenen Weihnachtpredigt eroͤffnet. D. Wag- nern. Sauberto. Jahr MDC. biß MDCC. 20. Hierinne lobet Saubertus ihn; 1. Daß er ſeinen namen redlich fuͤrgeſetzet. 2. Billiget er ſeine klagen/ weil ſolche nicht neu/ ſondern durch die erfahrung/ wie auch durch beyſtimung Gerhardi, An- dreæ Meyfardi, Sleuderi und anderer be- ſtaͤtiget wuͤrden. Nur bedinget er da- bey/ daß alles ſeiner gethanen proteſtati- on gemaͤß verſtanden wuͤrde/ weil an et- lichen orten harte/ weitgreiffende wor- te gefallen. 3. Approbiret Saubertu auch Hohburgs vorgeſchlagene mittel zur verbeſſe- rung/ und will die kirchen-zucht zufoͤrderſt beobachtet wiſſen. 4. Haͤlt er des Auctoris worte vor das beſte/ daß er keiner einigen religion irrthuͤmer billige ꝛc. Und end- lich will er dem Auctori ſeine proteſtation p. 1413. aus beſcheidenheit nicht diſputirlich ma- chen/ geſtehet dabey/ daß man der Lutheri- ſchen kirche mit ſolchen ſchweren klagen nicht unrecht thue/ und wer es vermei- nen wolle/ deꝛ veꝛfuͤhꝛe ſich ſelbſt/ und die wahrheit ſey nicht in ihm. Unterdeſſen iſt Saubertus nicht zu frieden/ daß Hohburg die Juden/ Wiedertaͤuffer und dergleichen gegen die Lutheriſchen ſtreitend eingefuͤhret/ als wenn ſie beſſer waͤren als dieſe/ welches das Miniſteri- um Tripolitanum l. c. ſonderlich exaggerirt. Unter denen Reformirten hat gleichfals Hornbeckius L. VI. ſumm. controverſ. p. 537. geſtanden/ der Auctor (Prætorius) ſcheine nicht boßhafftig zu ſeyn oder aus leicht- fertigkeit alſo zuſchreiben/ ſondern nur aus unbeſonnenheit. Ottius in Annal. Anabaptiſt. p. 301. bekennet: Prætorius ſey zwar durch etlicher Prediger aͤrgerniſſe mit recht auffgereitzet worden/ habe aber allzuhefftig auf das amt ſelber geſcholten. Hornbe- kio. Und ande- ren. 20. Es ſind aber dieſe gedachten ſchrifften diejenigen/ wodurch Hohburg am meiſten be- kant/ und verhaſſet worden. Des Spie- gels gedencket er ſelbſten/ wiewol verdeckter weiß in ſeiner Poſtilla Myſtica p. 407. und ha- ben es bißhero gar viele andere entdecket. (vid. Joh. Deckherrus de ſcriptis adeſpotis p. 114. Miniſterium Tripol. l.c. Joh. Muͤller Atheiſ. devict. p. 30. & plures) Das Teutſch-Evan- geliſche aͤrgerliche Chriſtenthum unter dem namen Michael Baumanns eines Predi- gers in Preuſſen iſt auch ſchon anno 1645. in 8. gedruckt/ neben welchem er auch unter dem er- dichteten namen Andreaͤ Saͤuberlichs heimi- ſcher pruͤfungs-vortrab wider Heimii vin- culum Gratiæ, und dann unter dem namen Chriſtiani de Mondalto die erklaͤrung uͤber das lied: Nun komm der Heyden Heiland geſchrie- ben/ wie Deckerr. l.c. berichtet/ welcher Auctor denn auch von Hohburgen alſo auffrichtig ſchreibet: Der mann ſcheinet von einer tieffen einſicht und auffrichtigen an- dacht in der Theologie zu ſeyn/ hat auch ein untadeliches wie wol unruhiges le- ben gefuͤhret/ und iſt im frieden verſtor- ben. Weil aber zu allem ungluͤck ſeine ſchrifften vor ketzeriſch gehalten wor- den/ ſo ſind ſeine ſachen etwas ſeltſam. Hohburgs ſchrifften. Unter fremden namen. 21. Seine A. K. H. Dritter Theil. R

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/141>, abgerufen am 02.05.2024.