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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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gen: Das ist so viel/ als: solche meinungen/ die als irrig vom teuf-
fel herkommen.
Er lese aber meine worte noch einmal/ wie ich sie um an-
derer willen wiederholen will: aus dem II. Theil der Kirchen-Historie p.
727. Da ich nach bekäntnüß meines überdrusses/ bey so vielen zerstreuun-
gen sage: Die liebe CHristi ruhet nicht/ biß sie uns gar in sich gezo-
gen/ und gleichsam verschlungen hat. Jn diese sencken wir uns
zusammen mit der gantzen verlornen und ausgearteten creaturin
hitziger innigster begierde des geistes hinein/ und wollen ausser
dieser ewiglich keine andere durch ihre krafft suchen und haben/
nach dem wir lange gnug unser selbst gewesen.

12. Hierinne wird deutlich gesagt/ die liebe CHristi ruhe nicht/
biß sie uns gar in sich gezogen/ und gleichsam verschlungen habe:
Man sencke sich dahinein mit innigster begierde des geistes/ und
wolle ewiglich keine andere haben u. s. f.
Dieses aber ist nichts an-
ders/ ja noch vielweniger/ als was die schrifft von dieser liebe CHristi sagt:
Zum Ex. Die liebe Christidringe einen liebhaber also/ daß er nie-
manden/ auch Christum selbst nicht nach dem fleisch kenne/ weil
in Christo nichts gelte als eine neue schöpffung oder creatur/ das
alte aber vergangen und alles neu worden sey.
2. Cor. V. 14. 17.
Item,
ein solcher lebe nicht mehr selbst/ sondern CHristus lebe in ihm/
Gal. II. 20. sein leib sey ein tempel GOttes/ und er sey nicht sein selbst/
weil das geheimnüß/ CHristus in uns/ nun in ihm offenbahret sey. Col.
I. 27. Gal. IV, 19. 2. Cor. XIII. 5. Rom. IIX. 10. 1. Joh. IV.
16. das le-
ben sey verborgen mit CHristo in GOtt. Col. IV. 3. Man sey im
geist erfüllet
/ Eph. V. 18. Der Göttlichen natur theilhafftig 2.
Pet. I. 4. u. s. f.

13. So sehe er nun/ wie fein er/ Hr. Cypriane, alle seine gedancken
nach der schrifft prüffe/ als er p. 38. rühmet! Er erkenne aus der schrifft/
was er Weigelianische/ und also (seiner meinung nach) irrige/ teuffeli-
sche meinungen geheissen/ und wen er gelästert habe! Er hat nicht mich noch
meine worte gescholten; sondern den sinn und klaren ausdruck des
Heiligen Geistes
darinne verworffen: Er hat diejenige unendliche Gott-
heit/ die ihn heget/ und darinne er lebet und ist/ gespottet/ und gelästert.
Seinem alten Adam hat vor dem gehorsam des jochs CHristi gegrauet
und besorgt: hielt er vor wahr/ daß die liebe CHristi einen dringe/ das
überflüßige studiren auff- und sein hertz CHristo zu ergeben/ so würde es um
zeitliche vortheile gethan seyn. Drum hat die vernunfft und schlange in
ihm zugefahren/ und alles beyzeiten verworffen. Dieses sageich nicht/ mich

weiß

gen: Das iſt ſo viel/ als: ſolche meinungen/ die als irrig vom teuf-
fel herkommen.
Er leſe aber meine worte noch einmal/ wie ich ſie um an-
derer willen wiederholen will: aus dem II. Theil der Kirchen-Hiſtorie p.
727. Da ich nach bekaͤntnuͤß meines uͤberdruſſes/ bey ſo vielen zerſtreuun-
gen ſage: Die liebe CHriſti ruhet nicht/ biß ſie uns gar in ſich gezo-
gen/ und gleichſam verſchlungen hat. Jn dieſe ſencken wir uns
zuſammen mit der gantzen verlornen und ausgearteten creaturin
hitziger innigſter begierde des geiſtes hinein/ und wollen auſſer
dieſer ewiglich keine andere durch ihre krafft ſuchen und haben/
nach dem wir lange gnug unſer ſelbſt geweſen.

12. Hierinne wird deutlich geſagt/ die liebe CHriſti ruhe nicht/
biß ſie uns gar in ſich gezogen/ und gleichſam verſchlungen habe:
Man ſencke ſich dahinein mit innigſter begierde des geiſtes/ und
wolle ewiglich keine andere haben u. ſ. f.
Dieſes aber iſt nichts an-
ders/ ja noch vielweniger/ als was die ſchrifft von dieſer liebe CHriſti ſagt:
Zum Ex. Die liebe Chriſtidringe einen liebhaber alſo/ daß er nie-
manden/ auch Chriſtum ſelbſt nicht nach dem fleiſch kenne/ weil
in Chriſto nichts gelte als eine neue ſchoͤpffung oder creatur/ das
alte aber vergangen und alles neu worden ſey.
2. Cor. V. 14. 17.
Item,
ein ſolcher lebe nicht mehr ſelbſt/ ſondern CHriſtus lebe in ihm/
Gal. II. 20. ſein leib ſey ein tempel GOttes/ und er ſey nicht ſein ſelbſt/
weil das geheimnuͤß/ CHriſtus in uns/ nun in ihm offenbahret ſey. Col.
I. 27. Gal. IV, 19. 2. Cor. XIII. 5. Rom. IIX. 10. 1. Joh. IV.
16. das le-
ben ſey verborgen mit CHriſto in GOtt. Col. IV. 3. Man ſey im
geiſt erfuͤllet
/ Eph. V. 18. Der Goͤttlichen natur theilhafftig 2.
Pet. I. 4. u. ſ. f.

13. So ſehe er nun/ wie fein er/ Hr. Cypriane, alle ſeine gedancken
nach der ſchrifft pruͤffe/ als er p. 38. ruͤhmet! Er erkenne aus der ſchrifft/
was er Weigelianiſche/ und alſo (ſeiner meinung nach) irrige/ teuffeli-
ſche meinungen geheiſſen/ und wen er gelaͤſtert habe! Er hat nicht mich noch
meine worte geſcholten; ſondern den ſinn und klaren ausdruck des
Heiligen Geiſtes
darinne verworffen: Er hat diejenige unendliche Gott-
heit/ die ihn heget/ und darinne er lebet und iſt/ geſpottet/ und gelaͤſtert.
Seinem alten Adam hat vor dem gehorſam des jochs CHriſti gegrauet
und beſorgt: hielt er vor wahr/ daß die liebe CHriſti einen dringe/ das
uͤberfluͤßige ſtudiren auff- und ſein hertz CHriſto zu ergeben/ ſo wuͤrde es um
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[47/0048] gen: Das iſt ſo viel/ als: ſolche meinungen/ die als irrig vom teuf- fel herkommen. Er leſe aber meine worte noch einmal/ wie ich ſie um an- derer willen wiederholen will: aus dem II. Theil der Kirchen-Hiſtorie p. 727. Da ich nach bekaͤntnuͤß meines uͤberdruſſes/ bey ſo vielen zerſtreuun- gen ſage: Die liebe CHriſti ruhet nicht/ biß ſie uns gar in ſich gezo- gen/ und gleichſam verſchlungen hat. Jn dieſe ſencken wir uns zuſammen mit der gantzen verlornen und ausgearteten creaturin hitziger innigſter begierde des geiſtes hinein/ und wollen auſſer dieſer ewiglich keine andere durch ihre krafft ſuchen und haben/ nach dem wir lange gnug unſer ſelbſt geweſen. 12. Hierinne wird deutlich geſagt/ die liebe CHriſti ruhe nicht/ biß ſie uns gar in ſich gezogen/ und gleichſam verſchlungen habe: Man ſencke ſich dahinein mit innigſter begierde des geiſtes/ und wolle ewiglich keine andere haben u. ſ. f. Dieſes aber iſt nichts an- ders/ ja noch vielweniger/ als was die ſchrifft von dieſer liebe CHriſti ſagt: Zum Ex. Die liebe Chriſtidringe einen liebhaber alſo/ daß er nie- manden/ auch Chriſtum ſelbſt nicht nach dem fleiſch kenne/ weil in Chriſto nichts gelte als eine neue ſchoͤpffung oder creatur/ das alte aber vergangen und alles neu worden ſey. 2. Cor. V. 14. 17. Item, ein ſolcher lebe nicht mehr ſelbſt/ ſondern CHriſtus lebe in ihm/ Gal. II. 20. ſein leib ſey ein tempel GOttes/ und er ſey nicht ſein ſelbſt/ weil das geheimnuͤß/ CHriſtus in uns/ nun in ihm offenbahret ſey. Col. I. 27. Gal. IV, 19. 2. Cor. XIII. 5. Rom. IIX. 10. 1. Joh. IV. 16. das le- ben ſey verborgen mit CHriſto in GOtt. Col. IV. 3. Man ſey im geiſt erfuͤllet/ Eph. V. 18. Der Goͤttlichen natur theilhafftig 2. Pet. I. 4. u. ſ. f. 13. So ſehe er nun/ wie fein er/ Hr. Cypriane, alle ſeine gedancken nach der ſchrifft pruͤffe/ als er p. 38. ruͤhmet! Er erkenne aus der ſchrifft/ was er Weigelianiſche/ und alſo (ſeiner meinung nach) irrige/ teuffeli- ſche meinungen geheiſſen/ und wen er gelaͤſtert habe! Er hat nicht mich noch meine worte geſcholten; ſondern den ſinn und klaren ausdruck des Heiligen Geiſtes darinne verworffen: Er hat diejenige unendliche Gott- heit/ die ihn heget/ und darinne er lebet und iſt/ geſpottet/ und gelaͤſtert. Seinem alten Adam hat vor dem gehorſam des jochs CHriſti gegrauet und beſorgt: hielt er vor wahr/ daß die liebe CHriſti einen dringe/ das uͤberfluͤßige ſtudiren auff- und ſein hertz CHriſto zu ergeben/ ſo wuͤrde es um zeitliche vortheile gethan ſeyn. Drum hat die vernunfft und ſchlange in ihm zugefahren/ und alles beyzeiten verworffen. Dieſes ſageich nicht/ mich weiß

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/48>, abgerufen am 16.04.2024.