danach, wie ein eingesperrtes Kind nach dem Spiel in freier Luft, aus grüner Wiese im Sonnenschein; ja es schmerzt mich tief, daß ich nicht kann wie ich will und daß alle Sprache mit der ich mein Sinnen festzuhalten versuche nur wie dürres Holz in der Gluth meines Herzens zusammenbrennt; wie oft hatte ich Momente deren feierliche Mahnung mich auf et¬ was Ernstes Tiefes vorbereiteten, die Poesie schien mir dann ein reifer Schmetterling der mit dem lei¬ sesten Regen die leichte Hülle sprengte und auf in die Lüfte steigend in den mannigfaltigsten Blüthen meiner Seele schwelgend. Dann fühlt ich wie ein gött¬ lich Unsichtbares dem ich geboren, ich war stolz und wenn die Natur rings mich mit feurigem Blick an glühte, dann war ich spröde und verschlossen gegen die Feuerkraft, und doch hätt ich mein Herz darge¬ reicht dem ersten kühnen Augenblick der mir die Sprache gelöst hätt, in der meine Lieder geflossen wären. Doch all dies Leben, dies innere Beben und Aufrauschen ging vorüber ohne etwas festzuhalten oder zu erzeugen, und wird vielleicht noch tausendfach in mir erscheinen -- und keine Spuren zurücklassen."
Das hab ich Dir abgeschrieben aus meinem Brief an ihn, weils etwas Erlebtes ist, was sich mit un¬
danach, wie ein eingeſperrtes Kind nach dem Spiel in freier Luft, aus grüner Wieſe im Sonnenſchein; ja es ſchmerzt mich tief, daß ich nicht kann wie ich will und daß alle Sprache mit der ich mein Sinnen feſtzuhalten verſuche nur wie dürres Holz in der Gluth meines Herzens zuſammenbrennt; wie oft hatte ich Momente deren feierliche Mahnung mich auf et¬ was Ernſtes Tiefes vorbereiteten, die Poeſie ſchien mir dann ein reifer Schmetterling der mit dem lei¬ ſeſten Regen die leichte Hülle ſprengte und auf in die Lüfte ſteigend in den mannigfaltigſten Blüthen meiner Seele ſchwelgend. Dann fühlt ich wie ein gött¬ lich Unſichtbares dem ich geboren, ich war ſtolz und wenn die Natur rings mich mit feurigem Blick an glühte, dann war ich ſpröde und verſchloſſen gegen die Feuerkraft, und doch hätt ich mein Herz darge¬ reicht dem erſten kühnen Augenblick der mir die Sprache gelöſt hätt, in der meine Lieder gefloſſen wären. Doch all dies Leben, dies innere Beben und Aufrauſchen ging vorüber ohne etwas feſtzuhalten oder zu erzeugen, und wird vielleicht noch tauſendfach in mir erſcheinen — und keine Spuren zurücklaſſen.“
Das hab ich Dir abgeſchrieben aus meinem Brief an ihn, weils etwas Erlebtes iſt, was ſich mit un¬
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danach, wie ein eingeſperrtes Kind nach dem Spiel
in freier Luft, aus grüner Wieſe im Sonnenſchein; ja
es ſchmerzt mich tief, daß ich nicht kann wie ich
will und daß alle Sprache mit der ich mein Sinnen
feſtzuhalten verſuche nur wie dürres Holz in der
Gluth meines Herzens zuſammenbrennt; wie oft hatte
ich Momente deren feierliche Mahnung mich auf et¬
was Ernſtes Tiefes vorbereiteten, die Poeſie ſchien
mir dann ein reifer Schmetterling der mit dem lei¬
ſeſten Regen die leichte Hülle ſprengte und auf in
die Lüfte ſteigend in den mannigfaltigſten Blüthen
meiner Seele ſchwelgend. Dann fühlt ich wie ein gött¬
lich Unſichtbares dem ich geboren, ich war ſtolz und
wenn die Natur rings mich mit feurigem Blick an
glühte, dann war ich ſpröde und verſchloſſen gegen
die Feuerkraft, und doch hätt ich mein Herz darge¬
reicht dem erſten kühnen Augenblick der mir die Sprache
gelöſt hätt, in der meine Lieder gefloſſen wären. Doch
all dies Leben, dies innere Beben und Aufrauſchen ging
vorüber ohne etwas feſtzuhalten oder zu erzeugen,
und wird vielleicht noch tauſendfach in mir erſcheinen
— und keine Spuren zurücklaſſen.“
Das hab ich Dir abgeſchrieben aus meinem Brief
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/125>, abgerufen am 28.11.2024.
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