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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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Nathos blieb gestützt auf seinem Speere;
Schaurig pfiff der Nachtwind um ihn her
Aber bei des Morgens erstem Strahle,
Drang er vorwärts mit gezücktem Stahle,
Mit dem Führer eilt Darthula her.
Komm zum Zweikampf! ruft er, Fürst Temoras!
Für Selamas Mädchen! -- Caibar spricht:
Stolzer, du entflohst mir mit der Schönen,
Wähnst du, Caibar kämpft mit Usnoths Söhnen?
Nein, er kämpft mit Unberühmten nicht.
In des königlichen Nathos Augen
Glänzen Thränen; und er wendet sich
Zu den Brüdern, ihre Speere fliegen
Rache dürstend und gewiß zu siegen,
Erins Reihn verwirren schwankend sich.
Da ergrimmet Caibars finstre Seele,
Und er winket, tausend Speere fliehn,
Usnoths Söhne sinken wie drei Eichen,
Die zur Erde ihre Wipfel neigen,
Wenn des Nordens Stürme sie umziehn.
Gestern sah sie noch der Wandrer blühen
Ihre stolze Schönheit freute ihn,
Heute beugte sie der Sturm der Wüste,
Sie, die gestern noch die Sonne grüßte.
Sprachlos starret Collas Tochter hin.
Höh¬
Nathos blieb geſtützt auf ſeinem Speere;
Schaurig pfiff der Nachtwind um ihn her
Aber bei des Morgens erſtem Strahle,
Drang er vorwärts mit gezücktem Stahle,
Mit dem Führer eilt Darthula her.
Komm zum Zweikampf! ruft er, Fürſt Temoras!
Für Selamas Mädchen! — Caibar ſpricht:
Stolzer, du entflohſt mir mit der Schönen,
Wähnſt du, Caibar kämpft mit Usnoths Söhnen?
Nein, er kämpft mit Unberühmten nicht.
In des königlichen Nathos Augen
Glänzen Thränen; und er wendet ſich
Zu den Brüdern, ihre Speere fliegen
Rache dürſtend und gewiß zu ſiegen,
Erins Reihn verwirren ſchwankend ſich.
Da ergrimmet Caibars finſtre Seele,
Und er winket, tauſend Speere fliehn,
Usnoths Söhne ſinken wie drei Eichen,
Die zur Erde ihre Wipfel neigen,
Wenn des Nordens Stürme ſie umziehn.
Geſtern ſah ſie noch der Wandrer blühen
Ihre ſtolze Schönheit freute ihn,
Heute beugte ſie der Sturm der Wüſte,
Sie, die geſtern noch die Sonne grüßte.
Sprachlos ſtarret Collas Tochter hin.
Höh¬
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[432/0448] Nathos blieb geſtützt auf ſeinem Speere; Schaurig pfiff der Nachtwind um ihn her Aber bei des Morgens erſtem Strahle, Drang er vorwärts mit gezücktem Stahle, Mit dem Führer eilt Darthula her. Komm zum Zweikampf! ruft er, Fürſt Temoras! Für Selamas Mädchen! — Caibar ſpricht: Stolzer, du entflohſt mir mit der Schönen, Wähnſt du, Caibar kämpft mit Usnoths Söhnen? Nein, er kämpft mit Unberühmten nicht. In des königlichen Nathos Augen Glänzen Thränen; und er wendet ſich Zu den Brüdern, ihre Speere fliegen Rache dürſtend und gewiß zu ſiegen, Erins Reihn verwirren ſchwankend ſich. Da ergrimmet Caibars finſtre Seele, Und er winket, tauſend Speere fliehn, Usnoths Söhne ſinken wie drei Eichen, Die zur Erde ihre Wipfel neigen, Wenn des Nordens Stürme ſie umziehn. Geſtern ſah ſie noch der Wandrer blühen Ihre ſtolze Schönheit freute ihn, Heute beugte ſie der Sturm der Wüſte, Sie, die geſtern noch die Sonne grüßte. Sprachlos ſtarret Collas Tochter hin. Höh¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/448>, abgerufen am 22.12.2024.