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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] abmahnen zu lassen/ und zu solchem ende den
Herrn Superintendenten/ Herrn D. Gottfried
Olearium; den Ober-Priester zu St. Ulrich/
Herrn D. Bertram; den Ober-Priester zu
St. Moritzen/ Herrn M. Schubarten/ erfor-
dern lassen/ dieselbige auch voritzo erschienen;
Als dancket der worthaltende Rathmeister/
Herr D. Friedrich Ernst Knorre denselben
freundlich/ daß sie von ihren Ampts-geschäff-
ten sich abmüßigen/ und E. E. Rath in seinen
angelegenheiten assistiren wollen/ es erkennet
hochermeldter Rath daraus ihre rühmliche
sorgfalt/ so sie für die geistlichen Gemeinen
allhier und eines jeden seel und seligkeit trü-
gen/ und wäre nun denenselben ihr weitläuff-
tiges anführen bekant/ in was irrigen Re-
ligions-gedancken Peter Moritz begriffen/
und wie er biß anhero wider das Göttliche
wort/ die Fürstliche Policey-und E. E. Raths
Kirchen-ordnung sich des Beichtstuhls und
heiligen Nachtmahls über ein jahr geäussert/
und was er sonst vor irrige principia im glau-
ben hätte/ so Herr M. Schubart extrahirt/ und
bey den Acten befindlich wären/ dahero nöthig/
daß er im Christl. glauben ferner angewiesen
würde/ damit das malum nicht weiter einreis-
se/ es hat nun E. E. Rath das feste vertrauen
in sie gesetzt/ sie würden ihm hierin beysprin-
gen/ und wie die sache am füglichsten zu tracti-
ren ihre sentiment eröffnen. Es geben zwar so
wohl die H. die Schrifft als die Kirchen-ord-
nung und Casuisten klare masse/ daß solches
zuforderst mit sanfftmuth/ und nicht mit ful-
mini
ren anzufangen; fides seye ein bonum per-
svasibile,
und habe der Magistratus keine vim
coactivam
in Glaubens-sachen. Wenn aber
die nachmahlige anmahn-und verwarnung
derer Herren Geistlichen zuvor gegangen/ so
dann würde E. E. Rath sicher darbey thun/
was dem Magistratui publico obläge.

Herr Superintendens wünschte/ daß Peter
Moritz nicht in solchem irrthum steckte/ und
weilen die sache von einer wichtigkeit/ bäten
sie/ E. E. Rath wolte ihnen einen abtritt ver-
statten/ damit sie sich darüber berathen kön-
ten.

Nach genommenem abtritt eröffnete er seine
und der andern beyden Geistlichen gedancken
nachfolgender gestalt: Es erinnerte sich E. E.
Rath/ was allbereit vor jahren mit gedach-
tem Peter Moritzen vorgegangen/ und wie er
so wohl von ihm/ dem Herrn Superintenden-
ten und Herrn M. Schubarten in Glaubens-
sachen/ als den Herren Medicis in Chymicis
examini
ret/ und seine principia in beyden irrig
befunden/ und ihme von wohlermeldtem E. E.
Rath sich der singularitäten in Religions-sa-
chen zu enthalten/ so wohl auch der Chymie
und Curen an diesem orte gäntzlich zu äussern
anbefohlen wäre/ gestalt er solches stipulata
manu
dazumahl angelobet hätte; wie er aber
deme nachgekommen/ gebe die erfahrung/ in
deme er allerhand singularitäten/ so nicht we-
nig ärgernis geben/ an sich spüren liesse; neu-
lich/ wie er sein kind begraben/ habe er keine
kräntze auf dem sarge dulten wollen/ worvon
fol. Actor.--mit mehrerm; das geläute verach-
tete/ in jahr und tag seye er nicht zum heiligen
Abendmahl kommen; Und ob zwar sein
Beicht-Vater ihn durch seine frau und bru-
[Spaltenumbruch] der darzu etliche mahl anmahnen lassen/ ihn
auch auf seiner stuben vorgenommen/ und wie
solches alles nichts verfangen wollen/ ihn per
Custodem
zweymahl vor das Collegium Pa-
rochiale
zu St. Moritz fordern lassen/ seye er
doch nicht erschienen/ sondern habe schimpff-
liche reden geführet/ und alles in den wind
geschlagen/ letztlich seye er vor das gantze Mi-
nisterium
gefordert/ woselbst er sich nach Cy-
clopi
scher art bezeiget/ auch auf keine frage
recht antworten wollen/ inmassen die gehalte-
ne Registratur fol. Act.--mit mehrerm zeuget.
Als nun dieses alles nichts helffen wollen/ ha-
be ihn gedachter sein Beicht-vater auf öffent-
licher cantzel vermahnet/ was solches alles ge-
fruchtet/ seye am tage; Er hätte sein lebetage
viel unbesonnene schwärmerische leute für sich
gehabt/ aber dergleichen nicht. Jn deme nun
alle gradus vorgenommen/ sehen sie nichts
mehr übrig/ als daß ihme die stadt verboten
würde/ gestalt E. E. Rath vor dieser zeit bey
dergleichen exempel/ so er memoriret/ es so ge-
halten und angeordnet.

Herr M. Schubart müsse bekennen/ daß
dieser mensch biß dahero ihm viel betrübnis in
seinem ampte verursachet/ er habe nicht gnug/
daß er vor sich schwärme/ sondern verführe auch
noch andere; Es habe Barthel Heydemeyer/
der jüngere/ am vergangenen Sonntage/ wie
er/ Herr M. Schubart/ Peter Moritzens
schwärmerey auf der cantzel in etwas berüh-
ret/ in der kirchen öffentlich gesaget: M. Schu-
bart möchte sagen/ was er wolle/ Peter Mo-
ritz hätte doch recht/ solches hätte ihm des
Schultheisens Meister gesaget/ daß es Hanß
Pril/ der ältere/ gehöret.

Herr Rathmeister Knorr/ mit der emigrati-
on
könte man nicht also fortfahren/ er hielte
darfür/ man solte ihn vorjetzo nochmals vor-
nehmen auff |die irrige puncten/ und insonder-
heit/ warum er in so geraumer zeit nicht zum H.
Nachtmahl gekommen/ fragen/ und ihn fein
glimpfflich in den irrigen puncten unterweisen.

Peter Moritz/ nach dem er herein geruffen/
macht einen solchen eingang: Hier stehe ich
im namen der H. Dreyfaltigkeit/ GOtt zu ehren
und meinem nächsten zu nutz/ und will verneh-
men/ was man mit mir machen wolle.

Herr Rathmeister Knorr befragte ihn/ war-
um er so lange nicht zum H. Nachtmahl gewe-
sen? Ille: Thäte es nicht aus verachtung/ son-
dern hätte seine ursachen.

Jhm wird gesagt: Er solle solche ursachen
andeuten.

Ille: Habe sich an dem beichtpfennige geär-
gert/ hielte auch nicht nöthig/ daß man beich-
ten müsse; solches zu behaupten/ lieset er unter-
schiedene Loca aus Herrn Lutheri Postille vom
papier ab. Jhm wird dargegen von den Herren
Geistlichen remonstriret/ er müsse wol nicht
verstanden haben/ worvon Herr Lutherus rede/
er rede im angezogenen orte nicht von der pri-
vat
beichte/ sondern von der ohren-beichte im
Pabstthum/ er müsse auch einen unterscheid
machen unter denen schrifften des Herrn Luthe-
ri,
so er anfangs geschrieben/ wie er allererst aus
dem Pabstthum kommen/ und unter denen/
welche er nach der zeit geschrieben; in jenen steck-
ten zuweilen irrthümer/ so er nachhero in denen
letzten schrifften selbst verworffen.

Herr
A. K. H. Vierter Theil. U u u u

Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] abmahnen zu laſſen/ und zu ſolchem ende den
Herrn Superintendenten/ Herrn D. Gottfried
Olearium; den Ober-Prieſter zu St. Ulrich/
Herrn D. Bertram; den Ober-Prieſter zu
St. Moritzen/ Herrn M. Schubarten/ erfor-
dern laſſen/ dieſelbige auch voritzo erſchienen;
Als dancket der worthaltende Rathmeiſter/
Herr D. Friedrich Ernſt Knorre denſelben
freundlich/ daß ſie von ihren Ampts-geſchaͤff-
ten ſich abmuͤßigen/ und E. E. Rath in ſeinen
angelegenheiten asſiſtiren wollen/ es erkennet
hochermeldter Rath daraus ihre ruͤhmliche
ſorgfalt/ ſo ſie fuͤr die geiſtlichen Gemeinen
allhier und eines jeden ſeel und ſeligkeit truͤ-
gen/ und waͤre nun denenſelben ihr weitlaͤuff-
tiges anfuͤhren bekant/ in was irrigen Re-
ligions-gedancken Peter Moritz begriffen/
und wie er biß anhero wider das Goͤttliche
wort/ die Fuͤrſtliche Policey-und E. E. Raths
Kirchen-ordnung ſich des Beichtſtuhls und
heiligen Nachtmahls uͤber ein jahr geaͤuſſert/
und was er ſonſt vor irrige principia im glau-
ben haͤtte/ ſo Herr M. Schubart extrahirt/ und
bey den Acten befindlich waͤren/ dahero noͤthig/
daß er im Chriſtl. glauben ferner angewieſen
wuͤrde/ damit das malum nicht weiter einreiſ-
ſe/ es hat nun E. E. Rath das feſte vertrauen
in ſie geſetzt/ ſie wuͤrden ihm hierin beyſprin-
gen/ und wie die ſache am fuͤglichſten zu tracti-
ren ihre ſentiment eroͤffnen. Es geben zwar ſo
wohl die H. die Schrifft als die Kirchen-ord-
nung und Caſuiſten klare maſſe/ daß ſolches
zuforderſt mit ſanfftmuth/ und nicht mit ful-
mini
ren anzufangen; fides ſeye ein bonum per-
ſvaſibile,
und habe der Magiſtratus keine vim
coactivam
in Glaubens-ſachen. Wenn aber
die nachmahlige anmahn-und verwarnung
derer Herren Geiſtlichen zuvor gegangen/ ſo
dann wuͤrde E. E. Rath ſicher darbey thun/
was dem Magiſtratui publico oblaͤge.

Herr Superintendens wuͤnſchte/ daß Peter
Moritz nicht in ſolchem irrthum ſteckte/ und
weilen die ſache von einer wichtigkeit/ baͤten
ſie/ E. E. Rath wolte ihnen einen abtritt ver-
ſtatten/ damit ſie ſich daruͤber berathen koͤn-
ten.

Nach genommenem abtritt eroͤffnete er ſeine
und der andern beyden Geiſtlichen gedancken
nachfolgender geſtalt: Es erinnerte ſich E. E.
Rath/ was allbereit vor jahren mit gedach-
tem Peter Moritzen vorgegangen/ und wie er
ſo wohl von ihm/ dem Herrn Superintenden-
ten und Herrn M. Schubarten in Glaubens-
ſachen/ als den Herren Medicis in Chymicis
examini
ret/ und ſeine principia in beyden irrig
befunden/ und ihme von wohlermeldtem E. E.
Rath ſich der ſingularitaͤten in Religions-ſa-
chen zu enthalten/ ſo wohl auch der Chymie
und Curen an dieſem orte gaͤntzlich zu aͤuſſern
anbefohlen waͤre/ geſtalt er ſolches ſtipulata
manu
dazumahl angelobet haͤtte; wie er aber
deme nachgekommen/ gebe die erfahrung/ in
deme er allerhand ſingularitaͤten/ ſo nicht we-
nig aͤrgernis geben/ an ſich ſpuͤren lieſſe; neu-
lich/ wie er ſein kind begraben/ habe er keine
kraͤntze auf dem ſarge dulten wollen/ worvon
fol. Actor.--mit mehrerm; das gelaͤute verach-
tete/ in jahr und tag ſeye er nicht zum heiligen
Abendmahl kommen; Und ob zwar ſein
Beicht-Vater ihn durch ſeine frau und bru-
[Spaltenumbruch] der darzu etliche mahl anmahnen laſſen/ ihn
auch auf ſeiner ſtuben vorgenommen/ und wie
ſolches alles nichts verfangen wollen/ ihn per
Cuſtodem
zweymahl vor das Collegium Pa-
rochiale
zu St. Moritz fordern laſſen/ ſeye er
doch nicht erſchienen/ ſondern habe ſchimpff-
liche reden gefuͤhret/ und alles in den wind
geſchlagen/ letztlich ſeye er vor das gantze Mi-
niſterium
gefordert/ woſelbſt er ſich nach Cy-
clopi
ſcher art bezeiget/ auch auf keine frage
recht antworten wollen/ inmaſſen die gehalte-
ne Regiſtratur fol. Act.--mit mehrerm zeuget.
Als nun dieſes alles nichts helffen wollen/ ha-
be ihn gedachter ſein Beicht-vater auf oͤffent-
licher cantzel vermahnet/ was ſolches alles ge-
fruchtet/ ſeye am tage; Er haͤtte ſein lebetage
viel unbeſonnene ſchwaͤrmeriſche leute fuͤr ſich
gehabt/ aber dergleichen nicht. Jn deme nun
alle gradus vorgenommen/ ſehen ſie nichts
mehr uͤbrig/ als daß ihme die ſtadt verboten
wuͤrde/ geſtalt E. E. Rath vor dieſer zeit bey
dergleichen exempel/ ſo er memoriret/ es ſo ge-
halten und angeordnet.

Herr M. Schubart muͤſſe bekennen/ daß
dieſer menſch biß dahero ihm viel betruͤbnis in
ſeinem ampte verurſachet/ er habe nicht gnug/
daß er vor ſich ſchwaͤrme/ ſondern verfuͤhre auch
noch andere; Es habe Barthel Heydemeyer/
der juͤngere/ am vergangenen Sonntage/ wie
er/ Herr M. Schubart/ Peter Moritzens
ſchwaͤrmerey auf der cantzel in etwas beruͤh-
ret/ in der kirchen oͤffentlich geſaget: M. Schu-
bart moͤchte ſagen/ was er wolle/ Peter Mo-
ritz haͤtte doch recht/ ſolches haͤtte ihm des
Schultheiſens Meiſter geſaget/ daß es Hanß
Pril/ der aͤltere/ gehoͤret.

Herꝛ Rathmeiſter Knorr/ mit der emigrati-
on
koͤnte man nicht alſo fortfahren/ er hielte
darfuͤr/ man ſolte ihn vorjetzo nochmals vor-
nehmen auff |die irrige puncten/ und inſonder-
heit/ warum er in ſo geraumer zeit nicht zum H.
Nachtmahl gekommen/ fragen/ und ihn fein
glimpfflich in den irrigen puncten unterweiſen.

Peter Moritz/ nach dem er herein geruffen/
macht einen ſolchen eingang: Hier ſtehe ich
im namen der H. Dreyfaltigkeit/ GOtt zu ehren
und meinem naͤchſten zu nutz/ und will verneh-
men/ was man mit mir machen wolle.

Herꝛ Rathmeiſter Knorr befragte ihn/ war-
um er ſo lange nicht zum H. Nachtmahl gewe-
ſen? Ille: Thaͤte es nicht aus verachtung/ ſon-
dern haͤtte ſeine urſachen.

Jhm wird geſagt: Er ſolle ſolche urſachen
andeuten.

Ille: Habe ſich an dem beichtpfennige geaͤr-
gert/ hielte auch nicht noͤthig/ daß man beich-
ten muͤſſe; ſolches zu behaupten/ lieſet er unter-
ſchiedene Loca aus Herꝛn Lutheri Poſtille vom
papier ab. Jhm wird dargegen von den Herren
Geiſtlichen remonſtriret/ er muͤſſe wol nicht
verſtanden haben/ worvon Herꝛ Lutherus rede/
er rede im angezogenen orte nicht von der pri-
vat
beichte/ ſondern von der ohren-beichte im
Pabſtthum/ er muͤſſe auch einen unterſcheid
machen unter denen ſchrifften des Herꝛn Luthe-
ri,
ſo er anfangs geſchrieben/ wie er allererſt aus
dem Pabſtthum kommen/ und unter denen/
welche er nach der zeit geſchrieben; in jenen ſteck-
ten zuweilen irꝛthuͤmer/ ſo er nachhero in denen
letzten ſchrifften ſelbſt verworffen.

Herꝛ
A. K. H. Vierter Theil. U u u u
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[705/1013] Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. abmahnen zu laſſen/ und zu ſolchem ende den Herrn Superintendenten/ Herrn D. Gottfried Olearium; den Ober-Prieſter zu St. Ulrich/ Herrn D. Bertram; den Ober-Prieſter zu St. Moritzen/ Herrn M. Schubarten/ erfor- dern laſſen/ dieſelbige auch voritzo erſchienen; Als dancket der worthaltende Rathmeiſter/ Herr D. Friedrich Ernſt Knorre denſelben freundlich/ daß ſie von ihren Ampts-geſchaͤff- ten ſich abmuͤßigen/ und E. E. Rath in ſeinen angelegenheiten asſiſtiren wollen/ es erkennet hochermeldter Rath daraus ihre ruͤhmliche ſorgfalt/ ſo ſie fuͤr die geiſtlichen Gemeinen allhier und eines jeden ſeel und ſeligkeit truͤ- gen/ und waͤre nun denenſelben ihr weitlaͤuff- tiges anfuͤhren bekant/ in was irrigen Re- ligions-gedancken Peter Moritz begriffen/ und wie er biß anhero wider das Goͤttliche wort/ die Fuͤrſtliche Policey-und E. E. Raths Kirchen-ordnung ſich des Beichtſtuhls und heiligen Nachtmahls uͤber ein jahr geaͤuſſert/ und was er ſonſt vor irrige principia im glau- ben haͤtte/ ſo Herr M. Schubart extrahirt/ und bey den Acten befindlich waͤren/ dahero noͤthig/ daß er im Chriſtl. glauben ferner angewieſen wuͤrde/ damit das malum nicht weiter einreiſ- ſe/ es hat nun E. E. Rath das feſte vertrauen in ſie geſetzt/ ſie wuͤrden ihm hierin beyſprin- gen/ und wie die ſache am fuͤglichſten zu tracti- ren ihre ſentiment eroͤffnen. Es geben zwar ſo wohl die H. die Schrifft als die Kirchen-ord- nung und Caſuiſten klare maſſe/ daß ſolches zuforderſt mit ſanfftmuth/ und nicht mit ful- miniren anzufangen; fides ſeye ein bonum per- ſvaſibile, und habe der Magiſtratus keine vim coactivam in Glaubens-ſachen. Wenn aber die nachmahlige anmahn-und verwarnung derer Herren Geiſtlichen zuvor gegangen/ ſo dann wuͤrde E. E. Rath ſicher darbey thun/ was dem Magiſtratui publico oblaͤge. Herr Superintendens wuͤnſchte/ daß Peter Moritz nicht in ſolchem irrthum ſteckte/ und weilen die ſache von einer wichtigkeit/ baͤten ſie/ E. E. Rath wolte ihnen einen abtritt ver- ſtatten/ damit ſie ſich daruͤber berathen koͤn- ten. Nach genommenem abtritt eroͤffnete er ſeine und der andern beyden Geiſtlichen gedancken nachfolgender geſtalt: Es erinnerte ſich E. E. Rath/ was allbereit vor jahren mit gedach- tem Peter Moritzen vorgegangen/ und wie er ſo wohl von ihm/ dem Herrn Superintenden- ten und Herrn M. Schubarten in Glaubens- ſachen/ als den Herren Medicis in Chymicis examiniret/ und ſeine principia in beyden irrig befunden/ und ihme von wohlermeldtem E. E. Rath ſich der ſingularitaͤten in Religions-ſa- chen zu enthalten/ ſo wohl auch der Chymie und Curen an dieſem orte gaͤntzlich zu aͤuſſern anbefohlen waͤre/ geſtalt er ſolches ſtipulata manu dazumahl angelobet haͤtte; wie er aber deme nachgekommen/ gebe die erfahrung/ in deme er allerhand ſingularitaͤten/ ſo nicht we- nig aͤrgernis geben/ an ſich ſpuͤren lieſſe; neu- lich/ wie er ſein kind begraben/ habe er keine kraͤntze auf dem ſarge dulten wollen/ worvon fol. Actor.--mit mehrerm; das gelaͤute verach- tete/ in jahr und tag ſeye er nicht zum heiligen Abendmahl kommen; Und ob zwar ſein Beicht-Vater ihn durch ſeine frau und bru- der darzu etliche mahl anmahnen laſſen/ ihn auch auf ſeiner ſtuben vorgenommen/ und wie ſolches alles nichts verfangen wollen/ ihn per Cuſtodem zweymahl vor das Collegium Pa- rochiale zu St. Moritz fordern laſſen/ ſeye er doch nicht erſchienen/ ſondern habe ſchimpff- liche reden gefuͤhret/ und alles in den wind geſchlagen/ letztlich ſeye er vor das gantze Mi- niſterium gefordert/ woſelbſt er ſich nach Cy- clopiſcher art bezeiget/ auch auf keine frage recht antworten wollen/ inmaſſen die gehalte- ne Regiſtratur fol. Act.--mit mehrerm zeuget. Als nun dieſes alles nichts helffen wollen/ ha- be ihn gedachter ſein Beicht-vater auf oͤffent- licher cantzel vermahnet/ was ſolches alles ge- fruchtet/ ſeye am tage; Er haͤtte ſein lebetage viel unbeſonnene ſchwaͤrmeriſche leute fuͤr ſich gehabt/ aber dergleichen nicht. Jn deme nun alle gradus vorgenommen/ ſehen ſie nichts mehr uͤbrig/ als daß ihme die ſtadt verboten wuͤrde/ geſtalt E. E. Rath vor dieſer zeit bey dergleichen exempel/ ſo er memoriret/ es ſo ge- halten und angeordnet. Herr M. Schubart muͤſſe bekennen/ daß dieſer menſch biß dahero ihm viel betruͤbnis in ſeinem ampte verurſachet/ er habe nicht gnug/ daß er vor ſich ſchwaͤrme/ ſondern verfuͤhre auch noch andere; Es habe Barthel Heydemeyer/ der juͤngere/ am vergangenen Sonntage/ wie er/ Herr M. Schubart/ Peter Moritzens ſchwaͤrmerey auf der cantzel in etwas beruͤh- ret/ in der kirchen oͤffentlich geſaget: M. Schu- bart moͤchte ſagen/ was er wolle/ Peter Mo- ritz haͤtte doch recht/ ſolches haͤtte ihm des Schultheiſens Meiſter geſaget/ daß es Hanß Pril/ der aͤltere/ gehoͤret. Herꝛ Rathmeiſter Knorr/ mit der emigrati- on koͤnte man nicht alſo fortfahren/ er hielte darfuͤr/ man ſolte ihn vorjetzo nochmals vor- nehmen auff |die irrige puncten/ und inſonder- heit/ warum er in ſo geraumer zeit nicht zum H. Nachtmahl gekommen/ fragen/ und ihn fein glimpfflich in den irrigen puncten unterweiſen. Peter Moritz/ nach dem er herein geruffen/ macht einen ſolchen eingang: Hier ſtehe ich im namen der H. Dreyfaltigkeit/ GOtt zu ehren und meinem naͤchſten zu nutz/ und will verneh- men/ was man mit mir machen wolle. Herꝛ Rathmeiſter Knorr befragte ihn/ war- um er ſo lange nicht zum H. Nachtmahl gewe- ſen? Ille: Thaͤte es nicht aus verachtung/ ſon- dern haͤtte ſeine urſachen. Jhm wird geſagt: Er ſolle ſolche urſachen andeuten. Ille: Habe ſich an dem beichtpfennige geaͤr- gert/ hielte auch nicht noͤthig/ daß man beich- ten muͤſſe; ſolches zu behaupten/ lieſet er unter- ſchiedene Loca aus Herꝛn Lutheri Poſtille vom papier ab. Jhm wird dargegen von den Herren Geiſtlichen remonſtriret/ er muͤſſe wol nicht verſtanden haben/ worvon Herꝛ Lutherus rede/ er rede im angezogenen orte nicht von der pri- vat beichte/ ſondern von der ohren-beichte im Pabſtthum/ er muͤſſe auch einen unterſcheid machen unter denen ſchrifften des Herꝛn Luthe- ri, ſo er anfangs geſchrieben/ wie er allererſt aus dem Pabſtthum kommen/ und unter denen/ welche er nach der zeit geſchrieben; in jenen ſteck- ten zuweilen irꝛthuͤmer/ ſo er nachhero in denen letzten ſchrifften ſelbſt verworffen. Herꝛ A. K. H. Vierter Theil. U u u u

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1013>, abgerufen am 02.05.2024.