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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] Opinion weder publice noch privatim zu doci-
fol. 291.ren oder propaliren; So erscheinet doch ander-
weitig/ daß diese seine erklärung nicht auffrich-
tig und ernstlich gemeinet gewesen/ sondern er
hingegen ausdrücklich gestanden/ daß er die
meinung von dem Millenario Regno an sich
selbst so fest und beständig gefasset/ auch dersel-
bigen in seinem gewissen dermassen überzeuget/
daß bey ihme darinnen keine information fruch-
ten würde/ und die berührte information
nur auff andere neben-puncta, und solche din-
ge/ die ihme so wol als andern bey solchem
Dogmate verborgen wären/ gezogen/ und nichts
weniger auch endlich das [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] dahin erklä-
ret/ wie aus der beylage lit. C. Respons. ad 3.
und lit. B. ad 1. 3. 5. &. 6. deutlich und un-
ter seiner eigenen hand ist zu ersehen. Worzu
denn kommet/ daß er/ besage der Acten/ der-
gestalt seiner irrigen meinung überführet wor-
den/ daß er gestehen und bekennen müssen: Er
sey externe convinciret. Und wiewol er nun
vorgiebt: Er sey hingegen interne und in sei-
nem gewissen convincirt und überzeuget/ daß
obiges sein Dogma und lehre recht und wahr
sey; So können wir doch diese seine vorgeschütz-
te innerliche überzeugung für keine überzeu-
gung achten/ sondern müssen sie für eine blosse
obstination und hartnäckigkeit halten. Denn
weil cujusque rei una simplicissima veritas est,
und zwey contradictoriae nicht können zugleich
wahr seyn; So müssen entweder die gründe/
worauff seine gefaste opinion beruhet/ falsch
oder doch so bewand seyn/ daß sie nichts bün-
diges schliessen/ noch das gewissen überzeugen
und convinciren können: Oder müssen die
gegengründe/ dadurch er/ seinem bekäntniß
nach/ externe convincirt worden/ also bewandt
seyn/ daß sie seine meinung nicht mit bestand
umstossen können. Weil er aber diß letztere
nicht bejahen kan/ in betrachtung/ er seinem
selbst eigenem bekäntniß nach/ sich dardurch
convincirt befunden; So muß nothwendig
sein eingebildetes gewissen irrig/ und seine mit
grosser obstination und hartnäckigkeit gefasste
meinung auff keinen festen gründen bestehen/
und wo nicht falsch/ doch zum wenigsten zweif-
felhafftig oder also bewandt seyn/ daß er deren
in seinem gewissen nicht überzeuget sey/ darbey
denn nichts zur sachen thut der fürgebrachte un-
terscheid unter dem äusserlichen und innerlichen
convinciren/ indem die ihme entgegen gesetzte
gründe und schlüsse/ ob sie gleich mit äusserli-
chen worten seiner meinung entgegen gesetzt
worden/ dennoch das innerliche gemüth und
verstand so weit convincirt/ daß er in loco
Confessionis
selbst bekennen müssen: Er be-
finde innerlich in seinem gewissen und gemü-
the nichts/ das er daran tadeln oder als falsch
verwerffen könne. Welches denn in wahr-
heit nichts anders als eine innerliche überzeu-
gung des gemüths ist/ welche nothwendig sei-
nen übelgefasten wahn/ und zu dessen bestär-
ckung eingewendete überzeugung seines gewis-
sens und gemüthes auffhebet/ oder doch unum-
gänglich/ wie fest er auch denselbigen sich einge-
bildet/ zweiffelhafftig machet. Es kan ihn
auch ferner nicht schützen/ daß er vorwendet:
Es könne eine Thesis wahr seyn/ ob man gleich
nicht auff alle und jede einwürffe begegnen
könte. Denn ob gleich es an deme/ daß ei-
[Spaltenumbruch] nem einfältigen zum wahren glauben nicht
vonnöthen ist/ daß er seine glaubens-lehr
wieder die wiedersprecher vertheidigen/ und auffol. 293.
dero einwürffe aller dings antworten könne/
und hier statt findet der spruch Augustini Lib.
14. de Trin. C. 1.|Aliud est scire tantummodo,
quid homo credere debeat propter adipiscen-
dam vitam beatam, quae non nisi aeterna est;
Aliud a. scire, quemadmodum hoc ipsum &
piis opituletur & contra impios defendatur.

So ist doch ausser zweiffel/ daß wer von der
allgemeinen üblichen kirchen-lehre abschreiten/
und derselben zuwieder eine andere glaubens-
lehre einführen/ und als gewiß vertheidigen
wolle/ derselbige seiner wider die allgemeine
kirchen-lehre fürgebrachten meinung müsse
beständigen grund haben/ und wider alle ge-
gengründe solche mit bestande vertheidigen
können/ und so lange andere aus GOTTes
wort angeführte gründe seiner meinung im we-
ge liegen/ und gründlich nicht können beant-
wortet werden; so lange bleibet seine mei-
nung/ wo nicht falsch/ doch ungewiß und un-
gegründet/ daß was auch ein solcher hernach
von seiner innerlichen gewissens-überzeugung
fürwendet/ obgedachter massen nichts anders
ist als conscientia erronea/ und bey so deutli-
chen aus GOttes wort und unwiedersprech-
lichen gründen geschehener erweisung eine ob-
stination
und hartnäckigkeit/ so allerdingsfol. 294.
verwerfflich und zweiffentlich zu halten und
zu achten ist. Endlich gestehet auch mehr
besagter Seidenbecher/ daß sein so fest
eingebildeter wahn de Millenario, welcher
dem 17. Art. der Augspurgischen Confession
schnurstracks zu wiederlaufft/ und seine gelei-
stete pflicht nicht können beysammen stehen;
Derentwegen denn bey solchen bezeigungen
und wol erwogenen umständen/ und im fall
mehr besagter Seidenbecher/ wie die Acta ge-
ben/ daß ers bißhero gethan/ bey solcher obsti-
nation
auch nachmals bey eintziger letzten vor-
forderung verharren würde; halten wir
GOTTes wort/ dem Religions-eid/ und
der in unsern kirchen üblichen Praxi gemäß/
daß er seines lehr-und predig-amts entsetzet/
auch damit er nicht seinen irrigen wahn weiter
fortpflantzen/ und mehr ärgerniß stifften mö-fol. 295.
ge/ mit einem cörperlichen eide/ oder zum we-
nigsten einen an eides-stadt unterschriebenen
Revers vinculiret und dahin verbunden wer-
de/ daß er mehrgedachtes sein Dogma de
Millenario
und was dem anhängig/ weder
schrifftlich noch mündlich fortzupflantzen oder
jemand beyzubringen/ und ihn damit zu ver-
führen/ suchen wolle.

Und weil auch so viel erhellen will/ daß allbe-
reit diese sach ziemlich bey andern erschollen/
und zu befahren/ es möchten hin und wieder
neuer dinge begierige leute ferner davon seiner
gehabten meinung wegen forschen und nach-
richt begehren/ und also das ärgerniß weiter
um sich greiffen; So hielten wir unmaßgeb-
lich für dienlich/ daß nicht allein zu Unterneu-
brun/ sondern auch andern umgelegnen orten
von dem Herrn Superintendenten und Pfar-
rern jedes orts eine erinnerung und bericht von
der cantzel gethan/ der aber nach gelegenheit
in die predigt eingerückt/ und die zuhörer für
dergleichen neuerungen und irrthümen sich zu

hüten/
A. K. H. Vierter Theil. N n n n n 2

Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] Opinion weder publicè noch privatim zu doci-
fol. 291.ren oder propaliren; So erſcheinet doch ander-
weitig/ daß dieſe ſeine erklaͤrung nicht auffrich-
tig und ernſtlich gemeinet geweſen/ ſondern er
hingegen ausdruͤcklich geſtanden/ daß er die
meinung von dem Millenario Regno an ſich
ſelbſt ſo feſt und beſtaͤndig gefaſſet/ auch derſel-
bigen in ſeinem gewiſſen dermaſſen uͤberzeuget/
daß bey ihme darinnen keine information fruch-
ten wuͤrde/ und die beruͤhrte information
nur auff andere neben-puncta, und ſolche din-
ge/ die ihme ſo wol als andern bey ſolchem
Dogmate veꝛboꝛgen waͤren/ gezogen/ und nichts
weniger auch endlich das [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] dahin erklaͤ-
ret/ wie aus der beylage lit. C. Reſponſ. ad 3.
und lit. B. ad 1. 3. 5. &. 6. deutlich und un-
ter ſeiner eigenen hand iſt zu erſehen. Worzu
denn kommet/ daß er/ beſage der Acten/ der-
geſtalt ſeiner irrigen meinung uͤberfuͤhret wor-
den/ daß er geſtehen und bekennen muͤſſen: Er
ſey externè convinciret. Und wiewol er nun
vorgiebt: Er ſey hingegen internè und in ſei-
nem gewiſſen convincirt und uͤberzeuget/ daß
obiges ſein Dogma und lehre recht und wahr
ſey; So koͤnnen wir doch dieſe ſeine vorgeſchuͤtz-
te innerliche uͤberzeugung fuͤr keine uͤberzeu-
gung achten/ ſondern muͤſſen ſie fuͤr eine bloſſe
obſtination und hartnaͤckigkeit halten. Denn
weil cujusque rei una ſimpliciſſima veritas eſt,
und zwey contradictoriæ nicht koͤnnen zugleich
wahr ſeyn; So muͤſſen entweder die gruͤnde/
worauff ſeine gefaſte opinion beruhet/ falſch
oder doch ſo bewand ſeyn/ daß ſie nichts buͤn-
diges ſchlieſſen/ noch das gewiſſen uͤberzeugen
und convinciren koͤnnen: Oder muͤſſen die
gegengruͤnde/ dadurch er/ ſeinem bekaͤntniß
nach/ externè convincirt worden/ alſo bewandt
ſeyn/ daß ſie ſeine meinung nicht mit beſtand
umſtoſſen koͤnnen. Weil er aber diß letztere
nicht bejahen kan/ in betrachtung/ er ſeinem
ſelbſt eigenem bekaͤntniß nach/ ſich dardurch
convincirt befunden; So muß nothwendig
ſein eingebildetes gewiſſen irrig/ und ſeine mit
groſſer obſtination und hartnaͤckigkeit gefaſſte
meinung auff keinen feſten gruͤnden beſtehen/
und wo nicht falſch/ doch zum wenigſten zweif-
felhafftig oder alſo bewandt ſeyn/ daß er deren
in ſeinem gewiſſen nicht uͤberzeuget ſey/ darbey
denn nichts zur ſachen thut der fuͤrgebrachte un-
terſcheid unter dem aͤuſſerlichen und innerlichen
convinciren/ indem die ihme entgegen geſetzte
gruͤnde und ſchluͤſſe/ ob ſie gleich mit aͤuſſerli-
chen worten ſeiner meinung entgegen geſetzt
worden/ dennoch das innerliche gemuͤth und
verſtand ſo weit convincirt/ daß er in loco
Confeſſionis
ſelbſt bekennen muͤſſen: Er be-
finde innerlich in ſeinem gewiſſen und gemuͤ-
the nichts/ das er daran tadeln oder als falſch
verwerffen koͤnne. Welches denn in wahr-
heit nichts anders als eine innerliche uͤberzeu-
gung des gemuͤths iſt/ welche nothwendig ſei-
nen uͤbelgefaſten wahn/ und zu deſſen beſtaͤr-
ckung eingewendete uͤberzeugung ſeines gewiſ-
ſens und gemuͤthes auffhebet/ oder doch unum-
gaͤnglich/ wie feſt er auch denſelbigen ſich einge-
bildet/ zweiffelhafftig machet. Es kan ihn
auch ferner nicht ſchuͤtzen/ daß er vorwendet:
Es koͤnne eine Theſis wahr ſeyn/ ob man gleich
nicht auff alle und jede einwuͤrffe begegnen
koͤnte. Denn ob gleich es an deme/ daß ei-
[Spaltenumbruch] nem einfaͤltigen zum wahren glauben nicht
vonnoͤthen iſt/ daß er ſeine glaubens-lehr
wieder die wiederſprecher vertheidigen/ und auffol. 293.
dero einwuͤrffe aller dings antworten koͤnne/
und hier ſtatt findet der ſpruch Auguſtini Lib.
14. de Trin. C. 1.|Aliud eſt ſcire tantummodò,
quid homo credere debeat propter adipiſcen-
dam vitam beatam, quæ non niſi æterna eſt;
Aliud a. ſcire, quemadmodum hoc ipſum &
piis opituletur & contra impios defendatur.

So iſt doch auſſer zweiffel/ daß wer von der
allgemeinen uͤblichen kirchen-lehre abſchreiten/
und derſelben zuwieder eine andere glaubens-
lehre einfuͤhren/ und als gewiß vertheidigen
wolle/ derſelbige ſeiner wider die allgemeine
kirchen-lehre fuͤrgebrachten meinung muͤſſe
beſtaͤndigen grund haben/ und wider alle ge-
gengruͤnde ſolche mit beſtande vertheidigen
koͤnnen/ und ſo lange andere aus GOTTes
wort angefuͤhrte gruͤnde ſeiner meinung im we-
ge liegen/ und gruͤndlich nicht koͤnnen beant-
wortet werden; ſo lange bleibet ſeine mei-
nung/ wo nicht falſch/ doch ungewiß und un-
gegruͤndet/ daß was auch ein ſolcher hernach
von ſeiner innerlichen gewiſſens-uͤberzeugung
fuͤrwendet/ obgedachter maſſen nichts anders
iſt als conſcientia erronea/ und bey ſo deutli-
chen aus GOttes wort und unwiederſprech-
lichen gruͤnden geſchehener erweiſung eine ob-
ſtination
und hartnaͤckigkeit/ ſo allerdingsfol. 294.
verwerfflich und zweiffentlich zu halten und
zu achten iſt. Endlich geſtehet auch mehr
beſagter Seidenbecher/ daß ſein ſo feſt
eingebildeter wahn de Millenario, welcher
dem 17. Art. der Augſpurgiſchen Confeſſion
ſchnurſtracks zu wiederlaufft/ und ſeine gelei-
ſtete pflicht nicht koͤnnen beyſammen ſtehen;
Derentwegen denn bey ſolchen bezeigungen
und wol erwogenen umſtaͤnden/ und im fall
mehr beſagter Seidenbecher/ wie die Acta ge-
ben/ daß ers bißhero gethan/ bey ſolcher obſti-
nation
auch nachmals bey eintziger letzten vor-
forderung verharren wuͤrde; halten wir
GOTTes wort/ dem Religions-eid/ und
der in unſern kirchen uͤblichen Praxi gemaͤß/
daß er ſeines lehr-und predig-amts entſetzet/
auch damit er nicht ſeinen irrigen wahn weiter
fortpflantzen/ und mehr aͤrgerniß ſtifften moͤ-fol. 295.
ge/ mit einem coͤrperlichen eide/ oder zum we-
nigſten einen an eides-ſtadt unterſchriebenen
Revers vinculiret und dahin verbunden wer-
de/ daß er mehrgedachtes ſein Dogma de
Millenario
und was dem anhaͤngig/ weder
ſchrifftlich noch muͤndlich fortzupflantzen oder
jemand beyzubringen/ und ihn damit zu ver-
fuͤhren/ ſuchen wolle.

Und weil auch ſo viel erhellen will/ daß allbe-
reit dieſe ſach ziemlich bey andern erſchollen/
und zu befahren/ es moͤchten hin und wieder
neueꝛ dinge begierige leute ferner davon ſeineꝛ
gehabten meinung wegen forſchen und nach-
richt begehren/ und alſo das aͤrgerniß weiter
um ſich greiffen; So hielten wir unmaßgeb-
lich fuͤr dienlich/ daß nicht allein zu Unterneu-
brun/ ſondern auch andern umgelegnen orten
von dem Herꝛn Superintendenten und Pfar-
rern jedes orts eine erinnerung und bericht von
der cantzel gethan/ der aber nach gelegenheit
in die predigt eingeruͤckt/ und die zuhoͤrer fuͤr
dergleichen neuerungen und irꝛthuͤmen ſich zu

huͤten/
A. K. H. Vierter Theil. N n n n n 2
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[835/1143] Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. Opinion weder publicè noch privatim zu doci- ren oder propaliren; So erſcheinet doch ander- weitig/ daß dieſe ſeine erklaͤrung nicht auffrich- tig und ernſtlich gemeinet geweſen/ ſondern er hingegen ausdruͤcklich geſtanden/ daß er die meinung von dem Millenario Regno an ſich ſelbſt ſo feſt und beſtaͤndig gefaſſet/ auch derſel- bigen in ſeinem gewiſſen dermaſſen uͤberzeuget/ daß bey ihme darinnen keine information fruch- ten wuͤrde/ und die beruͤhrte information nur auff andere neben-puncta, und ſolche din- ge/ die ihme ſo wol als andern bey ſolchem Dogmate veꝛboꝛgen waͤren/ gezogen/ und nichts weniger auch endlich das _ dahin erklaͤ- ret/ wie aus der beylage lit. C. Reſponſ. ad 3. und lit. B. ad 1. 3. 5. &. 6. deutlich und un- ter ſeiner eigenen hand iſt zu erſehen. Worzu denn kommet/ daß er/ beſage der Acten/ der- geſtalt ſeiner irrigen meinung uͤberfuͤhret wor- den/ daß er geſtehen und bekennen muͤſſen: Er ſey externè convinciret. Und wiewol er nun vorgiebt: Er ſey hingegen internè und in ſei- nem gewiſſen convincirt und uͤberzeuget/ daß obiges ſein Dogma und lehre recht und wahr ſey; So koͤnnen wir doch dieſe ſeine vorgeſchuͤtz- te innerliche uͤberzeugung fuͤr keine uͤberzeu- gung achten/ ſondern muͤſſen ſie fuͤr eine bloſſe obſtination und hartnaͤckigkeit halten. Denn weil cujusque rei una ſimpliciſſima veritas eſt, und zwey contradictoriæ nicht koͤnnen zugleich wahr ſeyn; So muͤſſen entweder die gruͤnde/ worauff ſeine gefaſte opinion beruhet/ falſch oder doch ſo bewand ſeyn/ daß ſie nichts buͤn- diges ſchlieſſen/ noch das gewiſſen uͤberzeugen und convinciren koͤnnen: Oder muͤſſen die gegengruͤnde/ dadurch er/ ſeinem bekaͤntniß nach/ externè convincirt worden/ alſo bewandt ſeyn/ daß ſie ſeine meinung nicht mit beſtand umſtoſſen koͤnnen. Weil er aber diß letztere nicht bejahen kan/ in betrachtung/ er ſeinem ſelbſt eigenem bekaͤntniß nach/ ſich dardurch convincirt befunden; So muß nothwendig ſein eingebildetes gewiſſen irrig/ und ſeine mit groſſer obſtination und hartnaͤckigkeit gefaſſte meinung auff keinen feſten gruͤnden beſtehen/ und wo nicht falſch/ doch zum wenigſten zweif- felhafftig oder alſo bewandt ſeyn/ daß er deren in ſeinem gewiſſen nicht uͤberzeuget ſey/ darbey denn nichts zur ſachen thut der fuͤrgebrachte un- terſcheid unter dem aͤuſſerlichen und innerlichen convinciren/ indem die ihme entgegen geſetzte gruͤnde und ſchluͤſſe/ ob ſie gleich mit aͤuſſerli- chen worten ſeiner meinung entgegen geſetzt worden/ dennoch das innerliche gemuͤth und verſtand ſo weit convincirt/ daß er in loco Confeſſionis ſelbſt bekennen muͤſſen: Er be- finde innerlich in ſeinem gewiſſen und gemuͤ- the nichts/ das er daran tadeln oder als falſch verwerffen koͤnne. Welches denn in wahr- heit nichts anders als eine innerliche uͤberzeu- gung des gemuͤths iſt/ welche nothwendig ſei- nen uͤbelgefaſten wahn/ und zu deſſen beſtaͤr- ckung eingewendete uͤberzeugung ſeines gewiſ- ſens und gemuͤthes auffhebet/ oder doch unum- gaͤnglich/ wie feſt er auch denſelbigen ſich einge- bildet/ zweiffelhafftig machet. Es kan ihn auch ferner nicht ſchuͤtzen/ daß er vorwendet: Es koͤnne eine Theſis wahr ſeyn/ ob man gleich nicht auff alle und jede einwuͤrffe begegnen koͤnte. Denn ob gleich es an deme/ daß ei- nem einfaͤltigen zum wahren glauben nicht vonnoͤthen iſt/ daß er ſeine glaubens-lehr wieder die wiederſprecher vertheidigen/ und auf dero einwuͤrffe aller dings antworten koͤnne/ und hier ſtatt findet der ſpruch Auguſtini Lib. 14. de Trin. C. 1.|Aliud eſt ſcire tantummodò, quid homo credere debeat propter adipiſcen- dam vitam beatam, quæ non niſi æterna eſt; Aliud a. ſcire, quemadmodum hoc ipſum & piis opituletur & contra impios defendatur. fol. 291. fol. 293. So iſt doch auſſer zweiffel/ daß wer von der allgemeinen uͤblichen kirchen-lehre abſchreiten/ und derſelben zuwieder eine andere glaubens- lehre einfuͤhren/ und als gewiß vertheidigen wolle/ derſelbige ſeiner wider die allgemeine kirchen-lehre fuͤrgebrachten meinung muͤſſe beſtaͤndigen grund haben/ und wider alle ge- gengruͤnde ſolche mit beſtande vertheidigen koͤnnen/ und ſo lange andere aus GOTTes wort angefuͤhrte gruͤnde ſeiner meinung im we- ge liegen/ und gruͤndlich nicht koͤnnen beant- wortet werden; ſo lange bleibet ſeine mei- nung/ wo nicht falſch/ doch ungewiß und un- gegruͤndet/ daß was auch ein ſolcher hernach von ſeiner innerlichen gewiſſens-uͤberzeugung fuͤrwendet/ obgedachter maſſen nichts anders iſt als conſcientia erronea/ und bey ſo deutli- chen aus GOttes wort und unwiederſprech- lichen gruͤnden geſchehener erweiſung eine ob- ſtination und hartnaͤckigkeit/ ſo allerdings verwerfflich und zweiffentlich zu halten und zu achten iſt. Endlich geſtehet auch mehr beſagter Seidenbecher/ daß ſein ſo feſt eingebildeter wahn de Millenario, welcher dem 17. Art. der Augſpurgiſchen Confeſſion ſchnurſtracks zu wiederlaufft/ und ſeine gelei- ſtete pflicht nicht koͤnnen beyſammen ſtehen; Derentwegen denn bey ſolchen bezeigungen und wol erwogenen umſtaͤnden/ und im fall mehr beſagter Seidenbecher/ wie die Acta ge- ben/ daß ers bißhero gethan/ bey ſolcher obſti- nation auch nachmals bey eintziger letzten vor- forderung verharren wuͤrde; halten wir GOTTes wort/ dem Religions-eid/ und der in unſern kirchen uͤblichen Praxi gemaͤß/ daß er ſeines lehr-und predig-amts entſetzet/ auch damit er nicht ſeinen irrigen wahn weiter fortpflantzen/ und mehr aͤrgerniß ſtifften moͤ- ge/ mit einem coͤrperlichen eide/ oder zum we- nigſten einen an eides-ſtadt unterſchriebenen Revers vinculiret und dahin verbunden wer- de/ daß er mehrgedachtes ſein Dogma de Millenario und was dem anhaͤngig/ weder ſchrifftlich noch muͤndlich fortzupflantzen oder jemand beyzubringen/ und ihn damit zu ver- fuͤhren/ ſuchen wolle. fol. 294. fol. 295. Und weil auch ſo viel erhellen will/ daß allbe- reit dieſe ſach ziemlich bey andern erſchollen/ und zu befahren/ es moͤchten hin und wieder neueꝛ dinge begierige leute ferner davon ſeineꝛ gehabten meinung wegen forſchen und nach- richt begehren/ und alſo das aͤrgerniß weiter um ſich greiffen; So hielten wir unmaßgeb- lich fuͤr dienlich/ daß nicht allein zu Unterneu- brun/ ſondern auch andern umgelegnen orten von dem Herꝛn Superintendenten und Pfar- rern jedes orts eine erinnerung und bericht von der cantzel gethan/ der aber nach gelegenheit in die predigt eingeruͤckt/ und die zuhoͤrer fuͤr dergleichen neuerungen und irꝛthuͤmen ſich zu huͤten/ A. K. H. Vierter Theil. N n n n n 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1143>, abgerufen am 03.05.2024.