Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. [Spaltenumbruch]
Opinion weder publice noch privatim zu doci-fol. 291.ren oder propaliren; So erscheinet doch ander- weitig/ daß diese seine erklärung nicht auffrich- tig und ernstlich gemeinet gewesen/ sondern er hingegen ausdrücklich gestanden/ daß er die meinung von dem Millenario Regno an sich selbst so fest und beständig gefasset/ auch dersel- bigen in seinem gewissen dermassen überzeuget/ daß bey ihme darinnen keine information fruch- ten würde/ und die berührte information nur auff andere neben-puncta, und solche din- ge/ die ihme so wol als andern bey solchem Dogmate verborgen wären/ gezogen/ und nichts weniger auch endlich das [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] dahin erklä- ret/ wie aus der beylage lit. C. Respons. ad 3. und lit. B. ad 1. 3. 5. &. 6. deutlich und un- ter seiner eigenen hand ist zu ersehen. Worzu denn kommet/ daß er/ besage der Acten/ der- gestalt seiner irrigen meinung überführet wor- den/ daß er gestehen und bekennen müssen: Er sey externe convinciret. Und wiewol er nun vorgiebt: Er sey hingegen interne und in sei- nem gewissen convincirt und überzeuget/ daß obiges sein Dogma und lehre recht und wahr sey; So können wir doch diese seine vorgeschütz- te innerliche überzeugung für keine überzeu- gung achten/ sondern müssen sie für eine blosse obstination und hartnäckigkeit halten. Denn weil cujusque rei una simplicissima veritas est, und zwey contradictoriae nicht können zugleich wahr seyn; So müssen entweder die gründe/ worauff seine gefaste opinion beruhet/ falsch oder doch so bewand seyn/ daß sie nichts bün- diges schliessen/ noch das gewissen überzeugen und convinciren können: Oder müssen die gegengründe/ dadurch er/ seinem bekäntniß nach/ externe convincirt worden/ also bewandt seyn/ daß sie seine meinung nicht mit bestand umstossen können. Weil er aber diß letztere nicht bejahen kan/ in betrachtung/ er seinem selbst eigenem bekäntniß nach/ sich dardurch convincirt befunden; So muß nothwendig sein eingebildetes gewissen irrig/ und seine mit grosser obstination und hartnäckigkeit gefasste meinung auff keinen festen gründen bestehen/ und wo nicht falsch/ doch zum wenigsten zweif- felhafftig oder also bewandt seyn/ daß er deren in seinem gewissen nicht überzeuget sey/ darbey denn nichts zur sachen thut der fürgebrachte un- terscheid unter dem äusserlichen und innerlichen convinciren/ indem die ihme entgegen gesetzte gründe und schlüsse/ ob sie gleich mit äusserli- chen worten seiner meinung entgegen gesetzt worden/ dennoch das innerliche gemüth und verstand so weit convincirt/ daß er in loco Confessionis selbst bekennen müssen: Er be- finde innerlich in seinem gewissen und gemü- the nichts/ das er daran tadeln oder als falsch verwerffen könne. Welches denn in wahr- heit nichts anders als eine innerliche überzeu- gung des gemüths ist/ welche nothwendig sei- nen übelgefasten wahn/ und zu dessen bestär- ckung eingewendete überzeugung seines gewis- sens und gemüthes auffhebet/ oder doch unum- gänglich/ wie fest er auch denselbigen sich einge- bildet/ zweiffelhafftig machet. Es kan ihn auch ferner nicht schützen/ daß er vorwendet: Es könne eine Thesis wahr seyn/ ob man gleich nicht auff alle und jede einwürffe begegnen könte. Denn ob gleich es an deme/ daß ei- [Spaltenumbruch] nem einfältigen zum wahren glauben nicht vonnöthen ist/ daß er seine glaubens-lehr wieder die wiedersprecher vertheidigen/ und auffol. 293. dero einwürffe aller dings antworten könne/ und hier statt findet der spruch Augustini Lib. 14. de Trin. C. 1.|Aliud est scire tantummodo, quid homo credere debeat propter adipiscen- dam vitam beatam, quae non nisi aeterna est; Aliud a. scire, quemadmodum hoc ipsum & piis opituletur & contra impios defendatur. So ist doch ausser zweiffel/ daß wer von der Und weil auch so viel erhellen will/ daß allbe- hüten/ A. K. H. Vierter Theil. N n n n n 2
Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. [Spaltenumbruch]
Opinion weder publicè noch privatim zu doci-fol. 291.ren oder propaliren; So erſcheinet doch ander- weitig/ daß dieſe ſeine erklaͤrung nicht auffrich- tig und ernſtlich gemeinet geweſen/ ſondern er hingegen ausdruͤcklich geſtanden/ daß er die meinung von dem Millenario Regno an ſich ſelbſt ſo feſt und beſtaͤndig gefaſſet/ auch derſel- bigen in ſeinem gewiſſen dermaſſen uͤberzeuget/ daß bey ihme darinnen keine information fruch- ten wuͤrde/ und die beruͤhrte information nur auff andere neben-puncta, und ſolche din- ge/ die ihme ſo wol als andern bey ſolchem Dogmate veꝛboꝛgen waͤren/ gezogen/ und nichts weniger auch endlich das [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] dahin erklaͤ- ret/ wie aus der beylage lit. C. Reſponſ. ad 3. und lit. B. ad 1. 3. 5. &. 6. deutlich und un- ter ſeiner eigenen hand iſt zu erſehen. Worzu denn kommet/ daß er/ beſage der Acten/ der- geſtalt ſeiner irrigen meinung uͤberfuͤhret wor- den/ daß er geſtehen und bekennen muͤſſen: Er ſey externè convinciret. Und wiewol er nun vorgiebt: Er ſey hingegen internè und in ſei- nem gewiſſen convincirt und uͤberzeuget/ daß obiges ſein Dogma und lehre recht und wahr ſey; So koͤnnen wir doch dieſe ſeine vorgeſchuͤtz- te innerliche uͤberzeugung fuͤr keine uͤberzeu- gung achten/ ſondern muͤſſen ſie fuͤr eine bloſſe obſtination und hartnaͤckigkeit halten. Denn weil cujusque rei una ſimpliciſſima veritas eſt, und zwey contradictoriæ nicht koͤnnen zugleich wahr ſeyn; So muͤſſen entweder die gruͤnde/ worauff ſeine gefaſte opinion beruhet/ falſch oder doch ſo bewand ſeyn/ daß ſie nichts buͤn- diges ſchlieſſen/ noch das gewiſſen uͤberzeugen und convinciren koͤnnen: Oder muͤſſen die gegengruͤnde/ dadurch er/ ſeinem bekaͤntniß nach/ externè convincirt worden/ alſo bewandt ſeyn/ daß ſie ſeine meinung nicht mit beſtand umſtoſſen koͤnnen. Weil er aber diß letztere nicht bejahen kan/ in betrachtung/ er ſeinem ſelbſt eigenem bekaͤntniß nach/ ſich dardurch convincirt befunden; So muß nothwendig ſein eingebildetes gewiſſen irrig/ und ſeine mit groſſer obſtination und hartnaͤckigkeit gefaſſte meinung auff keinen feſten gruͤnden beſtehen/ und wo nicht falſch/ doch zum wenigſten zweif- felhafftig oder alſo bewandt ſeyn/ daß er deren in ſeinem gewiſſen nicht uͤberzeuget ſey/ darbey denn nichts zur ſachen thut der fuͤrgebrachte un- terſcheid unter dem aͤuſſerlichen und innerlichen convinciren/ indem die ihme entgegen geſetzte gruͤnde und ſchluͤſſe/ ob ſie gleich mit aͤuſſerli- chen worten ſeiner meinung entgegen geſetzt worden/ dennoch das innerliche gemuͤth und verſtand ſo weit convincirt/ daß er in loco Confeſſionis ſelbſt bekennen muͤſſen: Er be- finde innerlich in ſeinem gewiſſen und gemuͤ- the nichts/ das er daran tadeln oder als falſch verwerffen koͤnne. Welches denn in wahr- heit nichts anders als eine innerliche uͤberzeu- gung des gemuͤths iſt/ welche nothwendig ſei- nen uͤbelgefaſten wahn/ und zu deſſen beſtaͤr- ckung eingewendete uͤberzeugung ſeines gewiſ- ſens und gemuͤthes auffhebet/ oder doch unum- gaͤnglich/ wie feſt er auch denſelbigen ſich einge- bildet/ zweiffelhafftig machet. Es kan ihn auch ferner nicht ſchuͤtzen/ daß er vorwendet: Es koͤnne eine Theſis wahr ſeyn/ ob man gleich nicht auff alle und jede einwuͤrffe begegnen koͤnte. Denn ob gleich es an deme/ daß ei- [Spaltenumbruch] nem einfaͤltigen zum wahren glauben nicht vonnoͤthen iſt/ daß er ſeine glaubens-lehr wieder die wiederſprecher vertheidigen/ und auffol. 293. dero einwuͤrffe aller dings antworten koͤnne/ und hier ſtatt findet der ſpruch Auguſtini Lib. 14. de Trin. C. 1.|Aliud eſt ſcire tantummodò, quid homo credere debeat propter adipiſcen- dam vitam beatam, quæ non niſi æterna eſt; Aliud a. ſcire, quemadmodum hoc ipſum & piis opituletur & contra impios defendatur. So iſt doch auſſer zweiffel/ daß wer von der Und weil auch ſo viel erhellen will/ daß allbe- huͤten/ A. K. H. Vierter Theil. N n n n n 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <div n="4"> <floatingText> <body> <p><pb facs="#f1143" n="835"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur.</hi> Seidenbechers.</fw><lb/><cb/><hi rendition="#aq">Opinion</hi> weder <hi rendition="#aq">publicè</hi> noch <hi rendition="#aq">privatim</hi> zu <hi rendition="#aq">doci-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">fol.</hi> 291.</note><hi rendition="#aq">r</hi>en oder <hi rendition="#aq">propalir</hi>en; So erſcheinet doch ander-<lb/> weitig/ daß dieſe ſeine erklaͤrung nicht auffrich-<lb/> tig und ernſtlich gemeinet geweſen/ ſondern er<lb/> hingegen ausdruͤcklich geſtanden/ daß er die<lb/> meinung von dem <hi rendition="#aq">Millenario Regno</hi> an ſich<lb/> ſelbſt ſo feſt und beſtaͤndig gefaſſet/ auch derſel-<lb/> bigen in ſeinem gewiſſen dermaſſen uͤberzeuget/<lb/> daß bey ihme darinnen keine <hi rendition="#aq">information</hi> fruch-<lb/> ten wuͤrde/ und die beruͤhrte <hi rendition="#aq">information</hi><lb/> nur auff andere neben-<hi rendition="#aq">puncta,</hi> und ſolche din-<lb/> ge/ die ihme ſo wol als andern bey ſolchem<lb/><hi rendition="#aq">Dogmate</hi> veꝛboꝛgen waͤren/ gezogen/ und nichts<lb/> weniger auch endlich das <gap reason="fm" unit="chars"/> dahin erklaͤ-<lb/> ret/ wie aus der beylage <hi rendition="#aq">lit. C. Reſponſ. ad</hi> 3.<lb/> und <hi rendition="#aq">lit. B. ad 1. 3. 5. &. 6.</hi> deutlich und un-<lb/> ter ſeiner eigenen hand iſt zu erſehen. Worzu<lb/> denn kommet/ daß er/ beſage der <hi rendition="#aq">Act</hi>en/ der-<lb/> geſtalt ſeiner irrigen meinung uͤberfuͤhret wor-<lb/> den/ daß er geſtehen und bekennen muͤſſen: Er<lb/> ſey <hi rendition="#aq">externè convincir</hi>et. Und wiewol er nun<lb/> vorgiebt: Er ſey hingegen <hi rendition="#aq">internè</hi> und in ſei-<lb/> nem gewiſſen <hi rendition="#aq">convinci</hi>rt und uͤberzeuget/ daß<lb/> obiges ſein <hi rendition="#aq">Dogma</hi> und lehre recht und wahr<lb/> ſey; So koͤnnen wir doch dieſe ſeine vorgeſchuͤtz-<lb/> te innerliche uͤberzeugung fuͤr keine uͤberzeu-<lb/> gung achten/ ſondern muͤſſen ſie fuͤr eine bloſſe<lb/><hi rendition="#aq">obſtination</hi> und hartnaͤckigkeit halten. Denn<lb/> weil <hi rendition="#aq">cujusque rei una ſimpliciſſima veritas eſt,</hi><lb/> und zwey <hi rendition="#aq">contradictoriæ</hi> nicht koͤnnen zugleich<lb/> wahr ſeyn; So muͤſſen entweder die gruͤnde/<lb/> worauff ſeine gefaſte <hi rendition="#aq">opinion</hi> beruhet/ falſch<lb/> oder doch ſo bewand ſeyn/ daß ſie nichts buͤn-<lb/> diges ſchlieſſen/ noch das gewiſſen uͤberzeugen<lb/> und <hi rendition="#aq">convincir</hi>en koͤnnen: Oder muͤſſen die<lb/> gegengruͤnde/ dadurch er/ ſeinem bekaͤntniß<lb/> nach/ <hi rendition="#aq">externè convinci</hi>rt worden/ alſo bewandt<lb/> ſeyn/ daß ſie ſeine meinung nicht mit beſtand<lb/> umſtoſſen koͤnnen. Weil er aber diß letztere<lb/> nicht bejahen kan/ in betrachtung/ er ſeinem<lb/> ſelbſt eigenem bekaͤntniß nach/ ſich dardurch<lb/><hi rendition="#aq">convinci</hi>rt befunden; So muß nothwendig<lb/> ſein eingebildetes gewiſſen irrig/ und ſeine mit<lb/> groſſer <hi rendition="#aq">obſtination</hi> und hartnaͤckigkeit gefaſſte<lb/> meinung auff keinen feſten gruͤnden beſtehen/<lb/> und wo nicht falſch/ doch zum wenigſten zweif-<lb/> felhafftig oder alſo bewandt ſeyn/ daß er deren<lb/> in ſeinem gewiſſen nicht uͤberzeuget ſey/ darbey<lb/> denn nichts zur ſachen thut der fuͤrgebrachte un-<lb/> terſcheid unter dem aͤuſſerlichen und innerlichen<lb/><hi rendition="#aq">convincir</hi>en/ indem die ihme entgegen geſetzte<lb/> gruͤnde und ſchluͤſſe/ ob ſie gleich mit aͤuſſerli-<lb/> chen worten ſeiner meinung entgegen geſetzt<lb/> worden/ dennoch das innerliche gemuͤth und<lb/> verſtand ſo weit <hi rendition="#aq">convinci</hi>rt/ daß er <hi rendition="#aq">in loco<lb/> Confeſſionis</hi> ſelbſt bekennen muͤſſen: Er be-<lb/> finde innerlich in ſeinem gewiſſen und gemuͤ-<lb/> the nichts/ das er daran tadeln oder als falſch<lb/> verwerffen koͤnne. Welches denn in wahr-<lb/> heit nichts anders als eine innerliche uͤberzeu-<lb/> gung des gemuͤths iſt/ welche nothwendig ſei-<lb/> nen uͤbelgefaſten wahn/ und zu deſſen beſtaͤr-<lb/> ckung eingewendete uͤberzeugung ſeines gewiſ-<lb/> ſens und gemuͤthes auffhebet/ oder doch unum-<lb/> gaͤnglich/ wie feſt er auch denſelbigen ſich einge-<lb/> bildet/ zweiffelhafftig machet. Es kan ihn<lb/> auch ferner nicht ſchuͤtzen/ daß er vorwendet:<lb/> Es koͤnne eine <hi rendition="#aq">Theſis</hi> wahr ſeyn/ ob man gleich<lb/> nicht auff alle und jede einwuͤrffe begegnen<lb/> koͤnte. Denn ob gleich es an deme/ daß ei-<lb/><cb/> nem einfaͤltigen zum wahren glauben nicht<lb/> vonnoͤthen iſt/ daß er ſeine glaubens-lehr<lb/> wieder die wiederſprecher vertheidigen/ und auf<note place="right"><hi rendition="#aq">fol.</hi> 293.</note><lb/> dero einwuͤrffe aller dings antworten koͤnne/<lb/> und hier ſtatt findet der ſpruch <hi rendition="#aq">Auguſtini Lib.<lb/> 14. de Trin. C. 1.|Aliud eſt ſcire tantummodò,<lb/> quid homo credere debeat propter adipiſcen-<lb/> dam vitam beatam, quæ non niſi æterna eſt;<lb/> Aliud a. ſcire, quemadmodum hoc ipſum &<lb/> piis opituletur & contra impios defendatur.</hi></p><lb/> <p>So iſt doch auſſer zweiffel/ daß wer von der<lb/> allgemeinen uͤblichen kirchen-lehre abſchreiten/<lb/> und derſelben zuwieder eine andere glaubens-<lb/> lehre einfuͤhren/ und als gewiß vertheidigen<lb/> wolle/ derſelbige ſeiner wider die allgemeine<lb/> kirchen-lehre fuͤrgebrachten meinung muͤſſe<lb/> beſtaͤndigen grund haben/ und wider alle ge-<lb/> gengruͤnde ſolche mit beſtande vertheidigen<lb/> koͤnnen/ und ſo lange andere aus GOTTes<lb/> wort angefuͤhrte gruͤnde ſeiner meinung im we-<lb/> ge liegen/ und gruͤndlich nicht koͤnnen beant-<lb/> wortet werden; ſo lange bleibet ſeine mei-<lb/> nung/ wo nicht falſch/ doch ungewiß und un-<lb/> gegruͤndet/ daß was auch ein ſolcher hernach<lb/> von ſeiner innerlichen gewiſſens-uͤberzeugung<lb/> fuͤrwendet/ obgedachter maſſen nichts anders<lb/> iſt als <hi rendition="#aq">conſcientia erronea/</hi> und bey ſo deutli-<lb/> chen aus GOttes wort und unwiederſprech-<lb/> lichen gruͤnden geſchehener erweiſung eine <hi rendition="#aq">ob-<lb/> ſtination</hi> und hartnaͤckigkeit/ ſo allerdings<note place="right"><hi rendition="#aq">fol.</hi> 294.</note><lb/> verwerfflich und zweiffentlich zu halten und<lb/> zu achten iſt. Endlich geſtehet auch mehr<lb/> beſagter Seidenbecher/ daß ſein ſo feſt<lb/> eingebildeter wahn <hi rendition="#aq">de Millenario,</hi> welcher<lb/> dem 17. <hi rendition="#aq">Art.</hi> der Augſpurgiſchen <hi rendition="#aq">Confeſſion</hi><lb/> ſchnurſtracks zu wiederlaufft/ und ſeine gelei-<lb/> ſtete pflicht nicht koͤnnen beyſammen ſtehen;<lb/> Derentwegen denn bey ſolchen bezeigungen<lb/> und wol erwogenen umſtaͤnden/ und im fall<lb/> mehr beſagter Seidenbecher/ wie die <hi rendition="#aq">Acta</hi> ge-<lb/> ben/ daß ers bißhero gethan/ bey ſolcher <hi rendition="#aq">obſti-<lb/> nation</hi> auch nachmals bey eintziger letzten vor-<lb/> forderung verharren wuͤrde; halten wir<lb/> GOTTes wort/ dem Religions-eid/ und<lb/> der in unſern kirchen uͤblichen <hi rendition="#aq">Praxi</hi> gemaͤß/<lb/> daß er ſeines lehr-und predig-amts entſetzet/<lb/> auch damit er nicht ſeinen irrigen wahn weiter<lb/> fortpflantzen/ und mehr aͤrgerniß ſtifften moͤ-<note place="right"><hi rendition="#aq">fol.</hi> 295.</note><lb/> ge/ mit einem coͤrperlichen eide/ oder zum we-<lb/> nigſten einen an eides-ſtadt unterſchriebenen<lb/><hi rendition="#aq">Revers vinculir</hi>et und dahin verbunden wer-<lb/> de/ daß er mehrgedachtes ſein <hi rendition="#aq">Dogma de<lb/> Millenario</hi> und was dem anhaͤngig/ weder<lb/> ſchrifftlich noch muͤndlich fortzupflantzen oder<lb/> jemand beyzubringen/ und ihn damit zu ver-<lb/> fuͤhren/ ſuchen wolle.</p><lb/> <p>Und weil auch ſo viel erhellen will/ daß allbe-<lb/> reit dieſe ſach ziemlich bey andern erſchollen/<lb/> und zu befahren/ es moͤchten hin und wieder<lb/><hi rendition="#fr">neueꝛ dinge</hi> begierige leute ferner davon ſeineꝛ<lb/> gehabten meinung wegen forſchen und nach-<lb/> richt begehren/ und alſo das aͤrgerniß weiter<lb/> um ſich greiffen; So hielten wir unmaßgeb-<lb/> lich fuͤr dienlich/ daß nicht allein zu Unterneu-<lb/> brun/ ſondern auch andern umgelegnen orten<lb/> von dem Herꝛn <hi rendition="#aq">Superintendenten</hi> und Pfar-<lb/> rern jedes orts eine erinnerung und bericht von<lb/> der cantzel gethan/ der aber nach gelegenheit<lb/> in die predigt eingeruͤckt/ und die zuhoͤrer fuͤr<lb/> dergleichen neuerungen und irꝛthuͤmen ſich zu<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> N n n n n 2</fw><fw place="bottom" type="catch">huͤten/</fw><lb/></p> </body> </floatingText> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [835/1143]
Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers.
Opinion weder publicè noch privatim zu doci-
ren oder propaliren; So erſcheinet doch ander-
weitig/ daß dieſe ſeine erklaͤrung nicht auffrich-
tig und ernſtlich gemeinet geweſen/ ſondern er
hingegen ausdruͤcklich geſtanden/ daß er die
meinung von dem Millenario Regno an ſich
ſelbſt ſo feſt und beſtaͤndig gefaſſet/ auch derſel-
bigen in ſeinem gewiſſen dermaſſen uͤberzeuget/
daß bey ihme darinnen keine information fruch-
ten wuͤrde/ und die beruͤhrte information
nur auff andere neben-puncta, und ſolche din-
ge/ die ihme ſo wol als andern bey ſolchem
Dogmate veꝛboꝛgen waͤren/ gezogen/ und nichts
weniger auch endlich das _ dahin erklaͤ-
ret/ wie aus der beylage lit. C. Reſponſ. ad 3.
und lit. B. ad 1. 3. 5. &. 6. deutlich und un-
ter ſeiner eigenen hand iſt zu erſehen. Worzu
denn kommet/ daß er/ beſage der Acten/ der-
geſtalt ſeiner irrigen meinung uͤberfuͤhret wor-
den/ daß er geſtehen und bekennen muͤſſen: Er
ſey externè convinciret. Und wiewol er nun
vorgiebt: Er ſey hingegen internè und in ſei-
nem gewiſſen convincirt und uͤberzeuget/ daß
obiges ſein Dogma und lehre recht und wahr
ſey; So koͤnnen wir doch dieſe ſeine vorgeſchuͤtz-
te innerliche uͤberzeugung fuͤr keine uͤberzeu-
gung achten/ ſondern muͤſſen ſie fuͤr eine bloſſe
obſtination und hartnaͤckigkeit halten. Denn
weil cujusque rei una ſimpliciſſima veritas eſt,
und zwey contradictoriæ nicht koͤnnen zugleich
wahr ſeyn; So muͤſſen entweder die gruͤnde/
worauff ſeine gefaſte opinion beruhet/ falſch
oder doch ſo bewand ſeyn/ daß ſie nichts buͤn-
diges ſchlieſſen/ noch das gewiſſen uͤberzeugen
und convinciren koͤnnen: Oder muͤſſen die
gegengruͤnde/ dadurch er/ ſeinem bekaͤntniß
nach/ externè convincirt worden/ alſo bewandt
ſeyn/ daß ſie ſeine meinung nicht mit beſtand
umſtoſſen koͤnnen. Weil er aber diß letztere
nicht bejahen kan/ in betrachtung/ er ſeinem
ſelbſt eigenem bekaͤntniß nach/ ſich dardurch
convincirt befunden; So muß nothwendig
ſein eingebildetes gewiſſen irrig/ und ſeine mit
groſſer obſtination und hartnaͤckigkeit gefaſſte
meinung auff keinen feſten gruͤnden beſtehen/
und wo nicht falſch/ doch zum wenigſten zweif-
felhafftig oder alſo bewandt ſeyn/ daß er deren
in ſeinem gewiſſen nicht uͤberzeuget ſey/ darbey
denn nichts zur ſachen thut der fuͤrgebrachte un-
terſcheid unter dem aͤuſſerlichen und innerlichen
convinciren/ indem die ihme entgegen geſetzte
gruͤnde und ſchluͤſſe/ ob ſie gleich mit aͤuſſerli-
chen worten ſeiner meinung entgegen geſetzt
worden/ dennoch das innerliche gemuͤth und
verſtand ſo weit convincirt/ daß er in loco
Confeſſionis ſelbſt bekennen muͤſſen: Er be-
finde innerlich in ſeinem gewiſſen und gemuͤ-
the nichts/ das er daran tadeln oder als falſch
verwerffen koͤnne. Welches denn in wahr-
heit nichts anders als eine innerliche uͤberzeu-
gung des gemuͤths iſt/ welche nothwendig ſei-
nen uͤbelgefaſten wahn/ und zu deſſen beſtaͤr-
ckung eingewendete uͤberzeugung ſeines gewiſ-
ſens und gemuͤthes auffhebet/ oder doch unum-
gaͤnglich/ wie feſt er auch denſelbigen ſich einge-
bildet/ zweiffelhafftig machet. Es kan ihn
auch ferner nicht ſchuͤtzen/ daß er vorwendet:
Es koͤnne eine Theſis wahr ſeyn/ ob man gleich
nicht auff alle und jede einwuͤrffe begegnen
koͤnte. Denn ob gleich es an deme/ daß ei-
nem einfaͤltigen zum wahren glauben nicht
vonnoͤthen iſt/ daß er ſeine glaubens-lehr
wieder die wiederſprecher vertheidigen/ und auf
dero einwuͤrffe aller dings antworten koͤnne/
und hier ſtatt findet der ſpruch Auguſtini Lib.
14. de Trin. C. 1.|Aliud eſt ſcire tantummodò,
quid homo credere debeat propter adipiſcen-
dam vitam beatam, quæ non niſi æterna eſt;
Aliud a. ſcire, quemadmodum hoc ipſum &
piis opituletur & contra impios defendatur.
fol. 291.
fol. 293.
So iſt doch auſſer zweiffel/ daß wer von der
allgemeinen uͤblichen kirchen-lehre abſchreiten/
und derſelben zuwieder eine andere glaubens-
lehre einfuͤhren/ und als gewiß vertheidigen
wolle/ derſelbige ſeiner wider die allgemeine
kirchen-lehre fuͤrgebrachten meinung muͤſſe
beſtaͤndigen grund haben/ und wider alle ge-
gengruͤnde ſolche mit beſtande vertheidigen
koͤnnen/ und ſo lange andere aus GOTTes
wort angefuͤhrte gruͤnde ſeiner meinung im we-
ge liegen/ und gruͤndlich nicht koͤnnen beant-
wortet werden; ſo lange bleibet ſeine mei-
nung/ wo nicht falſch/ doch ungewiß und un-
gegruͤndet/ daß was auch ein ſolcher hernach
von ſeiner innerlichen gewiſſens-uͤberzeugung
fuͤrwendet/ obgedachter maſſen nichts anders
iſt als conſcientia erronea/ und bey ſo deutli-
chen aus GOttes wort und unwiederſprech-
lichen gruͤnden geſchehener erweiſung eine ob-
ſtination und hartnaͤckigkeit/ ſo allerdings
verwerfflich und zweiffentlich zu halten und
zu achten iſt. Endlich geſtehet auch mehr
beſagter Seidenbecher/ daß ſein ſo feſt
eingebildeter wahn de Millenario, welcher
dem 17. Art. der Augſpurgiſchen Confeſſion
ſchnurſtracks zu wiederlaufft/ und ſeine gelei-
ſtete pflicht nicht koͤnnen beyſammen ſtehen;
Derentwegen denn bey ſolchen bezeigungen
und wol erwogenen umſtaͤnden/ und im fall
mehr beſagter Seidenbecher/ wie die Acta ge-
ben/ daß ers bißhero gethan/ bey ſolcher obſti-
nation auch nachmals bey eintziger letzten vor-
forderung verharren wuͤrde; halten wir
GOTTes wort/ dem Religions-eid/ und
der in unſern kirchen uͤblichen Praxi gemaͤß/
daß er ſeines lehr-und predig-amts entſetzet/
auch damit er nicht ſeinen irrigen wahn weiter
fortpflantzen/ und mehr aͤrgerniß ſtifften moͤ-
ge/ mit einem coͤrperlichen eide/ oder zum we-
nigſten einen an eides-ſtadt unterſchriebenen
Revers vinculiret und dahin verbunden wer-
de/ daß er mehrgedachtes ſein Dogma de
Millenario und was dem anhaͤngig/ weder
ſchrifftlich noch muͤndlich fortzupflantzen oder
jemand beyzubringen/ und ihn damit zu ver-
fuͤhren/ ſuchen wolle.
fol. 294.
fol. 295.
Und weil auch ſo viel erhellen will/ daß allbe-
reit dieſe ſach ziemlich bey andern erſchollen/
und zu befahren/ es moͤchten hin und wieder
neueꝛ dinge begierige leute ferner davon ſeineꝛ
gehabten meinung wegen forſchen und nach-
richt begehren/ und alſo das aͤrgerniß weiter
um ſich greiffen; So hielten wir unmaßgeb-
lich fuͤr dienlich/ daß nicht allein zu Unterneu-
brun/ ſondern auch andern umgelegnen orten
von dem Herꝛn Superintendenten und Pfar-
rern jedes orts eine erinnerung und bericht von
der cantzel gethan/ der aber nach gelegenheit
in die predigt eingeruͤckt/ und die zuhoͤrer fuͤr
dergleichen neuerungen und irꝛthuͤmen ſich zu
huͤten/
A. K. H. Vierter Theil. N n n n n 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1143 |
Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1143>, abgerufen am 17.07.2024. |