ner Untreue, und glaube oft, ich versündige mich an was ich liebe, wenn ich nicht alles liebe. Es sind Dinge, (Naturen, Geister), die muß ich lieben weil sie mich nähren, wie die Pflanze vom Licht, vom Wasser, von Erde und Luft sich nährt. Alles was mich begeistert ist mir der Sonne Strahl.
Wenn die Sonne eine Blume durchglüht da fühlt man wohl daß sie die herablassende ist und daß die Blume von ihr mit heißer Leidenschaft zehrt. Wer wollte das nicht Liebe nennen, und ob die Sonne Ge¬ genliebe genießt wer weiß das? -- ja wer weiß ob die Blume ihr wieder giebt? -- Du weißt wohl, wenn die Sonne recht heiß brennt dann duftet keine Blume, aber Abends wenn sie scheidet, dann duften ihr alle Blumen nach, und Morgens wenn sie kommt dann duften ihr alle entgegen. -- Ob das bis zu ihr hinaufsteige? -- das frag ich mich, danach sehn ich mich. Und Du sagst wonach der Wunsch uns hinziehe das wird möglich und das glaub ich Dir; gewiß steigt der Blume Duft zur Sonne, sind ihre Strahlen nicht Gefühlfäden? -- kann mich was Lebendes berühren ohne daß ichs wieder be¬ rühre? -- sind ihre Strahlen nicht Saugrüssel, mit denen sie aus den Blüthenkelchen den Duft saugt? -- Und der Dichter, der sich durch seiner Begeistrung Strah¬
ner Untreue, und glaube oft, ich verſündige mich an was ich liebe, wenn ich nicht alles liebe. Es ſind Dinge, (Naturen, Geiſter), die muß ich lieben weil ſie mich nähren, wie die Pflanze vom Licht, vom Waſſer, von Erde und Luft ſich nährt. Alles was mich begeiſtert iſt mir der Sonne Strahl.
Wenn die Sonne eine Blume durchglüht da fühlt man wohl daß ſie die herablaſſende iſt und daß die Blume von ihr mit heißer Leidenſchaft zehrt. Wer wollte das nicht Liebe nennen, und ob die Sonne Ge¬ genliebe genießt wer weiß das? — ja wer weiß ob die Blume ihr wieder giebt? — Du weißt wohl, wenn die Sonne recht heiß brennt dann duftet keine Blume, aber Abends wenn ſie ſcheidet, dann duften ihr alle Blumen nach, und Morgens wenn ſie kommt dann duften ihr alle entgegen. — Ob das bis zu ihr hinaufſteige? — das frag ich mich, danach ſehn ich mich. Und Du ſagſt wonach der Wunſch uns hinziehe das wird möglich und das glaub ich Dir; gewiß ſteigt der Blume Duft zur Sonne, ſind ihre Strahlen nicht Gefühlfäden? — kann mich was Lebendes berühren ohne daß ichs wieder be¬ rühre? — ſind ihre Strahlen nicht Saugrüſſel, mit denen ſie aus den Blüthenkelchen den Duft ſaugt? — Und der Dichter, der ſich durch ſeiner Begeiſtrung Strah¬
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ner Untreue, und glaube oft, ich verſündige mich an was
ich liebe, wenn ich nicht alles liebe. Es ſind Dinge,
(Naturen, Geiſter), die muß ich lieben weil ſie mich
nähren, wie die Pflanze vom Licht, vom Waſſer, von
Erde und Luft ſich nährt. Alles was mich begeiſtert iſt
mir der Sonne Strahl.
Wenn die Sonne eine Blume durchglüht da fühlt
man wohl daß ſie die herablaſſende iſt und daß die
Blume von ihr mit heißer Leidenſchaft zehrt. Wer
wollte das nicht Liebe nennen, und ob die Sonne Ge¬
genliebe genießt wer weiß das? — ja wer weiß ob die
Blume ihr wieder giebt? — Du weißt wohl, wenn die
Sonne recht heiß brennt dann duftet keine Blume, aber
Abends wenn ſie ſcheidet, dann duften ihr alle Blumen
nach, und Morgens wenn ſie kommt dann duften ihr
alle entgegen. — Ob das bis zu ihr hinaufſteige? —
das frag ich mich, danach ſehn ich mich. Und Du ſagſt
wonach der Wunſch uns hinziehe das wird möglich und
das glaub ich Dir; gewiß ſteigt der Blume Duft zur
Sonne, ſind ihre Strahlen nicht Gefühlfäden? — kann
mich was Lebendes berühren ohne daß ichs wieder be¬
rühre? — ſind ihre Strahlen nicht Saugrüſſel, mit
denen ſie aus den Blüthenkelchen den Duft ſaugt? —
Und der Dichter, der ſich durch ſeiner Begeiſtrung Strah¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/198>, abgerufen am 22.11.2024.
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