es anders ist und muß drauf beharren, denn sonst ver¬ zehrt mich die Eifersucht. -- Und Du hast gesagt, "das Aufheben dessen, was eigentlich diese Harmonie aus¬ machte, müsse auch nothwendig diese Verbindung auf¬ heben." Das wird mir nicht geschehen. Du sagst, "das Geräusch der Welt, das Getreib der Geschäfte, die Gewohnheit, nur die Oberfläche zu berühren, die lassen dieses tiefste und feinste Seelenorgan nicht zur Ausbil¬ dung kommen." -- Was spricht mich denn an in dem Geliebten? -- fühl ich denn nicht das Große und Gewal¬ tige was viel höher ist als ich selber? -- ja was mir höher oft vorkommt als der Geliebte selbst; und ist es nicht dies, dem ich nachgeh? -- und erscheint dieses Gewaltige mir nicht auch ganz allein außer ihm? -- und ist das nicht die Erinnerung an ihn und zugleich auch noch jene höhere Erscheinung von der Du sagst daß sie sich durch die Harmonie mit ihr offenbare? -- und kann ich ihm untreu sein in dieser, wenn ich mich der hingebe? -- und ist es nicht immer dasselbe was Begeistrung zu erregen vermag? -- Ach nein! man kann in der Liebe nicht untreu sein, nur außer ihr. -- Ich fühls an der Heiterkeit die mich beflügelt daß in der Begeistrung keine Untreue ist. -- Ich weiß von kei¬
es anders iſt und muß drauf beharren, denn ſonſt ver¬ zehrt mich die Eiferſucht. — Und Du haſt geſagt, „das Aufheben deſſen, was eigentlich dieſe Harmonie aus¬ machte, müſſe auch nothwendig dieſe Verbindung auf¬ heben.“ Das wird mir nicht geſchehen. Du ſagſt, „das Geräuſch der Welt, das Getreib der Geſchäfte, die Gewohnheit, nur die Oberfläche zu berühren, die laſſen dieſes tiefſte und feinſte Seelenorgan nicht zur Ausbil¬ dung kommen.“ — Was ſpricht mich denn an in dem Geliebten? — fühl ich denn nicht das Große und Gewal¬ tige was viel höher iſt als ich ſelber? — ja was mir höher oft vorkommt als der Geliebte ſelbſt; und iſt es nicht dies, dem ich nachgeh? — und erſcheint dieſes Gewaltige mir nicht auch ganz allein außer ihm? — und iſt das nicht die Erinnerung an ihn und zugleich auch noch jene höhere Erſcheinung von der Du ſagſt daß ſie ſich durch die Harmonie mit ihr offenbare? — und kann ich ihm untreu ſein in dieſer, wenn ich mich der hingebe? — und iſt es nicht immer daſſelbe was Begeiſtrung zu erregen vermag? — Ach nein! man kann in der Liebe nicht untreu ſein, nur außer ihr. — Ich fühls an der Heiterkeit die mich beflügelt daß in der Begeiſtrung keine Untreue iſt. — Ich weiß von kei¬
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es anders iſt und muß drauf beharren, denn ſonſt ver¬
zehrt mich die Eiferſucht. — Und Du haſt geſagt, „das
Aufheben deſſen, was eigentlich dieſe Harmonie aus¬
machte, müſſe auch nothwendig dieſe Verbindung auf¬
heben.“ Das wird mir nicht geſchehen. Du ſagſt, „das
Geräuſch der Welt, das Getreib der Geſchäfte, die
Gewohnheit, nur die Oberfläche zu berühren, die laſſen
dieſes tiefſte und feinſte Seelenorgan nicht zur Ausbil¬
dung kommen.“ — Was ſpricht mich denn an in dem
Geliebten? — fühl ich denn nicht das Große und Gewal¬
tige was viel höher iſt als ich ſelber? — ja was mir
höher oft vorkommt als der Geliebte ſelbſt; und iſt
es nicht dies, dem ich nachgeh? — und erſcheint dieſes
Gewaltige mir nicht auch ganz allein außer ihm? —
und iſt das nicht die Erinnerung an ihn und zugleich
auch noch jene höhere Erſcheinung von der Du ſagſt
daß ſie ſich durch die Harmonie mit ihr offenbare? —
und kann ich ihm untreu ſein in dieſer, wenn ich mich
der hingebe? — und iſt es nicht immer daſſelbe was
Begeiſtrung zu erregen vermag? — Ach nein! man
kann in der Liebe nicht untreu ſein, nur außer ihr. —
Ich fühls an der Heiterkeit die mich beflügelt daß in
der Begeiſtrung keine Untreue iſt. — Ich weiß von kei¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/197>, abgerufen am 22.11.2024.
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