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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Vom zustand und beschreibung der Kirchen.
[Spaltenumbruch] unter gehen/ oder in der Päbste decretalien, durch
den geist Elias zum feuer der falschen Pabsts-
Propheten an GOtt sollen auffgeopffert werden.
Wer das Mysterium pietatis & impietatis nicht
durch GOttes Geist recht verstehet und einsiehet/
der kan kein rechtes buch und historien beschreiben/
weil er es nach dem äusserlichen namen/ und fal-
schen schein fasset/ und nicht wie es für GOtt ist/
da alles rechtgute unterm schein und namen des
bösen/ und alles böse und thierische menschen-bil-
der unter dem schein und namen des guten/ ja
selbst der teuffel und alle Antichristische Secten heut
für lauter Christus wollen gehalten/ und ange-
betet seyn. Wie denn alle welt das thier mit gros-
ser verwunderung angebetet/ und ihre thierische
bücher und historien für die besten will gehalten
haben. Apoc. 13. Wer nicht durch den rechten
übernatürlichen glauben/ den GOtt selbst in uns
anfangen und vollenden muß/ in und mit Chri-
sto zur gemeinschafft seiner Göttl. weißheit/ lichts
und rechts vereiniget/ und also mit Mose, Jerem.
und Christo ein GOtt der welt/ und Gottförmiger
Historicus zu erst selbst von GOtt gemacht ist/
wie kan der reden und schreiben/ wie es für GOtt
recht ist/ und wie kan der nach der Regel und
vorschrifft des Heil. worts GOttes/ Gottför-
mige Historien mit Lucas schreiben/ so lange er
selbst noch weltförmig/ blind und fleischlich ge-
sinnet ist/ oder mit falscher liebe verbildet und ein-
genommen ist/ da alle liebe ja offt auch die gute
liebe den menschen verblendet/ daß er für grosser
liebe an denen/ die er unwürdig liebet/ nicht sehen
kan/ was recht oder unrecht/ zu loben oder zu straf-
fen ist/ daher die gantze welt heut am meisten durch
eigen-liebe/ und liebes-urtheil oder gedancken
verführet wird. Welche nicht/ als durch einen
Göttlichen haß und feindschafft/ wieder alles/ was
ma unordentlich und wieder Christu liebet/ kan zu
recht gebracht werde/ nach Genes. 3. Luc. 14. Da-
her es auch von allen büchern und historien schrei-
bern heisset: Wehe dene/ welche die welt liebet und
lobet. Was unter den menschen hoch geachtet/ das
ist für GOtt ein greuel; Luc. 6. 16. denn GOttes
wege und gedancken sind nicht wie des menschen/
sondern ihnen gantz zu wieder/ wie der geist dem
fleisch entgegen stehet. Solten wir so heut aller
dinge und kirchen historien beschreiben/ wie sie
heut im innern grunde für GOtt stehen und an-
geschen seyen/ und ihnen darbey offenbahren/ was
GOtt zu ihrem wesen saget und für gerichte sen-
den wird/ so würde es uns nicht besser als den
Propheten und Aposteln gehen/ und würden
bald zum Ende geschrieben haben mit Stephanus
und Jeremias. Da doch ein jeder Historien-
schreiber wie ein GOTT und Richter der welt/
ohne eigen-liebe/ gunst und furcht/ alles wie es
für GOTT ist/ nach dem Göttlichen glau-
bens-lichte/ recht und warheit/ einsehen/ urthei-
len/ richten/ und beschreiben muß/ wofern er
nicht wie ein falscher zeuge und richter der Chri-
stenheit erkannt und noch vielmehr von den
nachkommen wil gehalten seyn; wenn ich auch
alles was von der liebe so hoch und tieff/ wie
Moses/ kan geschrieben werde/ auß allen büchern
sammlen/ und den heutigen mit eigen-weißheit
und liebe angefülleten alten schläuchen hinein
schütten wolte/ würde der riß nur desto ärger.
Nosse verum & hominum differentias, & unum
quodque suo posse insignire nomine, uti scri-
ptura docet, est signatura Theodidacti, sapientis
[Spaltenumbruch] & Historici.
Wie man von einer Comoedie und
derselben gantz entgege lauffenden Tragoedie nicht
recht urtheilen kan/ ehe man selbst darinn mit
gespielet/ oder alles vom anfang biß zum Ende
recht eingesehen hat/ wie GOTT unter so
vielerley larven verborgen/ der grossen | welt
Tragoedie und die verdeckte kirchen-Comoedie
bißher so wunderbahr und gantz verkehrt/ wie-
der aller welt und menschen sinne/ hoch und
tieff angefangen/ und noch viel tieffer und höher
endigen will/ wie mit Cain und Abel, Ismael,
und Isaac, Esau und Jacob, Joseph und sei-
nen feinden/ den Phariseern und Christo/ den
Papisten und Luthero &c. So kan keiner davon
recht nach GOttes sinn und wort reden und
schreiben/ als der von GOTT darzu erleuchtet/
gelehret und tüchtig gemachet ist; und der ohne
ansehung der Personen/ das für GOTT
hochheilig/ recht/ edel/ weise/ wiedergebohren/
und zu beschreiben würdig ist auch von dem är-
mesten Lazaro und geringsten gliedern/ zeugen
und brüdern Christi auß dem koht und dreck
dieser welt hervor ziehet/ und in den stand/ grad
und segen erhöhet/ darein es von GOTT ge-
setzet ist/ und hingegen alles das/ was für der welt
hoch/ reich/ weise/ gelehrt/ mächtig/ fromm/
hend/ ansehentlich und herrlich geachtet/ geliebet
und gelobet wird/ mit dem reichen mann/ Saul, Pha-
rao Pilatus,
und den Phariscern herunter setzet/
ja offt biß urhöll[e]n ernidri[get][dah]in es mit den
Apocalyptischen thieren [gehöret] [w]as der men-
schen thierische bilder bißher für Christi bilde/
geist/ creutz/ wort und kirche anberet/ ehret und
verehret. Deus in minimis maximus est & agno-
sci vult,
daher wie Christus selbst alle welt dar-
nach theilet/ unterscheidet und beschreibet/ seg-
net oder verfluchet/ nachdem sie sich seiner in sei-
nen geringsten brüdern und gliedern mit Christ-
licher liebes-gemeinschafft angenommen haben
oder nicht; so muß auch ein recht Christlicher
Historicus alles nach der art und regel des worts
GOttes einsehen und beschreiben/ wie GOtt
durchauß in seinem wort uns dann vorgehet/ da
hernach die meiste Historici davon abgefallen/
und GOtt dann am meisten entgegen wandeln/
eben wie sie auff Academien von ihren Theologis
belehret und angeführet sind. Memoria justi ex-
tollatur, ut mancat in benedictione, ubi e
contra memoria impiis a terra deleatur,
wie der
Comineus und Mirandula den Savanorolam ver-
theidiget/ und dessen verfolger mit einer schwartzen
kohle gezeichnet haben/ darinn Thuanus vielen
andern vorgegangen/ und samt dem Aventino
am nechsten zum ziel treffen; wie denn alle Historici
nach den 7. Graden des guten/ bessern/ bestens und
des bösen ärgern/ und allerärgste/ wie auch des mitt-
lernstandes am allerfüglichsten könten abgetheilet
und unterschieden werden/ nach dem sie entweder
von Gott gelehret/ oder auch auß natürliche licht/
gaben und auffrichtigkeit/ ohne eigen-gesuch oder
menschen-gunst und furcht/ die Göttl. kirchen-hi-
storien oder Göttl. macro- und microcosmische
welt-historien beschrieben haben; und also müsten
alle zeugen der warheit/ wie hoch und tieff sie auch
von der welt gehasset/ denigriret und verfolget sind/
biß auff diese stunde continuiret und ans licht ge-
stellet werden/ und ihre feinde und verfolger alle/
wären sie auch noch so hoch/ mächtig/ groß/ weise
und gelehrt/ wie die Phariseer und schrifftgelehr-
ten/ Pilatus und Herodes in Credo angemercket

und
F f f f f 3

Vom zuſtand und beſchreibung der Kirchen.
[Spaltenumbruch] unter gehen/ oder in der Paͤbſte decretalien, durch
den geiſt Elias zum feuer der falſchen Pabſts-
Propheten an GOtt ſollen auffgeopffert werden.
Wer das Myſterium pietatis & impietatis nicht
durch GOttes Geiſt recht verſtehet und einſiehet/
der kan kein rechtes buch und hiſtorien beſchreiben/
weil er es nach dem aͤuſſerlichen namen/ und fal-
ſchen ſchein faſſet/ und nicht wie es fuͤr GOtt iſt/
da alles rechtgute unterm ſchein und namen des
boͤſen/ und alles boͤſe und thieriſche menſchen-bil-
der unter dem ſchein und namen des guten/ ja
ſelbſt der teuffel uñ alle Antichriſtiſche Secten heut
fuͤr lauter Chriſtus wollen gehalten/ und ange-
betet ſeyn. Wie denn alle welt das thier mit groſ-
ſer verwunderung angebetet/ und ihre thieriſche
buͤcher und hiſtorien fuͤr die beſten will gehalten
haben. Apoc. 13. Wer nicht durch den rechten
uͤbernatuͤrlichen glauben/ den GOtt ſelbſt in uns
anfangen und vollenden muß/ in und mit Chri-
ſto zur gemeinſchafft ſeiner Goͤttl. weißheit/ lichts
und rechts vereiniget/ und alſo mit Moſe, Jerem.
und Chriſto ein GOtt der welt/ und Gottfoͤrmiger
Hiſtoricus zu erſt ſelbſt von GOtt gemacht iſt/
wie kan der reden und ſchreiben/ wie es fuͤr GOtt
recht iſt/ und wie kan der nach der Regel und
vorſchrifft des Heil. worts GOttes/ Gottfoͤr-
mige Hiſtorien mit Lucas ſchreiben/ ſo lange er
ſelbſt noch weltfoͤrmig/ blind und fleiſchlich ge-
ſinnet iſt/ oder mit falſcher liebe verbildet und ein-
genommen iſt/ da alle liebe ja offt auch die gute
liebe den menſchen verblendet/ daß er fuͤr groſſer
liebe an denen/ die er unwuͤrdig liebet/ nicht ſehen
kan/ was recht oder unrecht/ zu loben oder zu ſtraf-
fen iſt/ daher die gantze welt heut am meiſten durch
eigen-liebe/ und liebes-urtheil oder gedancken
verfuͤhret wird. Welche nicht/ als durch einen
Goͤttlichen haß und feindſchafft/ wieder alles/ was
mā unordentlich und wieder Chriſtū liebet/ kan zu
recht gebracht werdē/ nach Geneſ. 3. Luc. 14. Da-
her es auch von allen buͤchern und hiſtorien ſchrei-
bern heiſſet: Wehe denē/ welche die welt liebet und
lobet. Was unter den menſchen hoch geachtet/ das
iſt fuͤr GOtt ein greuel; Luc. 6. 16. denn GOttes
wege und gedancken ſind nicht wie des menſchen/
ſondern ihnen gantz zu wieder/ wie der geiſt dem
fleiſch entgegen ſtehet. Solten wir ſo heut aller
dinge und kirchen hiſtorien beſchreiben/ wie ſie
heut im innern grunde fuͤr GOtt ſtehen und an-
geſchen ſeyen/ und ihnen darbey offenbahren/ was
GOtt zu ihrem weſen ſaget und fuͤr gerichte ſen-
den wird/ ſo wuͤrde es uns nicht beſſer als den
Propheten und Apoſteln gehen/ und wuͤrden
bald zum Ende geſchrieben haben mit Stephanus
und Jeremias. Da doch ein jeder Hiſtorien-
ſchreiber wie ein GOTT und Richter der welt/
ohne eigen-liebe/ gunſt und furcht/ alles wie es
fuͤr GOTT iſt/ nach dem Goͤttlichen glau-
bens-lichte/ recht und warheit/ einſehen/ urthei-
len/ richten/ und beſchreiben muß/ wofern er
nicht wie ein falſcher zeuge und richter der Chri-
ſtenheit erkannt und noch vielmehr von den
nachkommen wil gehalten ſeyn; wenn ich auch
alles was von der liebe ſo hoch und tieff/ wie
Moſes/ kan geſchrieben werdē/ auß allen buͤchern
ſammlen/ und den heutigen mit eigen-weißheit
und liebe angefuͤlleten alten ſchlaͤuchen hinein
ſchuͤtten wolte/ wuͤrde der riß nur deſto aͤrger.
Noſſe verum & hominum differentias, & unum
quodque ſuo poſſe inſignire nomine, uti ſcri-
ptura docet, eſt ſignatura Theodidacti, ſapientis
[Spaltenumbruch] & Hiſtorici.
Wie man von einer Comœdie und
derſelben gantz entgegē lauffenden Tragœdie nicht
recht urtheilen kan/ ehe man ſelbſt darinn mit
geſpielet/ oder alles vom anfang biß zum Ende
recht eingeſehen hat/ wie GOTT unter ſo
vielerley larven verborgen/ der groſſen | welt
Tragœdie und die verdeckte kirchen-Comœdie
bißher ſo wunderbahr und gantz verkehrt/ wie-
der aller welt und menſchen ſinne/ hoch und
tieff angefangen/ und noch viel tieffer und hoͤher
endigen will/ wie mit Cain und Abel, Ismael,
und Iſaac, Eſau und Jacob, Joſeph und ſei-
nen feinden/ den Phariſeern und Chriſto/ den
Papiſten und Luthero &c. So kan keiner davon
recht nach GOttes ſinn und wort reden und
ſchreiben/ als der von GOTT darzu erleuchtet/
gelehret und tuͤchtig gemachet iſt; und der ohne
anſehung der Perſonen/ das fuͤr GOTT
hochheilig/ recht/ edel/ weiſe/ wiedergebohren/
und zu beſchreiben wuͤrdig iſt auch von dem aͤr-
meſten Lazaro und geringſten gliedern/ zeugen
und bruͤdern Chriſti auß dem koht und dreck
dieſer welt hervor ziehet/ und in den ſtand/ grad
und ſegen erhoͤhet/ darein es von GOTT ge-
ſetzet iſt/ und hingegen alles das/ was fuͤr der welt
hoch/ reich/ weiſe/ gelehrt/ maͤchtig/ fromm/
hend/ anſehentlich und herrlich geachtet/ geliebet
und gelobet wird/ mit dem reichen mañ/ Saul, Pha-
rao Pilatus,
und den Phariſcern herunter ſetzet/
ja offt biß urhoͤll[e]n ernidri[get][dah]in es mit den
Apocalyptiſchen thieren [gehoͤret] [w]as der men-
ſchen thieriſche bilder bißher fuͤr Chriſti bilde/
geiſt/ creutz/ wort und kirche anberet/ ehret und
verehret. Deus in minimis maximus eſt & agno-
ſci vult,
daher wie Chriſtus ſelbſt alle welt dar-
nach theilet/ unterſcheidet und beſchreibet/ ſeg-
net oder verfluchet/ nachdem ſie ſich ſeiner in ſei-
nen geringſten bruͤdern und gliedern mit Chriſt-
licher liebes-gemeinſchafft angenommen haben
oder nicht; ſo muß auch ein recht Chriſtlicher
Hiſtoricus alles nach der art und regel des worts
GOttes einſehen und beſchreiben/ wie GOtt
durchauß in ſeinem wort uns dann vorgehet/ da
hernach die meiſte Hiſtorici davon abgefallen/
und GOtt dann am meiſten entgegen wandeln/
eben wie ſie auff Academien von ihren Theologis
belehret und angefuͤhret ſind. Memoria juſti ex-
tollatur, ut mancat in benedictione, ubi ê
contra memoria impiis à terra deleatur,
wie der
Comineus und Mirandula den Savanorolam ver-
theidiget/ und deſſen verfolger mit einer ſchwartzen
kohle gezeichnet haben/ darinn Thuanus vielen
andern vorgegangen/ und ſamt dem Aventino
am nechſten zum ziel treffen; wie deñ alle Hiſtorici
nach den 7. Graden des guten/ beſſern/ beſtens uñ
des boͤſen aͤrgern/ uñ alleraͤrgſtē/ wie auch des mitt-
lernſtandes am allerfuͤglichſten koͤnten abgetheilet
und unterſchieden werden/ nach dem ſie entweder
von Gott gelehret/ oder auch auß natuͤrlichē licht/
gaben und auffrichtigkeit/ ohne eigen-geſuch oder
menſchen-gunſt und furcht/ die Goͤttl. kirchen-hi-
ſtorien oder Goͤttl. macro- und microcosmiſche
welt-hiſtorien beſchrieben haben; und alſo muͤſten
alle zeugen der warheit/ wie hoch und tieff ſie auch
von der welt gehaſſet/ denigriret uñ verfolget ſind/
biß auff dieſe ſtunde continuiret und ans licht ge-
ſtellet werden/ und ihre feinde und verfolger alle/
waͤren ſie auch noch ſo hoch/ maͤchtig/ groß/ weiſe
und gelehrt/ wie die Phariſeer und ſchrifftgelehr-
ten/ Pilatus und Herodes in Credo angemercket

und
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[781/1089] Vom zuſtand und beſchreibung der Kirchen. unter gehen/ oder in der Paͤbſte decretalien, durch den geiſt Elias zum feuer der falſchen Pabſts- Propheten an GOtt ſollen auffgeopffert werden. Wer das Myſterium pietatis & impietatis nicht durch GOttes Geiſt recht verſtehet und einſiehet/ der kan kein rechtes buch und hiſtorien beſchreiben/ weil er es nach dem aͤuſſerlichen namen/ und fal- ſchen ſchein faſſet/ und nicht wie es fuͤr GOtt iſt/ da alles rechtgute unterm ſchein und namen des boͤſen/ und alles boͤſe und thieriſche menſchen-bil- der unter dem ſchein und namen des guten/ ja ſelbſt der teuffel uñ alle Antichriſtiſche Secten heut fuͤr lauter Chriſtus wollen gehalten/ und ange- betet ſeyn. Wie denn alle welt das thier mit groſ- ſer verwunderung angebetet/ und ihre thieriſche buͤcher und hiſtorien fuͤr die beſten will gehalten haben. Apoc. 13. Wer nicht durch den rechten uͤbernatuͤrlichen glauben/ den GOtt ſelbſt in uns anfangen und vollenden muß/ in und mit Chri- ſto zur gemeinſchafft ſeiner Goͤttl. weißheit/ lichts und rechts vereiniget/ und alſo mit Moſe, Jerem. und Chriſto ein GOtt der welt/ und Gottfoͤrmiger Hiſtoricus zu erſt ſelbſt von GOtt gemacht iſt/ wie kan der reden und ſchreiben/ wie es fuͤr GOtt recht iſt/ und wie kan der nach der Regel und vorſchrifft des Heil. worts GOttes/ Gottfoͤr- mige Hiſtorien mit Lucas ſchreiben/ ſo lange er ſelbſt noch weltfoͤrmig/ blind und fleiſchlich ge- ſinnet iſt/ oder mit falſcher liebe verbildet und ein- genommen iſt/ da alle liebe ja offt auch die gute liebe den menſchen verblendet/ daß er fuͤr groſſer liebe an denen/ die er unwuͤrdig liebet/ nicht ſehen kan/ was recht oder unrecht/ zu loben oder zu ſtraf- fen iſt/ daher die gantze welt heut am meiſten durch eigen-liebe/ und liebes-urtheil oder gedancken verfuͤhret wird. Welche nicht/ als durch einen Goͤttlichen haß und feindſchafft/ wieder alles/ was mā unordentlich und wieder Chriſtū liebet/ kan zu recht gebracht werdē/ nach Geneſ. 3. Luc. 14. Da- her es auch von allen buͤchern und hiſtorien ſchrei- bern heiſſet: Wehe denē/ welche die welt liebet und lobet. Was unter den menſchen hoch geachtet/ das iſt fuͤr GOtt ein greuel; Luc. 6. 16. denn GOttes wege und gedancken ſind nicht wie des menſchen/ ſondern ihnen gantz zu wieder/ wie der geiſt dem fleiſch entgegen ſtehet. Solten wir ſo heut aller dinge und kirchen hiſtorien beſchreiben/ wie ſie heut im innern grunde fuͤr GOtt ſtehen und an- geſchen ſeyen/ und ihnen darbey offenbahren/ was GOtt zu ihrem weſen ſaget und fuͤr gerichte ſen- den wird/ ſo wuͤrde es uns nicht beſſer als den Propheten und Apoſteln gehen/ und wuͤrden bald zum Ende geſchrieben haben mit Stephanus und Jeremias. Da doch ein jeder Hiſtorien- ſchreiber wie ein GOTT und Richter der welt/ ohne eigen-liebe/ gunſt und furcht/ alles wie es fuͤr GOTT iſt/ nach dem Goͤttlichen glau- bens-lichte/ recht und warheit/ einſehen/ urthei- len/ richten/ und beſchreiben muß/ wofern er nicht wie ein falſcher zeuge und richter der Chri- ſtenheit erkannt und noch vielmehr von den nachkommen wil gehalten ſeyn; wenn ich auch alles was von der liebe ſo hoch und tieff/ wie Moſes/ kan geſchrieben werdē/ auß allen buͤchern ſammlen/ und den heutigen mit eigen-weißheit und liebe angefuͤlleten alten ſchlaͤuchen hinein ſchuͤtten wolte/ wuͤrde der riß nur deſto aͤrger. Noſſe verum & hominum differentias, & unum quodque ſuo poſſe inſignire nomine, uti ſcri- ptura docet, eſt ſignatura Theodidacti, ſapientis & Hiſtorici. Wie man von einer Comœdie und derſelben gantz entgegē lauffenden Tragœdie nicht recht urtheilen kan/ ehe man ſelbſt darinn mit geſpielet/ oder alles vom anfang biß zum Ende recht eingeſehen hat/ wie GOTT unter ſo vielerley larven verborgen/ der groſſen | welt Tragœdie und die verdeckte kirchen-Comœdie bißher ſo wunderbahr und gantz verkehrt/ wie- der aller welt und menſchen ſinne/ hoch und tieff angefangen/ und noch viel tieffer und hoͤher endigen will/ wie mit Cain und Abel, Ismael, und Iſaac, Eſau und Jacob, Joſeph und ſei- nen feinden/ den Phariſeern und Chriſto/ den Papiſten und Luthero &c. So kan keiner davon recht nach GOttes ſinn und wort reden und ſchreiben/ als der von GOTT darzu erleuchtet/ gelehret und tuͤchtig gemachet iſt; und der ohne anſehung der Perſonen/ das fuͤr GOTT hochheilig/ recht/ edel/ weiſe/ wiedergebohren/ und zu beſchreiben wuͤrdig iſt auch von dem aͤr- meſten Lazaro und geringſten gliedern/ zeugen und bruͤdern Chriſti auß dem koht und dreck dieſer welt hervor ziehet/ und in den ſtand/ grad und ſegen erhoͤhet/ darein es von GOTT ge- ſetzet iſt/ und hingegen alles das/ was fuͤr der welt hoch/ reich/ weiſe/ gelehrt/ maͤchtig/ fromm/ hend/ anſehentlich und herrlich geachtet/ geliebet und gelobet wird/ mit dem reichen mañ/ Saul, Pha- rao Pilatus, und den Phariſcern herunter ſetzet/ ja offt biß urhoͤllen ernidrigetdahin es mit den Apocalyptiſchen thieren gehoͤret was der men- ſchen thieriſche bilder bißher fuͤr Chriſti bilde/ geiſt/ creutz/ wort und kirche anberet/ ehret und verehret. Deus in minimis maximus eſt & agno- ſci vult, daher wie Chriſtus ſelbſt alle welt dar- nach theilet/ unterſcheidet und beſchreibet/ ſeg- net oder verfluchet/ nachdem ſie ſich ſeiner in ſei- nen geringſten bruͤdern und gliedern mit Chriſt- licher liebes-gemeinſchafft angenommen haben oder nicht; ſo muß auch ein recht Chriſtlicher Hiſtoricus alles nach der art und regel des worts GOttes einſehen und beſchreiben/ wie GOtt durchauß in ſeinem wort uns dann vorgehet/ da hernach die meiſte Hiſtorici davon abgefallen/ und GOtt dann am meiſten entgegen wandeln/ eben wie ſie auff Academien von ihren Theologis belehret und angefuͤhret ſind. Memoria juſti ex- tollatur, ut mancat in benedictione, ubi ê contra memoria impiis à terra deleatur, wie der Comineus und Mirandula den Savanorolam ver- theidiget/ und deſſen verfolger mit einer ſchwartzen kohle gezeichnet haben/ darinn Thuanus vielen andern vorgegangen/ und ſamt dem Aventino am nechſten zum ziel treffen; wie deñ alle Hiſtorici nach den 7. Graden des guten/ beſſern/ beſtens uñ des boͤſen aͤrgern/ uñ alleraͤrgſtē/ wie auch des mitt- lernſtandes am allerfuͤglichſten koͤnten abgetheilet und unterſchieden werden/ nach dem ſie entweder von Gott gelehret/ oder auch auß natuͤrlichē licht/ gaben und auffrichtigkeit/ ohne eigen-geſuch oder menſchen-gunſt und furcht/ die Goͤttl. kirchen-hi- ſtorien oder Goͤttl. macro- und microcosmiſche welt-hiſtorien beſchrieben haben; und alſo muͤſten alle zeugen der warheit/ wie hoch und tieff ſie auch von der welt gehaſſet/ denigriret uñ verfolget ſind/ biß auff dieſe ſtunde continuiret und ans licht ge- ſtellet werden/ und ihre feinde und verfolger alle/ waͤren ſie auch noch ſo hoch/ maͤchtig/ groß/ weiſe und gelehrt/ wie die Phariſeer und ſchrifftgelehr- ten/ Pilatus und Herodes in Credo angemercket und F f f f f 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1089>, abgerufen am 02.05.2024.